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7 Eine abschließende erste Einschätzung

Im Dokument Bildung = Berufsbildung?! (Seite 170-174)

Insgesamt zeigt sich in diesen ersten Ergebnissen, dass ein gewisses Ausmaß an Konnektivität mit dem Ziel der Professionalisierung bereits erreicht wurde. Erkenn-bar ist das im Zusammenwirken der verschiedenen Wissensbereiche und -formen in den hochschuldidaktischen Settings. Das Verständnis über das erworbene theoreti-sche Wissen deutet auf eine Verbindung von Bildung und Arbeit hin; Fachwissen wird nicht nur als Wissenskanon verstanden, sondern auch dessen praktischer Nut-zen wird erkannt (vgl. Ostendorf 2014, S. 20). Aber auch die Förderung und Umset-zung der Reflexionskompetenz erfüllt ein zentrales Element des Konnektivätsmodells (vgl. Griffith/Guile 2003, S. 59). Gerade die positive Bewertung durch die Studieren-den zeigt, wie bedeutsam dabei der Bezug zwischen Bildung und Arbeit ist. Durch die konstruktiven Kooperationsbeziehungen mit zumindest einem Teil der Schulen und durch die in der Ausbildung geförderte „legitimate peripheral participation“

(vgl. Lave/Wenger 1991) gelingt ein professionsorientiertes Entstehen einer „commu-nity of practice“.

Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bzw. (zukünftige) neuralgische Punkte mit Bezug zum Konnektivitätsmodell (vgl. Griffith/Guile 2003, S. 58 ff.) zeigen sich in folgenden Bereichen:

• Eine Rekontextualisierung von Wissen könnte noch tiefer gehend gefördert werden. Wichtig erscheint dabei die stärkere Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen und Wissensbestände der Studierenden. Aber auch die zuneh-menden praktischen Studienanteile in der verbleibenden Studienzeit gilt es in einem Wechsel- und Zusammenspiel durch Lehrende didaktisch zu nutzen.

• Notwendig erscheint die explizite Förderung eines theoretisch fundierten kri-tisch-konstruktiven Blicks auf die Praxis. Inwieweit das schon passiert, ist in den Ergebnissen bisher nicht erkennbar. Eine kritische Auseinandersetzung ist sowohl für eine Rekontextualisierung des Wissens als auch seiner Weiterent-wicklung sehr wesentlich.

• Ein dritter Punkt bezieht sich auf die breitere und wechselseitige Verbindung des Wissens der Studierenden mit Personen ihres Studien- und Berufsumfeldes zur Entwicklung unterschiedlicher „communities of practice“ und der eigenen Professionalität im sozialen Kontext.

• Erfahrene Lehrer und Lehrerinnen stellen zentrale Bezugspersonen dar und ha-ben großen Einfluss darauf, was Studierende in Praxisphasen lernen und wie sie es bewerten (vgl. Tynjälää/Heikkinen 2011, S. 18 ff.). Erforderlich ist eine Be-reitschaft und Offenheit beider Kontexte – Bildung und Arbeit –, sich interes-siert und kompetent aufeinander einzulassen. In die Weiterentwicklung der Netzwerke zwischen Studierenden, Betreuungs- und Hochschullehrenden so-wie Bildungsverantwortlichen ist entsprechend zu investieren.

Zentral für die Entwicklung von Professionalität ist, die richtige Balance zwischen Vorgaben und Freiraum zu finden, sodass Studierende Verantwortung für ihr

Ler-nen und praktisches Tun übernehmen. Basis dafür ist, dass sich sowohl Lehrende als auch Lernende reflexiv auf das gegenseitige Nutzen dieser Lernkontexte einlas-sen und eine gegenseitige wertschätzende Haltung entwickeln – ein Dialog im Kon-text der Praxis.

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Studienfachbereiche . . . .162 Abb. 2 Bewertung des erstes Studienjahres . . . .165 Abb. 3 Theorie-Praxis-Verbindung . . . .166

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Evaluationsdesign . . . . 164

Autorinnen

Heike Welte

Assistenzprofessorin

Universität Innsbruck, Institut für Organisation und Lernen www.uibk.ac.at/iol/wipaed

heike.welte@uibk.ac.at Regine Mathies Institutsleiterin

Pädagogische Hochschule Tirol, Institut für Berufspädagogik https://ph-tirol.ac.at/de/content/info-ibp

regine.mathies@ph-tirol.ac.at Bettina Dimai

Projektmitarbeiterin

Universität Innsbruck, Institut für Organisation und Lernen www.uibk.ac.at/iol/wipaed

bettina.dimai@uibk.ac.at

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