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5 DISKUSSION

5.5 Anzucht und Vermehrung von HpSS1, Hp87 und Hp89

Die Anzucht und Vermehrung der aufgetauten oder frischen H. pylori-Isolate erfolgte auf Dent-Selektivnährboden, der als Hemmstoff für Begleitkeime die Antibiotika Vancomycin, Trimethoprim, Cefsulodin, Amphotericin B enthält. Der Nährboden unterscheidet sich von dem von LEE et al. (1997) und JANKE (2000) verwendeten Skirrow-Nährboden durch die Antibiotika Polymyxin B (Skirrow) und Cefsulodin und Amphotericin B (Dent). Nach eigener Erfahrung erwies er sich als gut geeignet zur Anzucht und Vermehrung von HpSS1- und Hp87-Reinkulturen. Die Anzucht und Vermehrung von Hp89 auf Dent-Nährboden erwies sich als unbefriedigend.

5.6 Bakteriologische Untersuchung der Mägen

Für die Reisolation der Bakterien aus dem Magen diente der Selektivnährboden nach Dent mit Bacitracinzusatz. Nach drei Tagen wurden die gewachsenen Kolonien, die in ihrer Morphologie H. pylori entsprachen (Kapitel 4.1), auf einen frischen Dent-Nährboden mit Bacitracinzusatz überimpft, um das Kontaminationsrisiko zu minimieren. Dennoch traten in 20 Fällen Kontaminanten auf, die biochemisch differenziert werden konnten (Kapitel 4.3.3). Der von LEE et al. (1997) empfohlene GSSA (Glaxo selective supplement agar) enthält einen dem Dent-Nährboden (mit Bacitracinzusatz) ähnlichen Antibiotikazusatz (Vancomycin, Polymyxin B, Bacitracin, Nalidixinsäure und Amphotericin B) und hat sich zur Reisolation von H. pylori als optimal erwiesen. Aufgrund der guten Reisolationsergebnisse (Sensitivität 88% und Spezifität 100% des kulturellen Nachweises von HpSS1) von JANKE (2000) wurde in der vorliegenden Arbeit ebenfalls Dent-Nährboden mit Bacitracinzusatz eingesetzt, der sich zudem als preisgünstiger und einfacher in der Herstellung als GSSA erwies.

Die geringe Sensitivität der Kultur (HpSS1: 31% (3 Mon.)/ 7,4% (6 Mon.), Hp87:

10,3% (3 Mon.)/ 3% (6 Mon.), Hp89: 3,3% (3 Mon.)/ 0% (6 Mon.) (Kapitel 4.3.3) verglichen mit den Ergebnissen von JANKE (2000) könnte an einer geringeren Anzahl an kolonisationsfähigen Keimen im Mausmagen gelegen haben. Die

Fütterung unterschiedlicher Diäten (FOX et al., 1999; WANG et al., 1998; Wang et al., 2000) und eine unterschiedliche Begleitflora im Magen stellen mögliche Gründe hierfür dar. So können im Magen angesiedelte Lactobacillus-Arten die Kolonisations-fähigkeit von H. pylori hemmen (KARITA et al., 1994; ISOGAI et al., 1997; KABIR et al., 1997). Ebenso könnten durch technische Fehler beim Überimpfen der Kulturen nach 3 Tagen H. pylori-Kolonien übersehen worden sein.

5.7 Molekularbiologischer Nachweis von Helicobacter

Die aus der bakteriologischen Untersuchung der Mägen gewonnenen Reisolate aller kulturell H. pylori-positiven Mäuse aus beiden Versuchsblöcken wurden anschließend mittles PCR auf das Vorhandensein der Subtypen m1 und m2 der vacA-Mittelregion überprüft (Kapitel 4.3.4). Die Untersuchung konnte in 27 (71,1%) von 38 Fällen das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung bestätigen. Bei 11 Proben (28,9%) konnte auch nach der Wiederholungsuntersuchung kein Nachweis des vacA-Gens erbracht werden. Bei den Mäusen handelte es sich um HpSS1-inokulierte Tiere. Bei 6 von diesen Tieren konnte auch histologisch keine H. pylori-Kolonisation nachgewiesen werden. Bei den positiven kulturellen Ergebnissen, bei denen der Nachweis des vacA-Gens nicht gelang, könnte es sich demnach um Kontaminaten gehandelt haben, die die H. pylori-typischen biochemischen und morphologischen Eigenschaften erfüllten. Bei 5 Tieren wurden jedoch im Warthin-Starry-Präparat H. pylori-ähnliche Organismen festgestellt. Ursachen für negative Ergebnisse der PCR könnten somit auch technische Fehler bei der Probenaufbereitung gewesen sein.

Um falsch negative Ergebnisse der bakteriologischen Nachweismethode auszuschließen, wurden die in PBS suspendierten Nährbodenabstriche der Mägen von 36 H. pylori-inokulierten Mäusen des ersten Versuchsblocks mit negativem kulturellen Ergebnis mittels PCR überprüft. Hierbei erwiesen sich alle getesteten Mäuse als H. pylori-negativ. Von einer vollständigen Überprüfung der

Nährbodenabstriche aller bakteriologisch H. pylori-negativen Mäuse wurde deshalb abgesehen.

Der molekularbiologische Nachweis von H. pylori-spezifischen Genen aus Biopsie-material mittels PCR wird in der Literatur als vielversprechende und zuverlässige Methode (DUNN, 1997; ANDERSEN et al., 1998) mit teilweise 100%iger Sensitivität und Spezifität (LI et al., 1996) beschrieben. In den vorliegenden Untersuchungen wurde der Magen zu gleichen Teilen für Bakteriologie und Histologie verwendet und daher von einer Biopsie abgesehen. Die hier durchgeführte molekularbiologische Untersuchung der Nährbodenabstriche der Mägen diente zur internen Überprüfung der Untersuchungsergebnisse der Bakteriologie und sollte nicht als selbständiger Nachweis von H. pylori dienen. Beide Methoden sind deshalb nicht direkt vergleichbar.

Im Rahmen der routinemäßigen Gesundheitsüberwachung wurden Kotproben von Kontrolltieren auf das Vorhandensein von Helicobacter sp. (Kapitel 3.2.10) untersucht. Bei positivem Ergebnis wurden spezifische PCRs zur Differenzierung der natürlicherweise im Mausdickdarm vorkommenden, fakultativ-pathogenen Helicobacter-Arten H. bilis, H. hepaticus und H. typhlonicus (FOX u. LEE, 1997;

FRANKLIN et al., 1999) durchgeführt. In 18 von 21 Kotproben der Kontrolltiere des zweiten Versuchsblocks konnte Helicobacter sp. nachgewiesen werden, jedoch keine der oben aufgeführten Arten (Kapitel 4.3.6). Hierbei könnte es sich daher um andere im Mausdickdarm kommensal lebende Arten wie H. muridarum, H. rappini oder H. rodentium handeln.

Da eine Assoziation zwischen bestimmten Helicobacter-Arten (H. bilis, H. hepaticus und H. typhlonicus) und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bei bestimmten Immundefektmutantenstämmen besteht, ist die Ermittlung des Helicobacter-Status vor allem im Rahmen der Beurteilung der Darmveränderungen der eingesetzten Il10tm1Cgn-Mäuse von Bedeutung (KULLBERG et al., 1998; BURICH et al., 2001).

5.8 Nachweis von H. pylori-Antigen mittels EIA aus dem Kot

Für den für den Menschen konzipierten EIA der Firma Connex ergab sich beim Cut-off OD-Wert von 0,15 (ROC-Analyse) bei der Auswertung der kulturell und/oder histologisch H. positiven sowie der kulturell und histologisch H. pylori-negativen Mäuse eine nur geringe Sensitivität (11,5%) bei 100%iger Spezifität (Kapitel 4.3.5). Von einer Untersuchung der Kotproben aller im ersten Versuchblock eingesetzten Mäuse wurde daher abgesehen. WANG et al. (2001) beschrieben den Einsatz eines in vivo H. pylori-EIA im H. pylori-Mausmodell mit BALB/c-Mäusen. Die Kotprobenentnahme erfolgte vor, 7 Tage und 4 Wochen nach der Infektion. Auch hier wurde der Cut-off Wert mittels ROC-Analyse bestimmt. Bei einem OD-Grenzwert von 0,2 ergaben sich für Sensitivität und Spezifität Werte von 100% bzw. 88% (7 Tage p.

i.) und 96,6% bzw. 96% (4 Wochen p. i.). Überprüft wurden die Ergebnisse des EIA nach Ende der Beobachtungszeit durch den Nachweis von H. pylori im jeweiligen histologischen Schnittpräparat des Magens. Bei WANG et al. (2001) wurde ein kommerzieller Testkit (HpSA; H. pylori specific stool antigen assay; Fa. Meridian Diagnostic Inc.) aus der Humandiagnostik verwendet und nach den Hersteller-angaben benuzt. Obwohl in der vorliegenden Untersuchung ein für den Gerbil etabliertes Protokoll der Firma Connex verwendet wurde, verlief der Test mit nur geringer Sensitivität. Die Spezifität beider Tests ist vergleichbar. Eine Ursache für die unterschiedliche Sensitivität könnte eine unterschiedliche Aufbereitung der Kotproben und eine daraus resultierende unterschiedliche Menge des im Proben-überstand vorhandenen H. pylori-Antigens sein. Ein Vergleich der angewandten Protokolle ist allerdings nicht möglich, da bei WANG et al. (2001) keine Angaben über die überprüfte Kotmenge und die Art der Probenbehandlung gemacht wurden.

Auch die Untersuchungszeitpunkte sind unterschiedlich (1 bzw. 4 Wochen p. i.

versus 12 bzw. 24 Wochen p. i.). Die Sensitivität des Tests nahm bei WANG et al.

(2001) im zeitlichen Verlauf ab, während die Spezifität zunahm. Die in der vorliegenden Untersuchung deutlich längere Beobachtungszeit könnte für die geringe Sensitivität bei hoher Spezifität verantwortlich sein. Eine mögliche Ursache dafür

wäre eine Abnahme der Menge von ausgeschiedenem H. pylori-Antigen mit der Dauer der Infektion oder aber eine intermittierende Ausscheidung.

In der Humanmedizin wird der H. pylori-EIA erfolgreich als hochsensitive (95,3-100%), nicht-invasive Methode zur H. pylori-Diagnostik und zur Kontrolle der Eradikationstherapie vor allem bei Kindern eingesetzt (VAIRA et al., 2000;

GOSCINIAK et al., 2002; KIM et al., 2002).

5.9 Histologischer Nachweis von H. pylori

Ingesamt wurden bei 105 (43%) von 244 H. pylori-inokulierten Tieren Helicobacter-ähnliche Bakterien in den Warthin-Starry-gefärbten Schnittpräparaten aufgefunden.

Bei keiner der 121 Kontrollmäuse konnten Helicobacter-ähnliche Bakterien identi-fiziert werden (Kapitel 4.3.7).

Andere Färbemethoden wie Giemsa oder immunhistochemische Methoden können ebenfalls zur histologischen H. pylori-Diagnostik eingesetzt werden, ergaben jedoch nach eigener Erfahrung keine Vorteile gegenüber der Warthin-Starry-Färbung. Diese Spezialfärbung wird häufig zur Identifizierung von H. pylori in histologischen Präparaten verwendet (DIXON et al., 1996; DUNN et al., 1997; LEE et al., 1997). Die Interpretation der Befunde ist jedoch wie bei allen Färbungen untersucherabhängig.

Eine andere Methode zur Identifizierung von H. pylori in Bioptaten ist das Fluoreszenz-in situ-Hybridisierungsverfahren (FISH). Es wird in der Diagnostik als Test-Kit erfolgreich eingesetzt. Der zeitliche Aufwand der Färbung liegt allerdings bei 3 Stunden und wurde anhand der großen Tierzahl nicht in Erwägung gezogen. Er ist für die individuelle Diagnostik in der Humanmedizin jedoch sehr gut geeignet (RUSSMANN et al., 2001).

Eine objektive Methode zur Beurteilung des Kolonisationsgrades stellt die Auszählung der KBE pro Gramm Magengewebe dar (LEE et al., 1997; CHEN et al., 2001). Eine Beurteilung des Kolonisationsgrades pro Schleimhautdrüsenregion ist hierbei nicht möglich. Dieses Verfahren ist ebenfalls sehr aufwendig und für eine große Anzahl an Proben wenig geeignet.

Beim Vergleich von bakterieller Kultur und Histologie (Warthin-Starry) als Nachweis-methoden für die H. pylori-Infektion, erwies sich die Histologie als weitaus sensitiver als die Bakteriologie (HpSS1: 86% versus 25,6%; Hp87: 100% versus 22,8%; Hp89:

100% versus 4,3%). Die Spezifität beider Nachweismethoden lag für alle H. pylori-Isolate bei 100%. Auch in anderen Untersuchungsberichten wird auf die geringe Sensitivität der Kultur hingewiesen (DIXON et al., 1996; DUNN et al., 1997; WANG et al., 1998). Als Ursache wird eine zu geringe Anzahl an kolonisationsfähigen H. pylori-Organismen oder ein Überwiegen von kokkoiden Formen mit vermindertem Kolonisationsvermögen in vitro vermutet (BODE at al., 1993, NILIUS et al., 1993;

ANDERSEN et al., 2000).

In der vorliegenden Untersuchung wurde H. pylori vor allem in der Nähe des Magenepithels und in den oberen Magengrübchen aufgefunden. Diese Beobachtungen stimmen mit den Ergebnissen von LEE et al. (1997) und JANKE (2000) überein und spiegeln die Verhältnisse bei der humanen H. pylori-Infektion wieder.

Grundsätzlich war festzustellen, dass die Kolonisationsraten pro Schleimhaut-drüsenregion zwischen dem 3. und 6. Infektionsmonat bei allen Mäuseinzucht-stämmen für alle drei H. pylori-Isolate abnahmen, jedoch ohne statistische Signifikanz (Kapitel 4.5.2). FOX et al. (1999) beobachteten ebenfalls eine Abnahme der Besiedelung mit HpSS1 bei C57BL/6-Mäusen über einen 4-monatigen Beob-achtungszeitraum. In anderen Untersuchungen wurden die HpSS1-Kolonisations-raten als relativ konstant über die Beobachtungsdauern von 3 (VAN DOORN et al., 1999), 4 (FERRERO et al., 1998) und 12 (LEE et al., 1997) Monaten beschrieben.

Als mögliche Ursachen für die variablen Befunde kommen Unterschiede in Umweltfaktoren wie z. B. das Futter (FOX et al., 1999; WANG et al., 1998, 2000) oder die Begleitflora im Magen der Versuchstiere in Frage (Kapitel 5.6). Ein anderer Grund könnten genetische Veränderungen der eingesetzten HpSS1-Isolate und damit verbundene Unterschiede in der Kolonisationsfähigkeit sein (KUIPERS et al., 2000; SOZZI et al., 2000).

Bei LEE et al. (1997) besiedelte HpSS1 alle drei Drüsenregionen des Magens der eingesetzten Mäuseinzuchtstämme. Der Stamm C57BL/6 wies hierbei während der gesamten Beobachtungsdauer die höchsten Kolonisationsraten auf. Diese Ergebnisse konnten in der vorliegenden Arbeit vor allem nach 3-monatiger Beobachtungsdauer sowohl für eine Infektion mit HpSS1 als auch mit Hp87 und Hp89 bestätigt werden (Kapitel 4.9). Der Stamm C57BL/6J ließ sich bei JANKE (2000) hingegen nur geringgradig während der gesamten Beobachtungsdauer (v.a. 6 Monate p.i.) durch HpSS1 kolonisieren.

Die Mäuse des Stammes FVB/N wiesen signifikant niedrigere Kolonisationsraten aller H. pylori-Isolate nach 3-monatiger Beobachtungszeit als die C57BL/6J-Mäuse auf (Kapitel 4.9). Bei JANKE (2000) wiesen ebenfalls die FVB/N-Mäuse die niedrigsten Kolonisationsraten auf. Allerdings ließen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zu den C57BL/6J-Mäusen sichern. In dieser Unter-suchung zeigten die C3H-Mäuse (C3H/HeJ und C3H/HeN) die stärkste Besiedlung der Magenschleimhaut.

Beim T- und B-zelldefizienten Stamm B6.129S7-Ragtm1Mom wurden schwach signi-fikant höhere HpSS1-Kolonisationsraten in der Fundus- und Pylorusdrüsenregion als beim Hintergrundstamm C57BL/6J festgestellt (Kapitel 4.12). ROTH et al. (1999) beschrieben ebenfalls höhere Kolonisationsraten beim gleichen Defektmutanten-stamm im H. felis-Modell verglichen mit dem WildtypDefektmutanten-stamm nach 10-wöchiger Beobachtungsdauer. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen EATON et al. (1999) im HpSS1-Mausmodell mit C57BL/6J-Prkdcscid-Mäusen. Weitere Studien (GOTO et al., 1999; RAPPO et al., 1999) zeigten, dass die Immunisierung immunkompetenter Mäuse vor einer HpSS1-Infektion schützen kann. Diese Beobachtungen deuten auf eine Hemmung der H. pylori-Kolonisation durch das adaptive Immunsystem hin.

MÄHLER et al. (2002) fanden keine signifikanten Unterschiede im HpSS1-Kolonisationsgrad zwischen den B6.129P2-Il10tm1Cgn-Defektmutanten und den Wildtypmäusen (C57BL/6J) und schlußfolgerten, daß IL-10 keine modulierende Rolle im H. pylori-Kolonisationsgeschehen spielt. Diese Beobachtungen konnten durch die vorliegenden Untersuchungen bestätigt werden (Kapitel 4.12). Dies steht jedoch im Gegensatz zu den Untersuchungen von CHEN et al. (2001), die deutlich geringere

Kolonisationsraten nach 6-wöchiger Beobachtungsdauer bei den HpSS1-inokulierten, IL-10-defizienten Mäusen (auf segregierendem 129/S6 x C57BL/6J Hintergrund) im Vergleich zu den Wildtypmäusen beobachteten. Diese unterschiedlichen Befunde könnten auf den genetischen Hintergrund (C57BL/6J versus 129/S6 x C57BL/6J) sowie auf die unterschiedliche Beobachtungszeit (12 Wochen versus 6 Wochen) zurückzuführen sein.

Der Stamm B6.129-Tnfrsf1atm1Mak ließ sich im Vergleich zu den Wildtypen im Allgemeinen stärker durch HpSS1 besiedeln, wies aber lediglich in der Fundus-drüsenregion einen schwach signifikant höheren Kolonisationsgrad als die Tiere des Hintergrundstammes auf (Kapitel 4.12). Eine unzureichende, TNF-R1-vermittelte Apoptosefähigkeit „kranker“ Zellen und somit eine abgeschwächte Abwehr gegen-über H. pylori bei den Tnfrsf1atm1Mak-Mäusen könnte eine mögliche Erklärung für den Unterschied zu den Wildtypen sein. Zur Überprüfung dieser Hypothese könnten die Apoptoseraten in den Magenepithelzellen beider Stämme mittels TUNEL-Assay in weiteren Untersuchungen bestimmt werden und eventuelle Zusammenhänge mit den Kolonisationsraten durch Korrelationsanalysen überprüft werden.

Zwischen den B10.BR-Faslpr- und den Wildtypmäusen konnten keine signifikanten Unterschiede im Kolonisationsgrad festgestellt werden (Kapitel 4.12). Dies bestätigt die Ergebnisse von JONES et al. (2002) in einer Studie mit Fas-Ligand-Defektmutanten (auf C57BL/6J-Hintergrund) im HpSS1-Mausmodell und von HOUGHTON et al. (2000) mit B6.MRL-FASlpr-Mäusen im H. felis-Modell. Die Fas-vermittelte Apoptose scheint somit die H. pylori-Kolonisation nicht wesentlich zu beeinflussen.

5.10 Histologische Beurteilung der H.E.-gefärbten Schnittpräparate

Bei der Entwicklung des histopathologischen Beurteilungssystems wurden die Empfehlungen von EATON (1999) berücksichtigt und nach dem erneuerten Sydney System für Gastritisdiagnostik in der Humanmedizin modifiziert (DIXON et al., 1996).

Hierbei steht die Standardisierung der Histologie durch eine einheitlich definierte Terminologie und präzise Beschreibung der Veränderungen im Vordergrund. Dabei empfehlen DIXON et al. (1996) die Benutzung einer visuellen Beurteilungstabelle, durch die eine Gradeinteilung von Entzündung, Aktivität, Anzahl monomorph-nukleärer Zellen, intestinaler Metaplasie und Atrophie vorgenommen werden soll.

EATON (1999) bezieht diese Kriterien ebenfalls in die Beurteilung der Helicobacter-assoziierten Histopathologie bei den verschiedenen Tiermodellen ein. Hier herrschen jedoch zum Teil andere Verhältnisse in der Magenschleimhaut als beim Menschen.

Zum Beispiel kann bei C57BL/6J-Mäusen eine durch neutrophile Granulozyten dominierte, sogenannte „Hintergrundentzündung“ („background inflammation“) unbekannter Ätiologie vorkommen, die bei der Auswertung der Histologie im H.

pylori-Infektionsversuch berücksichtigt werden sollte (EATON, 1999).Ferner treten bei der Maus verschiedene Arten des Gewebeverlusts während einer Gastritis auf (z.B. Ersatz des Drüsengewebes durch Entzündungszellen oder muköse Nebenzellen) (EATON, 1999). Sie werden fälschlicherweise als Atrophie bezeichnet, haben jedoch nichts mit der beim Menschen vorkommenden, H. pylori-assoziierten Atrophie der Magenschleimhaut gemeinsam, die als „Verlust des funktionellen Gewebes mit Ersatz durch Bindegewebe“ definiert wird (DIXON et al., 1996). Sowohl im H. felis- als auch im H. pylori-Mausmodell konnte letztere Art der Atrophie beobachtet werden (SAKAGAMI et al., 1996; LEE et al., 1997).

EATON (1999) schlägt weiter die genaue Beschreibung der Veränderungen durch Angabe von Art und Anzahl der Entzündungszellen (monomorphnukleäre versus polymorphnukleäre Zellen) in einem genau definierten Scoresystem vor. Ferner sollten Angaben über die Verteilung (multifokal oder diffus) und die Lokalisation (Lamina propria oder Tunica submucosa) der Infiltrate gemacht und morphologische

Veränderungen der Magenschleimhaut mit fester Definition wie Atrophie, Hyperplasie und Neoplasie genau beschrieben werden.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte wurde in der vorliegenden Arbeit ein differenziertes Bewertungssystem entwickelt, dass eine möglichst objektive Einteilung des Entzündungscharakters, der Verteilung der Entzündung und des Entzündungsgrades (Anzahl der Entzündungsherde und -zellen) erlaubte (Kapitel 3.2.12.2). Die ausschließliche Berücksichtigung der Anzahl der Entzündungszellen in einem Scoresystem, wie es von JANKE (2000) angewandt wurde, geht auf Kosten einiger wichtiger Parameter, wie z. B. der Anzahl der Entzündungsherde und der Anteil von neutrophilen Granulozyten an den leukozytären Infiltrationen der Magenschleimhaut. Die separate Beurteilung des Aktivitätsgrades der diffusen und fokalen leukozytären Infiltration sowie der Anzahl der Entzündungsherde pro Schleimhautdrüsenregion erwies sich als sinnvoll, da hierbei statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Mausstämmen und Infektionsstatus herausgearbeitet werden konnten.

Die hohe Anzahl der statistischen Vergleiche bei der Auswertung der Einzel-parameter stellte allerdings einen Nachteil dieses Bewertungssystems dar.

Im Unterschied zu JANKE (2000) und LEE et al. (1997) konnte keine Zunahme der leukozytären Infiltrationen der Magenschleimhaut zwischen den Beobachtungsdauern beobachtet werden (Kapitel 4.5.1). In der vorliegenden Unter-suchung wiesen die Hp89-inokulierten Mäuse einen schwach signifikanten Rückgang der Anzahl der diffus verteilten Entzündungszellen in der Kardiadrüsenregion und der Summe der diffus verteilten Entzündungszellen in der Gesamtschleimhaut auf. Bei den HpSS1-inokulierten Mäusen ging die Herdanzahl sowie die Anzahl der daran beteiligten Entzündungszellen in Kardia- und Pylorusdrüsenregion statistisch schwach signifikant zurück. Die Ursachen hierfür sind unklar. Möglicherweise ist dies auf die Abnahme der Besiedlung mit HpSS1 zwischen dem 3. und 6. Infektionsmonat zurückzuführen.

Beim Vergleich der verschiedenen H. pylori-Isolate hatte HpSS1 nach 3-monatiger Beobachtungsdauer den größten Einfluss auf die histologischen

Entzündungs-parameter (Kapitel 4.6). Die HpSS1-inokulierten Tiere wiesen in den meisten Parametern die höchsten mittleren Werte auf. Durch die Anwendung der relativ strengen Bonferroni-Korrektur für multiple Vergleiche in der Post-hoc-Analyse konnten jedoch nur wenige statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Infektionsstatus gesichert werden. Die Unterschiede zwischen den HpSS1-inokulierten Mäusen und den Hp87- bzw. Hp89-HpSS1-inokulierten Mäusen stellten jedoch häufig Trendbefunde dar. Unterschiede zwischen den HpSS1-inokulierten Mäusen und den PBS-Kontrollen konnten bei Einzelparametern signifkant gesichert werden und stellten bei anderen Einzelparametern ebenfalls Trendbefunde dar. Auch in anderen Untersuchungen (LEE et al., 1997; FERRERO et al., 1998; FOX et al., 1999; JANKE, 2000; SUTTON et al, 2000a; CHEN et al., 2001; MÄHLER et al., 2002) reichten die durch HpSS1 induzierten pathohistologischen Veränderungen aus, um signifikante Unterschiede zwischen den HpSS1-inokulierten Mäusen und den Kontrollmäusen darzustellen.

Die in dieser Studie erstmals eingesetzten H. pylori-Isolate Hp87 und Hp89 weisen zwar eine hohe Humanpathogenität auf, konnten jedoch im Mausmodell hinsichtlich der histopathologischen Veränderungen nicht überzeugen.

Von den HpSS1-inokulierten Mäuseinzuchtstämmen wiesen C3H/HeJ und C57BL/6J stärkere leukozytäre Infiltrationen der Magenschleimhaut nach 3-monatiger Be- obachtungsdauer auf als FVB/N (Kapitel 4.8), was mit den Beobachtungen von JANKE (2000) nach 4-monatiger Beobachtungsdauer im Wesentlichen überein- stimmt. In den vorliegenden Untersuchungen ließen sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Mausstämmen sichern.

Die Bedeutung der Rolle von Wirtsfaktoren bei der Helicobacter-induzierten Gastritis wurde in anderen Studien unter Einsatz des HpSS1- (LEE et al., 1997; SUTTON et al., 2000a) bzw. des H. felis-Mausmodells (MOHAMMADI et al., 1996; SAKAGAMI et al., 1996; 1997; SUTTON et al., 1999) aufgezeigt. Einige Inzuchtstämme wie C57BL/6, C3H/He und SJL wiesen nach H. felis-Infektion hochgradige leukozytäre Infiltrationen und atrophische Veränderungen der Magenschleimhaut auf, andere Stämme (BALB/c, CBA/Ca und C3H/HeJ) reagierten mit nur milden Veränderungen ohne Atrophie (MOHAMMADI et al., 1996; SAKAGAMI et al., 1996; 1997; SUTTON

et al., 1999). Auch nach HpSS1-Infektion zeigten die Stämme C57BL/6, C3H/He und SJL eine signifikant stärkere Entzündungsreaktion als der Stamm CBA/Ca (SUTTON et al., 2000a).

Im Vergleich zu den Kontrolltieren wiesen die HpSS1-inokulierten Mäuse der eingesetzten Inzuchtstämme zumeist höhere mittlere Werte bei den einzelnen Entzündungsparametern auf (Kapitel 4.10). Für einzelne Parameter waren Unter-schiede zwischen den Infektionsstatus bei den Mausstämmen C3H/HeJ und C57BL/6J nach beiden Beobachtungsdauern statistisch schwach signifikant zu sichern.

Follikelähnliche Aggregationen wurden vor allem in der Magenschleimhaut HpSS1-inokulierter C3H/HeJ-Mäuse (15%) und Il10tm1Cgn-Mäuse (20%) gefunden (Kapitel 4.3.7.3). JANKE (2000) konnte ähnliche Befunde bei den Stämmen C3H/HeJ (25%) und C3H/HeN (38,5%) erheben. Das Vorkommen dieser als MALTom-Vorläufer vermuteten, lymphoiden Strukturen in der Magenschleimhaut konnte sowohl bei experimentell mit Helicobacter infizierten Mäusen (ENNO et al., 1995; FOX u. LEE, 1997; WATANABE et al., 1998; EATON et al., 1999; SUTTON et al., 2000a) als auch bei chronisch H. pylori-infizierten Menschen (DIXON et al., 1995; PARSONNET et al., 1994) beobachtet werden.

Der Vergleich der leukozytären Infiltrationen der Magenschleimhaut zwischen den Defektmutanten und den jeweiligen Wildtypmäusen ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede (Kapitel 4.11). Dies könnte an der Bedeutungslosigkeit der jeweiligen Genprodukte im HpSS1-Entzündungsgeschehen oder an einer Kompensierung des Fehlens dieser Genprodukte im HpSS1-Mausmodell liegen.

Im Vergleich zum inokulierten Wildtypstamm B10.BR wiesen die HpSS1-inokulierten B10.BR-Faslpr-Defektmutanten eine stärkere leukozytäre Infiltration der Magenschleimhaut auf, jedoch ohne statistische Signifikanz (Kapitel 4.11.1.3). In

Im Vergleich zum inokulierten Wildtypstamm B10.BR wiesen die HpSS1-inokulierten B10.BR-Faslpr-Defektmutanten eine stärkere leukozytäre Infiltration der Magenschleimhaut auf, jedoch ohne statistische Signifikanz (Kapitel 4.11.1.3). In