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4.7 L ABORPARAMETER

4.7.2 B LUTBILD

Tab 4-12 stellt das Blutbild zum Zeitpunkt t 0 und t 60 dar.

In der Gruppe KD ist war bei der Erythrozytenzahl ein statistisch signifikanter Abfall vorhanden. Die Hämoglobinkonzentration fiel sowohl innerhalb der Gruppe KD, als auch innerhalb der Gruppe AD signifikant ab. Die MCHC fiel in der Gruppe AD statistisch signifikant ab.

Tabelle 4-10: Rotes Blutbild während des Legens eines Venenzugangs (t0) und nach 60 Minuten Anästhesie (t60). Ergebnisse als Mittelwert ± Standardabweichung. * kennzeichnet signifikanten (p < 0,05) Unterschied innerhalb der Gruppe im Vergleich zu Z 0. # kennzeichnet einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.

Leuko-

KD = Ketamin und Dexmedetomidin, AD = Alphaxalon und Dexmedetomidin, BD = Butorphanol und Dexmedetomidin, I = Isofluran, SD = Standardabweichung

4.7.3 Blutchemie

In Tab 4-13 werden die Ergebnisse der blutchemischen Untersuchung zum Zeitpunkt t 0, t 30 und t 60 dargestellt.

Bei der Aktivität der Alkalischen Phosphatase war in Gruppe AD bei Zeitpunkt t 60 ein signifikant nachweisbarer Anstieg zum Zeitpunkt t 0 festzustellen.

Die Triglyceridkonzentration fiel im Verlauf der Anästhesie in beiden Gruppen ab. In Gruppe AD war der Abfall on t 0 zu t 60 statistisch signifikant.

Die Kortisolkonzentration fiel in Gruppe KD kontinuierlich über die Zeit ab. Zum Zeitpunkt t 30 wie auch zum Zeitpunkt t 60 war der Abfall statistisch signifikant. In der Gruppe AD war auch ein Abfall der Werte zu beobachten, allerdings ohne

statistische Signifikanz.

Tabelle 4-11: Werte der klinischen Chemie während des Legens eines venösen Zugangs (t0), nach 30 Minuten der Anästhesie (t30) und nach 60 Minuten Anästhesie (t60). Ergebnisse als Mittelwert ± Standardabweichung. * kennzeichnet signifikanten Unterschied (< 0,05 ) zu Zeitpunkt t0.

KD = Ketamin und Dexmedetomidin, AD = Alphaxalon und Dexmedetomidin, BD = Butorphanol und Dexmedetomidin, I = Isofluran, SD = Standardabweichung

Abbildung 4-2: Kortisolkonzentration in µg/dl während der drei Messzeitpunkte dargestellt als Mittelwert und Standardabweichung. * kennzeichnet signifikanten Unterschied innerhalb der Gruppe in Bezug auf t 0. # kennzeichnet Signifikanz zwischen den Gruppen. KD = Ketamin und Dexmedetomidin, AD = Alphaxalon und Dexmedetomidin

µg/dl

5 Diskussion

Die Anästhesieeinleitung war sowohl mit der Kombination aus Ketamin und

Dexmedetomidin als auch mit der Kombination aus Alphaxalon und Dexmedetomidin erfolgreich. Die Einleitung der Anästhesie dauerte mit der Kombination aus

Alphaxalon und Dexmedetomidin länger und auch die Erholungsphase war länger, trotz der Antagonisierung mit Atipamezol. Allerdings verlief die Aufwachphase mit der Kombination aus Ketamin und Dexmedetomidin unruhiger als in der anderen

Gruppe.

5.1 Fang und Transport

Vor einer Allgemeinanästhesie sollte ein möglichst ruhiges Umfeld für ein Tier geschaffen werden. Bei einem Wildtier ist diese Voraussetzung schwieriger

umzusetzen als bei einem Haustier, das an den Umgang mit Menschen gewöhnt ist.

In vielen Fällen einer Wildtieranästhesie ist vor der Einleitung der Narkose das Einfangen oder Zusammentreiben der Tiere notwendig. Eine weitere Möglichkeit, ergänzend zum Fangen ist die Injektion des Anästhetikums mittels eines

Injektionspfeils durch ein Blasrohr oder eine Immobilisationswaffe.

Sowohl das Einfangen, als auch das Beschießen verursacht Stress, Aufregung und Angst bei den Tieren.

Es wurden verschiedene Fangmethoden bei den Otterarten beschrieben. Der Fang und die Fixation mittels Kescher wird sowohl beim Kanadischen Flussotter, Lontra Canadensis (MÜLLER et al. 2005; ELMORE et al. 1985; SPELMAN et al. 1997a;

SPELMAN et al. 1997b) als auch beim Europäischen Fischotter, Lutra Lutra

(KUIKEN 1988) beschrieben. Informationen über den Verlauf des Fangens und die Stressbelastung für die Tiere werden nicht gegeben. In einer Studie, in der

Europäische Fischotter mit verschiedenen Arten von Sendern ausgestattet wurden, wurden die Tiere in Tellereisen gefangen, in denen die Tiere im Durchschnitt 22 Minuten festgehalten wurden. Danach erfolgte die Fixation der Tiere mit einer Dachszange (Zange, meist aus Holz, die um den Brustkorb des Tieres greift), um ihnen eine Anästhetikakombination intramuskulär verabreichen zu können. Die Tiere wurden als sehr stark gestresst beschrieben (Ó NÉILL et al. 2008).

Eine weitere Möglichkeit des Fangens, ist die Lebendfalle. Verschiedene

Fallensysteme können genutzt werden, wie zum Beispiel eine Kastenfalle. Nachteilig bei allen diesen Systemen ist, dass der Otter die Falle betreten muss, um den

Fangmechanismus auszulösen. Da der Fischotter ein sehr vorsichtiges Tier ist, müssen diese Systeme lange bevor sie zum Fangen genutzt werden sollen, aufgestellt werden, damit die Fallen verwittern können. Daher sind diese Systeme nur für lange im Voraus geplante Projekte einsetzbar (KRÜGER 2010 *).

In der vorliegenden Studie wurde versucht, den Stress, der durch Einfangen und Injektion entsteht auf ein Minimum zu reduzieren. Einen ersten Hinweis auf das Gelingen dieses Zieles geben die Kortisolwerte, die bei den Ottern aus dem

Otternzentrum schon bei der ersten Messung niedriger waren als die Kortisolwerte von Europäischen Ottern aus einem Umsiedlungsprojekt in dem die Tiere mit Tellereisen gefangen wurden (FERNANDEZ-MORAN et al. 2001). Durch die Nutzung des Schlafboxensystems OZ entfällt der Stress, der durch das Einfangen mittels eines Keschers, das Treiben in eine Transportbox oder Fangen in

Lebendfallen entstehen würde.

Unter Feldbedingungen können Schlafboxensysteme nicht eingesetzt werden, sodass immer angestrebt werden sollte, eine möglichst schonende Fangmethode zu wählen. Zusätzlich sollten die Tiere aus einer Fangeinrichtung schnell befreit werden.

Für diesen Zweck werden verschiedenste Sender, Telefone und Meldeeinrichtungen angeboten.

*persönliche Mitteilung von Dr. Hans Heinrich Krüger, Hankensbüttel, 10. Mai 2010.

5.2 Einleitphase

Die Einleitung der Anästhesie im Fixationskäfig OZ kann als geeignet für den

Fischotter angesehen werden. Die Fischotter wechselten problemlos und zügig von der Transportbox in diesen Käfig. Die Tiere verhielten sich sowohl vor, als auch nach der Injektion ruhig. Keines der Tiere verletzte sich ernsthaft. Im Fixationskäfig OZ konnte die Injektionsstelle gut lokalisiert werden, so dass es zu keinen

Fehlinjektionen kam. Die Injektion im Fixationskäfig wird als schonender im Vergleich zur Distanzimmobilisation angesehen, da die Wucht durch den auftreffenden

Injektionspfeil wegfällt. Allerdings wurden die Otter am Tag nach der Immobilisation nicht auf Hämatome und Verletzungen untersucht, da hierfür eine erneute

Anästhesie erforderlich gewesen wäre. Im Gehege konnten an den folgenden Tagen jedoch keine Lahmheiten beobachtet werden. Zu bedenken ist, dass ein Wildtier immer bestrebt ist, Verletzungen und eventuelle Schwächen zu verstecken, sodass geringe Probleme an der Injektionsstelle vorgelegen haben könnten, ohne dass die Tiere eine Gangbildveränderung zeigten.

In Bezug auf das Injektionsvolumen ist die Ketamin/Dexmedetomidin Kombination (zwischen 0,9 ml und 1,1 ml) gegenüber der Alphaxalon/Dexmedetomidin

Kombination (zwischen 3 ml und 4,5 ml) im Vorteil. Die Ketamin/Dexmedetomidin Kombination konnte zum einen aufgrund des kleineren Volumens, zum anderen aufgrund seiner geringeren Viskosität leichter und schneller verabreicht werden. Das Alphaxalon ist zähflüssiger und dadurch war bei der Alphaxalon/Dexmedetomidin Kombination zur Injektion eine großlumigere Kanüle notwendig, als bei der

Ketamin/Dexmedetomidin Kombination. Zusätzlich war das zu injizierende Volumen größer. Aufgrund dieser beiden Tatsachen dauerte bei der Gruppe AD die Injektion länger. Diese Tatsache kann sich nachteilig bei der Injektion bei Wildtieren

auswirken, weil die Zwangsmaßnahmen zum Ruhigstellen des Tieres länger

andauern müssen. Zusätzlich würden sich bei der Distanzimmobilisation die größere Menge und das höhere Gewicht negativ auf die Ballistik des Injektionspfeils

auswirken. Subjektiv beurteilt führten die höhere Viskosität und das größere Volumen bei der Injektion im Fixationskäfig zu keinem Nachteil. Wichtig zu erwähnen ist, dass

das beteiligte Personal mit dem Umgang und den Funktionen der Zwangskiste sehr vertraut war. Wenn der Otter in der Zwangskiste fixiert war, führte er kaum

Abwehrbewegungen aus, sodass die länger andauernde Injektion keinen Nachteil verursachte.

Die Dosis der Anästhetika bezogen auf das tatsächliche, gewogene Gewicht in der Gruppe KD variierte zwischen 7,6 - 11,7 mg/kg/KM beim Ketamin und zwischen 19,1 - 29,3 µg/kg/KM beim Dexmedetomidin. In der Gruppe AD schwankte die

Alphaxalondosis zwischen 4,2 - 5,4 mg/kg/KM und die Dexmedetomidindosis zwischen 20,9 27,1µg/kg/KM. Diese Variationen in der Dosierung wurden bei den verwendeten Substanzen gut toleriert und bestätigen die Bedeutung der von

GÖLTENBOTH u. KLÖS(1995) geforderten therapeutischen Breite von Anästhetika in der Wildtieranästhesie.

Die Einschlafphase bis zum Verlust des Aufrichtereflexes war im Mittel in der Gruppe AD um 3 Minuten länger als in der Gruppe KD. Die kürzere Einschlafzeit in der

Gruppe KD könnte sich positiv auf den vom Tier empfundenen Stress auswirken, da das Tier die Umgebung nach der Manipulation im Zwangskäfig kürzer wahrnimmt.

Diese Vermutung wird ebenfalls durch die geringgradig höheren Kortisolwerte der Gruppe AD unterstützt. Allerdings konnte kein statistisch nachweisbarer Unterschied aufgrund hoher Variabilität zwischen den Gruppen bezüglich der

Kortisolplasmaspiegel nachgewiesen werden.