172 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 10|
11. März 2011M E D I Z I N
Schlusswort
Für das Interesse an unserer Arbeit und die Kommenta- re möchten wir uns höflich bedanken.
Wir stimmen Herrn Dr. Rothe zu, dass der positive Vorhersagewert und die Numbers needed to Screen weitere sinnvolle Maße darstellen können und im vor- liegenden Fall die Bedeutung der Früherkennungskolo- skopie weiter unterstreichen.
Die Teilnahmerate haben wir korrekt als jährliche Teilnahmerate dargestellt. Auf deren Basis lassen sich selbstverständlich grobe Hochrechnungen für längere Zeiträume durchführen, die allerdings Un- schärfen beinhalten, da es sich, epidemiologisch ge- sprochen, nicht um eine geschlossene Kohorte han- delt. Ob die von Herrn Schuster vorgeschlagene Hochrechnung für 8 Jahre dabei die sinnvollste Vari- ante ist, ist zu diskutieren. Angesichts der für die Früherkennungskoloskopie vorgesehenen 10-Jahres- Screening-Intervalle würde eine Hochrechnung auf 10 Jahre die „Gesamt-Inanspruchnahme“ besser wi- derspiegeln.
Unsere großen Studien unter den Teilnehmern der Früherkennungskoloskopie, bei denen wir Vorge- schichte und Teilnahmegründe detailliert erheben (1, 2), zeigen, dass die von Herrn Hedemann genannten Gründe der Durchführung von Früherkennungskolo- skopien zwar durchaus vorkommen, allerdings nur in einer kleinen Minderheit der Fälle. Und selbst wenn das Angebot der Früherkennungskoloskopie nur dazu führen würde, zusätzliche indizierte Koloskopien durchzuführen, wäre dies durchaus auch ein „Ver- dienst“ des Früherkennungsangebots.
Herr Wenderlein macht auf einen wichtigen Sach- verhalt aufmerksam, die Rolle der Gynäkologen in der Darmkrebsvorsorge. So wird auch ein großer Teil der Tests auf okkultes Blut im Stuhl, für deren Effektivität ungleich höhere Evidenz vorliegt (3) als für die von ihm zitierten rektal-digitalen Untersuchungen, im Zu-
sammenhang mit gynäkologischen Vorsorgeuntersu- chungen durchgeführt.
Frau Mühlhauser macht in ihrem Leserbrief auf eine eigene Arbeit aufmerksam, in der Kriterien zur Erstellung von Patienteninformationen zu Krebsfrüherkennungsun- tersuchungen behandelt werden. Sie macht diese als Stan- dards für die Kommunikation von Ergebnissen zu Krebs- früherkennungsuntersuchungen geltend, die sich auch für wissenschaftliche Arbeiten adaptieren ließen. Wir danken für diesen Hinweis, haben uns in der Darstellung der Er- gebnisse aber ganz bewusst an den klar definierten Zielen unserer Arbeit sowie an international etablierten Stan- dards für wissenschaftliche Publikationen orientiert. Die von Frau Mühlhauser zusätzlich gewünschten Angaben, die nicht im Fokus der Ziele unserer Arbeit stehen, ließen sich zudem größtenteils nur unter weitreichenden zusätz- lichen Annahmen abschätzen, deren eingehende Darstel- lung und Diskussion im Rahmen der Wortzahllimitatio- nen des Deutschen Ärzteblatts nicht sinnvoll beziehungs- weise möglich gewesen wären. Zur Frage der seltenen schwerwiegenden Komplikationen verweisen wir auf die Ausführungen auf Seite 757 unserer Arbeit.
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0172
LITERATUR
1. Hundt S, Haug U, Brenner H: Comparative evaluation of immunoche- mical fecal occult blood tests for colorectal adenoma detection. Ann Intern Med 2009;150:162–9.
2. Brenner H, Tao S, Haug U: Low-dose aspirin use and performance of immunochemical fecal occult blood tests. JAMA 2010; 304:
2513–20.
3. Hewitson P, Glasziou P, Watson E, Towler B, Irwig L: Cochrane syste- matic review of colorectal cancer screening using the fecal occult blood test (hemoccult): an update. Am J Gastroenterol. 2008; 103:
1541–9.
4. Brenner H, Altenhofen L, Hoffmeister M: Eight years of colonoscopic bowel cancer screening in Germany: Initial findings and projections, Dtsch Arztebl Int 2010; 107(43): 753–60.
Prof. Dr. med. Hermann Brenner*
Dr. rer. soc. Lutz Altenhofen Dr. sc. hum. Michael Hoffmeister
*Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung Deutsches Krebsforschungszentrum
Bergheimer Straße 20 69115 Heidelberg
E-Mail: h.brenner@dkfz-heidelberg.de
Interessenkonflikt
Alle Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
4. Brenner H, Altenhofen L, Hoffmeister M: Eight years of colonoscopic bowel cancer screening in Germany: Initial findings and projections, Dtsch Arztebl Int 2010; 107(43): 753–60.
Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser Universität Hamburg, MIN Fakultät Gesundheitswissenschaften
Martin-Luther-King Platz 6, 20146 Hamburg E-Mail: Ingrid_Muehlhauser@uni-hamburg.de