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3 Material und Methoden

3.4 Anzucht und Wachstum der Nachkommenschaften

Ende August bis Anfang September 2000 wurden Früchte von C. avellana und P. spinosa für Fruchtbonituren und zur Saatgutgewinnung geerntet. Für die geplante Aussaat und Pflanzenanzucht war es von Bedeutung, die Früchte vor der Vollreife und der damit vollständig ausgebildeten Samenruhe zu werben (BÄRTELS, 1989; KÖPP, 1987; . NIEDERS. FORSTL. VERSUCHSANSTALT, 1997) (Tab. 3.1 und 3.2).

Von C. avellana konnten 473 (73%) der markierten Individuen beerntet werden; die übrigen Sträucher hatten vermutlich nicht fruktifiziert. Verluste durch eine zu späte Ernte sind eher unwahrscheinlich, da der Großteil der Früchte zum Erntezeitpunkt noch grünlich-gelb war.

Ein Totalausfall der Ernte an einzelnen Sträuchern bedingt durch räuberische Eichhörnchen wird trotz einer immensen Zahl an Beobachtungen ausgeschlossen. Mit Hilfe von Stangenscheren wurden kleine tragende Zweige abgeschnitten und- wenn möglich- jeweils 30 Nüsse geerntet.

Tab. 3.1: Literaturangaben zur Stratifikation von P. spinosa Lit. Quelle Zeitpunkt Samenernte,

Reifegrad Vorbehandlung NIEDERSÄCHSISCHE FORSTLICHE

VERSUCHSANSTALT (1997) Juli, vor der Vollreife a) sofortige Aussaat; b) 5monatige Stratifikation

BÄRTELS, A. (1989) Jun - Aug 3-5monatige Stratifikation, Aussaat März/April

Ber. Eidgenöss. Forsch.anst.

Wald Schnee Landsch. 333, 1992

Sep ab Juli 8-9monatige Stratifikation

KÖPP, R. (1987) Aug – Okt, vor der Vollreife, wenn die Früchte noch nicht ganz durchgefärbt sind

Mazeration, direkte Aussaat oder Kalt-Nass-Stratifikation

SCHUBERT, J. (keine Angabe) a) 2 Wochen Warmnassbehandlung bei 20°C u. 32 Wochen

Kalt-nassbehandlung bei 3°C (nach SUSKA, 1980); b) 2 Wochen Warmnass-behandlung bei 20-25°C u. 18 Wochen Kaltnass-behandlung bei 1-5°C (nach GORDON & ROWE, 1982)

SCHÖN, P.; SCHMALEN, W.

(1992) Sep - Okt Stratifikation von Mitte Okt bis zur Aussaat März/April

RIEDEL, K. (1997) 12monatige Freilandstratifikation ab Mai

Tab. 3.2: Literaturangaben zur Stratifikation von C. avellana Lit. Quelle Zeitpunkt der

Samen-ernte, Reifegrad Vorbehandlung NIEDERSÄCHSISCHE FORSTLICHE

VERSUCHSANSTALT (1997)

Mitte Sep - Mitte Okt, Früchte gelbbraun

Keine Angaben BÄRTELS, A. (1989) Aug – Okt, kurz vor der

Reife a) kurz trocknen, Früchte von Capula befreien u. sofort bei 4°C in feuchtem Sand stratifizieren, Aussaat: März; b) sofortige Direktsaat von kurz vor der Reife geernteten Nüssen

Ber. Eidgenöss. Forsch.anst.

Wald Schnee Landsch. 333, 1992

Sep ab Okt 6-7monatige Stratifikation

SCHUBERT, J. (keine Angabe) a) 2 Tage in kaltem Wasser vorquellen, sofortige Herbstaussaat; b) trocken gelagerte Nüsse: 12-16 Wochen Kaltnass-behandlung bei 3-5°C (nach GORDON & ROWE, 1982)

SCHÖN, P.; SCHMALEN, W.

(1992) Aug - Okt Stratifikation von Mitte Okt bis zur Aussaat März/April

Von lediglich 34% (n=199) der im Frühjahr markierten P. spinosa-Pflanzen und Zweige konnten Früchte gesammelt werden. Ursache hierfür war eine unzureichende Fruktifikation und der Verlust von Markierungen. Die zum Teil vollständig ausgebliebene Fruchtbildung war vermutlich auf Nachtfrost-Ereignisse während der Blütezeit oder starke Fraßschäden durch die Gespinstmotte (Yponomeuta padella L.) zurückzuführen. Es wurden möglichst 30 Früchte pro Zweig geerntet. An schlecht fruktifizierenden Hecken oder an solchen, die nach starkem Rückschnitt an Wegrändern ihre Schilder verloren hatten, wurden an nicht (mehr) markierten Zweigen Früchte geerntet und diese als Mischprobe (pro Hecke) deklariert. Nach der isoenzymatischen Analyse wurden solche Mischproben verworfen, die von mehr als einem Multilocus-Genotyp geerntet wurden.

Nach Abschluss der Fruchtbonituren (s.u.) wurden im Oktober 2000 insgesamt etwa 6400 Steinkerne von P. spinosa in Container (HICO V93, 93 cm3, 40 Cont. pro Tray) in Aussaatsubstrat (Torf-Sand-Gemisch) ausgesät und im Gewächshaus aufgestellt. Es erfolgte eine Direktsaat ohne Stratifikation, da dies nach Angaben von KÖPP (1987) ein wirtschaftliches Verfahren mit befriedigenden bis guten Keimprozenten darstellt. Zuvor wurden die Früchte mehrere Tage gewässert und das Fruchtfleisch, welches keimhemmende Substanzen enthält, mit Hilfe eines Mixers unter Zugabe von reichlich Wasser mechanisch entfernt. Die Pflanzenanzucht von C. avellana wurde in Anlehnung an der unter a) beschriebenen Methode von BÄRTELS (1989) (Tab. 3.2) durchgeführt. Um Schimmelbildung zu vermeiden, wurden die Fruchthüllen von Hand vollständig entfernt.

Anschließend erfolgte die Einlagerung von 9600 Haselnüssen in feuchtem Sand und die Aufstellung im Kühlhaus bei konstant 8°C. Nach 5-monatiger Stratifikation wurden die z.T.

bereits gekeimten Nüsse am 8. und 9. März 2001 in Aussaaterde in Container (Quickpot 35, 200 cm3, 35 Cont. pro Tray) ausgesät und im Gewächshaus aufgestellt.

Ende März wurde das Auflaufen der ersten P. spinosa-Keimlinge registriert. Fortan wurden alle 7 Tage die je Mutterzweig aufgelaufenen Keimlinge gezählt. In der zweiten Aprilwoche liefen die ersten Keimlinge von C. avellana auf, die ebenfalls einmal pro Woche aufgenommen wurden. Vor dem Ausbringen wurde die Keimrate ermittelt. Die Verschulung der P. spinosa- und C. avellana-Pflanzen erfolgte im Mai bzw. Juli 2001 auf einer Freifläche (360m ü. NN; geogr. Länge: 9°45´O, Breite: 51°20´N). Bei der Versuchsflächenauswahl wurde auf einheitliche Standortbedingungen (Bodenverhältnisse, Strahlung) geachtet. In den ersten Wochen wurden die Pflanzen nach ausbleibenden Niederschlägen künstlich bewässert, um das Anwachsen der Jungpflanzen zu garantieren. Aufgelaufene Begleitvegetation wurde in regelmäßigen Zeitabständen entfernt.

Signifikante Unterschiede im Wuchsverhalten der Nachkommenschaften sollten unter gleichen Umweltbedingungen auf der Versuchsfläche auf genetische Variation hindeuten.

Vor Vegetationsbeginn wurden daher im Frühjahr 2002 die Pflanzenhöhen der einjährigen Sämlinge ermittelt. Da insbesondere bei P. spinosa die Ausbildung von Seitenzweigen individuell sehr unterschiedlich ausfiel und teilweise kein Terminaltrieb mehr zu bestimmen war, wurde der jeweils längste (Seiten-) Zweig für die Höhenmessung verwendet. Eher horizontal ausgebildete Seitenäste wurden für die Messungen vertikal nach oben an die Messlatte gehalten. Die Messgenauigkeit betrug ± 0,5 cm. Darüber hinaus gab es bei P. spinosa augenscheinlich sehr deutliche Unterschiede in den Pflanzenhöhen, die vermutlich auf individuell unterschiedliche Anwuchserfolge zurückzuführen waren. Daher wurden ausschließlich jene Pflanzen vermessen, die nach der Verschulung einen Zuwachs -deutlich erkennbar an der Ausbildung von Seitenästen- gezeigt hatten. Es wurden jeweils fünf Nachkommen je beerntetem Mutterzweig vermessen. Von P. spinosa-Vorkommen, an denen nur Mischproben geerntet werden konnten, wurden möglichst 30 Pflanzen vermessen.

Von P. spinosa-Sträuchern mit nur wenigen Nachkommen pro markiertem Zweig wurde aus der vorhandenen Mischprobe möglichst auf eine Zahl von 30 Pflanzen pro Hecke ergänzt.

Insgesamt waren dies 774 Pflanzen.

Bei C. avellana wurden ebenfalls fünf Pflanzenhöhen je beerntetem Mutterstrauch ermittelt.

Hier wurden immer die ersten fünf Sämlinge der Pflanzreihe begutachtet. Insgesamt wurden 1941 C. avellana-Pflanzen vermessen.

Die Messungen wurden im Herbst 2002 nach Vegetationsabschluss an den selben Pflanzen wiederholt.