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In diesem Teil wird die Prognose für die Arbeitsmärkte der Bundesländer vorge-stellt. Dabei geht es zum einen um die Frage, wie sich diese Teilarbeitsmärkte bis 2030 entwickeln werden, welche Trendänderungen zu erwarten sind und wie sich die Verteilungen von Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel verla-gern werden. Zum anderen konzentriert sich die Analyse auf die Frage, wie diese Teilarbeitsmärkte miteinander kommunizieren, d. h. in welcher Abhängigkeit Regio-nen zueinander stehen und wie sich Veränderungen im Gesamtarbeitsmarkt regio-nal verteilen werden.

Damit steht die Analyse der regionalen Arbeitsmärkte in der konzeptionellen Linie, die wir auch für die nationale Prognose als unverzichtbar angesehen haben, nämlich die Berücksichtigung von Rückkoppelungen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und einer Reihe weiterer Entwicklungsdeterminanten. Dazu ge-hören auch die Reaktionen der Politik auf die sich abzeichnenden Ungleichgewichte, insbesondere aber auf die zu erwartende demografische Entwicklung. Wir gehen also davon aus, dass die politischen Akteure in den Bundesländern, aber auch auf der Bundesebene die zu erwartenden Entwicklungen nicht einfach hinnehmen wer-den, sondern Programme entwickeln, die die Zukunft in ihrem Sinne verändern.

Auch die regionale Prognose ist damit eine strategische Prognose, deren wichtigstes Ziel es ist, die Handlungsfelder für die Zukunft zu identifizieren und Lösungsvor-schläge zu erarbeiten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der eng verflochtenen deutschen Wirtschaft keine Region unabhängig agiert, wirtschaftliche Impulse sich regional schnell aus-breiten und der Wettbewerb zwischen den Regionen auf den Ausgleich von Entwick-lungsunterschieden hinwirkt. Wir können also von starken Konvergenzkräften aus-gehen. Es bleibt aber gleichwohl die Frage, inwieweit sie in der Lage sein werden, ein Gegengewicht zu den strukturellen Entwicklungsdeterminanten zu bilden und dadurch die heute herrschende Verteilung von Produktion und Beschäftigung zu verändern.

Unsere regionale Prognose geht von den Eckwerten der Basisvariante auf der Bun-desebene aus. In einer Alternativrechnung wird das Arbeitsangebot für die Variante

Hohe Zuwanderung berechnet.21 Als Regionaldaten verwenden wir die Zeitreihen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder 2012, die wir rückwirkend auf die Klassifizierung der Wirtschaftszweige 2008 umgestellt und durch Schätzungen bis 2013 aktualisiert haben. Die Daten des Mikrozensus wurden zur Reduzierung des Stichprobenfehlers in Fünf-Jahres-Zeiträumen zusammengefasst und an die Eck-werte von 2013 angepasst.

Die Prognose berücksichtigt auch die ersten Ergebnisse des Zensus 2011, die 2013 veröffentlicht und subsequent ergänzt wurden. Allerdings sind diese neuen Bevölke-rungsdaten weder in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung noch im Mikrozen-sus berücksichtigt. Die entsprechenden Revisionen werden erst ab Ende 2014 veröf-fentlicht werden. Ebenso wie in der Prognose auf Bundesebene verwenden wir deshalb unsere eigene Bevölkerungsprognose, die auf den Zensuswerten aufbaut.

Dabei werden sowohl Anpassungen von Bevölkerung und Erwerbspersonen an den Zensus 2011 vorgenommen als auch veränderte Annahmen zur Binnenwanderung im Rahmen der Bevölkerungsprognose eingesetzt.

Die Regionalprognose bezieht sich auf Bundesländer als Gliederungseinheit.22 Dies ist zwar unter dem Aspekt regionaler Arbeitsmärkte nicht immer die optimale Wahl, da sich – insbesondere bei den Stadtstaaten – Arbeitsmarktregionen nicht an Länder-grenzen halten. Die Bundesländer sind aber die bildungspolitischen Entscheidungs-träger, denen wir mit unserer Prognose Daten an die Hand geben wollen. Die Bil-dung der Erwerbsbevölkerung stellt einen entscheidenden Standortfaktor für die Unternehmen dar, die es im Rahmen der Landespolitik zu gestalten gilt.

Methodisch folgt die Regionalprognose den Ansätzen der Bundesprognose: Die wirt-schaftliche Entwicklung wird in sektoraler Gliederung in Abhängigkeit von der Bun-desentwicklung und des regionalen Arbeitsangebots geschätzt. Die Schätzungen der Erwerbstätigkeit nach Sektoren fließen dann in die Schätzung der Erwerbstätigkeit nach Berufen und Qualifikationen ein. Die Überleitungsmatrizen für Berufe und Qualifikationen werden nach der Methodik der Bundesprognose prognostiziert und mit den Bundesergebnissen abgestimmt.

Das regionale Arbeitsangebot wird in zwei Varianten geschätzt:

• Zunächst unter Verwendung des Basisszenarios des Bundes, welches für die Bundesländer entsprechend den Annahmen und den Gesamtgrößen auf Bun-desgebiet umgesetzt wurde. Die Entwicklung der Erwerbsquoten bis 2030 im jeweiligen Bundesland folgt dabei der Gesamtentwicklung auf Bundesebene und wurde jeweils an die regionalen Gegebenheiten angepasst.

Als zusätzliche Bevölkerungsannahme wird noch die Variante Hohe Zuwande-rung mit ihren Auswirkungen auf die regionale Angebots- und Nachfrageent-wicklung dargestellt.

21 Zur Beschreibung der Prognosevarianten vgl. Abschnitt A 3.2

22 Wir verwenden daher in diesem Bericht den Begriff „Region“ synonym für das Bundesland, wohl wissend, dass er auch anders definiert werden kann.

Die Identifizierung der regionalen Arbeitsmarktungleichgewichte ergibt sich aus den Arbeitslosenquoten der Bundesländer, den Pendlersalden und aus dem regiona-len Knappheitsindikator für einzelne Berufssegmente.

In der regionalen Prognose geht es um die Frage, wie sich die einzelnen Teilarbeits-märkte in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit entwickeln werden. Sowohl die empiri-schen Daten als auch neuere Forschungsergebnisse (Werner 2013) deuten darauf hin, dass die Entwicklungen in den deutschen Bundesländern nach Ablauf des Wie-dervereinigungsprozesses wieder stärkere Ähnlichkeiten aufweisen. Dies bedeutet, dass auch für die Zukunft von einer engen Verflechtung der Bundesländer auszuge-hen ist, durch die sich Nachfrageimpulse rasch auf viele Regionen auswirken wer-den. Wir gehen davon aus, dass die Verflechtungen im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung eher intensiver als schwächer werden.

Dazu wird nach unseren Erwartungen auch die Mobilität der Arbeitskräfte beitragen, sowohl in räumlicher als auch in qualifikatorischer Hinsicht. Wir berücksichtigen da-her bei der Einschätzung der räumlichen Mobilität sowohl die Binnenwanderung zwischen den Bundesländern als auch die Pendlerströme an ihren Binnengrenzen.

Die Arbeitslosigkeit ergibt sich daher erst nach Ablauf dieser Anpassungsreaktionen.

Im Fazit stellen wir die Befunde zur Entwicklung der länderspezifischen Arbeits-märkte zusammen und entwickeln Überlegungen zu politischen Reaktionen auf der Länderebene.

B 2 Arbeitsangebot

Die Arbeitskräftepotenziale der Bundesländer unterscheiden sich im Hinblick auf die Altersstruktur, das Erwerbsverhalten, die Bildungsstruktur und nicht zuletzt im Mobilitätsverhalten. Damit sind im „Rennen um die Zukunft“ die Startbedingungen unterschiedlich gesetzt und es stellt sich die Frage, in welcher Weise die Zukunfts-trends die Lage in den einzelnen Bundesländern verbessern oder verschlechtern werden. Die Frage von Konvergenz oder Divergenz steht daher auch für die Prog-nose des regionalen Arbeitsangebots im Vordergrund. Dies umso mehr als wir da-von ausgehen, dass das Angebot an Arbeitskräften sowohl im quantitativen als auch im qualitativen Sinne maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung ha-ben wird.

Die Mobilität der Arbeitskräfte wirkt sich noch stärker als auf der Bundesebene auf die regionale Prognose aus. Dazu zählen sowohl die Binnenwanderungen zwischen den Bundesländern als auch die Pendlerbewegungen über die Ländergrenzen.23 Die folgende Darstellung beginnt mit der Bevölkerungsentwicklung in den Bundeslän-dern und leitet daraus die Zahl und Struktur der Erwerbspersonen ab. Auf dieser Ba-sis werden die qualitativen Aspekte des Arbeitsangebots, d. h. seine berufliche und qualifikationsspezifische Zusammensetzung vorausgeschätzt.