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er König ließ sei- ne sechzehnjähri- ge Tochter Sybille zu sich in den Saal rufen. Sybille trat ein.Sie spürte sofort, daß sie jetzt eine schreckli- che Nachricht erhalten würde. Sybille guckte ihrem Vater direkt in die Augen: „Spuck’s aus!“ Der König war sehr erschrocken über das, was seine Tochter ihm geradeaus ins Ge- sicht gesagt hatte. Er zwirbelte seinen Bart.
Als er aus seinem Bart ein regelrechtes Zöpf- chen geflochten hatte, sprach er zu ihr: „Kind- chen, ich werde alt.
Bevor ich dir wegsterbe, brauchst du einen Mann, der König wird und mit dir ge- meinsam durchs Leben geht.
Sybille, du machst so ein komisches Gesicht, weißt du nicht, was ich meine?“ Sybille schüttelte den Kopf. Der Kö- nig fuhr fort: „Sybille, mein Schatz, du bist reif genug, um zu heiraten.“ Sybille erwider- te: „Papi, ich bleib’ bei euch, bis ich 36 oder so bin. Dann überlege ich mir das alles noch einmal.“
Neue Strategie So beginnt ein Märchen von heute, das die Klasse fünf der Laborschule in Bielefeld gemeinsam erarbeitet hat.
Das Gemeinschaftsprojekt hat die Klasse, die aus verhal- tensauffälligen, lernbehinder- ten, aber auch ganz „norma- len“ Kindern besteht, mitein- ander verbunden. Die Biele- felder Geschichte ist eine von rund 1 000 Einsendungen bei einem Märchenwettbewerb, den der niederländische Ver- gnügungsparkbetreiber Efte- ling ausgeschrieben hatte.
Das Echo hat selbst die Ver- anstalter, deren Geschäft mit Märchen einiges zu tun hat, überrascht. Wie sich heraus- stellte, finden Kinder und jun- ge Leute Märchen super, cool oder geil, kurz – Märchen scheinen wieder „in“ zu sein.
Das hat die Efteling-Ma- nager zu einer neuen Marke-
tingstrategie inspiriert: Sie glauben, im beinharten Wett- bewerb der Vergnügungs- parks in Europa am besten bestehen zu können, wenn sie zu den Wurzeln, der Darstel- lung von Märchen in einem Märchenland, zurückkehren.
Damit setzt sich Efteling ganz bewußt von den Parks mit den immer schneller und immer riskanter werdenden techni- schen Attraktionen ab, ohne diese frei-
lich aufzu- geben. Ef- teling-Ma- nager O. T.
Vugts ver- spricht sei- nen jungen und alten Besuchern:
„Einen Tag voller Wun- der“ und in- vestiert in diesem Jahr von 30 Mil- lionen Gul- den zwölf
ins Märchenland. Alte Szene- rien – vor allem Grimms Mär- chen in der holländischen Version – werden aufgearbei- tet, neue hinzugenommen.
Dabei geht es global zu, das jüngste Märchen betrifft eine wundersame chinesische Nachtigall. Vugts ist über- zeugt, daß „über die Jahre die Qualität überleben wird“.
Für die Besucher – jähr- lich etwa drei Millionen, dar-
unter leider nur acht Prozent aus Deutschland – zahlt sich die Strategie aus: sie erleben ein Märchenland, das in Eu- ropa seinesgleichen sucht.
Im Unterschied zu den guten alten Märchenwäl- dern, die es auch in Deutsch- land hin
und wie- der noch gibt, wir- ken die
Efteling-Figuren und -Szene- rien wie lebend – und doch aus einer gemütlichen ande- ren Zeit. Das geht auf den holländischen Maler Anton Pieck zurück, der 1952 auf die Idee kam, Märchenfiguren plastisch und in einem charak- teristischen eigenen Stil zu formen. Pieck arbeitete mit dem Techniker Peter Reijn- ders zusammen, der die Figu- ren mit Mechanik und Elek-
tronik zum Leben er- weckte. Die Kombi- nation aus künstleri- scher Gestaltung und technischer Feinarbeit macht den typischen Efteling-Stil aus. Er wird bis heute von ei- nem eigenen Kreativ- Direktor, Tom van de Ven, mit ansteckender kindlicher Begeiste- rung fortgeführt. Van de Ven gelang es sogar, die schnellen technischen Attrak- tionen wie Achter- bahn mit Märchen- welten zu verbinden.
So kann man auf einer Achterbahn den Spu- ren Sindbads des See- fahrers entlangrasen, aber auch in einem „Traumflug“
ins künstliche Elfenreich hin- abschweben.
Märchenwald und Achter- bahn sind in einem 72 ha großen Park untergebracht, in dem eine weitere nieder-
ländische Spezialität zu Hause ist: Wasser, Wiesen und Blumen, so daß die Besucher – in Holland meist ganze Familien zwischen 0 und 80 – den ganzen Tag zwischen Märchen und Picknick verleben.
Für junge und alte Märchenfreunde lohnt sich eine Reise nach Efteling, etwa jetzt in den Herbstferien. Der Park ist noch bis Ende Okto- ber geöffnet und bietet neben den ständigen Einrichtungen eine Fülle von einschlägigen Veranstaltungen, so etwa 3 x täglich eine Märchenshow, bei der sich Märchenfiguren und Rap miteinander verbinden, in einem eigenen Theater.
Ansonsten kann Efteling et- wa bei einem Besuch an der holländischen Küste „mit- genommen“ werden. Der Park, eine Institution in den Niederlanden, liegt in der Nähe von Tilburg und ist an den Zufahrtswegen bestens und schon von weither ausge- schildert. Auskunft: Efteling- Büro Deutschland Telefon 02 21/9 83 91 00, Fax 02 21/
9 83 93 33. Norbert Jachertz A-2449
V A R I A
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 39, 1. Oktober 1999 (61) FREIZEIT
EEfftteelliinng g
Märchen sind supercool
EEiinn nniieed deerrllä ännd diisscchheerr V Veerrg gnnüüg guunng gssp pa arrkk g
grreeiifftt a auuff eeiinn b beew wä ähhrrtteess RReezzeep ptt zzuurrüücckk..
Anton Pieck und eine seiner typischen Märchenfiguren:
lebensnah und doch aus einer anderen Welt. Fotos: Efteling
