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R Ammoniak im Kälbermaststall

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Academic year: 2022

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Michel Rérat, Agroscope Liebefeld- Posieux ALP, 1725 Posieux

Ludo Van Caenegem, Agroscope Reckenholz- Tänikon ART,

8046 Zürich

R

inder sind wegen ihrer geringen Lungenkapazität für Atem- wegserkrankungen disponiert:

Ihre Lungen sind im Verhältnis zu ih- rer Körpermasse zu klein, weshalb die Tiere eine hohe Atemfrequenz haben.

Bei Masttieren (hohes Körpergewicht) tritt dieses Phänomen noch deutlicher zutage, ebenso bei Kälbern (At- mungssystem noch in Entwicklung).

Zudem ist das Immunsystem der Käl- ber oft nicht optimal auf die Abwehr von Infektionserregern vorbereitet.

Wenn das neugeborene Kalb wenig Kolostrum aufgenommen hat, so be- ginnt es sein Leben mit einem tiefen Antikörpergehalt im Blut und kann folglich leichter erkranken. Ebenfalls können Stressfaktoren (z.B. Trans- port) die körpereigenen Abwehrkräfte des Tieres schwächen.

Stallklima entscheidend Aber auch andere Ursachen können in ei- nem Stall zu Atemwegserkrankungen führen: Zugluft zerstört den schützen- den Luftfilm im Haarkleid und verrin- gert örtlich die Wärmedämmung des Kalbs; zu geringe Durchlüftung kann zu hohem Staubgehalt, hoher relativer Feuchtigkeit und hohen Konzentratio- nen schädlicher Gase führen. Hohe

Gaskonzentrationen sind ein Problem in Warmställen, wo wenig gelüftet wird. Ammoniak (NH3) wirkt bereits bei sehr geringer Konzentration to- xisch. Auch für Menschen ist dieses Gas reizend. Ammoniak, ein farbloses Gas, ist leichter als Luft. Trotz dieser Besonderheit lassen sich die höchsten Konzentrationen in Bodennähe fest- stellen. Ammoniak entsteht bei der mi- krobiellen Zersetzung von Harnstoff, der mit dem Urin ausgeschieden wird.

Verantwortlich für diese Umwandlung sind anaerobe Mikroorganismen (=

Keime, die sich in einer sauerstoffar- men Umgebung entwickeln), die man vor allem im Mist vorfindet. Diese Bakterien stammen aus dem Kot. So- bald Urin und Kot miteinander in Kon- takt kommen, kann die Ammoniakbil- dung beginnen. Die Menge an produziertem Ammoniak hängt vor al-

DIE LUNGENENTZÜNDUNG bleibt einer der Hauptgründe für die hohen wirtschaftlichen Verluste in der Schweizer Kälbermast. Häufig sind Probleme der Atemwege verantwortlich für einen geringen Tageszuwachs und eine hohe Kälbersterblichkeit. Bei der Entwicklung von Atemwegserkrankungen spielen drei Hauptfaktoren eine Rolle: das Tier, die Infektionserreger sowie das Stallklima.

Ammoniak im Kälbermaststall

NUTZTIERE

62 UFA-Revue 11/06

Für Kälber ist die Luftqualität wichtiger als die Stalltempera- tur. Niedriger Staubgehalt und tiefe Feuchtigkeit in der Luft durch eine gute Belüftung sind wichtige Voraus- setzungen für ein gutes Stallklima.

Wenn es zuviel Ammoniak in der Luft hat, können die Wimperhär- chen in der Luftröhre schädliche Mikroorganismen schlechter abwehren.

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UFA-Revue 11/06 63 lem vom pH-Wert, der Temperatur und

der Harnstoffkonzentration der Umge- bung ab, in welcher sich die Mikroor- ganismen entwickeln. Eine mit Harn getränkte dicke Mistschicht (anaero- bes Milieu) ist folglich ideal für eine starke Ammoniakproduktion. Dieses Gas ist vor allem dann schädlich, wenn Kälber ihm ununterbrochen und über eine längere Zeitdauer hinweg ausge- setzt sind.

Gesundheitsrisiko Die Luftröhre des Kalbes ist von mikroskopisch klei- nen Wimpernhärchen bedeckt, die sich wellenförmig bewegen und an ein Weizenfeld im Wind erinnern (Bild).

Diese koordinierten Bewegungen der Wimpern nach oben ermöglichen die Ausschaffung von Mikroorganismen, welche in die unteren Atemwege ein- gedrungen sind. Andauernde hohe Ammoniakkonzentrationen in der Luft stören dieses Abwehrsystem und er- möglichen den Mikroorganismen, die Luftröhre zu befallen. Die Reizwir- kung dieses Gases auf die Schleim- häute der Atemwege wird häufig durch Staub noch verstärkt. Krankmachende Keime können am Staub anhaften und mit diesem eingeatmet werden. Wenn der Staubgehalt in der Luft hoch ist, können deshalb auch bei geringen Am- moniakkonzentrationen Lungenent- zündungen auftreten.

Eine Ammoniakvergiftung äussert sich in andauerndem Tränenfluss,

schleimigem bis eitrigem Nasenaus- fluss, einer schnellen und oberflächli- chen Atmung sowie Appetitlosigkeit.

Beim Menschen reizen hohe Ammoni- akkonzentrationen die Nasenschleim- haut und die Augen.

Die zulässige Ammoniak-Konzen- tration beträgt nach schweizerischer Stallklimanorm 20 ppm (0.002 vol %).

Empfehlenswert wären Werte unter 10 ppm. Beim Umrühren der Gülle oder beim Mistausfahren können viel höhere Konzentrationen erreicht wer- den. Diese Ammoniakanreicherung in der Luft ist nicht sehr gefährlich, wenn sie nur kurzfristig auftritt. Angesichts der Konzentrationsschwankungen ist es erforderlich, längerfristige Messun- gen durchzuführen (z.B. eine Woche lang mit Hilfe eines Gasanalysegerä- tes), um eine dauerhaft auftretende

Überschreitung der Maximalwerte feststellen zu können. Übersteigen die Werte 10 ppm während mehr als eines Tages pro Woche, müssen Gegen- massnahmen ergriffen werden. Kon- zentrationen über 20 ppm sind auch ohne Messapparatur leicht feststellbar, da beim Menschen Irritation an Augen, Nase und Kehle auftreten.

Ammoniakausstoss vermindern Der Ammoniakgehalt in der Stallluft lässt sich am besten senken, indem die Ammoniakproduktion gezielt vermin- dert wird. Eine wichtige Massnahme ist es, die Einstreu so trocken wie mög- lich zu halten, damit für die Mikroor- ganismen keine förderliche Umgebung entsteht. Um die Mistmatratze zu über- prüfen, genügt es, sich mit einem Knie kurz auf die Einstreu abzustützen. Re- gelmässiges Einstreuen und Entmisten sind einfache Mittel, um die Feuchtig- keit zu reduzieren. Um die Ammoni- akfreisetzung zu verringern, ist auch darauf zu achten, dass die Proteinkon- zentration der Rationen für Kälber den Fütterungsempfehlungen entspricht, da überschüssiges Futterprotein in Form von Harnstoff ausgeschieden wird. Eine gute Stalllüftung ist die ein- zig wirksame Massnahme, um das im Stall vorhandene Ammoniak zu ver- dünnen und abzuführen. Besonders beim Umrühren oder Entleeren der Güllebehälter ist auf ausreichende Lüf-

tung zu achten. ■

NUTZTIERE

Massnahmen für ein gutes Stallklima Sommer

• Gegenüberliegende Wände (Fenster, Tore) öffnen, um eine Querströ- mung zu erzeugen.

• Häufiges Entmisten verringert die Wasserdampfproduktion aus der Mistmatratze.

• Die relative Luftfeuchtigkeit sollte bei 25°C unter 60 % und bei 30°C unter 50 % betragen.

Winter

In nicht isolierten Ställen hat man im Winter eine eher hohe relative Luftfeuchtigkeit. Ein solches Stallklima verringert die Abwehrfunktion der Zellen in der Lunge und Infektionserreger überleben bei einer hohen Luftfeuchtigkeit im Stall deutlich länger, wodurch das Ansteckungsrisiko steigt. Vorbeugemassnahmen gegen eine hohe relative Luftfeuchtigkeit:

• In Kaltställen: Entweder stärker lüften, indem die Zuluftöffnungen (Offen- front) vergrössert werden, oder Dach isolieren, damit die Stalltemperatur sich erhöht. Luftzug vermeiden durch Windschutznetze (pro Kalb von 200 kg: 2 m2bei nicht isoliertem Dach, 1 m2bei isoliertem Dach).

• In Warmställen: Lüftungsrate erhöhen.

Regelmässiges Einstreuen und Entmisten vermindert die Ammoni- akproduktion.

Referenzen

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