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Archiv "Die Wirkung elektrischer und magnetischer Felder auf den Menschen: Schlußwort" (13.06.1991)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT DI KUSSION

Die Wirkung elektrischer und magnetischer Felder auf den Menschen

Gegenargumente

Mit dem Kurzbericht wird der Eindruck zu erwecken versucht, elektromagnetische Felder „im Ein- flußbereich von Anlagen der Ener- gieversorgung" seien „mit größter Wahrscheinlichkeit . . . gesundheit- lich unbedenklich". Weiter heißt es, man müsse „davon ausgehen, daß ein Wirkungsmechanismus von elek- trischen oder magnetischen Feldern auf biologische Systeme im Sinne ei- ner Krankheitsauslösung auch in Zu- kunft kaum zu finden sein wird". Ab- gesehen von dem nahezu propheti- schen Charakter letztgenannter Aus- sage wurden von den Autoren viele Faktoren außer acht gelassen, die in einer ganzen Reihe von Untersu- chungen erbracht wurden und die sehr wohl Kausalzusammenhänge zwischen elektromagnetischen Fel- dern geringer Intensität und sehr niedriger Frequenz (zum Beispiel 50 Hz) einerseits und dem Auftreten schwerer Erkrankungen andererseits aufzeigen könnten. Beispielsweise wiesen Goodman et al. (1983) und Takahashi et al. (1986) in Zellkultu- ren nach, daß gepulste magnetische Felder geringer Intensität zu erhöh- ter Transskription beziehungswei- se DNA-Neusynthese führen. In den bahnbrechenden Arbeiten von Blackman et al. (1985), Smith et al.

(1987) und Liboff et al. (1988) wurde eine Theorie entwickelt und experi- mentell verifiziert, die das Vorhan- densein eines biologischen Wir- kungsmechanismus schwacher ma- gnetischer Wechselfelder belegt.

Dieser beruht auf einem veränderten Transmembranfluß von biologisch relevanten Ionen (vornehmlich Ca2+ ). Auch eigene Arbeiten (Lerchl et al., 1990) lassen im Ergeb- nis den Schluß zu, daß gepulste schwache Magnetfelder bei Tieren ganz erheblichen Einfluß auf endo- krine Organe haben können, die von

Zu dem Beitrag von

Prof. Dr. med. Eduard David und Jörg Reißenweber in Heft 44/1990

einer Ca' -Modulation abhängig sind. Letztlich sei auf einen Über- sichtsartikel von Wilson et al. (1989) verwiesen, in dem der bis dahin ver- fügbare Wissensstand bezüglich der Wirkungen elektromagnetischer Fel- der auf biologische Systeme zusam- mengetragen wurde. Es kann also gar keine Rede davon sein, daß bei bislang durchgeführten Unter- suchungen „unter Anwendung von technisch üblichen Feldstärken kei- ne erkennbaren Funktionsstörungen aufgetreten" seien, wie es in dem Ar- tikel heißt.

Unverständlich ist schließlich die Anmerkung, daß hinsichtlich der Wirkungen elektromagnetischer Fel- der „der sogenannte Nullbeweis auch rein theoretisch nicht zu erbrin- gen" sei. Wenn dies so wäre, müßte die Gegenhypothese, also das Vor- handensein solcher Wirkungen, ak- zeptiert werden. Insofern ist die ab- schließende Behauptung der Verfas- ser, es bestehe „kein Grund für eine Beunruhigung der Öffentlichkeit", von ihnen selbst ad absurdum geführt worden.

Literatur beim Verfasser

Dr. rer. nat. Alexander Lerchl Institut für Reproduktionsmedizin der Westfälischen

Wilhelms-Universität Steinfurter Straße 107 W-4400 Münster

Schlußwort

Mit unserem Kurzbericht haben wir keineswegs versucht, einen be- stimmten „Eindruck zu erwecken", wie dies Herr Dr. Lerchl andeutet.

Vielmehr war es unser Anliegen, ei- nen kurzen Überblick über das gesi- cherte Wissen zu den biologischen Wirkungen schwacher niederfre- quenter elektrischer und magneti- scher Felder zu geben.

Zu den von Herrn Dr. Lerchl zi- tierten Arbeiten über die Beeinfluß- barkeit der Transskriptionsrate be- ziehungsweise DNA-Neusynthese durch gepulste magnetische Felder geringer Intensität (Goodman und Takahashi), zu den Arbeiten über veränderte Ca-Transmembranflüsse unter Einwirkung schwacher magne- tischer Wechselfelder (Blackman, Smith und Liboff) sowie zu seinen ei- genen Arbeiten über den Einfluß ge- pulster schwacher Magnetfelder auf das Endokrinium von Tieren ist zu bemerken:

Neben dem Einwand, daß die elektrischen und magnetischen Fel- der unter Hochspannungsleitungen nicht gepulst sind, sondern 50- oder 60-Hz-Sinusfelder darstellen, sei hier nur darauf hingewiesen, daß die genannten Untersuchungen teilweise an Zellkulturen durchgeführt wur- den. Die verschiedenen dort ange- führten Effekte und hypothetischen Wirkungsmechanismen, die nicht im Sinne einer Krankheitsauslösung oder erkennbaren Funktionsstörung nachgewiesen sind, müssen beispiels- weise unter dem Vorbehalt betrach- tet werden, daß die Einzelzellen ei- ner Zellkultur untereinander keine Regulationsmechanismen besitzen, wie dies bei Geweben der Fall ist.

Somit ist die Übertragbarkeit solcher Ergebnisse auf den Gesamtorganis- mus fraglich.

Wir bleiben bei der Aussage, daß hinsichtlich gesundheitsschädi- gender Feldwirkungen der soge- nannte Nullbeweis auch rein theore- tisch nicht zu erbringen sei. Die Ge- genhypothese zu letzterer Aussage nämlich hieße nicht, wie Herr Dr.

Lerchl schreibt, das Vorhandensein solcher Wirkungen anzunehmen.

Vielmehr würde sie bedeuten, die Dt. Ärztebl. 88, Heft 24, 13. Juni 1991 (63) A-2183

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Tatsache zu akzeptieren, daß man bisher nicht zuletzt aufgrund der schier unbegrenzten Zahl von denk- baren „confounding factors", also Störparametern, weder die Existenz noch die Nichtexistenz von schädli- chen Effekten beweisen kann.

Beweisend für eine feldbedingte Krankheitsauslösung wäre eine signi- fikante Korrelation zwischen Feldex- position und dem Auftreten von schweren Erkrankungen bei gleich- zeitiger Kenntnis eines Wirkungsme- chanismus. Da diese Korrelation bei den bisherigen epidemiologischen

Studien jedoch nicht signifikant ist, ließe auch die Entdeckung reprodu- zierbarer Effekte im Sinne von Wir- kungsmechanismen schwacher nie- derfrequenter Wechselfelder auf biologische Materie die Frage einer Krankheitsauslösung unbeantwortet.

Eines aber kann zum gegenwär- tigen Zeitpunkt festgestellt werden:

wenn ein Wirkungsmechanismus sol- cher Felder im Sinne einer Krank- heitsauslösung existieren und künftig gefunden werden sollte, so muß die- ser subtil sein. Denn andernfalls hät- ten epidemiologische Studien signifi-

kant erhöhte Erkrankungsziffern un- ter exponierten Bevölkerungsgrup- pen nachweisen müssen, was nicht der Fall war. Somit können wir die Aussage aufrechterhalten, daß ge- genwärtig kein Grund für eine Beun- ruhigung der Öffentlichkeit bestehe.

Prof. Dr. med. Eduard David Jörg Reißenweber

Physiologisches Institut der Universität Witten/Herdecke Forschungsstelle für

Elektropathologie

Beckweg 4, W-5804 Herdecke

Bakteriämie

nach Gastroskopie

Bakteriämien werden nach dem Zähneputzen, nach rektal-digitaler Untersuchung und im Gefolge endo- skopischer Untersuchungen gar nicht so selten beobachtet, sind jedoch im allgemeinen ohne klinische Bedeu- tung. Anders ist die Situation bei Patienten mit einer Knochenmark- transplantation, die unter einer Cor- tison-Dauermedikation stehen. Hier ist, wie die vorliegenden Untersu- chungen aus Seattle zeigen, mit einer klinisch relevanten Bakteriämie zu rechnen.

Die Autoren berichten über 151 Patienten, bei denen eine allo- gene Knochenmarkstransplantation durchgeführt worden war. Bei 9 von 47 Patienten (19 Prozent) entwickel- te sich nach einer Ösophagogastro- duodenoskopie eine klinisch relevan- te Bakteriämie mit Blutdruckabfall, Fieberanstieg auf über 38,5 ° und po- sitiven Blutkulturen. Acht von 14 Pa- tienten, die unter Cortison standen, entwickelten eine Bakteriämie, wäh- rend ohne Cortisonmedikation nur bei einem von 33 Patienten eine Bak- teriämie nachgewiesen werden konn- te. Von 19 Patienten mit einer aku- ten Abstoßungsreaktion boten sechs eine klinisch manifeste Bakteriämie nach der Magenspiegelung. Die Au- toren empfehlen deshalb, bei Patien- ten mit einer Knochenmarkstrans- plantation eine antibiotische Prophy- laxe durchzuführen, wenn während

der ersten 100 Tage nach erfolgter Transplantation eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden soll.

Bianco, J. A., M. S. Pepe, C. Higano, F. R.

Appelbaum, G. B. McDonald, J. W. Sin- ger: Prevalance of clinically relevant bacte- remia after upper gastrointestinal endo- scopy in bone marrow transplant reci- pients. Am. J. Med. 89: 134-136, 1990 Dr. Bianco, Marrow Transplant Unit, VA Medical Center, 1660 South Columbian Way, Room 1110NC, Seattle, Washington 98108

Windelsteine

(Pannolithiasis) - eine harmlose

„Komplikation"

neuartiger Windeln

Die Autoren aus der nephrologi- schen Abteilung der Universitäts- Kinderklinik Bern berichten über ei- ne interessante Beobachtung: Fünf windeltragende Säuglinge oder Kleinkinder wurden der Klinik zuge- wiesen, bei denen „Konkremente" in den nassen Windeln gefunden wor- den waren. Nur nachdem die übli- chen bei Urolithiasisverdacht durch- geführten Spezialabklärungen un- auffällig ausgefallen waren, wurde die Anamnese erweitert. Bei einem Kind konnten die Autoren selbst gal- lertartige Kristalle mit einem Durch- messer bis zu 2 mm beobachten, die sich im Wasser sofort auflösten. Alle

Kinder waren mit neuen, hoch- feuchtigkeitsabsorbierenden Papier- windeln gewickelt worden. Im Labor entwickelten sich identische Konkre- mente innerhalb weniger Sekunden, wenn das Saugkissen dieser Windeln mit Urin oder Wasser durchtränkt wurde. Im Wasserüberschuß lösten sich die Konkremente wieder auf.

Die hoch feuchtigkeitsabsorbieren- den Papierwindeln vermögen die Haut der Säuglinge und Kleinkinder trockenzuhalten. Bei zerrissenem In- nenvlies können aber Konkremente beobachtet werden, die von gallerti- ger Konsistenz sind und die im Was- serüberschuß wieder gelöst werden können. Somit sind elterliche Be- sorgnis und unnötige medizinische Abklärungen vermeidbar, wenn man sich näher mit diesem Phänomen be- faßt.

Bianchetti, M. G., C. Stadelmann-Diener, R. Müller, C. Kanaka, 0. H. Oetliker: Eine vermeidbare Ursache von elterlicher Be- sorgnis und unnötigen medizinischen Ab- klärungen: Windelsteine (Pannolithiasis).

Schweiz. med. Wochenschrift 120:

1763-1765, 1990.

Abteilung für Nephrologie, Universitäts- Kinderklinik, Inselspital, CH-3010 Bern

A-2184 (64) Dt. Ärztebl. 88, Heft 24, 13. Juni 1991

Referenzen

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