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Allgemeines und Wissenswertes zu Analytik der Mn 12 -Komplexe

3.2 Synthese und Charakterisierung der Mn 12 -Komplexe

3.2.1 Allgemeines und Wissenswertes zu Analytik der Mn 12 -Komplexe

Das Repertoire der analytischen Methoden zur strukturellen Charakterisierung der parama-gnetischen Mn12-Komplexe ist verglichen mit diamagnetischen Substanzen auf Grund der fehlenden NMR-Analytik eingeschr¨ankt. Zwar ist diese, wie verschiedene Literaturbeispiele belegen,3, 6, 7, 10, 13, 70 nat¨urlich durchf¨uhrbar, allerdings ist eine Zuordnung der Signale nur aufbauend auf einer R¨ontgenstrukturanalyse m¨oglich. F¨ur Spezialfragen wie beispielsweise die Stabilit¨at in L¨osung kann sie verwendet werden, eine strukturelle Charakterisierung ist

jedoch nicht m¨oglich. Von gr¨oßerer Bedeutung sind die folgenden Methoden:

Infrarotspektroskopie Die IR-Spektroskopie l¨asst R¨uckschl¨usse ¨uber die Anwesenheit der Liganden und ihrer Koordination in Form der Carboxylate zu. Außerdem k¨onnen in nichtkristallinem Material Verunreinigungen mit freier S¨aure aufgesp¨urt werden.

MALDI-TOF-Massenspektrometrie Die MALDI-TOF-Massenspektrometrie (Matrix Assisted Laser Desorption Ionization - Time of Flight) ist verglichen mit der R¨ontgen-strukturanalyse eine schnelle Methode, um Mn12-Komplexe zu charakterisieren. Von allen heute bekannten Ionisierungsmethoden ist sie am besten geeignet. Es ist auch ein Beispiel mit ESI-Technik (Electrospray Ionization) bekannt, bei dem allerdings nur Fragmente der Mn12-Komplexe gefunden wurden.87 Als Matrix ist die Substanz

trans-100

Abbildung 3.1: MALDI-Signale von Mn12 -p-Fluorbenzoat (9): 3076.5 [Mn12O12(O2CC6H4F)16]+, 2937.5 [Mn12O12(O2CC6H4F)15]+, 2798.4 [Mn12O12(O2CC6H4F)14]+. Schwarze Linie = ge-messenes Signal; rot-gestrichelte Linie = aus der nat¨urlichen Isotopenverteilung der Elemente berechnete Isotopenverteilung der Clusterionen.

Abbildung 3.2: Matrixsubstanz trans-

2-[3-(-tert-Butylphenyl)-2-methyl-2-propenyliden]malononitril.

2-[3-(-tert-Butylphenyl)2-methyl-2propenyliden]malononitril (siehe Abbildung 3.2) am besten geeignet, da sie sehr leicht unter Laser-Einwirkung verdampft. Sie enth¨alt keine Carbons¨auregruppe, wie viele andere Matrixsubstanzen aus der Proteinanalytik, welche bereits w¨ahrend der Pr¨aparation mit den Carboxylaten der Mn12-Komplexe austauschen und eine Analytik damit v¨ollig unm¨oglich machen w¨urden. Bei Einstellung der richtigen Verh¨altnisse zwischen Matrix und Mn12-Komplex bei der Probenpr¨aparation ließen sich alle Mn12-Komplexe dieser Arbeit mit dieser Methode charakterisieren. Die Methode ist

sogar so sanft, dass es m¨oglich ist, bei Nutzung des RP-Modus (=doppelte Flugbahn) des MALDI-TOF-Ger¨ats isotopenaufgel¨oste Signale zu erhalten, wie am Beispiel von Mn12 -p-Fluorbenzoat (9) gezeigt ist (siehe Abbildung 3.1). Die Methode wird im Wesentlichen nur durch den Grad an Verunreinigung mit freier Carbons¨aure limitiert. Je mehr freie Carbons¨aure als Verunreinigung enthalten ist, desto schlechter funktioniert die Ionisierung.

Allerdings ist die Methode auch bei Anwesenheit von freien Carbons¨auren in den meisten F¨allen gut genug, um zumindest den Reaktionsverlauf der Austauschreaktion mitverfolgen zu k¨onnen.

R¨ontgenstrukturanalytik Die R¨ontgenstrukturanalytik stellt neben der MALDI-TOF-Massenspektrometrie die wichtigste analytische Methode dar. Die dazu notwendige Kristal-lisation der Mn12-Komplexe ist hierbei der zeitlich limitierende Schritt. Mn12-Komplexe sind ¨außerst schwierig zu kristallisieren, da sie sehr genau eingestellte Kristallisationspa-rameter (Konzentration, Temperatur und Art der L¨osungsmittel) ben¨otigen. F¨ur jeden Komplex muss hierbei ein Screening ¨uber diese Parameter durchgef¨uhrt werden, was einen hohen Substanz- und Ger¨ateeinsatz erfordert. F¨ur viele Komplexe hat sich folgendes Durch-f¨uhrungsverfahren bew¨ahrt: In ein 10 ml Zentrifugenr¨ohrchen mit NS 14.5 wird eine L¨osung des Komplexes in einem L¨osungsmittel mit hoher Dichte (z.B. Dichlormethan, Chloroform) vorgelegt, in fl¨ussigem Stickstoff tiefgefroren und anschließend das Ausf¨allmittel (z.B. n-Hexan, Pentan) ¨uberschichtet. Man l¨asst auftauen und etwa 2-7 Tage diffundieren. In den meisten F¨allen erh¨alt man bei richtiger Wahl der Parameter r¨ontgenf¨ahige Einkristalle.

Daneben funktionieren manchmal auch die klassischen Verfahren wie Abk¨uhlung oder Ver-dampfung des L¨osungsmittels bei sehr genau eingestellten Parametern.

Allgemein l¨asst sich zu den Strukturen folgendes feststellen:

Mn12-Komplexe zeichnen sich durch das Einlagern großer Mengen L¨osungsmittel aus (siehe Beispiel in Abbildung 3.3). Da Mn12-Komplexe stark formanisotrop sind, entstehen auch bei einer dichten Packung der Molek¨ule große Hohlr¨aume in der Struktur, die mit L¨osungs-mittelmolek¨ulen gef¨ullt sind (siehe Beispiel in Abbildung 3.4). Die L¨osungsmittelmolek¨ule sind fehlgeordnet, so dass f¨ur gew¨ohnlich nur ein kleiner Teil der L¨osungsmittelmolek¨ule ins Strukturmodell aufgenommen werden kann, was sich in schlechterenR-Werten und h¨oheren Werten bei der Restelektronendichte, die ausschließlich in den Hohlr¨aumen lokalisiert ist,

¨außert. F¨ur ein- und zweikernige Metallkomplexe liegen gute R1-Werte zwischen 3% und 5%. Beim Versuch die Delokalisation der L¨osungsmittelmolek¨ule mit zu ber¨ucksichtigen, bew¨ahrte es sich, die Besetzungszahl des Molek¨uls (normalerweise 1) als freie Variable zu verfeinern, was zu Unterbesetzungen (Besetzungszahl kleiner 1) f¨uhren kann . Die Annahme von Unterbesetzungen wird physikalisch durch die Einsicht gest¨utzt, dass ¨uber den ganzen Einkristall gesehen Hohlr¨aume immer wieder nicht mit einem L¨osungsmittelmolek¨ul besetzt

Abbildung 3.3: Chlorbenzol-Einlagerung in der Struktur von Mn12-Biphenylcarboxylat (12) mit teilweiser Fehlordnung (nicht verbundene Atome).

Abbildung 3.4: Packung der Mn12-Biphenylcarboxylat-Komplexe (12) mit Chlorbenzol in den Hohlr¨aumen. Mn lila, O rot, C grau, Cl gr¨un.

sind. ¨Uber den ganzen Kristall gemittelt, ist die Annahme einer gleitenden Unterbesetzung (zwischen 0 und 1) somit sicherlich richtig. In Folge werden f¨ur die Summenformel unge-radzahlige Werte erhalten.

F¨ur eine allgemeine Identifikation der Mn12-Komplexe und die Identifikation der r¨aumli-che Lage der Mn12-Komplexe ist die Qualit¨at der Messungen ausreichend. M¨ochte man jedoch Bindungsl¨angen und -winkel gesondert diskutieren, ist Vorsicht geboten. Die Ge-nauigkeit der Strukturen nimmt von den gut lokalisierten Schweratomen im Mn12-Kern nach außen ab, so dass die zu diskutierenden Parameter gesondert auf ihre Standardab-weichungen gepr¨uft werden m¨ussen. Eine M¨oglichkeit die Standardabweichungen der Bin-dungsl¨angen zu verbessern, besteht darin, die Restelektronendichte in den Hohlr¨aumen, verursacht durch fehlgeordnete L¨osungsmittelmolek¨ule, rechnerisch zu entfernen und ei-ne entsprechend korrigierte hkl-Datei zu erstellen, in der die Intensit¨aten der Reflexe um den Beitrag der Elektronendichte in den Hohlr¨aumen korrigiert sind. Gegen solch einen hkl-Datensatz kann dann die Struktur weiter verfeinert werden. Die rechnerische Entfer-nung des L¨osungsmittelbeitrags kann mit dem Programm

”SQUEEZE“, das Bestandteil des Softwarepakets

”PLATON“ ist,88 vorgenommen werden. Der Einsatz von

”SQUEEZE“

ist in Fachkreisen umstritten und es wurde in dieser Arbeit weitgehend auf dessen Einsatz verzichtet. Bei den meisten hier vorgestellten Strukturen bewegen sich dieR1-Werte ohne-hin zwischen 6% und 9% inklusive der erfolgreich modellierten L¨osungsmittelmolek¨ule. Der Einsatz von

”SQUEEZE“ bei kompletter Entfernung aller L¨osungsmittelmolek¨ule verbes-sert diese Werte auf 5% bis 6%. Dabei geht die Standardabweichung der Mn-O Bindungen im allgemeinen von durchschnittlich ±0.006 ˚A auf±0.003 ˚A zur¨uck (siehe Beispiel

Tabel-le 3.1). Da bei Mn12-Komplexen im allgemeinen die Lage von Jahn-Teller-Verzerrungen

Tabelle 3.1: Auszug aus der Bindungsl¨angentabelle des Komplexes Mn12-Thiophencarboxylat (13) links mit

SQUEEZE“, rechts ohne

SQUEEZE“ mit L¨osungsmittelmolek¨ulen.

Bindung L¨ange (˚A) Bindung L¨ange (˚A) Mn6 -O7 1.887(3) Mn6 -O7 1.885(4) Mn6 -O8 1.882(3) Mn6 -O8 1.883(4) Mn6 -O14 1.973(3) Mn6 -O14 1.973(5) Mn6 -O15 1.966(3) Mn6 -O15 1.967(5) Mn6 -O30 2.110(3) Mn6 -O30 2.104(5) Mn6 -O42 2.203(3) Mn6 -O42 2.202(5) Mn7 -O6 1.905(3) Mn7 -O6 1.906(5) Mn7 -O7 1.890(3) Mn7 -O7 1.888(4) Mn7 -O16 1.938(3) Mn7 -O16 1.942(5) Mn7 -O17 1.934(3) Mn7 -O17 1.934(5) Mn7 -O36 2.212(3) Mn7 -O36 2.217(5) Mn7 -O41 2.197(3) Mn7 -O41 2.204(5)

diskutiert wird, bei der die Mn-O-Bindungsl¨ange etwa 2.20 ˚A gegen¨uber 1.90 ˚A der nicht elongierten Mn-O-Bindung betr¨agt, ist die Standardabweichung bereits bei den nicht mit

”SQUEEZE“ behandelten Datens¨atzen hinreichend klein, um diese Verzerrung feststellen zu k¨onnen. Abweichungen von den obigen allgemeinen Angaben werden bei Vorstellung der Komplexe gesondert behandelt.

3.2.2 [Mn12O12(O2CCH3)16(H2O)4]·2CH3COOH·4H2O (Mn12acetat) (8)

Der Komplex Mn12acetat (8) wurde einer Vorschrift von Lis54folgend durch Reaktion von MnII-Acetat mit KMnO4 in 60%iger Essigs¨aure synthetisiert. Folgt man der Vorschrift ge-nau, stellt man fest, dass Mn12acetat (8) nicht in kristalliner Form zu erhalten ist. Es wird vermutet, dass dies am Erw¨armen der L¨osungen liegt, was von Lis als Schritt zur vollst¨andigen L¨osung der Edukte im Reaktionsgemisch gedacht war. Im Ergebnis werden entweder rostrote Pulver, die tats¨achlich das gew¨unschte Produkt (8) darstellen, erhal-ten oder schwarze Niederschl¨age, die sich auch in Acetonitril nicht mehr l¨osen, welches Mn12acetat (8) normalerweise l¨ost. Um dieses Problem zu umgehen, wurde eine modifi-ziertes Verfahren (siehe Kapitel 4.3.1) ausgearbeitet, welches das Erw¨armen ausl¨asst und stattdessen die vollst¨andige L¨osung der Edukte durch Ultraschall bei minimalem

L¨osungs-1 mm

Abbildung 3.5: Kristalle von Mn12acetat (8) unter einem Stereomikroskop. F¨ur einen 3D-Eindruck: Blatt an die Nasenspitze halten und locker geradeaus schauen. Blatt dann langsam vom Gesicht bis auf Arml¨ange entfernen und die beiden verschwommenen Bilder ¨ubereinander legen.

mitteleinsatz vorsieht. Auf diese Art lassen sich gut reproduzierbar Mn12acetat-Kristalle mit Seitenl¨angen von bis zu 1 mm erzeugen (siehe Abbildung 3.5).

3.2.3 [Mn12O12(O2CC6H4F)16(EtOH)4] (Mn12-p-Fluorbenzoat) (9)

Mn12-p-Fluorbenzoat (9) wurde durch Ligandenaustauschreaktion ausgehend von Mn12acetat (8) synthetisiert. Da p-Fluorbenzoes¨aure mit einem pKS-Wert von 4.1 nicht azide genug ist, um den Austausch auch bei einem 1.5-fachem ¨Uberschuss komplett zu vollziehen, entfernte man die Essigs¨aure im Feinvakuum mit Toluol. Einkristalle f¨ur die R¨ontgenstrukturanalyse wurden durch Diffusion vonn-Hexan in eine Chloroforml¨osung des Komplexes nach 2 Wochen bei 4C erhalten. Ausschlaggebend f¨ur die erfolgreiche Kristal-lisation dieses Komplexes war der Austausch der vier Wassermolek¨ule des Mn12-Komplexes durch vier Ethanolmolek¨ule. Ethanol ist in Chloroform zu etwa 1% als Stabilisator ent-halten. Der neue Komplex war in dem vollst¨andigen durchmischten L¨osungsmittelgemisch nicht mehr so gut l¨oslich wie der wasserhaltige und die langsame Kristallisation trat bei einer Komplexeinwaage von 4.5 mg in 10 ml Chloroform/n-Hexan (3 ml/7 ml) ein. In Folge ordnete sich auch das L¨osungsmittel im Kristall st¨arker als sonst ¨ublich, was sich nach Strukturl¨osung und -verfeinerung in ungew¨ohnlich guten R-Werten (R1 = 0.0580, wR2

= 0.1354, inkl. L¨osungsmittel) ¨außert. Die Struktur des Komplexes 9 ¨ahnelt stark denen der literaturbekannten Mn12-Komplexe (siehe Abbildung 3.6). Der zentrale [Mn4IVO4]8+ -Kubus wird von einem Ring aus acht MnIII-Atomen durch achtµ3-verbr¨uckende O2--Ionen umschlossen. Die restlichen freien Koordinationsstellen werden durch acht ¨aquatoriale,

Abbildung 3.6: Auf- und Seitenansicht des Molek¨uls Mn12-p-Fluorbenzoat (9) ohne die L¨osungsmittelmo-lek¨ule und Wasserstoffatome. Fehlordnung bei einem Liganden festgestellt (nicht verbundene Atome). Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

µ2-verbr¨uckende p-Fluorbenzoate, acht axiale, µ2-verbr¨uckende p-Fluorbenzoate und die vier axialen Ethanolmolek¨ule besetzt. F¨ur einp-Fluorbenzoate-Molek¨ul konnte eine Fehl-ordnung festgestellt, aufgel¨ost und mitverfeinert werden. Dies ist ein bekanntes Ph¨anomen f¨ur Mn12-Komplexe. Durch die Fehlordnung liegen zwei Isomere des Komplexes neben-einander vor, in denen die Ethanolmolek¨ule, wie in Abbildung 2.5 gezeigt, nach (1:2:1) bzw. (1:1:2) angeordnet sind. Da die RaumgruppeP na21 nicht-zentrosymmetrisch ist und f¨ur die Struktur ein Flack Parameter89 von 0.532 festgestellt wurde, verfeinert man die Struktur abschließend als racemischen Zwilling unter Nutzung des Shelx-TWIN-Befehls.

An einem Manganatom ließ sich eine Verkippung der Jahn-Teller-Verzerrung feststellen.

Nicht die O-Mn-O-Achse entlang der Molek¨ulachse sondern eine O-Mn-O-Achse senkrecht zu dieser zeigt die Jahn-Teller-Verzerrung. F¨ur gew¨ohnlich zeigt dies starke Auswirkungen auf den Verlauf der magnetischen Hysterese des Komplexes,6 was in diesem Fall jedoch durch die ungew¨ohnliche Anordnung der Komplexe im Kristall ¨uberdeckt wird. Betrachtet man die Packung der Komplexe, stellt man fest, dass der Verlauf der Molek¨ulachse nicht parallel zu den kristallographischen Achsen der Elementarzelle erfolgt, sondern in etwa einem Winkel von 45 zur b-Achse (siehe Abbildung 3.7). Normalerweise ordnen sich Mn12-Komplexe auf L¨ucke und parallel zueinander. Daher ist es f¨ur diesen Kristall un-m¨oglich, magnetische Messungen vorzunehmen, bei denen alle Molek¨ule ohne den Beitrag von Transversalfeldern vermessen werden. Wenigstens die H¨alfte aller Molek¨ule im Kristall erfahren durch die Verkippung den Beitrag eines Transversalfeldes. Die f¨uhrt zu stark erh¨ohten Tunnelwahrscheinlichkeiten bereits im Nullfeld und einer stark ausgeschliffenen Feinstruktur, was in Abbildung 3.8 zu sehen ist. Nach wie vor ist jedoch magnetische

b

c

Abbildung 3.7: Packung des Komplexes Mn12 -p-Fluorbenzoat (9). Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

Abbildung 3.8: Magnetische Hysteresekurve eines Einkri-stalls von Verbindung9. Magnetfeld parallel zur kristal-lographischen b-Achse. Sweep rate 0.1 T/min (SQUID).

Hysterese zu beobachten. Dies macht Mn12-p-Fluorbenzoat (9) zu einem neuen Vertreter der Klasse der Single-Molecule-Magnets.

3.2.4 [Mn12O12(O2CC6H3F2)16(EtOH)4] (Mn12-Difluorbenzoat) (10)

Mn12-Difluorbenzoat (10) wurde durch Ligandenaustauschreaktion ausgehend von Mn12acetat (8) synthetisiert. Da 3,5-Difluorbenzoes¨aure mit einem pKS-Wert von 3.6 nicht azide genug ist, um den Austausch auch bei zweifachem ¨Uberschuss komplett zu vollziehen, entfernte man die Essigs¨aure im Feinvakuum mit Toluol. Auf Grund seiner schlechteren L¨oslichkeit war der Komplex besser zu kristallisieren als Mn12-p-Fluorbenzoat (9). Die spontane Kristallisation war z.B. in ges¨attigten L¨osungen, die durch Abk¨uhlen erstellt werden, durch einfaches Schwenken des Kolbens induzierbar. R¨ontgenf¨ahige Kri-stalle konnten durch ¨Uberschichten einer Dichlormethan-L¨osung von Mn12-Difluorbenzoat (10) (5 mg/ml) erhalten werden. Dabei wurden 3 ml der L¨osung vorgelegt, in fl¨ussigem Stickstoff eingefroren und 4 ml n-Hexan ¨uberschichtet. Nach 4 Tagen Diffusion bei 4C erhielt man r¨ontgenf¨ahige Kristalle. Da Chloroform als L¨osungsmittel verwendet wurde, erh¨alt man einen großen Beugungsbeitrag der fehlgeordneten Chloroformmolek¨ule. Auf Grund der Kristallisationstechnik mit L¨osungsmittelgradienten ordneten sich die Chloro-formmolek¨ule nicht ganz so gut wie bei Mn12-p-Fluorbenzoat (9) und die Fehlordnung kann im Strukturmodell teilweise nicht aufgel¨ost werden. In Folge bleiben h¨ohere Rest-elektronendichten (-1.61/1.83 e/˚A3) zur¨uck und schlechtere R-Werte werden erhalten (R1 = 0.0754, wR2 = 0.2081). Die Struktur ¨ahnelt stark den bekannten Mn12-Komplexen

Abbildung 3.9: Auf- und Seitenansicht des Molek¨uls Mn12-Difluorbenzoat (10) ohne die L¨osungsmittelmo-lek¨ule und Wasserstoffatome. Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

(siehe Abbildung 3.9). Zur Beschreibung des allgemeinen Aufbaus siehe voriges Kapitel 3.2.3. Der Komplex kristallisiert in der monoklinen RaumgruppeC2/c. Durch die Kristal-lisation in Chloroform sind die vier Wassermolek¨ule wieder gegen vier Ethanolmolek¨ule ausgetauscht. Diese ordnen sich, wie in Abbildung 2.5 gezeigt, nach (1:1:1:1) an. Sie folgen in dieser Anordnung einer S4-Symmetrie. Das ganze Molek¨ul weist dagegen keine kristal-lographische S4-Symmetrie auf, sondern lediglich eine C2-Symmetrie. Diese wird durch eine C2-Achse erzeugt, die entlang der Molek¨ulachse verl¨auft. Die asymmetrische Einheit enth¨alt somit nur eine halbes Mn12-Molek¨ul. Der [Mn12O12]16+-Kern zeigt ann¨ahernd S4-Symmetrie. Alle Jahn-Teller-Achsen sind entlang der Molek¨ulachse ausgerichtet. Alle Molek¨ulachsen laufen parallel zur kristallographischenb-Achse (siehe Abbildung 3.10). Um den Erhalt der magnetischen Eigenschaften zu best¨atigen, wurden magnetische Hysteresen bei verschiedenen Temperaturen gemessen (Abbildung 3.11). Die Blocking-Temperatur ist f¨ur die Verbindung mit etwa 2.9 K relativ niedrig, darunter ist eindeutig Hysterese zu beobachten. Damit ist Mn12-Difluorbenzoat (10) ein neuer Vertreter der Klasse der Single-Molecule-Magnets.

3.2.5 [Mn12O12(O2CC6H2F3)16(H2O)4] (Mn12-Trifluorbenzoat)(11)

Mn12-Trifluorbenzoat (11) wurde durch Ligandenaustauschreaktion ausgehend von Mn12acetat (8) synthetisiert. Da 3,4,5-Trifluorbenzoes¨aure mit einem pKS-Wert von 3.4 nicht azide genug ist, um den Austausch auch bei zweifachem ¨Uberschuss komplett zu vollziehen, entfernte man die Essigs¨aure im Feinvakuum mit Toluol. Die Umsetzung ist nur in einer ausreichenden Dichlormethanmenge erfolgreich, da der fertige Komplex nur

a

c

Abbildung 3.10: Packung des Komplexes Mn12-Difluorbenzoat (10). Blickrichtung ent-lang der kristallographischenb-Achse. Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

Abbildung 3.11: Magnetische Hysteresekurve eines Ein-kristalls von Verbindung10. Magnetfeld parallel zur kri-stallographischen b-Achse. Sweep rate 1 T/min (micro-Hall).90

noch in Dichlormethan l¨oslich ist. In Chloroform ist er nahezu unl¨oslich, ebenso in anderen g¨angigen L¨osungsmitteln. In Chloroform l¨auft die Reaktion zwar an, der Komplex wird aber mit zunehmender Zahl an ausgetauschten Benzoatmolek¨ulen immer unl¨oslicher und f¨allt aus der Reaktionsl¨osung aus, bevor der Austausch komplett ist. Komplex 11ist auf-grund seiner deutlich herabgesetzten L¨oslichkeit, verglichen mit Mn12-p-Fluorbenzoat (9) und Mn12-Difluorbenzoat (10), sehr leicht durch langsames Eindampfen einer Dichlorme-thanl¨osung bei Raumtemperatur kristallisierbar. Diese Eigenschaft ist so gut ausgepr¨agt, dass es f¨ur die Oberfl¨achenpr¨aparationen ein Problem wird, da bei den Pr¨aparationen die Gefahr von Mikrokristallwachstum außerordentlich hoch ist. Die Struktur l¨asst sich in der orthorhombischen Raumgruppe P bcnl¨osen. Eine befriedigende Verfeinerung der Struktur scheitert jedoch am schlechten Reflex/Parameter Verh¨altnis (6/1). Zus¨atzlich kommt noch eine hohe Fehlordnung der axialen Liganden hinzu. L¨ost man die Struktur erst in der tri-klinen Raumgruppe P1 mit demselben Ursprung und den gleichen Zellkonstanten, erh¨alt man zwei volle Molek¨ule pro Elementarzelle. An beiden Molek¨ulen sind alle vier axialen Carboxylate, welche die MnIII-Atome verbr¨ucken, stark fehlgeordnet. Die Fehlordnung besteht aus einen Platzwechsel mit den benachbarten Wassermolek¨ulen. So d¨urften in dem Einkristall alle Wasserverteilungen aus Abbildung 2.5 ((1:1:1:1), (1:2:1), (1:1:2), (2:2)) mit unterschiedlichen Gewichtungen nebeneinander vorliegen. Derhkl-Datensatz war in diesem Fall zu klein, um eine vollst¨andige Aufl¨osung dieser Fehlordnungen zu gew¨ahrleisten. Nach Transformation in die orthorhombischen Raumgruppe verliert man wegen des Auftretens einer C2-Achse senkrecht zur Molek¨ulachse zwar die M¨oglichkeit die (1:1:1:1) und (1:1:2)

Anordnung aufzul¨osen, daf¨ur kann man ein Modell mit allen sechzehn Carboxylaten verfei-nern, das w¨ahrend der Verfeinerung stabil bleibt. Wegen der nichtaufgel¨osten Fehlordnung

Abbildung 3.12: Auf- und Seitenansicht des Molek¨uls Mn12-Trifluorbenzoat (11) ohne die L¨osungsmittel-molek¨ule und Wasserstoffatome. Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

bleiben dieR-Werte jedoch hoch (R1 = 0.1617, wR2 = 0.4437). Daher entf¨allt f¨ur dieses Modell eine Diskussion der Jahn-Teller-Verzerrungen am Mangan. F¨ur ein qualitatives Modell ist die Struktur jedoch gut genug (siehe Abbildung 3.12). Auch die Packung der Molek¨ule l¨asst sich analysieren und zeigt f¨ur Mn12-Trifluorbenzoat (11) die parallele Anordnung der Molek¨ulachsen entlang derc-Achse (siehe Abbildung 3.13). Zur ¨Uberpr¨ u-fung des magnetischen Verhaltens wurden magnetische Hysteresen bei unterschiedlichen Temperaturen aufgenommen (Abbildung 3.14). Der Einkristall von 11 zeigt ein extrem starkes Nullfeldtunneln, dessen Ursprung aufgrund der ungenauen Strukturanalyse nicht gekl¨art werden konnte. Es k¨onnte sich um einen Isomereneffekt handeln, bei dem ein oder mehrere der m¨oglichen Strukturisomere durch Verzerrungen an den MnIII-Atomen zu schnellem Nullfeldtunneln neigen. Trotzdem ist magnetische Hysterese zu beobachten, was die Verbindung Mn12-Trifluorbenzoat (11) zu einem Single-Molecule-Magnet macht.

b

a

Abbildung 3.13: Packung des Komplexes Mn12-Trifluorbenzoat (11). Blickrichtung entlang der kristallogra-phischenc-Achse. Mn lila, O rot, C grau, F hellgr¨un.

Abbildung 3.14: Magnetische Hysteresekurve eines Einkristalls von Verbindung11. Magnetfeld parallel zur kristallographischenc-Achse. Sweep rate 1 T/min (micro-Hall).

3.2.6 [Mn12O12(O2CC6H4C6H5)16(H2O)4] (Mn12-Biphenylcarboxylat) (12) Mn12-Biphenylcarboxylat (12) wurde bereits im Jahr 1999 in einer Arbeit von Aubin et al.74 vorgestellt, allerdings ohne die entsprechende strukturelle und magnetische Charakte-risierung. In dieser Arbeit wurde Mn12-Biphenylcarboxylat (12) durch Ligandenaustausch-reaktion ausgehend von Mn12acetat (8) synthetisiert. Da Biphenylcarbons¨aure mit einem pKS-Wert von 4.2 nicht azide genug ist, um den Austausch auch bei zweifachem ¨Uberschuss komplett zu vollziehen, entfernte man die Essigs¨aure im Feinvakuum mit Toluol. Das Pro-dukt12kann mit n-Hexan ausgef¨allt werden, es war jedoch nicht m¨oglich Einkristalle aus Dichlormethan oder Chloroform zu ziehen. Da bekannt ist, dass beim Kristallisieren der Mn12-Komplexe die Hohlr¨aume der Struktur mit L¨osungsmittelmolek¨ulen aufgef¨ullt wer-den, war davon auszugehen, dass die kleinen L¨osungsmittelmolek¨ule Chloroform und Di-chlormethan in den anzunehmend gr¨oßeren Hohlr¨aumen durch die sehr hohe Unordnung die Kristallisation des Komplexes behindern. Man suchte daher ein sterisch anspruchsvolleres L¨osungsmittel, von dem weniger Molek¨ule pro Hohlraum ben¨otigt werden und das eventuell geordneter mitkristallisiert. Chlorbenzol erf¨ullte diesen Zweck sehr gut und es gelang Kom-plex 12 in einkristalliner Form aus Chlorbenzol/Pentan zu erhalten. Hierzu wurden 4 ml einer Chlorbenzoll¨osung von Komplex12(2 mg/ml) in fl¨ussigem Stickstoff eingefroren und 1 ml sauberes Chlorbenzol ¨uberschichtet und ebenfalls eingefroren. Abschließend f¨ullt man mit 4-5 ml Pentan auf und ließ bei Raumtemperatur kristallisieren. Nach L¨osung und Ver-feinerung der Struktur sind viele Chlorbenzolmolek¨ule in den Hohlr¨aumen enthalten (vgl.

Abbildung 3.3), die aufgrund der Kristallisationstechnik mit L¨osungsmittelgradienten

teil-Abbildung 3.15: Auf- und Seitenansicht des Molek¨uls Mn12-Biphenylcarboxylat (12) ohne die L¨osungsmit-telmolek¨ule und Wasserstoffatome. Mn lila, O rot, C grau.

c

a

Abbildung 3.16: Packung des Komplexes Mn12-Biphenylcarboxylat (12). Mn lila, O rot, C grau, Cl gr¨un.

Abbildung 3.17: Magnetische Hysteresekurve eines Ein-kristalls von Mn12-Biphenylcarboxylat (12). Magnet-feld parallel zu den Molek¨ulachsen. Sweep rate 1 T/min (micro-Hall).

weise stark fehlgeordnet sind. In Folge bleiben h¨ohere Restelektronendichten (-0.99/1.84 e/˚A3) zur¨uck und schlechtere R-Werte werden erhalten (R1 = 0.0785, wR2 = 0.2289).

weise stark fehlgeordnet sind. In Folge bleiben h¨ohere Restelektronendichten (-0.99/1.84 e/˚A3) zur¨uck und schlechtere R-Werte werden erhalten (R1 = 0.0785, wR2 = 0.2289).