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Zur Auswertung der Interviews wurde die qualitative Inhaltsanalyse verwendet. Sie wurde von Philip Mayring weiterentwickelt und hat zum Ziel, Inhalte aus Kommunikation systematisch, regelgeleitet, nachvollziehbar und theoriegeleitet auszuwerten (vgl. RAMSENTHALER, 2013, S. 23). Im Zentrum steht das Kategorienschema, anhand dessen die Analyse erfolgt. Das Kategoriensystem kann deduktiv oder induktiv erstellt werden. Bei der deduktiven Anwendung werden im Vorhinein konkrete Kategorien definiert. Bei der induktiven Anwendung werden die Kategorien direkt aus den Forschungsdaten abgeleitet. Für die vorliegende Forschung wurden im Vorhinein deduktive Kategorien erstellt, die anschließend induktiv ergänzt wurden.

Weiters kann die qualitative Inhaltsanalyse in drei Grundtechniken gegliedert werden.

Die zusammenfassende Inhaltsanalyse versucht, die wesentlichen Inhalte durch Paraphrasierung herauszuarbeiten, sprachlich zu vereinheitlichen und zu selektieren.

Die explizierende Variante versucht den Kontext der Inhalte miteinzubeziehen, um die Textstellen verständlich zu machen. Die strukturierende Inhaltsanalyse systematisiert die Inhalte anhand der (deduktiv) erstellten Kategorien. Hierzu werden die Kategorien definiert, Ankerbeispiele zugewiesen und Kodierregeln verwendet. In der vorliegenden Arbeit wird die Inhaltsanalyse in zusammenfassender und strukturierender Weise angewendet (vgl. MAYRING, 2010, S. 603).

Das deduktiv erstellte Kategorienschema orientiert sich an den Erkenntnisansprüchen des theoretischen Teils und an den Fragen des Interviewleitfadens. Nach der Transkription der Interviews werden die Kategorien induktiv erweitert. Somit gliedert sich das endgültige Schema7 in neun Hauptkategorien und 13 Unterkategorien.

Für die Auswertung wurden nach der Durchführung der Interviews alle Tonaufzeichnungen transkribiert. Für die Transkription wurde die Sprache geglättet, Füllworte und Verzögerungslaute wurden berücksichtigt, unverständliche bzw.

uneindeutige Wörter wurden als solche markiert. Nonverbales, Sprechpausen, Sprechgeschwindigkeit, Rhythmus etc. wurden bewusst nicht berücksichtigt. Durch diese simple Transkriptionsweise liegt der Fokus auf dem Inhalt des Redebeitrags (vgl. DRESING &PEHL, 2010, S. 729 f.).

Aus den Transkripten wurden nun die Inhalte den entsprechenden Haupt- bzw.

Unterkategorien zugeordnet. Ziel war es, aus den Einzelaussagen der Interviewpartner für jede Kategorie eine gemeinsame Paraphrase zu generieren, die die wichtigsten Angaben aller Befragten zu dem entsprechenden Punkt enthält. Bei der Zusammenführung wurde darauf geachtet, dass inhaltlich strukturiert wird und ähnliche Aussagen zusammengeführt werden. Inhaltliche Überschneidungen der Angaben wurden quantifiziert, um die Wichtigkeit des Merkmals abzulesen. Aus den Paraphrasen wurden die nachfolgenden Erkenntnisse aus den Interviews abgeleitet.

7 Das endgültige Kategorienschema zur Auswertung mittels der Inhaltsanalyse nach Mayring kann im Anhang 5 eingesehen werden.

9 Zusammengefasste Erkenntnisse aus den Interviews

Die Struktur dieses Kapitels orientiert sich am Kategorienschema des Auswertungsverfahrens. Der Beginn des Interviews beschäftigt sich mit der Frage nach der Wissenschaftlichkeit und ob es möglich ist, davon Abstriche im Sinne einer

„Vorwissenschaftlichkeit“ zu machen. Bis auf eine definierende Eingrenzung der

„Vorwissenschaftlichkeit“ sind die Ergebnisse für die Erstellung des Kompetenzrasters weniger relevant, trotzdem werden die Erkenntnisse der Vollständigkeit halber vorgestellt.

Kriterien der Wissenschaftlichkeit

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Auffassungen von Wissenschaftlichkeit und wissenschaftlichen Kriterien individuell geprägt sind bzw. von der jeweiligen Disziplin abhängen. Dadurch kommen hier teils stark unterschiedliche Merkmale von Wissenschaftlichkeit zum Vorschein. Einige der genannten Merkmale überschneiden sich inhaltlich, wobei die Bandbreite der Kriterien relativ groß ist. Die erwähnten Merkmale zur Wissenschaftlichkeit aus den Interviews sind, dass keine reinen Meinungen, Glaubenskundgebungen oder persönliche Befindlichkeiten dargestellt werden. Es steht komplexes, organisiertes, öffentliches und begründetes Wissen im Mittelpunkt. Ein weiteres Merkmal ist, dass nach Objektivität gestrebt wird. STADLER

versteht unter Objektivität, dass eine Behauptung oder ein Argument für Andere in systematischer Absicht überprüfbar und nachvollziehbar ist. METSCHL versteht darunter die Unabhängigkeit von der eigenen Meinung und von persönlichen Befindlichkeiten. METSCHL weist weiters darauf hin, dass Fakten in der Wissenschaft schwerer wiegen als persönliche Meinungen. Außerdem wird genannt, dass Aussagen nach Wahrheit streben sollen. ZEIDLER differenziert den Wahrheitsbegriff in drei Aspekte. Erstens kann eine Aussage wahr sein, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt, zweitens wenn sie mit anderen Aussagen innerhalb eines

Wissenssystems übereinstimmt und drittens, wenn die Aussage sozial gültig ist. Wobei eine wissenschaftliche Aussage nur bedingt alle drei Wahrheitsbegriffe erfüllen kann.

Ein weiterer Punkt, der eine Aussage wissenschaftlich macht, ist ihre Widerlegbarkeit.

Inhalte müssen für Andere kritisierbar und somit falsifizierbar sein. Nach dieser Definition können auch falsche Theorien wissenschaftlich sein, solange diese kritisierbar sind. Dazu sind die Inhalte laut GADENNE klar und konkret zu formulieren.

Auch STADLER setzt hier an und nennt die Klarheit und Exaktheit der Inhalte als wichtige Kriterien der Wissenschaftlichkeit. Weiters wird in den Interviews genannt, dass Inhalte argumentativ und empirisch nachvollziehbar und überprüfbar sein müssen.

Die empirische Praxis variiert jedoch von Disziplin zu Disziplin. Weitere Kriterien der Wissenschaftlichkeit sind, dass neue Erkenntnisse gewonnen werden, dass Regelmäßigkeiten aufgezeigt werden und dass der wissenschaftliche Prozess im Vordergrund steht. GADENNE verweist abschließend darauf, dass (vor allem empirische) Auffassungsunterschiede der einzelnen Disziplinen zum Teil zu vernachlässigen sind, um ein relativ einheitliches Bild der Wissenschaftlichkeit zu erhalten.

Kriterien für das wissenschaftliche Arbeiten

Die Meinungen zu den Kriterien für wissenschaftliches Arbeiten sind weit gestreut.

Manche Merkmale werden öfters von den Interviewpartnern genannt, die meisten waren Einzelnennungen. Grundsätzlich sind sich die Befragten einig, dass die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens stark von der Disziplin abhängt. Hier gibt es je nach Fachgebiet unterschiedliche Standards. Eine wissenschaftliche Arbeit kann zum einen Literatur erarbeiten oder zum anderen durch empirische Forschung zu Erkenntnissen gelangen. Vor allem bei empirischen Arbeiten wird mit neuem Wissen, das die Disziplin bereichert, zu rechnen sein. Beim wissenschaftlichen Arbeiten wird zuerst eine Themenstellung oder eine Aussage von hoher Allgemeinheit präsentiert. Hierbei hat es sich um ein Themengebiet in einem anerkannten Wissensbereich zu handeln.

Die Bearbeitung der Ausgangslage sollte das Potential haben, das Wissensgebiet zu erweitern oder sie sollte zumindest interessant dafür sein. Die Themenstellung muss weiters klar formuliert und begründet sein und an bereits bestehende Arbeiten bzw. an den aktuellen Wissensstand anknüpfen. Diese Anknüpfung an bestehende Inhalte zeigt sich in einer Zusammenfassung und Wiedergabe der Inhalte in der entsprechenden wissenschaftlichen Arbeit und an den Verweisen zu den Quellen. Die Wiedergabe fremder Inhalte, ohne Belege anzugeben, widerspricht den ethischen Richtlinien wissenschaftlichen Arbeitens. Somit muss die Verwendung von Primär- und Sekundärliteratur nachvollziehbar sein. Weiters ist neben der aktuellen Wissenslage eine eigene Beweisführung herauszuarbeiten. Diese kann in Form einer Argumentation, Begründung, eigenen Stellungnahme oder empirischen Arbeit vorliegen. Die Beweisführung soll logisch, schlüssig, valide und für ein breites Publikum nachvollziehbar sein. Dazu ist es auch notwendig, dass die Sprache und die Inhalte verständlich sind. Vage Formulierungen sind nicht wissenschaftlich. Weiters ist eine bestimmte Fachsprache zu verwenden. Zum Schluss werden die bearbeiteten Inhalte bewertet und das Ergebnis der Themenstellung wird dargelegt.

Mögliche Abstriche von der Wissenschaftlichkeit

Grundsätzlich können drei Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit aufgrund der Interviews identifiziert werden, die im „vorwissenschaftlichen“ Bereich nicht völlig bzw. mit Abstrichen erwartet werden können. Dazu zählen die Identifizierung der relevanten Literatur, das Liefern neuer Erkenntnisse und der Einsatz der Methodik.

Von Schülern und Schülerinnen kann somit nicht erwartet werden, dass sie die relevanten und zentralen Literaturquellen eines Themengebiets identifizieren. Dies liegt daran, dass der Umfang der verwendeten Literatur viel kleiner sein wird als bei einer wissenschaftlichen Arbeit und die Lernenden lediglich einen beschränkten Zugang zu Literatur haben. Weiters muss dies auf die Zeit der Erstellung der abschließenden Arbeit und der bereits gelernten Quellen im Unterricht

heruntergebrochen werden. Die verringerte Literaturbasis bedingt auch eine verringerte Multiperspektivität, meint ZEIDLER. Das Liefern neuer Erkenntnisse wird in der Schule wie bei allen anderen wissenschaftlichen Arbeiten, die der Promotion vorgelagert sind, nicht verlangt. Zur Methodik kann gesagt werden, dass nicht erwartet werden kann, dass sich die Schüler und Schülerinnen in die methodische Arbeitsweise einer Wissenschaft einarbeiten bzw. sich das Rüstzeug dazu aneignen. Die methodische Vorgehensweise wird stark vereinfacht erfolgen, da in der schulischen Bildung diese nur begrenzt (bis gar nicht) vermittelt wird. Mehr als Standard-Experimente oder Standard-Versuche auf niedrigem Niveau können bei der abschließenden Arbeit nicht erwartet werden.

Mögliche Vorstufe zur Wissenschaftlichkeit

Alle fünf Befragten sind sich einig, dass es eine Vorstufe zur Wissenschaftlichkeit im Sinne einer „Vorwissenschaftlichkeit“ gibt. Jedoch sind die Auffassungen, was genau darunter verstanden wird, unterschiedlich. ZEIDLER vergleicht den ganzen Schulbetrieb der Sekundarstufe II mit der Vorbereitung auf die Hochschulen. Vor allem nennt er in diesem Kontext das Unterrichtsfach Philosophie und Psychologie. METSCHL und GADENNE geben an, dass grundsätzlich alle universitären Arbeiten, die vor der Promotion an einer Hochschule erstellt werden, als Vorbereitung auf das wissenschaftliche Arbeiten gesehen werden können. Denn auch bei Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten gibt es Qualitätsunterschiede. GADENNE ergänzt hierzu, dass alle Arbeiten, bei denen lediglich die Arbeitstechniken und Methoden unter Beweis gestellt werden und noch keine neuen Arbeitsleistungen erwartet werden,

"vorwissenschaftlich" sind. Somit zählt auch die schulische abschließende Arbeit dazu.

STADLER meint, dass es verschiedene Stufen des kritischen Denkens, Hinterfragens und der Bereitschaft gibt, andere Meinungen anzuerkennen. Die einfachste Stufe findet sich im Alltag. Je weiter man sich der Wissenschaftlichkeit annähert, desto spezifischer werden diese Aspekte behandelt. Die „Vorwissenschaftlichkeit“ bezieht STADLER

somit auf das Alltagsdenken. Vor allem GADENNE sieht den Begriff der

„Vorwissenschaftlichkeit“ kritisch. Er sagt, dass der Begriff suggeriert, dass etwas noch gar nicht wissenschaftlich ist. Hier wäre eine andere Begriffswahl seitens des Ministeriums für den Charakter der abschließenden Arbeit besser gewesen.

Kriterien der „Vorwissenschaftlichkeit“

Bei einer „vorwissenschaftlichen“ Arbeit gibt es verschiedene Grade der Spezialisierung und des Abstraktionsniveaus. Die „vorwissenschaftliche“

Arbeitsweise kann sich graduell verbessern und es gibt einen fließenden Übergang zwischen „vorwissenschaftlich“ und wissenschaftlich. Bei der

„vorwissenschaftlichen“ Arbeit geht es laut STADLER und METSCHL darum, dass die Schüler und Schülerinnen ihren Kenntnisstand durch die Gewinnung neuer Fakten erweitern, dass sie Wahrheit anstreben, dass sie ihre alten Vorstellungen oder ihren Glauben zu Dingen überdenken bzw. diesen womöglich nach der Bearbeitung der Themenstellung auch als falsch anerkennen können. Weiters geht es um eine Horizonterweiterung prinzipieller Natur. Wie bereits beschrieben, gibt es drei Punkte, die nur in verringerter Weise in einer „vorwissenschaftlichen“ Arbeit verlangt werden können. Hierzu zählen die Breite und Tiefe der Quellenlage, die Methodik und das Liefern neuer Erkenntnisse. Jedoch gibt es auch im „vorwissenschaftlichen“ Bereich Kriterien des wissenschaftlichen Arbeitens, die unverzichtbar sind. Diese sind laut GADENNE die Klarheit der Ausdrucksweise und der Thesen, die logische Stimmigkeit, die logische Korrektheit, die Einhaltung ethischer Richtlinien, das Berücksichtigen anderer Werke und deren Zitierung. Das wichtigste Kriterium ist laut ZEIDLER, METSCHL und GADENNE die Argumentationsfähigkeit, die in der

„vorwissenschaftlichen“ Arbeit gezeigt werden muss. Hier wird erwartet, dass Fehlschlüsse vermieden werden und die Argumentation konsistent, logisch und stimmig ist. Wichtig ist auch, dass die Schüler und Schülerinnen zeigen können, dass ihre persönliche Meinung weniger schwer wiegt als die erarbeiteten Fakten. Eine

Voreingenommenheit in Bezug auf die (vermeintlich) richtige Antwort ist zu vermeiden. Mit der Argumentationsfähigkeit hängt auch die Multiperspektivität zusammen. Auch im „vorwissenschaftlichen“ Bereich ist es erforderlich, dass nicht nur eine Sichtweise, sondern auch angrenzende oder naheliegende Sichtweisen berücksichtigt werden. Schließlich ist eine richtige bzw. schlüssige Antwort auf die Themenstellung im Laufe der „vorwissenschaftlichen“ Arbeit zu erarbeiten.

Die folgenden drei Unterkriterien finden sich im Kompetenzraster unter den Grundanforderungen wieder. Diese stellen die wesentlichen Kompetenzen im Sinne der LBVO dar. Die Erfüllung dieser Kompetenzen ist für die Erreichung eines

„Genügend“ (überwiegend erfüllt) bzw. „Befriedigend“ (gänzlich erfüllt) erforderlich.

Die wesentlichen Bereiche gliedern sich in die schriftliche Arbeit, die Präsentation und die Diskussion.

Mindeststandards der schriftlichen Arbeit

Im Bereich der Grundanforderungen für die schriftliche Arbeit werden einige Aspekte genannt. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das leitende Kriterium die Verständlichkeit ist. Alle Merkmale, die in den Interviews genannt werden, laufen generell darauf hinaus, die Arbeit für Dritte verständlich zu machen. Beispielsweise wird bei der Sprache, dem Aufbau, dem Zitieren, dem Layout, der Rechtschreibung, der Argumentation etc. die Verständlichkeit in den Mittelpunkt gerückt. Vor diesem Hintergrund sollten auch die weiteren Ausführungen betrachtet werden. Die Auflistung der Mindeststandards für die schriftliche Arbeit beginnt mit den Kriterien, die von jedem Befragten genannt werden und nach unten hin nimmt die Anzahl der Nennungen ab. Folgende Grundanforderungen können aus den Interviews abgeleitet werden:

▪ Argumentationsfähigkeit

▪ Multiperspektivität

▪ Auswahl und Begründung der Themenstellung

▪ Einsatz der Sprache

▪ Empirischer Teil

▪ Zitieren fremder Inhalte

▪ Auswahl und Qualität der Literatur

▪ Darstellung der Inhalte

▪ Schlussurteil

▪ Verwendung von Fachbegriffen

▪ Gliederung und Aufbau

▪ Trennung von Paraphrase, Zitat und eigener Meinung

▪ Beschreibung der Vorgehensweise

▪ Anknüpfung an bereits vorhandene Inhalte

▪ Einsatz von Illustrationen

Wie schon bei den Kriterien für „vorwissenschaftliches“ Arbeiten erwähnt, ist die Argumentationsfähigkeit das entscheidende Kriterium für eine schriftliche Arbeit. Die Argumentation zieht sich durch die ganze Arbeit, beginnend bei der Begründung der Themenstellung, über die Argumentation der Inhalte bis zur Begründung des Schlussurteils. Wichtig hierbei ist, dass die Argumentation konsistent, logisch und schlüssig ist. Eine Argumentation im Hauptteil kann sich beispielsweise so darstellen, dass überprüft wird, inwieweit die Meinung eines Anderen belastbar ist, wie sich die Aussage im Vergleich zu anderen Aussagen darstellt, welche Auffassung plausibler ist, wofür am Ende mehr spricht oder welche Gründe für das Schlussurteil sprechen. Auch eine Argumentation in Form einer eigenen Bewertung, kritischen Auseinandersetzung, Stellungnahme oder Interpretation der Inhalte ist möglich. LÖFFLER meint, dass eine Argumentation nicht unbedingt vorkommen muss. Es kommt laut ihm darauf an, ob die Themenstellung eine Argumentation verlangt oder nicht. Eine Argumentation ist dort einzusetzen, wo es eine ungelöste Frage gibt oder unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Die anderen vier Befragten verlangen unbedingt eine

Argumentation in einer schriftlichen Arbeit. Eine Arbeit, die nur fremde Inhalte zusammenfasst, reicht nicht für eine positive Beurteilung der abschließenden Arbeit.

Ebenso wichtig wie die Argumentationsfähigkeit ist die Multiperspektivität. Darunter wird verstanden, dass unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven eines Themengebiets berücksichtigt werden. In der Arbeit sind auch alternative Lösungsansätze oder Gegenauffassungen zu berücksichtigen. Welche der erwähnten Sichtweisen als besser eingestuft werden kann oder ob alle Positionen gleichwertig sind, ist in der Arbeit zu entscheiden. Die Schüler und Schülerinnen müssen gegenüber den unterschiedlichen Auffassungen nicht völlig neutral sein. Es ist möglich, die Präferenz für eine Sichtweise auszudrücken, jedoch muss die Voreingenommenheit gegenüber den anderen Positionen unter Kontrolle gehalten werden. Dies wird gewährleistet, indem auch Gegenpositionen und Einwände zur eigenen Position berücksichtigt und diese genauso ausführlich bearbeitet werden. Andere Sichtweisen sind ebenso durchzudenken und zu analysieren.

Zur Themenstellung wird von den Interviewpartnern gesagt, dass am Anfang einer Arbeit die Fragestellung, die Problemstellung, die Ausgangslage, die Thesen oder die Hypothesen klar darzustellen sind. Auch eine Begründung für die Wahl der Themenstellung ist anzugeben. Alle Befragten meinen, dass es genügt, die Themenstellung aus einer Vorschlagsliste auszuwählen. Das selbstständige Finden einer geeigneten Themenstellung ist im Grundanforderungsbereich nicht notwendig.

Es ist auch möglich, gemeinsam mit der Lehrkraft ein Thema zu entwickeln.

Die Sprache in der schriftlichen Arbeit muss vor allem verständlich, nachvollziehbar, präzise und klar sein. Der Hauptzweck der Sprache ist, dass die grundlegende Botschaft vermittelt wird. Weiters müssen der sprachliche Stil und Ausdruck angemessen sein.

Der Kandidat oder die Kandidatin hat zu zeigen, dass er oder sie sich vom Niveau der Alltagssprache lösen kann. Die Rechtschreibung und Grammatik sind nicht kleinlich zu bewerten, solange die Verständlichkeit der Inhalte gegeben ist.

Der empirische Teil wird von allen Befragten als Kriterium angegeben. Jedoch bedeutet dies nicht, dass ein empirischer Teil in jeder Arbeit vorhanden sein muss. Die Interviewpartner heben hervor, dass eine empirische Arbeit nicht höher zu werten ist als eine Literaturarbeit. Außerdem sind bei der methodischen Vorgehensweise generell starke Abstriche zu machen. Am Anfang ist darzustellen, wie die Themenstellung angemessen bearbeitet werden kann, wobei die Lehrkraft beim Identifizieren der geeigneten Methode unterstützend unter die Arme greifen kann. Hier kann von den Lernenden nicht erwartet werden, selbst eine passende Methode zu finden und über das Rüstzeug zur Anwendung dieser zu verfügen. Weiters sind die Art der Methode und die Vorgehensweise zu dokumentieren. Es ist z. B. darzustellen, was untersucht wird, welche Kriterien dabei verwendet werden oder wie das Sample ausgewählt wird. Des Weiteren sollte der Kandidat oder die Kandidatin unter Beweis stellen, dass er oder sie die jeweilige qualitative oder quantitative Methode beherrscht, wobei – wie bereits erwähnt – hier starke Abstriche zu erwarten sind.

Eine weitere Grundanforderung ist das richtige Zitieren fremder Inhalte. Die verwendete Literatur muss ordentlich, einheitlich, durchgängig und vollständig zitiert sein und somit nachvollziehbar für den Leser oder die Leserin gemacht werden. Die genaue Zitierweise ist irrelevant, solange das verwendete System angemessen ist und durchgehend angewendet wird. Die wichtigen Informationen zur Quelle, wie z. B. der Titel, der Autor oder die Autorin, der Erscheinungsort, das Jahr etc., müssen angegeben werden. Auch direkte Zitate sind richtig zu belegen.

Zur verwendeten Literatur wird angemerkt, dass diese als relevant für die Themenstellung eingeschätzt werden muss und dass die zentralen bzw. naheliegenden Quellen identifiziert werden. Dies ist jedoch im „vorwissenschaftlichen“ Bereich in einem verringerten Maß zu erwarten. Bei der Identifizierung der zentralen Literatur sind die Vorkenntnisse der Schüler und Schülerinnen zu berücksichtigen. Eine große Tiefe und Breite der Quellen kann nicht erwartet werden. Des Weiteren sind die

Zuverlässigkeit und die Qualität der Quellen zu beurteilen. Beispielsweise sollte ein Schüler oder eine Schülerin unterscheiden können, ob es sich um eine robuste Information oder um eine beliebige mediale Information handelt.

Zur Darstellung der Inhalte kann gesagt werden, dass es hier darum geht, dass das Layout und die Form verständlich, leserlich und einladend sind. Welche Form der Darstellung gewählt wird, ist zweitrangig, solange es sich um ein gängiges Layout handelt und es durchgängig verwendet wird. Auch allgemeine Richtlinien der Formatierung, wie eine übliche Schriftgröße, sind einzuhalten.

Am Ende der Arbeit ist in irgendeiner Weise die Fragestellung zu beantworten. Das Ergebnis oder das Schlussurteil der Arbeit ist unbedingt zu begründen. Das Ergebnis muss nicht unbedingt für die eine oder die andere Lehrmeinung ausfallen. Es kann auch sein, dass der oder die Lernende aufgrund der Fakten nicht zu einem eindeutigen Ergebnis kommen kann. Weiters sind zum Schluss eine Zusammenfassung, ein Ausblick oder weiterführende Fragestellungen anzugeben.

Zu der Verwendung von Fachbegriffen meinen die Befragten, dass verwendete Fachbegriffe in der richtigen Weise einzusetzen und zu erläutern sind. Grundsätzlich gilt, dass so wenige Fachbegriffe wie möglich und so viele wie nötig verwendet werden. Auf Fachbegriffe sollte so weit wie möglich verzichtet werden, damit die Arbeit auch für fachfremde Personen verständlich ist. Der Einsatz einer Fachsprache zeugt andererseits davon, dass sich der Kandidat oder die Kandidatin vom Niveau der Alltagssprache lösen kann.

Weitere Aspekte der schriftlichen Arbeit sind die Gliederung und der Aufbau. Es muss eine klare Gliederung geben, die die Einleitung, den Hauptteil und den Schluss klar erkennbar machen. Auch ein nachvollziehbarer Aufbau, eine klare Struktur und ein roter Faden sind erforderlich. Dies kann vor allem durch sinnvolle Strukturierung der Inhalte mittels Überschriften und Zwischenüberschriften erfolgen.

Im Rahmen der Trennung der Inhalte in Paraphrasen, Zitate und eigene Meinung steht im Vordergrund, eigene Ideen von denen Anderer abzugrenzen. Es ist klar erkennbar zu machen, was die eigene Meinung, Einstellung oder Position zu den Inhalten ist.

Bei der Beschreibung der Vorgehensweise ist relevant, dass dem Leser oder der Leserin klar gemacht wird, was er oder sie von der Arbeit erwarten kann. Das Ziel und die Art der Zielerreichung sind deutlich darzustellen.

Weiters muss in jeder schriftlichen Arbeit an bereits bestehende Inhalte angeknüpft werden. Hier werden die Inhalte Anderer möglichst sachlich zusammengefasst bzw.

rekonstruiert. Eine eigene Bewertung der Inhalte findet hier noch nicht statt.

Das letzte Kriterium, das in den Interviews genannt wird, ist die Verwendung von Illustrationen. Diese sollten passend eingesetzt werden.

Mindeststandards der Präsentation

Die Mindeststandards der Präsentation sind eine passende Auswahl der Inhalte, die Art und Weise der Präsentation, die Medienunterstützung, die Verständlichkeit und die Zeiteinhaltung. Der wichtigste Punkt, den alle fünf Interviewpartner genannt haben, ist die Auswahl der Inhalte. Hier geht es darum, dass die wesentlichen Inhalte schwerpunktmäßig ausgewählt und zusammengefasst präsentiert werden. Wichtig ist es, den Grundgedanken und den Aufbau der Arbeit zu vermitteln. Dies beinhaltet, dass auch die Struktur der Inhalte, die Argumentation, die Zielsetzung, die Methodik und die Ergebnisse der Arbeit vorgetragen werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Art und Weise der Präsentation. Einig sind sich die Befragten, dass die Arbeit einigermaßen sicher präsentiert werden sollte. METSCHL und GADENNE sind der Ansicht, dass die Körpersprache und Rhetorik aufgrund der Umstände, der geringen Vorkenntnisse und der möglichen Nervosität der Schüler und Schülerinnen nicht beurteilt werden sollten. STADLER meint, dass es erforderlich ist, dass der Blick zum Publikum gerichtet ist, langsam und deutlich gesprochen wird und die Überzeugung zu