• Keine Ergebnisse gefunden

j formativ logisch-

INFORMIEREN, BEGRÜNDEN,

2. Abgrenzung der Wortart

In der antiken und scholastischen Grammatik wurden alle ‘kleinen Wörter’ zur Gruppe âexparticulae orationis zusammengefaßt (vgl. Isačenko 1982: 18), und bis weit ins 19. Jahrhundert blieb ihre lexikographische Einteilung unklar. Die

Bezeich-Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access

1 5 7

2. Abgrenzung der Wortart

nung sojuz konnte in der russischen Grammatik (z.B. im Akademiewörterbuch von 1847) zunächst auch für Präpositionen und teilweise für Adverbien sowie auch für Partikeln verwendet werden (vgl. Rogožnikova 1977: 135; vgl. Ljapon 1986: 27, Anm. 43). Eine intensivere grammatische Beschäftigung mit den Synsemantika setzte in Rußland überhaupt erst in unserem Jahrhundert ein. Nach Auskunft Isačenkos (1982: 18) ist es in erster Linie “das große Verdienst der russischen Sprachforscher A .A .Šachm atov, L.V.Ščerba, V.V.V in o gra d o v, die theoreti- sehen Grundlagen fur eine adäquate und objektive Erforschung der Synsemantika geschaffen und eine Diskussion über dieses lange vernachlässigte Gebiet der Grammatik in Gang gebracht zu haben.”

Die heute geläufigen Unterscheidungen können sich demnach nicht auf eine so lange Tradition berufen wie die der autosemantischen Wortarten und scheinen zudem der grammatischen Intuition nicht in gleicher Weise selbstverständlich. Da eine morphologische Differenzierung nicht möglich ist (vgl. Ledenev 1974: 54), sind die Wortarten nur nach syntaktischen und semantischen Kriterien voneinander abzugrenzen. Präpositionen und Konjunktionen gelten als verbindende Wörter, Partikeln als Modifikatoren, die die Einstellung des Sprechers zur Proposition der

| < * t

Äußerung zum Ausdruck bringen und/oder die Äußerung thematisch/rhematisch gliedern (vgl. Scheller 1990: 538; vgl. Leonteva 1985: 105). Möglich ist daher eine übergeordnete Einteilung in zwei Klassen synsemantischer Wörter: z.B. die von Morris 1973 vorgenommene Unterscheidung von Konnektoren und Modifikatoren.

(Vgl. aber auch Levickijs (1982b: 114 u.ö.) grammatische Differenzierung von markery und konnektory.)

Wird zwischen einfachen und zusammengesetzten Sätzen Isomorphie ange- nommen, so lassen sich Präpositionen als Äquivalente subordinierender Konjunk- tionen im einfachen Satz ansehen (vgl. Ledenev 1974: 53). Von Präpositionen (und flektierbaren KonjunktionalWörtern) unterscheidet die Konjunktion aber, daß bei der Verknüpfung keine weiteren grammatischen Erscheinungen auftreten, während bei den anderen Wortarten Flexion hinzukommt (vgl. Ledenev 1974: 65, 152; vgl.

Ljapon 1986: 17 Anm. 13). Ljapon konstatiert in der AG 80 (1, 713) für die Konjunktion daher ‘formale Autonomie’: “sojuz, buduči neot "emlemym äementom obrazuemoj sintaksičeskoj konstrukeii, v to že vremja sochranjaet f o r m a l ’ -n u j u a v / o -n о m -n o s t ’ die sie eben von Präpositionen unterscheide, “5/m-žebnaja funkcija kotorych osuščestvljaetsja vo vzaimodejstvii s padežnoj fleksiej.”

00051966

In der gesprochenen Sprache, namentlich im Dialog, scheinen die ‘klassischen5 Konjunktionen, wie v.a. / und a, häufig nicht mehr als Partikelfunktion zu haben.

Šapiro 1953 unterschied in den russischen Dialekten i, a, da u.a. als Konjunktionen und als Partikeln. Ledenev (1974: 219) sieht eine ganze Reihe sprachlicher Ein- heiten zwischen den Wortarten Konjunktion, Partikel u.s.w. oszillieren: “Так, možno govorit ’ о sojuzach, sojuznych (otnositel 'nychj slovach i časticach ‘čto ’,

1 5 8 IV . Ko n j u n k t io n e n

‘i l i ’, о sojuze, častice i meždometii 'nu’ i t .d ” Dem Übergang von der Kon- junktion zur Partikel bei initialem i, nu u.s.w. in Dialogrepl’ken versuchte Švedova (1960: 163ff.) mit dem Ausdruck sojuznye časticy Rechnung zu tragen. Sie scheinen in dieser Position bloß kommunikative Mittel der tum-Anbindung zu sein (vgl. Freidhof 1993: 9), was wiederum Freidhof 1993 insofern bestätigen konnte,

• •

als bei Übersetzungen ins Russische von Probanden die deutschen Partikeln denn, doch u.s.w. häufig durch Konjunktionalpartikeln wiedergegeben wurden. In der Russistik ist v.a. aber auch umgekehrt die konjunktionale Funktion von Partikeln thematisiert worden (z.B. Peškovskij 1956: 167; V.V.Vinogradov 1947: 663ff.;

Ledenev 1974: 147ff.; Rogožnikova 1983: 48; Gavrilova 1990: 65). Die AG 80 spricht von analogi sojuzov. Čeremisina, Kolosova (1987a: 99) reden allgemein von “pokazateli svjazi”. Für die tschechische Linguistik machte Hoffmanová auf den Konflikt zwischen dem systembezogenen paradigmatischen Zugang, in dem die traditionelle Einteilung synsemantischer Wortarten entwickelt wurde, und dem text- bezogenen Modell einer “Kategorisierung der Mittel auf der Basis ihres Fungierens im Prozeß der Textproduktion und -rezeption55 (Hoffmanová 1984: 103) aufmerksam. Im textbezogenen Modell verwischen die Grenzen zwischen den synsemantischen Wortarten, da außer den Konjunktionen zahlreiche andere Mittel an der Konnexion beteiligt sind. Konjunktionen sind nur eine Teilklasse der Konnektoren (vgl. ebd.: lOlff.; vgl. Fritsche 1982b: 29; vgl. Brutjan 1983: 7; vgl.

Bajzíková 1989: 882.).

Man kann nun die ganze Diskussion des Wortartkriteriums als ‘müßig5 ver- nachlässigen und einfach bei der traditionellen Einteilung bleiben (z.B. Kuße 1989:

200). Man kann aber auch die Einteilung verwerfen und unbestimmt z.B. von pokazateli svjazi sprechen (vgl. Čeremisina, Kolosova 1987a: 99) und sogar die Unterscheidung von Konnektoren und Modifikatoren aufgeben (da die Indizierung der Sprechereinstellung allen Synsemantika gemeinsam sei; vgl. Ljapon 1986: 21), um stattdessen sprachliche Einheiten unabhängig vom Wortartkriterium nach ihren textuellen Funktionen der Konnexion oder auch nur der Gliederung zu klassifizieren (z.B. Gülich 1970; Ljapon 1986).

Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access

00051966

Beides ist möglich, aber nicht notwendig. Gehen wir davon aus, daß Kon- junktionen verknüpfen, d.h. eine Verbindung und eine Beziehung zwischen Kon- junkten herstellen, so ist eine klare Möglichkeit der Abgrenzung gegeben. Die Partikel tritt zwar als Konnektor auf, d.h. sie kann Beziehungen zwischen Kon- junkten verdeutlichen oder gar erzeugen. Aber sie verbindet nicht. Dafür gibt es mindestens drei Argumente: Erstens nehmen Partikeln eine andere Position in der Konstruktion ein. Sie müssen im zweiten Konjunkt positioniert sein und erlauben in ihm Postponierung. Zweitens wird die Position der Konjunktion durch zwei Kon- junkte bestimmt (deren erstes in manchen Fällen virtuell sein kann), während die Partikel Teil eines der Konjunkte ist (vgl. Čeremisina, Orlov 1980: 211; vgl. Sanni- kov 1989: 85). Auch im Dialog initial gebrauchte Konjunktionen (v.a. a und i) ver- knüpfen, indem sie Repliken verbinden und mindestens pragmatisch in Beziehung setzen. Initial gebrauchtes a kann beispielsweise einen pragmatischen Kontrast im- plizit mitverstandener Sprechaktklassen der Repliken zum Ausdruck bringen (vgl.

Freidhof 1993: 11). Das zweite Kriterium ist weniger stark als das erste, da es von der Partikelbedeutung ‘unterlaufen’ werden kann. Zato und odnako, die ich mit Širjaev 1986 (vgl.и. IV.6.4.4.) als Partikeln einstufe, erfordern aus semantischen Gründen ebenfalls Vorderkonjunkte. Als drittes Kriterium der Abgrenzung von Partikel und Konjunktion ist die Fähigkeit der Partikel zu nennen, als Konkretisator bei einer Konjunktion aufzutreten.