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Auswahl vonUnfällen mit Menschen- und Sachschäden

Im Dokument in den S chvveizer /\I pen (Seite 114-139)

c. Schnee- und Lawinenverhältnisse im schweizerischen Alpengebiet

D. Durch Lawinen verursachte Unfälle und Schäden im Gebiet der Schweizer Alpen

II. Auswahl vonUnfällen mit Menschen- und Sachschäden

Nr. 1 20. Dezember 1986: Künstlich ausgelöste Lawine verschüttet zwei Angestellte und zerstört Gebäude im westlichen Unterwallis

Seit dem 16. Dezember herrschte im Unterwallis schlechtes Wetter mit grösstenteils bedecktem Him mel, zeitweise Nebel, stark wechselnden Höhenwin den, mit stetig leicht fallenden Temperaturen und Schneefall vom 17. bis 20. Dezember: 56cm Neu-schnee auf 1800 m ü.M.; am 20. Dezember, 07.00 Uhr:

ungefähr —10 Grad auf 2100 m Höhe.

Am Morgen des 20. Dezembers wurde beschlossen, die Lifte im Gebiet Les Pas, Les Crosets, nicht in Betrieb zu nehmen, bis die von den Steilhängen die Pisten und Bahnen möglicherweise gefährdenden Schneemassen mit künstlicher Lawinenauslösung überprüft oder zum Absturz gebracht worden waren. R. A., B. R. und 1. R.

erhielten den Auftrag, vom Pas de Chavanette aus den dortigen, durch einen sehr steilen Osthang führenden Skilift und die parallel verlaufende Skipiste zu sichern.

Die Talstation des Skiliftes Chavanette erreichten sie zusammen mit zwei Bahnangestellten in einem Pisten-fahrzeug. Dort stiegen die drei mit den vorbereiteten Sprenglandungen von 2,5 bis 5 kg auf den Sessellift, während die zwei übrigen Angestellten in der Station zurückblieben. Unmittelbar vor Beginn der Sprengak tion informierten die drei Sicherungsleute die in der Tal-station weilenden Männer über das Vorgehen. Um 09.20 Uhr wurde eine erste Sprengladung mit Zeit-zündschnur gezündet und mit Handwurf neben der Bergstation in den Osthang geworfen. Im Nebel konn ten sie die Wirkung ihrer Aktion nicht beobachten. Sie sahen aber, wie das Liftseil und die Sessel plötzlich aussergewöhnlich zu schwingen begannen. Schlim mes ahnend, eilten sie in die Bergstation zurück und versuchten über Telefon, Verbindung mit ihren Kamera-den in der Talstation aufzunehmen. Doch am Telefon und auch über Funk meldete sich niemand. Deshalb informierte R. A. über Funk sofort die Rettungszentrale bezüglich einer möglichen Verschüttung der Talstation und der zwei Angestellten. Unverzüglich wurde ein in der Nähe weilender Pistenmaschinenfahrer an die mögliche Unfallstelle beordert. Um 09.25 Uhr wurde die Air-Glaciers und das Polizeikommando Sion infor miert und von diesen Hilfe angefordert. Wenige Minu ten später konnte der Direktor der Bahn der Helikopter gesellschaft und der Polizei mitteilen, dass die beiden Vermissten gerettet werden konnten. Beide waren aber verletzt und Flughilfe sowie ein Arzt waren weiter-hin sehr erwünscht.

M. R., einer der Verschütteten schilderte später sein Erlebnis und seine Eindrücke wie folgt; frei und aus-zugsweise in die deutsche Sprache übersetzt:

. «Wir wussten, dass vom Pas de Chavanette die Steilhänge über unsere Station gesichert wurden, aber wir rechneten niemals mit einem Vordringen einer Lawine bis zu unserem Standort. Bis zu diesem Tage war dies noch nie geschehen. Plötzlich hörten wir das dumpfe Geräusch einer niedergehen-den Lawine, durch niedergehen-den Nebel konnten wirjedoch nichts über deren Verlauf feststellen. Wir sprangen hinter das Gebäude, um uns dort in Sicherheit zu bringen. Dann geschah alles sehr rasch. Wir wurden zusammen mit der Rückwand des Gebäu des zu Boden geworfen. Alles stürzte über uns zusammen.

Ich verlor bald das Bewusstsein. Als ich wieder erwachte, lag

ich auf dem Rücken, meine Arme gekreuzt, einen Balken über meinem linken Bein und ein zweiter über meiner Brust. Dieser zweite Balken behinderte mein Atmen sehr stark, ich rief zwei, drei Mal nach meinem Kollegen. Ich meinte, ich müsse sterben. Als ich dann ein Pistenfahrzeug hörte, stiegen meine Hoffnungen wieder. Aber diese Minuten bis zur Ret tung waren lang.»

Der Fahrer konnte beide Verschütteten aus ihrer unangenehmen Lage befreien. In der Folge trafen wei tere Helfer an der Unfallstelle ein und halfen bei der Betreuung der Verletzten. Um 10.19 Uhr, rund eine Stunde nach dem Unglück, konnte trotz den schlech ten Wetterbedingungen ein Helikopter mit einem Arzt beiderVerschüttungsstellelanden. Um 1O.3OUhrwur-den beide Schwerverletzten in das Spital von Monthey geflogen. M. R. und G. R haben den Unfall mit viel Glück überstanden.

Der Sektor, in dem sich das Lawinenanrissgebiet befand, wurde gemäss Aussagen bereits an den beiden Vortagen mit Erfolg gesichert. Als Schlussbemerkung muss darauf hingewiesen werden, dass beinahe alle Jahre Unfälle oder Schäden entstehen, weil vor der künstlichen Auslösung von Schneemassen der Aus-laufbereich einer möglichen Primär- oder Sekundärla wine nicht genügend grossräumig gesperrt und abge sichert worden war.

Nr. 21 30. Dezember 1986: Gute und glückliche Rettung im Juliergebiet

Im Skitourenlager J+S der Naturfreunde-Jugend Zürich ereignete sich während eines Aufstiegs ein Lawinenunfall. Dank überlegtem, richtigen Verhalten und vorbildlicher Ausrüstung konnte dabei Schlimme-res verhindert werden.

D. F., der Bergführer des Kurses schilderte uns auf Anfrage den Vorfall wie folgt:

«Am 30. Dezember war ich mit meiner Gruppe von fünf Per-sonen in Richtung Piz Turba unterwegs. Eine zweite Gruppe von sieben Teilnehmern hatte das gleiche Vorhaben. Ihr Rück stand betrug ca. 15 Minuten. Da in den Südhängen viel Trieb-schnee lag, wählte ich die Route über die AIp TgavretgaAlp da SettForcellina. Das Wetter war sehr schön. Vom Punkt 2453 hatten wir guten Einblick in das vor uns liegende Gebiet. Es sah günstig aus, wenig Schnee, viele Steine mar kierten uns eine gute Aufstiegsmöglichkeit. Trotzdem befahl ich Entlastungsabstände von etwa 15 m. Mitten im Hang, auf 2700 m, musste ich eine fünf bis sechs Meter breite Rinne durchqueren. Ich hielt die Gruppe an und orientierte sie über mein Vorhaben. Wir standen auf einer abgeblasenen Rippe.

Ein Schritt weiter, ein Knall, und der ganze Hang war in Bewe gung. Von links oben rutschte eine riesige Masse Schnee auf uns zu. Dieser fegte drei von uns vom Stand weg. Sofort hielt ich Hände und Füsse in die Höhe. Ich schwamm immer oben auf. Plötzlich kam ein Schwall Schnee, der mich überschlug.

Mein Wille war stark und ich drückte sofort wieder einen Arm in die Höhe. Es wurde dunkel, ich merkte, dass die Lawine langsamer wurde, sie fing an zu drücken. Mit letzter Kraft rang ich nach Platz. Plötzlich war alles ruhig. Da ich einen Arm in die Höhe gestreckt hatte, rief ich dem Armel nach hinauf.

Sekunden später hörte ich schon meine Kameraden. Ich ver stand ledes Wort, sogar das Piepsen vom Barryvox hörte ich.

In drei bis vier Minuten war ich freigeschaufelt. Ich war sofort wieder fit. Auch die zweite Verschüttete, 5., hatte man schon geortet.

In der Zwischenzeit war die zweite Gruppe bei uns einge troffen. Mit vereintem Einsatz wurde S. freigeschaufelt. Sie war bewusstios. Nach einigen Wiederbelebungsversuchen (Massagen) fing sie an zu schreien. Wir waren glücklich. Mit ein paar Rucksäcken bereiteten wir ihr eine Liege. Sie war bald wieder voll da. Wir gaben ihr heissen Tee, der tat ihr gut. Nach einigen Minuten wollten wir, dass sie einmal aufsteht. 5.

wollte aber nicht. Wir befürchteten innere Verletzungen.

Sofort schickten wir drei Burschen ins Tal, um die REGA zu alarmieren. 50 Minuten später landete die Alouette auf dem vorbereiteten Platz. Der Arzt stellte einen kleinen Schock und eine Unterkühlung fest. Sie wurde ins Spital Samedan zur Untersuchung geflogen. Am gleichen Abend konnte 5. wie-der zu uns zurückkehren.

Standort beim Lawinenniedergang:

Höhe 2700 m, Koord. 767.300/143.080

Wetter sehr schön, kalt

Gruppe ausgerüstet mit LVS und Lawinenschaufeln Zeitlicher Ablauf:

12.00 Lawinenniedergang

drei Personen erfasst (ein Mädchen konnte sich selber befreien)

12.03 ein Verschütteter geortet (Kopf ca. 0,5 m tief) 12.06 zweite Verschüttete geortet (Kopf ca. 1 m tief)

beide dank LVS geortet. 5. hatte im Lawinenkegel den Kopf nach unten. Wir hatten beide die Ski noch an den Füssen

12.30 Abfahrt der drei Burschen nach Bivio REGA alarmiert

13.20 Ankunft des Helikopters 13.45 Abflug des Helikopters

Der Kursleiter W. B. schloss seinen Bericht mit den Worten:

<(Dank ausgezeichneter Reaktion, guter Ausrüstung (inklu sive Lawinenschaufeln) und guter Handhabung der LVS Geräte konnten zwei Menschenleben gerettet werden..

Nr. 29 28. Januar 1987:Variantenfahrer löst ober-halb Braunwald eine Schneebrettlawine aus Das Opfer: Werner Schär, 7. 5. 1951, Verkaufsleiter, Wagenhausen TG

Bei dichtem Nebel, Westwind und starkem Schnee-fall rund 30 cm Neuschnee in 24 Stunden wollten die zwei Skilifthersteller, F. B. und W. Schär, einen von ihnen erstellten Kleinskilift in der Nähe des Ortstock

Fig. 25 (Nr. 21) Das Unfall-gelände am Piz Forcellina mit Auf-stiegsspur (A( und der Fundstelle von S. (S(. F: Forcellina-Pass (Foto:

Kantonspolizei Graubünden).

hauses begutachten und anstehende Probleme lösen.

Kurz vor 14.30 Uhr trennten sich der ortskundige WSchärundderimSkigebietunkundigeF.B. W.Schär wollte direkt und abseits der Piste zur Talstation des Skiliftes abfahren, während F. B. die offene Piste gegen das Ortstockhaus wählte und als erstes die dortige Bergstation des Liftes besichtigen wollte. Die beiden vereinbarten, sich bei der erwähnten Bergstation wie-der zu treffen. Sollte etwas das Treffen verhinwie-dern, z.B.

eingestellter Skilift, wollten F. B. und W. Schär sich um 16.00 Uhr bei der Bergstation der Braunwaldbahn ein-finden.

Das erste Treffen kam nicht zustande. Weil der Skilift bei den herrschenden Verhältnissen nicht lief und F. B.

Fig. 26 (Nr. 29( Lawinenunglück im Ortstock-Gebiet, Glarus, Karte 1:25 000 (1173( mit ungefährem Pistenverlauf und der Lawine.

Schneetemperotur in C

-20 -16 -12 -8 -4

40 20 100 80 60 40 20

Rammwiderstond in kg

dies als Grund annahm, war er nicht beunruhigt. Als

w.

Schär um 16.00 Uhr auch nicht bei der Bergstation der Braunwaldbahn eintraf und auch im nahen Hotel nicht zu finden war, alarmierte F. B. um 16.30 Uhr über die Besitzerin des Ortstockhauses den Rettungsdienst des Skigebietes.

Der Ausgangspunkt der Variantenabfahrt von W.

Schär war aufgrund der Aussagen von F. B. bekannt.

Deshalb suchten die ersten zwei Helfer von dieser Stelle aus unverzüglich das umliegende Gelände ab.

Bald, um 16.50 Uhr, fanden sie an einem Osthang ein relativ kleines Lawinenfeld. Trotz der schlechten Sicht sahen die Retter ungefähr in der Mitte der Lawinen-gleitbahn zwei Ski in der Schneedecke stecken. Nach dem Eintreffen von weiteren Leuten mit Sonden und

Rettungsmaterial, wurde als erstes der von den Pisten-maschinen auch im Winter befahrene Sommerweg abgesucht. Wenige Minuten nach 17.00 Uhr konnte dort etwas Festes geortet werden. Noch bevor mit dem Ausgraben begonnen wurde, traf auch eine Lawinen-hundeequipe an der Unfallstelle ein. Der Hund bestä tigte sofort die Anzeige. Um 17.08 U hr konnte an dieser Stelle W. Schär aus 0,8 m Tiefe geborgen werden. Er hatte auf dem Rücken gelegen und bei seiner Frei-legung nach rund zweieinhalb Stunden Verschüttungs dauer nicht mehr geatmet. Der später eingetroffene Arzt stellte, nach vorerst durchgeführten Wiederbele bungsbemühungen, noch auf der Unfallstelle den Tod von W. Schär fest. Weil das schlechte Wetter den Flug-einsatz verhinderte, wurde das Opfer in der Folge mit einem Pistenfahrzeug nach Braunwald transportiert.

Nr. 33 12. Februar 1987: Sorgloser Variantenfah rer im Oberhalbstein verunfallt-und von Lawinen-hund gerettet

Im Skigebiet von Savognin, im Val Nandro, waren an diesem Tage vier junge Burschen zusammen am Ski-fahren. Die vier Skifahrer, die bereits mehrere Tage in Savognin in den Ferien weilten <. . hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, meistens ausserhalb der mar kierten Pisten im Neuschnee zu fahren. . .»‚ so eine ihrer Erklärungen.

Wie in Fall Nr. 76, Lenzerheide, wurden auch von den jungen Skifahrern alle Warntafeln wie «Steilhänge Schneebrettgefahr» und «Lawinengefahr» bei den Ski-und Sesselliftstationen nicht beachtet bzw. mögliche Gefahren als für sie nicht kritisch beurteilt.

Drei Tage zuvor hatten sie bereits eine Tiefschneeab fahrt von der Endstation des Piz Cartas-Liftes, rechts

Fig. 28 (Nr. 33( Das Unfall-gelände unterhalb Crest‘Ota mit Einfahrtsspur (El, der Lawine sowie der Lawinenhunde- und Sondierequipe. P: Verschüttungs stelle von T. P. (Foto: L. Dannacher, Lenzerheide(.

Fig. 27 (Nr. 29( Schneedeckenprofil am Anriss der Unfallawine bei Braunwald. Die Profilaufnahme erfolgte am 29. 1. 87.

der Piste hinunter unternommen. Diese Abfahrt hatte ihnen gut gefallen, deshalb wollten die Vier sie wieder-holen. Der in der Zwischenzeit gefallene Schnee von 20 bis 30cm, und die durch den Wind an die Wind-schattenhänge verfrachteten Schneemengen hatten alle Spuren verwischt.

Am frühen Nachmittag begann ihre Abfahrt. Wenig unterhalb der Bergstation verliessen die Vier die Piste wiederum nach rechts. Die Brüder T. und Ch. P. immer

als erste, M. G. und Ch. R. hinten nach. Zuoberst an einem Steilhang hielten alle vier an. M. G. sagte dort zu seinen Kameraden, dass genau an dieser Stelle ein Variantenfahrer vor einem Jahr tödlich verunglückt sei.

Die Brüder R widersprachen, es sei nicht dieser Hang gewesenund fuhren gemeinsam los. Nach rund fünf Metern Fahrt im Steilhang lösten sie eine Lawine aus.

Dem etwas tiefer eingefahrenen Ch. R gelang mit einer Schussfahrt das Ausfahren. Sein Bruder T R wurde von den Schneemassen voll erfasst, überworfen und verschüttet (ca. 14.45 Uhr).

Ch. R und Ch. R. begannen sofort mit ihren Ski-stöcken auf dem Lawinenkegel zu suchen. Ihren Kame raden M. G. schickten sie mit der Unfallmeldung zur nächsten Alarmstelle.

Den zeitlichen Ablauf der Rettungsaktion entneh men wir direkt dem Einsatzprotokoll der Rettungssta tion:

«15.00 Meldung Skilift Radons, Schneebrett südlich von Crest Ota

ein Vermisster (am Unfallort noch zwei Kollegen vom Vermissten)

Patr. B. ab Cartas, genauen Unfallort abklären 15.05 REGA mit Lawinenhund aufgeboten

Bahnpersonal und Skilehrer mit Material ab Radons, Tgeps und Somtgant

15.15 drei Leute am Unfaliplatz. Unfallstelle nördlich von Crest Ota, Koord. 760 2401 159 150. (Erste Meldung war falsch).

vier Leute am Unfaliplatz, Grobsondierung drei Leute am Unfallplatz, Grobsondierung sechs Leute am Unfallplatz, Grobsondierung Heu mit Lawinenhund am Unfaliplatz Einsatz Lawinenhund durch M. R.

drei Leute am Unfallplatz

15.40 Feinsondierung zusammen mit Hund (Befehl M. R.) kein Erfolg

15.50 Heli mitzwei weiteren Lawinenhunden fL. D. und M. M.) eingetroffen

15.55 Rückzug R. und Mannschaft. Einsatz L. D. und M. M.

Anzeige durch Hund von L. D.

Verschütteter befreit, ansprechbar, unterkühlt Abflug mit Heli zum Spital Savognin.»

T. R hatte das Glück, dass er trotz an den Skistöcken eingeschlauften Händen beide Arme vor sein Gesicht halten konnte. Mit den Händen gelang es ihm einen Hohlraum zu schaffen, der ihm das Uberleben von einer Stunde und vierzig Minuten in 1,8 m Tiefe im Lawinen-kegel ermöglichte. Gemäss der Schilderung von T. P.

verlor er bald nach der Verschüttung das Bewusstsein und erlangte dies erst wieder bei seiner Befreiung.

Im Zusammenhang mit dieser Rettung ist einmal mehr die gute und vielfach entscheidende Arbeit der Lawinenhundeequipen zu erwähnen. Im vorliegenden Fall ist die Rettung eines jungen Lebens sicher der schönste Dank für viele Ubungsstunden in Kälte und Schnee. Diesem Dank für geleistete Arbeit und dem Wunsch auf weitere Erfolge bei der Rettung von Men schenleben schliessen wir uns gerne an.

Als Nachtrag ist zu erwähnen, dass die Ausserung von M. G. zutrifft. Am 31. 12. 1985 verstarb an der genau gleichen Stelle der 2Ojährige M. Thurnherr in einer von ihm ausgelösten Schneebrettlawine (vgl.

WB 50, Unfall Nr. 5).

Nr. 36 24. Februar 1987: Variantenfahrerunglück beiAndermatt

Das Opfer: Peter Metry, 3. 3. 1950, Kaufmann, Altdorf UR

Schön, gute Sicht, zeitweise ziemlich starker Süd-westwind und Lufttemperaturen um —7 Grad, dies sind mit wenigen Worten die Wetterbedingungen, die am 24. Februar herrschten. Die oberste Schneeschicht war im Gemsstockgebiet, abseits der Pisten, teilweise leicht verkrustet, an schattigen Partien aber noch vor-wiegend locker. Am 21. Februar hatten zum Teil stürmi sche Südwest- bis Südwinde zu umfangreichen Schneeverfrachtungen geführt.

Die nicht markierten und nicht gesicherten Tief-schneehänge vom Gemsstock dem St. Annabach fol gend durch das Felsental nach Hospental waren um die Mittagszeit des 24. Februar schon von vielen Skispu ren durchzogen. Für R Metry, der das Gemsstockgebiet sehr gut kannte, und seine Begleiterin 1. M. bestand aufgrund der vorhandenen Spuren kein Risiko mehr ausserhalb der Pisten nach Hospental abzufahren.

Um die Mittagszeit begannen die beiden auf dem Gemsstock ihre Abfahrt. Bis auf den St. Annafirn folg ten P. Metry und 1. M. der offenen «Sonnenpiste».

Anschliessend wählten die Zwei ihre Route im Tief-schnee in Richtung Gigenstafel. Bei der Hütte auf 1850 m querten sie gegen den St. Annawald, um dort den abgeschatteten Nordhang mit Pulverschnee zur Weiterfahrt wählen zu können. R Metry fuhr als Orts-kundiger immer etwas voraus. Plötzlich löste sich unter der Belastung des Skifahrers die Schneedecke und glitt als Schneebrettlawine mit R Metry ab (12.30 bis 12.40 Uhr).

Die zur Unfallzeit etwa 30 m hinter P. Metry abfah 15.20

15.22 15.25 15.30

16.20 16.25 16.38

rende 1. M. wurde von den Schneemassen nicht erfasst. Sie konnte den Absturz ihres Begleiters bis in die Nähe der neu erstellten Forststrasse mitverfolgen, danach verschwand P. Metry im überfliessenden Lawi nenschnee. 1. M. fuhr am Rande des Lawinenkegels bis

Fig. 29 (Nr. 36) Lawinenunglück am St. Annaberg, Uri, Karte 1:50 000 (255) mit ungefährer Variantenabfahrt (VI und der Lawine. 5: Sonnenpiste der Gemsstockbahn.

Fig. 30 (Nr. 36( Das Auflauf-gebiet der Unfallawine am St. Annaberg mit Lawinenkegel und Fundstelle von P. Metry (Ml (Foto: Kantonspolizei UnI.

ZLJD1 Verschwindepunkt ab und begann von dort mit dem Absuchen des unteren Lawinenkegels. Sie konnte keine Hinweise auf die Verschüttungsstelle von P.

Metry finden, und auch das improvisierte Sondieren mit einem Skistock an der vermuteten Liegestelle blieb ohne Erfolg. Deshalb fuhr 1. M. anschliessend nach Hospental ab und alarmierte von dort um 12.50 Uhr die Militärzentrale Andermatt. Von dort ging die Meldung unverzüglich weiter an den Rettungsdienst der Gems stockbahn und an die Polizei (12.53 Uhr). Um 12.58 Uhr forderte der Rettungschef J. 1. über die Alarmzentrale die Rettungsflugwacht (REGA) an und liess Lawinen-hundeequipen auf bieten.

Ein Bergführer, der in Hospental vom Unfall erfahren hatte, stieg zusammen mit einem Arzt (Gast des Berg-führers) mit Ski und Fellen zur Unfallstelle auf und begann dort um etwa 13.10 Uhr mit der Suche nach dem Verschütteten. Acht Minuten später konnte der Helikopterpilot A. M. trotz ungünstigen Abwinden ein erstes Mal an der Unfallstelle absetzen und den Ret tungschef mit einem Lawinenhund aussteigen lassen.

Rund fünf Minuten später, um ungefähr 13.23 Uhr zeigte der Lawinenhund bereits die Verschüttungs stelle von P. Metry an.

Kurz darauf konnte der Unglückliche aus 80 bis 100 cm Verschüttungstiefe geborgen werden. Bei dem ohne Atemhöhle rund eine Stunde verschüttet gewe senen P. Metry konnten keine Lebenszeichen mehr festgestellt werden. Deshalb begannen der mit Ski auf-gestiegene Arzt und der Rettungschef unverzüglich mit künstlicher Beatmung und Herzmassage. Nach dem Uberflug des Geborgenen im Horizontalnetz zum Militärspital Andermatt wurden dort die Wiederbele bungsmassnahmen fortgesetzt. Rund 75 Minuten spä ter trat ein Erfolg ein. Der Kreislauf des stark unterkühl ten Patienten (23,8 Grad) konnte stabilisiert werden.

Um 15.18 Uhr wurde R Metry mit dem Helikopter ins Kantonsspital Luzern und von dort um 16.17 Uhr weiter in die Universitätsklinik Zürich geflogen. Trotz aller Bemühungen musste dort am 25. Februar bei R Metry der Tod festgestellt werden.

Nr. 38 28. Februar 1987: Drei erfahrene Touren-gänger im Säntisgebiet verunglückt; lange Suchaktion

Die Opfer: Detlef Keil, 16. 6. 1959, Spengler, Lichten-steig SG, deutscher Staatsangehöriger, Thomas Utelli, 25. 11. 1964, Student, St. Moritz GR

D. Keil, T. Utelli und V. B., alle drei geübte Tourenski fahrer und Bergsteiger, wollten am Samstag, 28.

Februar, die Route des für Sonntag geplanten Säntis derbys befahren und an schwierigen Stellen mit Fanions markieren. Die Strecke des Säntisderbys ver läuftjeweils vom Chalbersäntis zur Meglisalp, von dort im Aufstieg auf den Rotsteinpass und hinunter über Schafboden zum Alpli, Unterwasser. Die drei waren für Touren ausgerüstet und trugen Rucksäcke mit. Zwei von ihnen banden beim Gasthaus noch ihre Kamera-den-VS-Geräte um. Der dritte, V. B., bemerkte erst auf dem Säntis, dass er sein Gerät zu Hause vergessen hatte.

Die Wetterverhältnisse waren für Touren sehr ungün stig. Schon am Freitag, 27. Februar, wurden in den Wetterprognosen für Samstag starke Bewölkung sowie häufige, vor allem im Osten und in den Alpen zum Teil ergiebige Niederschläge angekündigt. Die Nullgradgrenze sollte auf rund 2000 m liegen. Am Samstag traf dies auch zu. Um die Mittagszeit herrschte auf dem Säntis dichter Nebel, Graupel schneefall, leichter Nordwestwind und Temperaturen von ungefähr —2 Grad. Seit Freitagmitternacht waren

Die Wetterverhältnisse waren für Touren sehr ungün stig. Schon am Freitag, 27. Februar, wurden in den Wetterprognosen für Samstag starke Bewölkung sowie häufige, vor allem im Osten und in den Alpen zum Teil ergiebige Niederschläge angekündigt. Die Nullgradgrenze sollte auf rund 2000 m liegen. Am Samstag traf dies auch zu. Um die Mittagszeit herrschte auf dem Säntis dichter Nebel, Graupel schneefall, leichter Nordwestwind und Temperaturen von ungefähr —2 Grad. Seit Freitagmitternacht waren

Im Dokument in den S chvveizer /\I pen (Seite 114-139)