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4. Ergebnisse

4.12 Abgänge

4.12.2 Abgangsursachen

Tabelle 40 zeigt die Abgänge nach Abgangsursachen für die Kontroll- und die iVET® -Gruppe und für die iVET®-Gruppe nach Verweildauer des Sensors. Bei den Merzungen aufgrund von Unfruchtbarkeit fällt auf, dass alle sechs Tiere aus der iVET® -Gruppe und hier aus der -Gruppe mit langer Verweildauer stammen. Fünf dieser Tiere waren schon bei den im Rahmen der Studie durchgeführten Untersuchungen aufgefallen. Sie wiesen ungenügend rückgebildete Uteri mit einer verdickten Wand und pathologischem Inhalt auf. Teilweise wurden Verwachsungen mit umliegenden Organen und weitere Gewebezubildungen im Beckenraum gefunden.

Ergebnisse

95

Fünf der Färsen, die in der iVET®-Gruppe unter dem Begriff „sonstige Ursachen“

geführt werden, sind unmittelbar nach der Geburt infolge Blutung aus dem Genitaltrakt verstorben. Zwei weitere Tiere starben vermutlich an den Folgen schwerer Geburtsverletzungen, eines wurde aufgrund einer schlecht abheilenden Geburtsverletzung zum Schlachter gegeben. In der Kontrollgruppe waren es vier Tiere in der Rubrik „sonstige Ursachen“, von diesen verstarben zwei innerhalb der ersten vierzehn Tage nach der Abkalbung mutmaßlich an inneren Blutungen und ein weiteres mutmaßlich an den Folgen einer Schwergeburt. Eine Auflistung der Abgangsursachen für alle Tiere, die als sonstige Abgänge aufgeführt sind, ist im Anhang zu finden.

Ergebnisse

96 Tabelle 40: Abgänge bis Tag 200 p. p. nach Abgangsursachen

weitere Nutzung

Unfruchtbar-keit Euter Gliedmaßen geringe

Leistung Stoffwechsel Sonstiges gesamt jeweils % (n)

º˂ 24 h: Diese Tiere hatten den iVET®-Sensor vor der Kalbung kürzer als 24 Stunden getragen; ≥ 24 h: Diese Tiere hatten den iVET®-Sensor vor der Kalbung 24 Stunden oder länger getragen

Diskussion

97 5. Diskussion

5.1 Diskussion der Methodik

Mit der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob die Anwendung des Geburtsüberwachungssystems iVET® einen Einfluss auf den Verlauf des nachfolgenden Puerperiums sowie auf Fruchtbarkeits- und Leistungsparameter im Vergleich zur herkömmlichen Geburtsüberwachung hat.

In einer zeitgleich durchgeführten Untersuchung wurde überprüft, ob die Anwendung des intravaginalen Geburtsüberwachungssystems die Totgeburtenrate senken kann (HENNINGSEN 2015). Aus diesem Grund wurden für das Studiendesign ausschließlich Erstkalbinnen ausgewählt, da auf dem Versuchsbetrieb vor Studienbeginn die Totgeburtenrate in dieser Reproduktionsgruppe mit 14,3 % deutlich über dem nationalen Sollwert von 5 % lag (MANSFELD et al. 2007). Insofern beschränken sich auch die vorliegenden Untersuchungen auf die Gruppe der Erstkalbinnen in dem Betrieb.

Für den erfolgreichen Einstieg in die Laktation ist eine möglichst genaue Feststellung des Geburtsbeginns erforderlich, um Komplikationen frühzeitig erkennen und die Notwendigkeit eines Eingreifens bestimmen zu können. Automatisierte Geburtsmeldungen sollen das Betreuungspersonal bei dieser Aufgabe unterstützen.

Dabei stellt die Vermeidung von Schwergeburten eine Schlüsselrolle dar, weil diese sowohl als Hauptursache für Totgeburten gelten (LOMBARD et al. 2007; TENHAGEN et al. 2007; BLEUL 2011) als auch in der Folge mit einem deutlich höheren Risiko für puerperale Erkrankungen (THOMPSON et al. 1983; COLEMAN et al. 1985; ERB et al.

1985; OLTENACU et al. 1988; CORREA et al. 1993; KANEENE u. MILLER 1995;

BRUUN et al. 2002) und schlechtere Fruchtbarkeitsleistung verbunden sind (ERB et al. 1981; THOMPSON et al. 1983; MANGURKAR et al. 1984; DEMATAWEWA u.

BERGER 1997; FOURICHON et al. 2000).

Auf dem Studienbetrieb war durch die separate Aufstallung der hochtragenden Färsen und die gute Überschaubarkeit des Abkalbebereiches die Überwachung der Studientiere problemlos möglich. Der Abkalbebereich lag abseits der

Diskussion

98

Hauptarbeitsplätze der Betriebsmitarbeiter, so dass zur Geburtsüberwachung gezielte Kontrollgänge nötig waren und ein zufälliges Entdecken einer Geburt vermieden wurde.

Die Stallabteile für die frühlaktierenden Färsen waren mit Fressgittern ausgestattet, so dass die Tiere für die Untersuchungen fixiert und die Arbeit und Dokumentation der Befunde in Ruhe vorgenommen werden konnten. Als schwierig erwies sich bisweilen die Selektion der jeweils benötigten Tiere, wenn es zu einer Überbelegung des Stallabteils gekommen war und nicht ausreichend Fressplätze für alle Tiere vorhanden waren.

Die Untersuchungszeitpunkte wurden anhand der einzelnen Verlaufsphasen des Puerperiums gewählt (GRUNERT u. ANDRESEN 1996c). So konnte festgestellt werden, ob die Rückbildungsprozesse der Geschlechtsorgane im physiologischen Rahmen abgelaufen waren. Auch die Befundung hinsichtlich einer Infektion des Uterus und die Differenzierung zwischen Metritis und Endometritis waren so möglich. Die Untersuchungen wurden vormittags durchgeführt, wenn die Tiere für die betrieblichen Managementmaßnahmen fixiert waren. Ein längeres Verbleiben der Tiere im Fressgitter wurde vom Betrieb kritisch gesehen, was problematisch war, wenn eine größere Anzahl an Studientieren zur Untersuchung anstand. Aus diesem Grund wurde auch auf die Festlegung weiterer Untersuchungszeitpunkte zur Entnahme von Blutproben zur Progesteronbestimmung verzichtet.

5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.1 Kalbeverlauf

In der Kontrollgruppe haben signifikant mehr Tiere ohne Hilfestellung (Geburtshilfescore 1) gekalbt, als in der iVET®-Gruppe. Um auszuschließen, dass dieses Ergebnis dadurch zustande kam, dass die Betriebsmitarbeiter bei den Tieren der iVET®-Gruppe schneller eingriffen, weil sie glaubten, der Sensor würde den Geburtsablauf behindern, wurde der Geburtshilfescore 2 (Zughilfe mit den Händen für

Diskussion

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weniger als 60 sec, Tier hätte mit großer Wahrscheinlichkeit in kurzer Zeit alleine gekalbt) für diejenigen Tiere eingeführt, die mutmaßlich auch alleine gekalbt hätten, wenn ein Eingreifen unterblieben wäre. In diesen Score 2 wurden zwar in der iVET® -Gruppe mit 17 % etwas mehr Tiere eingestuft als in der Kontrollgruppe (12 %), der Unterschied war allerdings nicht signifikant. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der geringere Anteil an Tieren im Score 1 in der iVET®-Gruppe nicht darauf zurückzuführen ist, dass hier unnötig oft eingegriffen wurde. Da die durchschnittliche Dauer vom Platzen der Fruchtblasen bis zum Eingreifen in den Geburtsablauf in der iVET®-Gruppe länger war als in der Kontrollgruppe (HENNINGSEN 2015), kann außerdem angenommen werden, dass es auch nicht durch verfrühtes Eingreifen vermehrt zu Schwergeburten kam.

Innerhalb der iVET®-Gruppe war bei den Tieren mit langer Sensorverweildauer der Anteil an schweren Geburtsverläufen (Scores 4 und 5) deutlich höher als bei denjenigen mit kurzer Sensorverweildauer, wo er sogar niedriger lag als in der Kontrollgruppe. Fast alle Tiere zeigten nach Applikation des Sensors Anzeichen von Unwohlsein wie das Abhalten des Schwanzes und teilweise auch umfangreiche Abwehrreaktionen wie Unruhe, Aufkrümmen des Rückens, massives teilweise kontinuierliches Pressen und stöhnendes Brüllen (HENNINGSEN 2015). Dies könnte bei längerer Sensorverweildauer zu Stressreaktionen bei den betroffenen Tieren geführt haben. Für Stress, bzw. erhöhte Serumkortisolwerte im antepartalen Zeitraum wird in der Literatur ein Zusammenhang mit schweren Geburtsverläufen beschrieben (DUFTY 1981; BURTON et al. 2006; ALBANAT et al. 2013).

5.2.2 Nachgeburtsverhaltung

Der Anteil der Tiere mit Nachgeburtsverhaltung war mit 11 % in der Kontroll- und 12 % in der iVET®-Gruppe annähernd gleich. Auf Herdenebene wird ein Nachgeburtsverhaltung bei 15 % der Tiere als noch tolerierbar angesehen (HOEDEMAKER et al. 2014). Da in die vorliegende Auswertung ausschließlich Färsen einbezogen wurden, bei denen die Prävalenz in der Regel eher bei 5 % bis

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8 % liegt (MULLER u. OWENS 1974; THOMPSON et al. 1983), sind die gefundenen Werte in beiden Gruppen relativ hoch. Innerhalb der iVET®-Gruppe schnitten die Tiere mit Sensorverweildauer über 24 Stunden mit 18 % deutlich schlechter ab, als die Tiere mit kurzer Verweildauer. Dies könnte sich mit dem höheren Anteil an Tieren mit schweren Geburtsverläufen (Scores 4 und 5) in dieser Gruppe erklären lassen, da diese Tiere häufiger von einem Nachgeburtsverhaltung betroffen sind. Eine weitere mögliche Erklärung wäre das mutmaßlich höhere Maß an Stress, dem die Tiere durch die lange Verweildauer des Sensors ausgesetzt waren, da in der Literatur auch hier ein Zusammenhang beschrieben ist (PETER u. BOSU 1987; WISCHRAL et al. 2001).

5.2.3 Uterusgröße

Die Involution des Uterus auf annähernd den prägraviden Zustand ist Voraussetzung für das erneute Zustandekommen einer Trächtigkeit (SHELDON et al. 2008).

Infektionen des Uterus verzögern die Involution (SLAMA et al. 1991; MATEUS et al.

2002) vor allem in den ersten drei Wochen p. p., wenn die stärkste Größenabnahme stattfindet (SHELDON et al. 2008; HEPPELMANN et al. 2013). In der vorliegenden Studie zeigten bei den Untersuchungen an Tag 10 und 42 p. p. rund drei Viertel (iVET® -Gruppe) bzw. mehr als die Hälfte (Kontrollgruppe) der Tiere eine verzögerte Uterusinvolution, was an beiden Untersuchungstagen einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bedeutete. Nur an Tag 21 p. p. gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen und es wiesen auch nur rund ein Drittel der Tiere eine verzögerte Uterusinvolution auf. Das Vorkommen von Puerperalerkrankungen wie Nachgeburtsverhaltung oder Metritis bzw. Endometritis, als wichtige Faktoren der Uterusinvolution (FONSECA et al. 1983; ZAIN et al. 1995; MATEUS et al. 2002;

HAJURKA et al. 2005; HEPPELMANN et al. 2013; HEPPELMANN et al. 2015), kann für die Untersuchungstage 10 und 42 nur einen Teil der Fälle erklären, da in beiden Gruppen mehr Tiere einen unzureichend rückgebildeten Uterus aufwiesen als eine klinische Entzündung. Lediglich an Tag 21 p. p. waren die Werte für eine unzureichende Involution gleich oder geringer als diejenigen für eine

Diskussion

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Uterusentzündung. Im Vergleich nach Verweildauer in der iVET®-Gruppe hatten an Tag 21 und 42 p. p. mehr Tiere mit langer Verweildauer eine verzögerte Uterusinvolution, während an Tag 10 p. p. der Anteil in beiden Gruppen gleich war. Für Tag 21 p. p. war der Unterschied signifikant. Wie bei der Auswertung zwischen Kontroll- und iVET®-Gruppe, ließen sich auch hier nur an Tag 21 p. p. alle Fälle von verzögerter Uterusinvolution mit den Metritisfällen erklären. Da an Tag 10 p. p. keine vaginale Untersuchung durchgeführt wurde, ist es denkbar, dass Tiere, die eine Metritis aber keinen pathologischen Ausfluss hatten, nicht erfasst wurden und somit die tatsächliche Zahl der Metritiserkrankungen an diesem Tag höher war, was die größere Zahl an Involutionsstörungen erklären könnte. Für die Untersuchung an Tag 42 p. p. kann allerdings davon ausgegangen werden, dass durch die Vaginoskopie alle Tiere mit klinischen Endometritisanzeichen erfasst wurden, so dass sich hier die Frage nach weiteren Ursachen für das schlechte Abschneiden insbesondere der iVET® -Gruppe ergibt. Verschiedene Studien, die weitere Faktoren der Uterusinvolution untersuchten, fanden unter anderem einen Einfluss der Jahreszeit (schnellere Involution bei Kalbung im Frühjahr/Sommer) (ZAIN et al. 1995), des Blutkalziumspiegels (verzögerte Involution bei Hypokalzämie) (RISCO et al. 1994;

HEPPELMANN et al. 2015), der absoluten Nährstoffaufnahme oder der Aufnahme an Rohprotein (ZAIN et al. 1995). Bezüglich der Laktationsnummer sind die Ergebnisse widersprüchlich, teilweise war die Involution bei Färsen schneller (ZAIN et al. 1995;

HAJURKA et al. 2005), teilweise langsamer (ZHANG et al. 2010) oder es wurde kein Unterschied gefunden (FONSECA et al. 1983). Im Hinblick auf die Milchleistung konnten einige Studien keinen Zusammenhang mit der Uterusinvolution feststellen (HARRISON et al. 1990; ZAIN et al. 1995). FONSECA et al. (1983) fanden eine schnellere Involution bei Tieren mit höherer Milchleistung, wobei die Autoren die Vermutung äußern, dass hier kein ursächlicher Zusammenhang bestünde, sondern es sich um Anzeichen für eine bessere generelle Fitness der Tiere handele. In der iVET® -Gruppe, die die schlechtere Uterusinvolution aufwies, fand die Mehrzahl der Abkalbungen im Frühjahr und Sommer statt, was den Befunden in der Literatur widerspricht, da die Involution in dieser Jahreszeit eigentlich schneller verlaufen sollte (ZAIN et al. 1995). Weitere in der Literatur untersuchte Parameter (Futteraufnahme,

Diskussion

102

Kalziumspiegel) wurden in der durchgeführten Studie nicht untersucht, so dass hier keine Aussage getroffen werden kann, welche weiteren Faktoren die Uterusinvolution beeinflusst haben könnten.

5.2.4 Metritis

An Tag 1 p.p. wiesen lediglich vereinzelt Tiere pathologische Befunde auf, so dass hier eine statistische Auswertung wenig sinnvoll war. An Tag 10 p. p. zeigten in beiden Gruppen rund 60 % der Tiere Anzeichen für eine Metritis, was im oberen Bereich der in der Literatur gefundenen Werte von 10 % bis 69 % liegt (URTON et al. 2005;

GOSHEN u. SHPIGEL 2006; GIULIODORI et al. 2013). Da diese Zahlen auf Herdenebene ermittelt wurden und Färsen häufiger eine Metritis entwickeln als ältere Kühe (BELL u. ROBERTS 2007; GIULIODORI et al. 2013; SANNMANN et al. 2013), lässt sich das relativ schlechtere Abschneiden der Tiere in unserer Studie erklären. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass an Tag 10 p. p. keine vaginale Untersuchung durchgeführt wurde und die Zahl der Metritisfälle daher tatsächlich noch höher liegen könnte. Innerhalb der iVET®-Gruppe hatten signifikant mehr Tiere mit langer Sensorverweildauer eine Metritis, während es bei denjenigen mit kurzer Verweildauer sogar weniger als in der Kontrollgruppe waren. Dies ist vermutlich auf die Verteilung der Schwergeburten zurückzuführen, da Geburtskomplikationen einen Risikofaktor für das Entstehen einer Metritis darstellen (COLEMAN et al. 1985;

CORREA et al. 1993; KANEENE u. MILLER 1995; BRUUN et al. 2002). Der Anteil an Tieren mit systemischer Erkrankung (Metritisgrad II) ist mit 7 % in der Kontroll- und 3

% in der iVET®-Gruppe niedriger als in der Literatur angegeben (19 % bis 41 %) (DRILLICH et al. 2007; GIULIODORI et al. 2013; SANNMANN et al. 2013). Eine Studie, die 2013 ebenfalls in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurde, fand bei Färsen eine den Werten in unserer Studie ähnliche Metritisprävalenz von 61 % (SANNMANN et al.

2013). Die Studientiere wurden hierbei täglich untersucht, wobei pathologischer Vaginalausfluss und eine Körpertemperatur ≥ 39,5°C (Fieber) als Kriterium für das Vorliegen einer Metritis dienten, so dass die Tiere nach unserer Definition alle in den

Diskussion

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Metritisgrad II eingestuft worden wären. Fieber zeigte sich dabei im Durchschnitt am fünften Tag p. p.. Da die Tiere in der vorliegenden Studie nur an Tag 1 und Tag 10 p.

p. untersucht wurden, ist es möglich, dass ein Teil von ihnen in der dazwischenliegenden Zeit Fieber hatte, nicht aber zu den Untersuchungen. Dies könnte den niedrigen Anteil von Tieren mit Metritis Grad II im Vergleich zu der Studie von SANNMANN (2013) und weiteren Studien erklären, in denen die Körpertemperatur früher und häufiger gemessen wurde (DRILLICH et al. 2007; GIULIODORI et al. 2013), erklären. Auf dem Studienbetrieb erhielten außerdem Tiere, die in der Kolostrumgruppe Fieber zeigten, eine systemische Antibiose und Antiphlogese, so dass sie an Tag 10 p. p. zwar noch Ausfluss, aber möglicherweise deshalb kein Fieber mehr hatten.

5.2.5 Endometritis

An Tag 21 p. p. lag der Anteil der Tiere mit klinischer Endometritis in unserer Studie bei 33 % in der Kontrollgruppe und 48 % in der iVET®-Gruppe, an Tag 42 p. p. waren es 20 % bzw. 30 %. Nur die Werte der Kontrollgruppe entsprechen annähernd den in der Literatur angegebenen Werten von 17 % bis 30 % (LEBLANC et al. 2002b;

WILLIAMS et al. 2005) in der vierten Woche p. p., bzw. 14 % bis 19 % zwischen dem 29. und 60. Tag p. p. (GAUTAM et al. 2010; DENIS-ROBICHAUD u. DUBUC 2015).

In der iVET®-Gruppe sind die Werte höher, was an beiden Untersuchungstagen auf die signifikant höheren Werte in der Gruppe mit langer Verweildauer zurückzuführen ist (60 % an Tag 21 p. p.; 45 % an Tag 42 p. p.), während die Befunde in der Gruppe mit kurzer Verweildauer denen der Kontrollgruppe gleichen. Der relativ hohe Anteil an Tieren mit Endometritis, insbesondere in der iVET®-Gruppe mit langer Verweildauer, ist vermutlich auf den hohen Anteil an Tieren mit Metritis zurückzuführen, da eine Metritis den größten Risikofaktor für das Entstehen einer Endometritis darstellt (LEBLANC et al. 2002a; GILBERT et al. 2005; SHELDON et al. 2009). Wie bei den Metritisfällen muss hier auch wieder berücksichtigt werden, dass an Tag 21 p. p. die Diagnose lediglich über sichtbaren Vaginalausfluss gestellt werden konnte, so dass

Diskussion

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die Anzahl tatsächlich erkrankter Tiere an diesem Untersuchungstag höher sein könnte. So stellten LEBLANC et al. (2002) bei vaginoskopischer Untersuchung zwischen dem 20. und 26. Tag p. p. bei 30 % der Tiere eine Endometritis fest, während lediglich 9 % einen äußerlich sichtbaren pathologischen Ausfluss zeigten. Bezüglich des Schweregrades der Endometritis entfallen an Tag 21 p. p. die meisten Endometritisfälle auf die Grade II und III, während an Tag 42 p. p. nur noch in der Gruppe mit langer Verweildauer mit 28 % ein größerer Anteil an Tieren in die Grade II und III eingeteilt wurde. Dies ist im Hinblick auf die Ergebnisse von GAUTAM et al.

(2010) relevant, die einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit lediglich bei Endometritis der Grade II und III nicht aber bei Grad I feststellten.

5.2.6 Verletzungen des weichen Geburtsweges

An Tag 1 p. p. wurden vaginale Verletzungen durch manuelle Palpation bei signifikant mehr Tieren in der iVET®-Gruppe (63 %) als in der Kontrollgruppe (45 %) festgestellt. Das schlechte Abschneiden der iVET®-Gruppe ist auf das signifikant schlechtere Abschneiden der Tiere mit langer Verweildauer zurückzuführen (80 % mit Verletzung), während von den Tieren mit kurzer Verweildauer ebenfalls nur rund 45 % eine Verletzung aufwiesen. Außerdem wiesen die Tiere der Kontrollgruppe eher leichtere Verletzungen des Grad I auf, bei den Tieren der iVET®-Gruppe zeigten sich unabhängig von der Verweildauer des Sensors überwiegend schwerere Verletzungen des Grad II, wobei keine der Läsionen perforierend war. Bei zwei Tieren aus der iVET®-Gruppe könnten die festgestellten Verletzungen durch den iVET® -Sensor verursacht worden sein, da es eher punktuelle Läsionen als ausgedehnte Einrisse waren und sie sich an der Stelle befanden, an der der Querriegel des Sensors in der Vagina saß. Zudem war bei beiden Tieren der Sensor während der Geburt längere Zeit im Geburtskanal neben dem Kalb hängengeblieben, bevor er herausfiel.

Bei der Untersuchung der Labien zeigten mit 80 % signifikant mehr Tiere in der iVET® -Gruppe als in der in der Kontrollgruppe (65 %) entweder ein hochgradiges Hämatom oder Schleimhautläsionen (Verletzungsgrade II und III). Innerhalb der iVET®-Gruppe

Diskussion

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wiesen die Tiere mit langer Sensorverweildauer mehr und schwerere Verletzungen des weichen Geburtsweges auf als die Tiere mit kurzer Verweildauer. In der Literatur werden Schwergeburten und unsachgemäße Geburtshilfe als Risikofaktoren für Geburtsverletzungen genannt (FARHOODI et al. 2000; NOAKES 2001). Dies spiegelt sich teilweise in der Verteilung der Verletzungen auf die Gruppen wieder, da der Anteil an schweren Geburtsverläufen bei den Tieren mit langer Verweildauer deutlich höher war als in der Kontrollgruppe und bei den iVET®-Tieren mit kurzer Verweildauer. Leider gibt es nur wenige Studien, die Geburtsverletzungen erfasst haben, so dass eine Einordnung unserer Ergebnisse schwierig ist. WEHREND et al. (2003) fanden nach Geburtshilfe mittels eines mechanischen Geburtshelfers bei 29 % der Tiere oberflächliche vaginale Verletzungen, ein Wert, der deutlich unter den von uns gefundenen liegt, obwohl hier nur Tiere untersucht wurden, bei denen Geburtshilfe geleistet wurde. In einer weiteren Studie wird die Häufigkeit von Geburtsverletzungen nach tierärztlicher Geburtshilfe mit 2 % angegeben (SLOSS 1974), ein Wert, der ebenfalls deutlich niedriger ist als in unserer Untersuchung. Eine mögliche Ursache für den hohen Anteil an Geburtsverletzungen in unserer Studie könnte sein, dass Färsen häufiger von solchen Verletzungen betroffen sind als Kühe (SLOSS 1974; FARHOODI et al. 2000; WEHREND et al. 2003) und hier ausschließlich Färsen untersucht wurden.

Außerdem wäre denkbar, dass in anderen Studien geringgradige Verletzungen nicht immer erfasst wurden, da ihnen kein Krankheitswert beigemessen wird oder sie bei größerem Abstand zwischen Abkalbung und Untersuchung der Tiere bereits abgeheilt sind.

Als mögliche Komplikation bei tieferen vaginalen Läsionen wird in der Literatur die Verletzung größerer Blutgefäße beschrieben, was zum Verbluten der Tiere führen kann, wenn es nicht gelingt, die Blutung rechtzeitig zu stoppen (BAIER u.

BERCHTOLD 1984b; GRUNERT 1993c). In unserer Studie sind fünf Tiere aus der iVET®-Gruppe unmittelbar nach der Abkalbung infolge vaginaler Verletzungen verblutet. Alle Tiere hatten den Sensor mehr als 24 Stunden getragen und wiesen einen Geburtshilfescore von 4 oder 5 auf.

Diskussion

106 5.2.7 Heilungsverlauf der Verletzungen

Schleimhautverletzungen haben in der Regel eine gute Heilungstendenz (BAIER u.

BERCHTOLD 1984b; GRUNERT 1993c). Dies wird auch von WEHREND et al. (2003) beschrieben, in deren Studie alle Verletzungen nach einmaliger antiseptischer Versorgung komplikationslos abheilten. In vorliegender Studie waren die vaginalen Verletzungen an Tag 42 p. p. bei allen Tieren komplett und ohne Narbenbildung abgeheilt. Die Verletzungen an den Labien waren zu diesem Zeitpunkt außer bei fünf Tieren aus der iVET®-Gruppe ebenfalls abgeheilt. Ein weiteres Tier aus der iVET® -Gruppe war allerdings aufgrund der Schwere der Verletzung und der zu erwartenden Beeinträchtigung der Zuchttauglichkeit zuvor gemerzt worden.

Zusätzlich konnte der Heilungsverlauf der Verletzungen an den Labien anlässlich der verschiedenen Untersuchungen im Puerperium erfasst werden. Die Auswertung erfolgte getrennt nach Schwere der ursprünglichen Verletzung, um den unterschiedlichen Heilungsgeschwindigkeiten der Schweregrade gerecht zu werden.

So waren die Verletzungen des Grad I schon an Tag 21 p. p. zu einem überwiegenden Teil abgeheilt, während dies in den Verletzungsgraden II und III erst an Tag 42 p. p.

der Fall war. Auch wenn die zwischen den Gruppen gefundenen Unterschiede nur vereinzelt das geforderte Signifikanzniveau erreichten, zeigte sich doch für alle Verletzungsgrade ein tendenziell langsamerer Heilungsverlauf bei den Tieren der iVET®-Gruppe. Innerhalb der iVET®-Gruppe wiesen wiederum die Tiere mit langer Sensorverweildauer die langsamere Heilung auf. Als mögliche Ursache hierfür wäre denkbar, dass die iVET®-Tiere innerhalb der Verletzungsgrade jeweils schwerere Verletzungen hatten als die Kontrolltiere und daher die Heilung mehr Zeit in Anspruch nahm. Durch die Einteilung aller Tiere in nur drei Kategorien, wiesen die Verletzungen in einem Verletzungsgrad eine gewisse Variabilität hinsichtlich Anzahl und

der Fall war. Auch wenn die zwischen den Gruppen gefundenen Unterschiede nur vereinzelt das geforderte Signifikanzniveau erreichten, zeigte sich doch für alle Verletzungsgrade ein tendenziell langsamerer Heilungsverlauf bei den Tieren der iVET®-Gruppe. Innerhalb der iVET®-Gruppe wiesen wiederum die Tiere mit langer Sensorverweildauer die langsamere Heilung auf. Als mögliche Ursache hierfür wäre denkbar, dass die iVET®-Tiere innerhalb der Verletzungsgrade jeweils schwerere Verletzungen hatten als die Kontrolltiere und daher die Heilung mehr Zeit in Anspruch nahm. Durch die Einteilung aller Tiere in nur drei Kategorien, wiesen die Verletzungen in einem Verletzungsgrad eine gewisse Variabilität hinsichtlich Anzahl und