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4.2 Beschreibung der Beispielregion

4.2.1 Allgemeine Charakteristika

Die Provinz Meta beginnt ca. 88 km südöstlich von Bogotá [DANE 2006] (Abbildung 4-1). Sie ist Teil der kolumbianischen Orinoco- und Amazonasregion und hat eine Fläche von ca. 8,5 Millionen Hektar (8% der Fläche Kolumbiens).

Klimatisch gesehen befindet sich Meta in der Inter-Tropical Convergence Zone (ITCZ). Die durchschnittlichen Temperaturen liegen zwischen 6°C (über 3700 m ü. NN) und 24° C (auf 200 m ü. NN). Die Regenzeit erstreckt sich von März bis November und die Trockenzeit von Dezember bis März. Durch die Region fließen wasserreiche Flüsse wie Meta, Gabarra, Duda, Manacacías, Yucao, Guatiquía, Guayuriba, Ariari, Guacabía und Guaviare.

Voraussetzungen zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse in einer Beispielregion

Abbildung 4-1: Geographische Lage der Beispielregion [IGAC 2007]

Gemäß ihrer physio-geographischen Eigenschaften kann die Provinz in drei Sub-Regionen unterteilt werden [IGAC 2003, CORMACARENA 2004]:

- die westliche Gebirgslandschaft mit Höhen bis zu 3.700 m ü. NN. Sie beansprucht 9%

der Provinzfläche. Aufgrund ihrer Funktionen in der Regulation des Wasserkreislaufes, besonders durch Páramo- und Subpáramo-Ökosysteme sollte diese Region hauptsächlich dem Naturschutz dienen.

- das Gebiet im Zentrum und Osten der Provinz, als „Altillanura“ bezeichnet. Hier sind verschiedene Landschaftsarten zu finden: die Übergangszone zwischen Gebirgslandschaft und Flachland oder „Piedemonte“ sowie das Überschwemmungsgebiet und die Hochebene (max. 200 m ü. NN). Das Piedemonte-Gebiet ist aus ökologischer Sicht sehr wichtig. Zudem bietet es die besten Bedingungen in der Provinz für den Ackerbau und die Tierhaltung. Öl- und Gasfelder sowie natürliche Wirtschaftswälder befinden sich ebenfalls dort.

Voraussetzungen zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse in einer Beispielregion

91 Liliana Gamba: Erste Modellentwicklung zur nachhaltigen Nutzung der Biomasse

- Auf der Hochebene befindet sich eine Savannen-Landschaft. Hier werden extensive Rinderhaltung und Waldbewirtschaftung durchgeführt.

- das „La Macarena“-Gebirge (3% der Fläche der Provinz). In diesem Gebiet befinden sich die Naturschutzgebiete Páramo Sumapaz, Tinigua, Cordillera de los Picachos und Sierra de la Macarena. Sie stellen, aufgrund ihrer hohen biologischen Vielfalt und ihres Einflusses auf den Wasserkreislauf, einige der wichtigsten Naturschutzzonen Kolumbiens und Lateinamerikas dar.

4.2.1.2 Wirtschaft

Die wichtigsten Sektoren der regionalen Wirtschaft sind Handel und öffentliche und private Dienstleistungen, Landwirtschaft, Tierhaltung und Erdöl- und Erdgasförderung. Sie stellen insgesamt ca. 70% des regionalen BIP dar. Die landwirtschaftlichen Produkte werden zum großen Teil in benachbarte Regionen exportiert. Der größte Anteil des Erdöls wird zur Raffination in andere Regionen Kolumbiens oder in das Ausland geliefert. Erdgas wird zu 100% in der Region verbraucht.

4.2.1.3 Energie

In der Region werden Erdgas und Erdöl gefördert. Während die geförderten Mengen an Erdgas ausschließlich zur Deckung des Binnenbedarfs dienen, wurden im Jahr 2001 97%

des Erdöls exportiert. Holz, Bagasse und Reste der Lebensmittelherstellung, insbesondere Reisspelzen, wurden zum Teil für die eigene energetische Nutzung verwendet (vgl. Tabelle 4-6). Der Bedarf an Strom und Benzin wird zu 100% durch Importe gedeckt. Die Selbstversorgung mit Diesel und Holzkohle beträgt 100%.

Tabelle 4-6: Primärenergie in der Provinz Meta im Jahr 2001 [TJ]

Energieträger Produktion Exporte Importe Angebot

Erdgas 6.625 0 738 5.318

Erdöl 140.819 136.849 0 5.407

Steinkohle 0 0 0 0

Holz 1.179 0 0 1.179

Bagasse 137 0 0 137

Energetische Verwertung von

Abfällen 998 0 0 998

Gesamt 149.757 136.849 738 13.039

Eigene Berechnung basierend auf [UPME 2006]

Voraussetzungen zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse in einer Beispielregion

4.2.1.4 Umweltthemen

Nach Angaben der regionalen Umweltbehörde CORMACARENA [CORMACARENA 2004]

liegen die gravierendesten Umweltprobleme der Region im Bereich der Wasserverfügbarkeit und -qualität sowie der Flächennutzung und des Naturschutzes. Im Folgenden werden sie kurz erläutert.

Wasserverfügbarkeit und -qualität

Trotz des reichhaltigen Angebots an Wasser ist Mangel an Trinkwasser in einigen Gebieten der Region ein Problem. Neben der ungleichmäßigen jährlichen Verteilung des Regens sind anthropogene Einflüsse Ursachen des Problems. Hierzu gehören die Wasserverschmutzung durch nicht behandeltes Siedlungs- und Industrieabwasser sowie durch Agrochemikalien und Chemikalien insbesondere aus der illegalen Kokaverarbeitung. Hinsichtlich der Verfügbarkeit sind die Nutzungskonkurrenz mit der Landwirtschaft, die Abholzung der Naturwälder (zum Teil zur Erweiterung der landwirtschaftlichen Flächen) und ungeeignete landwirtschaftliche Maßnahmen von Bedeutung.

Flächennutzung

Die Abbildung 4-2 zeigt die Flächenbedeckung in der Provinz im Jahr 2001 [DANE 2003].

Ca. 50% der Fläche bestand aus Savannen, dessen Vegetation eine Mischung aus heimischen und eingeführten Gräsern ist. Sie wurde hauptsächlich zur extensiven Rinderhaltung genutzt. 3,8% des Territoriums stellt Ackerfläche dar. Die bebaute Fläche betrug etwa 0,1% der Provinzfläche.

Naturwälder bedeckten mehr als 40% des Territoriums, davon waren mehr als die Hälfte geschlossene Wälder, der Rest waren fragmentierte Wälder. Ungefähr 90% der gesamten Naturwälder standen unter Naturschutz: 30% als Nationalparks und 60% als integrierte Naturschutzgebiete, wo eine Bewirtschaftung unter Nutzung von umweltfreundlichen Maßnahmen erlaubt ist. Wie im Kapitel 3.3.1 (S. 34) ausgeführt wurde, sind die Naturschutzflächen aufgrund ihrer biologischen Vielfalt und ihrer Funktion bei der Erhaltung des Wasserkreislaufs von strategischer Bedeutung.

Eine Studie zur Flächennutzung in der Provinz weist auf Nutzungskonflikte in 48% der Fläche hin [IGAC 2003]. Ein großer Teil der Konflikte ergibt sich für Flächen, die nur eingeschränkt bewirtschaftet werden dürfen oder für den Naturschutz zu erhalten sind, die jedoch für die extensive Rinderhaltung, den Ackerbau und die selektive Waldbewirtschaftung genutzt werden. Andere Konflikte entstehen bei der Nutzung von Flächen für die extensive Tierhaltung, die für integrierte Ackerbau-, Tierhaltungs- und Waldbewirtschaftungssysteme

Voraussetzungen zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse in einer Beispielregion

93 Liliana Gamba: Erste Modellentwicklung zur nachhaltigen Nutzung der Biomasse

Siedlungen Infrastruktur 0.1%

0.4%

Sonstiges 1.4%

Ackerfläche 3.8%

Savanne 51.3%

Wald 42.9%

geeignet sind und beim intensiven Ackerbau auf Flächen, die für eine semi-intensive Rinderhaltung geeignet sind (vgl. Abbildung A- 3 und Abbildung A- 4 im A.6.2).

Abbildung 4-2: Flächenbedeckung in Meta im Jahr 2001 [DANE 2003]

Obwohl auf natürlichen Bedingungen der Region basierende Landnutzungsmodelle existieren, haben nicht ausreichende Regelungen, fehlende Umsetzungskapazität sowie politische und sozioökonomische Faktoren ihre erfolgreiche Umsetzung verhindert.

Boden

Ungeeignete Maßnahmen zur Bodenbearbeitung, extensive Rinderhaltung sowie übermäßige Nutzung von Agrochemikalien haben zu Erosion, Bodenverschmutzung und Reduktion der landwirtschaftlichen Erträge in der Region geführt [CORMACARENA 2004].

Verlust von Naturwäldern und Biodiversität

Die Fläche der Naturwälder in der Region reduziert sich kontinuierlich: 8.562 km2 Naturwälder wurden in den letzten 20 Jahren abgeholzt20. Obwohl komplexe Zusammenhänge hinter diesem Problem stehen, erweist sich die Erweiterung der landwirtschaftlichen Flächen und der Rinderhaltung als Hauptursache. Neben der Abholzung bedroht die Raubbewirtschaftung der Naturwälder die Biodiversität. Dies steht im Zusammenhang mit Kolonisierungsprozessen und sozioökonomischen Problemen der

20 [DANE 2003] weist auf eine Zunahme der Naturwaldfläche von 7% zwischen den Jahren 1995 und 2001 hin.

Voraussetzungen zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse in einer Beispielregion

Bevölkerung, wie beispielsweise niedrige Einkommen und Perspektivlosigkeit [CORMACARENA 2004].

Darüber hinaus gelten mangelhafte Kenntnisse über biologische Ressourcen als Einflussfaktor des Biodiversitätverlustes [CORMACARENA 2004].