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Archiv "Medizinische Wissenschaft: Ein durchaus ungewöhnliches Werk" (15.06.2012)

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Der Münsteraner Emeritus für

„Theorie der Medizin“ legt mit die- sem Handbuch, Frucht 40-jähriger Arbeit, sein Opus magnum vor –

„not light reading“, wie er eingangs einräumt. Sadegh-Zadeh bean- sprucht mittels analytischer Philo- sophie, das heißt konzeptioneller und logischer Analyse, die logi- schen Grundlagen medizinischer Wissenschaft darzustellen. Als Ein- stieg dient ihm eine Mangelerfah- rung aus Studienzeiten, die er an fünf Fehldiagnosen kasuistisch il- lustriert: den Mangel nämlich an genereller klinischer Entschei- dungslehre und Systematik der Diagnose. Damit steht er in der Tradition klinischer Reformer und theoretischer Stichwortgeber der 70er Jahre, wie R. N. Braun, R. Gross, F. Hartmann, Th. von Uexküll.

In sieben Kapiteln (Sprache, Pa- tient, Wissen, Ethik, Logik, Ontolo- gie, Wissenstheorie) und einem lo- gischen Anhang bringt Sadegh-Za- deh sein Anliegen anders zur Durchführung als die genannten Altvorderen – allerdings mit ver- wandten Schlussfolgerungen. Seine Vorgehensweise sei für den Termi- nus „Evidence based Medicine“

(EBM) verdeutlicht. Zunächst wird im Kapitel „Klinische Praxis/The- rapie“ konzeptionsanalytisch so- wohl das Bedeutungsfeld von „evi- dence“ umschritten als auch mittels sozialem Konstruktivismus gemäß L. Fleck (Denkstil, Denkkollektiv) und Th. Kuhn (Paradigma) EBM als soziales Phänomen betrachtet.

Im Kapitel „Medizinisches Wissen“

formuliert Sadegh-Zadeh dann mit- MEDIZINISCHE WISSENSCHAFT

Ein durchaus ungewöhnliches Werk

tels formalisierter Prädikatenlogik einige Sätze zu „What evidence is“

und „What evidence is not“, um zu dem Schluss zu kommen, dass „evi- dence“ als Basierung medizini- schen Wissens ein „misnomer“ ist, handelt es sich im logischen Ver- ständnis doch nicht um individuelle

„evidence“, sondern um „general hypotheses“ aufgrund von Studien- ergebnissen an Kollektiven.

Man lasse sich als interessierter Leser von der Formellastigkeit wei- ter Abschnitte des Buches nicht ab- schrecken – der logische Anhang hilft weiter. Gleiches gilt für die englische Sprache. Es ließe sich dar über streiten, warum ein so deut- lich in deutscher Tradition medizi- nischer Theoriebildung stehendes Werk in englischer Verpackung da- herkommen muss. Das hieße aber zu verkennen, dass der Autor die Bausteine seines jetzigen Gebäudes seit 40 Jahren in englischsprachigen Journalen publiziert. Schließlich bleiben aber die Hürden des Prei- ses, des Umfangs.

Ein unkonventioneller Vergleich mit einem anderen Folianten sei da- her abschließend gewagt: „Zettels Traum“ (Arno Schmidt) galt zu- nächst als so unverständlich wie un- verkäuflich in der literarischen Öf- fentlichkeit. Auch von dem an Theoriebildung interessierten Teil der medizinischen Öffentlichkeit mag angesichts von Sadegh-Zadehs ungewöhnlichem und sperrigem Werk zunächst eine ähnliche Reak- tion zu erwarten sein, bevor die Ak- zeptanz gelingt, die dem Buch zu wünschen ist. Martin Konitzer Kazem Sadegh-Zadeh: Handbook

of Analytic Philosophy of Medicine.

Springer, Dordrecht, Heidelberg 2012, 1125 Seiten, gebunden, 426,93 Euro

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 24

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15. Juni 2012 A 1245

M E D I E N

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