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Der Arzt - Anwalt seiner Patienten oder lieber doch nicht?

Im Dokument der Akupunktur (Seite 38-43)

Kontroverse zum Gastkommentar aus Z. Allg. Med. 1992; 68: 1-2.

(...) Ich muß hier ganz klar dagegen Stellung nehmen, daß wir Allgemei­

närzte Anwälte unserer Patienten sein sollen. Anwalt heißt, für jeman­

den die Verantwortung zu überneh­

men. Wenn wir für unsere Patienten die Verantwortung übernehmen wollen, werden wir in ärgste Schwie­

rigkeiten kommen - denn das hält kein Arzt psychisch über längere Zeit aus.

Wir haben genug damit zu tun, verantwortlich zu handeln - das heißt: was wir tun, müssen wir vor allem vor uns und natürlich auch vor den Patienten verantworten können.

Mehr ist nicht machbar. Jeder Arzt, der länger in einer eigenen Praxis tätig ist, wird es am eigenen Leib verspüren, wenn er etwas anderes versucht.

Und wo würden dann die Mündig­

keit des Patienten und seine Eigen- und Mitverantwortlichkeit bleiben, die von verschiedenster Seite gefor­

dert werden, wenn wir die Anwalt­

schaft über unsere Patienten über­

nehmen. Beides, weder die Anwalt­

schaft noch die Mündigkeit aber ent­

sprechen der Praxisrealität.

(...)

Was Sie unter medizinisch techni­

scher Bescheidenheit verstehen, weiß ich nicht. Ich kann mir nur vor­

stellen, daß Sie den Allgemeinarzt bedauern, weil er nicht wie ein Kli­

niker diverse Maschinen und Appa­

rate für seine Diagnostik anwenden kann. Daß diese der Allgemeinarzt aber meist nicht benötigt, können Sie nicht wissen. Denn unsere Fälle setzten sich zu etwa 90% aus Baga­

tellfällen zusammen, wo eine auf­

wendige Diagnostik nicht erforder­

lich ist. Allerdings muß einem klar

sein, daß die Feststellung »Bagatell- erkrankung« immer nur eine nach­

trägliche ist, wenn die Gesundheits­

störung also wieder abgeklungen und der Patient gesund ist.

Und daß die Aufnahme authenti­

scher menschlicher Beziehungen (???) ohne Aufgabe ihrer Institutio­

nalisierung (???), ärztliche Seelsorge als Anwaltschaft des Patienten den Allgemeinarzt qualifizieren soll

-Nun, wenn das wirklich so wäre, inklusive der von Ihnen angenom­

menen so überaus häufigen psychi­

schen Erkrankungen in der Allge­

meinpraxis, wozu dann unser langes Medizinstudium? Wir könnten doch unsere Patienten mit einer Ausbil­

dung in Psychologie oder Psychoso­

matik bestens betreuen und jene paar Fälle, die nicht psychisch be­

dingt sind, an die Spezialisten abge­

ben.

Dann aber würde es blitzartig keine Allgemeinmedizin mehr ge­

ben, denn die Verluste an Menschen­

leben wären so hoch, daß kein Staat sich etwas derartiges leisten könnte.

(...)

Dr. med. Harro üanninger Lektor der Medizinischen Fakultät der Universität Wien

Leiter des Niederösterreichischen Institutes für Allgemeinmedizin

A-3595 BrunnAViled 60

Erwiderung von Stephan Doering

(...)

Wenn ich behaupte, daß ein Groß­

teil der Patienten wegen seelischer Bedürftigkeit zum Allgemeinarzt kommt, so meine ich damit natürlich nicht, daß alle diese Menschen psy­

chisch oder psychosomatisch krank seien. Sie haben in den meisten Fäl­

len eine körperliche Erkrankung, nur ist es oft so, daß diese nur Vorwand,

aber nicht Hauptgrund des Arztbe­

suches ist. Viele Besuche beim Allge­

meinarzt sind aus medizinischer Sicht überflüssig, haben ihren Sinn aber in der menschlichen Begegnung mit dem Arzt. Daß diese Patienten in den Fallstatistiken nicht unter den psychogenen Erkrankungen auftau­

chen, versteht sich von selbst.

Bei der Frage der Anwaltschaft des Allgemeinarztes stehen wir sicher in einem grundlegenden weltanschau­

lichen Widerspruch zueinander.

Meine Aussagen beruhen auf der Annahme, daß wir oft in der Lage sind, andere Menschen besser zu verstehen, als sie selbst es können.

Gerade für den Allgemeinarzt, dem sich der Patient ja mit seinen Nöten anvertraut, resultiert daraus eine Verantwortung, der er sich meiner Meinung nach nicht entziehen kann.

Er kann sich darauf beschränken, medizinisches Schulwissen anzu­

wenden und sich aus allen persönli­

chen seelischen Widersprüchen des Patienten heraushalten; er kann sich aber auch bemühen, diese Wider­

sprüche zu verstehen, und aus die­

sem Verständnis heraus versuchen, dem Patienten gerecht zu werden.In diesem Sinne bedeutet Anwaltschaft selbstverständlich nicht Entmündi­

gung des Patienten, sondern die be­

wußte Einflußnahme im Interesse des Patienten, mit der Bereitschaft, das Verursachte mitzuverantworten.

Dieser Anspruch ist in den zwei Bei­

spielen aus der Praxis für mein Emp­

finden eindrucksvoll erfüllt worden.

Medizinisch technische Beschei­

denheit ist für mich der obenge­

nannte Verzicht auf klinisch-tech­

nisch anspruchsvolle Medizin, den ich Ihrer Annahme entgegen nicht bedauere, sondern hochschätze.

Authentische menschliche Bezie­

hungen entstehen zu lassen heißt.

Leserbrief *** Leserbrief Leserbrief

359

die ganze Persönlichkeit in eine Be­

gegnung einfließen zu lassen, auch vor dem Patienten der zu sein, der man ist, und nicht ein funktionieren­

des Werkzeug, das Wissen und er­

lernte Fähigkeiten am Patienten an­

wendet. Die Wahrung der Institutio­

nalisierung einer solchen Beziehung bedeutet, bei aller Einfühlsamkeit und momentanen Intensität der Be­

gegnung eine Distanz zu wahren, die

den Schein einer Freundschaft oder Verbrüderung zwischen Arzt und Patient nicht entstehen läßt.

Alle diese menschlichen Bezie­

hungsqualitäten, die für mich zu ei­

nem guten Arzt gehören, können durch eine psychologische Ausbil­

dung nur begrenzt erworben wer­

den; und wenn ich auch der Auffas­

sung bin, daß eine psychotherapeu­

tische Zusatzqualifikation einem All­

gemeinarzt sehr hilfreich sein kann, so bin ich mir doch darüber im kla­

ren, daß diese Fähigkeiten in den Händen eines Allgemeinarztes ohne fundierte medizinische Allgemeinbil­

dung wertlos sind.

(...)

Cand. med. Stephan Doering I-ahnstraße 92

1000 Berlin 44

Buchbesprechungen

Rolf Ranft, Wilfrid Seifart, Georgi Tontschev

Hausärztliche sym­

ptomatische Behand­

lung Krebskranker

Praktische Hinweise Bibliomed - Medizinische

Verlagsgesellschaft mbH, Melsungen, 2. Auflage 1991.

faschenbuch, 159 Seiten, 7 Abbildungen, 11 Tabellen, 19,80 DM.

Inhalt

• Grundsätze zur ambulanten Therapie Krebskranker

• Therapie des Krebs­

schmerzes

• Behandlung von gastrointe­

stinalen, respiratorischen, urologischen und dermato­

logischen Symptomen

• Hinweise zur Ernährung von Tumorpatienten

• Versorgung und Betreuung von Colostomie-Trägern

• Psychische Führung von Krebskranken

Kommentar

Knapp und präzise werden Behandlungsmöglichkeiten all der Probleme angegeben, die im täglichen Umgang mit Krebskranken auftreten. Die Autoren beschränken sich auf wenige, ausgezeichnete Tabel­

len und Abbildungen, das Sachregister ermöglicht einen schnellen ZugrilT zur ge­

wünschten Information; die Literaturhinweise sind gut ge­

wählt, dürften aber teilweise schwer erreichbar sein (ExDDR-Literatur).

Das gesamte Buch enthält kein überflüssiges Wort und doch gelingt es den Autoren durch­

gehend in sehr einfühlsamer Weise, die Probleme von Pati­

ent - Arzt - familiärem und sozialen Umfeld darzustellen, immer unter dem Leitmotiv

»Lebensqualität des Krebs­

kranken«.

Jedem, der sich mit Tumor­

therapie beschäftigt, sei dieses Büchlein ans Herz gelegt.

D.-S. Gericke

R. Seithel

Neuraltherapie 4

Grundlagen - Klinik - Praxis Hippokrates Verlag, Stuttgart 1991. 274 Seiten, 116 Abbildungen, 50 Tabel­

len, kartoniert, 98;- DM.

Inhalt

• Methode der Thermogra­

phie bei Schmerzzuständen

• Indikationen der Neu­

raltherapie bei Störungen des Bewegungsapparates

• Medikamentöse Therapie

• akute HNO-Erkrankungen

• i.v.-Gabe von Lokalanä­

sthetika

• Segmentdiagnostik

• Schmerztopographie

• Darstellung von Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Kopf- und Gesichts­

schmerz, Muskel- und

Gelenkschmerz, Kreuz­

schmerzen

• außerdem Festansprachen und abrechnungstechnische Tips

Kommentar

Zielgruppe dieses Buches sind hauptsächlich neuralthera­

peutisch praktizierende Ärzte, die ihren bereits vorhandenen Wissensstand ergänzen wol­

len. Das Buch ist sicherlich nicht als Nach-schlagewerk gedacht, sondern eine ge­

lungene Aufbereitung der Speyerer Tage und beinhaltet eine gute Mischung aus wis­

senschaftlichen Ergebnissen und weiterhelfenden prakti­

schen Tips für den praktizie­

renden Neuraltherapeuten.

Besondere Erwähnung verdie­

nen die präzisen und aussage­

kräftigen Abbildungen, Foto­

grafien und die Tabellen, in denen sich die hohe Qualität der Vorträge wiederspiegeln.

Dr. med. Christiane Ittner- Hofmann

2SJFA

Kongreßberichte

Bronchiale Hyperreagibilität

»Bronchiale Hyperreagibilität« kann ebenso als »bronchiale Hyperreakti­

vität« bezeichnet werden. So aber wird kein Patient jemals sein Pro­

blem definieren. Denn er kommt in die Pra.xis und klagt über einen stän­

digen trockenen Husten beispiels­

weise beim Lachen, nach längerem Sprechen oder lautem Rufen, aber auch, wenn in seiner Umgebung Sprays oder Parfüms versprüht wer­

den oder wenn geraucht wird. Nach Ansicht von Prof. Ulrich H. Cegla, Bad Ems, sieht so die Symptomatik der bronchialen Hyperreagibilität (BHR) aus. Letztendlich handelt es sich um eine überschießende Reak­

tion der Bronchialschleimhaut (Schwellung und Kontraktion) auf Reizstoffe, die beim Gesunden keine Reaktionen hervorrufen. Eine BHR beginnt meist schon im Kindesalter und verliert sich häufig beim Er­

wachsenen wieder. Sie zeigt eine deutliche genetische Disposition, die auch mit Asthma bronchiale korre­

liert. Zu den Triggerfaktoren zählen sowohl die »personal air pollution«

in Form des Zigarettenrauchens als auch die Exposition gegenüber Reiz­

gasen (Arbeitsplatz, Industriege­

biete), des weiteren allergische Re­

aktionen und Virusinfekte. Aber auch akute Atemwegsinfekte im Kleinkindesalter wie Bronchiolitis oder Pneumonie führen oft zu einer lebenslangen bronchialen Hyperrea­

gibilität, die bereits durch kleinere Mengen nicht-allergener Stimuli aus­

gelöst wird. Prädisponierend ist auch die Tatsache, daß im Nervensystem von Asthmatikern eine erhöhte cho- linerge und alpha-adrenerge Ant­

wort und eine verminderte beta-ad- renerge Antwort gefunden wurde.

Schädigungen des Bronchialepithels und Entzündungen in den Atemwe­

gen spielen ebenfalls eine Rolle.

Cegla wies darauf hin, daß beson­

ders im Kindesalter der gastroöso­

phageale Reflux, die bronchopulmo­

nale Dysplasie sowie Erkrankungen

mit Schleimhautretentionen eben­

falls eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von BHR spielen. Vor al­

lem Kinder von Raucherinnen be­

kommen häufiger Infekte, da bereits bei der Geburt der IgE-Gehalt erhöht ist. Therapeutisch empfiehlt Cegla hier eine Vermeidung des Refluxes sowie von Infektionen durch Impfun­

gen, die Verminderung der Allergene und Irritantien sowohl in als auch außerhalb der Wohnung, das Mei­

den von Nahrungsmitteln, auf die der Patient allergisch reagiert, sowie in Ausnahmefällen eine Hyposensibili­

sierung, außerdem physikalische Maßnahmen zur Unterdrückung des unproduktiven Hustens und eine Pharmakotherapie. Hier lassen sich je nach Ursache der BHR Prophylak- tika (DNCG, Nedocromil, Ketotifen) sowie Therapeutika unterscheiden.

Früher standen an erster Stelle der Therapeutika die Beta-2-Sympathi- komimetika, inzwischen sind in der Asthmatherapie auch die inhalativen Glukokortikoide weit nach vorn ge­

rutscht. Je nach Ursache der BHR spielen die Parasympathikolytika ebenfalls eine wichtige Rolle.

Das Theophyllin mit seinen zahl­

reichen Wirkungsansätzen hat bei der BHR einerseits einen relaxieren- den Effekt auf die glatte Muskulatur und einen anregenden auf die muko­

ziliäre Clearance, von besonderer Bedeutung hält Cegla allerdings den antientzündlichen und gefäßabdich- tenden Effekt des Theophyllins, der bereits bei Serumspiegeln um 6 mg/dl auftritt.

Die heutige Therapie der BHR, so faßt Dr. med. Stefan Müller, Berlin- Buch, zusammen, steht auf zwei Säulen; der antiinflammatorischen Dauertherapie mit DNCG, Nedocro­

mil, Ketotifen oder inhalativen Glu­

kokortikoiden, sowie einer broncho- dilatatorischen intermittierenden oder Dauertherapie mit Beta-2-Sym- pathomimetika, Theophyllin, evtl, mit Anticholinergika oder systemi­

schen Glukokortikosteroiden. Wich­

tig ist jedoch auch ein an die Schwere der Erkrankung angepaßter thera­

peutischer Stufenplan sowie eine

Vermeidung von möglichen iatroge- nen Nebenwirkungen durch unge­

zielte Polypragmasie. Vor allem aber sollte der Patient durch intensive Aufklärung, Schulung und ambu­

lante Lungenfunktionsprüfungen in die BHR-Therapie einbezogen wer­

den.

II. Expertengespräch Pneumologie der Minden Pharma GmbH vom 18.-20. Okt. 1991 am Titisee.

Helga Vollmer M. A.

Eggenfeldener Str. 99 8000 München 81

Reversible, selektive MAO-A- Hemmung: Fortschritt in der antidepressiven Therapie Im depressiven Geschehen spielt ein Mangel der Neurotransmitter Sero­

tonin und Noradrenalin eine Rolle.

Fast alle bisherigen Antidepressiva versuchen, diesen Mangel durch Hemmung der Wiederaufnahme der Neurotransmitter zu beheben. Der andere Angriffspunkt, die Hemmung des abbauenden Enzyms Mono­

aminoxidase, wurde lange Zeit ver­

nachlässigt. Die erste Substanz die­

ser Art, Iproniazid, mußte wegen Nebenwirkungen vom Markt genom­

men werden, erklärte Priv.-Doz. Dr.

Gerd Laux, Würzburg, auf einem Symposium in Königswinter.

Die MAO-Hemmer der älteren Generation hemmen irreversibel MAO-A und MAO-B. Für die antide­

pressive Wirkung muß aber nur die Monoaminoxidase A inhibiert wer­

den. Mit Moclobemid steht jetzt ein reversibler und selektiver MAO-A- Hemmer zur Verfügung, der nicht die von den alten MAO-Hemmern gefürchteten Probleme, wie Hepa- toxizität und hypertensive Krisen, mit sich bringt. Letztere können durch Interaktion mit biogenen Ami­

nen wie Tyramin entstehen. Tyra­

min wirkt indirekt sympathikomime- tisch und wird durch Monoaminoxi­

dasen abgebaut. Deswegen mußten Patienten, die MAO-Hemmer beka­

men, Tyramin-haltige Nahrungsmit­

Kongreßberichte

tel wie Rotwein und Käse streng mei­

den. Moclobemid fehlen auch weit­

gehend anticholinerge und arrhyth- mogene Eigenschaften, wie sie von trizyklischen Antidepressiva be­

kannt sind.

Die reversible Enzymbindung macht die Therapie mit Moclobemid besser steuerbar. Die Pause, die beim Umstellen von alten MAO-Hemmern auf Trizyklika immer eingehalten werden mußte, kann bei Moclobe­

mid entfallen.

In zahlreichen Doppelblindstudien demonstrierte Moclobemid seine kli­

nische Überlegenheit gegenüber Placebo und in kontrollierten Ver­

gleichsstudien seine Ebenbürtigkeit mit anderen Antidepressiva wie Amitriptylin, Clomipramin, Desipra- min, Imipramin, Maprotilin, Mianse­

rin und dem irreversiblen, nicht se­

lektiven MAO-Hemmer Tranylcypro- min. Die Responderquoten betragen rund 60-70%. Einige dieser Studien zeigten für Moclobemid einen frühe­

ren Wirkungseintritt.

Prof. Gastpar, Essen, gab einen Überblick über das Nebenwir­

kungspotential von Moclobemid. Die Abbrecherrate wegen Unverträglich­

keit liegt bei Moclobemid, Tranyl- cypromin, Maprotilin und Mianse­

rin zwischen 2% und 4%, bei Desipramin, Clomipramin und Ami­

triptylin zwischen 10% und 12% und bei Imipramin um 5%. Moclobemid führt deutlich seltener zu anticholin- ergen Nebeneffekten als Trizyklika:

Über Mundtrockenheit klagen 15%

gegenüber 40% der Patienten und über Obstipation 5% gegenüber 10%.

Deshalb eignet sich die Substanz gut für polymorbide Alterspatienten, die z. B. wegen einer Prostata-Hypertro­

phie oder einem Glaukom trizykli­

sche Antidepressiva mit cholinergen Nebeneffekten nicht nehmen kön­

nen.

Und noch ein wichtiger Aspekt zur Therapiesicherheit: Moclobemid in suizidaler Absicht in Überdosis ein­

zunehmen, hat kaum Aussicht auf Erfolg. Selbst bei Dosen um 20 g treten lediglich Somnolenz, Hyper- flexie und Nausea auf. Es ist keine

spezifische toxikologische Behand­

lung, höchstens eine Magenspülung erforderlich, berichtete Gastpar.

Moclobemid wirkt nicht sedierend.

Deshalb können Unruhezustände auftreten. Moclobemid wird aus die­

sem Grund bevorzugt gegen ge­

hemmte Depressionen eingesetzt.

Gute Erfolge erzielt man auch bei Trizyklika-resistenten atypischen Depressionen. In der Hemmung der Suizidalität ist Moclobemid ebenso wirksam wie Trizyklika, erklärte Prof. Hans-Jürgen Möller, Bonn. Es sei wegen der fehlenden Sedierung nur dann etwas Vorsicht am Platze, wenn man es mit einem agitierten Suizidalen zu tun hat, schränkte Möller ein. Moclobemid sollte in sol­

chen Eällen mit einem Neurolepti­

kum kombiniert werden.

Einführungssymposium und Presse­

konferenz »Fortschritt in der De­

pressionsbehandlung mit dem neu­

artigen RIMA Aurorix«, Sponsor Ro­

che. Königswinter. 20. und 21. Sep­

tember 1991.

I)r. med. Angelika BischofT Otilostr. 2

8032 Gräfelfing

Ifosfamid bei der Behandlung von Sarkomen

Ifosfamid in der Monotherapie me­

tastasierter Weichteilsarkome R. Benjamin vom MD Anderson-In­

stitut führte mehrere Phase-I-Stu- dien mit Ifosfamid durch. An 255 Patienten erreichte er eine Remis­

sionsrate von 15%. Er konnte dabei eine eindeutige Dosisabhängigkeit nachweisen. S. P. Chawla aus Los Angeles berichtete über eine hohe Remissionsrate von 68% bei 50 un- vorbehandelten Patienten mit Weichteilsarkomen unter einer Hochdosis von Ifosfamid zwischen 14 und 16 g/m^. Er konnte dabei auch zeigen, daß eine der gefürchte­

ten Nebenwirkungen des Ifosfamids, die Neurotoxizität, durch Zugabe von Natriumcarbonat und die Vermei­

dung einer metabolischen Azidose

sehr häufig verhindert werden kann.

V. Bramwell (London) stellte eine randomisierte Phase-III-Studie der EORTC (European Organization for Research and Treatment of Cancer) vor, in der Ifosfamid 5 g/m^ vergli­

chen wurde mit Cyclophosphamid 1,5 g/m^. Bei insgesamt 135 Patien­

ten ging Ifosfamid mit einer höheren Remissionsrate (25%) als Cyclo­

phosphamid (13%) bei unvorbehan- delten Patienten einher. J. Schütte (Essen) erreichte mit einer Ifosfamid- Monotherapie in unterschiedlicher Dosierung Remissionsraten zwi­

schen 16 und 31%.

Ifosfamid in der Kombinationstherapie

R. Stuart-Harris (Westmead, Austra­

lien) erreichte mit der Kombination aus 5 g/m^ Ifosfamid und 40 bis 60 mg/m^ Adriamycin eine Remissions­

rate von 22% bei 50 Patienten. Die mediane Überlebenszeit der Patien­

ten betrug 12 Monate. In der Studie von H.J. Weh (Hamburg) an 45 Pa­

tienten lag die Remissionsrate mit der gleichen Kombination bei 43%.

Allerdings war in dieser Studie Ifos­

famid mit 10 g/m^ deutlich höher do­

siert. Die mediane Überlebenszeit lag aber auch in dieser Studie nur bei 13 Monaten. Ähnlich waren die Befunde von J. Schütte (Essen), der eine Phase-II-Studie der EORTC vor­

stellte. An 175 Patienten, die mit Adriamycin 50 mg/m^ und Ifosfamid 5 g/m^ behandelt wurden, lag die Remissionsrate bei 35%, die me­

diane Überlebenszeit bei 14 Mona­

ten. Auch die Befunde von S. Torna (Genua), der anstatt Adriamycin Epirubicin einsetzte, waren ähnlich:

Remissionsrate 44% bei nicht vorbe­

handelten Patienten, mediane Über­

lebenszeit 10 Monate. A. Santoro (Mailand) stellte eine randomisierte Phase-III-Studie der EORTC vor, in der dreiarmig verglichen wurde:

Adriamycin, Adriamycin + Ifos­

famid, CYVADIC. Die Remissionsra­

ten an 612 Patienten waren nahezu identisch: 24%, 27% und 27%.

K. Antman (Boston) untersuchte an 327 Patienten, ob das Hinzufügen

Kongreßberichte

von Ifosfamid zu Doxorubicin und DTIC einen therapeutischen Vorteil ergibt. Die Kombination aus Doxo­

rubicin, DTIC und Ifosfamid führte zu einer Remissionsrate von 20%, die Kombination aus Doxorubicin und DITC allein nur zu einer Remissions­

rate von 11%. Allerdings ging die Dreifachkombination mit einer we­

sentlich höheren Toxizität einher und bisher war kein Unterschied in der Überlebenszeit der Patienten festzustellen.

Fazit des Symposiums war, daß die Prognose von Patienten mit meta­

stasierten Weichteilsarkomen wei­

terhin sehr schlecht ist. Es gibt bis­

her keine Kombinationschemothera­

pie, die einer Monotherapie mit Adri- amycin oder Ifosfamid eindeutig überlegen ist. Dies gilt insbesondere für die Überlebenszeit der Patienten, die weiterhin nur bei etwa 12 Mona­

ten liegt. Wie können in dieser Situa­

tion Fortschritte erzielt werden? Ein Weg könnte die Dosissteigerung der wesentlichen Medikamente Doxoru­

bicin und Ifosfamid sein, die jedoch nur unter gleichzeitiger Anwendung von Wachstumsfaktoren möglich ist.

Ein anderer Weg könnte darin beste­

hen, die chirurgische Therapie in das multimodale Konzept konsequent einzubauen, etwa in der Art, daß man bei allen Patienten nach einer erfolgreichen Chemotherapie ver­

sucht, restliche Tumormassen zu entfernen und damit eine Vollremis­

sion zu erreichen.

Satelliten-Symposium der Fa. Asta im Rahmen des ECCO-6, 27.-31. 10.

1990 in Florenz.

Stefanie Weh

Bergstedter Chaussee 198 2000 Hamburg 65

Impfung gegen Hepatitis A bietet Langzeitschutz

Jährlich werden 8000 bis 10000 Fälle von Hepatitis A in den alten Bundesländern gemeldet, die Dun­

kelziffer liegt vermutlich jedoch weit höher. Ursache ist zum einen die zu­

nehmende Reisefreudigkeit und zum anderen der wachsende Einwande­

rerstrom.

Als Endemiegebiete gelten der ge­

samte afrikanische Kontinent und weite Teile von Asien und Südame­

rika. Aber auch Gebiete im Mittel­

meerraum, beispielsweise Türkei und Süditalien, gehören dazu. Wie Professor Robert Steffen, Zürich, an­

hand verschiedener Studien zeigen konnte, stecken sich von tausend Ur­

laubern etwa drei bis sechs an, wenn sie organisiert reisen, und rund zwanzig von jenen, die mit dem Rucksack, also im allgemeinen unter schlechten hygienischen Verhältnis­

sen, unterwegs sind.

Zuhause sind neben Kanalarbei­

tern, Mitarbeitern in virologischen Labors oder auf Infektionsstationen besonders jene gefährdet, die häufi­

gen Umgang mit Kindern haben. Im Gegensatz zu ihren Eltern sind hier lebende Ausländerkinder meist nicht immun und stecken sich dann bei Besuchen in ihrer alten Heimat an.

Da bei Kindern seilen der typische Ikterus auftritt und die Infektion des­

halb leicht übersehen werden kann, kann es zu regelrechten Kleinepide­

mien kommen, bei der Kindergärt­

nerinnen, Spielkameraden und de­

ren Eltern angesteckt werden, er­

klärte Professor Burghart Stück, Ber­

lin, beim Symposium „Neue Wege der Hepatitis-A-Prophylaxe“ Ende Oktober 1991 in Capri.

lin, beim Symposium „Neue Wege der Hepatitis-A-Prophylaxe“ Ende Oktober 1991 in Capri.

Im Dokument der Akupunktur (Seite 38-43)