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ARCHÄOLOGIE

Im Dokument RESILIENZ TWG (Seite 40-43)

Der Diplom-Ingenieur Roman Scholz ist einer von fünf Grabungs-technikern, die an den verschiedenen Abteilungen und Kommis-sionen des DAI tätig sind. Er betreut vor allem die Feldprojekte der Römisch-Germanischen Kommission (RGK).

„Als Grabungstechniker oder -technikerin, beziehungweise Feld-archäologe wie es jetzt auch heißt, sollte man technisches Ver-ständnis und historisch-archäologisches Hintergrundwissen mit-bringen. Organisationstalent und Sprachkompetenz sind auch wichtig. Dazu sollte man praktisch veranlagt und körperlich be-lastbar sein, denn die Arbeit bei Wind und Wetter und mit schwe-rem Gerät ist anspruchsvoll. Und ein bisschen Sozialpädagoge ist man häufig auch noch…“, sagt Scholz. Auch wenn der letzte Satz

Die andere Möglichkeit ist die dreijährige Fortbildung zum „ge-prüften Grabungstechniker“ an einem archäologischen Landes-amt nach dem sog. „Frankfurter Modell“. „Neben der fachlichen Ausbildung an einem archäologischen Landesamt wird – oft in Zusammenarbeit mit anderen grabenden Institutionen und Gra-bungsfirmen – im Rahmen der Fortbildung ein fester Zyklus an Kursen zur Vermittlung verschiedener Kenntnisse, darunter Ver-messung, Fotografie und Anthropologie, durchlaufen. Im dritten Jahr der Fortbildung muss jeder angehende Grabungstechniker und jede angehende Grabungstechnikerin selbstständig eine dreimonatige Prüfungsgrabung durchführen, deren Dokumenta-tion er oder sie an der RGK zur Prüfung einreicht. Hier erfolgt auch die abschließende mündliche und schriftliche Prüfung“, erklärt Dr. Henning Haßmann, Landesarchäologe für Niedersachsen, der Mitglied der Prüfungskommission ist. Diese setzt sich aus Mitglie-dern der RGK, Vertretern des Verbandes der Landesarchäologen so-wie erfahrenen Grabungstechnikern der Landesämter zusammen.

nicht ganz ernst gemeint ist, so müssen auf einer Grabung doch viele verschiedene Menschen unter herausfordernden Bedin-gungen zusammenarbeiten. Hier zu vermitteln und sensibel mit unterschiedlichen kulturellen Eigenheiten umzugehen, erfordert nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Empathie von der Gra-bungsleitung.

Für Roman Scholz war genau diese Kombination aus geistiger und körperlicher Arbeit sowie dem Umgang mit Menschen aus-schlaggebend, Grabungstechnik zu studieren und später den Mas-ter in Geo- und Feldarchäologie zu machen. In Deutschland ist das Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin ei-ner der beiden Wege, sich zum Feldarchäologen ausbilden zu lassen.

PROF. DR. THOMAS SCHENK,

Professor für Grabungstechnik und Leiter des Studiengangs, erklärt, für wen sich der Studienschwerpunkt eignet:

„Wer sein Herz an die Archäologie verloren hat, aber weniger am Schreibtisch und in der Bibliothek sitzen mag, trifft mit dem Studium der Grabungstechnik-Feldarchäologie an der HTW Berlin die richtige Wahl und eröffnet sich sehr gute berufliche Perspektiven. Die Tätigkeit auf archäo-logischen Fundstätten, ihr Auffinden und ihre Dokumentation

verlangen die Bereitschaft, sich mit modernen natur- und ingenieur-wissenschaftlichen Methoden zu befassen, ebenso wie mit digitalen Techniken zur Darstellung der Befunde und deren Auswertung. Das Studium an der HTW Berlin ist praxisorientiert. Die Studierenden lernen, Fundplätze mit klassischen wie modernen Prospektions-methoden zu lokalisieren, sie fachgerecht mit unterschiedlichsten Grabungstechniken auszugraben und zu dokumentieren, die Funde sachgemäß zu bergen und die Ergebnisse ansprechend grafisch aufzuarbeiten. Der Studienschwerpunkt ist eng mit den benachbarten Tätigkeitsfeldern Konservierung und Restaurierung verzahnt. Nach dem Bachelorstudium besteht die Möglichkeit, sich im Masterstudien-gang Landschaftsarchäologie weiter zu qualifizieren.

Absolventen und Absolventinnen des Studiengangs – ca. ein Drittel ist weiblich – werden bei Denkmalfachämtern und -behörden der Bundesländer, bei Forschungsinstitutionen oder Grabungsfirmen beschäftigt.“

Weitere Informationen: https://krg.htw-berlin.de/

AUF ARCHÄOLOGISCHEN AUSGRABUNGEN IST TEAMARBEIT GEFRAGT.

Foto: Scholz

FORTBILDUNG ZUM

GEPRÜFTEN GRABUNGSTECHNIKER / ZUR GEPRÜFTEN GRABUNGSTECHNIKERIN Grabungstechniker und -technikerinnen sind auf dem Gebiet der archäologischen Denkmalpflege und der archäologischen Forschung tätig. Unter wissenschaftlicher Leitung führen sie archäologische Grabungen durch.

Die dreijährige Fortbildung zum Grabungstechniker oder zur Grabungstechnikerin auf Basis einer abgeschlossenen Berufs-ausbildung bzw. eines abgeschlossenen Hochschulstudiums wird als „Frankfurter Modell“ bezeichnet. Dieser Name geht auf den Dienstort der RGK zurück, wo nach Abschluss der Fort-bildung die Prüfung abgelegt wird.

Die Fortbildung steht derzeit nur den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der archäologischen Landesämter offen.

Weitere Informationen zur Fortbildung zum geprüften Grabungstechniker/zur geprüften Grabungstechnikerin:

https://www.dainst.org/fortbildung-grabungstechnik

FELDARCHÄOLOGE ROMAN SCHOLZ VON DER RGK AN DER TOTALSTATION.

Foto: Scholz

BEI HITZE UND KÄLTE DRAUSSEN: DIE ARBEIT ALS FELDARCHÄOLOGIN IST KÖRPERLICH ANSTRENGEND. Fotos: Scholz

ALLTAG ARCHÄOLOGIE

STUDIENGANG GRABUNGSTECHNIK –

FELDARCHÄOLOGIE (GFA) AN DER HTW BERLIN

Als einzige deutsche Hochschule bietet die HTW Berlin den Studiengang Konservierung/Restaurierung/Grabungstechnik mit dem Schwerpunkt Grabungstechnik - Feldarchäologie (GFA) als Bachelorstudiengang an.

DER ARBEITSALLTAG

„Im letzten Jahr habe ich dreizehn Feldprojekte in sieben Län-dern betreut, darunter Kroatien, Ungarn, Spanien, Rumänien und Tschechie. Den größten Teil des Jahres bin ich unterwegs“, berich-tet Roman Scholz aus seinem Arbeitsalltag. Dazu gehört auch die Durchführung von Prospektionsmaßnahmen, die zerstörungs-frei Strukturen im Boden aufzeigen, wie Geo-Magnetik oder die

„Drohnenbefliegung“ mit Multispektralsensoren. Auf Basis dieser Voruntersuchungen wird entschieden, ob und wo eine archäo-logische Ausgrabung durchgeführt wird. Bei deren Vorbereitung müssen auch Personal- und Zeitplanung sowie die Logistik be-dacht werden.

verschiedenen Grabungs-, Dokumentations- und Fundbergungs-techniken sowie deren methodisch richtige Anwendung wichtig.

Für regional unterschiedliche Landschaften und Gegebenheiten, sowie ausgerichtet auf die jeweilige wissenschaftliche Fragestel-lung, müssen die verschiedenen Methoden angepasst und weiter-entwickelt werden. Dazu gehört auch der Überblick über wichtige Bestimmungen und Gesetze aus dem Bereich Denkmalschutz und Arbeitssicherheit.

DIPL.-ING. (FH) ROMAN SCHOLZ M. SC.

ist seit 2011 als Grabungstechniker/Feld-archäologe an der RGK tätig. Während seiner Arbeit in einer Restaurierungswerkstatt kam er 2001 zum ersten Mal auf eine archäolo-gische Ausgrabung. Danach war ihm klar, dass er Feldarchäologe werden möchte.

„Zu Beginn der Ausgrabung richte ich das Vermessungsnetz ein und stecke die anschließend die Grabungsschnitte ab. Während der Kampagne bin ich für die Dokumentation verantwortlich: alle archäologischen Befunde und Funde müssen beschrieben, foto-grafiert und gezeichnet werden. Bei kleinen Projekten überneh-me ich das selbst, bei größeren leite ich die zuständigen Teams an. Jede archäologische Grabung ist individuell und in ihrem Ver-lauf schwer vorhersehbar. Wenn es Unklarheiten bei der Befund- ansprache gibt, diskutiere ich das mit den zuständigen Kollegin-nen oder Kollegen. Dann treffen wir die Entscheidung über das weitere Vorgehen“, berichtet er. „Abgesehen von meinem Notiz-buch, das ich immer dabei habe, arbeiten wir heute weitgehend digital.“ Das bedeutet auch, dass jeden Abend die Daten, die tags-über auf der Grabung erhoben wurden, ausgelesen, gesichtet und gesichert werden müssen. Nachts laufen teils mehrere Rechner und verarbeiten die großen Datenmengen.

Grabungstechniker und –technikerinnen tragen große Verantwor-tung. Da man durch das Ausgraben und somit „Abgraben“ archäo-logischer Befunde diese letztlich zerstört, ist eine vorangehende Planung der Grabungsmethodik genauso wichtig wie eine um-fangreiche und detaillierte Dokumentation der Grabungsarbeiten und Befunde. Aus der Dokumentation muss sich später genau er-schließen lassen können, was und wie ausgegraben wurde. Das ist die Grundlage jeder archäologischen Forschung und wissen-schaftlichen Arbeit. Deswegen sind eine umfassende Kenntnis der AUF EINER GRABUNG GREIFEN VIELE VERSCHIEDENE AUFGABEN INEINANDER. ES WIRD VERMESSEN, GEZEICHNET UND FOTO-GRAFIERT. Foto: Scholz

GEOMAGNETISCHE PROSPEKTIONEN WERDEN ZU FUSS ODER MOTORISIERT DURCHGEFÜHRT.

Fotos: Scholz

LUFTAUFNAHME EINER GRABUNG IN MOLDAWIEN, die mit einem unmanned aerial vehicle (UAV), häufig als Drohne bezeichnet, erstellt wurde.

Foto: Scholz

ALLTAG ARCHÄOLOGIE

„Bevor wir tiefer graben, müssen wir sicher sein, dass die Dokumen-tation des Vortages vollständig ist und die Daten intakt sind“, so Scholz. Am Ende der Grabung erfolgt die Aufbereitung und Über-gabe der Dokumentation samt einer genauen Auflistung aller Funde und Befunde an die Projektleitung und die Kooperations-partner bzw. Antikenbehörden des Landes, in dem die jeweilige Grabung durchgeführt wurde. Zu den Aufgaben des Grabungs-technikers oder der Feldarchäologin gehört zum Abschluss auch die Erstellung eines Berichts, der die Grundlage für die archäolo-gische Auswertung und wissenschaftliche Publikation bildet.

Im Dokument RESILIENZ TWG (Seite 40-43)