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Beeinflussung des Mengenelement-Stoffwechsels .1 Scheinbare Verdaulichkeit der Mengenelemente

5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.3 Beeinflussung des Mengenelement-Stoffwechsels .1 Scheinbare Verdaulichkeit der Mengenelemente

Phosphor

Die scheinbare P-Verdaulichkeit variierte zwischen 30,6 % und 57,1 % und lag damit im oberen Bereich des von TŘINÁCTÝ et al. (1999) ermittelten Rahmens für Mastbullen (21,8 – 55,1 %) und etwas unterhalb der vom Ausschuss für Bedarfsnormen der GfE (1995) angenommenen Verwertung für Phosphor (70 %), die allerdings eine unter der Bedingung suboptimaler Versorgung experimentell ermittelte Größe darstellt, die in diesen Versuchen nicht gegeben war und daher nicht zwischen unvermeidlicher und regulatorisch bedingter Ausscheidung unterschieden werden kann.

Die niedrigste scheinbare P-Verdaulichkeit (Mittelwert der drei Bullen: 39 %) wurde für die rohfaserreiche letzte Bilanz ermittelt. GODWIN und WILLIAMS (1982) stellten ebenfalls geringe scheinbare P-Verdaulichkeiten bei Schafen für Raufutter-Rationen fest, allerdings mit deutlich niedrigeren Werten (14 ± 5 %). Die Verdaulichkeit des Phosphors in einer kraftfutterreichen Ration (90 % Weizen) war ähnlich (47 ± 6 %) wie die in diesen Untersuchungen für die übrigen Bilanzen ermittelten Werte (44 – 46 %), obwohl der Kraftfuttereinsatz wesentlich geringer war. Eine ebenfalls auf Maissilage basierte Fütterung bei Schafen führte laut GUÉGUEN und DURAND (1976) zu sehr geringen Werten für die

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scheinbare P-Verdaulichkeit (12 ± 4 %).

Eine Reduktion der scheinbaren P-Verdaulichkeit, die einer Erhöhung des Ca-Gehaltes in der Ration zugeschrieben wird (GODWIN u. WILLIAMS 1982; SHIGA 1988), konnte im Zusammenhang mit der CaCl2-Zulage in den Bilanzen III und IV nicht beobachtet werden.

Durch Calciumphosphatbildung soll die P-Absorption gesenkt werden, die durch die scheinbare Verdaulichkeit nur eingeschränkt charakterisiert wird. Angaben zur wahren P-Verdaulichkeit können in dieser Untersuchung jedoch nicht gemacht werden.

Calcium

GUÉGUEN und DURAND (1976) ermittelten in ihren Untersuchungen an Schafen eine scheinbare Ca-Verdaulichkeit von 17 %. Die Mastbullen in diesen Untersuchungen zeigten hingegen etwa doppelt so hohe scheinbare Verdaulichkeiten für Calcium (26,0 – 43,1 %), die dem oberen Bereich der für Mastbullen von TŘINÁCTÝ et al. (1999) genannten Werte (1,1 – 45,9 %) entsprachen. Die Ca-Verwertung (bei suboptimaler Verwertung ermittelt) wird mit 50 % angegeben (GfE, Ausschuss für Bedarfsnormen, 1995).

Aus zahlreichen Untersuchungen an Rindern und Schafen geht hervor, dass die prozentuale Ca-Absorption bzw. die scheinbare Ca-Verdaulichkeit mit steigender Ca-Aufnahme über die Ration absinkt (BOEHNCKE u. SCHNEIDER 1978; GODWIN u. WILLIAMS 1982). Die scheinbare Ca-Verdaulichkeit war in den hier durchgeführten Untersuchungen infolge der CaCl2-Zulagen nur tendenziell vermindert. Im Gegensatz dazu stellte SHIGA (1988) infolge einer CaCO3-Zulage sogar erhöhte Werte für die scheinbare Ca-Verdaulichkeit fest.

Weitere Mengenelemente

Die ermittelte scheinbare Na-Verdaulichkeit variierte stark zwischen 41 % und 88 %. Da die Na-Ausscheidung mit dem Kot z. T. relativ hoch war und die renale Exkretion während der fünften Bilanz (24 % Rfa, kein CaCl2) sogar überstieg, obwohl Na-Überschüsse üblicherweise renal exkretiert werden, wurden diverse Nachuntersuchungen durchgeführt und mögliche Fehlerquellen überprüft. Die wiederholten Messungen bestätigen jedoch alle ermittelten Werte. Gegen eine unbemerkte Kontamination der Fäces mit Harn sprechen die realistischen scheinbaren K-Verdaulichkeiten (76 – 83 %). Die z. T. ungewöhnlich niedrigen Werte für die scheinbare Na-Verdaulichkeit beruhen auf hohen Na-Konzentrationen in der Kot-TS und bedürfen einer kritischen, distanzierten Einschätzung. Die vom Ausschuss für Bedarfsnormen

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der GfE (1995) angenommene Verwertung für Natrium beträgt 80 % und die für Magnesium 20 %, sie beinhalten einen erheblichen Sicherheitsspielraum. Die scheinbaren Mg-Verdaulichkeiten in diesen Versuchen übertrafen diese Werte (36 – 50 %).

Chlorid wurde zu 56 – 65 % in den ersten beiden Bilanzen (ohne CaCl2), zu 87 – 89 % in den CaCl2-Bilanzen und zu 75 % in Bilanz V scheinbar verdaut.

5.2.3.2 Fäkale und renale Mengenelementausscheidung Phosphor

Die renale P-Ausscheidung stellt bei Wiederkäuern den wichtigsten Risikofaktor für die Entstehung von Harnsteinen (Struvitsteinen) dar (YANO u. KAWASHIMA 1976; KIENZLE 1991). PACKETT und HAUSCHILD (1964) fanden Harnsteine bei Schafen, deren P-Konzentration im Harn größer war als 20 mg/100 ml. Die Fütterung klassischer Wiederkäuerrationen bedingt allerdings eine hauptsächlich fäkale P-Exkretion (BRAVO et al.

1998). Der Anteil der P-Ausscheidung mit dem Kot betrug in dieser Untersuchung 95 – 99 % der gesamten P-Ausscheidung für die Bullen B und C, Bulle A schied 68 – 88 % fäkal aus.

Bezogen auf die aufgenommene Futter-TS schieden die Bullen 2,0 – 2,5 g P/kg Futter-TS über den Kot aus. Die von KLOSCH et al. (1994) an Mastbullen ermittelten Werte (ca.

0,9 g P/kg Futter-TS) waren deutlich niedriger, allerdings erhielten die Tiere eine phosphorarme Ration (< 1,5 g P/kg TS), während die hier eingesetzten Rationen wesentlich höhere P-Gehalte aufwiesen (ca. 4 g P/kg TS). Bulle A zeigte stets die geringste P-Ausscheidung mit dem Kot, die durch eine erhöhte renale Exkretion kompensiert wurde.

In welchem Verhältnis sich die fäkal ausgeschiedene P-Menge aus unresorbiertem Futter-Phosphor und endogenem Futter-Phosphor zusammensetzt und welchen Ursprung der endogen sezernierte Phosphor hat, wurde nicht geprüft. Nach POTTHAST (1975) soll jedoch der Speichel den Hauptausscheidungsweg für endogenen Phosphor darstellen.

Die Höhe der fäkalen P-Exkretion wurde weder durch die Variation des Rohfasergehaltes in der Ration (im untersuchten Bereich von 14,8 – 24,0 % Rfa in der TS) noch durch den Einsatz von Calciumchlorid signifikant beeinflusst. REED et al. (1965) hingegen stellten nach Fütterung einer reinen Konzentrat-Ration eine deutlich geringere fäkale P-Ausscheidung im Vergleich zu raufutterreichen Rationen fest, und SHIGA (1988) erwähnt eine geringgradige Reduktion der fäkalen P-Ausscheidung infolge einer CaCO3-Zulage.

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Der von KIENZLE (1991) genannte Variationsbereich für die renale P-Konzentration von Rindern (4 – 100 mg/l bzw. 0,4 – 10 mg/dl) deutet eine relativ große Schwankungsbreite auf niedrigem Niveau an, wurde aber häufig und z. T. deutlich in den hier durchgeführten Untersuchungen, insbesondere von Bulle A, übertroffen (Variationsbreite:

1,08 – 82,99 mg/dl). Die Höhe der P-Ausscheidung über den Harn kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden (s. Kapitel 2.5.2.1). Die Auswertung verschiedener Untersuchungen an wachsenden, ruminierenden Schaflämmern anhand multipler Regressionsberechnungen ergab, dass 57 % der Variation des P-Gehaltes im Harn auf den P-Gehalt im Futter, 39 % auf das Ca/P-Verhältnis in der Ration und nur 4 % auf den Rohfasergehalt zurückgeführt werden können (KIENZLE 1991). Dennoch wurden in den hier durchgeführten Untersuchungen lediglich die Einflüsse eines variierenden Rohfasergehaltes und – im Zusammenhang mit einer Harnansäuerung – die Auswirkungen einer Ca-Zulage in Form von Calciumchlorid überprüft. Dabei wurden diese beiden Einflussgrößen im Gegensatz zu den Studien von TOPPS et al. (1966) und SCOTT (1972) unabhängig voneinander untersucht. Der P-Gehalt der Ration wurde nicht verändert, da gerade in der Bullenmast durch die üblicherweise eingesetzten Futtermittel von einer konstant hohen P-Aufnahme auszugehen und eine Reduktion unter Praxisbedingungen kaum durchführbar ist.

Die P-Konzentration im Harn scheint in Bezug auf eine Struvitsteingenese entscheidender zu sein als die absolute P-Exkretion (ELAM et al. 1959; HAY 1990). Die höchsten P-Konzentrationen traten bei allen Tieren während der ersten Bilanz (18,6 % Rfa, kein CaCl2) auf und waren in jeder Bilanz im Harn von Bulle A am höchsten. Reduzierte P-Konzentrationen im Harn wurden während der Bilanzen III und IV (CaCl2-Einsatz) sowie V (24 % Rfa) erreicht.

Die renale Ausscheidung einiger Mineralstoffe, so auch von Phosphor, unterliegt beim Rind einem circadianen Rhythmus mit Ausscheidungsmaxima um die Tagesmitte (SPIEKER 1989). Dies kann wie in Kapitel 2.4.2.1 ausgeführt einen Effekt auf die Harnsteingenese haben, wurde jedoch hier nicht näher untersucht, da der Harn jeweils über 24 Stunden gesammelt wurde.

Eine Erhöhung des Rohfasergehaltes in der Ration, z. B. durch Heuzulagen, ist eine weit verbreitete Empfehlung zur Prophylaxe der Urolithiasis (HAY 1990; BEHRENS et al. 2001).

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Durch eine geförderte Wiederkauaktivität soll eine forcierte Speichelproduktion zu einer Erhöhung der endogenen P-Sekretion und damit einer vermehrt fäkalen P-Ausscheidung beitragen (s. Kapitel 2.2.3). Im Gegensatz dazu sollen Kraftfutterrationen eine renale P-Exkretion fördern.

Die zum Einfluss des Rohfasergehaltes auf die renale P-Exkretion bei Rindern und Schafen durchgeführten Untersuchungen bestätigen überwiegend diese These (UDALL et al. 1958;

REED et al. 1965; TOPPS et al. 1966; BOEHNCKE u. TIEWS 1971; SCOTT 1972, 1974;

MUNAKATA et al. 1974a, b; TERASHIMA et al. 1975; YANO u. KAWASHIMA 1976;

GODWIN u. WILLIAMS 1982; SCOTT u. BUCHAN 1985; RICHTER et al. 1989). Dabei wurden häufig zwei extreme Varianten (Kraftfutter gegen Raufutter) miteinander verglichen.

So fütterte SCOTT (1972) einerseits eine Raufutter-Ration (53,2 % Gerstenstroh, 32 % Erdnussextraktionsschrot, 10,6 % Maisstärke), andererseits zwei reine Kraftfutter-Rationen (Bezeichnungen: „Soja-Diät“ (80 % Gerstenschrot, 18,0 % Sojaextraktionsschrot) und

„Fischmehl-Diät“ (86 % Gerstenschrot, 12 % Fischmehl)) an Schafe und Kälber. TOPPS et al. (1966) setzten Kraftfutter-Rationen auf Maisbasis ein, die zu 0 %, 10 %, 20 % und 30 % durch Luzerneheu (35 % Rohfaser) ersetzt wurden. Außerdem wurde in beiden genannten Untersuchungen durch die Raufutterzulage eine Erweiterung des Ca/P-Verhältnisses erreicht.

Auch in den Untersuchungen von UDALL et al. (1958) kam Luzerneheu als Raufutter zum Einsatz. Eine ähnliche Rationsgestaltung wie TOPPS et al. (1966), allerdings mit Gräser- statt Luzerneheu als Raufutter, nutzten REED et al. (1965) für ihre Versuche an Rindern, die z. T.

mehr Phosphor renal als mit dem Kot ausschieden. Das Verhältnis von Kraftfutter zu Heu in den von BOEHNCKE und TIEWS (1971) verwendeten Rationen lag zwischen 0:100 und 80:20. All diese Rationen wiesen aufgrund der beschriebenen Zusammensetzung vermutlich deutlich weiter auseinander liegende bzw. niedrigere Rohfasergehalte auf als die in den hier durchgeführten Untersuchungen an Mastbullen (14,8 – 24,0 % Rfa in der TS), die praxisrelevante Bedingungen der in Deutschland etablierten Bullenmast nachstellen sollten und in denen kein Einfluss des Rohfasergehaltes in der Ration auf die P-Ausscheidung über die Nieren festgestellt werden konnte. Für diese Erklärung spricht die Feststellung von BRAVO et al. (2003c), dass die renale P-Exkretion niedrig und nahezu konstant ist, wenn der Rohfasergehalt der Ration mehr als 100 g/kg beträgt. Dennoch können ihren Angaben nach 56 % der Variationen bezüglich der P-Ausscheidung in den 100 ausgewerteten Studien durch

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Unterschiede im Rohfasergehalt der Ration erklärt werden. Laut KIENZLE (1991) können nur 4 % der Variationen des P-Gehaltes im Harn auf den Rohfasergehalt im Futter zurückgeführt werden.

SCOTT et al. (1971) ersetzten 10 % einer Konzentrat-Ration durch Gerstenstroh und erreichten dadurch keine Veränderung der renalen P-Ausscheidung. Sie vermuten, dass diese Menge möglicherweise zu gering war und das Wiederkauen nicht ausreichend stimulierte. In zwei anderen Experimenten setzten sie deutlich verschiedene Rationen ein. Nach Fütterung reiner Konzentrat-Rationen schieden Kälber 27 % bzw. 45 % des aufgenommenen Phosphors renal aus, nach Aufnahme einer Raufutter-Ration nur 6 %.

Bei Fütterung einer Ration mit hohem Rohfasergehalt (Bilanz V: 24 % Rfa) schieden die Tiere B und C sogar mehr Phosphor mit dem Harn aus als in den anderen Bilanzen ohne Calciumchlorid (Bulle B: +22 %, Bulle C: +107 %, jeweils im Vergleich zum Durchschnitt der Werte aus den ersten beiden Bilanzen). Lediglich Tier A, das stets einen hohen Anteil des aufgenommenen Phosphors mit dem Harn abgab, zeigte infolge dieser hohen Rohfaserversorgung eine geringere renale P-Exkretion in Relation zu den anderen Bilanzen ohne CaCl2-Einsatz (–48 %), wobei die P-Konzentration im Harn (23,3 mg/dl) immer noch deutlich höher war als die der Bullen B (9,27 mg/dl) und C (8,10 mg/dl) und über dem von PACKETT und HAUSCHILD (1964) genannten Schwellenwert für die Harnsteinbildung (bei Schafen, 20 mg/dl Harn) lag.

Die Theorie, dass der durch „acidogene“ Kraftfutterrationen verursachte Säureüberschuss durch eine Bindung überschüssiger Protonen im Nierentubulus an sekundäres Phosphat (HPO4

2-) und Ausscheidung als primäres Phosphat (H2PO4

-) reguliert werden soll, ist inzwischen widerlegt. Rinder können sowohl basisches HPO4

als auch saures H2PO4

in gleichem Umfang über die Nieren ausscheiden (SCOTT 1972; BOEHNCKE 1975, BOEHNCKE u. SCHNEIDER 1978; BRAVO et al. 2003c). NEUMANN et al. (1979) fütterten eine Ration mit hohem Getreidekonzentratanteil – charakterisiert durch einen geringen Rohfaser- sowie hohen Ca- und P-Gehalt –, die eine Belastung des Säure-Basen-Haushaltes bewirken sollte, an Mastbullen und stellten eine zunächst starke, aber auch über Monate auf niedrigerem Niveau anhaltende Hyperphosphaturie (100 – 150 mg P/100 ml Harn) sowie subklinisch verlaufende interstitielle Nephritiden fest. Als Ursache der Nephritiden sehen sie den verstärkten Regelaufwand zur Abwehr der acidotischen Belastung

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sowie die massive Ca- und P-Elimination. Möglicherweise steht eine Schädigung der Nierentubuli wiederum im Zusammenhang mit einer erhöhten renalen P-Ausscheidung. Auch LACHMANN et al. (1983) stellten fest, dass sowohl klinische als auch subklinische Acidosen bei Mastbullen mit einer Hyperphosphaturie einhergehen und die Entstehung von Phosphatsteinen im Harn begünstigen.

Andere Erklärungsansätze für eine vermehrt renale P-Exkretion sind Unterschiede in der P-Zufuhr (KIENZLE 1991; MORSE et al. 1992; BLOCK et al. 2004), die hier nicht geprüft wurden, oder der Ca-Zufuhr (s. u.) sowie genetisch bedingte Variationen (s. Kapitel 5.2.3.5).

AHMED et al. (1989) beobachteten eine Interaktion zwischen Calcium und Phosphor und sehen einen scheinbar nützlichen, d. h. reduzierenden Effekt erhöhter Ca-Gehalte in Verbindung mit hohen P-Gehalten in der Ration auf die renale P-Exkretion, was von anderen Autoren bestätigt wird (RICKETTS et al. 1970; HARDISTY u. DILLMANN 1971;

GODWIN u. WILLIAMS 1982). Eine Reduktion der P-Konzentration im Harn erreichten BUSHMAN et al. (1965a) durch Einsatz von Calciumcarbonat als Ca-Quelle.

Auch in den durchgeführten Bilanzversuchen führte eine erhöhte Ca-Aufnahme bzw. eine Erweiterung des Ca/P-Verhältnisses von 2,1:1 auf 3,1:1 (Zulage von 75 g CaCl2/Tier und Tag) zu einer tendenziell reduzierten P-Ausscheidung mit dem Harn (Bulle A: –38 %, Bulle B: –43 %, Bulle C: –69 %, jeweils als Abweichung der Mittelwerte beider CaCl2-Bilanzen vom Durchschnitt der ersten beiden Bilanzen ohne CaCl2).

FIELD et al. (1983) stellten fest, dass Ca-Zulagen zur Ration die Effizienz der P-Absorption reduzieren. Dies erklären QUIRBACH (1958) und ROSMINI et al. (1988) damit, dass überschüssiges Calcium im Darm an Phosphor gebunden und als Calciumphosphat mit dem Kot ausgeschieden wird. YANO et al. (1979) beschreiben eine reduzierte P-Löslichkeit im Dünndarm bei hohen Ca-Gehalten in der Ration. LUEKER und LOFGREEN (1961) beobachten im Gegensatz dazu keinen Effekt verschiedener Ca/P-Verhältnisse (0,8:1, 2,8:1, 6,0:1) auf die absorbierte P-Menge, und POOLE (1983) verneinte einen protektiven Effekt von Calcium auf die Harnsteingenese. Ob die Ca-Zulage in diesen Versuchen einen Einfluss auf die intestinale P-Absorption hatte, ist nicht bekannt. Die scheinbare P-Verdaulichkeit wurde jedoch nicht beeinträchtigt (s. Kapitel 5.2.3.1).

Die P-Konzentration im Harn wurde ebenfalls durch den Einsatz von Calciumchlorid in den

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Bilanzen III und IV gesenkt. BUSHMAN et al. (1967) konnten keinen signifikanten Einfluss von Calciumchlorid auf die P-Konzentration im Harn und im Serum von Schafen feststellen, jedoch eine reduzierte Urolithiasis-Inzidenz sowie eine Tendenz zu geringeren P-Konzentrationen in Harn und Serum im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die P-Konzentration im Harn von Milchkühen, die verschiedene „saure Salze“, u. a. Calciumchlorid, erhielten, wurde nicht durch diese Behandlung beeinflusst (ENGEL et al. 2004).

Calcium

Die Ca-Ausscheidung bei Rindern – so auch in diesem Versuch mit Mastbullen – erfolgt zum größten Teil fäkal (QUIRBACH 1958).

Eine CaCl2-Zulage in Höhe von 1 % der Ration führte in den Untersuchungen von BUSHMAN et al. (1968) an Schafen zu einer signifikant erhöhten Ca-Ausscheidung mit dem Kot. Das kann durch diese Untersuchung für Mastbullen bestätigt werden. Eine Zulage von 75 g gecoatetem CaCl2/Tier und Tag (entsprechend 22 g Ca) bewirkte eine um 16 g/Tier und Tag erhöhte fäkale Ca-Exkretion.

Die Ca-Ausscheidung im Harn variiert bei Wiederkäuern auf einem niedrigen Niveau (SCOTT 1972; BOEHNCKE 1975). Auch in den hier durchgeführten Untersuchungen zeigten die Mastbullen eine durchweg niedrige renale Ca-Ausscheidung, auch wenn diese durch die CaCl2-Zulagen leicht erhöht war (0,20 – 0,46 g/Tier und Tag in den ersten beiden Bilanzen ohne Calciumchlorid, 1,15 – 3,20 g/Tier und Tag in den CaCl2-Bilanzen und 0,69 – 1,04 g/Tier und Tag in der fünften Bilanz). Laut BOEHNCKE und SCHNEIDER (1978) hat die Höhe der Ca-Versorgung bei Wiederkäuern i. d. R. keinen nennenswerten Einfluss auf die renale Ausscheidung. Allerdings stellten BUSHMAN et al. (1967) infolge einer 1,5%igen CaCl2-Zulage zur Ration eine erhöhte Ca-Konzentration im Harn fest bei einem gleichzeitig geringgradig vergrößerten Harnvolumen. Nach Zulage von 0,92 % bzw.

1 % CaCl2 war sowohl die Ca-Konzentration als auch die absolute Ca-Ausscheidung (g/Tag) im Harn von Schafen erhöht (BUSHMAN et al. 1968; HOAR et al. 1970a).

Weitere Mengenelemente

Eine erhöhte Cl-Zufuhr in den Bilanzen III und IV zeigte keinen Einfluss auf die fäkale Cl-Ausscheidung. Analog zu den Untersuchungen von BUSHMAN et al. (1968) führte die Zulage von Calciumchlorid zur Ration jedoch zu einer erhöhten Cl-Konzentration im Harn

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und einer forcierten renalen Cl-Exkretion (g/Tag).

Die Na-Ausscheidung mit dem Kot wurde durch die Höhe der Na-Aufnahme beeinflusst (höchste Werte in Bilanz V). Die Ursache dieses ungewöhnlichen Befundes konnte nicht geklärt werden (s. Kapitel 5.2.3.1).

5.2.3.3 Retentionen der Mengenelemente Phosphor

Die P-Retention der drei Mastbullen betrug durchschnittlich 8,7 g/Tier und Tag (37 % der P-Aufnahme). TILLMAN und BRETHOUR (1958) ermittelten für Ochsen eine P-Retention in Höhe von 36,4 % bzw. 40,4 % der P-Aufnahme. Wachsende Schafe (Körpermasse: etwa 28 kg) in den Untersuchungen von GUÉGUEN und DURAND (1976) retinierten unter ähnlichen Fütterungsbedingungen (Maissilage) wie in dieser Studie 0,2 g Phosphor (11,7 % der aufgenommenen P-Menge). Allerdings sind die Retentionen von wachsenden Schafen und Rindern aufgrund der unterschiedlichen KM-Zunahmen in diesen Dimensionen nicht miteinander vergleichbar. Aber auch die Bezugnahme auf die täglichen Zunahmen (Schafe:

140 g/Tier und Tag) zeigt eine wesentlich geringere P-Retention der Schafe (1,4 g P/kg KM-Zunahme) im Vergleich zu den drei Mastbullen (6,9 g P/kg KM-Zunahme). Bessere Übereinstimmungen ergaben sich für Ziegen, die in den Versuchen von SCHÖNESEIFFEN et al. (1993) 10 g Calcium und 4 g Phosphor/Tier und Tag aufnahmen und 5,3 g P/kg KM-Zunahme retinierten.

Im Gegensatz zu REED et al. (1965), die bei einer reinen Konzentrat-Fütterung bei Ochsen die geringsten P-Retentionen beobachteten, zeigten sich hier tendenziell höhere P-Retentionen der Mastbullen im Zusammenhang mit rohfaserarmen Rationen. Allerdings machen REED et al. (1965) keine Angaben bezüglich der täglichen Zunahmen der Ochsen, denen jedoch ein bedeutender Einfluss auf die P-Retention zugesprochen werden muss, da die Zusammensetzung der zugelegten Körpermasse bei Masttieren relativ konstant ist (SCHWARZ et al. 1995), auch wenn die Fütterungsintensität bzw. das Zunahmeniveau eine gewisse Rolle spielen. Der P-Gehalt im Lebendmassezuwachs beträgt bei wachsenden Rindern 7,5 bzw. 6,6 g/kg bei geringen bzw. hohen täglichen Zunahmen (GfE, Ausschuss für Bedarfsnormen, 1995) und stimmt gut mit den hier ermittelten Werten überein. Die höchsten P-Retentionen (9,20 g bzw. 9,69 g absolut) zeigten die Bullen im Zusammenhang mit den

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höchsten täglichen Zunahmen (Bilanzen III und IV). Bezogen auf 1000 g Leerkörperzunahme ermittelten SCHWARZ et al. (1995) an wachsenden Jungbullen (Deutsches Fleckvieh) einen Ansatz von 7,8 g Phosphor bei restriktiver Energieversorgung sowie einen Ansatz von 6,9 g Phosphor bei intensiver Energiezufuhr.

Wie in den Untersuchungen von MEYER (1972) waren die P-Bilanzen bei allen Tieren – unabhängig vom Ausmaß der renalen P-Exkretion – jedoch annähernd ausgeglichen, da die forcierte P-Ausscheidung über den Harn bei Tier A durch eine verminderte fäkale P-Exkretion ausgeglichen wurde.

Calcium

In Übereinstimmung mit BUSHMAN et al. (1968) und SHIGA (1988) waren die höchsten Ca-Retentionen in den Bilanzen, in denen die Ca-Aufnahme – in diesem Fall durch den Einsatz von Calciumchlorid – erhöht war, zu verzeichnen (Bilanz III und IV: 21,7 g Ca/Tier und Tag im Vergleich zu 17,4 g Ca/Tier und Tag in den Bilanzen I, II und V). Zugleich waren diese Bilanzen durch die höchsten täglichen Zunahmen gekennzeichnet, so dass auch ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Ca-Retention und dem KM-Ansatz hergestellt werden kann (HARMON u. BRITTON 1983). Im Mittel über alle Bilanzen retinierten die Bullen 15,0 g Ca/kg KM-Zunahme. Der Ca-Gehalt im Lebendmassezuwachs, der für die Bedarfsableitung zugrunde gelegt wird, beträgt 14,3 g/kg bei täglichen Zunahmen von unter 900 g bzw. 12,1 g/kg bei Zunahmen über 1200 g (GfE, Ausschuss für Bedarfsnormen, 1995).

SCHWARZ et al. (1995) ermittelten an wachsenden Fleckvieh-Jungbullen Ca-Ansätze bezogen auf 1000 g Leerkörperzunahme in Höhe von 15,0 g bei restriktiver Energieversorgung bzw. 12,7 g bei intensiver Energiezufuhr.

Weitere Mengenelemente

Die Mg-Retentionen wurden weder durch den Rohfaser-Gehalt der Rationen noch durch die CaCl2-Zulage beeinflusst. Auch HARMON und BRITTON (1983) sehen keinen Effekt einer forcierten Konzentratfütterung auf die Mg-Retention. Die vom Ausschuss für Bedarfsnormen der GfE (1995) für die Ableitung von Versorgungsempfehlungen mit Mengenelementen angenommenen Gehalte im Lebendmassezuwachs an Magnesium (0,38 bzw. 0,35 g/kg) und Natrium (1,2 bzw. 1,1 g/kg, jeweils bei geringen bzw. hohen täglichen Zunahmen) sind etwas niedriger als die hier ermittelten Werte (Magnesium: 1,5 g/kg, Natrium: 2,9 g/kg),

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möglicherweise bedingt durch die geringe Tierzahl oder unbemerkte Verluste an Harn und Kot. Die Na-Retention variierte zwischen 2 und 5 g/Tier und Tag und stand nicht im Zusammenhang mit der Höhe der scheinbaren Na-Verdaulichkeit.

Die Cl-Retentionen zeigten in der Studie von BUSHMAN et al. (1968) erhöhte Werte bei Einsatz von Calciumchlorid, was in diesen Untersuchungen nicht reproduziert werden konnte, denn für Bilanz III (75 g CaCl2/Tier und Tag) wurden die niedrigsten Cl-Retentionen aller Bilanzen ermittelt.

5.2.3.4 Mengenelementkonzentrationen im Serum und Speichel Phosphor

Die Regulation der P-Konzentration im Blut ist weit weniger straff als die für Calcium (BOEHNCKE u. SCHNEIDER 1978). Dies bestätigt sich bei Betrachtung der Standardabweichungen der hier vorliegenden Ergebnisse (Calcium: 2,52 ± 0,08 mmol/l, Phosphor: 2,52 ± 0,19 mmol/l). Die von MÄNNER und BRONSCH (1987) als physiologisch beschriebene Variationsbreite von 1,29 – 2,26 mmol P/l wurde fast durchgehend übertroffen.

Ein genereller Einfluss der Rohfaserversorgung auf die P-Konzentration im Serum, wie von YANO und KAWASHIMA (1976) beschrieben, konnte nicht festgestellt werden. Höchste Konzentrationen wurden zwar in den Bilanzen ohne Heuzulage (II und III) erreicht, die niedrigsten jedoch nicht nach Verfütterung der Ration mit 24,0 % Rohfaser (3 kg Heu/Tier und Tag), sondern in Bilanz IV (75 g CaCl2 und 800 g Heu/Tier und Tag).

Nach den Angaben von BRAVO et al. (1998) beträgt der Schwellenwert für eine zunehmend renale P-Exkretion 2 mmol P/l Blut. Dieser Wert wurde von allen drei Bullen zu jedem Messzeitpunkt überschritten, auch wenn die renale P-Exkretion z. T. deutlich unter 1 % der aufgenommenen P-Menge lag. Auffällig ist, dass der Bulle mit der höchsten P-Ausscheidung

Nach den Angaben von BRAVO et al. (1998) beträgt der Schwellenwert für eine zunehmend renale P-Exkretion 2 mmol P/l Blut. Dieser Wert wurde von allen drei Bullen zu jedem Messzeitpunkt überschritten, auch wenn die renale P-Exkretion z. T. deutlich unter 1 % der aufgenommenen P-Menge lag. Auffällig ist, dass der Bulle mit der höchsten P-Ausscheidung