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Archiv "KARZINOMSERIE: Psychologische Führung von Kindern mit neoplastischen Erkrankungen - Ein Erfahrungsbericht" (07.12.1978)

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(1)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Hypertonie-Dauerbehandlung

Eigennamen TD (mg)

(Pack.) Pf Graphischer Preisvergleich

Hydrochloro- thiazid (1)

2x25

(100) 42

rg'critaonnr

2x80

(100) 131

Reserpin (Reserpin Saar)

1x 0,25

(250) 5

Dihydralazin (Nepresol)

3x25

(40) 49

Clonidin (Catapresan)

3x0,15

(100) 114

binationspräparat, so empfiehlt sich wegen der einfacheren Einnahme und auch aus Kostengründen auf ein solches Präparat überzugehen.

Grundsätzlich besteht für einen Arzt kein Anlaß, von einem bewährten fi- xen Kombinationspräparat abzuge- hen, wenn er mit diesem, ihm ver- trauten Präparat den Blutdruck sei- ner Patienten über Jahre gut oder zufriedenstellend eingestellt hat.

3x1 129 (100) Prazosin

(Minipress)

g

gtri';'.1,9

,;°"

Guanethidin (Ismelin)

(1) = Di-Chlotride

Darstellung 2 (oben): Von acht Standardpräparaten wurden aufgrund der Roten Liste 1977/78 oder der gültigen Apothekenabgabepreise jeweils die kostengünstigsten Handelsformen und Packungsgrößen ausgewählt. Außer- dem wurde jeweils eine niedrige wirksame Dosis mit ungeteilten Tabletten zugrundegelegt. Aus dem graphischen - Preisvergleich wird deutlich, daß die Behandlung mit Propranolol, Clonidin, Prazosin und a-Methyldopa relativ teuer ist. Bei Hydrochlorothiazid, Dihydratazin und Guanethidin sind die Tagesbehandlungskosten um etwa zwei Drittel geringer. Reserpin ist mit Abstand das preisgünstigste Antihypertensivum

Darstellung 3 (unten): Saluretika und Beta-Rezeptorenblocker sind heute die wichtigsten Antihypertensiva. Die Tagesbehandlungskosten von fünf Salure- tika und fünf Beta-Rezeptorenblockern verschiedener Hersteller wurden des- halb unter sonst gleichen Voraussetzungen wie in der Darstellung zwei vergli- chen. Bei Hydrochlorothiazid unterscheiden sich die Kosten bei zwei Herstel- lern um ein Drittel. Sehr preisgünstig ist die Therapie mit Chlortalidon. Bei den

„kaliumsparenden" Diuretika-Kombinationen sind solche mit Spironotacton wesentlich teurer als solche mit Amilorid oder Triamteren. Bei den Beta- Rezeptorenblockern ist die Behandlung mit Bupranolot (Betadrenol°,) beson- ders preisgünstig

Eigennamen (Präparat)

TD (mg)

(Pack.) Graphischer Preisvergleich

Diuretica:

',-P `,2F 1

1`;r°— 2x25 (100) 42

Hydrochloro- thiazid (2)

2x25

(100) 63

Chlortalidon (3)

100/2 d

( 50) 20

g

p,itri;71(zton + 1 x 50 + 5

(50) 167

3x250

(100) 112

1x 25

(100) 39

4. Therapiekosten und Preisvergleich

Die Zahl der behandlungsbedürfti- gen Hypertoniker in der Bundesre- publik wird auf sechs Millionen ge- schätzt. Bei Behandlungskosten pro Patient und pro Jahr von 500 DM würden die Kosten für die Antihyper- tensiva drei Milliarden Mark jährlich betragen. Daraus wird deutlich, wie wichtig hier eine preisbewußte Ver- ordnungsweise ist; denn jede Thera- pie ist auf lange Sicht nur durch- führbar, wenn sie auch bezahlbar ist.

Die Darstellungen 2 und 3 zeigen deshalb auch Beispiele für den Preisvergleich der Tagesbehand- lungskosten für gängige Antihyper- tensiva.

Literatur

Goodman, L. S.; Gilman, A.: The Pharmacolo- gical Basis of Therapeutics, Macimillan Pub- lishing Co., Inc., New York (1975) 705-726 - Heintz, R.: Hochdruckbehandlung in der Pra- xis, Münch. med. Wschr. 120 (1978) 453-458 - Henquet, J. W., Rahn, K. H.: Die medikamentö- se Therapie der Hypertonie, Inn. Med. 4 (1977) 372-379 - Perry, H. M., Smith, W. M.: Mild Hypertension: To Treat or Not to Treat, Annals New York Academy of Sciences 304 (1978) 1-472 - Simpson, F. 0.: Symposium an Hyper- tension, Drugs 11, Suppl. 1 (1976) 1-204

1x50 + 5 (50) cAhrnoiito'rroidth•taz2t57- 58

ß-Blocker:

rgP,cr,:)7 1°' , Pindolol (Visken)

1 x 15 (50) Atenolol

(Tenormin)

`(-e.72C`'' ret.)

Bupranolol (Betadrenol)

(1) = Di-Chlotride (2) = Esidrix

(3) = Chlortalidon 100 Stada (4) = Aldactone 50-Saltucin (5) = Moduretik

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. med.

Rudolf Gross, Professor Dr. med.

Heinz Günter Sieberth, Dr. med. Volker Schulz, Dr. med. Jochen Kindler,

Medizinische Universitätsklinik Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9

5000 Köln 41

2.80

(100) 131

105

1 x100

(100) 138

1x160

(100) 99

1x100

(100) 60

2976 Heft 49 vom 7. Dezember 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

(2)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

KARZINOMSERIE:

Psychologische Führung von Kindern

mit neoplastischen Erkrankungen

Ein Erfahrungsbericht

Gregor Prindull und Sabine Schulze

Aus der Kinderklinik und Poliklinik (Direktor: Professor Dr. Werner Schöter)

und dem Institut für Psychologie, Lehrstuhl: Klinische Psychologie (Direktor: Professor Dr. Erna Duhm)

der Universität Göttingen

Intensivierung der Behand- lung und verbesserte Überle- benschancen machen ver- mehrt eine psychologische Führung von Kindern mit neo- plastischen Erkrankungen und ihrer Eltern sowohl in der Klinik als auch in allen Le- bensbereichen zu Hause not- wendig. Ängste und Unsi- cherheiten erschweren den Heilungsverlauf. Es wird über die psychologische Arbeit ei- nes Behandlungsteams, ein- schließlich der Aufgaben in der terminalen Phase der Er- krankung berichtet. Obwohl heute etwa die Hälfte aller Kin- der mit onkologischen Er- krankungen geheilt werden kann, gibt es noch keine Langzeitkatamnesen über ihre weitere seelische Entwick- lung.

Die psychologische Führung von Kindern mit onkologischen Erkran- kungen und ihrer Eltern während des langjährigen Krankheitsverlaufs ist neben der medizinischen Versor- gung ein ausschlaggebender Faktor für eine erfolgreiche Behandlung.

An der Göttinger Universitätskinder- klinik werden seit zehn Jahren onko- logische Erkrankungen bei Kindern von einer speziellen Arbeitsgruppe behandelt, die zur Zeit aus vier Ärz- ten und einer Psychologin besteht.

Jährlich wird mit fünfzehn Neuer- krankungen an Leukämie und etwa der gleichen Anzahl von Neuerkran- kungen an anderen Neoplasien ge- rechnet. Die Patienten werden in ei- ner speziellen hämatologisch-onko- logischen Ambulanz und auf einer onkologischen Intensivstation ver- sorgt. Darüber hinaus besteht ein enger konsiliarischer Kontakt mit anderen Kinderkliniken. Seit 1976 haben wir uns in der Leukämiebe- handlung einem gemeinsamen the- rapeutischen Vorgehen der Behand- lungsgruppe Berlin — Frankfurt — Münster (6) angeschlossen. Im fol- genden wird über Erfahrungen des Göttinger Behandlungsteams bei der psychologischen Führung die- ser Patientengruppe berichtet.

Die antineoplastische Therapie er- streckt sich heute aufgrund der neu- en radio- und chemotherapeuti- schen Möglichkeiten meist über Jahre. Sie ist mit schmerzhaften Ein- griffen (Operationen, Punktionen, Blutentnahmen, Injektionen) und unangenehmen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Alopecie, wie- derholten Krankenhausaufenthal- ten) verbunden, die zu tiefgreifen- den Änderungen im Selbstwertge- fühl der Kinder führen. Während die- ser Zeit lassen sich die Kinder nur durch Vermittlung ihrer Eltern psy- chologisch führen. Eltern können ei- nen seelisch stabilisierenden, ge- nauso aber auch einen verunsi- chernden Einfluß auf ihre Kinder ausüben. Trotz eigener Ängste und Unsicherheiten müssen sie sich be- mühen, ihren Kindern die innere Si- cherheit und Geborgenheit inner- halb der Familie zu erhalten. Sie müssen Ängste abbauen und die re- gelmäßige Medikamenteneinnahme überwachen. Damit ist die Mitarbeit der Eltern ein wesentlicher, fest ein- geplanter Bestandteil der modernen Krebsbehandlung bei Kindern.

Die Patienten werden stets vom sel- ben Team von Ärzten und Schwe- stern behandelt. Jeder Arzt hat seine

Eigenheiten, mit denen er die erfor- derlichen Eingriffe ausführt. Der ei- ne sticht gut, der andere weniger sicher usw. Diese Unterschiede wer- den von den Kindern genau regi- striert und dienen zur Bewertung des jeweiligen Arztes. Ein Arzt des Teams ist zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar. Die privaten Telefonnummern sind den Eltern bekannt. Um eine gewisse Vertraut- heit mit der Klinik zu erreichen, wird die Ambulanz stets in denselben Räumen durchgeführt, die mit selbstgemalten Bildern der Kinder ausgeschmückt sind. Stationäre Aufnahmen erfolgen immer auf die- selbe Station, in Göttingen auf eine onkologische Intensivstation. Ein enger Kontakt zum Hausarzt ist er- forderlich. Dieser leistet bei unvor- hergesehenen Ereignissen häufig viel schneller die erforderliche Erste Hilfe als der Klinikarzt. Vorausset- zung ist, daß er über alle Entwick- lungen des Krankheitsgeschehens unterrichtet ist.

Der Arzt zeigt gegenüber dem Kind ruhige, informierte Sachlichkeit, die er in einer wohlbegründeten, festen Meinung ausdrückt (5, 7, 10). Zweifel

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 49 vom 7. Dezember 1978 2977

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Psychologische Führung krebskranker Kinder

und Unsicherheiten werden vor dem Patienten oder den Eltern nicht dar- gelegt. Die Kinder erwarten ange- messene, das heißt ihnen verständli- che, ehrliche Antworten auf ihre Fra- gen. Insbesondere bei verstümmeln- den Operationen wie bei einer Am- putation werden ausreichende Infor- mationen in den erforderlichen Ein- zelheiten und altersgemäße Begrün- dung gegeben. Dem Patienten wird erklärt, daß wiederholte Eingriffe und auch stationäre Aufenthalte in der Zukunft erforderlich sein wer- den. Der Haarausfall nach Zytostati- ka beziehungsweise Schädelbe- strahlung wird angekündigt. Worte wie „Krebs" und „Leukämie" wer- den vermieden. Ein Ignorieren oder Bagatellisieren der Ängste, Schmer- zen und Enttäuschungen der Kinder führt zu einem Verlust an Vertrauen.

Die Eltern haben jederzeit Zugang zu der Station, auf der ihr Kind liegt.

Auch haben sie immer die Möglich- keit, einen Arzt des behandelnden Teams zu sprechen. Darüber hinaus pflegen viele Eltern Kontakt zu den Eltern anderer Kinder mit gleichen Erkrankungen, die sie im Wartezim- mer oder auf den Stationen kennen- lernen. Mit Gruppendiskussionen oder „Elternabenden" haben wir bisher keine Erfahrung.

Vom Arzt erwarten die Eltern mit Recht völlige Offenheit und Ehrlich- keit hinsichtlich Art und Prognose der Erkrankung. Die Mitteilung der Diagnose soll erst nach dem Vorlie- gen des histologischen Befundes er- folgen. Sie löst bei den meisten El- tern einen Schock aus, der unter an- derem ihre geistige Aufnahmefä- higkeit vorübergehend stark ein- schränkt. Deshalb sind wiederholte Gespräche mit beiden Eltern erfor- derlich. Sie werden immer vom sel- ben Arzt durchgeführt und erfordern viel Zeit. In ihnen wird das Ausmaß der Erkrankung schrittweise darge- legt. Die Prognose wird vorsichtig umrissen. Dabei ist, in Anbetracht der Fortschritte in der Medizin, zu- rückhaltender Optimismus ange- bracht. Ein kleiner Rest von Hoff- nung sollte in jeder Situation belas- sen werden. Als nächstes werden die therapeutischen und diagnosti-

schen Notwendigkeiten dargelegt und die Risiken insbesondere der Therapie und ihre Nebenwirkungen in allgemeiner Form erwähnt. Eine ausführliche Aufzählung aller mögli- chen Nebenwirkungen und Kompli- kationen unterbleibt. Der Ablauf des Krankheitsgeschehens muß den El- tern so weit klar sein, daß Überra- schungen und Unvorhergesehenes auf ein Minimum reduziert werden.

Bei leukämischen Patienten wird er- klärt, daß als erstes Ziel die Remis- sion erreicht werden muß. Auf die Möglichkeit späterer Rezidive wird besonders hingewiesen. Schließlich erfolgt eine Auseinandersetzung mit Berichten in der Presse usw., die von den Eltern mitgebracht werden.

Durch diese Gespräche werden der Kontakt und das Vertrauen aufge- baut, durch welche die Mitarbeit der Eltern und die sichere Führung des Patienten erreicht werden sollen.

Dem behandelnden Arzt steht eine Psychologin zur Seite. Sie ist für die psychologische Behandlung verhal- tensgestörter und emotional gestör- ter Kinder und ihrer Eltern ausgebil- det. Darüber hinaus sollte sie Erfah- rungen mit sterbenden Kindern ha- ben. Nur selten kann die psychologi- sche Betreuung voll vom behan- delnden Arzt selbst übernommen werden. Der Aufbau einer Bezie- hung zum Arzt wird durch die not- wendigen, zum Teil schmerzhaften medizinischen Eingriffe bei vielen Kindern erheblich erschwert. Die Psychologin begegnet dem kleinen Patienten nicht im weißen Kittel.

Räumlich und zeitlich nach Mög- lichkeit vom Besuch beim Arzt ge- trennt, bemüht sie sich zunächst um eine persönliche Beziehung zu Pa- tient und Eltern. Dabei werden ge- zielt psychologische Methoden zum Kontaktaufbau eingesetzt.

Die Fähigkeit der Kinder, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, wird von der Persönlichkeitsent- wicklung des Kindes bis zum Krank- heitsbeginn und vom Stadium der Erkrankung mitbestimmt. Beson- ders in der terminalen Phase bege- ben sich die Patienten in zunehmen- de Regression und Selbstisolierung

(7, 8), die schließlich auch von den Eltern selbst nicht mehr durchbro- chen werden kann.

Mit entmutigten und verunsicherten Kindern, die älter als neun Jahre sind, werden problemzentrierte Ge- spräche geführt, die zu einer Neube- wertung ihrer Situation und zu neu- en Handlungsmöglichkeiten führen.

Die Gespräche können mit einem Verhaltenstraining kombiniert wer- den, in dem praktisch mit den Kin- dern eingeübt wird, wie sie sich in für sie belastenden Situationen (et- wa bei Injektionen) verhalten sollen.

Bei jüngeren Kindern ist spielthera- peutisches Verhalten angezeigt (1), da sie einer verbalen Kommunika- tion weniger zugänglich sind. In ei- ner entspannten Situation werden sie in die Lage versetzt, ihre Äng- ste in Phantasiespielen (Arztspiele, Puppenspiele) auszudrücken.

Die Eltern werden psychologisch in folgenden Punkten beraten: Der Pa- tient wird soweit als möglich in sei- ner gewohnten Umgebung belas- sen. Im Rahmen des Möglichen wer- den von den Eltern die gleichen er- zieherischen Maßstäbe (zum Bei- spiel Pflichten, Strafen) beibehalten.

Dabei muß besonders die Gefahr der Bagatellisierung und des Ignorie- rens von Schmerzen und Ängsten vermieden werden. Ebenso führt ei- ne unangemessene Bevorzugung oder Überbehütung innerhalb des Familienkreises zu emotionaler Ver- unsicherung. Derart entmutigte Kin- der zeigen Verhaltensstörungen, zum Beispiel aggressives Verhalten, Ängste (Trennungs- und Dunkeläng- ste) oder psychosomatische Reak- tionen (Bettnässen, Erbrechen). Sie verwickeln ihre Bezugspersonen in Machtkämpfe, oder sie ziehen sich gänzlich aus der Familiengemein- schaft zurück.

Ziel der psychologischen Führung (2, 3, 10) ist, dem kranken Kind das Gefühl zu vermitteln, daß seine Schwierigkeiten gesehen und ver- standen werden, daß es in einer ver- änderten, wenig überblickbaren Le- benslage nicht allein gelassen ist, sondern Hilfe bekommt, und ihm zu zeigen, wie es die neu entstandenen

2978 Heft 49 vom 7. Dezember 1978 DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT

(4)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Psychologische Führung krebskranker Kinder

Probleme selbst bewältigen kann.

Die Klinikaufenthalte werden auf ein Minimum beschränkt. Den Kindern wird soviel als möglich der Besuch von Kindergärten und Schulen ein- schließlich sportlicher Betätigung erlaubt. Auch hier wird ihnen keine unangemessene Sonderstellung eingeräumt. Die Erhöhung des In- fektionsrisikos wird bewußt in Kauf genommen. Eine Unterrichtung des Klassenlehres beziehungsweise Schulleiters über die Erkrankung des Kindes ist angebracht. Es ist möglich, daß besonders ältere Kin- der ihre Diagnose durch Klassenka- meraden erfahren. Darauf müssen sie in Gesprächen mit ihren Eltern vorbereitet werden, damit sie die notwendigen Antworten bereit haben.

Während der terminalen Phase ge- hört es zu den Aufgaben des behan- delnden Arztes, das Lebensende des Patienten zu gestalten. Er muß die Eltern frühzeitig auf den bevorste- henden Tod ihres Kindes vorberei- ten und ihre Einstellung dazu erkun- den. Weiter muß er die seelische und physische Widerstandskraft der El- tern abschätzen. Von praktischer Bedeutung ist die Frage, wo der Pa- tient sterben soll, zu Hause oder in der Klinik. Die Vorteile des Todes in der Klinik liegen in der unmittelba- ren Verfügbarkeit ärztlicher Hilfe.

Dennoch bleibt die Klinik eine frem- de Umgebung. Bleibt das Kind zu Hause, müssen praktische Vorberei- tungen getroffen werden. Sie schlie- ßen folgende Punkte ein: Der Haus- arzt muß informiert sein; gegebe- nenfalls muß eine Vertretung ausge- macht werden. Für einen möglichen Transport in die Klinik muß Sorge getragen sein. Den Geschwistern muß der bevorstehende Tod erklärt werden. Eventuell wird ihre Unter- bringung bei Großeltern oder Nach- barn verabredet. Der Arbeitgeber wird informiert, um eine Beurlau- bung zu genehmigen.

Manche Eltern wünschen einige Zeit nach dem Tode ihres Kindes ein nochmaliges Gespräch mit dem be- handelnden Arzt. Bei dieser Gele- genheit sollte der Arzt den Eltern nochmals versichern, daß auch re-

trospektiv gesehen die Erkrankung nach dem derzeitigen medizini- schen Wissensstand richtig behan- delt worden ist. Eventuelle Schuld- gefühle müssen beseitigt werden.

Geschwister erleichtern und über- brücken durch ihre Anforderungen an die Eltern die Zeit unmittelbar nach dem Tode des kranken Kindes.

Chirurgie, Chemotherapie und Ra- diotherapie machen es heute mög- lich, etwa die Hälfte aller Kinder mit onkologischen Erkrankungen zu heilen. Aufgrund des langjährigen Krankheitsverlaufs und der intensi- ven medizinischen Überwachung sind seelische Entwicklungsstörun- gen zu erwarten, deren Ausmaß erst im Laufe der nachfolgenden Jahre zu beurteilen ist. Sicher hängt das Ausmaß der psychologischen Stö- rungen von der Persönlichkeitsent- wicklung zur Zeit der Diagnosestel- lung, vom Grad der Verstümmelung bzw. Defektheilung und von der Qualität der psychologischen Füh- rung während dieser kritischen Pha- se im Leben des Patienten ab.

Literatur

(1) Axline, V. M.: Kinderspieltherapie im nicht- direkten Verfahren, München/Basel: Ernst Reinhardt 1972 — (2) Dreikurs, R., Soltz, V.:

Kinder fordern uns heraus, Stuttgart: Klett 1975 — (3) Freud, A., Bergmann, T.: Kranke Kinder, Ein psychoanalytischer Beitrag zur ih- rem Verständnis, 2. Auflage. Frankfurt: Fischer 1976 — (4) Larbig, W.: Zum kindlichen Todeser- leben und zur Situation des todkranken Kindes im Krankenhaus, Praxis Kinderpsychol. Kin- derpsychiat. 7 (1974) 245 — (5) Mattson, A.:

Long-term physical iliness in childhood: A challenge to psychosocial adaptation, Pedia- trics 50 (1972) 5 — (6) Riehm, H., Hardner, H., Weite, K.: Die West-Berliner Studie zur Be- handlung der aktuten lymphoblastischen Leukämie des Kindes — Erfahrungsbericht nach 6 Jahren, Klin. Pädiat. 189 (1977) 89 — (7) Sachtleben, P.: Die Betreuung des leukämie- kranken Kindes und seiner Eltern, Mschr. Kin- derheilk. 118 (1970) 14 — (8) Spinetta, J. J., Rigler, D., Karon, M.: Anxienty in the dying child, Pediatrics 52 (1973) 841 — (9) Spinetta, J.

J., Rigler, D., Karon, M.: Personal space as a measure of a dying child's sence of isolation, J.

Consult. Clin. Psychol. 42 (1974) 751 — (10) Steinhausen, H. C., Börner, S.: Das chronisch- kranke und behinderte Kind: Eine psychologi- sche Aufgabe der Kinderheilkunde. Klin. Päd- iat. 187 (1975) 407

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. med. Gregor Prindull, Sabine Schulze,

Kinderklink und Poliklinik der Universität Göttingen Humboldtallee 38 3400 Göttingen

FÜR SIE GELESEN

Zur Antikoagulation nach Herzinfarkt

Die derzeit zur Langzeitbehandlung des Herzinfarktes mit Antikoagu- lantien oder thrombozytenaggre- gationshemmenden Substanzen vorliegenden Studien reichen nicht aus, um eine derartige Behandlung langfristig zu propagieren. Der kom- plikationslose Myokardinfarkt sollte nicht länger als acht bis zwölf Wo- chen mit Antikoagulantien behan- delt werden. Im Gegensatz dazu dürfte nach Vorliegen einer kürzlich publizierten Übersichtsarbeit jeder Zweifel an der Wirksamkeit der Anti- koagulantien bei der Behandlung des frischen Myokardinfarktes wäh- rend der stationären Behandlung ausgeräumt sein. In dieser Arbeit werden Daten von insgesamt 32 Stu- dien an insgesamt 15 978 Patienten gesammelt und statistisch ausge- wertet dargestellt. Danach sollten auch Patienten mit komplikationslo- sem Myokardinfarkt (also ohne Rie- seninfarkte, Herzinsuffizienz oder längere Immobilisation) während des Stadiums der Hospitalisation antikoaguliert werden, sofern keine Kontraindikation besteht. Damit wird die Mortalität gegenüber der Kontrollgruppe relativ um 21 Pro- zent gesenkt und die Frequenz thromboembolischer Komplikatio- nen von 22 Prozent auf zwölf Pro- zent reduziert. Blutungen treten un- ter der Antikoagulation 3,8mal so häufig auf wie in der Kontrollgruppe.

Damit ergibt sich bezüglich der Thromboseprophylaxe beim Myo- kardinfarkt folgendes Vorgehen: An- tikoagulation in der frischen Phase des Infarktes während des stationä- ren Aufenthaltes. Bei komplikations- losem Infarkt (ohne Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen) sollte eine orale Antikoagulation späte- stens nach Ablauf von zwei bis drei Monaten beendet werden. Zur lang- fristigen Anwendung thrombozyten- aggregationshemmender Substan- zen kann derzeitig noch keine gene- relle Therapieempfehlung gegeben werden. Zme

Chalmers T. C., Matta, R. J., Smith, H., Kunzler, A. M.: Evidence favoring the use of anticoag u- lants in the hospital phase of acute myocardial infarction, N. Engl. J. Med. 297 (1977) 1091

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 49 vom 7. Dezember 1978 2979

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