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Als Vergleichsstationen kommen in Betracht (Skizze zu Figur 13): Weißfluhjoch und Davos als Kamm- und Talstation im Davoser Hochtal, das benachbarte Klosters, das aber bereits zum Einzugsgebiet der Landquart gehört; Preda und Filisur, die sich im übernächsten Paralleltal befinden, das sich mit dem Landwasser vereinigt. Bever und Susch liegen auf der anderen Seite der Wasserscheide im oberen und mittleren Engadin und bilden quasi die Gegenspieler zu den erstgenannten Stationen.

Die Meßstelle des Lawinenforschungsinstituts von Weißfluhjoch liegt etwa in glei-cher Höhe wie die von Brämabüel und Baslerkopf; Davos-Platz, am Ausgang des Dischma, ist rund 100 Meter tiefer als die Station Teufi. Klosters im obern Prättigau liegt orographisch ähnlich wie Fiföur (1030 m ü. M.), jedoch auf 1200 m ü. M., Preda im oberen Albulatal rund 800 m höher als Filisur. Obwohl Klosters durch eine Wasserscheide ( den W olfgangpaß 1631 m) vom Davoser Hochtal getrennt ist, nimmt es doch wegen der übrigen orographischen Bedingungen (Zugehörigkeit zur Alpen-nordseite, noch diesseits der Wetterscheide der Silvretta und des Rätikon) meistens in gleichem Maße am schlechten Wetter teil wie das Dischma resp. umgekehrt. Bever, wie Teufi auf rund 1700 m ü. M., befindet sich im weiten Engadiner Hochtal, auf welches der Südstau fast ausnahmslos übergreift. Susch, 300 m tiefer und 25 km weiter talabwärts gelegen, wird von diesem nur noch am Rande berührt. Dafür dringt oftmals der Nordstau noch teilweise über den Flüelapaß bis ins untere Engadin, so daß Susch eine Zwischenstellung einnimmt.

Wegen der verschiedenen Aufstellungen der Pluviometer und Pluviographen ist die Vergleichbarkeit der Stationen von vornherein beeinträchtigt. Die wenigsten liegen so exponiert wie die Meßstellen im Dischma. Außerdem handelt es sich nicht um im Boden eingelassene Regenmesser, sondern um erhöht (rund 150 cm über Boden) auf-gestellte Pluviometer und Pluviographen. Doch sei auch an dieser Stelle wieder auf Kapitel 51 verwiesen, wo für nicht gipfelnahe Stationen der Vergleich zwischen ver-schieden hoch aufgestellten Instrumenten ohne weiteres gerechtfertigt erscheint. In Figur 13 und Tabelle 5 sind die «Sommersummen» der verschiedenen Stationen ein-ander gegenübergestellt. Um trotz unterschiedlicher Länge der Beobachtungszeiten sofort im Bilde zu sein, ob es sich um relativ regenreiche oder trockene Sommer gehan-delt hatte, wurden für die Darstellung in Figur 13 alle Niederschlagssummen einheit-lich auf eine lO0tägige Periode umgerechnet. In Tabelle 5 dagegen sind die in den verschiedenen Meßperioden tatsächlich ermittelten Niederschlagssummen angegeben.

Zwischen den Niederschlagssummen von Teufi und Davos bestehen meist nur geringe Unterschiede. Eine Zunahme, wie sie vom Talgrund des Dischma zu seinen Kammstationen vorhanden ist, besteht in ähnlicher Weise auch zwischen Davos und Weißfluhjoch. Von seltenen Fällen abgesehen nimmt die Niederschlagsmenge vom

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Sommersummen der Niederschläge im Dischmatal verglichen mit denjenigen der

benachbarten amtlichen Klima- und Regenmeßstationen, auf eine einheitlich lange Periode von 100 Tagen umgerechnet.

Dazu Skizze: Geographische Verteilung der nächstgelegenen amtlichen

Regenmeßstationen.

Davoser Hochtal bis zum Joch zu. Dennoch ist diese Zunahme gelegentlich derjenigen vergleichbar, die schon zwischen Teufi und der nur 260 m höher gelegenen Station Ob Mäder oder der 400 m höheren Stillbergalp auftritt. Ausnahmen, besonders in den einzelnen Monatssummen, sind im Davoser Hochtal häufiger als im Dischma. Nieder-schlagsabnahmen von Davos bis zum Weißfluhjoch kommen, besonders im September, gelegentlich vor, während im Dischma die Teufi immer von mindestens einer Berg-oder Hangstation übertroffen wird. Dies darf nun allerdings insofern nicht verwun-dern, als wir ja die Station Teufi mit 4 bis 5 Meßstellen vergleichen, während es im Davoser Hochtal immer nur um die Differenz zwischen dem Talgrund und der einen Kammstation geht. Weiter ist auch noch der orographische Unterschied hervorzu-heben. Während sich im Dischma die Stationen auf einer Geraden quer zum SSE-NNW gerichteten Tal befinden, liegt Weißfluhjoch am SSE-Hang über dem von NNE nach SSW gerichteten Davoser Tal.

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Sommersummen der Niederschläge (mm) im Dischmatal und an den benachbarten Regenmesstationen

Bräma-büel Gyren-spitz bergalp Still- suchs-Ver- Ob Teufi Chalet Lucks- Basler- Weißlluh- 1561 Davos m Klosters Preda Filisur fläche Mäder

Ein Teil des schlechten Wetters, die Kaltlufteinbrüche von stabilem Charakter, ziehen früher oder später bis nach Klosters das ganze Prättigau hinauf, füllen dieses allmählich an und verbreiten sich dann über den W olfgangpaß ins Davoser Haupttal und seine Nebentäler. Weil das Prättigau mehr in der Richtung des Schlechtwetterein-bruchs liegt, während das Davoser Hochtal zu diesem senkrecht steht, fallen auch die Regenmengen von Klosters (für den Schneeanteil im Winterhalbjahr wird diese Tat-sache auch von Mörikofer [1948] hervorgehoben) fast ausnahmslos höher aus als diejenigen von Davos, ja gelegentlich sogar noch höher als diejenigen von Weißfluh-joch, obwohl Klosters nur auf 1200 m ü. M. liegt.

Die Stationen im Albulatal und im Engadin halten sich ziemlich streng an die Regel, daß mit zunehmender Meereshöhe auch die Niederschläge größer werden. Die Diffe-renz zwischen Filisur und Preda sowie zwischen Susch und Bever kann allerdings sehr stark variieren.

Um die Zusammenhänge genauer zu belegen, wurden wiederum auf Grund des Höhenwindes im 500-Millibar-Niveau dieS-W- undN-W-Lagen getrennt herausgesucht und die zugehörigen Niederschlagsmengen mit denen der nächstgelegenen amtlichen Stationen verglichen. Hier erschwert wieder der 3tägige Ableseturnus - der aus tech-nischen Gründen unvermeidlich war - die Auswahl typischer Lagen. Es muß voraus-gesetzt werden, daß am Meßtag selber kein nennenswerter Niederschlag fiel und daß während der Niederschlagstage des 3tägigen Turnus - wie sie aus den täglichen amt-lichen Zusammenstellungen hervorgehen - die Luftströmung auch von einheitlicher Richtung war. Komplexe Strömungsrichtung während der 2-4 Tage und solche aus den Grenzlagen 260-280 Grad bleiben unberücksichtigt. Dann ist auch hier wieder auf etwaigen Schneefall zu achten, und offensichtlich daraus hervorgegangene Fäl-schungen der Niederschlagsmenge an den höher gelegenen Stationen sind auszuschei-den. Darunter leiden natürlich wieder in erster Linie die Nordwest-Lagen, die in der Zusammenstellung auf Figur 14 schließlich nur noch durch 6 Beispiele vertreten sind.

In der Kategorie der S-WSW-Lagen drängt sich eine Unterteilung auf. Wie schon erwähnt, ist einerseits die Station Bever dem Südstau ausgesetzt, während anderseits Klosters bei Nordstau trotz seiner relativ geringen Meereshöhe auffallend viel Nieder-schlag erhält. Diese Niederschlagsdifferenz zwischen Bever und Klosters gibt ein wei-teres Kriterium ab. Es stellt sich nämlich heraus, daß sie nur bei Höhenwinden von 180-230 oder 240 Grad stark positiv ist, bereits aber ausgeglichen oder sogar negativ bei Höhenströmungen aus 230 oder 240-260 Grad. Dies erklärt sich aus der Tat-sache, daß die Wasserscheide zwischen Nord und Süd hier eben in südwestlich-nord-östlicher Richtung verläuft. Im Dischma selber bleibt sich für beide Lagen die Situation gleich. Die linke Talseite erhält gesamthaft mehr Niederschlag als die rechte. Figur 14 zeigt bei S-SW-Lagen eine ausgeprägte Niederschlagszunahme von Filisur nach Preda;

das obere Albulatal erhält bei Südstau sogar noch mehr Niederschlag als Bever.

Kurz vor Ablieferung vorliegender Arbeit erscheint die Publikation von Grütter (1966) über

«Bemerkenswerte Niederschläge». Darin kommt deutlich zum Ausdruck, mit welchen Varianten der Südstau und die Südwestniederschläge ins Bündnerland eindringen. Sehr oft ist eine Abnahme der Niederschlagsintensität von SW (Albulatal und Bever inbegriffen) nach NE (Prättigau und Unterengadin) zu erkennen.

Figur 14

Niederschlagsverteilung im Dischmatal und an den benachbarten amtlichen Regenmeßstationen, getrennt nach S-SW-Lagen (10 Beispiele), WSW-Lagen (6 respektive 8 Beispiele) und WNW bis NNW-Lagen (4 respektive 2 Beispiele) auf Grund der Winde im 500-mb-Niveau. (Die Grenze zwi-schen S-SW und WSW wurde bei 230-240 Grad gezogen, wobei zudem der positiven respektive negativen Differenz zwischen den Stationen Bever und Klosters Rechnung getragen ist. Höhenwinde unter 15 kts fallen außer Betracht, ebenso Beispiele ganz geringer Niederschlagsmengen.

Offensicht-lich durch Niederschlag in fester Form gefälschte Summen sind ausgeschieden.)

60 60 darin die von Gensler ( unveröffentlichtes Manuskript) gemachte Erfahrung aus, daß bei Nordwestlagen das Hauptmaximum des Niederschlags bereits an der ersten Alpen-kette liegt und sich von der lnnerschweiz über die Glarner Alpen ins Alpsteingebiet zieht. Dahinter kommt das Bündnerland bereits als «niederschlagsarme Zone» zu lie-gen, in der die Niederschläge gar nicht mehr so stark variieren können. Daher ist auch Dr. Gensler seinerseits eher überrascht, daß im Dischma überhaupt noch gewisse Gesetzmäßigkeiten in der Niederschlagsverteilung erkannt werden können.

Daß auch der Unterschied bei S-SW-Lagen zwischen dem oberen Engadin und dem Dischma nicht sehr groß ist, deutet darauf hin, daß hier noch der Anteil an Südstau-niederschlägen nicht zu vernachlässigen ist. Der Südföhn wirkt erst im Davoser Hoch-tal und im Prättigau, denn sonst würde nicht das alles überragende Massiv der Weiß-fluh an seiner Südflanke (Station WeißWeiß-fluhjoch) dabei so niederschlagsarm wegkom-men. Die Differenz Weißfluhjoch/Davos, im Mittel aller Lagen positiv, wird trotz der Höhendifferenz von 1000 m vernachlässigbar klein.

Klosters bleibt bei S-SW-Lagen fast durchwegs niederschlagsärmer als Davos, übertrifft aber bereits bei der Mehrzahl der WSW-Lagen das Hochtal und bei den NW-Lagen in einzelnen Fällen sogar noch die Station auf Weißfluhjoch. Im Mittel liegt das primäre Niederschlagsmaximum bei NW-Lagen auf dem Weißfluhjoch und das sekundäre im benachbarten, aber 1300 m tiefer gelegenen Klosters. Selbst die an Höhe dem Joch nicht nachstehenden Kammstationen des Dischma erhalten nur Men-gen, die denjenigen von Davos vergleichbar sind. Daß dabei das Engadin in den Genuß des Nordföhns kommt, versteht sich von selbst. Die Niederschlagsarmut des Albulatales hätte man allerdings nicht vorausgesetzt. Von der Stauwirkung im oberen Taltrichter ist überhaupt nichts zu bemerken, nimmt doch die Niederschlagsmenge mit der Meereshöhe ebenso oft ab wie zu.

Die Werte von Bever liefern zur Diskussion folgenden Beitrag: Fällt im Engadin verhältnismäßig viel Niederschlag, so handelt es sich um ein Überwiegen der Süd- bis Südwestwetterlagen. Wie das Tessin erhält auch das Oberengadin am reichlichsten Niederschlag bei Südstaulagen (Föhn auf der Alpennordseite). Im Dischma fanden wir bei Süd- bis Westlagen eine Niederschlagsverteilung, die die linke Talseite bevor-zugt. Bei Vorherrschen der Nordwestwinde erhielt im Dischma die rechte Talseite mehr Niederschlag als die linke. Tatsächlich findet sich sowohl in den Monats- als auch in den Sommersummen dieser Zusammenhang sehr oft bestätigt. In Monaten oder Sommern mit relativ viel Niederschlag im Engadin erhält im Dischma die linke Tal-seite mehr Niederschlag als die rechte, umgekehrt in eher trockenen Perioden im Engadin die rechte Talseite mehr als die linke.

Zusammenfassung