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5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.4 Beeinflussung des Säure-Basen-Haushaltes .1 pH-Werte im Kot

HARMS (2003) ermittelte für Bullen in mehreren Grundfutterbilanzen auf der Basis von Heu pH-Werte im Kot von 7,76 ± 0,13 und 8,27 ± 0,14 (zusätzlich Sojaextraktionsschrot) sowie 8,16 ± 0,27 (zusätzlich Sojaextraktionsschrot und Trockenschnitzel). Die in den hier durchgeführten Versuchen mit vermutlich rohfaserärmeren Rationen ermittelten Kot-pH-Werte waren wesentlich niedriger. In Bilanz I (18,6 Rfa, kein CaCl2) wurde der Kot mit den niedrigsten (6,35 ± 0,23), in der Anfütterungsphase V und Bilanz V (24 % Rfa, kein CaCl2) der Kot mit den höchsten pH-Werten (7,38 ± 0,15 bzw. 7,37 ± 0,16) abgesetzt, so dass kein linearer Zusammenhang zwischen Rohfasergehalt der Ration und Kot-pH-Wert zu erkennen ist, obwohl die höchste Rohfaserversorgung (Bilanz V) zur Produktion eines leicht alkalischen Kotes geführt hat. DIRKSEN (1990) betont, dass der Kot-pH-Wert bei mit Raufutter ernährten Wiederkäuern sich normalerweise im alkalischen Bereich bewegt. Ein tieferer Säuregrad der Fäces ruminierender Rinder tritt infolge einer erhöhten postilealen Fermentation auf, wenn vermehrt Stärke den Dickdarm erreicht, und deutet auf eine latente oder akute Pansen- oder Dickdarmacidose hin. Die intensive Fütterung von Mastbullen ist bekannt für die Gefahr derartiger Stoffwechselstörungen.

5.2.4.2 pH-Werte im Harn und NSBA Harn-pH-Wert

Der für Jungrinder von GRÜNDER (2002) als physiologisch bezeichnete Bereich in Bezug auf den pH-Wert im Harn (6,0 – 8,4) wurde in den hier durchgeführten Untersuchungen während der CaCl2-Bilanzen z. T. deutlich unterschritten. Der Harn mit den niedrigsten pH-Werten wurde dabei von Bulle A abgesetzt.

Die Zulage von Calciumchlorid zur Ration stellt eine mögliche Prophylaxemaßnahme in Bezug auf die Urolithiasis bei Wiederkäuern dar (s. Kapitel 2.6.2.3), da dieses „saure Salz“

u. a. eine Ansäuerung des Harnes bewirkt (WESTENHOFF 2000; RÖCKER 2006).

Die Ansäuerung durch Calciumchlorid wurde in verschiedenen Studien an Schafen nachgewiesen. BUSHMAN et al. (1967) beobachteten eine signifikante Reduktion des Harn-pH-Wertes von 8,24 (Kontrollgruppe) auf 7,85 (1,5%ige CaCl2-Zulage zur Ration), eine

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Zulage von 0,5 % CaCl2 zur Ration zeigte hingegen keinen Effekt. Die in den hier durchgeführten Untersuchungen eingesetzte CaCl2-Menge (75 g/Tier und Tag) entsprach 0,49 % (Bilanz III) und 0,53 % (Bilanz IV) der Ration bzw. 1,19 % (Bilanz III) und 1,18 % (Bilanz IV) der Futter-TS. Dabei handelte es sich um ein gekapseltes Calciumchlorid, das zu 80 % aus reinem Calciumchlorid besteht. Trotz der somit geringeren Dosierungen im Vergleich zu den Versuchen von BUSHMAN et al. (1967) wurde eine effektive Ansäuerung des Harnes bei den Mastbullen erzielt. Die in dem direkt unter den Tieren aufgefangenen Harn gemessenen pH-Werte während der CaCl2-Bilanzen (Mittelwert: 6,08 ± 0,62) liegen unterhalb des für Struvitsteine von FÖRSTER (1988) genannten pH-Optimums (> 7,1). Die von HICKING (1981) gewählte und in Bezug auf eine Urolithiasis-Prophylaxe erfolgreiche CaCl2-Dosierung (3 % Gewichtsanteile des Futters) ist demnach zwar effektiv, aber in dieser Höhe vermutlich nicht erforderlich.

Die in diesen Versuchen eingesetzte Menge Calciumchlorid (75 g) entsprach 1,07 Äquivalenten/Tier und Tag. Der pH-Wert im Harn wurde um durchschnittlich 2,2 pH-Einheiten (Messung in frischem, direkt unter den Tieren aufgefangenem Harn) gesenkt. ENGEL et al. (2004) erreichten durch eine tägliche Gabe von zwei Äquivalenten verschiedener Anionenergänzungen in den Pansen von Milchkühen (650 – 750 kg KM) eine Reduktion des Harn-pH-Wertes um 0,4 – 1,7 pH-Einheiten. Die Körpermasse der Mastbullen (350 kg) war etwa halb so groß wie die der Milchkühe, und eine entsprechend geringere Futteraufnahme ist anzunehmen, so dass die aufgenommene Äquivalentmenge – bezogen auf die Körpermasse bzw. die TS-Aufnahme – in einer vergleichbaren Größenordnung liegen dürfte.

Laut BEENING (1998) wird bei Jungrindern das endgültige Niveau der Ansäuerung nach Beginn der Fütterung einer anionenreichen Ration (gemessen am Harn-pH-Wert) binnen sechs Tagen erreicht, und der Effekt ist noch vier Tage nach dem Absetzen dieser Ration vorhanden. Die Mastbullen zeigten nach Absetzen der CaCl2-Zulage in der fünftägigen Anfütterungsphase zu Bilanz V ebenfalls noch niedrigere pH-Werte im Harn als in den ersten beiden CaCl2-freien Bilanzen, erreichten das ursprüngliche Niveau jedoch wieder zu Beginn der eigentlichen Bilanzphase V.

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BOEHNCKE und TIEWS (1971) stellten größere P-Mengen im Harn im Zusammenhang mit einem reduzierten Harn-pH-Wert (< 7,0) fest und deuteten dies als Ausdruck einer acidotischen Stoffwechsellage infolge überhöhter Kraftfutterzulagen (80 % der Gesamtration). Auch YANO und KAWASHIMA (1976), TERASHIMA und ITOH (1975), GODWIN und WILLIAMS (1982) sowie RICHTER et al. (1989) stellten einen niedrigeren pH-Wert im Harn nach Fütterung einer Konzentrat-Ration im Vergleich zu einer Raufutter-Ration fest. In den hier durchgeführten Untersuchungen sank der pH-Wert im Harn von Bilanz I zu Bilanz II, also parallel zur Reduktion des Rohfasergehaltes in der Ration ebenfalls, allerdings war diese Differenz nicht signifikant. Zudem waren die während der fünften Bilanz gemessenen pH-Werte trotz der Zulage von 3 kg Heu/Tier und Tag nicht höher als in der ersten Bilanz. Möglicherweise liegt dies in dem in den vorherigen Bilanzen erfolgten CaCl2 -Einsatz begründet. Im Unterschied zu den Untersuchungen von BOEHNCKE und TIEWS (1971) kamen keine überhöhten Kraftfutterzulagen zum Einsatz, sondern praxisübliche Mengen.

NSBA

Die NSBA dient als Maßstab für die Intensität einer acidotischen Belastung (LACHMANN et al. 1983). Die NSBA aller Bullen in Bilanz II (kein CaCl2-Einsatz) war positiv (46 – 283 mmol/l). In den Untersuchungen von FÜRLL et al. (1989) schwankte die NSBA von Jungmastbullen einer nicht mit Buttersäure behandelten Kontrollgruppe zwischen 0 mmol/l und 200 mmol/l. GRÜNDER (2002) bezeichnet den Bereich von 50 – 200 mmol/l als physiologisch für Jungrinder.

Die NAE (net acid excretion) von Milchkühen wurde durch die Verabreichung von zwei Äquivalenten Calciumchlorid in den Pansen signifikant um 80 – 200 mmol/l gesenkt (ENGEL et al. 2004). Einen ähnlichen Effekt auf die NSBA bewirkte hier die Zulage von 1,07 Äquivalenten Calciumchlorid zu der Ration von Mastbullen. Die Verschiebung in den negativen Bereich zeigt eine acidotische Belastung des Organismus an.

Auch nach konzentratreicher Fütterung soll die NSBA im Harn in der Tendenz niedriger sein als nach Raufutteraufnahme (RICHTER et al. 1989). Dies kann für die hier durchgeführten Untersuchungen nicht beurteilt werden, da die Auswirkungen des CaCl2-Einsatzes die möglichen Effekte einer variierenden Rohfaserversorgung überdecken und zudem nach der

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5.2.4.3 pH-Werte im Blut

Der physiologische pH-Wert im Blut von Wiederkäuern variiert zwischen 7,36 und 7,44 (GRÜNDER 2002). Die unmittelbar nach jeder Bilanz gemessenen pH-Werte im Blut der drei Mastbullen über- bzw. unterschreiten diesen Bereich teilweise. Dabei wurden das Minimum (7,247; Bulle A) im Anschluss an Bilanz III (14,8 % Rfa, 75 g CaCl2) und das Maximum (7,492; Bulle C) im Anschluss an Bilanz I (18,6 % Rfa, kein CaCl2) ermittelt. Die pH-Werte im Blut zeigten höhere Werte in den ersten beiden Bilanzen (ohne Calciumchlorid). Die allgemeine Ansäuerung des Organismus nach Einsatz anionensupplementierter Rationen zeigt sich neben einem Abfall der pH-Werte im Harn durch reduzierte pH-Werte im Blut (BEENING 1998; WESTENHOFF 2000). PRAECHTER et al. (2000) interpretierten signifikant niedrigere Blut-pH-Werte bei Schafen nach der Fütterung einer anionenreichen Ration (–169 meq/kg TS) in Verbindung mit ebenfalls niedrigeren Base-excess-Werten als Ausdruck einer partiell kompensierten metabolischen Acidose. Allerdings waren auch nach der fünften Bilanz (24 % Rfa, kein CaCl2) relativ geringe pH-Werte im Blut festzustellen.

Ein Einfluss des Rohfasergehaltes in der Ration auf den Blut-pH-Wert konnte in Übereinstimmung mit TERASHIMA und ITOH (1975) sowie TERASHIMA et al. (1975) nicht festgestellt werden. HARMON und BRITTON (1983) stellten infolge der Fütterung einer Ration mit 90%igem Konzentratanteil eine Reduktion des Blut-pH-Wertes bei Schafen fest und führen dies auf eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes zurück, die durch die hier eingesetzten Rationen (mindestens 14,8 % Rfa) vermutlich nicht ausgelöst wurde.

5.3 Schlussfolgerungen

5.3.1 Effekte des Rohfasergehaltes in der Ration bzw. einer CaCl2-Zulage

Durch Variation des Rohfasergehaltes in der Ration innerhalb eines praxisrelevanten Rahmens (14,8 – 24,0 % der TS) konnte keine signifikante Reduktion sowohl in Bezug auf die P-Konzentration im Harn als auch auf die absolute renale P-Ausscheidung erreicht werden. In diesen Untersuchungen an drei Mastbullen hatten tierindividuelle Unterschiede wesentlich mehr Bedeutung als die Rohfaserversorgung auf die genannten Parameter.

Durch den Einsatz von gecoatetem Calciumchlorid (75 g/Tier und Tag bzw. ca. 20 g/100 kg KM und Tag) wurde der Harn der drei Bullen effektiv angesäuert (pH 6,08 ± 0,62) und zudem

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