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5.4 Seroprävalenz von NPHV-Infektionen

5.4.6 Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr

Im Untersuchungsjahr waren 143 Vollblutpferde im Ausland und 590 Vollblutpferde wiesen keinen Auslandsaufenthalt auf. Unterschiedliche Prävalenzen von anti-NPHV NS3 Antikörpern und/oder viraler NPHV RNA zwischen Pferden, die ins Ausland transportiert wurden oder nicht, wurden nicht festgestellt (Abbildung 11). Lediglich der prozentuale Anteil an Pferden, bei denen nur virale NPHV RNA detektiert wurde, war bei den ins Ausland transportierten Pferden geringgradig höher.

Aus la nd:ne in(n=5 90 )

Aus la nd:ja(n=1 43 ) 0

2 0 4 0 6 0 8 0 1 0 0

A K / R N A A K + / R N A -A K + / R N -A +

AnzahlanPferden[%]

A K - / R N A + A u s la n d s a u f e n t h a lt

Abbildung 11: Prozentuale Verteilung von anti-NPHV NS3 Antikörpern und viraler NPHV RNA bei Pferden mit bzw. ohne Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr (n = Anzahl an Pferden pro Gruppe).

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Die Pferde wurden nach Irland (n = 56), Großbritannien (n = 39), Frankreich (n = 43), Polen (n = 1), Tschechien (n = 1), Belgien (n = 1), in die Schweiz (n = 1) und in die USA (n = 1) transportiert.

Insgesamt zeigten sich nur wenige Unterschiede zwischen dem Vorkommen von NPHV-Infektionen und dem Transport in verschiedene Länder, mit Ausnahme von Irland. In ca. 25 % der Proben von Pferden, die im Untersuchungsjahr nach Irland transportiert wurden, konnte virale NPHV RNA gefunden werden (Abbildung 12). Die Pferde, die in Polen, der Tschechischen Republik oder den USA waren, trugen keine anti-NPHV NS3 Antikörper und keine virale NPHV RNA. Proben von Pferden, die nach Belgien bzw. in die Schweiz transportiert wurden beinhalteten nur anti-NPHV NS3 Antikörper.

Abbildung 12: Prozentuale Verteilung von anti-NPHV NS3 Antikörpern und viraler NPHV RNA bei Pferden mit unterschiedlichen Auslandsaufenthalten im Untersuchungsjahr (n = Anzahl an Pferden pro Gruppe).

51 5.5 Induktive Statistik

Im Rahmen der induktiven Statistik wurden Daten aus der Gruppe [AK - / RNA -] mit Daten von Pferden mit positivem Virusnachweis [AK ± / RNA +] verwendet und ana-lysiert. Das Merkmal „Geschlecht“ wurde aus der Analyse herausgenommen, da die Verteilung von 374 Zuchtstuten zu 12 Deckhengsten zu einseitig war. Damit blieben für die weiteren statistischen Auswertungen die festen Effekte: Alter, Reproduktions-status, Zuchteinsatz, Bestandsgröße und Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr.

5.5.1 Ergebnisse über Assoziationen

Über eine ANOVA konnte zwischen dem Alter und dem Reproduktionsstatus eine Assoziation von 26 % festgestellt werden (R2 = 0,26). Das bedeutet, dass 26 % des Merkmals Reproduktionsstatus über das Alter zu erklären ist und umgekehrt. Eine hoch signifikante Assoziation zeigte sich zwischen der Bestandsgröße und dem Zuchteinsatz (p < 0,0001), der Bestandsgröße und dem Auslandsaufenthalt [p

<0,0001] und zwischen dem Zuchteinsatz und dem Auslandsaufenthalt im Untersu-chungsjahr [p < 0,0001] (Abbildung 13).

Abbildung 13: Ergebnisse der Untersuchungen auf Assoziationen.

Grüne Pfeile: signifikante Assoziation. Graue Pfeile: nicht signifikante Assoziation.

52 5.5.2 Einfaktorielle logistische Regression

Im Rahmen der einfaktoriellen logistischen Regression erwiesen sich das Alter (p = 0,16) und die Bestandsgröße (p = 0,06) signifikant zu einem Signifikanzniveau von 0,2. Direkte Risikofaktoren, die mit dem Auftreten viraler NPHV RNA assoziiert wa-ren, zu einem Signifikanzniveau von 0,05, lagen in der vorliegenden Untersuchung nicht vor. Daher wurden alle Variablen mit in das mehrfaktorielle Modell übernommen (Tabelle 5).

Tabelle 5: Ergebnisse der einfaktoriellen logistischen Regression.

n = Anzahl der Pferde pro Gruppe; OR = Odds Ratio; Ref.= Referenzkategorie Einflussfaktor n % OR Unteres

53 5.5.3 Mehrfaktorielle logistische Regression

Über die schrittweise durchgeführte statistischen Analysen, zeigte sich die Wechsel-wirkung zwischen dem Alter und dem Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr (p

=0,01) signifikant zu einem Signifikanzniveau von p < 0,05 und repräsentierte damit einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Prävalenz von viraler NPHV RNA.

Die Odds Ratio (OR) aus der Tabelle 6 zeigen, dass bei Pferden, die im Ausland ge-wesen sind, das Risiko sich mit dem NPHV zu infizieren mit zunehmendem Alter (um 1 Jahr), um den Faktor 0,8 steigt, de facto sinkt das Infektionsrisiko mit zunehmen-dem Alter.

Das OR für jüngere Pferde (unter 9,8 Jahren), die ins Ausland transportiert wurden, lässt sich mithilfe der Ergebnisse aus der Tabelle 6 berechnen:

OR (Alter bei Ausland: nein) / OR (Alter bei Ausland: ja) = 1/0,8 = 1,25

Damit war das Risiko mit dem NPHV infiziert zu sein, um 25 % höher bei jüngeren Pferden (unter 9,8 Jahren), die ins Ausland transportiert wurden, als bei gleich alten Pferden ohne Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr.

Tabelle 6: Ergebnisse der mehrfaktoriellen logistischen Regression. OR: Odds Ratio.

Einflussgröße

Ausland ja vs. nein bei Alter = 9,8

-0,224 0,66 0,38 1,28 0,006

Alter bei Ausland: ja

0,22 0,8 0,68 0,94 0,01

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Die 3- bis 7-jährigen Pferde repräsentierten mit 67,86 % über die Hälfte der Pferde, die im Ausland waren und bei denen NPHV RNA nachgewiesen wurde (Abbildung 14).

0 5 0 1 00

N P H V R N A T r a n s p o r t in s Au s la n d

N P H V R N A -T r a n s p o r t in s Au s la n d +

N P H V R N A + T r a n s p o r t in s Au s la n d

-N P H V R -N A + T r a n s p o r t in s Au s la n d +

A n z a h l a n P fe r d e n [ % ]

3 - 7 J a h r e 8 - 1 2 J a h r e 1 3 - 2 2 J a h r e

Abbildung 14: Wechselwirkung zwischen Alter und Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr und dem Vorkommen von NPHV-Infektionen. Oben: Über die Hälfte der NPHV positiven Tiere mit Auslandsaufenthalt waren weniger als 7 Jahre alt. Bei allen anderen Kombinationen war kein prozentualer Unterschied zwischen den Altersgruppen feststellbar.

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6 Diskussion

6.1 Studienpopulation und Probengut

Für die Bestimmung der Seroprävalenz von NPHV-Infektionen bei Vollblut-Zuchtpferden aus Norddeutschland wurden 733 Pferde im Rahmen der Herbstunter-suchung 2014 untersucht. Da die HerbstunterHerbstunter-suchung für die eingetragenen Zucht-pferde verpflichtend ist, repräsentieren die vorliegenden Untersuchungsergebnisse eine exakte Prävalenz von NPHV-Infektionen bei Vollblut-Zuchtpferden aus Nord- und Westdeutschland (Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein). Nach Informationen des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen e. V.

sind 1451 Zuchtstuten und 81 Deckhengste in Deutschland gemeldet. Damit wurde in der hiesigen Studie fast die Hälfte aller Vollblut-Zuchttiere aus Deutschland er-fasst, sodass die vorliegenden Ergebnisse repräsentativ für die Seroprävalenz von NPHV-Infektionen aller Zuchtpferde aus Deutschland sind.

Alle untersuchten Pferde waren klinisch allgemein gesund. Das entspricht den Er-gebnissen von GEMAQUE et al. (2014) und RAMSAY et al. (2015), die einen subkli-nischen Verlauf einer NPHV-Infektion postulieren.

6.2 Blutchemische Ergebnisse

Für das NPHV konnte ein Lebertropismus nachgewiesen werden und Studien zei-gen, dass erhöhte Leberwerte vor allem bei Pferden zum Zeitpunkt der Viruseliminie-rung auftreten, bzw. dann, wenn sowohl NPHV RNA als auch anti-NPHV NS3 Anti-körper vorliegen (FIGUEIREDO et al. 2015; PFAENDER et al. 2015; RAMSAY et al.

2015). Damit übereinstimmend konnten in der vorliegenden Studie in der Gruppe der anti-NPHV NS3 Antikörper-positiven und gleichzeitige NPHV RNA-positiven Pferde

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die häufigsten Abweichungen von den Referenzwerten, bei den Parametern γ-GT und GLDH, festgestellt werden.

Aufgrund der Leberspezifität deuten ein Anstieg der GLDH-Konzentration meist auf eine akute Leberzellschädigung und eine erhöhte γ-GT-Konzentration auf eine chro-nische Schädigung der Leber oder eine biliäre Obstruktion hin (BARTON 2010;

MEYER u. WALTON 2014). Zusätzlich ist eine erhöhte Gallensäure-Konzentration spezifisch für einen Funktionsverlust der Leber. Weitere untersuchte blutchemische Parameter, wie die AST, ALT, AP und die LDH kommen dagegen gehäuft in ver-schiedenen Organen vor und sind damit nicht leberspezifisch und weniger gut für die Beurteilung von Lebererkrankungen geeignet. Insgesamt müssen die Leberwerte stets mit Sorgfalt interpretiert werden und vor allem mit den klinischen Symptomen abgeglichen werden.

Beim Menschen kann bei einer chronischen Hepatitis C Infektion eine Erhöhung der Alanin-Aminotransferase zwischen dem 1,5 bis 10-fachen Wert des Referenzwertes festgestellt werden (HOOFNAGLE 2002). Für das HCV ist bekannt, dass nicht das Virus selbst zellschädigend ist, sondern die Zelle über die zelluläre und humorale Immunantwort gegen das Virus zerstört wird (KANTO u. HAYASHI 2006). Vorliegen-de Untersuchungsergebnisse lassen auf eine ähnliche Pathogenese für das NPHV schließen. Denn bei den Proben aus der Pferde-Gruppe: NPHV RNA positiv und an-ti-NPHV NS3 negativ, das heißt, bei Pferden, bei denen noch keine spezifische Im-munabwehr messbar war, waren nur vereinzelt Abweichungen von den Referenzwer-ten feststellbar und in der Gruppe NPHV-RNA positiv und anti-NPHV NS3 Antikörper positiv waren die meisten Abweichungen zu finden.

Zu beachten ist, dass bei einigen Pferden, bei denen keine NPHV RNA und keine anti-NPHV NS3 Antikörper nachgewiesen wurden, dennoch erhöhte Leberwerte auf-traten. Daraus folgt, dass in diesen Fällen nicht das Virus, sondern zum Beispiel an-dere Infektionserreger, Medikamente oder Pflanzeninhaltsstoffe für die abweichen-den Leberwerte verantwortlich waren. Die Tatsache, dass ein Pferd A (NPHV RNA positiv und anti-NPHV NS3 Antikörper negativ) als auch ein Pferd B (NPHV RNA ne-gativ und anti-NPHV NS3 Antikörper nene-gativ) stark erhöhte Leberwerte besaßen und beide Pferde vom selben Betrieb stammten, zeigt, dass die erhöhten Leberwerte in

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diesen Fällen vermutlich nicht durch das Virus verursacht wurden. Letztlich wird die Aussagekraft der vorliegenden blutchemischen Ergebnisse dadurch eingeschränkt, dass die Probenentnahme zu einem frei gewählten Zeitraum, unabhängig vom Infek-tionszeitpunkt stattfand. Damit bleibt unklar, ob eine Infektion Tage oder schon meh-rere Wochen zurücklag. Außerdem könnten sich unter den Pferden mit anti-NPHV NS3 Antikörpern und viraler NPHV RNA chronisch infizierte Pferde befinden. Um blutchemische Untersuchungsergebnisse besser nutzen und auswerten zu können, wären Verlaufsproben im Rahmen einer Infektionsstudie Gegenstand zukünftiger Arbeiten.

6.3 Seroprävalenz von NPHV-Infektionen

Nach der Entdeckung und Identifizierung des nicht-primaten Hepacivirus bei Pferden im Jahr 2012 (BURBELO et al. 2012), wurde in nachfolgenden Studien festgestellt, dass häufig Vollblüter aus Deutschland (PFAENDER et al. 2015) und Renn- und Sportpferde aus Japan (TANAKA et al. 2014; MATSUU et al. 2015) Träger viraler NPHV RNA und von anti-NPHV NS3 Antikörpern sind. Gründe für die höhere Infekti-onsrate bei den oben genannten Pferdegruppen sind bisher nicht bekannt und waren Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen.

Mittels quantitativer real-time PCR konnte in der hiesigen Studie bei 18,28 % der Vollblüter virale NPHV RNA detektiert werden. Im Vergleich zu einer vorherigen Stu-die von PFAENDER et al. (2015), Stu-die auch Vollblüter in Deutschland untersuchten, lag der prozentuale Anteil positiver NPHV RNA-Träger geringgradig höher. Zu be-achten ist, dass in der hiesigen Studie deutlich mehr Pferde beprobt wurden. Studien aus Brasilien und Japan erzielten ähnliche Untersuchungsergebnisse (GEMAQUE et al. 2014; FIGUEIREDO et al. 2015; MATSUU et al. 2015). Eine Ausnahme stellte die Studie von TANAKA et al. (2014) dar, die bei 35 % der japanischen Pferde virale NPHV RNA nachwiesen.

Des Weiteren sind in der vorliegenden Studie bei 61,8 % der untersuchten Vollblüter anti-NPHV NS3 Antikörper nachgewiesen worden. Vergleichbare Ergebnisse stellten

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PFAENDER et al. (2015) fest. MATSUU et al. (2015) dagegen wiesen nur bei 33,55% der untersuchten Pferde anti-NPHV NS3 Antikörper nach. Auch Matsuu et al.

untersuchten die Proben mit dem LIPS, sodass unterschiedliche Ergebnisse vermut-lich nicht methodisch bedingt sind. Eine Saisonalität der Seroprävalenz von NPHV-Infektionen wäre ein möglicher Grund für unterschiedliche Studienergebnisse. In der Untersuchung von MATSUU et al. (2015) wurden Pferde zwischen Januar und Au-gust und in der vorliegenden Studie im September und Oktober beprobt. Des Weite-ren ist denkbar, dass ein Virus in großen Betrieben stärker innerhalb der Population zirkuliert als in kleinen Beständen und damit die Seroprävalenz von der Größe des beprobten Bestandes abhängt. Zur Abklärung ist es daher zunächst wichtig den Übertragungsweg des NPHV darzulegen.

Proben, in denen in der vorliegenden Untersuchung nur virale NPHV RNA aber keine anti-NPHV NS3 Antikörper nachgewiesen wurden, stammten vermutlich von akut infizierten Pferden, die noch keine Antikörper gebildet hatten. Denn in einer experi-mentellen NPHV-Transmissionsstudie von RAMSAY et al. (2015) wurde gezeigt, dass bei adulten Pferden etwa 8 Wochen und bei Fohlen etwa 13 Wochen nach der Infektion spezifische Antikörper nachweisbar sind. Der prozentuale Anteil an akut infizierten Pferden lag in dieser Untersuchung bei 3,82 %. Hinweise dafür, dass anti-NPHV NS3 Antikörper-negative und anti-NPHV RNA-positive Pferde persistent infizierte (PI) Tiere sind, verglichen mit PI Rindern nach intrauteriner Infektion mit dem Virus der bovinen Virusdiarrhoe (BVDV) (LINDBERG u. HOUE 2005) liegen derzeit nicht vor und sind für HCV ebenfalls nicht bekannt.

Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen, dass das NPHV bei Vollblut- Zuchtpferden aus Norddeutschland weit verbreitet ist. Insbesondere der hohe Anteil an NPHV RNA-positiven Pferden (18,28 %) deutet darauf hin, dass das Virus aktiv in der Vollblutpopulation zirkuliert. Auch der hohe Prozentsatz an Pferden mit positivem anti-NPHV NS3 Antikörpernachweis (61,8 %) verdeutlicht, dass die Mehrheit der Pferde mit dem Virus in Kontakt kommt.

Obwohl in vielen Untersuchungen festgestellt wurde, dass die meisten Pferde das Virus eliminieren können, bestätigen andere Studien das Vorkommen chronisch

infi-59

zierter Pferde (LYONS et al. 2014; MATSUU et al. 2015; PFAENDER et al. 2015;

RAMSAY et al. 2015). Ob unter den 14,46 % der Pferde, bei denen in dieser Unter-suchung sowohl virale NPHV RNA als auch anti-NPHV NS3 Antikörper nachgewie-sen wurden, chronisch infizierte Tiere sind, bleibt unklar. In Anlehnung an die Hu-manmedizin ist eine chronische HCV-Infektion dadurch gekennzeichnet, dass über sechs Monate virale HCV-RNA im Blut nachweisbar ist (HOOFNAGLE 2002). Da in der vorliegenden Studie nur eine einmalige Probenentnahme stattfand, bleibt diese Frage ungeklärt. Für zukünftige Untersuchungen sollten daher zusätzliche Verlaufs-proben oder Proben nach einem festgelegten Zeitraum (z.B. fünf bis sechs Monate) analysiert werden. In der Studie von PFAENDER et al. (2015) wurden über sieben Monate Serumproben von Pferden auf anti-CHV/NPHV NS3 Antikörper und virale NPHV RNA untersucht. Bei zwei Pferden konnten über den gesamten Zeitraum vira-le NPHV RNA nachgewiesen werden, sodass eine chronische Infektion bestätigt werden konnte.

6.4 Deskriptive Statistik

6.4.1 Geschlecht

In der vorliegenden Studie stammten 710 Proben von Zuchtstuten (97 %) und ledig-lich 23 Proben von Deckhengsten (3 %). Ein Wallach befand sich nicht unter den Probanden. Die ermittelte Seroprävalenz von NPHV-Infektionen beschränkt sich da-her hauptsächlich auf die Vollblut-Zuchtstuten aus Nord- und Westdeutschland.

Obwohl Studien von MATSUU et al. (2015) und PFAENDER et al. (2015) keinen sig-nifikanten Unterschied zwischen dem Geschlecht und dem Vorkommen von NPHV-Infektionen feststellten und nur 23 Hengste beprobt wurden war auffällig, dass bei 30,43 % der Hengste und bei nur 17,89 % der Stuten virale NPHV RNA detektiert wurde. Ein tendenziell ähnliches, jedoch nicht so deutliches Ergebnis zeigt die Studie von FIGUEIREDO et al. (2015). In der Untersuchung waren 17 % der männlichen Pferde und 13 % der weiblichen Pferde NPHV RNA-positiv. Aktuell sind 81

Deck-60

hengste und 1.451 Zuchtstuten im Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V.

eingetragen. Die Stuten werden üblicherweise zu den Hengsthaltern gebracht, wo sie im Natursprung, wie der Vollblutverband es vorschreibt, bedeckt werden. Demzufol-ge kommt ein Hengst im Laufe der Zuchtsaison mit vielen verschiedenen Stuten in Kontakt. Eine NPHV-Übertragung über den Deckakt wäre daher denkbar und wird unter 6.6.1 diskutiert.

6.4.2 Alter

Der prozentuale Anteil an Pferden mit viraler NPHV RNA nahm mit zunehmendem Alter ab. Insbesondere der Anteil akut infizierter Pferde war bei jungen Pferden am höchsten. Vermutlich führten Umgebungswechsel, Transporte und der Deckakt zu einer starken Beanspruchung des Immunsystems, welches bei jungen Pferden noch nicht vollständig entwickelt ist und damit zu einer erhöhten Empfänglichkeit für Infek-tionskrankheiten führt.

Ob eine noch höhere Seroprävalenz bei Pferden von weniger als 3 Jahren existiert, kann nicht beurteilt werden, weil in der vorliegenden Arbeit Pferde ab einem Alter von 3 Jahren beprobt wurden. MATSUU et al. (2015) konnten bei 37,34 % der untersuch-ten ein- bis zwei-jährigen Pferde virale NPHV RNA nachweisen, sodass eine höhere Seroprävalenz bei Pferden unter 3 Jahren sehr wahrscheinlich ist. Zusätzlich sank der prozentuale Anteil nicht infizierter Pferde mit zunehmendem Alter und der pro-zentuale Anteil an Pferden mit anti-NPHV NS3 Antikörpern stieg. Das deutet darauf hin, dass sich die meisten Pferde im Laufe ihres Lebens mit dem Virus infizieren, An-tikörper bilden und anschließend das Virus wieder eliminieren (PFAENDER et al.

2015; RAMSAY et al. 2015). MATSUU et al. (2015) konnte dagegen in seinen Unter-suchungen keinen Anstieg an anti-NPHV NS3 Antikörperträgern mit zunehmendem Alter feststellen.

6.4.3 Reproduktionsstatus

Die Untersuchung des Reproduktionsstatus sollte zeigen, ob Zuchtstuten, die schon in der Vergangenheit im Zuchteinsatz waren, im Vergleich zu Maidenstuten häufiger

61

Träger von viraler NPHV RNA oder von anti-NPHV NS3 Antikörpern sind. Es stellte sich jedoch heraus, dass in den Proben der Maidenstuten prozentual häufiger virale NPHV RNA und in den Proben der Zuchtstuten prozentual häufiger anti-NPHV NS3 Antikörper vorlagen.

Für die Beurteilung ist zu beachten, dass die Assoziationsuntersuchung zwischen dem Reproduktionsstatus und dem Alter zeigte, dass 26 % des Merkmals Reproduk-tionsstatus über das Alter zu erklären ist und umgekehrt (R2 = 0,26). Zum Beispiel sind Maidenstuten vor allem junge Stuten im Alter von 3 bis 6 Jahren. Damit ist die hohe Prävalenz viraler NPHV RNA bei Maidenstuten und von anti-NPHV NS3 Anti-körpern bei Zuchtstuten vermutlich durch das Alter begründet und nicht durch den Reproduktionsstatus.

6.4.4 Zuchteinsatz

Um den Deckeinsatz als potentiellen Übertragungsweg einer NPHV-Infektion besser beurteilen zu können, wurden der Zuchteinsatz im Untersuchungsjahr und das Vor-kommen von NPHV-Infektionen analysiert.

Insgesamt waren nur wenige Unterschiede zwischen den Pferden, die im Zuchtein-satz waren und den Pferden, die nicht im ZuchteinZuchtein-satz waren und dem Vorkommen von NPHV-Infektionen festzustellen. Auffallend war, dass 6,9 % der Pferde, die nicht belegt wurden, zum Zeitpunkt der Probenentnahme akut infiziert waren. Im Vergleich dazu waren nur 3,24 % der Pferde akut infiziert, die im Untersuchungsjahr im Zucht-einsatz waren. Dadurch rückt der DeckZucht-einsatz als Übertragungsweg für eine NPHV Infektion in den Hintergrund.

6.4.5 Bestandsgröße

Die Anzahl untersuchter Pferde pro Gruppe variierte auf Grund der Einteilung der Bestandsgröße. Bei Bestände mit 1 bis 9 Pferden war die Anzahl deutlich kleiner (64 Probanden) als bei Beständen mit mehr als 40 Pferden (435 Probanden). Damit ist allein aufgrund des Probenumfangs pro Gruppe die Wahrscheinlichkeit in großen Beständen infizierte Pferde zu finden höher als in kleinen Beständen. Insgesamt

lie-62

ferten die Ergebnisse jedoch erste Hinweise auf unterschiedliche Prävalenzen von NPHV-Infektionen bei unterschiedlichen Bestandsgrößen. Die Untersuchungsergeb-nisse zeigten, dass mit zunehmender Bestandsgröße der Anteil NPHV RNA-positiver Pferde stieg. Der prozentuale Anteil an Pferden mit anti-NPHV NS3 Antikörpern ver-änderte sich mit zunehmender Bestandsgröße nicht.

Die großen Betriebe sind meistens Gestüte, spezielle Aufzuchtställe oder große Pensionsställe auf denen viel Fluktuation herrscht. In der Vollblutzucht ist es üblich, dass die Stuten erst nachdem sie nachweisbar tragend geworden sind bzw. spätes-tens nach Beendigung der Decksaison in ihre Heimatgestüte zurückkehren. Damit kommt es aufgrund der Rückkehr der Pferde zu einer starken Durchmischung der Zuchtbestände (DIREKTORIUM FÜR VOLLBLUTZUCHT UND RENNEN 2015) und damit zu einem erhöhten Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten zwischen den Pferden (BADENHORST et al. 2015). Dieses starke Durchmischen der Zuchtbe-stände findet vor allem in den großen Betrieben statt. Im Gegensatz zu kleinen Be-ständen mit 1 bis 9 Pferden, in denen nur 55,56 % der Pferde belegt wurden, wurden in den großen Betrieben 91,77 % der Pferde gedeckt. Zudem zeigte sich, dass vor allem große Betriebe im Gegensatz zu kleinen Betrieben ihre Pferde ins Ausland zur Belegung transportierten. Das bestätigten auch hochsignifikante Assoziationsunter-suchungen zwischen dem Zuchteinsatz und der Bestandsgröße sowie der Be-standsgröße und dem Auslandsaufenthalt im Untersuchungsjahr.

Die vorliegenden Ergebnisse deuten dementsprechend darauf hin, dass das Virus vor allem in großen Beständen zirkuliert und möglicherweise direkt von Pferd zu Pferd übertragen wird. Inwiefern Fluktuation und Hygienemanagement in großen Be-ständen eine Übertragung des Virus beeinflussen, bedarf weiterer Untersuchungen.

6.4.6 Auslandsaufenthalt

Insgesamt waren mit 144 Pferden ein Fünftel der Untersuchungskohorte im Ausland.

Die Untersuchungsergebnisse der deskriptiven Statistik ließen nur wenige Unter-schiede zwischen den Vollblütern mit bzw. ohne Auslandsaufenthalt erkennen. Es fällt jedoch auf, dass 5,56 % der Vollblüter mit Auslandsaufenthalt zum Zeitpunkt der Untersuchung akut infiziert waren. Daraus geht hervor, dass eine NPHV-Infektion

63

vermutlich nicht allzu lang zurücklag. In einer Studie von RAMSAY et al. (2015) konnten acht Wochen post infectionem anti-NPHV Antikörper nachgewiesen werden.

Da die Probenentnahme im September und Oktober des Untersuchungsjahres statt-gefunden hat, kann vermutet werden, dass sich die betroffenen Pferde nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland infiziert haben.

Des Weiteren zeigte sich, dass 8,93 % der Pferde, die 2014 nach Irland transportiert

Des Weiteren zeigte sich, dass 8,93 % der Pferde, die 2014 nach Irland transportiert