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Tätigkeitsbericht / Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Gesellschaft zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet des Siedlungs- und Wohnungswesens e. V.:

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Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität

Münster

und

Gesellschaft zur Förderung der Forschung

auf dem Gebiet des Siedlungs- und Wohnungswesens e. V.

Münster

T Ä T I G K E I T S B E R I C H T 2008

Münster, im Januar 2009

(2)

Zusammengestellt und bearbeitet von Akad. Direktor Dr. Winfried M i c h e l s

Anschrift des Instituts und der Förderergesellschaft:

Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Am Stadtgraben 9, 48143 Münster

Telefon: 0251 83-22971 (Sekretariat) 0251 83-22982 (Geschäftsführer)

Telefax: 0251 83-22970 E-Mail: michels@insiwo.de

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INHALTSVERZEICHNIS

TÄTIGKEITSBERICHT DES INSTITUTS

Seite

I KURZPORTRAIT DES INSTITUTS 3

1 Aufgaben 3

2 Organisation 5

3 Institutsangehörige 6

4 Personalmitteilungen 7

II DIE TÄTIGKEIT DES INSTITUTS IM JAHRE 2008

1 Forschungsarbeiten 8

1.1 Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau

in Deutschland 8

1.2 Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen mit Hilfe von

Arbeitsmarktverflechtungen 9

1.3 Neue Instrumente der regionalökonomischen Analyse:

Abgrenzung, Analyse und Prognose kleinräumiger Zusammenhänge 10 1.4 Messung von Kundenanforderungen bei Mietentscheidungen 11 1.5 Positionspapier zur Reform der deutschen Erbschaftsteuer 13 1.6 Infrastrukturpolitik als Baustein einer nachhaltigen Wachstumspolitik,

insbesondere in den Sektoren Energie und Verkehr 14 1.7 Standortuntersuchungen Havixbeck und Westmünsterland 17 1.8 Optimale Straßeninfrastrukturpalanung – eine ökonomische

Analyse 18

Seite

(4)

1.9 Standort-Check Deutschland I/2008 und II/2008

Internationale Spezialstudie „Differenzierte Beschäftigungswirkung

der weltwirtschaftlichen Integration“ 19

1.10 Entwicklung und laufende Berechnung eines Zufriedenheits-

indikators für Deutschland 23

1.11 Auswirkungen der Globalisierung auf Güter- und Faktormärkte –

Eine empirische Analyse 24

1.12 Dogmengeschichtliche Entwicklung der Kaufkrafttheorie der Löhne 26 1.13 Dissertationsvorhaben Dipl.-Volkswirtin Nicole Uhde 27 1.14 Dissertationsvorhaben Dipl.-Volkswirt Andreas Westermeier 29 1.15 Dissertationsvorhaben Dipl.-Volkswirt Jens Oelgemöller 30 1.16 Das Ordoliberale Forschungsprogramm: Geschichte, Forschungs-

stand und Perspektiven 31

2 Lehrveranstaltungen 33

3 Studienfahrten 35

4 19. Münsteraner Wohnungswirtschaftliche Gespräche 36 5 Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen

und wissenschaftlichen Gremien 38

5.1 Mitgliedschaften 38

5.2 Mitarbeit in Ausschüssen und Beiräten 38

6 Veröffentlichungen 39

6.1 Schriftenreihen des Instituts 39

6.2 Veröffentlichungen der Institutsangehörigen 39

7 Vortragstätigkeit 42

8 Bibliothek und Archiv 44

9 Zentrale EDV-Unterstützung 45

Anhang: Gesamtverzeichnis der Schriftenreihen des Instituts

(5)

I KURZPORTRAIT DES INSTITUTS

1 AUFGABEN

Das Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen unter der Leitung von Professor Dr.

Ulrich van Suntum gehört zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wil- helms-Universität Münster. Als Universitätsinstitut hat es die Aufgabe, Forschung und Lehre auf dem Gebiet des Siedlungs- und Wohnungswesens zu betreiben. Ihm gehören 11 Wissen- schaftler, 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiterin und 5 bis 7 Studentische Hilfskräfte an.

In der F o r s c h u n g befasst sich das Institut bzw. sein Rechtsvorgänger seit der Grün- dung im Jahre 1929 insbesondere mit grundsätzlichen und aktuellen Fragen des Siedlungs- und Wohnungswesens aus volkswirtschaftlicher Sicht. Schwerpunkte der Forschungstätigkeit liegen in den Bereichen

− Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik,

− Regionalökonomik,

− Arbeitsmarktökonomik und Beschäftigungspolitik.

In Eigenprojekten des Instituts und in Forschungsvorhaben, die von Forschungsförderungs- einrichtungen, Ministerien, Gebietskörperschaften, Verbänden, Unternehmen und einer För- derergesellschaft unterstützt werden, werden vor allem methodische und anwendungsbezo- gene Probleme aus volkswirtschaftlicher Sicht untersucht. Bei fachübergreifenden For-

schungsprojekten arbeitet das Institut mit anderen Instituten und Wissenschaftlern zusammen.

Erheblichen Raum in der Tätigkeit des Instituts nimmt die wissenschaftliche Politikberatung ein, u. a. durch Anfertigung von Gutachten und Mitarbeit in Beiräten, Kommissionen und Beratungsgremien.

In der L e h r e werden die Studentinnen und Studenten der Volkswirtschaftslehre u. a. mit den Grundlagen der Regionalökonomik vertraut gemacht. Ergänzende Lehrveranstaltungen bieten Informationen über Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik sowie über Arbeits- markt- und Beschäftigungspolitik. Befähigten jungen Akademikerinnen und Akademikern wird die Chance geboten, sich durch mehrjährige selbstständige wissenschaftliche Arbeit als Führungsnachwuchs für die Wirtschaft zu qualifizieren.

(6)

Das Institut betreibt seit jeher die W e i t e r b i l d u n g von Fach- und Führungskräften der Wirtschaft; es veranstaltet Symposien, Vortragsveranstaltungen und Fachexkursionen. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts und die Ergebnisse wissenschaftlicher Veranstaltun- gen werden in drei eigenen Schriftenreihen veröffentlicht.

Der Kontakt zur Praxis wird besonders in der Zusammenarbeit mit der Förderergesellschaft des Instituts gepflegt. Sie unterstützt das Institut durch Aufbringung von Drittmitteln für Forschungsprojekte und die technische Ausstattung des Instituts. Mitglieder der Fördererge- sellschaft sind Unternehmen, Verbände, Banken und Organisationen aus dem Gesamtbereich des Wohnungs- und Siedlungswesens.

Seit Beginn des Jahres 2002 ist das Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen Mitglied des CAWM Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung Münster, ein Zusammenschluss von sechs traditionsreichen volkswirtschaftlichen Instituten und Lehrstühlen. Die Forschungs- arbeiten im CAWM umfassen ein breites Spektrum volks- und betriebswirtschaftlicher Fragestellungen mit den Schwerpunkten Verkehrs- und Regionalökonomik, Finanz-

wissenschaften, Wohnungswirtschaft, Unternehmenskooperation, Arbeitsmarkt sowie Wirt- schaftsgeschichte. Im CAWM sind – abhängig von der Auftragslage – etwa 55 wissen- schaftliche und 10 nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Geschäftsführender Direktor ist derzeit Prof. Dr. Ulrich van Suntum.

(7)

2 ORGANISATION

Institutsdirektor: Prof. Dr. Ulrich v a n S u n t u m

Geschäftsführer: Akad. Direktor Dr. Winfried M i c h e l s

Abteilungen:

I. Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik

1. Wohnungsmarktmodelle 2. Wohnungswirtschaft 3. Wohnungspolitik

II. Regionalökonomik

1. Theoretische Grundlagen räumlicher Entwicklung 2. Empirische Verfahren und Modelle

3. Regionale Wirtschafts- und Standortpolitik

III. Arbeitsmarktökonomik und Beschäftigungspolitik

1. Arbeitsmarktökonomik 2. Beschäftigungspolitik

Zentrale EDV-Unterstützung: Diplom-Volkswirt Christian D o r e n k a m p Koordination Lehre: Diplom-Volkswirtin Maren L u r w e g Betreuung der Marion S c h w a r t z e

Studentischen Hilfskräfte:

Bibliothek: Agnieszka P a s t u s z k a (bis 31.03.2008) Christine B a r b i (ab 01.04.2008)

Schriftenreihen: Dr. Winfried M i c h e l s

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3 INSTITUTSANGEHÖRIGE

(1) Direktor

Prof. Dr. Ulrich v a n S u n t u m

(2) Geschäftsführer

Akad. Direktor Dr. Winfried M i c h e l s (3) Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen

Diplom-Volkswirt Christian D o r e n k a m p Akad. Rätin Dr. Renate D ü t t m a n n – B r a u n Dr. Sebastian G u n d e l (bis 31.07.2008)

MA Sc Ec Cordelius I l g m a n n (ab 01.10.2008) Diplom-Volkswirtin Maren L u r w e g

Diplom-Kauffrau Saskia M ü l l e r

Diplom-Volkswirt Jens O e l g e m ö l l e r (ab 01.05.2008) Dr. Karsten R u s c h e

Diplom-Volkswirtin Nicole U h d e

Diplom-Volkswirt Andreas W e s t e r m e i e r

(4) Ferner dem Institut zugeordnet: Prof. Dr. Hans Joachim S c h a l k (5) Sekretariat

Marion S c h w a r t z e

Nadine W e i e r m a n n (Auszubildende bis 08.02.2008) Valeria S t r a z z e r i (Auszubildende ab 03.03. bis 12.09.2008) Christina M ü t z e l (Auszubildende ab 29.09.2008)

(6) Bibliothek

Agnieszka P a s t u s z k a (bis 31.03.2008) Christine B a r b i (ab 01.04.2008)

(7) Studentische Hilfskräfte

Christine B a r b i (ab 01.04.2008)

Patrick B a u m g a r t e n (ab. 01.08.2008) Britta C r a m e r (ab 01.03.2008)

Alexandra F a b r i c i u s

Christiane G o r k a (bis 31.07.2008) Matthias K o r t e

Carla Marisa N e u h a u s (bis 31.03.2008) Christian Alexander O b e r s t

Agnieszka P a s t u s z k a (bis 31.03.2008)

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4 PERSONALMITTEILUNGEN

Am 31.12.2008 gehörten dem Institut neben dem Direktor und dem Geschäftsführer 9 Wis- senschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ein Gastwissenschaftler, eine Nichtwissen- schaftliche Mitarbeiterin, eine Auszubildende und 6 Studentische Hilfskräfte an.

Frau Nadine W e i e r m a n n wechselte am 08.02.2008 während ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation turnusgemäß innerhalb der Westfälischen Wilhelms- Universität ihren Ausbildungsplatz.

Frau Valeria S t r a z z e r i setzte zum 03.03.2008 ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büro- kommunikation bei der Westfälischen Wilhelms-Universität in unserem Institut fort und wechselte turnusgemäß zum 15.09.2008 innerhalb der Westfälischen Wilhelms-Universität ihren Ausbildungsplatz.

Am 01.05.2008 trat Herr Diplom-Volkswirt Jens O e l g e m ö l l e r als neuer Wissen- schaftlicher Mitarbeiter in das Institut ein.

Herr Dr. Sebastian G u n d e l promovierte am 08.07.2008. Das Thema seiner Dissertation lautet:

„Immigration and Export Competition in Germany – An Empirical Analysis“.

Herr Dr. Sebastian G u n d e l verließ am 31.07.2008 das Institut und nahm am 01.10.2008 seine neue Tätigkeit bei der OC&C Strategy Consultants GmbH auf.

Frau Christina M ü t z e l setzte zum 29.09.2008 ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büro- kommunikation bei der Westfälischen Wilhelms-Universität in unserem Institut fort.

Am 01.10.2008 trat Herr MA Sc Ec Cordelius I l g m a n n als neuer Wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Institut ein.

Herr Dr. Karsten R u s c h e promovierte am 26.11.2008. Das Thema seiner Dissertation lautet:

„Abgrenzung, Analyse und Prognose raumbezogener Zusammenhänge: Neue Instrumente der regionalökonomischen Forschung“.

(10)

II DIE TÄTIGKEIT DES INSTITUTS IM JAHRE 2008

1 FORSCHUNGSARBEITEN

1.1 Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau in Deutschland

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m

Bearbeiter: Dipl.-Volkswirt Andreas W e s t e r m e i e r

Mit dem „Wohnriester“ ist das selbstgenutzte Wohneigentum gleichberechtigt mit anderen Formen der Altersvorsorge in die Riesterförderung einbezogen worden. Der Wohnriester hat jedoch einige Nachteile. Die Riesterförderung ist abhängig vom persönlichen Steuersatz und nicht jeder Bürger ist förderberechtigt. Gleichwohl ist der mit der Riesterförderung und jetzt auch im Wohnriester eingeschlagene Weg einer nachgelagerten Besteuerung privater Alters- vorsorgeaufwendungen grundsätzlich zu begrüßen. Die steuerliche Absetzbarkeit von Ersparnissen in der Erwerbsphase und ihre nachgelagerte Versteuerung im Rentenalter trägt zu einer gerechteren und gleichmäßigeren Besteuerung der Lebenseinkommen bei.

Gerade das selbstgenutzte Wohneigentum bietet eine hervorragende Möglichkeit, die nachge- lagerte Besteuerung in diesem Sinne konsequent weiter zu entwickeln. Eine grundsätzlich nachgelagerte Besteuerung von Investitionen in das selbstgenutzte Wohneigentum könnte damit wesentliche Vorzüge der Konsumgutlösung mit solchen der Investitionsgutlösung verbinden. Die nachgelagerte Besteuerung sollte nicht verpflichtend, sondern als zusätzlich wählbare Option neben der geltenden Konsumgutlösung eingeführt werden.

Konkret sieht die hier vorgeschlagene Lösung wie folgt aus:

1) Es gibt ein Wahlrecht zwischen der derzeit bestehenden Konsumgutlösung und der nachgelagerten Besteuerung von Investitionen in selbstgenutztes Wohneigentum.

2) Nach dem Optionsmodell eingebrachte Eigenkapitalbeträge können noch in der gleichen Periode steuerlich abgesetzt werden, ebenso Tilgungsleistungen für

Fremdkapital und größere Zwischeninvestitionen. Die Steuerminderung im Falle der Absetzung beträgt unabhängig vom persönlichen Einkommen und der Höhe des Betrages stets 40 % des entsprechenden Betrages.

3) Nach dem Optionsmodell abgesetzte Beträge werden dem Wohnkapitalkonto gutge- schrieben und mit einem Zinssatz von 3 % fiktiv verzinst. Der sich so ergebende Gesamtbetrag ist spätestens nach 25 Jahren mit einem für alle einheitlichen Steuer- betrag (30 %) nachgelagert zu versteuern.

Vor allem für Schwellenhaushalte und liquiditätsschwache Alteigentümer kann diese Steueroption deutlich vorteilhafter sein als die geltende Konsumgutlösung. Denn für sie ist die anfängliche Entlastung in der Investitionsphase oft die einzige Möglichkeit, überhaupt Wohneigentum zu erwerben bzw. größere Investitionen in ihre Immobilie zu realisieren.

Zudem werden die wichtigen Modernisierungsinvestitionen mit in die nachgelagerte Besteuerung einbezogen.

(Auftraggeber: Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Berlin. Die Untersuchung ist abge- schlossen. Eine Veröffentlichung ist in Vorbereitung.)

1.2 Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen mit Hilfe von Arbeitsmarkt- verflechtungen

(11)

Projektleiter: Akad. Dir. Dr. Winfried M i c h e l s Bearbeiter: Dr. Karsten R u s c h e

Die Wohnungswirtschaft, private Wohnungsanbieter und die Wohnungspolitik sind auf ver- lässliche Analysen der aktuellen und zukünftigen Wohnungsmarktentwicklung angewiesen.

Wohnungsmarktanalysen bilden zum einen die Grundlage für private Wohnungsbauinvestiti- onen; zum anderen sind sie unerlässlich für eine staatliche Wohnungspolitik, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Bau und die Einrichtungen von Wohnungen zu verbessern und wirt- schaftlich effizient zu gestalten. Da Wohnungsmärkte regionale Märkte sind, ist zur Beurtei- lung der Wohnungsmarktlage eine sachgerechte räumliche Abgrenzung zwingend erforder- lich. Nur so können unzulässige Saldierungseffekte vermieden und aussagekräftige Erkenn- tnisse gewonnen werden.

Regionalökonomen unterscheiden Funktional- und Verwaltungseinheiten. Funktionale räum- liche Einheiten spiegeln die wirtschaftlichen Aktivitäten wider, Verwaltungseinheiten hinge- gen sind historisch gewachsen und bilden die Verwaltungsstrukturen ab. Beide stimmen in der Regel nicht überein. Nur funktionale Regionen erlauben eine sinnvolle Berechnung und Interpretation ökonomischer Kenngrößen sowie die Messung von Spillover-Effekten. Hinzu kommt, dass nur funktional abgegrenzte Regionen dynamische Entwicklungen nachvollziehen können.

Ziel der Untersuchung war es, eine funktionale Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen flächendeckend für die Bundesrepublik Deutschland aus einer bereits vorliegenden Abgren- zung regionaler Arbeitsmärkte abzuleiten und auf ihre Eignung hin zu testen. Dazu wurde zunächst die von Eckey u. a. (2006) vorgenommene kreisscharfe Abgrenzung von Arbeits- marktregionen dargestellt und erläutert. Es werden Methodik, Annahmen und Ergebnisse im Hinblick auf die Zielsetzung dieser Untersuchung analysiert. Im zweiten Arbeitsschritt wurde anhand von zwei methodisch unterschiedlichen Verfahren (Messung räumlicher Autokorrela- tion, Messung von Verflechtungen mittels Wanderungsmatrizen) überprüft, ob nach Pendler- verflechtungen abgegrenzte Arbeitsmarktregionen auch Wohnungsmarktbeziehungen abbil- den. Dazu wurden beispielhaft 13 Arbeitsmarktregionen ausgewählt, die den siedlungsstruktu- rellen Regions- und Kreistypen der laufenden Raumbeobachtung (Agglomerationsraum, verstädterter Raum, ländlicher Raum) zugeordnet wurden und sich über ganz Deutschland verteilen. Für diese 13 Regionen wurde schließlich die „räumliche Überlagerung“ berechnet.

In keinem der 13 Fälle wurde eine negative Überlagerung erreicht, d. h. der Anteil der tref- fend zugeordneten Kreise war in all diesen Fällen größer als der Anteil der unzutreffend zugeordneten Kreise. In fünf der 13 Fälle sind Arbeitsmarkt- und Wohnungsmarktregion identisch. In beinahe allen übrigen Fällen wird ein hoher Grad der räumlichen Überlagerung erreicht. Somit spiegeln Arbeitsmarktregionen in großen Teilen funktionale Wohnungsmärkte wider und können durchaus als („Ersatz)Wohnungsmarktregionen fungieren.

(Auftraggeber: Stiftung für Forschungen im Wohnungs- und Siedlungswesen, Berlin. Die Untersuchung ist abgeschlossen; veröffentlicht als Band 43 der Materialien zum Siedlungs- und Wohnungswesen, Münster 2008.)

1.3 Neue Instrumente der regionalökonomischen Analyse: Abgrenzung, Analyse und Prognose kleinräumiger Zusammenhänge

Bearbeiter: Dr. Karsten R u s c h e

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a) Regionale Beschäftigungswirkungen des demografischen Wandels

Die demografischen Veränderungen beeinflussen das Arbeitsangebot in den Regionen Deutschlands. Wie wird sich die Bevölkerung nach Regionen differenziert bis 2020

entwickeln? Durch welche Faktoren wird die Arbeitsnachfrage beeinflusst? Welche Perspek- tiven ergeben sich daraus bis 2020 für die Raumordnungsregionen?

Diese Fragen lassen sich auf kleinräumiger Ebene nur unter Berücksichtigung einer inte- grierten Prognosemethode beantworten. Integriert steht hier für eine Kombination von Bevölkerungs- und Beschäftigungsprognose. Da mit zunehmender Kleinräumigkeit der Analyse auch die Bedeutung der regionalen Wanderungsverflechtungen deutlich ansteigt, darf dieser Verbindungsstrang zwischen Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung nicht vernachlässigst werden. Die vom InSiWo entwickelte „Integrierte Regionalprognose“ setzt hier an und modelliert die Wanderungsbewegungen modellendogen in Abhängigkeit von den Beschäftigungsaussichten. In einem rückgekoppelten System mit der Bevölkerungsent- wicklung wird somit eine realitätsnahe Prognosemethodik bereitgestellt.

(Veröffentlicht in: Wirtschaftsdienst, 87. Jahrgang, Heft 1, S. 48-53.)

b) Prognose regionaler Wohneigentumsquoten mit einem mathematisch-ökonome- trischen Mischverfahren

Durch den ökonomisch-demographischen Wandel ist in Zukunft ein Nebeneinander von wachsenden, stagnierenden und schrumpfenden Regionen zu erwarten. Verschiedene Bereiche werden von diesen Veränderungen betroffen sein, sehr stark aber auch der Wohnungsmarkt. Die Abschätzung der zukünftigen Wohnungsnachfrage in einzelnen Regionen ist somit für alle Akteure des Wohnungsmarktes sehr wichtig. In der vorliegenden Untersuchung wird ein innovativer Ansatz zur Prognose einer zentralen Größe des

Wohnungsmarktgeschehens entwickelt: der Wohneigentumsquote. Durch die Kombination von Haushalts- mit Einkommensprojektionen werden die Verschiebungen in der

Eigentumsstruktur für 2020 bis hinunter auf die Kreisebene abgebildet. Die (räumlichen) ökonometrischen Berechnungen werden durch mathematische Optimierungsverfahren

plausibilisiert. Insgesamt zeigt sich eine deutliche Zunahme der Wohneigentumsbildung. Dies wird sich insbesondere als Nachfrage im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser auf dem Wohnungsmarkt äußern.

(Veröffentlicht in: Seminarberichte der Gesellschaft für Regionalforschung, Band 50, S. 155- 182.)

c) Abgrenzung von Wohnungsmarktregionen mit Hilfe von Arbeitsmarkt- verflechtungen

Wohnungsmärkte sind heterogen und lassen sich daher durch Verwaltungseinheiten nicht adäquat abbilden. Vielmehr müssen sie durch funktionale Verflechtungen regional erfasst werden. In diesem Artikel wird ein Algorithmus vorgestellt, der Kreise und kreisfreie Städte zu Wohnungsmarktregionen verschmilzt. Dabei wird im so genannten AMOEBA-Verfahren eine Clusteranalyse mit Wanderungsdaten durchgeführt. Aus theoretischer Sicht lässt sich eine hohe räumliche Deckungsgleichheit von Wohnungs- mit Arbeitsmärkten erwarten. Diese

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Überlagerung wird anhand einiger in Fallbeispielen neu abgegrenzter Wohnungsmarkt- regionen mit drei bereits deutschlandweit vorliegenden Arbeitsmarktabgrenzungen überprüft und insgesamt weitestgehend bestätigt.

(Zur Veröffentlichung angenommen in: Raumforschung und Raumordnung.)

d) Quality of Life in the Regions: An Exploratory Spatial Data Analysis for West German Labor Markets

Welche Region Deutschlands ist die attraktivste? Wo lässt es sich objektiv betrachtet gut leben und arbeiten? All diese Fragen lassen sich zu dem Oberbegriff "Lebensqualität" zu- sammenfassen. Dieser Artikel greift aktuelle Ergebnisse einer Forschungsarbeit zur Bewer- tung dieser Größe auf und gibt einen Einblick in ihre räumliche Verteilung. Hierzu wird eine explorative räumliche Datenanalyse durchgeführt, die insbesondere zur Identifizierung statistisch signifikanter räumlicher (Ähnlichkeits-)Strukturen dient. Hierbei zeigt sich, dass vor allem bei einer Untersuchung kleinräumiger Zusammenhänge die Auswahl der geeig- neten Aggregationsebene der Daten für die Analyse entscheidend ist. Auf der Ebene regio- naler Arbeitsmärkte in Westdeutschland zeigt sich eine signifikante räumliche

Autokorrelation der Lebensqualitäten, die in der lokalen Clusterstruktur ein Süd-Mitte-Nord- Gefälle bestätigt. Des Weiteren können die ESDA-Ergebnisse genutzt werden, um ökono- metrische Modellspezifikationen zu verbessern. Dies kann das Auftreten einer räumlichen Autokorrelation in den Residuen vorab abfangen.

(Veröffentlicht in: CAWM Discussion Papers, No. 10. Zur Begutachtung eingereicht in:

Jahrbuch für Regionalwissenschaft / Review of Regional Research.)

1.4 Messung von Kundenanforderungen bei Mietentscheidungen

Bearbeiterin: Dipl.-Kauffrau Saskia M ü l l e r

Der Wohnimmobilienmarkt hat sich mittlerweile von einem Anbieter- zu einem Nachfrager- markt entwickelt. Folgen für die Anbieterseite sind hohe Leerstände, steigende Fluktuation und sinkende Immobilienpreise. Zunehmender und neuartiger Wettbewerbsdruck induziert im Wohnungsmarkt eine Auseinandersetzung mit neuen Analysen zur Generierung und

Sicherung von Wettbewerbsvorteilen und einer zielgruppenorientierten Ausrichtung des Woh- nungsangebotes. Eine Änderung des Bewusstseins zur Notwendigkeit einer marktorientierten Ausrichtung des Wohnungsbestandes ist damit auch im Wohnungsmarkt immanent. Zur Erhaltung der Mieterbindung und zur Akquisition neuer Mieter sind Marketingstrategien zur Mieterzufriedenheit in den Fokus der strategischen Ausrichtungen von Wohnungs-

unternehmen gerückt. Dabei sind die Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt anspruchsvoller geworden. Zudem ist eine gesellschaftliche Entwicklung festzustellen, die der eigenen Wohnung als Rückzugsort und zugleich Abbild des eigenen Lebensstils einen Stellenwert zuschreibt, der weit über den eines Funktionsraums hinausgeht. Präferenzen z. B. aus dem Stil des Gebäudes und der Wertschätzung sowie Wahl bestimmter Wohnungsattribute werden deutlich, welche jedoch nicht mehr nur durch das Alter, die Haushaltsform oder das Ein- kommen der Mieter erklärt werden können. Für Wohnungsunternehmen induziert die Unüber- sichtlichkeit des Marktes die Suche nach differenzierten Zielgruppen und die Erfahrung, dass Standardwohnungen im Gegensatz zu früher mittlerweile nicht mehr marktfähig sind.

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Grundlage einer zukünftigen Wettbewerbsprofilierung im Wohnungsmarkt stellen demnach gleichermaßen eine sorgfältige Untersuchung der Determinanten der Wohnungswahl sowie die Kenntnis der Beurteilung einer Wohnung/Wohndienstleistung durch die aktuellen und potentiellen Mieter dar. Klassische Haushaltsbefragungen zu Wohnbedürfnissen greifen jedoch zu kurz. Ziel führend dagegen sind eine nutzenbasierte Aufschlüsselung auf Basis mietrelevanter Eigenschaften und die Ableitung von Zahlungsbereitschaften einzelner Komponenten zur Verbesserung des Wohnungsangebotes. Ein unmittelbarer kausaler Zu- sammenhang zwischen den bisher verwendeten Segmentierungsmerkmalen und dem Aus- wahlverhalten der Mieter wird in bisherigen Studien nicht hergestellt und soll in dieser Arbeit durch eine nutzenbasierte Segmentierung mit Mietverhaltensabsichten unter Ableitung von Zahlungsbereitschaften untersucht werden. Die zentralen Fragestellungen lauten daher:

Welches sind die mietrelevanten Wohnmerkmale? Wie hoch ist der Nutzen, den die Mieter aus diesen Merkmalen ziehen? Welche Zielgruppen können aus einer nutzenbasierten Segmentierung abgeleitet werden? Wie hoch sind die Zahlungsbereitschaften für bestimmte Wohnmerkmale?

Das Ziel dieser Untersuchung ist eine nutzenbasierte zielgruppenspezifische

Handlungsempfehlung für Wohnungsunternehmen. Nach dieser Analyse kann entschieden werden, welche Merkmale einer Wohnung für die unterschiedlichen Mietergruppen relevant sind und welche Zahlungsbereitschaft diese Gruppen für die entscheidungsrelevanten Merkmale aufbringen. Auf Basis dieser Erkenntnisse können langfristig Kauf-/Verkauf- und Modernisierungsinvestitionen sowie die Preis-/Mietgestaltung der Wohnungsunternehmen optimiert werden.

(Die Untersuchung wird fortgeführt.)

1.5 Positionspapier zur Reform der deutschen Erbschaftsteuer

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m Bearbeiter: Dipl.-Volkswirt Jens O e l g e m ö l l e r

Dipl.-Volkswirtin Nicole U h d e Christian Oberst

Kaum eine andere Steuer wird in Europa so unterschiedlich gehandhabt wie die Erbschaft- steuer. Das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber verpflichtet, bis zum 31.

Dezember 2008 eine Neuregelung der deutschen Erbschaftsteuererhebung zu treffen. Aus- schlaggebend war dabei, dass Immobilien nach Auffassung des Gerichts bei der Bemessung der Erbschaftsteuer noch immer zu niedrig bewertet werden. Der beschlossene Kompromiss zur Erbschaftsteuer Anfang November 2008 bedarf noch in Detailfragen der Einigung. Wird

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bis Ende diesen Jahres keine Lösung gefunden, so kann mit Beginn des nächsten Jahres keine Erbschaftsteuer mehr erhoben werden.

Ein weiterer, wirtschaftspolitisch motivierter Reformanlass ist die mögliche Bedrohung von Arbeitsplätzen durch die Erbschaftsteuer. Als Substanzsteuer belastet sie insbesondere mittelständische Privatunternehmen, während Großunternehmen ebenso wie öffentliche Unternehmen faktisch nicht davon betroffen sind. Zudem erzeugt die Erbschaftsteuer erheblichen bürokratischen Aufwand und ruft volkswirtschaftlich nachteilige Ausweich- reaktionen der Betroffenen hervor, die bis zur Abwanderung von Unternehmen bzw. ganzen Unternehmerfamilien ins Ausland reichen können.

Generell leidet die Diskussion um die Erbschaftsteuer darunter, dass die Argumente selten empirisch belegt werden. Angesichts der Vielzahl von Einflussfaktoren auf Wirtschafts- wachstum und Verteilung ist es in der Tat schwierig, den Einfluss einer quantitativ eher unbedeutenden Steuer empirisch gesichert nachzuweisen. Andererseits kann die Erhebung bzw. Nichterhebung der Erbschaftsteuer wegen ihrer politischen Signalwirkung in vielen Ländern als ein Indikator für die generelle Ausrichtung der Steuer- und Standortpolitik

gesehen werden. Insofern ist es durchaus interessant und auch möglich zu vergleichen, ob sich Länder mit bzw. ohne Erbschaftsteuer im Hinblick auf ihre Wirtschaftsleistung und ihre Einkommensverteilung grundsätzlich voneinander unterscheiden.

Der internationale Vergleich wird in dieser Untersuchung im Auftrag der Stiftung

Familienunternehmen vorgenommen. Hierzu wird analysiert, wie sich Wirtschaftswachstum, Einkommensverteilung, investive Ausgaben und Gesamtsteueraufkommen in den Ländern mit bzw. ohne Erbschaftsteuer in den letzten zehn Jahren entwickelt haben. Die Erhebung bzw. Nicht-Erhebung der Erbschaftsteuer wird zudem daraufhin geprüft, ob sie als Teil einer steuerpolitischen Gesamtstrategie in Bezug auf Standort- und Verteilungspolitik interpretiert werden kann.

Für den internationalen Vergleich wurden sechs Länder ausgewählt, welche zum einen das Kriterium einer langfristig konstanten Erbschaftsteuerpolitik erfüllen und die zum anderen untereinander nicht so verschieden sind, dass sie grundsätzlich nicht vergleichbar wären. Mit Australien, Kanada und Neuseeland werden drei Länder betrachtet, welche ebenso wie Deutschland zu den hochentwickelten Volkswirtschaften zählen, die sich jedoch steuerpolitisch deutlich von Deutschland unterscheiden. In der Gruppe der Länder mit Erbschaftsteuer wurden mit Deutschland, Frankreich und Österreich drei Länder

berücksichtigt, welche ein ähnliches wirtschaftspolitisches Umfeld haben (offene Volks- wirtschaft, stabiles politisches System, langjährige marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung) und einen vergleichbar hohen Entwicklungsstand aufweisen.

Darüber hinaus werden die wesentlichen Argumente pro und contra Erbschaftsteuer gegen- übergestellt und aus dem Blickwinkel statistischer Ergebnisse sowie des aktuellen Standes der ökonomischen Forschung bewertet. Als Ausgangspunkt dienen dabei jeweils zentrale

politische Thesen zur Erbschaftsteuer. Als Ergebnis wird herausgestellt, dass die Erb- schaftsteuer eine überholte Form der staatlichen Einnahmenbeschaffung ist, für die es bei einer bereits umfassenden Einkommensbesteuerung in einem modernen Steuersystem keinen Platz mehr gibt.

(Auftraggeber: Stiftung Familienunternehmen, München. Die Untersuchung ist abge- schlossen.)

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1.6 Infrastrukturpolitik als Baustein einer nachhaltigen Wachstumspolitik, insbesondere in den Sektoren Energie und Verkehr

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m Bearbeiterin: Prof. Dr. Karl-Hans H a r t w i g

Prof. Dr. Bernd H o l z n a g e l Prof. Dr. Wolfgang S t r ö b e l e Dipl.-Volkswirt Hendrik A m b r e c h t Ass. Jur. Sebastian D e c k e r s

Dipl.-Volkswirtin Nicole U h d e

Dipl.-Volkswirt Andreas W e s t e r m e i e r

Eine gut ausgebaute Infrastruktur war, ist und wird in Zukunft stärker denn je ein wichtiger Standortfaktor im globalen Wettbewerb sein. Ohne Verkehrswege, Energieversorgung oder Telekommunikationstechnik ist eine moderne, arbeitsteilige und hoch spezialisierte Volks- wirtschaft nicht vorstellbar. Engpässe in der Infrastrukturausstattung führen daher un-

weigerlich zu Wachstumseinbußen. Vorsichtig geschätzt, würde eine Zunahme der staatlichen Infrastrukturinvestitionen um 1 % eine langfristige Zunahme des realen

Bruttoinlandsprodukts um mindestens 0,1 % bewirken. Bislang wies die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich eine relativ gut ausgebaute Infrastruktur auf. Doch andere Staaten holen auf, während sich in Deutschland zunehmend Widerstände gegen wichtige Infrastrukturprojekte formieren. In der jüngeren Verga ngenheit ist es bereits zu gravierenden Versäumnissen im Infrastrukturausbau gekommen. So ist die Investitionsquote des Staates seit 1992 von 2,7 % auf etwa 1,5 % im Jahr 2007 gesunken. Wären die

Investitionen in den Jahren 2000 bis 2004 genauso hoch gewesen wie im entsprechenden Zeitraum zehn Jahre zuvor, so wäre das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um insgesamt 4 % höher gewesen. Allein der kommunale Investitionsbedarf für die Jahre 2006 bis 2020 wird auf etwa 704 Mrd. € beziffert. Aber auch im überregionalen Verkehrs- und

Energiebereich sowie in der modernen Breitbandtechnologie besteht massiver Bedarf nicht nur an Erhaltungsmaßnahmen, sondern auch an Neuinvestitionen und ordnungspolitischen Weichenstellungen. Unzureichende Investitionen in die Infrastruktur machen sich nicht sofort bemerkbar. Vielmehr dauert es meist eine ganze Weile, bis entsprechende Versäumnisse sichtbar werden. Das hat in der Vergangenheit vielfach dazu geführt, eigentlich notwendige Investitionen zugunsten populärerer Ausgaben zurückzustellen. Politische Bedenken und regionale Widerstände gegen Großprojekte im Verkehrs- und Energiesektor haben diese Tendenz noch verstärkt. Deutschland kann es sich als rohstoffarmes Land aber nicht leisten, bei diesem wichtigen Standortfaktor die Zukunft zu verspielen.

Verkehr

▪ Deutschland verdankt einen wesentlichen Teil seines Wohlstands der gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur. Niedrige Transportkosten und schnelle Beförderung von Gütern und Personen haben auch im Zeitalter des Internets nichts von ihrer Bedeutung verloren.

Zwischen 1980 und 2006 ist die Verkehrsleistung im Personenverkehr um gut 83 % und im Güterverkehr sogar um 142 % gestiegen. Mit jedem Prozent Wirtschaftswachstum nehmen im Durchschnitt der Personenverkehr um 1,3 % und der Güterverkehr um 2,2 % zu. Eine Entkoppelung von Verkehrsleistung und Wirtschaftswachstum ist auch in Zukunft nicht in Sicht. Die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur haben dieser Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit nicht im Entferntesten Rechnung getragen.

Wie schon seine Vorgänger ist auch der aktuelle Bundesverkehrswegeplan erheblich unterfinanziert. Die Wohlstands- und Wachstumsverluste durch unterlassene Verkehrs-

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infrastrukturinvestitionen sind massiv. Hochgerechnet entsteht über die durchschnittliche Nutzungsdauer vieler Projekte pro investierter Milliarde ein volkswirtschaftlicher Bruttonutzen von etwa 5,2 Mrd. € bzw. ein Wohlstandsgewinn (Nettonutzen) in Höhe von 4,2 Mrd. €. Allein die volkswirtschaftlichen Schäden durch Straßenverkehrsstaus werden auf bis zu 102 Mrd. € pro Jahr veranschlagt. Auch im Schienennetz haben Unter- investitionen zu gut 500 Störungen hoher und mittlerer Priorität sowie zu zahlreichen sicherheitsrelevanten Mängeln geführt. Die Verkehrsinfrastruktur droht sich damit längerfristig von einem Wachstumsmotor zu einer Wachstumsbremse zu entwickeln.

Energie

▪ Auch ohne die Verfügbarkeit ausreichender und einigermaßen preiswerter Energie ist der erreichte Wohlstand der Bürger in Deutschland nicht aufrecht zu erhalten: Ob industrielle Produktion, ob Internet-Kommunikation, Autofahren oder Wohnen: Für all dies ist aus- reichende Energie notwendig. Die Infrastruktur zur Versorgung mit Mineralöl und Mineralölprodukten, Erdgas (inklusive Speicher) und Kohle kann in Deutschland als durchaus ausreichend angesehen werden. Lösungen für notwendige Erweiterungen sind hier zumindest auf gutem Wege.

▪ Dagegen zeichnet sich im Bereich der Stromversorgung eine sehr bedenkliche Ent- wicklung ab. Da Strom praktisch nicht speicherbar ist, muss in jedem Augenblick Strom in Höhe der augenblicklichen Nachfrage produziert werden. Gelingt dies nicht, drohen Netzzusammenbrüche (Blackouts). Vor diesem Hintergrund ist es äußerst bedenklich, dass zunehmend notwendige Kraftwerks- sowie Trasseninvestitionen aus politischen Gründen verzögert oder ganz gestrichen werden. Dies ist Folge einer Gemengelage aus unklarer politischer Kommunikation, Sonderwegen auf Länderebene, lokalem Widerstand gegen Kraftwerks- und Leitungsneubauten sowie unsicheren Klimavorgaben für die Jahre ab 2013.

▪ Dabei gibt es dringenden Neuinvestitions-, aber auch Ersatzbedarf. So ist ein Teil der Kohlekraftwerke veraltet und hat dementsprechend ungünstige Wirkungsgrade und um rd.

25 % zu hohe CO2-Emissionen. Die Anlagen müssen in naher Zukunft dringend durch neue Kraftwerke ersetzt werden, nicht zuletzt auch im Dienste der Klimapolitik. Auch erfordert der Ausbau von Wind- und Solarenergie, dass begleitend konventionelle Kraft- werksbauten zur Sicherung der Grundlast sowie Netzinvestitionen zur optimalen Weiterleitung des gewonnenen Stroms erfolgen. Insgesamt belaufen sich die aus heutiger Sicht erforderlichen Kraftwerksinvestitionen auf rund 50 Mrd. €, verteilt auf 10 bis 12 Jahre. Die zusätzlichen Netzinvestitionen erfordern zusätzlich 1,6 bis 1,8 Mrd. €.

▪ Werden die notwendigen Infrastrukturinvestitionen weiterhin blockiert, so gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder müssen dann aus Versorgungssicherheitsgründen sehr alte Kohlekraftwerke viel länger als geplant am Netz bleiben, was ein Scheitern der deutschen Klimapolitik bedeuten würde. Oder die Wahrscheinlichkeit für Netzzusammenbrüche steigt dramatisch an, was sehr hohe volkswirtschaftliche Kosten in Form von Produktionsverlusten und Wohlstandeinbußen der Bürger zur Folge hätte.

Telekommunikation

▪ Die Telekommunikationsinfrastruktur steht in ihrer Bedeutung den beiden anderen Sektoren nicht nach. Schätzungen der OECD zufolge wird das Breitbandinternet in den nächsten Jahren etwa ein Drittel zum gesamten Produktivitätszuwachs in den euro- päischen Staaten beitragen.

▪ Für die Zukunft des Standortes Deutschland ist die flächendeckende Versorgung mit breitbandigem Internet von größter Wichtigkeit. Der Breitbandversorgungsgrad liegt in Deutschland mit 23,8 % der Bevölkerung zwar über dem EU-Durchschnitt, aber weit hinter den Spitzenreitern Dänemark, Finnland und den Niederlanden. Gerade bei der Ver-

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sorgung des ländlichen Raums gibt es Nachholbedarf. So sind in Deutschland noch mindestens 700 Kommunen vom Breitbandinternet ausgeschlossen und weitere 1.400 Gemeinden schlecht versorgt. Insgesamt betrifft dies mehr als eine Million Haushalte und nicht zuletzt auch viele Unternehmen. Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit einer durchschnittlichen DSL-Verfügbarkeit in den ländlichen Regionen noch hinter dem Durchschnitt der europäischen Länder.

▪ Dies ist besonders problematisch, da das breitbandige Internet für den ländlichen Raum Chancen bietet wie kaum eine andere Infrastruktur. Mit Hilfe des Breitbandinternets spielen auch für Nutzer in ländlichen Räumen weite Distanzen zum nächsten Nutzer keine große Rolle mehr. Dieses trifft z. B. für Unternehmen zu, die über das Internet Geschäfte abwickeln, aber auch für Bürger, die über das Internet einkaufen und behördliche Angelegenheiten erledigen.

▪ Die Verantwortung zur Bewältigung der örtlichen Problemlagen trifft die Gemeinden vornehmlich selbst, die damit finanziell jedoch vielfach überfordert sind. Angesichts eines geschätzten Investitionsbedarfes von ca. einer Mrd. € reichen die bisherigen Fördermaß- nahmen nicht aus. Eine gute Lösungsmöglichkeit ist die Nutzung des niedrigbandigen Spektrums der Funkfrequenzen für die Versorgung des ländlichen Raums. Will man hier Änderungen herbeiführen, bedarf es einer Umwidmung des Frequenzspektrums zugunsten von Mobilfunkdiensten. Schätzungen gehen davon aus, dass dann nur noch rund ein Viertel der bisherigen Übertragungskapazitäten erforderlich sei n werden, um die derzeit verfügbaren analogen Fernsehprogramme digital auszustrahlen.

Zusammenfassend ist eine führende Position in der Versorgung mit Infrastruktur ein gerade für Deutschland wichtiger Standortfaktor. Eine sichere und preiswerte Energieversorgung, engmaschige und gut funktionierende Verkehrsverbindungen und nicht zuletzt auch eine hervorragende Ausstattung mit modernen Kommunikationswegen sind entscheidende Faktoren für den Zustrom von Investitionen, Forschungseinrichtungen und gut ausgebildeten Menschen nach Deutschland.

(Auftraggeber: Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Berlin. Die Untersuchung ist abgeschlossen: Veröffentlichung: Bedeutung der Infrastrukturen im Standortwettbewerb und ihre Lage in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Berlin.)

1.7 Standortuntersuchungen Havixbeck und Nordwestfalen

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m Bearbeiter: Akad. Dir. Dr. Winfried M i c h e l s

Dipl.-Volkswirt Sebastian G u n d e l Dipl.-Volkswirtin Nicole U h d e

Studierende des Faches „Regionalökonomik“

Im Wintersemester 2007/08 und im Wintersemester 2008/09 wurden mit Studierenden im Rahmen eines Projektseminars zur Regionalökonomik zwei Standortuntersuchungen durchge- führt: eine für die Gemeinde Havixbeck und eine für ausgewählte Standorte in Nordwestfalen.

Ziel des ersten Projektes war es, durch eine persönliche Befragung (88 Unternehmen) den Bestand und den zukünftigen Bedarf an Gewerbeflächen zu erfassen sowie die Zufriedenheit mit dem Standort Havixbeck zu ermitteln. Die Analyse lieferte folgendes Ergebnis: Fast alle Befragten schätzen die Perspektiven für Havixbeck als "mittelmäßig" bis "gut" ein. Die Ant-

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worten rangieren damit im oberen Mittelfeld. Es sind kaum Ausreißer mit "schlechter" oder sogar "sehr schlechter" Stimmung zu verzeichnen. Die positive allgemeine Stimmung der Unternehmer stützt die Aussagen, dass mehr als 50 Prozent der Gewerbebetriebe ihre Pro- duktion in den kommenden drei bis fünf Jahren erweitern möchten. Falls jedoch eine Verlage- rung (20 % der Antworten) geplant ist, soll dies in Havixbeck oder der näheren Umgebung erfolgen, was für eine hohe Bindung an den Standort spricht. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Gemeinde nicht akut von Schließungen oder Verringerung der Produktion bedroht ist. Fazit der Zufriedenheitsanalyse ist, dass die Mehrheit der Befragten die Unterstützung durch die Gemeinde für verbesserungswürdig hält. Ebenso sehen die Befragten Handlungs- bedarfe in den Bereichen Flexibilität und unbürokratische Handhabung von Nutzungs- restriktionen. Von den Unternehmen für bedeutsam gehaltene Standortfaktoren wie das private Wohnklima, die Nähe zum Absatzmarkt und das Angebot an Fachkräften erhalten gute Bewertungen. Dies spricht für eine hohe Zufriedenheit mit den Standortbedingungen.

Hervorzuheben sind die großen Chancen, die die Gemeinde hat, sich um seine „Bestandskun- den“ zu kümmern. Viele Familien reichen Ihr Unternehmen an die nächste Generation weiter.

Das Hauptargument für die Standortwahl, „Familie und Tradition“, wirkt sich für Havixbeck positiv aus: Arbeitgeber und Selbstständige lassen sich in Havixbeck nieder, da die Familie in Standortnähe wohnt. Mit Investitionen in die weichen Standortfaktoren wie Kinderbetreu- ungsangebote und allgemein einer Ausrichtung auf Familien- und Kinderfreundlichkeit kann viel erreicht werden. Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebote sind hier von ebenfalls von großer Bedeutung und bieten Möglichkeiten, die bereits am Standort vorhandenen Unter- nehmen zu halten. (Die Untersuchung ist abgeschlossen.)

Im zweiten Projekt, „Standortanalyse Nordwestfalen“, werden ebenfalls die aktuellen Stand- ortbedingungen für Unternehmen analysiert. An sechs verschiedenen Standorten im Münsterland werden Ende 2008/Anfang 2009 ausgewählte Unternehmen durch die Studieren- den befragt. Im Mittelpunkt der persönlichen Interviews stehen Fragen zur Bedeutung und zur Zufriedenheit mit den wichtigsten Standortfaktoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Faktor- kosten, Infrastruktur, kommunale Finanzen, kommunale Kooperation, Familienfreundlichkeit und allgemeine Lebensbedingungen.

(Die Untersuchung wird fortgeführt).

1.8 Optimale Straßeninfrastrukturplanung – eine ökonomische Analyse

Bearbeiter: Dipl.-Volkswirt Christian D o r e n k a m p

Der Planungsprozess von kommunalen und überregionalen Verkehrsprojekten und Infrastruk- tureinrichtungen zieht sich nicht selten über lange Zeiträume hin. Oftmals vergehen viele Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte, bis beispielsweise eine gemeindeseitig erwünschte Umge- hungsstraße wirklich gebaut oder der endgültige Trassenverlauf einer Autobahn festgelegt wird. Gleichzeitig kommt es vor, dass Kommunen in Ermangelung von Ortsumgehungen den durchlaufenden motorisierten Individualverkehr mit Hilfe von Ampeln, Geschwindigkeits- beschränkungen oder baulichen Maßnahmen behindern, um ihn möglichst aus der eigenen Gemeinde herauszuhalten und in andere Gebiete zu lenken. Dort ruft er wiederum ähnliche Be- und Verhinderungsreaktionen hervor. Solche Verhaltensreaktionen oder sich jahrelang hinziehende Planungsprozesse können volkswirtschaftlich suboptimal sein. Die mangelhafte Ausgestaltung des Infrastrukturplanungsprozesses bildet dabei die Basis für die genannten

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Auswirkungen. Die schwerwiegendsten Probleme treten dabei beim Bundesfernstraßenbau zutage. Bundesfernstraßen (Bundesstraßen und Bundesautobahnen) werden von den Bundes- ländern in der so genannten Auftragsverwaltung des Bundes konzipiert und umgesetzt, während der Bund lediglich die finanziellen Mittel bereitstellt. Aufgrund mangelhafter Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten des Bundes bereits in der Planungsphase, aber auch während des Baus und Betriebs kommt es zudem häufig zu völlig überdimensionierten Bauvorhaben, die den eigentlichen verkehrlichen Anforderungen an die Trasse nicht gerecht werden. Darüber hinaus leidet der Prozess darunter, dass in den geltenden Richtlinien zahlreiche Einspruchmöglichkeiten für Privatpersonen, staatliche Institutionen oder Umwelt- verbände vorgesehen sind. Zum anderen mangelt es an effizienten Ausgleichverfahren, die oftmals widerstrebenden Interessen der Kommunen in Einklang zu bringen. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass die Realisierung volkswirtschaftlich wünschenswerter Verkehrs- projekte sich über viele Jahre hinziehen kann oder im Extremfall ganz unterbleibt.

In dieser Arbeit soll daher untersucht werden, welche Möglichkeiten es aus theoretischer Sicht gibt, den Planungs- und Umsetzungsprozess überregionaler Verkehrsinfrastruktur anreizkompatibler zu gestalten. Die anfangs angedachte Konzentration auf regionale Straßen- infrastruktur wurde wieder verworfen, da der Großteil der Konflikte doch im Rahmen überregionaler Straßeninfrastruktur auftritt. Neben einer Dar stellung des aktuellen Bereit- stellungsprozesses sollen mögliche alternative Verfahren anhand eines Bewertungsschemas (z. B. im Hinblick auf allokative und Kosteneffizienz, Akzeptanz usw.) untersucht werden. Es soll diskutiert werden, ob Instrumente wie z. B. Straßenbenutzungsgebühren, kommunale Kooperationen oder Versteigerungsverfahren zur Lösung der Problematik herangezogen werden können. Im Focus der Arbeit sollen diejenigen Ausgleichslösungen stehen, die dazu dienen können, die konfligierenden Interessen der Prozessbeteiligten (Planungsbehörden, Anrainer, Autofahrer) beizulegen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Instrument der Schattenmaut gelegt.

(Die Untersuchung wird fortgeführt.)

1.9 Standort-Check Deutschland I/2008 und II/2008

Internationale Spezialstudie „Differenzierte Beschäftigungswirkung der welt- wirtschaftlichen Integration“

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m Bearbeiter: Dr. Sebastian G u n d e l

Dipl.-Volkswirtin Maren L u r w e g Dipl.-Volkswirt Jens O e l g e m ö l l e r

Das Internationale Standort-Ranking (ISR) löste 2004 das zuvor fünf Mal erschienene Internationale Beschäftigungs-Ranking (IBR) ab. Während sich das IBR auf eine Beurteilung der Beschäftigungspolitik beschränkte, untersucht das breiter angelegte Internationale

Standort-Ranking auch den Bereich des wirtschaftlichen Wachstums.

Standortcheck Deutschland I/2008 und II/2008

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Im Zuge der Neugestaltung des ISR war vereinbart worden, die Ergebnisse des Rankings für Deutschland in einem halbjährlichen Turnus fortzuschreiben und unter dem Titel „Standort- Check Deutschland“ zu veröffentlichen. Dabei wird auf Basis der Methodik des ISR geprüft, ob Deutschland bei den wesentlichen Erfolgs- und Aktivitätsgrößen Fortschritte gemacht hat oder weiter zurückgefallen ist. Zusätzlich wird jeweils einem „Brennpunktthema“ besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im „Standort-Check Deutschland I/2008“, welcher im Juni 2008 erschien, war dies der Prozess der Globalisierung mit seinen Auswirkungen auf Export und Wachstum. Im „Standort-Check Deutschland II/2008“, welcher im Dezember des Jahres veröffentlicht wurde, stand der Zusammenhang zwischen Globalisierung und Beschäf- tigungssicherheit im Mittelpunkt der Betrachtung.

Das ISR stellt zunächst die beschäftigungs- und wachstumspolitischen Erfolge von 21 Industrieländern dar, die zum so genannten Erfolgsindex aggregiert werden. Des Weiteren zeigt es die wesentlichen Gründe für das unterschiedliche Abschneiden der einzelnen Länder auf. Grundlage dieser Analyse sind empirische Schätzungen im Rahmen eines kombinierten Längs- und Querschnittsvergleichs (Pool-Schätzung). Dabei wurden 21 Industrieländer im Zeitraum 1985 bis 2008 untersucht. Als signifikante Aktivitätsgrößen des Internationalen Standort-Rankings 2008 erwiesen sich im Einzelnen:

- ein niedriger Anteil an Langzeitarbeitslosen,

- eine Jugendarbeitslosenquote, die die allgemeine Arbeitslosenquote nur wenig über- steigt,

- eine hohe Beschäftigungsquote der älteren Arbeitnehmer (55 bis 64 Jahre), - eine hohe Partizipation erwerbsfähiger Personen am Arbeitsmarkt,

- ein niedriger Staatsanteil am BIP, - eine geringe Staatsverschuldung,

- eine niedrige Grenzbelastung der Löhne mit Steuern und Sozialabgaben, - eine hohe Auslastung des Produktionspotenzials,

- ein hoher Anteil von Investitionen am BIP, - ein hoher Anteil an Teilzeitbeschäftigung, - eine zurückhaltende Lohnentwicklung, - eine niedrige Streikquote,

- ein hoher Anteil der Teilzeitarbeit und - eine moderate Lohnentwicklung.

Diese Aktivitätsgrößen liefern Erklärungsansätze für das unterschiedliche Abschneiden der betrachteten Länder in wachstums- und beschäftigungspolitischer Hinsicht und wurden zum so genannten Aktivitätsindex zusammengefasst. Für jede Einzelgröße bildet der Durchschnitt der jeweils drei besten Staaten den Benchmark, an dem sich die anderen Staaten messen lassen müssen. Die Umrechnung der Originaldaten in Punkte erfolgt mithilfe einer logis- tischen Funktion.

Der (nur theoretisch erreichbare) Höchstpunktwert liegt bei 120 Punkten, der schlechteste Punktwert bei 0 Punkten. Die Punkteskala ist zur besseren Übersichtlichkeit in drei Bereiche eingeteilt: Der grüne Bereich reicht von 120 bis 100 Punkte, der gelbe (Warn-)Bereich von 80 bis 100 Punkte, und der rote (Alarm-)Bereich umfasst alle Punktwerte unter 80. Die Grenzen zwischen den Bereichen (100 bzw. 80 Punkte) entsprechen dabei stets dem Benchmark der drei besten Länder abzüglich der einfachen bzw. doppelten Standardabweichung aller Staaten.

Deutschland erreicht aktuell 67,5 Punkte im Erfolgsindex und liegt damit auf Platz 19 von 21.

Der Punktwert hat sich dabei im Vergleich zum Jahr 2006 (56,7 Punkte) um mehr als zehn Punkte verbessert. Hauptverantwortlich für den positiven Trend ist der Aufschwung am

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Arbeitsmarkt, der durch die maßvolle Lohnpolitik der letzten Jahre begünstigt wurde. Der Erwerbstätigenzuwachs dürfte in Deutschland in diesem Jahr etwa 1,1 Prozent betragen, und die Arbeitslosenquote wird von der OECD auf 7,5 Prozent geschätzt – vergleichbar positive Werte wurden zuletzt in der Aufschwungphase 1999/2000 erreicht.

Im Aktivitätsindex konnte der langjährige Abwärtstrend ebenfalls gestoppt und in einen Aufwärtstrend gewandelt werden. Mit 89,3 Punkten liegt Deutschland hier auf Platz 10 der betrachteten 21 Staaten. Die bessere Positionierung Deutschlands ist allerdings zum Teil darauf zurückzuführen, dass sich andere Länder zuletzt eher ungünstig entwickelt haben. Vor allem Irland hat sich deutlich verschlechtert und seit 2007 drei Plätze verloren, verglichen mit 2006 sind es sogar neun Plätze. Aber auch die USA, Spanien und Finnland mussten

Platzeinbußen hinnehmen, wohingegen Portugal es erstmals wieder in den gelben Bereich geschafft hat. Norwegen konnte sich auf Platz vier verbessern und liegt damit nur noch knapp unter dem grünen Bereich.

Ursächlich für die in der Tendenz positive deutsche Entwicklung ist vor allem die im internationalen Vergleich nach wie vor geringe Jugendarbeitslosigkeit, die vergleichsweise hohe Partizipationsrate und die niedrige Streikquote. Zudem profitiert die Wirtschaft von ihren Anstrengungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren. Die Unternehmen sanierten und rationalisierten ihre Produktion und können nun mit günstigen Lohnstückkosten aufwarten. Während international die Lohnstückkosten anstiegen, blieben sie in Deutschland seit fast zehn Jahren konstant bzw. sanken sogar leicht. Ein vor allem unter demografischen Gesichtspunkten wichtiger Aspekt am deutschen Arbeitsmarkt ist die

Partizipation älterer Arbeitnehmer. Die Beschäftigungsquote der 55 bis 64-jähren ist merklich gestiegen. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung in dieser Altersklasse lag 2007 in Deutschland mit 52 Prozent erstmals über 50 Prozent. Für 2008 wird eine weitere

Steigerung erwartet. Damit konnte Deutschland in dieser Teilgröße des Aktivitätsindexes die hinteren Plätze verlassen und hat eine Mittelfeldposition im gelben Bereich erreicht.

Die insgesamt positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf im internationalen Vergleich gibt. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist weiterhin ein zentrales Problem des deutschen Arbeitsmarktes. Zwar sank auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen dank der zuletzt positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, im Vergleich zu den anderen Ländern des

Standortchecks rangiert Deutschland hier aber dennoch auf dem letzen Platz. Die Aktivierung von Langzeitarbeitslosen sollte daher eine herausragende Rolle in der künftigen

Arbeitsmarktpolitik spielen. Ein wichtiges Element zur Bekämpfung von Langzeit- arbeitslosigkeit und zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sind so genannte „atypische Beschäftigungen“. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren in Deutschland stark

zugenommen. International bewegt sich Deutschland, gemessen am Anteil der Teilzeitarbeit, hier seit Jahren im Mittelfeld. Es ist davon auszugehen, dass mit dem rascheren

Anpassungsbedarf im Zuge der Globalisierung atypische Beschäftigungsverhältnisse weiter an Bedeutung zunehmen werden. Je stärker das Normalarbeitsverhältnis durch Tarifverträge, Kündigungsschutz und andere Einschränkungen der Flexibilität gekennzeichnet ist, desto stärker und rascher dürfte dieser Trend sich durchsetzen.

(Nach erfolgter Veröffentlichung der beiden Standort-Checks im Laufe des Jahres 2008 werden diese 2009 wieder aktualisiert.)

Internationale Spezialstudie „Differenzierte Beschäftigungswirkungen der weltwirt- schaftlichen Integration“

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Die internationale Spezialstudie befasst sich mit der Fragestellung, welche Auswirkungen der Prozess der zunehmenden weltwirtschaftlichen Integration auf die Beschäftigung und die Struktur der Beschäftigung in den OECD-Staaten – und hier insbesondere in Deutschland – hat und welche Schlussfolgerungen hieraus für die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik zu ziehen sind.

Die Offenheit von Volkswirtschaften hat in den letzten Jahrzenten weltweit stark zuge- nommen und auch Länder erreicht, die bisher eher geschlossene Volkswirtschaften waren.

Offenheit ist im engeren Sinne definiert als Öffnung einer Volkswirtschaft für den inter- nationalen Handel. Im weiteren Sinne erfasst Offenheit aber auch die Kapitalmärkte und die Arbeitsmärkte, die sich in den letzten Jahrzehnten ebenfalls immer weiter geöffnet und dadurch die Globalisierung der Weltwirtschaft vorangetrieben haben.

Offenheit hat keinen grundsätzlich negativen Einfluss auf die Beschäftigungssituation in den OECD-Ländern. So lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote in allen betrachteten OECD- Ländern (außer Deutschland) im Jahr 2006 unter der jeweiligen durchschnittlichen

Arbeitslosenquote der Jahre 1994 bis 2004. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass in diesem Zeitraum der Offenheitsgrad der Volkswirtschaften zum Teil stark zugenommen hat, ist dies ein Ergebnis, welches die These der Vorteilhaftigkeit einer verstärkten Integration in die Weltwirtschaft unterstützt. Es gilt aber auch, dass die qualifikationsspezifischen Arbeits- losenquoten stark voneinander abweichen: Personen mit geringer Qualifikation wiesen im Jahr 2005 deutlich höhere Arbeitslosenquoten auf als Personen mit mittlerer Qualifikation, und diese wiederum höhere als Personen mit hoher Qualifikation. Geringqualifizierte

scheinen im Zuge des Globalisierungsprozesses also einem höheren Arbeitslosigkeitsrisiko zu unterliegen. Der Trend zur Höherqualifizierung ist in den hoch entwickelten Industriestaaten auch deutlich spürbar.

Zwei Hauptbestimmungsgründe für die veränderte Struktur der Arbeitsnachfrage können benannt werden: technologischer Wandel und Handel. Computertechnologie ersetzt bestimmte Tätigkeiten – solche, die sich in Regeln ausdrücken lassen und damit program- mierbar sind –, jedoch nicht ganze Berufe. Technischer Fortschritt führt folglich dazu, dass Berufe heute weit komplexere Fertigkeiten verlangen als noch Ende der 1970er Jahre. Der Prozess der zunehmenden weltwirtschaftlichen Integration führt hingegen zu Verschiebungen zwischen Berufen bzw. zwischen Industriezweigen: Die Produktion derjenigen Güter, bei denen die ökonomisch meist weniger entwickelten Nicht-OECD-Länder einen komparativen Vorteil besitzen, wird vom Inland ins Ausland verlagert. Während sich dieser Prozess in den 1980er und 1990er Jahren auf das produzierende und verarbeitende Gewerbe konzentrierte, ist nun verstärkt die Dienstleistungsbranche betroffen. Waren zunächst nur die so genannten blue-collar jobs von internationalem Outsourcing bedroht, so belegen aktuelle Zahlen den Trend zum verstärkten Offshoring von white-collar jobs. Es zeigt sich die enge Verzahnung der beiden Argumentationsstränge: Handel und technischer Fortschritt sind zwei Bestim- mungsgründe für Veränderungen in der Struktur der Arbeitsnachfrag e, die sich ergänzen:

Routinisierbare Jobs sind unter Umständen erste Kandidaten für Verlagerungen ins Ausland.

Als wirtschaftspolitisch strategische Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Bewährung im globalen Wettbewerb kommt vier Bereichen besondere Bedeutung zu:

1. Der Staat und die staatlichen Institutionen können über Gesetzgebung, Verwaltung- und Infrastrukturbereitstellung Einfluss auf die Dynamik einer Volkswirtschaft nehmen.

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2. Die internationalen Märkte für Güter und Dienstleistungen können nur genutzt werden, wenn auch im Inland ausländische Wettbewerber zugelassen werden.

3. Offene Kapitalmärkte sind Voraussetzung für den Zufluss ausländischen Investitions- kapitals und für eine schnelle Anpassung an wirtschaftliche Veränderungen.

4. Der Arbeitsmarkt muss angesichts der Herausforderungen durch den Globali- sierungsprozess flexibel sein. Gleichzeitig muss er aber auch eine soziale Bewältigung des Strukturwandels gewährleisten.

(Auftraggeber: Bertelsmann Stiftung, Gütersloh. Die Untersuchung wird fortgeführt.) 1.10 Entwicklung und laufende Berechnung eines Zufriedenheitsindikators für

Deutschland

Projektleiter: Prof. Dr. Ulrich van S u n t u m Prof. Dr. Aloys P r i n z

Bearbeiter: Dipl.-Volkswirtin Nicole U h d e

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als umfassendster Maßstab für die Wirtschaftsleistung eines Landes, ist jedoch für die Messung von Wohlstand in einem umfassenderen Sinne unzureichend. Es enthält beispielsweise keine nicht-marktmäßig erfassten Leistungen, wie sie etwa in den Familien (Kindererziehung, Pflege, Haushaltsführung), in der Schattenwirtschaft oder in Sportvereinen erbracht werden. Zudem gehen nicht-materielle Komponenten wie Gesundheit, Lebenserwartung, Zufriedenheit, Sicherheit, Umweltqualität etc. nicht in das BIP ein, obwohl sie für die Zufriedenheit der Bevölkerung mindestens ebenso wichtig wie das Einkommen sein dürften.

Überlegungen zu Ergänzungen des BIP mittels Glücks- und Zufriedenheitsindikatoren sind für die Volkswirtschaftslehre nicht neu. In den 70er Jahren wurde von Tobin, Nordhaus u. a.

versucht, das BIP um sogenannte Sozialindikatoren zu einem „Measure of Economic Welfare (MEW)“ zu erweitern. In verschiedenen Ländern entstanden nationale Indices für das

wirtschaftliche Wohlergehen, die teilweise sogar von den Regierungen in Auftrag gegeben wurden, um einen besseren Indikator für die Zufriedenheit der Wähler zu haben. Beispiele dafür sind der Measure of Domestic Progress (MDP) in Großbritannien, der ebenfalls von der New Economics Foundation berechnet wird, der „Genuine Progress Indicator (GPI)“ in den USA, der Economic Living Standard Index (ELSI)“ in Neuseeland und der National

Wellbeing Index in Australien.

Für Deutschland liegt bisher noch kein solcher Wohlergehensindex vor. Das Ziel des Projektes besteht darin, diese Lücke zu schließen. Dazu soll ein ökonometrisch fundierter Zufriedenheitsindex entwickelt und laufend berechnet und publiziert werden. Dieser soll ca.

zehn bis zwölf Einzelgrößen enthalten, welche einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Zufriedenheit der deutschen Bevölkerung haben. Der Index soll für verschiedene Bevölke- rungsgruppen getrennt berechnet werden, wobei je nach den ökonometrischen Möglichkeiten beispielsweise nach Geschlecht, Alter, Einkommen, Erwerbsstatus sowie Ost- bzw. West- deutschland zu differenzieren ist.

Methodisches Vorgehen:

Für die Berechnung eines umfassenden Wohlergehensindikators „Glücks-BIP“ kommt es vor allem auf eine gesicherte theoretische und empirische Fundierung an. Es muss mit Hilfe fundierter ökonometrischer Methoden nachgewiesen werden, dass und wie stark jeweils die entsprechenden Teilkomponenten das Glücksempfinden der Menschen beeinflussen.

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Die Ergebnisse der internationalen Glücksforschung können hier ein erster Ansatzpunkt sein, lassen sich aber nicht einfach auf Deutschland übertragen, zumal sie zu teilweise widersprüchlichen Ergebnissen kommen. Für Deutschland stehen jedoch umfangreiche geeignete Datensätze zur Verfügung, beispielsweise aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) des DIW sowie aus dem Eurobarometer der Europäischen Kommission, welches auch eine Frage zur Lebenszufriedenheit enthält. Auf dieser Basis sollen Zusammenhänge der Beantwortung dieser Frage mit anderen Faktoren wie etwa der Arbeitslosigkeit, der Inflationsrate, der Gesundheit oder der Einkommensverteilung untersucht werden.

Signifikante Einflussfaktoren sollen entsprechend gewichtet in den Zufriedenheitsindex eingehen, wobei für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ggfs. abweichende Indices zu bilden sind (s. o.).

Die Beantwortung der Zufriedenheitsfrage hängt auch von sehr persönlichen Einflussfaktoren wie der Gesundheit, den familiären Verhältnissen und dem Erwerbsstatus ab. Zudem zeigen empirische Untersuchungen, dass auch der Wohnort und das Alter eine entscheidende Rolle spielen können. Um den gesuchten Einfluss gesamtwirtschaftlich und politisch beeinfluss- barer Variablen herauszufiltern, muss deshalb für die persönlichen Einflussfaktoren kontrolliert werden.

Die letztlich identifizierten Erklärungsfaktoren für die Zufriedenheit müssen operationalisiert, gewichtet und auf ihre Plausibilität überprüft werden. Sie sollen möglichst zeitnah,

zuverlässig und regelmäßig verfügbar sein, um den Index aktuell fortschreiben zu können.

(Die Untersuchung wird fortgeführt.)

1.11 Auswirkungen der Globalisierung auf Güter- und Faktormärkte – Eine empirische Analyse

Bearbeiter: Dr. Sebastian G u n d e l

a) “Declining Export Prices due to Increased Competition from NIC - Evidence from Germany and the CEEC”

In diesem Aufsatz wird die Entwicklung der Exportpreise des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Lichte des weltweiten Wettbewerbs empirisch untersucht. Hintergrund der Untersuchung ist die Vermutung, dass sich im Zuge der Globalisierung Wettbewerbsvorteile im Handel auflösen können. Dazu kann es kommen, wenn Schwellenländer in die Produktion der Produkte eintreten, die eine entwickelte Volkswirtschaft auf den Weltmärkten

hauptsächlich absetzen möchte. Durch die günstigeren Faktorkosten der Schwellenländer kann es zu einem Preisdruck auf die Exportpreise des Industrielands kommen.

In dem Aufsatz wird diese Situation für Deutschland und die aufstrebenden Länder

Osteuropas Tschechische Republik, Ungarn und Polen untersucht. Es wird ein Exportmarkt, bestehend aus den 21 wichtigsten Anbietern und Nachfragern von Produkten des

Verarbeitenden Gewerbes, gebildet. Für diesen wird mittels eines Fehlerkorrekturmodells die Exportnachfrage und das Exportangebot Deutschlands geschätzt. Der Vorteil des Fehler- korrekturmodells liegt darin, dass man in Form des Exportangebots als auch der Export-

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nachfrage langfristige Kointegrationsbeziehungen identifizieren kann, gleichzeitig aber auch kurzfristigen Anpassungsreaktionen Rechnung tragen kann. Die Untersuchung zeigt, dass durch den starken Anstieg der Weltexportanteil der drei osteuropäischen Staaten die Exportpreise Deutschlands unter Druck geraten. Das Bild erhärtet sich insofern, als die deutschen Exportpreise weniger stark steigen als die Weltexportpreise. Da die Mengen- anpassungen der deutschen Exporte gering ausfallen, geben die Preisreaktionen Hinweise auf ein „pricing to market“ deutscher Exporteure.

(Veröffentlicht in: CeGE-Discussion Paper No. 63, April 2007.)

b) „Ist die Kritik an internationalen Standortrankings berechtigt?“

(zusammen mit Ulrich van Suntum)

Dieser Aufsatz ist eine Reaktion auf die aufkommende Kritik an der Aussagekraft von internationalen Rankings. Ein vom Bundesfinanzministerium in Auftrag gegebenes Gut- achten, „Länder-Rankings und internationale Wettbewerbsfähigkeit – eine kritische Analyse“, des IWH-Institut für Wirtschaftsforschung Halle kritisiert die Rankings des World Economic Forum (WEF), des International Institute for Management Development (IMD) und der Bertelsmann Stiftung. Der Aufsatz widerlegt die zum Teil vernichtende Kritik der Studie. Es zeigt sich, dass die drei Rankings Unterschiedliches messen und zeigen wollen und in- folgedessen nicht ohne weiteres zu vergleichen sind. Berücksichtigt man die

unterschiedlichen Untersuchungsziele der Rankings, kann man feststellen, dass sie in ihrer Beurteilung einzelner Volkswirtschaften zu ähnlichen Einschätzungen und Platzierungen kommen. Ferner kann gezeigt werden, dass die Kritik in vielen Punkten opportunistisch angelegt ist und folglich einfach widerlegt werden kann, indem die theoretischen Hintergründe und Berechnungsmethoden der validen Rankings gezeigt werden.

(Veröffentlicht in: Wirtschaftsdienst, 87. Jg., Heft 7, Juli 2007, S. 473-479.)

c) „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert - Mindestlohn oder Kombilohn - Wie lässt sich ein existenzsicherndes Einkommen erreichen?“

(zusammen mit Ulrich van Suntum)

Dieser Aufsatz zeigt Möglichkeiten auf, wie in Deutschland ein existenzsicherndes Ein- kommen erreicht werden kann. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund einer zwar

rückläufigen, aber dennoch hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland von Bedeutung. Vor allem Geringqualifzierte sind von Arbeitslosigkeit betroffen, die oftmals langfristig ist, und

profitieren kaum vom Aufschwung. Daher werden in dem Aufsatz zwei unterschiedliche Instrumente kritisch untersucht, die immer wieder als Lösung für die Probleme vorgebracht werden, die Idee des Kombilohns und des Mindestlohns.

(Veröffentlicht in: Kirche und Gesellschaft, Nr. 342, August 2007.)

d) „Wie gut sind Immigranten in den deutschen Arbeitsmarkt integriert? Löhne von Immigranten und Deutschen im Vergleich“

(zusammen mit Heiko Peters)

Der demographische Wandel und der Fachkräftemangel werden oftmals als die Probleme für das zukünftige Wachstum Deutschlands diskutiert. Dabei spielt vor allem das Thema

Immigration eine immer bedeutendere Rolle, weil dadurch das Erwerbspersonenpotential

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vergrößert werden kann. Dieser Aufsatz untersucht empirisch, wie sich die wirtschaftliche Assimilation der Immigranten in den letzen Jahren dargestellt hat. Dabei wird in dem Aufsatz der Heterogenität der Immigranten insofern Rechnung getragen, als dass sie in Immigranten aus Hochlohnländern, aus Niedriglohnländern, aus der Türkei und in Spätaussiedler unterteilt werden. Beim Schätzen einer Lohngleichung kann man feststellen, dass die Immigranten aus den Hochlohnländern ihren anfänglichen negativen Lohnunterschied gegenüber Deutschen innerhalb von drei Jahren aufholen können, wohingegen Spätaussiedler diesen erst nach 20 Jahren aufholen. Die anderen Immigranten schaffen es nicht, sich zu assimilieren. Der Aufsatz versucht im Weiteren, Erklärungen für diese Entwicklung zu finden.

(Veröffentlicht in: CAWM-Beiträge zur angewandten Wirtschaftsforschung, Nr. 21, Münster, November 2007.)

e) “Assimilation and Cohort Effects for German Immigrants”

(zusammen mit Heiko Peters)

In diesem Aufsatz wird aus Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) eine

Lohngleichung geschätzt, die Deutsche und Immigranten vergleicht. Es stellt sich heraus, dass die Lohnunterschiede deutlich, aber vor allem in den Einwanderungskohorten von 1960 bis 2000 auch stark gestiegen sind. Das deutet auf eine qualitative Verschlechterung der

immigrierten Arbeitskräfte hin. Vor allem konnte aber gezeigt werden, dass die Immigranten den Lohnunterschied kaum aufholen können. Nur den Immigranten, die vor 1986

eingewandert sind, gelingt es, wie in anderen Ländern (vgl. USA und Kanada), ihren Lohn- unterschied gegenüber Deutschen abzubauen.

(Veröffentlicht in: SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, No. 64, Berlin, November 2007.)

1.12 Dogmengeschichtliche Entwicklung der Kaufkrafttheorie der Löhne

Bearbeiterin: Dipl.-Volkswirtin Maren L u r w e g

Die Kernidee der Kaufkrafttheorie der Löhne ist recht eingängig: Ihre Befürworter argumentieren, dass gerade in wirtschaftlichen Schwächeperioden die Tarifpolitik einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Situation zu leisten habe.

Eine Zunahme des tariflichen Stundenlohnsatzes (bisweilen wird auch mit dem realen Stundenlohn argumentiert) führe zu einem Anstieg der Lohnsumme, in der Folge steige die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage und mit ihr die gesamte Inlandsnachfrage. Dies erhöhe die Kapazitätsauslastung der Unternehmen und beeinflusse damit deren Investitionstätigkeit positiv. Unmittelbare Folge der steigenden Konsum- und Investitionsnachfrage sei ein Anstieg der Beschäftigung, der sich wiederum positiv auf die Lohnsumme auswirke und damit aufs Neue die Konsumnachfrage stimuliere. Dieser Multiplikatorprozess impliziere eine andauernde spiralförmige Aufwärtsbewegung, die wirtschaftlichen Fortschritt erst

ermögliche.

Doch auch wenn diese Theorie – nicht immer in genau dieser Form skizziert, jedoch immer mit der Kernaussage, dass Lohnerhöhungen die Massenkaufkraft stärkten und auf diese Weise Konsumnachfrage und Beschäftigung positiv beeinflussten – das 20. Jahrhundert überlebt hat

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