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Eichenberger, H. (1989). Wo drückt die Forstpraxis der Schuh im Problembereich Waldwachstum und Waldschäden? In Programmleitung Sanasilva (Ed.), Sanasilva-Tagungsbericht: Waldwachstum und Waldschäden (pp. 7-10). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,

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Academic year: 2022

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WO DRUECKT DIE FORSTPRAXIS DER SCHUH IM PRO~LEMBEREICH WALDWACHSTUM UND WALDSCHAEDEN?

H. Eichenberger, Kreisforstamt IV, Winterthur

1. Drückt der Schuh im Problembereich Waldwachstum und Wald- schäden überhaupt?

Wenn im Folgenden versucht wird näher zu umschreiben, wo die Forst- praxis der Schuh im Problembereich Waldwachstum und Waldschäden drückt, so handelt es sich um die persönliche Meinung eines Ein- zelnen und nicht um die allgemeine Meinung der Forstpraxis. Ich glau- be allerdings, dass ich als Forstpraktiker denke, arbeite und handle.

Wenn ich ganz ehrlich mit mir selber bin (und die Antwort zu der mir eingangs gestellten Frage fiel mir sicher nicht leicht), so drückt der Schuh in diesem Problembereich eigentlich gar nicht oder mindes- tens nicht sehr stark oder noch nicht: d.h.

- ein kleiner Druck ist zweifellos im Hintergrund da; vielleicht als ein mulmiges, ungutes Gefühl, dass etwas los sein könnte, das allenfalls unangenehme Folgen hätte.

Die Problematik Waldwachstum und Waldschäden ist aber im Moment wohl kaum das Hauptproblem bei der täglichen Arbeit.

Das Problem wurde andiskutiert, ist als Problem bekannt und vielleicht auch erkannt. Es ist absolut selbstverständlich, dass das Waldwachs- tum den Praktiker ebenso wie den Wissenschaftler (und zwar unabhängig ob mit oder ohne Waldschäden) beschäftigt; ja beschäftigen muss.

Beschäftigen muss es den Praktiker im Zusammenhang mit den Waldschä- den nicht zuletzt wegen den u.U. sehr grossen Auswirkungen im pla- nerischen, waldbaulichen Bereich und den allfälligen Folgen für das waldbauliche Handeln.

Im Moment ist im durchschnittlichen Forstbetrieb eine Veränderung des Wachstums in die eine oder andere Richtung nicht direkt und sofort sichtbar, nicht spürbar, und man wird nicht dauernd damit konfrontiert.

Vermutlich ist man froh, dass scheinbar noch volle waldbauliche Frei- heiten bestehen, und dass wir nicht oder noch nicht durch einen Wachs- tumsrückgang eingeschränkt werden.

2. Warum drückt der Schuh noch nicht?

Vermutlich wird das Phänomen Wachstum im Zusammenhang mit Waldschäden durch viele verschiedene andere Einflüsse überlagert und dadurch für uns nicht direkt messbar, spürbar und sichtbar; z.B.:

- Durch unsere waldbaulichen Eingriffe (vorallem im öffentlichen Wald) entfernen wir bei der Auslesedurchforstung in mehr oder weni- ger regelmässigen Abständen die Schwächsten und im allgemeinen hof- fentlich auch die am wenigsten vitalsten Individuen eines Bestandes zugunsten eines besseren Baumes.

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- Wir ermitteln Unterschiede bezüglich Vorrat, Zuwachs, Nutzungen mit relativ stark vereinfachten Tarifen und mit bekannten Messungenauig- keiten (z.B. bei der Aufnahme). Dabei wird oft keine Rücksicht auf die verschiedenen Baumarten, die Entwicklungsstufen, allfällige Tarifverschiebungen und häufig auch nur beschränkt auf die Bonitä- ten genommen. Ich möchte nicht m.is3verstanden werden. Für die bis an- hin geforderten Kontrollen und Vergleiche reicht diese Genauigkeit sicher. Es ist allerdings fraglich, ob die heute üblichen Kontrollen und Genauigkeiten auch für die heute aufgestellten Forderungen und Fragenstellungen reichen werden.

- Die Forsteinrichtung macht im allgemeinen keine Aussage über Bestän- de und nicht über Einzelbäume; sondern die dem Praktiker im Normal- fall direkt zur Verfügung stehenden Daten beziehen sich auf Bestan- destypen, Betriebsteile und ganze Betriebe.

- Unsere Wälder haben einen sehr ungleichmässigen Alters-/ Entwick- lungsstufenaufbau und eine sehr grosse Zahl von Beständen sind im wachstumsfreudigsten Alter zwischen zwanzig und vierzig bis sechzig Jahren. Der Schwerpunkt beim Bestandesalter liegt bei den Beständen zwischen ca. achzig und hundert Jahren. Diese Bestände haben bei der ursprünglichen Bewirtschaftung nicht zwingend den Zenit des Wachs- tums massiv überschritten.

- Konsequente Durchforstungen wurden vorallem bei den älteren Bestän- den noch nicht während des gesamten Bestandesalters, sondern erst seit dreissig bis vierzig Jahren durchgeführt. Vielleicht haben wir auch unsere Basis noch nicht den neuen Verhältnissen angepasst. Zu- gleich stellt sich auch die Frage, ob vom Einzelbaum direkt auf den Bestand, den Bestandestyp oder sogar den Betrieb geschlossen werden darf.

- Wir arbeiten heute mit Beständen, deren Provenienzen und Verhaltens- muster auf unseren Standorten wir oft nur zum kleinsten Teil kennen.

Es ist noch nicht sehr lange her, dass das Saatgut aus dem euro- päischen Handel, und dort oft beim billigsten Anbieter, gekauft wur- de. Der Preis war offensichtlich wichtiger als die Herkunft und al- lenfalls die unbekannten Wachstumseigenschaften auf unseren Stand- orten.

- Veränderungen sind zweifellos mit der bisherigen Forsteinrichtung messbar und feststellbar. Schwieriger wird es allerdings, wenn neben Entwicklungen noch andersartige Erscheinungen mitberücksichtigt, resp. davon getrennt erfasst werden sollten.

Die Forsteinrichtung hat heute traditionellerweise einen Aufnahme- rhythmus von im allgemeinen zehn Jahren. Es wäre somit vermessen nach einer Dauer von vielleicht zwanzig Jahren (geschweige denn von zehn Jahren) irgendwelche Veränderungen zu quantifizieren und vor- allem ursachenmässig erklären zu wollen.

- Das Problem Jahrringaufbau und Eingriff ist nicht neu. Was ist aber als Schaden zu taxieren und was ist auf einen normalen durchgeführ- ten oder eben unterlassenen Eingriff zurückzuführen?

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Neben all den erwähnten Einflüssen dürfen wir auch Klima, Wasser, Standort und allfällige Düngeeffekte nicht vergessen.

Zugleich dürfen und müssen wir festhalten, dass wir zum Glück noch keine grossräumigen, flächigen Schäden oder sehr starke Schäden über längere Zeiträume haben. Die vorhandenen Vitalitätsverluste und vor- handenen Schäden sind auch nicht in allen Entwicklungsstufen, Baum- arten und Bestandestypen gleich.

Der IV. zürcherische Forstkreis ist nicht bekannt für sehr kleine .. . Hiebsätze; diese liegen zwischen zehn bis zwölf (bis max.

vierzehn) Silven pro ha und Jahr. Die Nutzungen im öffentlichen Wald bewegen sich im Rahmen der Hiebsätze. Im Moment haben wir absolut keine Mühe, diese Hiebsätze zu erfüllen; im Gegenteil. In verschiede- nen Betrieben treffen wir für unsere Verhältnisse immer noch recht lange Umlaufszeiten (Durchforstungsturnus bis gegen fünfzehn Jahre) an.

Zugleich haben wir oft Mühe, die nachhaltig notwendige Verjüngungsflä- che zu erreichen. Falls die Nutzungen in einem Betrieb einmal unter dem Hiebsatz liegen, so ist es nicht ein Problem des mangelnden

Nutzungspotentials, sondern eher der fehlenden Arbeitskräfte oder auch anderer äusserer Einflüsse.

Dies ist auch ein Grund, dass ich mich auch bei der täglichen Arbeit vom Wachstum her überhaupt noch nicht eingeschränkt fühle.

Ein gelegentlich gehörtes Argument, dass Bestände nicht mehr gleich auf Eingriffe reagieren können wie früher, kann ich nicht mit genügen- der Sicherheit beurteilen, da ich über keine längere Beobachtungsreihe verfüge. Zudem weiss ich nicht, wie viel und wie stark sich ein sol- ches Ereignis auf den Zuwachs auswirken würde.

Bezüglich Erfahrung wurden anlässlich der letzten Sanasilva-Tagung die Praktiker von einem Referenten aufgefordert, sich wieder vermehrt auf ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu verlassen und zu stützen. Ganz einfach ist es allerdings auch nicht. Zur Erfahrung gehört, neben der Erfassung der Fakten, auch das Weitergeben. Nur durch entsprechendes Festhalten und Weitergeben einer Beobachtung kann Erfahrung gewonnen werden, und im Wald können Erfahrungen nur über grosse Zeiträume ge- wonnen werden. Während einer Baumgeneration wirken vier bis fünf Förstergenerationen am gleichen Objekt. Obwohl wir uns alle dieser Tatsachen bewusst sind, haben die Förster (und ich wage zu behaupten nicht nur die Praktiker) oft eine seltene Gabe, das Rad immer wieder neu zu erfinden. Wie oft werden die mühsam gemachten Erfahrungen und die Fakten über den Ausgangszustand nicht in geeigneter Form an kom- mende Generationen weitergegeben.

Ich habe eingangs gesagt, dass mich der Schuh im Problembereich Wald- schäden und Waldwachstum im Moment nicht besonders stark drücke. Ich will und darf mich da nicht um die Verantwortung oder um eine unange- nehme Tatsache und deren Folgen drücken. Aber solange das Ganze für mich noch zu wenig spürbar und greifbar ist, wird es bei der täglichen Arbeit auf die Seite geschoben, und es handelt sich um einen absolut erträglichen Druck.

Dabei bin ich mir allerdings sehr wohl bewusst, dass diese Situation sehr rasch und sehr unangenehm wechseln kann.

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3. Was erwartet der Praktiker oder die Praxis von der Wissenschaft

Das Problem muss und wird zweifellos jeden Praktiker beschäftigen, denn wenn Veränderungen eintreten sollten, so hat dies sehr grosse mittel- und langfristige Folgen.

Die Daten werden und müssen Eingang in Planungswerken und Nutzungsan- leitungen finden. Dabei muss allerdings gerade bei der Festlegung von Nutzungen beachtet werden, dass sich die Nutzungshöhe nicht unbedingt in der gleichen Richtung verschieben muss, wie die Wachstumsveränderung.

Unter Umständen darf gerade mit Verjüngungen nicht zurückgehalten wer- den, auch wenn das Wachstum zurückgeht. Damit müsste mit einem all- fälligen Nachlassen des Wachstums eine grössere Nutzung einhergehen, da ältere Bestände möglichst rasch noch verjüngt werden sollten, so- lange sich die Bestände noch natürlich verjüngen lassen (Samen) und die Jungwaldbestände eine grössere Ueberlebenschance haben.

Wichtig ist meines Erachtens, dass der Zeitpunkt eines allfälligen Wechsels/ Umkippens nicht verpasst wird.

Die noble, aber auch u.U. sehr unangenehme Aufgabe des Wissenschaftlers wird es nun sein, dass er den Forstpraktiker warnt und ihn rechtzeitig auf allfällige Veränderungen aufmerksam macht. Selbstverständlich soll- te da die nicht immer sehr kleine Reaktionszeit der Praxis mitberück- sichtigt werden.

Es scheint mir deshalb sehr wichtig, dass die Problematik genau beo- bachtet und verfolgt wird, damit rechtzeitig eine Warnung gemacht wer- den kann. Dazu kommt, dass bekanntlich die einzelne Information oder der erste Warnruf nicht immer oder nur selten zur Kenntnis genommen wird.

Man sollte sich bei diesen Untersuchungen auch wieder nicht nur auf Einzelbäume konzentrieren können und die Veränderungen nicht nur am Einzelbaum oder bei der einzelnen Baumart suchen. Im Kanton Zürich z.B. gibt es (auch wenn es gewisse Kreise manchmal kaum wahrhaben wollen) nicht nur Rottannen. Eigentlich sollten wir eine Auskunft über die Situation beim "normalen" Bestandesgefüge, der "normalen" Baum- artenverteilung und -Mischung und den vorhandenen Entwicklungsstufen haben. Wir haben nicht nur verschiedenste Einflüsse, die auf den Baum, den Bestand und den Wald einwirken, sondern wir haben auch ganz unter- schiedliche Ausgangsverhältnisse.

Eigentlich sollten wir einen sogenannt durchschnittlichen Forstbetrieb als Basis nehmen können. Und da es diesen durchschnittlichen Forstbe- trieb ebensowenig wie den durchschnittlichen Praktiker gibt, haben es auch die Wissenschaftler sehr schwer bei ihrer Arbeit.

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