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(23. 6. 1892 Prag – 16. 2. 1942 Dachau)

Alfred Fuchs war Schriftsteller, Übersetzer, Publizist und getaufter Katholik jüdischer Herkunft. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Prag oder auf Reisen. Einen Bruchteil seines Lebens wohnte er jedoch auch in Mähren. Er unterrichtete in Mährisch Ostrau an der Gewerbeschule und wirkte als Sekretär des tschechisch-jüdischen politischen Bundes in Teschen. Dank seiner Eltern beherrschte er Deutsch und Tschechisch auf dem Niveau der Muttersprache. In der Familie seines Vaters sprach man normalerweise tschechisch, seine Mutter sprach allerdings in der Gesellschaft deutsch.16 In die deutschtschechische Geschichte der Übersetzung ging Alfred Fuchs vor allem durch die Übersetzungen des deutschen Romantikers Heinrich Heine ein.

Alfred Fuchs wurde in eine jüdische Familie geboren. Seine Familie war nicht orthodox, sondern assimiliert. Alfreds Vater wohnte als Kind auf dem Lande, aber im Verlauf des Lebens erreichte er die Anstellung als Bankfachmann.

In Prag besuchte Fuchs das Gymnasium auf den Königlichen Weinbergen und nach dem Abitur studierte er die philosophische Fakultät an der Universität in Prag, wo er auch promovierte. Neben dem philosophischen Studium besuchte er Vorlesungen an der theologischen und juristischen Fakultät. Während der Studien beeinflussten ihn bedeutend die Professoren und T. G. Masaryk und Kordáč, was Fuchs später in seinem autobiographischen Buch Oltář a rotačka erwähnte17. Offiziell beendete er seine Universitätsausbildung im Jahr 1915, jedoch im Jahr

16 FUCHS, Alfréd. Křesťan a svět. Praha, 1948, Nové dílo, zugänglich von:

http://librinostri.catholica.cz/download/FuchAlKrSvet12.pdf [zit.24.03.2019] S.9.

17 Draf., Událost dne., 16.2.2011, Zugänglich von: https://udalosti.signaly.cz/1102/draf [zit.

20.03.2019]

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1920 studierte er noch als Stipendiat der tschechoslowakischen Regierung Soziologie in der französischen Stadt Strassburg. Bereits seit der Jugendzeit interessierte sich Fuchs für verschiedene Religionen und analysierte ihre Unterschiedlichkeiten. Er las katholische Schriften, untersuchte den Glauben an Gott und nahm an verschiedenen Predigten in Kirchen der unterschiedlichen Religionen teil.18. Mit 22 Jahren musste er als Soldat an dem Ersten Weltkrieg teilnehmen, aber aus Gesundheitsgründen wich er dem Kämpfen an der Front aus und im Jahr 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen.

Nach dem ersten Weltkrieg unterrichtete er eine Weile die deutsche Sprache an der staatlichen Gewerbeschule in Prag, aber in Kürze wurde ihm die Funktion des Sekretärs des tschechisch-jüdischen politischen Bundes zuteil. Es war die Zeit, als die Erste Tschechoslowakische Republik entstand. Man begann viel zu reisen, ökonomisch zusammenzuarbeiten und für die zwischenmenschlichen Beziehungen zu sorgen. Vor allem bemühte man sich die Beziehungen zwischen Juden und Tschechen zu regulieren. Nach der kurzen Tätigkeit im Sekretariat ordnete ihn der tschechisch-jüdische Bund nach Teschen ab, damit er als Vertreter des Bundes in der Plebiszitkommission wirkte. Während seiner Zeit in Mähren gewann er zahlreiche Kontakte in der Politik, in Gewerkschaftsorganisationen und der Arbeiterbewegung, was ihm zum Beitritt in die Tschechoslowakische Sozialistische Partei brachte. Aus Teschen übersiedelte er nach Mährisch Ostrau, wo er bis zum Jahr 1920 wohnte.

Aus Mähren kehrte er nach Prag zurück, wo er weiterhin in der sozialen Sphäre aktiv war. Er wurde zum Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Pondělník Českého slova und zum Lehrer an der sozialistischen Arbeiterschule. Im Jahr 1921 nahm er die Arbeit als Redakteur in der Presseabteilung des Präsidiums der tschechoslowakischen Regierung auf, und nach ein paar Jahren wurde er zum Präsidenten des Gewerkschaftsrates.

Im Jahr 1921 kam in seinem Leben ein definitiver Bruch. Er ließ sich taufen, was nicht nur mit der Veränderung des Glaubens zusammenhing, sondern auch mit der Veränderung des politischen Bekenntnisses. Die Überwechslung zum Katholizismus ermöglichte ihm aus der sozialistischen Partei auszutreten und der

18 FUCHS, Alfréd. Křesťan a svět, S. 9.

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tschechoslowakischen Volkspartei beizutreten. Das ließ die Öffentlichkeit aufmerken. Nach seinem offiziellen Übertritt von der sozialistischen Presse zur katholischen wurden gegen ihn viele heftige Kampagnen geführt, die auf seine Zweigleisigkeit zielten

Im Jahr 1923 trat er offiziell der tschechoslowakischen Volkspartei bei. Sein Eintritt eröffnete ihm die Möglichkeit, eine diplomatische Reise nach Rom zu unternehmen und in Diensten des Präsidenten T. G. Masaryk zu stehen. Nach seiner Rückkehr widmete er sich aktiv der Publizistik und Literatur. Im Jahr 1925 gewann er die Arbeit des Chefredakteurs in der Tageszeitung Prager Abendblatt. Seit dem Jahr 1928 wurde er zum Mitglied der Gruppe Pátečníci (die Freitagrunde). Die Mitglieder trafen sich regelmäßig am Freitag in der Villa der Brüder Čapek, um über politische und literarische Neuigkeiten zu diskutierten. Im gleichen Jahr begann er, in den Zeitungen Přítomnost und Pestrý týden zu publizieren.

Neben einer Menge von Zeitungsartikeln gab er auch viele eigene Bücher heraus.

In seinen Büchern beschäftigte er sich vor allem mit politischen und religiösen Themen. Er behandelte die Macht, erklärte den Begriff der Propaganda und kritisierte öffentlich der Nazismus. Kurz gesagt er „hielt seine Zunge nie im Zaum“, was ihm in der Zeit der nazistischen Ideologie zum Verhängnis wurde.

Wie er selbst ahnte, wurde er gleich nach der deutschen Okkupation von der Gestapo überwacht. Im Jahr 1940 wurde er verhaftet. Nach zwei Monaten schickte man ihn nach Theresienstadt, nach kurzer Zeit wurde er ins Konzentrationslager Dachau transportiert. In Dachau wurde er als Person bezeichnet, deren Überleben unerwünscht ist.19 In Dachau wurde er gleich nach der Ankunft von den anderen Gefangenen isoliert und in die Strafkompagnie eingeordnet. Sein Platz befand sich im Haus N. 15. zwischen den anderen Tschechen, Juden und den sogenannten Mischlingen.

Fuchs diente wegen seinem jüdischen Ursprung und katholischen Glauben der Belustigung der SS-Männer. Einmal wurde ihm befohlen, den Hitlergruß zu leisten.

Statt „Heil Hitler“ rief Fuchs „Heil Jesus Kristus“.20 Dafür wurde er hart bestraft

19 PRAUSOVÁ, Veronika. Alfred Fuchs, zugänglich von:

https://is.cuni.cz/webapps/zzp/detail/147882/ [zit. 30.04.2019]. S. 39.

20 ebenda S. 40.

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und fast zu Tode gefoltert. Letztendlich brachte man ihn ins Krankhaus, wo er am 16. Februar 1941 starb.

Literarische Tätigkeit

Wie gesagt, konzentrierte sich Fuchs vor allem auf religiöse und politische Problematik. In seiner ersten Schrift aus dem Jahr 1909 brachte er die jüdische Frage zum Gespräch. Mehr als zehn Jahre später ließ er das patriotische Werk O národnosti a vlastenectví (1922) veröffentlichen. Nach seiner Taufe schrieb er das Buch über die Vereinigung der Kirche, was auch im Buchtitel Vereinigung der Kirche stand. Die anderen politischen Bücher, die noch vor dem Jahr 1930 publiziert wurden, hießen Náboženství a politika (1925), Dnešní myšlenková krize (1926) und Paneuropa či eurasie (1927). Im Jahr 1930 veröffentlichte er auf einen Schlag drei Werke. Im Werk Novější papežská politika beschrieb er seine Reise nach Rom und äußerte sich zum Funktionieren des Rechtes in Rom. Im Werk Autorita befasste er sich mit der Definition der Autorität aus soziologischer, politischer und psychologischer Sicht. Fuchs war überzeugt, dass der Staat dem Moralrecht unterliegen muss.21 Der Roman aus demselben Jahr, Oltář a rotačka, war ein autobiographischer Roman. Fuchs beschrieb hier sein Leben von der Kindheit bis zu seiner Taufe. Ein Jahr später gab er das Buch Zákulisí novin.

Psychologie novinářského povolání heraus und auf Wunsch von Karel Čapek schrieb er O deseti svatých, wo er die Heiligen klassifizierte. Im Jahr 1932 wurde seine Schrift Chytrost čili moudrost veröffentlicht. In diesem Buch zeigte er ebenfalls wie im Buch Autorita auf Gewalt in der Politik und Missbrauch der Macht. Zwei Jahre später publizierte er die weitere religiös-politische Schrift Deset katolických politiků a diplomatů. Die religiöse Toleranz behandelte er im Buch Svatý Bernard z Clairvaux, darin er unter anderem den Lebenslauf des mittelalterlichen Theologen, Philosophen und Mystiker Bernahrd von Clairvaux schilderte. Das Buch erschien im Jahr 1935.

In der Zeit, als die internationalen Beziehungen angespannt waren, schrieb Fuchs ein entschlossen gegennazistisches Buch Kurs křesťanské státovědy, das man noch

21 HULTSCH, Anne. Ein Russe in der Tschechoslowakei: Leben und Werk des Publizisten Valerij S. Vilinskij (1901-1955). Köln: Böhlau, 2011, S. 316.

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eine Weile nach der Okkupation verkaufte. Jaroslav Goldman, dessen Verlag das Buch herausgab, wurde in Ausschwitz zu Tode gefoltert.22 Im anderen fast provokativen Buch Propaganda v demokracii a v diktaturách analysierte Fuchs die Propaganda und die Diktaturen in Deutschland, Russland und Italien. Zusätzlich definierte er die nazistische Propaganda und ihr System, das sich auf Schlagwörter, Symbole, Filme, Literatur, Feiern und Kunst stützte.

Alfred Fuchs als Übersetzer

Die Mehrheit von Fuchs‘ Publikationen bildeten Rezensionen und Übersetzungen.

Fuchs übersetzte nicht nur ganze Bücher, sondern auch einzelne Gedichte, Hymnen und Gebete, die er in verschiedenen Zeitungen publizierte. Die Themen der übersetzten Gedichte waren wieder mit dem Glauben und der Politik verbunden. Er übersetzte vor allem aus dem Deutschen aber auch aus dem Hebräischen und Lateinischen.

Alfred Fuchs als Übersetzter war vor allem für die Übersetzungen der Gedichte des größten deutschen Romantikers und meist zensierten Dichters Heinrich Heine bekannt. Heines Gedichte publizierte Fuchs in der Zeitung Stopa. Es wurde sogar eine spezielle Nummer herausgegeben, die nur Heines Gedichte enthielt. Es befanden sich hier neun Gedichte aus dem Buch Letzte Gedichte, das bisher nicht übersetzt wurde. Es handelte sich um Gedichte: Audience, Volební osli, Ctnostný pes, Nanebevstoupení, Stěhovavé krysy, Král Dlouho-uch I., Rozmluvy zamilovaných, Loď otroků und Lidumil. In weiteren Nummern konnte man noch Vzpomínka z Hammonie, Slzavé údolí, und Množství to dělá finden.

Für die Zeitung Kalendář übersetzte Fuchs bereits seit dem Jahr 1910, also in der Zeit, als er noch nicht getauft wurde. Alle Gedichte, die er hier publizierte, haben vorwiegend jüdische Themen. Aus dem Hebräischen dichtete er das Gedicht Pozdrav Sabatu von dem spanischen jüdischen Dichter und Philosophen Jehuda ha-Levi und die hebräischen Hymne Rabi Salomon Alcavez: Spěš, milý ... (Lecho dodi) nach. Aus Deutsch übersetzte er Modlitba za čistotu von Franz Werfel und Gedichte

22 PRAUSOVÁ, Veronika. Alfred Fuchs, zugänglich von:

https://is.cuni.cz/webapps/zzp/detail/147882/

[zit. 30.04.2019]. S. 32.

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Sulamith, Karma, Píseň pomazaného von der deutschjüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler.

Im Jahr 1910 dichtete er das epische Fragment Bimini nach. Ein Jahr später erschien das Werk Hebrejské Melodie, darin sich die Gedichte Princezna Sabat, Jehuda ben Halevy und Disputace von Heinrich Heine befanden.

Im Jahr 1912 widmete er sich dem bekanntesten deutschen Dichter und Dramatiker J. W. Goethe, dessen Werk Ballade er ins Tschechische übersetzte.

Von dem jüdischen Schriftsteller des Prager Kreises Max Brod übersetzte er im Jahr 1923 den Roman Franci čili láska druhého řádu. Pražský román und ein Jahr später Brods biographisches Buch über den mährischen Komponisten Leoš Janáček. Život a dílo. Im Jahr 1925 ließ er den Gedichtzyklus Mariánské hymny, der in zwei Teilen herausgegeben wurde, veröffentlichen. Es handelte sich um eine Übersetzung der Sammlung christlicher Gebete.

Eine spezielle Übersetzung war das Festschauspiel Matka legionářova vom österreichischen Philosophen, Psychologen und Dramatiker Christian von Ehrenfels, das anlässlich des 75. Geburtstags von T. G. Masaryk gespielt wurde.