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EMG-Rohsignal

4.2. Oberflächenelektromyographie (sEMG)

4.2.2. Anbringung der Elektroden

Die gängigsten Empfehlungen in Bezug auf die Elektrodenpositionierung basieren auf einem simplen Vermessungssystem, welches sich an anatomischen Fixpunkten oder an leicht auffindbaren Bezugspunkten am Körper orientiert. Diese Fixpunkte können im Regelfall einfach mit einem Maßband lokalisiert werden.

Grundsätzlich werden die Elektroden mit dem Verlauf der Muskelfaser angebracht, so dass das Muskelaktionspotential sich entlang der Elektroden ausbreitet. Bevor eine Messung starten kann, sollte die Elektrode bereits ca. 5 Minuten auf der Haut fixiert worden sein. Dies hat den Grund, dass im Normalfall in den ersten Minuten die Impedanz um rund 50% abfällt. Bei bipolaren Elektroden ist bei der Anbringung darauf zu achten, dass der Interelektrodenabstand zwischen 15 und 30 mm liegt.

Der Abstand der einzelnen Elektroden zueinander beeinflusst die Ableittiefe und auch die Selektivität der Messung. Auch beeinflusst eine mögliche Hautverschiebung den Interelektrodenabstand. Somit ist es bei sEMG-Ableitungen während Bewegungen wichtig, die Zielbewegung vor Testbeginn zumindest einmal durchzuführen. Dadurch lassen sich etwaige Verschiebungen der Haut erkennen und der Interelektroden-abstand besser einschätzen (Freiwald et al. 2007, S. 55–58).

Für die Anbringung der Sensoren sowie die Fixierung der dazugehörigen Kabel empfiehlt es sich, auf Dinge wie doppelseitiges Klebeband, Tape oder Kompressions-strümpfe zurückzugreifen. Der Kontakt der Sensoren und der Kabel mit der Haut sollte möglichst stabil sein, ohne, dass die Elektroden Zug- oder Druckbelastungen ausgesetzt sind. Weiters muss sichergestellt werden, dass es durch die Anbringung der Sensoren zu keinerlei Bewegungseinschränkung kommt (Seniam, 2019; Freiwald et al. 2007, S. 59–60).

Seite | 47 4.3. Platzierung der Elektroden auf der Haut

In dieser Studie wurde u.a. die elektrische Aktivität von ausgewählten Muskeln während des Deadlifts untersucht. Die nachstehende Übersicht gibt Auskunft über die exakte Positionierung der jeweiligen Elektroden. Die Festlegung der Punkte erfolgte nach den Richtlinien der Firma „Seniam“, welche auf diesem Gebiet federführend ist und ein valides Standard-Nachschlagewerke darstellt. Die folgende Übersicht wurde (mit Ausnahme des M. latissimus dorsi) zur Gänze der Homepage www.seniam.org entnommen. Die genaue Platzierung für den M. latissimus dorsi wurde dem Buch

„Einführung in die Elektromyographie“ von Freiwald et al. (2007) entnommen.

Platzierung am M. biceps brachii (Abb. 21)

Die Elektrode soll entlang der Linie vom medialen Acromion und der Fossa cubitales auf 1/3 der Strecke (ausgehend von der Fossa cubitalis) in einem Abstand von ca. 20mm fixiert werden.

Platzierung am M. trapezius pars descendens (Abb. 22)

Die Elektrode soll auf 50% der Strecke entlang der Linie vom Acromion zum siebenten Halswirbel (C7) in einem Abstand von ca. 20mm fixiert werden.

Abbildung 22: Positionierung der Elektrode am M. trapezius pars descendens

(http://www.seniam.org/images/SEM Glocations/ShoulderLoc01_large.gif) Abbildung 21: Positionierung der

Elektrode am M. biceps brachii.

(http://www.seniam.org/images/SEM Glocations/ArmHandLoc01_large.gif)

Seite | 48 Platzierung am M. latissimus dorsi (Abb. 23)

Auf 50% der waagerechten Linie zwischen der Wirbelsäule und dem äußeren Rand des Rumpfes in Höhe 40mm unter des Angulus inferior scapulae des Schulterblattes.

Platzierung am M. erector spinae (longissimus) (Abb. 24)

Die Elektrode sollte auf Höhe des ersten Lendenwirbels (L1) ca. 2-fingerbreit lateral des Processus spinosus entlang des Muskelfaserverlaufs, in einem Abstand von ca. 20mm angebracht werden.

Platzierung am M. vastus lateralis (Abb. 25)

Die Elektrode soll entlang der Linie zwischen der Spina iliaca anterior superior und der lateralen Patella, auf 2/3 der Strecke (ausgehend von der Spina iliaca anterior superior) liegen und in einem Abstand von ca. 20mm angebracht werden.

Abbildung 23: Positionierung der Elektrode am M. latissimus dorsi (Novák et al., 2016, S. 323)

Abbildung 24: Positionierung der Elektrode am M. erector spinae (longissimus).

(http://www.seniam.org/images/SEM Glocations/LowerbackLoc01_large.gif)

Abbildung 25: Positionierung der Elektrode am M. vastus lateralis.

(http://www.seniam.org/images/SEM Glocations/UpperLegLoc06_large.gif)

Seite | 49 4.4. Maximum Voluntary Contraction (MVC)

Das Ermitteln der „Maximum Voluntray Contraction“ (kurz: MVC) ist ein Verfahren, welches dabei hilft, erhobene EMG-Daten in ein Bezugssystem zu setzen und zu normieren. Dabei handelt es sich um eine isometrische Messung der maximalen willentlichen Muskelkontraktion bzw. Muskelaktivierung. Die Höhe der gemessen MVC ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen von der Ableitung selbst, welche durch die Hautvorbereitung und dem darunterliegenden Gewebe abhängig ist, zum anderen von der Körperposition bzw. der Übung, mit welcher die MVC-Messung durchgeführt wird. Um die größtmögliche Aktivierung zu erreichen, aber auch um Daten mit anderen Studien vergleichbar zu machen ist es wichtig, sich an den bereits bestehenden und standardisierten Messmethoden zu orientieren (Contreras et al. 2015, S. 1).

Die Durchführung einer solchen Messung ist relativ einfach: Je nachdem welcher Muskel untersucht wird, wird dieser in eine vorgegebene anatomische Position gebracht, wo jeder Muskel (nach Möglichkeit) einzeln, isometrisch gegen einen Widerstand arbeiten muss. Hierbei handelt es sich zumeist um simple, eingelenkige

„Bewegungen“, welche auf ca. 50% der gesamten Bewegungsamplitude gemessen werden. Die elektrische Aktivierung wird mit den zuvor angebrachten (s)EMG-Elektroden erfasst, wobei der Wert der höchsten Erregung bzw. der höchste Ausschlag der Amplitude als die MVC angesehen werden kann. Eine solche Messung dauert im Regelfall nur wenige Sekunden, da die MVC im Normalfall nach 3-5 Sekunden erreicht wird (Konrad 2006, S. 31).

Auch diese Studien richtet sich bei der Durchführung der MVC-Messungen an die anerkannten Vorgaben aus Konrads Buch „The ABC of EMG; A Practical Introduction to Kinesiological Electromyography“ (Konrad, 2006).

Hier soll kurz vermerkt werden, dass in dieser Studie die erhobenen Daten weder untereinander noch mit Ergebnissen anderer Studien verglichen wurden.

Eine detaillierte Übersicht bezüglich des Procederes und der durchgeführten MVC-Messungen ist dem Methodik-Abschnitt (Abschnitt 6.3.1.) zu entnehmen.

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