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8.4 Diskussion

12.2.2 Änderung des Versuchsmaterials

Zur Vermeidung eines Speed-Accuracy-Tradeoffs wurde versucht durch folgende Ände-rungen mehr Gewicht auf die Korrektheit der Entscheidungen zu legen: In jedem Aufga-bedurchgang wurde die Richtigkeit der Entscheidung durch ein kurzes akustisches Feed-back quittiert. Wählten die Versuchsteilnehmer das höherwertige Symbol aus, erfolgte ein

„Tusch“ während eine falsche Entscheidung einen tiefen Brummton zur Folge hatte. Durch einen Vortest konnte sichergestellt werden, dass die Zuordnung der akustischen Signale zu Gewinn und Verlust zuverlässig möglich war. Weiterhin wurde der aktuelle Punktestand in der oberen Bildschirmmitte angezeigt.

Der Gesamtablauf war identisch mit der Vorgehensweise in Experiment 4a - lediglich die erste Seite der Instruktionen wurde um folgende Passage ergänzt (Anhang E, S. 224):

Um Sie bei der Entscheidung für das richtige (d. h. das höherwertige) Symbol zu unterstützen, gibt Ihnen der Computer eine akustische Rückmeldung. Sie werden schnell merken, welcher der beiden Töne eine richtige bzw. eine falsche Entscheidung anzeigt. Weiterhin wird laufend Ihr aktueller Punktestand angezeigt.

Der Abschlussfragebogen aus Experiment 4a wurde zur Überprüfung der Wirksamkeit dieser Manipulation um folgende 4 Fragen ergänzt: (1) ’Haben Ihnen die akustischen Rückmeldungen des Computers dabei geholfen daran zu denken, dass die Auswahl des richtigen Symbols einen Einfluss auf Ihren Spielgewinn hat?’ (2) ’Fanden Sie die akusti-schen Rückmeldungen des Computers eher hilfreich oder eher störend?’ (3) ’Hat Ihnen die Einblendung des Punktestands dabei geholfen daran zu denken, dass die Auswahl des richtigen Symbols einen Einfluss auf Ihren Spielgewinn hat?’ und (4) ’Fanden Sie die die Einblendung des Punktestands eher hilfreich oder eher störend?’ Die Fragen mussten jeweils auf einer Skala von 0 bis 7 beantwortet werden.

12.2.3 Versuchsteilnehmer

Insgesamt nahmen an diesem Experiment 48 Studierende der Universität Konstanz teil.

Die Versuchsteilnehmer waren zwischen 19 und 34 Jahre alt. Das Durchschnittsalter lag

Experiment 4b – Vorsätze - Ablösung oder Festhalten oder? (II) 121 bei 25.7 Jahren (SD4.13). Von den 48 Versuchsteilnehmern studierten 25.0 % Psychologie, 37.5 % Geistes- und Sozialwissenschaften, 10.4 % Naturwissenschaften, 6.3 % Rechtswis-senschaften und 14.6 % andere Studienfächer. Die verbleibenden 6.2 % machten bezüglich ihres Studienfaches keine Angaben.

12.3 Ergebnisse

12.3.1 Manipulation-Check und Abschlussfragebogen

Die verwendeten Abschlussfragebögen entsprechen denen aus Studie 4a und finden sich in Anhang D, S. 216.

Akustischen Rückmeldung und Punkteanzeige Die Versuchsteilnehmer gaben an, dass ihnen die akustischen Rückmeldungen (M = 4.58,SD= 2.22) und die Einblendung des Punktestandes (M = 4.50,SD= 2.34) bei der Auswahl des richtigen Symbols gehol-fen haben. Auch wurden die akustischen Rückmeldungen (M = 5.25,SD= 1.73) und die Einblendung des Punktestandes (M = 4.81, SD= 1.91) eher hilfreich als störend emp-funden.

Coverstory und Ausschluss von Versuchsteilnehmern Die Glaubhaftigkeit der Coverstory wurde von keinem Versuchsteilnehmer angezweifelt. Die Frage nach dem Un-tersuchungsgegenstand des Experiments wurde von 50.0 % der Versuchsteilnehmer nicht beantwortet.

Zielverpflichtung Die Erinnerung an die Zielinstruktion, die von den Versuchsteilneh-mern in einer offenen Frage beantwortet werden konnte, wurde wiederum wie in Experi-ment 4a kategorisiert und erbracht die in Tabelle 12 dargestellten Ergebnisse.

Tab. 12: Erinnerung an das Ziel in Abhängigkeit von der Zielbedingung (Absolutwerte in Klammern).

Neben-sächliches

Ziel im Wesentlichen richtig

Ziel richtig Vorsatz statt Ziel

Keine Antwort

Zielintentions-bedingung 16.7 % (4) 12.5 % (3) 70.8 % (17) 0.0 % (0)

Vorsatz-bedingung 12.5 % (3) 8.33 % (2) 58.3 % (14) 20.8 % (5) 0.0 % (0)

Zwischen den Versuchsbedingung gab es bezüglich der Erinnerungsleistung an das Ziel keinen signifikanten Unterschied (Exakter Test nach Fisher,p=.80). Für die drei Fragen bezüglich der Zielverpflichtung (vgl. Experiment 4a) ergab sich ein Cronbachsα von .71.

Für den aus diesen drei Fragen berechneten Mittelwert ergab sich bei Berechnung eines t-Tests für unabhängige Stichproben kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Zielbedingungen, t(46) = .83, p=.41. Insgesamt bestand eine hohe Verpflichtung dem Ziel gegenüber (M = 5.42,SD= 1.16).

Nutzung des Vorsatzes und Verpflichtung gegenüber dem Vorsatz Die Ver-suchsteilnehmer in den Vorsatzbedingungen mussten in einer offenen Frage die Strategie (d. h. den Vorsatz) aufschreiben.

83.3 % der Versuchsteilnehmer konnten den Vorsatz exakt richtig wiedergeben. Weitere 12.5 % der Versuchsteilnehmer konnten den Vorsatz zumindest teilweise richtig wieder-gaben. Die beiden Fragen zur Erhebung der Verpflichtung gegenüber dem Vorsatz (vgl.

Experiment 4a) wiesen ein Cronbachsα von .69 auf. Insgesamt berichteten die Versuchs-teilnehmer in der Vorsatzbedingungen über eine mittlere Verpflichtung gegenüber dem Vorsatz (M = 4.67,SD= 1.54).

Der Vorsatz wurde als hilfreich eingestuft (’Hat Ihnen diese Strategie dabei geholfen, möglichst viele Punkte zu erreichen?’, M = 5.00, SD= 1.75) und wurde auch oft ver-wendet (’Schätzen Sie bitte ein, wie oft Sie diese Strategie verver-wendet haben.’,M = 5.21, SD= 1.29). Die Beeinträchtigung durch den Vorsatz im zweiten Teil des Experiments wurde als mittelstark empfunden,M = 2.46,SD= 1.84).

Hinsichtlich eines Strategiewechsels im zweiten Teil des Experiments gab es einen signi-fikanten Unterschied zwischen den Zielbedingungen

In der Vorsatzbedingung wurde diese Frage von 87.5 % mit ja beantwortet in der Zielin-tentionsbedingung waren es 55.5 %,χ2(1, N= 42) = 5.43,p < .05,φ=.36 (Exakter Test nach Fisherp < .05).

Weitere motivationale Faktoren Hinsichtlich der folgenden Fragen gab es keine Un-terschiede zwischen den beiden Zielbedingungen (t <1): ’Wie viel Spaß hat Ihnen das Experiment gemacht?’ (M = 5.63, SD= 0.96); ’Wie sehr hat Sie das Experiment an-gestrengt?’ (M = 2.92, SD= 1.56); ’Wie stark hat Sie die Aussicht motiviert, 1,- Euro zusätzlich verdienen zu können?’ (M = 2.98,SD= 2.30); und ’Wie sehr haben Sie sich geärgert, wenn Sie bemerkt haben, dass Sie das Symbol mit dem niedrigeren Punktwert ausgewählt haben?’ (M = 5.08,SD= 1.54).

12.3.2 Ergebnis Hypothese 1: Vorsatzeffekt im ersten Teil des Experiments Für den ersten Teil des Experiments wurde für Fehlerraten und Reaktionszeiten eine Interaktion der Faktoren ’Ziel’ und ’Stimulustyp’ erwartet. Diese Interaktion sollte dar-auf beruhen, dass die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentionsbedingung schneller und fehlerfreier auf den kri-tischen Stimulus reagieren. Für die neutralen Stimuli wurde hingegen kein Unterschied zwischen den Zielbedingungen erwartet. Weiterhin wurde davon ausgegangen, dass in bei-den Zielbedingungen bei der Entscheidung für bei-den kritischen Stimulus (d. h. das höchst-wertige Symbol) im Vergleich zu den neutralen Stimuli weniger Fehler gemacht wurden und schneller reagiert wurde (Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’).

Fehlerraten Zur Überprüfung der Hypothese 1 wurde für die Fehlerrate als erste ab-hängige Variable eine 2 (Ziel: Zielintention vs. Vorsatz) x 2 (Stimulustyp: neutral vs.

kritisch) Varianzanalyse mit dem Messwiederholungsfaktor ’Stimulustyp’ und dem Zwi-schensubjektfaktor ’Ziel’ gerechnet. Weder die Interaktion der beiden Faktoren noch der Haupteffekt des Faktors ’Ziel’ wurde signifikant (F s < 1). Weder für die neutralen noch für die kritischen Stimuli gab es Unterschiede zwischen den Zielbedingungen (t <1).

Wie erwartet wurde der Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’ signifikant, F(1,46) = 89.8,p < .001,η2p =.66. Reaktion auf die kritischen Stimuli (M = 6.66,SD= 6.65) waren im Vergleich zu Reaktionen auf die neutralen Stimuli (M = 20.0, SD= 9.06) signifikant weniger fehlerbehaftet. Die Ergebnisse sind in Abbildung 19 dargestellt. Die Mittelwerte

Experiment 4b – Vorsätze - Ablösung oder Festhalten oder? (II) 123 und Standardabweichungen für die Analysen von Fehlerraten und Reaktionszeiten finden sich in Tabelle 13.

0 5 10 15 20 25 30

Neutral Kritisch

Fehler(%)

Stimulustyp Zielintention

Vorsatz

Abb. 19: Experiment 4b, Fehlerraten in Abhängigkeit von den Faktoren ’Ziel’ und ’Stimulustyp’.

(Die Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern der Mittelwerte.)

Tab. 13: Ergebnisse des 1. Teils: Reaktionszeiten und Fehlerraten in Abhängigkeit von der Zielbedingung und dem Stimulustyp (Standardabweichungen in Klammern)

Fehlerrate (%) Reaktionszeit (ms)

Mntrl Mkrit Mntrl Mkrit

Zielintentions-bedingung 21.1 (9.1) 7.29 (5.7) 564 (44.4) 486 (41.3)

Vorsatz-bedingung 18.9 (9.1) 6.04 (7.6) 569 (43.0) 458 (49.7)

Reaktionszeiten Zur weiteren Überprüfung der Hypothese 1 wurde auch für die Re-aktionszeiten als zweite abhängige Variable eine 2 (Ziel: Zielintention vs. Vorsatz) x 2 (Stimulustyp: neutral vs. kritisch) Varianzanalyse mit dem Messwiederholungsfaktor ’Sti-mulustyp’ und dem Zwischensubjektfaktor ’Ziel’ gerechnet. Die Trimmung der Reakti-onszeitdaten erfolgte wie in Experiment 4a beschrieben. Durch die Trimmung gingen insgesamt 0.90 % der Reaktionszeiten verloren.

Es zeigte sich eine signifikante Interaktion der beiden Faktoren,F(1,46) =5.73,p < .05, η2p=.11. Diese Interaktion beruhte auch wie erwartet darauf, dass Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung (M = 458,SD= 49.7) schneller auf kritische Stimuli reagierten als die Versuchsteilnehmer in der Zielintentionsbedingung (M = 486, SD= 41.3), t(46) = 2.10, p < .01, d= 0.63. Bei den neutralen Stimuli waren die Versuchsteilnehmer in der Zielintentionsbedingung 5 ms schneller, dieser Unterschied wurde jedoch nicht signifikant (p=.65).

Weiterhin wurde der Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’ signifikant, F(1,46) = 184.4,p < .001,η2p =.80. Reaktion auf die kritischen Stimuli (M = 472, SD= 47.3)

wa-ren im Vergleich zu Reaktionen auf die neutralen Stimuli (M = 566, SD= 43.3) hoch signifikant schneller.

Der Haupteffekt des Faktors ’Ziel’ wurde nicht signifikant,F(1,46) = 1.03,p=.32.

450 500 550 600 650

Neutral Kritisch

Reaktionszeiten(ms)

Stimulustyp Zielintention

Vorsatz

˜˜ ˜

Abb. 20: Experiment 4b, Reaktionszeiten in Abhängigkeit von den Faktoren ’Ziel’ und

’Stimulustyp’. (Die Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern der Mittelwerte.)

12.3.3 Ergebnis Hypothese 2: Wie beeinflusst die Konkurrenz von

Handlungssituationen die Wirkung von Vorsätzen? Ablösung oder Festhalten?

Im zweiten Teil des Experiments wurde der Innersubjektfaktor ’Stimulustyp’ dreifach abgestuft (neutral vs. kritisch vs. neu). Es wurde erwartet, dass die Versuchsteilnehmer der Vorsatzbedingung auch im zweiten Teil des Experiments an ihrem Vorsatz festhalten.

Die Interaktion der der Faktoren ’Ziel’ und ’Stimulustyp’ sollte darauf beruhen, dass sich für neutrale und kritische Stimuli das unter Hypothese 1 beschriebene Datenmuster ergibt (Vorsatzeffekt). Weiterhin wurde für die Kombination des im Vorsatz spezifizierten Stimulus mit dem neuen Stimulus erwartet, dass sich Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung weiterhin öfter und auch schneller für den kritischen Stimulus entscheiden -anstatt für den neuen, höherwertigen Stimulus.

Fehlerraten Für die Fehlerrate als erste abhängige Variable wurde eine 2 (Ziel: Zielin-tention vs. Vorsatz) x 3 (Stimulustyp: neutral vs. kritisch vs. neu) Varianzanalyse mit dem Messwiederholungsfaktor ’Stimulustyp’ und dem Zwischensubjektfaktor ’Ziel’ gerechnet.

Diese Varianzanalyse erbrachte eine signifikante Interaktion der Faktoren ’Ziel’ und

’Stimulustyp’,F(2,92) = 3.80, p < .05,η2p =.076. Diese Interaktion beruht v. a. darauf, dass die Versuchsteilnehmer in derVorsatzbedingung (M = 5.10,SD= 5.24) im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentionsbedingung (M = 8.33, SD= 6.54) bei den kritischen Stimuli marginal signifikant weniger Fehler machten,t(46) =1.89,p=.065, d= 0.55. Die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung machten beim neuen Stimulus mehr Fehler. Dieser Vergleich wurde aufgrund der hohen Varianz nicht signifikantp=.17.

Experiment 4b – Vorsätze - Ablösung oder Festhalten oder? (II) 125 Der Haupteffekt des Faktors ’Ziel’ war nicht signifikant,F(1,46) =0.10,p=.75.

Wie bei bisher allen Analysen wurde auch hier der Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’

hoch signifikant,F(2,92) =31.1,p < .001,η2p=.40.

Bei kritischen Stimuli (M = 6.72, SD= 6.08) wurden weniger Fehler gemacht als bei den neutralen Stimuli (M = 18.1, SD= 8.59). Die Fehlerrate für den neuen Stimulus lag dazwischen (M = 14.1, SD= 12.1). Die Durchführung eines Bonferroni-Post-Hoc-Tests zeigte, dass sich die Fehlerraten der drei Stimulustypen jeweils paarweise signifikant unterschieden.

Die Ergebnisse sind in Tabelle 14 und Abbildung 21 dargestellt.

Tab. 14: Ergebnisse des 2. Teils: Reaktionszeiten, Fehlerraten und Leistungsindizes in Abhängig-keit von der Zielbedingung und dem Stimulustyp (Standardabweichungen in Klammern)

Fehlerrate (%) Reaktionszeit (ms) Leistungsindex

Abb. 21: Experiment 4b, Fehlerraten in Abhängigkeit von den Faktoren ’Ziel’ und ’Stimulustyp’.

(Die Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern der Mittelwerte.)

Reaktionszeiten Durch die Trimmung gingen insgesamt 1.01 % der Reaktionszeiten verloren. Bei der Analyse der Reaktionszeiten zeigte sich keine Interaktion der Faktoren

’Ziel’ und ’Stimulustyp’,F(2,92) =1.85,p=.16. Die Durchführung von Einzelvergleichen zeigte jedoch, dass sich die Reaktionszeiten nur bei den kritischen Stimuli unterschieden.

So reagierten die Versuchsteilnehmer der Vorsatzbedingung (M = 495, SD= 44.5) im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern der Zielintentionsbedingung (M = 524,SD= 35.0)

signifikant schneller auf die kritischen Stimuli,t(46) =2.46,p < .05,d= 0.72. Der Unter-schied bei den neuen Stimuli war nicht signifikant,p=.12.

Weiterhin wurde der Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’ signifikant, F(2,92) = 142.4, p < .001, η2p =.76. Auf neutrale Stimuli (M = 576, SD= 42.7) wurden am lang-samsten reagiert, auf kritische Stimuli (M = 510,SD= 42.1) schneller, und am schnells-ten auf die neuen Stimuli (M = 499, SD= 42.5). Die Durchführung eines Bonferroni-Post-Hoc-Tests zeigte, dass auf die neutralen Stimuli im Vergleich zu kritischen oder neuen Stimuli signifikant langsamer reagiert wurde. Zwischen den kritischen und neuen Stimuli gab es keinen signifikanten Unterschied der Reaktionszeiten.

Weiterhin war der Haupteffekt des Faktors ’Ziel’ marginal signifikant,F(1,46) =3.21, p=.080,η2p =.065. Über alle drei Stimulustypen hinweg reagierten die Versuchsteilneh-mer in der Vorsatzbedingung (M = 519,SD= 39.6) schneller als die Versuchsteilnehmer in der Zielintentionsbedingung (M = 538,SD= 33.4). (Die Ergebnisse sind in Abbildung 22 dargestellt.)

450 500 550 600 650 700

Neutral Kritisch Neu

Reaktionszeiten(ms)

Stimulustyp Zielintention

Vorsatz

˜˜ ˜

Abb. 22: Experiment 4b, Reaktionszeiten in Abhängigkeit von den Faktoren ’Ziel’ und

’Stimulustyp’. (Die Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern der Mittelwerte.)

Leistungsindex Die Analyse der Reaktionszeiten und Fehlerraten im zweiten Teil des Experiments kann wie folgt zusammengefasst werden: Bei neutralen Stimuli gab es we-der bei den Fehlerraten noch bei den Reaktionszeiten Unterschiede zwischen den beiden Zielbedingungen. Bei den kritischen Stimuli zeigte sich ein deutlicher Vorsatzeffekt: In der Vorsatzbedingung waren die Reaktionszeiten und auch die Fehlerraten signifikant niedri-ger. Bei den neuen Stimuli gab es jedoch wiederum einen Speed-Accuracy-Tradeoff: In der Vorsatzbedingung wurden im Vergleich zur Zielintentionsbedingung mehr Fehler gemacht bei gleichzeitig niedrigeren Reaktionszeiten. Zur einfacheren Interpretation der Ergebnisse des zweiten Teils des Experiments werden deshalb die von Thorne (2006) vorgeschlagenen Leistungsindizes berechnet und analysiert (vgl. Experiment 4a).

Diese Varianzanalyse mit dem Leistungsindex als abhängiger Variable erbrachte eine signifikante Interaktion der Faktoren ’Ziel’ und ’Stimulustyp’, F(2,92) = 3.96, p < .05, η2p=.079.

Experiment 4b – Vorsätze - Ablösung oder Festhalten oder? (II) 127 Diese Interaktion beruhte auf einem hochsignifikanten Leistungsunterschied zwischen den beiden Zielbedingungen bei den kritischen Stimuli, t(46) = 3.19, p < .01, d= 0.92.

Hier zeigten die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung (M = 115.8, SD= 12.4) im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentionsbedingung (M = 105.4, SD= 10.0) eine signifikant höhere Leistung während es bei den neutralen Stimuli und auch bei den neuen Stimuli keine Unterschiede gab. (beidet <1).

Weiterhin wurde der Haupteffekt des Faktors ’Stimulustyp’ signifikant,F(2,92) =63.9, p < .001,η2p =.58.

Die geringste Leistung wurde bei Präsentation neutraler Stimuli erbracht (M = 85.7, SD= 10.4) gefolgt von den neuen Stimuli (M = 104.1, SD= 17.6) und den kritischen Stimuli (M = 110.6,SD= 12.4).

Die Durchführung eines Bonferroni-Post-Hoc-Tests zeigte, dass sich die Leistung bei einem Stimulustyp jeweils signifikant von der Leistung der anderen beiden Stimulustypen unterschied. (Die Ergebnisse sind in Abbildung 23 dargestellt.)

70 80 90 100 110 120 130

Neutral Kritisch Neu

Leistungsindex

Stimulustyp Zielintention

Vorsatz

˜˜ ˜

Abb. 23: Experiment 4b, Leistungsindizes in Abhängigkeit von den Faktoren Ziel und Stimulustyp. (Die Fehlerbalken entsprechen den Standardfehlern der Mittelwerte.)

12.4 Diskussion

In Experiment 4a wurde untersucht, ob eine Ablösung vom Vorsatz stattfindet, wenn sich alternative, günstigere Handlungsmöglichkeiten bieten, bzw. ob am Vorsatz festgehalten wird, wodurch die Nutzung alternativer Handlungsmöglichkeiten beeinträchtigt wird. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass der im ersten Teil des Experiments beobachtetet Vorsatzeffekt im zweiten Teil nicht mehr nachweisbar war. Dies wurde dahingehend inter-pretiert, dass eine Ablösung vom Vorsatz stattgefunden hat. Allerdings waren die Befunde in Experiment 4a nur schwer zu interpretieren, da es in beiden Teilen des Experiments zu einem Speed-Accuracy-Tradeoff kam. Im vorliegenden Experiment 4b wurde versucht, durch eine geringfügige Modifikation des Experimentaldesigns, diesem Speed-Accuracy-Tradeoff entgegenzuwirken.

12.4.1 Manipulation-Check und Abschlussfragebogen

Insgesamt konnten die Ergebnisse aus Experiment 4a repliziert werden: Die Coverstory war glaubwürdig, Ziel und Vorsatz konnten richtig wiedergegeben werden und es be-stand eine hohe Verpflichtung Ziel und Vorsatz gegenüber. Auch hier zeigte sich zwischen den beiden Zielbedingungen hinsichtlich der Zielverpflichtung kein Unterschied, wodurch einmal mehr ausgeschlossen werden kann, dass die beobachteten Effekte auf eine unter-schiedlich starke Zielverpflichtung in den beiden Versuchsbedingungen zurückzuführen ist.

Weiterhin interessant ist, dass sich die Zielverpflichtung durch die Abänderung des Expe-rimentalparadigmas nicht erhöhte. Wie auch schon in Experiment 4a gaben die Versuchs-teilnehmer an, dass ihnen das Experiment Spaß gemacht habe und dass sie es als nicht allzu anstrengend empfunden hatten. Auch hier konnte die Aussicht auf einen Zusatzgewinn von 1 Euro nur wenig zusätzlich motivieren. Die Ergebnisse des Abschlussfragebogens zeigen insgesamt, dass die Manipulation der Faktoren gelungen ist: Die Versuchsteilnehmer fühl-ten sich Ziel und Vorsatz gegenüber verpflichtet und konnfühl-ten sich auch an diese erinnern.

Die Abänderungen des Experimentalparadigmas (akustische Rückmeldung, Einblendung des Punktestandes) wurde insgesamt als hilfreich eingeschätzt.

12.4.2 Hypothese 1: Vorsatzeffekt im ersten Teil des Experiments

Im ersten Teil des Experiments wurde für die Versuchsteilnehmer der Vorsatzbedingung erwartet, dass sie im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern der Zielintentionsbedingung schneller und mit weniger Fehlern auf den kritischen Stimulus reagieren, der im Vorsatz spezifiziert wurde (klassischer Vorsatzeffekt). Aufgrund der Änderung des Experimental-paradigmas wäre zu erwarten gewesen, dass die Versuchsteilnehmer mehr Gewicht auf die Korrektheit der Entscheidung legen und sich der Vorsatzeffekt bei der Analyse der Fehlerraten zeigt. Die Ergebnisse des ersten Teil des Experiments zeigen jedoch keine Unterschiede bei den Fehlerraten. Vergleicht man Fehlerraten und Reaktionszeiten der Experimente 4a und 4b so ist der hauptsächliche Unterschied der, dass die signifikant höhere Fehlerrate der Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung bei den neutralen Sti-muli in Experiment 4a verschwindet und sich dafür die Reaktionszeiten bei den neutralen Stimuli in Experiment 4b leicht erhöhen. Hierdurch können die Ergebnisse des ersten Teils des vorliegenden Experiments 4b auch ohne die Berechnung eines Leistungsindex als Vorsatzeffekt interpretiert werden: Die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung rea-gieren im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentionsbedingung schneller auf den kritischen Stimulus und dies ohne Einbußen bei den neutralen Stimuli oder bei den Reaktionszeiten.

12.4.3 Hypothese 2: Wie beeinflusst die Konkurrenz von

Handlungssituationen die Wirkung von Vorsätzen? Ablösung oder Festhalten?

Ausgehend von den Ergebnissen in Experiment 4a und unter der Voraussetzung, dass die Änderung des Experimentalparadigmas einen Speed-Accuracy-Tradeoff verhindern konn-te, hätte man für den zweiten Teil des vorliegenden Experiments erwartet, dass sich weder hinsichtlich der Fehlerraten noch hinsichtlich der Reaktionszeiten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsbedingungen zeigen.

Betrachtet man die Fehlerraten und Reaktionszeiten für neutrale und kritische Stimuli, so zeigt sich auch im zweiten Teil des Experiments ein klarer Vorsatzeffekt. Im Gegensatz zu Experiment 4a hat hier keine Ablösung vom Vorsatz stattgefunden. Wobei anzumer-ken ist, dass die Interpretation der Ergebnisse in Experiment 4a nur unter Rückgriff auf

Experiment 4b – Vorsätze - Ablösung oder Festhalten oder? (II) 129 einen Leistungsindex erfolgen konnten. Wenn im zweiten Teil keine Ablösung vom Vorsatz stattfand, ist die Reaktion der Versuchsteilnehmer auf den neuen Stimulus, der immer nur gemeinsam mit dem kritischen Stimulus präsentiert wurde, von besonderem Interesse. hier wäre zu erwarten gewesen, dass die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung aufgrund der anhaltenden Aktivierung des Vorsatzes mehr Fehler machen und höhere Reaktionszei-ten aufweisen. Hier konnte jedoch wieder ein Speed-Accuracy-Tradeoff beobachtet werden:

Höhere Fehlerraten bei gleichzeitig niedrigeren Reaktionszeiten. Die Berechnung und Ana-lyse eines Leistungsindex erbrachte den erstaunlichen Befund, dass die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentions-bedingung eine höhere Leistung bei den kritischen Stimuli zeigten, dass dies jedoch nicht einher ging mit einer Leistungseinbuße bei Reaktionen auf den neuen Stimulus. Eine aus-führlichere Diskussion dieses Befundes erfolgt im Rahmen der Diskussion der Ergebnisse des nachfolgenden Ergebnisses 4c.

12.4.4 Zusammenfassung

Ziel des vorliegenden Experiments 4b bestand in der Replikation der Ergebnisse des Expe-riments 4a, wobei durch eine Modifikation des Experimentalparadigmas die Vermeidung eines Speed-Accuracy-Tradeoffs erreicht werden sollte. Im ersten Teil des Experiments ist dies auch gelungen, und es konnte ein Vorsatzeffekt nachgewiesen werden. Auch im zweiten Teil des Experiments zeigte die Analyse der Reaktionen auf die neutralen und kritischen Stimuli, dass der Vorsatz weiterhin aktiv war. Die fortbestehende Aktivierung des Vorsatzes führte bei der gleichzeitigen Präsentation von kritischen und neuen Stimuli dazu, dass in der Vorsatzbedingung tatsächlich mehr Fehler gemacht wurden gleichzeitig aber auch schneller reagiert wurde. Ob dieser Tradeoff-Effekt dahingehend interpretiert werden kann, dass durch ein rigides Festhalten am Vorsatz Kosten entstehen, wurde durch den Rückgriff auf die Berechnung eines Leistungsindex geprüft. Hier zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer in der Vorsatzbedingung im Vergleich zu den Versuchsteilnehmern in der Zielintentionsbedingung höhere Leistungen beim kritischen Stimulus zeigten (Vorsatz-effekt), jedoch keine Leistungseinbußen bei den neuen Stimuli, die in direkter Konkurrenz zu den kritischen Stimuli standen. Dieser interessante Befund, wird im Anschluss an das nachfolgende Experiment 4c ausführlicher diskutiert. Zunächst soll aber im folgenden Ex-periment ein letzter Versuch zur Eliminierung des Speed-Accuracy-Tradeoffs unternom-men werden. Vergleicht man nämlich die Ergebnisse, der Experiunternom-mente 4a und 4b so fällt zum einen die große Übereinstimmung vieler Detailergebnisse auf. Zum anderen hat sich jedoch gezeigt, das wichtige Ergebnisse durch Speed-Accuracy-Tradeoff-Effekte verdeckt werden können.69

69 So schlussfolgert auch Smith (2010, S. 1092): ’When interpreting effects on ongoing task response time, speed-accuracy tradeoffs must be ruled out.’

13 Experiment 4c

Wie werden Vorsätze durch die Konkurrenz von

Handlungssituationen beeinflusst? Ablösung, Festhalten oder Modifikation? (III)

13.1 Überblick

Im vorliegenden Experiment 4c soll der Versuch unternommen werden, die vielverspre-chenden Ergebnisse der Experimente 4a und 4b zu replizieren und gleichzeitig die In-terpretation der Ergebnisse zu vereinfachen. Durch eine weiter Modifikation des Expe-rimentalparadigmas soll versucht werden, den in Experiment 4a und teilweise noch in Experiment 4b beobachteten Speed-Accuracy-Tradeoff zu eliminieren.

Im ersten Teil von Experimente 4a konnte ein Vorsatzeffekt nachgewiesen werden. Dieser Vorsatzeffekt im ersten Teil konnte in Experiment 4b repliziert werden, wobei gleichzei-tig ein Speed-Accuracy-Tradeoff vermieden werden konnte, so dass die Berechnung eines Leistungsindex nicht weiter nötig war. Während die Ergebnisse des zweiten Teils in Ex-periments 4a auf eine Deaktivierung des Vorsatzes hinwiesen, zeigte sich im zweiten Teil

Im ersten Teil von Experimente 4a konnte ein Vorsatzeffekt nachgewiesen werden. Dieser Vorsatzeffekt im ersten Teil konnte in Experiment 4b repliziert werden, wobei gleichzei-tig ein Speed-Accuracy-Tradeoff vermieden werden konnte, so dass die Berechnung eines Leistungsindex nicht weiter nötig war. Während die Ergebnisse des zweiten Teils in Ex-periments 4a auf eine Deaktivierung des Vorsatzes hinwiesen, zeigte sich im zweiten Teil