Scholiasten (zu Phoen. 1019) Sn^yslrav ra 7toX?.dxi,s eiorj/ieva auf Grund des
uns
vorliegenden Materials nicht sowohl auf döi Oedipusmrthus. den er imAuge
hat, als auf die drei großen Sagenkreiseüberhaupt anwendbar. Nichtsouneingeschränktkönnen wir seinem andern Tadel (zu Acharn. 442: eiadyei rovg xoQovs ....larooias nvns
nTrnyytD.ovTftg) zustimmen. Einmal ist der Mythus, ähnlich wie Bakchyl.XYI
(Ken.) (vgl. O. Crusius, Philol.57, p. 173 und O. Meiser a. a. O. p. 12), vielfach doch nicht so willkürlich gewählt, wie es
dem
flüchtigen Blick erscheint, andrer-seits handelt es sich keineswegsum
eine chaotische Aufhäufung, sondernum
einen wohldurchdachten und -gegliederten Aufbau des mythologischen Materials (Hek. 444ff., 629ff.. 905ff., Troad.511ff., 799ff., 1060ff., Iph. Aul. 543ff.. 751ff. könnte
man
ge-radezu dreiBalladenzyklen
nennen); ebenso bilden das 2. und3. axäaiuov der Helena (1107 ff., 1301 ff.) ein in sich geschlassenes Ganze; Andr. 274ff. und 1009 ff. dagegen macht den Eindruck schrankenloser WiUkür.
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beiden
Heroen
betroffen. Gerade indem
wichtigstenPunkte
stehen die beiden Fälle hingegenim
denkbar größten Gegen-satz zueinander:während
Ixion sich seinUnglück
durch seine eigenen Freveltaten zugezogen, erduldet Philoktetunver-schuldetes
Leid: ein sehr beachtenswertesMoment,
auf das wir gelegentlieh derBehandlung
der zweitenGruppe
von Chorliedern noch einmal zurückgreifen werden.Dieselbe ist ebenfalls durch zwei Beispiele vertreten
Trach. 497-530.
Dieses Chorlied ist ganzim
Stile desDithyrambus
gehalten: wie jener wird es durch ein förmliches, feierlichesProoemium
eingeleitet (495 bis 505,: .,Ällmächtig ist Kypris, selbst Zeus.Hades und
Poseidon sind ihr gegenüber wehrlos, dochdavon
will ichnicht reden
(V. 500: vgl. Bakchyl.XVI
[Ken.J, V. 13). sondern davon, wie einst Herakles mitdem
Fluß-gottum
Dejanira gerungen"^). Eine Beziehung dieses einleitenden Teiles zurHandlung
ist vorhanden,wenn
auch nur eine äußerst lockere: wie schon der Scholiast hervorhebt (zu 497: uy-ortog 6 xoqoq loiavxiqv ctQxi]v TTETcoir^Tui ' TTenavTcci /ag 6 Xöyog negi rov igcorog), greift derChor
mit der Eingangssentenzueya
ti oi^evogä
KvTiqig ixqjeQerat rr/.ag aei einenGedanken
auf, der über der letzten Szene gewissermaßen geschwebtund
wiederholtauch
schon greifbareForm angenommen
hat(441-44. 459—62. 489
f.,490-
92j: den Gedanken, daßniemand und
gerade die Mächtigsten, wie ein Herakles,am
wenigsten der Allgewalt derLiebe widerstehen können.Daß^es ein einzelner,
wenn
auchbedeutsam
hervortretenderGedanke
ist. an den das Chorlied anknüpft, nicht ein auf dasGemüt
nachhaltig wirkendes Geschehnis, schon das deutet darauf hin. daß das oräoinov nicht zu denen'l Gaiiz
dem
t^tileder Ballade entspricht auch die Ankündigung des Themas inForm
derFrage
[Y. 504f.. vgl. Bakchyl.XV
[Ken.J, Y. 46 und
XIX,
V. 15; ÄhnUches schon im Epos z. B..'/ 299).
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gehört, die aus
einem
vollen dramatischenLeben
heraus-geschöpft sind: ein Bedenken, das sich bei unsrer weiterenUntersuchung
nur als begründet erweisen wird.Den
Hauptinhalt des Liedes bildet die von V. 507 anganz im
Stileder Ballade
folgendeErzählung
desZweikampfes
zwischen Heraklesund
Achelous, die in ihrer lebendigen Anschaulichkeit ein vollgültiges Zeugnis für die Meisterschaft des Sophoklesauch
auf diesem Gebiete(vgl. p. 78 f.) bildet. Y. 530 bricht das Chorlied mitten in der
Erzählung
ab; obauch
dieses plötzhcheAbbrechen
als ein Stück Balladenstil zu betrachten ist (vgl. Bakchjl.
XVI und
dazu 0. Meiser a. a. 0. p. 26 u. 42 f.) oder ob hier mit A. Scholl (vgl.Muff
a. a. 0. p.200
f.) eineLücke
in der Überlieferunganzunehmen
ist, wollen wir, so sehr wirersterer Anschauung
zuneigen, nicht ent-scheiden.Aber
selbstwenn
der Schlußnoch
einenzum Drama
wieder zurückleitendenGedanken
enthalten hätte, wie etwa den: „Herakles ist der jetzt untreu geworden, für die er einst einen so hartenKampf
bestanden" (vgl.Schneidewin-Xauck,
Anm.
zu497
ff.), so wäre dieLücke
damit höchstens äußerlichüberbrückt, noch
keineswegs aber schonausgefüllt.
Woher nun
aber dieses Mißverhältnis zwischen Chor-liedund Handlung
gerade an dieser Stelle?Den
Schlüssel zurLösung
dieser Fragehaben
wirauch
hier wiederim
Drama
zu suchen.Das
oxüoLfxov steht an einer Stelle derHandlung, wo
diese sozusagen an einen totenPunkt
angelangt ist.Es
ist hier nicht etwa so wieim
zweiten Teile des Aias^), daß miteinem Male
allesim
rgayi-Kov Ttdd-ogberuhende
dramatischeLeben
aus ihr gewichen wäre; es handelt sich nurum
eine Stillevor dem Sturm,
derdann — allerdings nach
einer nochmaligen Verzögerung
(vgl. p. 47 ff.j —
nur um
so gewaltiger
los-^) Vgl. p. 47.
brechen wird.
Der Gang
derHandlung
ist mit der Ent-hüllung derWahrheit
über das Verhältnis des Herakles zu der gefangenen Jole durch den Bericht desBoten und
das schließliche Geständnis des Lichas zueinem
gewissenAbschluß gekommen. Wie
die weitere Entwicklung ver-laufen wird,kann noch niemand
absehen, da dasGegen-spiel von selten Dejauiras
noch
nicht eingesetzt hat. Da-mit aber sind wir auf den wichtigstenPunkt
geführt, auf dasmerkwürdige Verhalten der Heldin der Untreue
ihres
Gatten gegenüber:
keineSpur
einer elementarenAuflehnung
des in seiner Ehre, seinem Heiligsten ver-letztenWeibes
gegen den an ihrer Liebe verübten Frevel, sondern matte,dumpfe
Resignation (vgl. V.459
ff.,490
ff.und im
nächsten erreLGÖd. V. 543 f.).Mag
auch das attische Theaterpublikum, dasnach
allgemeinerVolks-anschauung dem Manne
ein Kebsverhältnisneben
der legitimenEhe
zugestand^), in derHaltung
der Heldin nichts Befremdliches gefundenhaben
,während
unsermodernes
Gefühl sich entschieden davon abgestoßen fühlt,künstlerisch
bleibt jedenfalls das Mißverhältnis be-stehen, daß der ganzen Szene der eigentliche dramatische Lebensnerv, das volle ..tragische Pathos" fehltund
damitauch
das subjektiv eindrucksvolleMoment,
an welches das Chorlied anknüpfen könnte.Daher denn auch
die Lücke, die keine Interpretationskunst ganz wird wegdeuten können.Antig.
944 ff., ein Stasimon, indem
ebenfalls das Mythologische einen ziemlich breitenRaum
einnimmt,stellt einen wesentlich
verschiedenen Typus
dar. Die epische Lyrik entfaltet sich hier nicht ebensounabhängig vom Drama
wie dort, bildet nicht ein in gleicherWeise
1) Vgl. J. BuTckhardt, Griechische Kulturgeschichte, 1, p. 249:
..Die Gattin war weit entfernt, ein aiisschließUches materielles oder gar seelisches Anrecht auf den Gatten geltend machen zu können.''
auf sich allein gestelltes
Ganze —
daherdenn
auch nicht derselbe freie Balladenstil—
, sie ist vielmehr durchgängigabhängig
von der augenblicklichen dramatischen Situation: wie schon oben (p. 26) ausgeführt, begleitet derChor im
Geiste die Heldin aufdem
Todesgang, den sieeben antritt.
Daß
er ihr in dieser schwersten Stunde einen— wenn
auch rechtschwachen —
Trost zu geben sich redlichmüht,
zeigen dieWorte,
die mit der wieder-holtenAnrede
an sie (Y. 949 u. 988, also zuAnfang und
zuEnde
des Gesanges)verbunden
sind.„Auch
andre, die von edler Art gewesen,mußten
dasselbe Schicksal leiden; aber unüberwindlich ist der Moira Allgewalt (V. 951);darum,
so schließt der Chor, ertrageund
ent-sageauch
Du." DieGesamt
anläge des Chorliedes ist also völlig klar; dasGanze
erscheint aufs innigste mit derHandlung
verknüpft, derChor
zeigt sogar (vgl. p. 58Anm.
2) eine gewisse Aktivität,Die Schwierigkeiten liegen hier auf
einem
anderen Gebiet: in derAusdeutung
derEinzelheiten
innerhalb der mythologischen Parallelen, der sich,man mag
sie ver-suchen, von welcher Seiteman
will, geradezu unüberwind-liche Hindernisse in denWeg
stellen.Zunächst ist, wie