E. Scheer / M. Fuchs
Sommersemester 2004
Inhaltsverzeichnis
4 Hydrodynamik 7
4.0 Erinnerung Thermodynamik . . . . 7
4.1 Elementarbeispiel: Ohmsches Gesetz . . . . 9
4.2 W¨ armeleitung in Festk¨ orpern . . . . 12
4.2.1 W¨ armeleitf¨ ahigkeit . . . . 12
4.2.2 Diskussion der Diffusionsgleichung . . . . 14
4.3 Teilchendiffusion und Brownsche Bewegung . . . . 16
4.3.1 Ficksches Gesetz . . . . 16
4.4 Barometrische H¨ ohenformel und hydrostatischer Druck . . . . 17
4.5 Stokessche Reibung oder viskose Reibung . . . . 20
4.5.1 Die Viskosit¨ at . . . . 20
4.6 Konvektion . . . . 24
4.6.1 Massenerhaltung . . . . 24
4.6.2 Impulskonvektion . . . . 25
4.7 Die Navier Stokes Gleichungen . . . . 25
4.8 Ideale Fl¨ ussigkeiten und Bernoulli Gleichung . . . . 26
4.9 Anwendungen . . . . 27
4.9.1 Einfache station¨ are laminare Str¨ omungen . . . . 27
4.9.2 Die Reynoldszahl . . . . 30
4.9.3 Widerstandsbeiwert einer Kugel . . . . 30
4.10 Lineares elastisches Verhalten isotroper Festk¨ orper . . . . 32
4.10.1 Verzerrungstensor und Spannungstensor . . . . 32
4.10.2 Das Hookesche Gesetz . . . . 38
4.10.3 Elastostatik . . . . 39
4.10.4 Schallwellen . . . . 41
5 Atom– und Quantenphysik 43 5.0 Einf¨ uhrung . . . . 43
5.1 Das Atom, seine Bausteine und ihre Wechselwirkungen . . . . 44
5.1.1 Das Atom . . . . 44
5.1.2 Das Elektron . . . . 49
5.1.3 Massenspektrometrie . . . . 51
5.1.4 Isotopie . . . . 58
5.1.5 Streuexperimente . . . . 58
3
5.1.6 Schwarzk¨ orperstrahlung und Plancksches Strahlungsgesetz . . . . . 68
5.1.7 Das Photon, der Photoeffekt . . . . 75
5.1.8 Der Compton–Effekt . . . . 79
5.1.9 Elektronenbeugung . . . . 84
5.2 Welle-Teilchen–Dualisus . . . . 88
5.2.1 Interferenzexperimente mit Teilchen und Wellen . . . . 88
5.2.2 Wellenpakete und Heisenbergsche Unsch¨ arferelation . . . . 88
5.3 Die Schr¨ odinger (Wellen–)Gleichung . . . . 94
5.3.1 Wellenfunktion und ihre Wahrscheinlichkeitsinterpretation . . . . . 94
5.3.2 Schr¨ odinger–Gleichung f¨ ur freies Teilchen, ebene Wellen und Wel- lenpakete . . . . 95
5.3.3 Impulsverteilung, Impulsoperatur und Impulserwartungswert . . . . 98
5.3.4 Observablen, Skalarprodukte und Operatoren . . . 103
5.3.5 Korrespondenzprinzip und Schr¨ odingergleichung II . . . 107
5.4 Eindimensionale Probleme . . . 122
5.4.1 Gebundene Zust¨ ande im unendlich hohen Potentialtopf . . . 123
5.4.2 Potentialstufe . . . 125
5.4.3 Tuneleffekt am Potentialwall . . . 128
5.4.4 Der harmonische Oszillator . . . 141
5.4.5 Zusammenfassung der eindimensionalen Schr¨ odingergleichung . . . 149
5.5 Mathematisches Ger¨ ust der Quantenmechanik . . . 150
5.5.1 Hilbertraum der Quantenzust¨ ande . . . 150
5.5.2 Operatoren . . . 157
5.5.3 Uneigentliche Elemente des Hilbertraum . . . 160
5.5.4 Spektralzerlegung und Observablen . . . 161
5.5.5 Darstellung der Schr¨ odinger–Gleichung . . . 162
5.5.6 Quantenmechanische Zeitentwicklung und Bilder . . . 165
5.5.7 Quantenmechanische Messprozesse und Wahrscheinlichkeitsinterpre- tation . . . 167
5.6 Drehimpuls und Bewegung im Zentralfeld . . . 171
5.6.1 Symmetrien und ihre Erzeugenden . . . 171
5.6.2 Eigenwerte von J ~ . . . 174
5.7 Das Wasserstoffatom . . . 180
5.7.1 Grundlegende Experimente . . . 180
5.7.2 Quantenmechanik des H–Atoms . . . 185
5.8 Magnetische Momente . . . 192
5.8.1 Magnetisches Moment eines Kreisstroms . . . 193
5.8.2 Bahnmoment im ¨ außeren Magnetfeld . . . 194
5.8.3 Abstrahlung . . . 195
5.8.4 Atome im Magnetfeld (ohne Spin), Zeeman–Effekt . . . 198
5.9 Der Elektronenspin . . . 200
5.9.1 Das Stern–Gerlach–Experiment (1922) . . . 200
5.9.2 Eigenschaften des Spins . . . 201
5.9.3 Messung des gyromagnetischen Verh¨ altnisses . . . 204
5.9.4 Einfluss des Spins auf Energieniveaus des H–Atoms . . . 206
5.10 Weitere Effekte auf Energieniveaus des H–Atoms . . . 214
5.10.1 Lambschift, Quantenelektrodendynamik . . . 214
5.10.2 Die Hyperfeinstruktur . . . 214
5.10.3 Weitere Kerneigenschaften . . . 215
5.11 Station¨ are St¨ orungstheorie . . . 216
5.11.1 Motivation . . . 216
5.11.2 St¨ orungstheorie f¨ ur nicht–entartete Niveaus . . . 216
5.11.3 St¨ orungstheorie f¨ ur entartete Niveaus . . . 218
5.11.4 Beispiel . . . 219
5.12 Mehrelektronensysteme und Periodensystem . . . 220
5.12.1 Identische Teilchen, Pauliprinzip . . . 220
5.12.2 Das Heliumatom . . . 225
5.12.3 Alkaliatome . . . 229
5.12.4 Das Schalenmodell . . . 231
5.12.5 Periodensystem der Elemente . . . 233
Kapitel 4
Hydrodynamik
... und Mechanik deformierbarer Medien.
4.0 Erinnerung Thermodynamik
• E, S, V, n, Q, . . .
Die Energie E eines thermodynamischen Systems h¨ angt ab von (weni- gen) makroskopischen Mengengr¨ oßen: V (Volumen), n i (Teilchenzahl der Species i), Q (Ladung), S (Entropie),. . .
• Gleichgewichtszust¨ ande und Dissipation werden im 2. Hauptsatz charakterisiert:
” Es gibt eine extensive Funktion, die Entropie S = S(E, V, n i , Q, . . .), die monoton mit E w¨ achst und bei einem adiabatischen Prozess von Zustand A nach Zustand B die Gleichung S B − S A ≥ 0 erf¨ ullt.“
Bei irreversiblen, dissipativen Prozessen gilt S B − S A > 0; diese Prozesse sind nicht umkehrbar.
• (Siehe §3.2.4)
Zwei Subsysteme, die eine Mengengr¨ oße austauschen k¨ onnen, tun dies solange, bis die zugeh¨ orige intensive Variable (ξ) (konjugierte Variable) in beiden Subsy- stemen gleich ist.
7
Beispiel 4.0.1 (Elektrischer Stromkreis).
Zwei Kondensatoren, deren Energien durch E 1 = E 1 (Q 1 ), E 2 = E 2 (Q 2 ) gegeben sind, werden durch einen Draht mit dem Wider- stand R verbunden, so dass eine Ladung Q fließt, solange bis das Potential die Gleichung U 1 = U 2 erf¨ ullt.
Das bedeutet formal: Die Gibbsche Fundamentalform (GFF) f¨ ur den Kondensator lautet
dE = T dS + U dQ und der zeitlichen Energieenthaltung entspricht
dE
dt = P = U · I = U · dQ dt
(P Leistung, I elektrischer Strom, dQ dt Anderung der extensiven Variablen ¨ Q) Die verbundenen Kondensatoren tauschen (nur) Ladung aus. Daher gilt
δQ = δQ 1 + δQ 2 = 0 und
δS = δS 1 + δS 2 = ∂S 1 (E 1 , Q 1 )
∂Q 1 δQ 1 + ∂S 2 (E 2 , Q 2 )
∂Q 2 (−δQ 1 ) + O(δQ 2 1 ) mit der GFF:
∂S i (E i , Q i )
∂Q i = − U i T i (bei T 1 = T 2 = T im Gleichgewichtszustand nach §3.2.4)
δS = − 1
T (U 1 − U 2 )δQ 1 + O(δQ 2 )
Laut dem zweiten Hauptsatz muss die Entropie im Gleichgewichtszustand maximal sein, also muss δS < 0 sein, und da δQ 1 ≶ 0 ist, muss im Gleichgewicht gelten: U 1 = U 2 . Bemerkung 4.0.2.
Aus dem zweiten Hauptsatz folgen auch Aussagen ¨ uber Terme mit δQ 2 .
• Ausblick: Hydrodynamik:
Die ” Hydrodynamik“ (im allgemeinen Sinne) beschreibt die zeitabh¨ angigen (dissipa- tiven) Ausgleichsprozesse der thermodynamischen Variablen. (Wenn z.B. U 1 6= U 2 ).
Wie die Thermodynamik arbeitet auch die Hydrodynamik mit wenigen makroskopi-
schen Variablen (E, S, n, Q), T, p(Druck), µ(chemisches Potential), die aber r¨ aumlich
und zeitlich nicht konstant sind, sondern durch reversible und irreversible Prozesse
variieren.
4.1 Elementarbeispiel: Ohmsches Gesetz
Fortsetzung des Beispiels:
Beispiel 4.1.1.
Fragen: Wie fließt Strom?
Wie sind U , I und Q verkn¨ upft?
(Bekannt: Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt: U = const. und I = dQ dt = 0) Vereinfachte Situation: Betrachte ein Leiterst¨ uck
mit unterschiedlicher Spannung an beiden Enden.
Strom:
I = dQ dt = 1
R ∆U mit ∆U = U 2 − U 1 > 0, R Widerstand.
Diese Gleichung ist ein empirischer Befund f¨ ur viele Leiter und kann als Taylorentwicklung um I = 0 f¨ ur ∆U = 0 verstanden werden.
• Der Zusammenhang zur Thermodynamik wird durch die Entropieproduktionsrate hergestellt (Annahme: Experiment bei T = const.)
Mit δQ 1 = I dt (Erh¨ ohung der Ladung Q 1 durch Strom I von U 2 nach U 1 ) und δS = dS
dt dt aus
δS = − 1
T (U 1 − U 2 )δQ 1 + O(δQ 2 1 ) folgt:
T dS
dt = −U 1 I + U 2 I = ∆U · I (Joulsches Gesetz)
Die bei der Bewegung der Ladungen freiwerdende Energie (∼ Q·∆U ) wird dissipiert (geht also in Entropie
” W¨ arme“ ¨ uber); dies passiert im Widerstand (also R = 0 ⇔ keine Dissipation). Mit dem Ohmschen Gesetz:
T dS
dt = (∆U ) 2
R = R · I 2 ; (→ 0 f¨ ur R → 0)
Aus dem zweiten Huptsatz folgt also R ≥ 0 f¨ ur alle ohmschen Leiter, da die Entro- pie sich bei irreversiblen
” Relaxationen“ ins Gleichgewicht erh¨ ohen muss.
Bemerkung 4.1.2.
• Das Ohmsche Gesetz ist nur ein einfachster (linearer) Ansatz f¨ ur den schwierigen Leitertransport inMaterialien.
• Die Hydrodynamik verallgemeinert dieses Beispiel, indem nicht makroskopische Ob- jekte betrachtet werden, sondern jedes Material in Untervolumina zerlegt wird.
Diese Subsysteme sind jedes einzeln be- trachtet im Gleichgewicht. Ihre Positionen sind mit Ortsvektoren bezeichnet; die ther- modynamischen Variablen sind innerhalb eines Subvolumens konstant. Die Hydro- dynamik beschreibt die zeitliche und r¨ aum- liche Variation zwischen den Subvolumina.
Ladungsdichte ρ = V Q
∗
= Ladung pro Volumen ρ(~ r, t) 6= const.
Stromdichte ~j = Strom pro Fl¨ ˆ ache.
Der Widerstand R variiert f¨ ur homogene Leiter gem¨ aß
R = L Aσ
mit der Geometrie des Leiters (L L¨ ange, A Querschnittsfl¨ ache, σ Leitf¨ ahigkeit)
Die Spannung f¨ allt linear ab, so dass die Feldst¨ arke E(x) konstant ist entlang des Drahts. E(x) = E = ∆U L .
Der Strom I ergibt sich aus der Stromdichte I = j · A und damit folgt:
j · A = I = ∆U
R = Aσ L · ∆U
⇒ ~j = σ · E ~
Die Materialgleichung eines ohmschen Leiters (vektoriell verallgemeinert)
Dieser Zusammenhang ist ebenfalls nur empirisch beg¨ undet.
Die Rate der Entropieproduktion pro Volumen s = S
V (Entropiedichte) ergibt sich damit analog
T dS dt = T
Z
V
Leiterd 3 r ds st =
Z
V
d 3 r ~j · E ~ (mit dem Jouleschen Gesetz)
ohm = Z
V
d 3 rσE 2 2. HS = ⇒ σ ≥ 0 Damit ist die Dissipation im Beispiel diskutiert.
Wir brauchen noch weitere Gleichungen mit ~j, E. ~
Mit den Maxwell–Gleichungen und dem Ohmschen Gesetz ist eine hydrodynamische Be- schreibung des Ladungstransports m¨ oglich.
Da:
Maxwell–Gleichungen:
∇ · E ~ (C) = ρ ε 0
∇ × B ~ (M = ) µ 0 · ~j + 1 c 2
~ ˙ E Damit
∇(M ) 0 = µ 0 ∇ · ~j + 1
c 2 ∇ · E ~ ˙ (C) = µ 0 ∇ · ~j + 1 c 2 ε 0 ρ ˙
⇒ ρ ˙ + ∇ · ~j = 0 (4.1)
(differentielle) Ladungserhaltungsgleichung.
(4.1) zeigt die Ladungserhaltung, da das Integral ¨ uber ein konstan- tes Volumen V ergibt (∂V die Oberfl¨ ache von V ):
d dt
Z
V
d 3 r ρ(~ r, t) = Z
V
d 3 r ∂
∂t ρ(~ r, t) (ohne Konvektion)
(4.1)
= − Z
V
d 3 r ~ ∇ · ~j Gauss = − I
∂V
d~ o · ~j
Diese Gleichung beschreibt die zeitliche ¨ Anderung der Gesamtladung in V ; sie ist gegeben
durch den Ladungsfluss durch die Oberfl¨ ache des Volumens V . In diesem Sinn ist die
Ladung eine Erhaltungsgr¨ oße.
Ohm und (C):
ρ = ε 0 ∇ · E ~
ohm ⇒ σρ = ε 0 ∇ ~j (4.1) addieren ergibt:
ε 0 ρ ˙ + σρ = 0 (4.2)
Also: Ladungserhaltung und ohmsche Gleichung (
” konstituierende Gleichung“) zusammen mit Coulombgesetz ergeben ein geschlossenes Gleichungssystem.
” Das ist eine erste Hydrodynamik.“
Die Gleichung (4.2) beschreibt die Relaxation der freien Ladungen im Ohmschen Leiter mit exponentiellem Zerfall, weil
ρ(t) ∼ exp
− σ ε 0 t
t→∞
−→ 0 Damit also
E(t → ∞) → 0 und j (t → ∞) → 0 das System ins Thermodynamische Gleichgewicht kommt.
” Lange Zeit“ bedeutet hier t ε σ
0≈ 10 −19 s f¨ ur ein typisches Metall.
4.2 W¨ armeleitung in Festk¨ orpern
4.2.1 W¨ armeleitf¨ ahigkeit
In einem Festk¨ orper ist im thermodynamischen Gleichgewicht die Temperatur konstant.
Wenn eine Stange bei x = 0 auf T 2 erhitzt und bei x = L auf T 1 (T 1 < T 2 ) abgek¨ uhlt wird, tritt ein Energiestrom auf, der (zusammen mit Entropie) vom heißen zum k¨ alteren Bereich fließt, um den Temperaturunterschied auszuglei- chen.
Durch d¨ unne Scheibe zwischen x und x+dx fließt Energiestrom proportional zum Temperaturunterschied.
j E = −λ ∂T
∂x = lim
dx→0
T (x + dx) − T (x)
dx (−λ)
(λ die W¨ armeleitf¨ ahigkeit) In Vektorschreibweise:
~j E (~ r, t) = −λ∇T (~ r, t) (4.3) (Fouriersches Gesetz)
(Oft steht statt ~j E ~j Q :
” W¨ armestrom“ δQ = T dS.)
Der lineare Ansatz ist ein empirischer Befund und entspricht dem Ohmschen Gesetz.
Taylor–Entwicklung um thermodynamisches Gleichgewicht (T = const. und ~j E = 0) Ne- gatives Vorzeichen weil Energie vom w¨ armeren Bereich zum k¨ alteren fließt.
Das Fouriersche Gesetz beschreibt die dissipative Kopplung (d.h. Strom einer Mengen- gr¨ oße verkn¨ upft mit Gradient der zugeh¨ origen intensiven Gr¨ oße) und muss mit den
” rever- siblen“ Kopplungen der thermodynamischen Variablen (genauer: Dichten) vervollst¨ andigt werden.
Gibbssche Fundamentalform:
dE = T dS (V , n, p etc. sei vernachl¨ assigt. . . )
Zu den extensiven Variablen geh¨ oren die Dichten e = E
V Energiedichte s = S
V Entropiedichte Ausschnitt des W¨ armeleiters:
e und s sind in kleinen Volumina V ∗ konstant, variieren aber von V ∗ zu V ∗ . Daher wird in V ∗ Thermodynamik angenommen, im großen Volumen aber nicht.
Beispiel 4.2.1 (Ein W¨ urfel Luft).
mit Kantenl¨ ange L ≈ 10 −3 mm, so dass V ∗ = L 3 enth¨ alt ca. 3 · 10 7 Molek¨ ule. Diese große Teilchenzahl rechtfertigt einen thermodynamischen Ansatz.
Wobei:
e(~ r, t) und s(~ r, t) undT (~ r, t) Also:
de = T ds (4.4)
Beobachtung: Energie ist auch hier eine Erhaltungsgr¨ oße und deshalb gilt:
∂ t e + ∇~j E = 0 (4.5)
Die Argumentation ist dieselbe wie bei der Ladung in §4.1, ~j E bezeichnet die Energie- stromdichte, den Fluss von Energie.
Aus (4.5):
∂e
∂t
(4.4)
= T ∂s
∂t
Thermod.
= L · ∂T
∂t mit L = ρc molare W¨ armekapazit¨ at.
⇒ T ∂s
∂t = ρc ∂T
∂t
(4.5)
= −∇ ~j E (4.3) = λ∇ 2 T
⇔ ∂ t T − D T ∇ 2 T = 0
wobei D T = cρ λ der W¨ armediffusionskoeffizient. Dies ist die Fouriersche oder W¨ arme- diffusionsgleichung.
Zweiter Hauptsatz:
∂s
∂t
(4.5),(4.3)
= − 1
T ∇~j E = −∇
1 T ~j E
− 1
T 2 ~j E · ∇T
⇒ ∂s
∂t + ∇ · ~j s = − 1
T 2 ~j E · ∇T
∂s
∂t : zeitliche Entropie¨ anderung, ~j s = T 1 ~j E die Entropiestromdichte.
∂ t s + ∇ ~j s = 0
w¨ urde gelten, genau wenn die Entropie erhalten w¨ are (z.B. in einem reversiblen, dissipa- tionslosen Prozess). Der Term auf der rechten Seite beschreibt also die Entropieprodukti- onsrate Σ = T λ
2(∇T ) 2 f¨ ur λ > 0 nach Fourier und erf¨ ullt den zweiten Hauptsatz, dass bei einem dissipativen Prozess die Entropie zunimmt.
4.2.2 Diskussion der Diffusionsgleichung
∂ t a(~ r, t) = D∇ 2 a(~ r, t) (t > 0), a Dichte, D Diffusionskoeffizient.
Sie beschreibt die Ver¨ anderung einer Dichte a einer Gr¨ oße, die erhalten ist (∂ t a + ∇ ~j a = 0) und deren Strom zu einem Ausgleich von Unterschieden in a f¨ uhrt, ~j a ∼ −∇a (typischer- weise).
Eine wichtige L¨ osung ist:
a ∗ (~ r, t) = (4πDt) −
32e −
r2 4Dt
Diese
” Gaußglocke“ erf¨ ullt:
Z
d 3 ra(~ r, t) ≡ 1
f¨ ur t → 0 wird sie immer h¨ oher in einem immer kleiner werdenden Bereich um r = 0.
a ∗ beschreibt das
” diffusive“ Auseinanderlaufen einer bei t = 0 auf ~ r = 0 konzentrierten
Menge von Stoff A (A = R
d 3 ra ≡ 1 (hier), A ist erhalten.)
Die Ausdehnung des diffundierenden Stoffes w¨ achst mit der Zeit an.
h~ r 2 i = Z
d 3 r r 2 a ∗ (~ r, t) Isotropie = 3hx 2 i = 6Dt Mittleres Verschiebungsquadrat.
Diffusion (siehe Signaltransport beschrieben mit Wellengleichung, d’Alembert.)
Bei kurzen Zeiten ist die Diffusion schneller als der Wellentransport, bei langen Zeiten ist die Diffusion ineffektiv.
Nachweis, dass a ∗ eine L¨ osung ist.
a ∗ (~ r, t) = a (1) ∗ (x, t) · a (1) ∗ (y, t) · a (1) ∗ (z, t) wobei a (1) ∗ = (4πDt) −
12e −
x2 4Dt
Weil (∂ x 2 + ∂ y 2 )a (1) ∗ (z, t) = 0, ist wichtig: ∂ 2 z a (1) ∗ (z, t) (analog f¨ ur x und y)
∂ z 2 a (1) ∗ (z, t) = − (4πDt) −
122Dt e −
z2
4Dt
+ (4πDt) −
12z 2Dt
2
e −
z2 4Dt
Analog x, y:
⇒ ∇ 2 a ∗ (~ r, t) = −
3 2
Dt a ∗ (~ r, t) + r 2
(2Dt) 2 a ∗ (~ r, t) = 1
D ∂ t a ∗ (~ r, t)
4.3 Teilchendiffusion und Brownsche Bewegung
4.3.1 Ficksches Gesetz
Beh¨ alter mit Fluid (Fl¨ ussigkeit oder Gas), in dem Teilchen gel¨ ost seien (sub– µm große Teilchen) (dispergiert).
(Siehe §3.3.1.3 gel¨ oste Stoffe)
c(~ r, t) Konzentrationsdichte (entspricht der Anzahl gel¨ oster
” Brownscher“ Teilchen pro Volumen)
Also
C = Z
d 3 rc(~ r, t) Gesamtzahl der Brownschen Teilchen.
In §3.3.1.3 wurde gezeigt, dass das chemische Potential µ konstant ist im Gleichgewicht µ(~ r, t) = const.
und h¨ angt von c ab.
Durch semipermeable Membranen kann ∆µ = µ 2 −µ 1 6=
0 entstehen.
Diffusion beschreibt dann den Abbau von ∆µ, wenn die Membran entfernt wird.
Weil die Gesamtzahl von C erhalten ist, gilt eine Erhal- tungsgleichung
∂ t c(~ r, t) + ∇~j c (~ r, t) = 0 (4.6) Erinnerung: f¨ ur ein festes Volumen V gilt also
d dt
Z
V
d 3 r c(r, t) = Z
d 3 r∂ t c(r, t) = − I
∂V
d~ o j c (~ r, t) Und empirisch formulieren wir analog zum Ohmschen Gesetz:
~j c = −σ c ∇µ (4.7)
~j c bezeichnet den Konzentrationsstrom. Analog zur Thermodynamik §3.3.1.3 beschreibt man Teilchen als ideale Gase
∇µ = ∂µ
∂c ∇c id. Gas = RT c ∇c Mit (4.7) folgt
~j c = −D∇c (4.8)
mit D = σ
cRT c Diffusionskoeffizient.
Aus den Gleichungen (4.8) und (4.6) folgt die Diffusionsgleichung:
∂ t c − D∇ 2 c = 0.
F¨ ur den Ausgleichsprozess eines gel¨ osten Stoffes in einer (ruhenden) Fl¨ ussigkeit gilt wie- derum eine Diffusionsgleichung (wie bei der W¨ armeleitung §4.2.2)
4.4 Barometrische H¨ ohenformel und hydrostatischer Druck
Bei Angreifen einer ¨ außeren Kraft F an die Brownschen Teilchen sind auch im Gleichgewicht die Konzentrationsver- teilung c(~ r) und das chemische Potential µ(~ r) nicht r¨ aum- lich konstant.
Betrachte die Gibbsche Fundamentalform
dE = T dS + ζdC − pdV
mit C = cV Teilchenzahl und ζ(z) = µ 0 + U (z) = µ 0 + (M )gz, wobei [(M ) = m n ] und ζ das “gravitochemisches Potential
” ist
Begr¨ undung: Energie ¨ andert sich bei Hinzuf¨ ugen eines Teilchens in H¨ ohe z um ζ(z). Dabei ist µ 0 (z) das bekannte chemische Potential, das von der Dichte abh¨ angt.
Nach dem zweiten Hauptsatz gilt:
ζ(z) = ζ = const. im Gleichgewicht.
µ 0 = const. − (M )gz = µ 0 (T, p) (Gibbs–Duhem–Relation)
∂µ 0 (z, T, p)
∂z = ∂µ 0 (T, p)
∂p
∂p(z)
∂z , → ∂p(z)
∂z
∂p(z)
∂z = ∂µ 0 (z, T )
∂z
. ∂µ 0 (T, p)
∂p = 1
∂µ 0 (T, p)/∂p (−(M )g) (4.9) Beispiel 4.4.1 ((A) Gase ( ¨ Ubungsaufgabe 6, Blatt13
IK III)).
Annahme: konstante Temperatur in der Atmosph¨ are (falsch f¨ ur h > 10 km)
∂µ 0 (T, p)
∂p
Mx.–Bez.
= ∂V (T, p, n)
∂n
id. Gas
= RT
p in (4.9)
∂p(z, T )
∂z + 1 H p = 0 mit
H = RT
(M )g
⇒ p(z) = p 0 e −
HzBarometrische H¨ ohenformel f¨ ur die Erdatmosph¨ are mit H = 8000 m bei T = 0 ◦ . Beispiel 4.4.2 ((B) Fl¨ ussigkeiten).
∂µ 0 (T, p)
∂p
M x.−−Bez.
= ∂V (T, p, n)
∂n = Volumen Teilchen = V
n = 1 ˆ
ρ = const.
∂p
∂z = −mg ρ ˆ = −ρg mit ρ = m ρ ˆ (Massendichte) vektorielle Verallgemeinerung
∇p = f ~ (4.10)
f ~ externe Kraftdichte (Kraft pro Volumen)
Diese Gleichung heißt Grundgleichung der Hydrostatik f¨ ur inkompressible Fl¨ ussigkeiten.
Einige Anwendungen a) Hydrostatisches Paradoxon
Druck in einer Fl¨ ussigkeitss¨ aule der H¨ ohe h mit unterschiedlicher Form ist un- abh¨ angig von der Form stets p = p 0 + ρ · g · h. (p 0 Luftdruck, p Druck unter der Fl¨ ussigkeitss¨ aule).
F¨ ur Wasser ist ρ · g · h bei h = 10 m p = 1 bar.
Versuch. Hohlk¨ orper aus Glas verschiedener Geometrie werden bis zur selben H¨ ohe gef¨ ullt. Der Druck am Boden wird gemessen durch die Verformung einer Gummi- membran, die auf einen Zeiger ¨ ubertragen wird.
b) Grundgleichung der Hydrostatik und Isotropie des Drucks ∇p = f ~ : Wenn f||ˆ ~ z h¨ angt der Druck nur von der Tiefe ab.
Versuch. Beobachtungen:
a) Bei verschiedenen Orientierungen der Druckdose bleibt der Druck gleich.
b) Der Druck nimmt linear mit der Eintauchtiefe zu (nicht
quantitativ gezeigt).
Versuch. Die Skizze zeigt einen mit Wasser gef¨ ullten Glaskolben mit Ausstr¨ om¨ offnungen in Aquatorebene. Wird er so gehalten, dass der ¨ Aquator waagrecht ist und der Stempel hinein- ¨ geschoben, so str¨ omt das Wasser durch alle ¨ Off- nungen aus - und zwar in alle Richtungen gleich weit. → Der Druck im Innern ist isotrop.
c) Auftrieb, Archimedisches Prinzip
Welche Kraft ¨ ubt eine ruhende Fl¨ ussigkeit auf einen K¨ orper aus? F ~ a = H
∂V (−p)d~ o (Minuszeichen, da Druck auf d~ o ent- lang Normalenvektor nach innen gerichtet)
F ~ a Gauß = Z
V
∇p d 3 r hydrost. Grundgl.
= ρ g V z ˆ
Die Auftriebskraft ist (nach Archimedes) gleich der Gewichtskraft der verdr¨ angten Fl¨ ussigkeit (unabh¨ angig von der Form des K¨ orpers).
Versuch. V 1 ist ein Hohlzylinder, der unten geschlossen ist, V 2 = V 1 , aber gef¨ ullt mit Material konstanter Dichte Zun¨ achst wird außerhalb der Fl¨ ussigkeit die gesamte Ge- wichtskraft von K¨ orper 1 und K¨ orper 2 gemessen: G = G 1+2 . Nach dem Eintauchen von K¨ orper 2 wird erneut die Kraft gemessen: G = G 1+2
0. Schließlich wird K¨ orper 2 ein- getaucht und K¨ orper 1 mit der Fl¨ ussigkeit (H 2 O) gef¨ ullt; in diesem Fall wird f¨ ur die Kraft wieder G = G 1+2 gemessen.
Verallgemeinerung des Gaußschen Satzes f¨ ur Tensoren Standard: a(~ r) = ∇ · ~ v(~ r)
Z
V
a(~ r)d 3 r = Z
V
∇~ v(~ r)d 3 r
= Z V
X
i=x,y,z
∇ i v i (~ r) = I
∂V
~ vd~ o = I
∂V
X
i
n i v i (~ r) do Verallgemeinerung von a auf drei Gr¨ oßen b j :
b j = X
i
∇ i t ij (j = x, y, z)
⇒ Z
V
b j d 3 r = Z
V
X
i
∇ i t ij (~ r)d 3 r Gauss = I
∂V
X
i
n i t ij (~ r)do
| {z }
~ n·t
Tensor zweiter Stufe t mit Komponenten
t ij =
t xx t xy t xz t yx t yy t yz t zx t zy t zz
Z
V
∇ · td 3 r = I
∂V
td~ o Anwendung auf t ij = pδ ij ⇔ t = p · 1I
t = p
1 0 0 0 1 0 0 0 1
⇒ Z
V
X
i
∇ i pδ ij d 3 r = Z
V
∇ j pd 3 r
Gauss
= I
∂V
X
i
n i pδ ij do = I
∂V
n j p do
⇒ Z
∇p d ~ 3 r = I
∂V
p d~ o
4.5 Stokessche Reibung oder viskose Reibung
4.5.1 Die Viskosit¨ at
Ein Sub–Volumen eines Fluides in Bewegung besitzt neben den bekannten Mengengr¨ oßen (E, S, V, n, . . .) zus¨ atzlich die ex- tensive Gr¨ oße G ~ (Impuls) [Mengengr¨ oße]. Die zugeh¨ orige Impuls- dichte ~ g : ~ g = G V ~
Gibbsche Fundamentalform:
dE = T dS + . . . + ~ v d ~ G mit ~ v = ∂E(s,~ g,...)
∂ ~ G Str¨ omungsgeschwindigkeit (noch zu zeigen).
Zur Identifikation von ~ v, ~ g:
Wie unterscheidet die sich Energie eines mit ~ u bewegten Systems von der eines ruhenden?
Hypothese: Klassische Mechanik und Galilei–Transformation:
im bewegten Kordinatensystem KS 0 , das mit ~ r 0 = ~ r − ~ u · t mitl¨ auft
(i) Energie E 0 (in KS 0 ):
E 0 = E − M 2 u 2 n
(im bewegten System, daher ohne E kin : kinetische Energie aller Teilchen) zugeh¨ orige Energiedichten:
e 0 = E 0
V = e − 1
2 ρu 2 , ρ = mn
V Massendichte
(ii) Impuls G ~ 0 = G ~ − mn~ u = 0 zugeh¨ ! orige Dichte: ~ g 0 = ~ g − ρ~ u = 0 da das System in ! KS 0 ruhend ist.
Fazit 4.5.1. Es gilt klassisch ~ g = ρ · ~ v (~ u → ~ v) und ~ v = ∂e ∂~ g Die thermodynamischen Eigenschaften sind hiermit abgeglichen.
Der zweite Hauptsatz der Thermdoynamik besagt also, dass ~ v(~ r, t) = const im ther- modynamischen Gleichgewicht.
Dissipation tritt also auf, wenn v(~ r, t) 6= const.
Zum Bild: Thermodynamik im Sub–Volumen, aber ver- schieden2 v(~ r, t) in verschiedenen Sub–Volumina.
Wird nun in einer inkompressiblen (genaue Definition folgt) Fl¨ ussigkeit (z.B. durch Bewegung einer Wand) ein Bereich bewegt, fordert der zweite Hauptsatz, dass der Variation in
~
v(~ r, t) 6= const ein Dissipationsprozess (viskose Reibungs-
kraft) entgegenwirkt.
Beschleunigung des infinitesimalen Volumenelements ρA dz ∂v x
∂t = −η ∂v x (z)
∂z A + η ∂v x (z + dz)
∂z A Taylor = η ∂ 2 v x
∂z 2 dz A;
innere oder stokessche Reibung mit Reibungskraft F x = −ηA ∂v x
∂z ,
die beschreibt, wie Fl¨ ussigkeitsschichten von benachbarten mitgerissen werden. Sie ent- spricht dem ohmschen Ansatz.
Also:
ρ ∂v x
∂t = η ∂ 2 v x
∂z 2 ∂ t v x = ν∂ z 2 v x
Diffusionsgleichung mit ν = η ρ (kinematische Viskosit¨ at) Dimension:
Linke Seite:
ρ ∂v x
dt
= kg m 3 · m
s 2 = kg m 2 s 2 Rechte Seite:
∂ 2 Z v x
= 1 m 2 · m
s 2 = 1 ms 2
⇒ [η] = kg
ms = 1 Poise (nach Poisseuille)
⇒ [ν] = η
ρ
= m 2
s ” ν ist Diffusionskoeffizient“
Typische Werte
Wasser T = 20 ◦ C : η ≈ 1.03 · 10 −3 Poise
0 ◦ C : η ≈ 1.8 · 10 −3 Poise
100 ◦ C : η ≈ 1.9 · 10 −4 Poise
Alkohol T = 20 ◦ C : η ≈ 1.2 · 10 −3 Poise
Glyzerin T = 10 ◦ C : η ≈ 1.5 Poise
Der Diffusionsgleichung (∂ t v x = ν∂ z 2 v x ) liegen zugrunde:
(i) Erhaltungssatz:
d dt
Z
V
g x (~ r, t)d 3 r = Z
V
∂ t g x (~ r, t)d 3 r = − I
∂V
J ~ g
x(~ r, t)d~ o = − Z
V
∇ J ~ g
x(~ r, t)d 3 r (mit Gauss I)
also:
∂ t g x (~ r, t)
| {z }
Impulsdichte in X–Richtung
+∇ J ~ g
x(~ r, t)
| {z }
Impulsstromdicht
= 0
(ii) Lineare konstituierende Gleichung f¨ ur dissipativen Anteil der Impusstromdichte f¨ ur eine (ruhende) Fl¨ ussigkeit
J ~ g
x(~ r, t) = −η∇v x (~ r, t)
(iii) Wegen Hydrostatik wissen wir, dass auf ein Volumen V in einer ruhenden Fl¨ ussigkeit der Druck p wirkt, was bedeutet, dass es einen
” reversiblen“ Anteil zu J ~ ~ g gibt:
J ~ ~ g rev
x
(~ r, t) = ˆ xp(~ r, t) also zusammengefasst:
ρ ∂
∂t v x = η∇ 2 v x − ∂ x p oder vektoriell verallgemeinert:
ρ∂ t ~ v = η∇ 2 ~ v − ∇p Erinnerung an Hydrostatik: ∇p = 0.
Hier behandelt: Stokessche Reibung, die inkompressible Fl¨ ussigkeit ohne
” Konvektion“
beschreibt. Eine Str¨ omung, die durch innere Reibung bestimmt wird, heißt laminar. Sie ist glatt, da innere Reibung Geschwindigkeitsunterschiede ausgleicht.
Kraft–Bilanz ρA dz
| {z }
Impuls¨ anderung
∂v x
∂t = −η ∂v x (z)
∂z A + η ∂v x (z + dz)
∂z A
| {z }
viskose Reibung
− (p(x + dx)B − p(x)B)
| {z }
hydrostat. Druck
+ f x A dz
| {z }
ext. Vol.–Kraft
Inkompressibel (ρ = const. und ∇~ v = 0)
∂ t ρv j = X
i
∇ i (η (∇ i v j + ∇ j v i ) − p) Also
∂ t g j + X
i
∇ i t ij = 0
eine Erhaltungsgleichung f¨ ur die Impulsdichte mit dem verallgemeinerten Gaussschen Satz,
t ij = pδ ij − η (∇ i v j + ∇ j v i )
4.6 Konvektion
In einer str¨ omenden Fl¨ ussigkeit transportiert die Str¨ omung auch Teilchen, Energie und Impuls.
In den Erhaltungss¨ atzen
∂ t ρ + ∇ ~j m = 0 (Massenerhaltung)
∂ t ~ g + ∇ · t = 0 (Impulserhaltung)
∂ t e + ∇~j E = 0 (Energieerhaltung) treten also sogenannte reversible Beitr¨ age zu den Stromdichten auf.
4.6.1 Massenerhaltung
d dt
Z
V
d 3 rρ = − I
∂V
d~ o~j m Aber Massenstrom ist einfach ρ · ~ v.
ρ~ v · ~ n do dt
ist die Zahl der Teilchen (mal Masse), die pro dt durch die Oberfl¨ ache do mit ~ v fließen.
⇔ ~j m = ρ · ~ v (Massendichte·Str¨ omgeschwindigkeit)
⇒ ∂ t ρ(~ r, t) + ∇ · ρ(~ r, t)~ v(~ r, t) = 0 gibt die Massenerhaltung.
⇒ ∂ t ρ + ~ v · ∇ρ
| {z }
= −ρ∇ · ~ v dieser Term beschreibt
” konvektiven“ Transport.
In einer inkompressiblen Fl¨ ussigkeit, d.h. ρ(~ r, t) = const. folgt also
∇ · v(~ r, t) = 0
Die Str¨ omung ist divergenzfrei.
4.6.2 Impulskonvektion
Wieviel Impulsdichte ~ g transportiert ~ v durch do pro dt?
Das ist: (ρ~ v)~ v · ~ n dt do
(ρ~ v Impulsdichte, ~ v · ~ n Str¨ omungsgeschwindigkeit durch do.
Erhaltungsgleichung:
Z
V
d 3 r ∂
∂t ρ~ v = − I
∂V
d~ o · ~ vρ~ v − weitere Anteile
⇔ Z V
d 3 r∂ t ρv j = − I
∂V
do X
i
v i ρv r
| {z }
t
reversibelijAlso ist ein reversibler Anteil von t ij gefunden.
t = ρ~ v~ v + weitere Terme (ρ~ v~ v ist der konvektive Anteil der Impulsstromdichte)
Impulserhaltung bedeutet, dass der Impuls in einem Volumen V sich ¨ andert durch In- tegration ¨ uber die Oberfl¨ ache von V ; Nach Newton muss ~ nt also eine Kraft auf das Ober- fl¨ achenelement do in Richtung −~ n sein.
Aus Hydrostatik bekannt, weiterer Beitrag:
pδ ij (hydrostatischer Druck) Aus Stokesscher Reibung, weiterer Beitrag:
−η(∇ i v j + ∇ j v i ) Also
⇒ t ij = ρv i v j + pδ ij − η(∇ i v j + ∇ j v i )
H¨ aufig wird σ ij ≡ (pδ ij − η(∇ i v j + ∇ j v i )) als Spannungstensor eingef¨ uhrt.
4.7 Die Navier Stokes Gleichungen
F¨ ur inkompressible Fl¨ ussigkeiten (∇ · ~ v = 0) folgen aus Impulserhaltung, Konvektion, Hydrostatischem Druck, viskoser Reibung.
⇒ ρ∂ t ~ v + X
i
∇ i ρv i v j = −∇p + η∇ 2 v j ρ∂ t ~ v + ρ(~ v · ∇)~ v = −∇p + η∇ 2 ~ v Eine externe Volumenskraft f ~ kann dazugeschrieben werden.
Grundgleichung der Hydrodynamik f¨ ur inkompressible Fl¨ ussigkeiten (∇~ v = 0), seit ca.
1860 bekannt. Die Eigenschaften der L¨ osung sind bis auf Spezialf¨ alle nicht verstanden.
4.8 Ideale Fl¨ ussigkeiten und Bernoulli Gleichung
Die Eulersche Gleichung beschreibt ideale Fl¨ ussigkeiten, d.h. η ≡ 0 ohne innere Reibung:
ρ∂ t ~ v + ρ(~ v · ∇)~ v = −∇p
Sie beschreibt reale Str¨ omung, wenn die Impulsdiffusion vernachl¨ assigbar ist. (Erinnerung:
Diffusion ist wichtig f¨ ur kleine Abst¨ ande/Zeiten.)
Die wichtigste Folgerung aus der Eulergleichung ist eine Erhaltungsgleichung f¨ ur die ki- netische Energie der Str¨ omung.
Formal: ~ v · (Eulergleichung)
ρ~ v∂ t ~ v + ρ~ v · (~ v · ∇)~ v + ~ v∇p inkompressibel, divergenzfrei ⇒
= ∂ t ρ
2 v 2 + v · ∇ ρ
2 v 2 + p
= 0 in Komponenten:
= ∂ t ρ 2 v 2
+ ∇ · h
~ v ρ
2 v 2 + p i
= 0
ρ
2 v 2 ist die kinetische Energie der Str¨ omung, ~ v ρ 2 v 2 + p
der zugeh¨ orige Strom.
Daher ist diese Gleichung eine Erhaltungsgleichung f¨ ur die kinetische Energie.
F¨ ur station¨ are Str¨ omungen (∂ t . . . = 0)
~
v · ∇ ρ
2 v 2 + p
= 0
Also: der Gradient von X = ρ 2 v 2 + p steht immer senkrecht auf ~ v(~ r, t).
” Stromlinien“ sind Kurven, deren Tangenten im Ber¨ uhrungspunkt parallel zu ~ v(~ r, t) sind.
Also:
ρ
2 v 2 + p = const. entlang einer Stromlinie (Bernoulli–Gleichung)
Ohne Reibung wird Druckarbeit in kinetische Energie der Str¨ omung umgewandelt.
4.9 Anwendungen
4.9.1 Einfache station¨ are laminare Str¨ omungen
4.9.1.1 Rohrstr¨ omung
Kreisf¨ ormiges Rohr mit Radius R und L¨ ange L mit Druckunter- schied ∆p = p 2 − p 1 6= 0.
Laminare Str¨ omung:
” ⇒“ ~ v = ˆ zv z (x, y) (damit ∇~ v = 0)
⇒ ∂ x p = ∂ y p = 0 also p = p(z) Konvektion
v z ∂
∂z
v z (x, y) = 0 (exakt!)
⇒ station¨ ar (∂ t v z = 0) gilt:
η∇ 2 v z (x, y) = ∂ z p(z) deswegen muss
∂ z p(z) = ∆p
L = const.
(da die linke Seite keine Funktion von z ist).
Nun Zylinderkoordinaten. ρ = p
x 2 + y 2
Wegen der Rotationssymmetrie um die ˆ z–Achse gilt: v z (x, y) = v z (ρ)
⇒ 1
ρ ∂ ρ ρ ∂v z
∂ρ = ∆p
ηL (4.11)
Ansatz: v ∼ ρ n (Potenzen)
(4.11)
⇒ η 2 ρ n−2 =
0 homog. DiffGl. y ρ 0 & ln ρ mgl.
konst inh. DiffGl. y ρ 2 ln ρ unphysikalisch, da −→ ∞ ρ→0
Randbedingung: v z (R = ρ) = 0 haftende Fl¨ ussigkeit an der Wand
⇒ v z (ρ) = ∆p
4ηL (R 2 − ρ 2 ) Fl¨ ussigkeitsmenge, die pro Zeit durch das Rohr str¨ omt:
Q = Z R
0
dϕ2πρ
| {z }
Kreisringfl.
v z (ρ) = π 8
R 4 ηL ∆p
Gesetz von Hagen–Poisseuille, das z.B. f¨ ur Str¨ omung in Blutgef¨ aßen gilt. Auff¨ allig ist die
starke Abh¨ angigkeit von R: Q ∼ R 4 ∼ (Fl¨ ache) 2 , weil v z (ρ = R) = 0 (nicht konstant ¨ uber
das ganze Rohr).
4.9.1.2 St¨ omung um eine Kugel
Eine Kugel mit Radius R wird langsam mit der Geschwindigkeit V ~ durch die Fl¨ ussigkeit bewegt und erf¨ ahrt dabei viskose Reibung, da ∂v ∂z 6= 0, da das Str¨ omungsfeld nicht r¨ aumlich konstant ist.
⇒ Reibung F = −η ∂v
∂z Fl¨ ache = −η V R 4πR 2 exakt:
F ~ = −6πη ~ V R (Stokessche Reibung)
Versuche zur Hydrodynamik 1. Zu §4.3 und Blatt 1 Aufgabe 8
Der Spalt zwischen den beiden Zylindern ist mit Glyzerin gef¨ ullt. Der innere Zylinder ist gegen den ¨ außeren drehbar. Mit eingef¨ arbtem Glyze- rin werden Farbstriche gezogen, dann werden die Zylinder gegeneinander verdreht. Dabei ver- schmieren die Farbstrichte.
Dreht man die Drehrichtung um, so laufen die Farbstriche wieder in ihren Urzustand zur¨ uck.
Fazit: Die Diffusion ist ineffektiv zum durchmischen ohne Umr¨ uhren (ohne Kon- vektion).
2. Linearer Durckabfall bei laminarer Str¨ omung (zu §4.9.1.1)
Das R¨ ohrchen hat ¨ uberall die gleiche Quer- schnittsfl¨ ache.
Str¨ omt Wasser mit einer Geschwindigkeit
v durch das R¨ ohrchen, so f¨ allt der Druck
bei laminarer Str¨ omung entlang der Str¨ omungs-
richtung linear ab. (Bernoulli h¨ atte erwar-
tet: p = const.)
3. Bernoulli–Gleichung und Venturi–Effekt (zu §4.8)
Beobachtung: Linearer Druckabfall wegen der laminaren Str¨ omung. An der Eng- stelle, wo v 1 > v 0 , ist der Druck geringer.
4. Hydrodynamisches Paradoxon (zu §4.8) Die Platte wird angesaugt.
v 0 v 1 ⇒ p 0 p 1
Anwendungen des Venturi–Effekt
• Bunsenbrenner (Skizze links)
• Wasserstrahlpumpe (Skizze rechts)
• Beim Sturm werden D¨ acher abgedeckt
• Duschvorhang
• Flugzeugfl¨ ugel, Tragfl¨ achen
• Segeln
” gegen den Wind“ (Kreuzen)
5. Gesetz von Hagen–Poiseuille
Die Kapillaren haben unterschiedli- che Durchmesser d 1 = 2, 4 mm, d 2 = 1, 2 mm. Wir messen:
Q 1
Q 2 = 61 ml
4 ml = 15, 25 ≈ 16
4.9.2 Die Reynoldszahl
Erzwingt man eine Str¨ omung (z.B. mi Druckgradient ∆p L in §4.9.1.1) gibt innere Reibung eine laminare Str¨ omung nur solange konvektiver Impulstransport vernachl¨ assigbar ist im Vergleich zur viskosen Reibung.
Konvektiv
ρ(~ v · ∇)~ v ≈ ρ v 2 l (v Maß der Str¨ omgeschwindigkeit, l typische L¨ ange) Viskos
η∇ 2 ~ v ≈ η v l 2
Das Verh¨ altnis dieser Absch¨ atzungen Re = ρv ηv/l
2/l
2= ρvl η heißt Reynoldszahl.
Sobald Re 1 nicht mehr gilt, ist die Str¨ omung nicht mehr laminar, sondern es treten sogenannte hydrodynamische Instabilit¨ aten (d.h. Str¨ omung mit geringerer Symmetrie als erwartet) auf.
Rohrstr¨ omung: v z (ρ) → v z (ρ, ϕ, z) und letztlich tritt Turbulenz auf, wenn die Reynolds- zahl sehr groß wird.
4.9.3 Widerstandsbeiwert einer Kugel
Frage: Reibungskraft
• Eine langsame Kugel sp¨ urt Stokessche Reibung F ∼ ηRv.
• Eine sehr schnelle Kugel gibt kinetische Energie an ein Fluid ab:
dE kin = − 1 2 ρv 2
| {z }
kinet. Energiedichte
·A ds
(A Querschnittsfl¨ ache der Kugel=πr 2 , ds Weginkrement). Die Kugel muss das ver- dr¨ angte Fluid auf v beschleunigen, verliert also auf dem Weg ds die Energie dE kin . Also wirkt eine Reibungskraft
F = − 1
2 c w Aρv 2 auf eine schnelle Kugel.
c w wird als Widerstandsbeiwert bezeichnet.
(inkompressibel!)
Experimente zum ¨ Ubergang laminarer/turbulenter Str¨ omung 1. Sichtbarmachung von Stromlinien
2. Str¨ omung mit Hindernis
Verschiedene Hindernisse, Variation der Gechwindigkeit.
4.10 Lineares elastisches Verhalten isotroper Festk¨ orper
4.10.1 Verzerrungstensor und Spannungstensor
W¨ ahrend im gasf¨ ormigen und fl¨ ussigen Zustand die Energie E = E(S, V, n) f¨ ur eine Substanz gen¨ ugt, h¨ angt im festen Zu- stand die Energie noch von einer weiteren Gr¨ oße, der sogenannten Verformung, ab.
4.10.1.1 Verformungen eines Festk¨ orpers Beispiel 4.10.1.
Dehnung eines Drahtes durch eine Kraft F ; man findet f¨ ur kleine (wegen linear) F :
L¨ angen¨ anderung: ∆l, Breiten¨ anderung: ∆d.
Die relative Dehnung
∆l l = 1
E F
A (Hookesches Gesetz) (A Fl¨ ache). F A heißt (Dehn–)Spannung σ ( ˆ =p Druck).
mit E Dehnungs– oder Elastizit¨ atsmodul.
• Gleichzeitig wird der Draht d¨ unner um ∆d.
Das Verh¨ altnis
∆d d · l
∆l = µ heißt Poisson–Zahl.
Dieses
” D¨ unnerwerden“ f¨ uhrt zur Volumen¨ anderung (V = πd 2 l)
∆V
V = ∆l
l − 2 ∆d
d = (1 − 2µ) ∆l
l = (1 − 2µ) σ
E
• Beispiel: Bei allseitiger Kompression infolge ∆p beobachtet man
∆V
V = (1 − 2µ) −3∆p E
(Spannung σ = ˆ − ∆p) wirkt in alle 3 Raumrichtungen.
Also ist die Kompressibilit¨ at κ T = − 1
V
∂V (p, T )
∂p = 3(1 − 2µ) E (Da κ T > 0, siehe Aufgabe IK III), also µ < 1 2 .
• Beispiel: Scherung eines Quaders durch kleine Kraft, die tangential an die Fl¨ ache A angreift. Winkel
α = 1 G · F
A (G Schub– oder Schermodul)
F
A heißt hier Schubspannung.
4.10.1.2 Kontinuumsmechanik
Wiederum (wie §4.1.9) Zerlegung des K¨ orpers in kleine Subvolumina , die thermodyna- misch beschreibbar sind, aber deren thermodynamische Variablen T (~ r, t), p(~ r, t) etc. glatt variieren.
Ausschnitt eines Festk¨ orpers
Ein Massenpunkt, der bei t 0 bei R ~ war, wird durch die Verzerrung nach ~ r verschoben:
~ r( R, t) = ~ R ~ + ~ u( R, t) ~
~
u Verschiebungsvektor
(Der Vektor R, der mit dem Massenpunkt mitwandert, wird im sogenannten Lagrange– ~ Bild verwendet.)
Genauso kann man ~ r im festen Laborsystem als Koordinaten verwenden (sog. Eulerbild, das in §4.1–4.9 auch verwendet wurde).
D.h.
R ~ = ~ r − ~ u( R(~ ~ r, t), t) = ~ r − ~ u(~ r, t)
Die Verzerrung des Materials wird durch Ver¨ anderungen von L¨ angenelementen gemessen.
∆ 2 = d~ r 2 − d ~ R 2 (Erinnerung Bahnl¨ ange l = R √
v 2 dt, v = d~ dt r ) Also im Eulerbild:
∆ 2 = dr 2 − X
ijk
∂R i
∂r j dr j ∂R i
∂r k dr k
( ∂R ∂r
ij
= δ ij − ∂u ∂r
ij
)
= dr 2 − X
ij
(dr i δi j − ∂u i
∂r j
dr j )dr i + . . .
=: 2 X
ij
u ij dr i dr j mit Verzerrungstensor u ij
u ij = 1 2
∂u i
∂r j + ∂u j
∂r i
− X
k
∂u k
∂r i · ∂u k
∂r j Im folgenden: Lineare Elastizit¨ atstheorie mit
∂u
i∂r
j1, so dass u ij = ˙ 1
2 ∂u i
∂r j
+ ∂u j
∂r i
4.10.1.3 Bedeutung von ∂u ∂r
ij
∂u i
∂r j = 1 2
∂u i
∂r j + ∂u j
∂r i
| {z }
u
+ 1 2
∂u i
∂r j − ∂u j
∂r i
| {z }
ω
u ist symmetrisch (u ij = u ji ), ω ist antisymmetrisch (ω ij = −ω ji ) (A)
X
i
u ii = Spur u = Sp u = Sp ∂u i
∂r j = ∇ · ~ u = div ~ u
Behauptung: Sp u beschreibt die Volumens¨ anderungen:
Betrachte hierzu ein infinitesimales Rechteck (A, B, C, D) in der Ebene und eine Verformung, die erf¨ ullt:
∂u i
∂r j = ∂u i
∂r i δ ij
A = (0, 0) −→ (0, 0) −→ ist in Ruhe
B = (dx, 0) −→ (dx + ∂u ∂x
xdx, 0) −→ B 0 = . . . C = (0, dy) −→ (0, dy + ∂v ∂y
ydy) −→ C 0 = . . . D = (dx, dy) −→ (dx + ∂u ∂x
xdx, dy + ∂u ∂y
ydy) −→ D 0 = . . . Also ergibt sich eine ¨ Anderung der Fl¨ ache O −→ O 0 .
∂O
O = O 0 · O
O = dx(1 + ∂u ∂x
x)(1 + ∂u ∂y
y)dy − dxdy dxdy = ˙ ∂u x
∂x + ∂u y
∂y (in linearer N¨ aherung).
Analog in D = 3
∆V
V = Sp u = X
i
∂u i
∂r i
(B) Verzerrung eines (inifinitesimalen) Rechtecks, falls nur u ij 6= 0 f¨ ur i 6= j (also u ii = 0, ω ij = 0)
Ebene: u xy = u yx 6= 0, u ij = 0 sonst.
A = (0, 0) −→ (0, 0) B = (dx, 0) −→ (dx, dx ∂u ∂x
y) C = (0, dy) −→ ( ∂u ∂y
xdy, dy)
D = (dx, dy) −→ (dx + ∂u ∂y
xdy, dy + dx ∂u ∂x
y) Damit also:
• Fl¨ achen¨ anderung:
∆O
O = (dx ∂u ∂x
y)(dy ∂u ∂
xy
)
dx dy =
∂u y
∂x 2
1 Die Fl¨ ache bleibt konstant, ∆O = 0 in linearer Ordnung.
Aber dα = tan ˙ dα = ∂u ∂x
y, dβ = tan ˙ dβ = − ∂u ∂y
x.
⇒ dγ = −(dα − dβ) = − ∂u x
∂y + ∂u y
∂x
= −2 ∂u x
∂y
Die Außerdiagonalelemente von u ij beschreiben die Winkel¨ anderungen (Scherun-
gen).
(C) Falls ∂u ∂r
ij
= ω ij antisymetrisch ist (d.h. hier: ∂u ∂y
x=
− ∂u ∂x
y):
Es gilt die Rechnung unter (B), aber dβ = ∂u x
∂y also
dγ = −(dα − dβ ) = 0,
es tritt also keine Verformung auf (auch dO =0), sondern nur eine starre Rotation um den ˆ Winkel
dα = dβ = ∂u y
∂x = 1 2
∂u y
∂x − ∂u x
∂y
= ω yx
Fazit 4.10.2.
∂u i
∂r j
= 1
3 (∇ · ~ u)δ ij + (u ij − 1
3 (∇ · ~ u)δ ij ) + ω ij
1
3 (∇ · ~ u)δ ij ist die Spur und ergibt eine Volumens¨ anderung.
u ij − 1 3 (∇ · ~ u)∂ ij ist symmetrisch und spurfrei. Er ergibt eine Scherung.
ω ij ist antisymmetrisch und beschreibt die Rotation eines starren K¨ orpers.
4.10.1.4 Die Elastische Energie
Die Grundhypothese der Kontinuums–Festk¨ orper–Mechanik ist die Annahme, dass die innere Energie pro Volumen nur von u ij abh¨ angt, also
e = e(u ij )
D.h. die innere Energie h¨ angt nur von Abstands¨ anderungen ab. (dr 2 − dR 2 ∼ u ij ) (aber zum Beispiel nicht von ω ij )
Temperatur, chemisches Potential, viskose Reibung und weitere seien hierbei vernachl¨ assigt.
Zugeh¨ orige intensive Gr¨ oße σ ij : Spannungstensor σ ij (u kl ) = ∂e
∂u ij
σ ij ist ebenfalls symmetrisch: σ ij = σ ji .
4.10.1.5 Bedeutung von σ ij Dies bedeutet:
X
j
∂σ ij
∂r j = F i
kann als Dichte der inneren Kr¨ afte verwendet werden und
a) Kr¨ afte auf ein Volumen V wirken immer nur ¨ uber die Oberfl¨ ache (Gauß).
Z
V
d 3 rF i = Z
V
d 3 r X
j
∂σ ij
∂r j = I
∂V
do X
j
n j σ ij
b) Die Arbeit der inneren Kr¨ afte bei einer Verschiebung δ~ u Z
ges. Volumen
d 3 r F ~ · δ~ u
| {z }
Kraft · Weg
+O(δu 2 )
O(δu 2 ) entsteht aus einer Verformung und weil F = F (δu) im nichtlinearen Bereich wichtig ist.
= Z
d 3 r X
ij
∂σ ij
∂r j δu i
= Randterme − Z
d 3 r X
ij
σ ij δ ∂u i
∂r j
Die Randterme verschwinden, weil σ(r → ∞) → 0.
= − Z
d 3 r X
ij
1
2 (σ ij + σ ji ) δu ij + 1
2 (σ ij − σ ji )ω ij
= − Z
d 3 r X
i,j
σ ij δu ij also f¨ ur reversiblen Prozess.
Wirklich gilt:
de = −(− X
i,j
σ ij du ij ) = X
i,j
σ ij du ij
(das − Zeichen, da innere Kr¨ afte Arbeit leisten). Dies ist die behauptete Gibbssche Fundamentalform.
c) f¨ ur Impulserhaltung folgt nach Newton:
Z
V
ρ 0 ∂ t ~ v d 3 r (a) = I
∂V
do X
∂
σ ij n j
⇒ Gauß.
ρ 0 ∂ t v i = X
j
∂σ ij
∂r j + f i extern (4.12)
Wobei um ρ(~ r, t) = ρ 0 = const. linearisiert und Konvektion vernachl¨ assigt wurde.
Bemerkung 4.10.3.
~
v folgt aus der Bewegung des Massenpunktes
( R(t) = ~ R(t ~ 0 ) + ~ u( R, t)) ~
⇒ ~ v(~ r, t) = d dt
R(t) = ~ d
dt u( R, t) ~
R=~ ~ r−~ u = ˙ ∂~ u(~ r, t)
∂t kompliziert im nichtlinearen Fall.
Bemerkung 4.10.4.
ρ(~ r, t) − ρ 0 ρ 0 folgt aus Massenerhaltung:
∂ t ρ = −∇ρ~ v = ˙ − ρ 0 ∇ ∂~ u(~ r, t)
∂t ρ − ρ 0
ρ 0 = −∇~ u in linearer Ordnung.
4.10.2 Das Hookesche Gesetz
∂u ∂r
1 ⇔ |u| 1 ist eine gute N¨ aherung im gesamten elastischen Bereich von Festk¨ orpern (außer Polymeren).
⇒ Taylorentwicklung von e(u) e(u) = A + X
i,j
B ij u ij + 1 2
X
i,j,k,l
u ij c ijkl u kl + . . . (e(0) ˆ = unwichtige Konstante)
Es gilt: σ ij
u=0 = 0
weil im thermodynamischen Gleichgewicht σ ≡ 0 f¨ ur u gefordert ist.
c ijkl = c jikl = c ijlk = c jilk wegen u symmetrisch c ijkl = c klij weil die 2. Ordnung symmetrisch ist.
Weiteres nach Kristallsymmetrie.
F¨ ur isotrope Materialien muss c aus δ kl = 1 aufgebaut sein mit Konstanten K und G c ijkl = δ ij δ kl (K − 2
3 G) + (δ ik δ jl + δ il δ jk )G
⇒ σ ij = ∂e
∂u ij = X
kl
c ijkl u kl
σ ij = K Sp uδ ij + 2G(u ij − 1
3 Sp uδ ij ) (4.13)
Das ist das Hooksche Gesetz (im linearen Zusammenhang).
Der erste Term beschreibt die Spannung verkn¨ upft mit der Volumens¨ anderung, der zweite beschreibt die Spannung verkn¨ upft mit der Scherung.
Kompressionsmodul K = κ 1
T
und Scherungsmodul G wurden in §4.10.1 bereits diskutiert.
Damit ist E = 3K (1 − 2µ) Stabilit¨ at von e (zweiter Hauptsatz, siehe §3.2.5) verlangt K 0 und G 0 .
4.10.3 Elastostatik
∂ t u = 0 ergibt aus (4.12) und (4.13) ! f ~ + (K + G
3 )∇(∇ · ~ u) + G∇ 2 ~ u = 0 f i = X
j
∂σ ij
∂r j
= (K + G
3 )∇ i · ∇ · ~ u + G∇ 2 u i Beispiel 4.10.5 (Dehnnung eines Drahtes). (siehe §4.10.1) Auf der Oberfl¨ ache gilt:
X
j
σ ij n j = F i ext 6= 0 nur f¨ ur ~ nkˆ y, ~ F kˆ z
⇒ σ ij = σ f¨ ur i = j = z (σ zz = σ = Fl¨ ache F Dehnspannung); damit (4.13)
σ ij =
0 . . . 0 .. . . .. ...
0 . . . σ
= (K − 2
3 G)∇ · ~ u
1 0
1
0 1
+ 2Gu (mit dem Hookeschen Gesetz)
⇒ u ij = 0 f¨ ur i 6= j.
f¨ ur x =y ˆ folgt:
(K − 2 3 G)
∂u z
∂z + 2 ∂u x
∂x
+ 2G ∂u x
∂x = 0 (K − 2
3 G) ∂u z
∂z + 2 ∂u x
∂x
+ 2G ∂u z
∂z = σ
⇒ ∂u x
∂x = − ∆d d = −
1 6G − 1
9K
σ
∂u z
∂z = ∆l
l = G + 3K
9GK σ = σ E E = 9KG
G + 3K und µ = 1 2
1 − E 3K
= 1 2
3K − G 3K + G
also k¨ onnen E, µ (Poissonzahl) durch K und G ausgedr¨ uckt werden.
Versuch (Spannungsoptik, Visualisierung von ∂u ∂x
ijl