Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 26⏐⏐27. Juni 2008 A1453
P E R S O N A L I E N
Als „Ärzteversteherin“ bezeichnet zu werden, sei der geringste Vor- wurf, dem sie sich ausgesetzt sehe, sagt Renate Hartwig. Schließlich ist die Publizistin und Autorin Schelte gewohnt. Seit die gelernte Sozial- arbeiterin (60) mit ihrem 1994 er- schienenen Bestseller „Scientology – Ich klage an“ auf Konfrontations- kurs gegen die Organisation ging und eigenen Angaben zufolge Ruf- mordkampagnen überwinden muss- te, hat sie sich ein dickes Fell zuge- legt. Das wird sie erneut brauchen.
Denn mit ihrem jüngsten Projekt – dem Buch „Der verkaufte Patient“ – rechnet die dreifache Mutter mit (fast) allen Akteuren im Gesund- heitswesen ab. Nur Ärzte und Pati- enten bleiben verschont.
Hartwig hält Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigungen und Politiker für eine Art „Gesundheits- mafia“, die dem System den Geld- hahn zudreht und es mit bürokrati- schen Vorschriften bombadiert. „Die
Gesundheitsmafia will, dass unsere Ärzte das Handtuch werfen“, be- hauptete die gebürtige Lindauerin jüngst vor 25 000 Menschen im Münchner Olympiasta-
dion. Sie alle waren trotz schlechten Wetters gekommen, um Hart- wigs Initiative für einen
„Patienten-Aufstand“
gegen die Gesundheits- reform (www.patient- informiert-sich.de) zu unterstützen (dazu DÄ, Heft 24/2008).
Die prominente Au- torin will mit ihrem Appell aufrütteln und
zur Diskussion anregen. „Aus einer Bürgerinitiative soll eine Bürgerbe- wegung werden“, unterstrich Hart- wig bei ihrer Buchvorstellung in Berlin. Das könnte ihr gelingen.
Denn Hartwig hat die Energie, Men- schen von einer Sache zu begeistern – zumindest in Bayern.Martina Merten
Sie wiegt 27 Kilo, besteht aus zwei Teilen und kann 90 Minuten außer- halb des Krankenhauses unabhän- gig von Sauerstoff- und Stroman- schlüssen arbeiten: Die mobile „Mini-Herz-Lun- gen-Maschine“ (Mini- HLM) ist im Vergleich zu herkömmlichen Geräten eine Sensation.
Dr. med. Matthias Arlt (38), Oberarzt an der Kli- nik für Anästhesiologie der Universitätsklinik Re- gensburg, ist einer der Entwickler der Mini- HLM. Bei der Verleihung des Bayerischen Innova- tionspreises wurde er mit einem Sonderpreis für herausragende Leis- tungen im Bereich der Lebensret- tung geehrt. Er erhielt die Auszeich- nung gemeinsam mit dem Kardio- techniker Alois Philipp, mit dem er die Mini-HLM entwickelt hat.
Von dem neuartigen Konzept, das in einem interdisziplinären Team entstand, ist Arlt überzeugt. Denn die Mini-HLM war bereits mehr- fach erfolgreich im Einsatz – unter anderem bei einer jungen Patientin mit einem Acute Respiratory Dis- tress Syndrome und septischem Schock. Nach Wiederbelebung konn- te sie unter Einsatz der Mini-HLM mit dem Hubschrauber ins Regens- burger Klinikum transportiert wer- den. Die Patienten hat die Weiterbe- handlung ohne bleibende Schäden überlebt. Die Mini-HLM, die vom der Marquet AG in Hechingen pro- duziert wird, hat inzwischen 18 le- bensbedrohlich erkrankte Personen erfolgreich versorgt.
Arlt ist seit 2005 Leitender Not- arzt für die Stadt und den Land- kreis Regensburg. Am Regensbur- ger Uniklinikum ist der Anästhesist seit acht Jahren tätig. 2005 wurde er Oberarzt. Birgit Hibbeler
NAMEN UND NACHRICHTEN
Dr. med. Ernst Bickel, Kinderarzt, ehe- maliger langjähriger Chefarzt der Kinder- klinik Bremerhaven, wird am 29. Juni 85 Jahre alt. Bickel leitete seit 1970 die Ärztlichen Fortbildungstage und wurde für sein Engagement für die ärztliche Fortbildung mit der Ernst-von-Bergmann- Plakette geehrt.
Prof. Dr. med. Werner Schlungbaum (91), langjähriger Chefarzt der Radiologie und Ärztlicher Leiter im Krankenhaus Spandau in Berlin, ist mit der Georg- Klemperer-Ehrenmedaille und -Ehren- nadel der Ärztekammer Berlin ausge- zeichnet worden. Er wurde für sein herausragendes Engagement in der ärzt- lichen Selbstverwaltung ausgezeichnet.
Schlungbaum war von 1975 bis 1999 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin, von 1984 bis 1987 wirkte er als deren Vizepräsident. EB
AUFGABEN UND ÄMTER
Prof. Dr. med. Rainer E. Kolloch (62), Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, ist neuer Vorsitzender der Deutschen Gesell- schaft für Innere Medizin e.V. Er löst in dieser Funktion Prof. Dr. med. Georg Ertl (57), Klinikum der Julius-Maximili- ans-Universität in Würzburg, ab.
Prof. Dr. med. Iver Petersen (44), zuvor Institut für Pathologie der Berliner Cha- rité, ist neuer Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Jena.
Er tritt die Nachfolge vonProf. Dr. med.
Detlef Katenkamp an.
Priv.-Doz. Dr. med. Gerd-Wilhelm Lümmen (45), Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, St. Josef- Hospital, Troisdorf, wurde von der Univer- sität Duisburg-Essen die akademische Bezeichnung außerplanmäßiger Profes- sor verliehen.
Prof. Dr. med. Frank Gieseler (49), Lei- ter des onkologischen Schwerpunktes der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Universitätsklinikum Schleswig-Hol- stein, Campus Kiel, ist neuer Vorsitzender der Schleswig-Holsteinischen Krebsge- sellschaft. Er tritt die Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Prof. Dr. med.
Bernhard Kimmig(60) an. EB RENATE HARTWIG
Ärzteversteherin und Publikumsmagnet
MATTHIAS ARLT
Auszeichnung für Mini-Herz-Lungen-Maschine
Matthias Arlt
Foto:Uniklinikum Regensburg
Renate Hartwig
Foto:dpa