Inhaltsverzeichnis
III – Theorie: Zum Stationenlernen
. . . 4
1. Einleitung: Stationenlernen, was ist das?. . . 4
2. Besonderheiten des Stationenlernens im Fach Geschichte in den Klassenstufen 7/8 . . . 7
III – Praxis: Materialbeiträge
. . . 8
1. Französische Revolution 1789–1799 erstellt durch Dirk Kingerske . . . 9
2. Französische Revolution 1789–1799 (bilingual) erstellt durch Dirk Kingerske . . . 24
3. Märzrevolution 1848/49 . . . 40
4. Entstehung des Kaiserreichs 1870/71 . . . 64
III – Literatur- und Quellenverzeichnis. . . 101
1. Monografien und Sammelbände . . . 101
2. Bildnachweise . . . 102
zur Vollversion
VORSC
HAU
4
I – Theorie: Zum Stationenlernen
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
I – Theorie: Zum Stationenlernen
1. Einleitung: Stationenlernen, was ist das?
Unsere Gesellschaft wird seit geraumer Zeit durch Begriffe der Individualisierung gekennzeichnet: Ri- sikogesellschaft heißt es bei Ulrich Beck1, Multiop- tionsgesellschaft nennt sie Peter Gross2 und für Gerhard Schulze ist es eine Erlebnisgesellschaft3. Jeder Begriff beinhaltet einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt, doch egal, wie wir diesen Prozess bezeichnen, die Individualisierung – hier zu verste- hen als Pluralisierung von Lebensstilen – schreitet voran. Damit wird die Identitäts- und Sinnfindung zu einer individuellen Leistung. Diese Veränderun- gen wirken sich zwangsläufig auch auf die Institu- tion Schule aus. Damit lässt sich vor allem eine Heterogenität von Lerngruppen hinsichtlich der Lernkultur, der Leistungsfähigkeit sowie der indivi- duellen Lernwege feststellen. Darüber hinaus legt beispielsweise das Schulgesetz Nordrhein-West- falen im § 1 fest, dass: „Jeder junge Mensch […]
ohne Rücksicht auf seine wirtschaftliche Lage und Herkunft und sein Geschlecht ein Recht auf schuli- sche Bildung, Erziehung und individuelle Förde- rung“ hat. Das klingt nach einem hehren Ziel – die Frage ist nur: Wie können wir dieses Ziel errei- chen?
Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass es nach meiner Einschätzung nicht das pädagogische Allheilmittel gibt, welches wir nur einsetzen müss- ten und damit wären alle (pädagogischen) Prob- leme gelöst – trotz alledem möchte ich an dieser Stelle die Methode des Stationenlernens präsen- tieren, da diese der Individualisierung Rechnung tragen kann.
Merkmale des Stationenlernens
„‚Lernen an Stationen‘ bezeichnet die Arbeit mit ei- nem aus verschiedenen Stationen zusammenge- setzten Lernangebot, das eine übergeordnete Pro- blematik differenziert entfaltet.“4 Schon an dieser
1 Vgl.: Beck, Ulrich: Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne. Berlin 1986.
2 Vgl.: Pongs, Armin; Gross, Peter: Die Multioptionsgesellschaft. In:
Pongs, Armin (Hrsg.): In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
– Gesellschaftskonzepte im Vergleich, Band I. München 1999, S. 105–127.
3 Vgl.: Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft – Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt/Main, New York 1992.
4 Lange, Dirk: Lernen an Stationen. In: Praxis Politik, Heft 3/2010, S. 4.
Stelle wird offensichtlich, dass für diese Methode unterschiedliche Begriffe verwendet werden. Je- dem Terminus wohnt eine (mehr oder weniger) an- ders geartete organisatorische Struktur inne. In den meisten Fällen werden die Begriffe Lernen an Stationen und Stationenlernen synonym verwen- det. Hiervon werden die Lernstraße oder der Lern- zirkel unterschieden. Bei diesen beiden Varianten werden in der Regel eine festgelegte Reihenfolge sowie die Vollständigkeit des Durchlaufs aller Sta- tionen verlangt. Daraus ergibt sich zwangsläufig (rein organisatorisch) auch eine festgelegte Ar- beitszeit an der jeweiligen Station. Eine weitere Unterscheidung bietet die Lerntheke, an welcher sich die Schülerinnen und Schüler mit Material be- dienen können, um anschließend wieder (meist ei- genständig) an ihren regulären Plätzen zu arbei- ten.
Von diesen Formen soll das Lernen an Stationen bzw. das Stationenlernen abgegrenzt werden.
Diese Unterrichtsmethode ist hier zu verstehen als ein unterrichtliches Verfahren, bei dem der unter- richtliche Gegenstand so aufgefächert wird, dass die einzelnen Stationen unabhängig voneinander bearbeitet werden können – die Schülerinnen und Schüler können die Reihenfolge der Stationen so- mit eigenständig bestimmen; sie allein entschei- den, wann sie welche Station bearbeiten wollen.
Damit arbeiten die Lernenden weitgehend selbst- ständig und eigenverantwortlich (bei meist vorge- gebener Sozialform, welche sich aus der Aufga- benstellung ergeben sollte). Um der Heterogenität Rechung zu tragen, werden neben den Pflichtstati- onen, die von allen bearbeitet werden müssen, Zu- satzstationen angeboten, die nach individuellem Interesse und Leistungsvermögen ausgewählt werden können.
Aufgrund der Auffächerung des Gegenstandes in unterschiedliche Schwerpunkte und der Untertei- lung in Pflicht- und Zusatzstationen, bietet es sich an, bei der Konzeption der einzelnen Stationen un- terschiedliche Lernzugänge zu verwenden. Auch hier wäre eine weitere schülerspezifischere Diffe- renzierung denkbar. Folglich ist es möglich, einen inhaltlichen Schwerpunkt bspw. einmal über einen rein visuellen Text, zweitens mithilfe eines Bildes oder einer Karikatur und drittens über ein akusti- sches Material anzubieten, und die Lernenden dür- fen frei wählen, welchen Materialzugang sie ver-
zur Vollversion
VORSC
HAU
II – Praxis: Materialbeiträge
In diesem Band werden vier ausgearbeitete Statio- nenlernen präsentiert. All diese Stationenlernen ergeben sich i. d. R. aus den Unterrichtsvorgaben für die Klassenstufen 7/8. Alle Stationenlernen sind so konzipiert, dass diese ohne weitere Vorbe- reitung im Unterricht der weiterführenden Schulen eingesetzt werden können – trotz alledem sollte eine adäquate Bedingungsanalyse niemals aus- bleiben, denn letztendlich gleicht keine Lerngruppe einer anderen.
Die hier präsentierten Stationenlernen sind immer in Pflichtstationen (Station 1, 2, 3 …) und fakulta- tive Zusatzstationen (Zusatzstation A, B …) unter- teilt – die zu bearbeitende Reihenfolge ist durch die Schülerinnen und Schüler (!) frei wählbar. Die So- zialformen sind bewusst offengehalten worden, d. h., i. d. R. finden sich auf den Aufgabenblättern keine konkreten Hinweise zur geforderten Grup- pengröße. Somit können die Lernenden auch hier frei wählen, ob sie die Aufgaben alleine, mit einem Partner oder innerhalb einer Gruppe bearbeiten wollen – davon abgesehen sollte jedoch keine Gruppe größer als vier Personen sein, da eine grö- ßere Mitgliederzahl den Arbeitsprozess i. d. R. eher behindert. Einige wenige Stationen sind jedoch auch so konzipiert worden, dass mindestens eine Partnerarbeit sinnvoll ist.
Zur Bearbeitung sollte für jede Schülerin bzw. je- den Schüler ein Materialblatt bereitliegen – die Aufgabenblätter hingegen sind nur vor Ort (am Stationenarbeitsplatz) auszulegen. Die Laufzettel dienen als Übersicht für die Schülerinnen und Schüler – hier können diese abhaken, welche Sta- tionen sie wann bearbeitet haben und welche ih- nen somit noch fehlen. Gleichzeitig erhalten sie hierbei einen kleinen inhaltlichen Überblick über alle Stationen – zudem kann die Lehrkraft diese als erste Hinweise zur Arbeitsleistung der Lernenden nutzen. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Laufzettel auch weiterfüh- rende Hinweise und Kommentare zum Stationen- lernen an sich, zur Arbeitsgestaltung o. Ä. vermer- ken – nach meiner Erfahrung wird diese Möglich- keit eher selten genutzt, kann dann jedoch sehr aufschlussreich sein!
Unverzichtbar für jedes Stationenlernen ist eine abschließende Bündelung – auch hierfür wird je- weils eine Idee, welche im Sinne einer zusammen- fassenden Urteilsbildung steht und sich aus den einzelnen Stationen ergibt, präsentiert. Mithilfe die- ser Bündelung sollen noch einmal einzelne Ergeb- nisse rekapituliert, angewendet und mit Bezug zu einer konkreten Fragestellung bewertet werden.
In diesem Band werden die folgenden Stationen- lernen präsentiert:
1. Französische Revolution 1789–1799, erstellt durch Dirk Kingerske
2. Französische Revolution 1789–1799 (bilingual), erstellt durch Dirk Kingerske
3. Märzrevolution 1848/49
4. Entstehung des Kaiserreichs 1870/71
Jedes dieser Stationenlernen beginnt mit einem kurzen einleitenden Sachkommentar sowie kurzen didaktisch-methodischen Hinweisen zu den einzel- nen Stationen und zur Durchführung derselben, gefolgt vom Laufzettel für das Stationenlernen. Anschließend werden die jeweiligen Stationen (Pflichtstationen und Zusatzstationen) mit jeweils einem Aufgabenblatt sowie i. d. R. einem Material- blatt präsentiert. Zu guter Letzt wird das Stationen- lernen mit einem Aufgaben- und Materialblatt für die Bündelungsaufgabe abgerundet.
Sinnvoll ist es, wenn jede Station einen festen Platz im Raum erhält. Dies erleichtert es vor allem den Schülerinnen und Schülern, sich zu orientie- ren. Um dies noch mehr zu vereinfachen, haben sich Stationsschilder bewährt. Auf diesen sollte mindestens die Stationsnummer vermerkt werden.
Fakultativ könnten auch der Stationsname und der methodische Zugriff sowie ggf. die Sozialform ver- merkt werden.
II – Praxis: Materialbeiträge
zur Vollversion
VORSC
HAU
10
II – Praxis: Materialbeiträge
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
Station 1:
Alltagsleben vor der Französischen Revolution
Station 2:
Die Beteiligten
Station 3:
Privilegien und Forderungen
Station 4:
Die Bastille
Station 5:
Terrorherrschaft
Kommentare:
Laufzettel
zum Stationenlernen für das Thema:
Französische Revolution 1789–1799
Station 6:
Napoléon Bonaparte
Zusatzstation C:
Frauen und Männer – Gleichheit?
zur Vollversion
VORSC
HAU
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
Station 1
AufgabeAlltagsleben vor der Französischen Revolution
Aufgaben:
1. Stelle dir folgende Situation vor: Du bist ein Arbeiter in der Réveillon Tapetenmanufaktur, ein Maurer oder ein Goldschmied, und du musst deine Familie (Frau, fünf Kinder, deine verwitwete Mutter) ernähren. Welche Probleme ergeben sich bei deinem täglichen Einkauf?
2. Verfasse einen Dialog zwischen den drei Männern (Arbeiter, Maurer, Goldschmied).
3. Verfasse als Goldschmied einen Brief an den König.
Station 2
AufgabeDie Beteiligten
Aufgabe:
Fertige eine Liste mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Hauptbeteiligten an:
– Mirabeau – Marat – Lafayette – Carnot – Brissot – Saint-Just – Danton – Robespierre
zur Vollversion
VORSC
HAU
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
12
Station 3
AufgabePrivilegien und Forderungen
Aufgabe:
Entwirf politische Plakate für den Adel, die Bauern und die einfachen Bürger.
Station 4
AufgabeDie Bastille
Aufgaben:
1. Lies die drei Texte und markiere die Passagen, die von Gewalt berichten.
2. Vergleiche die drei Quellen. Welche Informationen findet man in mindestens zwei, vielleicht sogar in allen drei Quellen?
3. Erläutere aus heutiger Sicht, inwiefern man den 14. Juli als Feiertag begehen darf.
zur Vollversion
VORSC
HAU
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2
© Persen Verlag
ZusatzstationA
AufgabeFrauen und Männer – Gleichheit?
Aufgaben:
1. Vergleiche die beiden Erklärungen.
2. Wähle die Version, die du bevorzugst und verändere sie, damit sie in das 21. Jahrhundert passt.
Abschließende Bündelung
Aufgabedes Stationenlernens
Die Französische Revolution – Ein Ereignis zum Feiern?
I. Die Positionen
1. zwei Vertreter der positiven Einschätzung, zwei Vertreter der negativen und ein Vertreter für die Situation der Frauen (Zusatzstation)
2. ein Gesprächsleiter oder eine Gesprächsleiterin 3. Die übrigen Personen fungieren als Beobachter.
II. Der Ablauf
1. Jed(e)r Teilnehmer(in) beginnt mit einem kurzen Statement (1 Min.).
2. Die Teilnehmer(innen) wechseln sich ab: pro/kontra/pro/kontra (2 Min.).
3. Während eines freien Austausches versuchen die Beteiligten aufeinander einzugehen (max. 10 Min.).
4. Nun können die Beobachter eingreifen und ihre persönliche Meinung vertreten (5 Min.).
III. Die (Gesprächs-)Regeln:
– Niemand unterbricht einen anderen Redner.
– Niemand wird verbal oder körperlich angegriffen.
– Der Gesprächsleiter/die Gesprächsleiterin überwacht die Einhaltung der Regeln.
– Die Zeitvorgaben sind einzuhalten.
– Der Gesprächsleiter/die Gesprächsleiterin kündigt das Ende der Redezeit (10 Sek. vor Ende) leise an.
– Ist die Redezeit beendet, so markiert der Gesprächsleiter/die Gesprächsleiterin dies durch ein (akustisches) Signal.
zur Vollversion
VORSC
HAU
D. Kingerske / F. Lauenburg: Stationenlernen Geschichte 7. / 8. Klasse – Band 2 15
© Persen Verlag
Station 1
MaterialAlltagsleben vor der Französischen Revolution
Brotpreise und Löhne
Beruf Tageslohn
in Sous
Ausgaben für Brot in Prozent mit Brotpreisen bei:
6 Sous (August 1788)
14 Sous (Februar – Juli 1789) Arbeiter in der Réveillon
Tapetenmanufaktur
15 60 97
Maurer 18 50 80
Steinmetz 24 37 60
Facharbeiter z. B.
Schlosser, Zimmermann
30 30 48
Bildhauer, Goldschmied 60 15 24
Durchschnittlicher Preis für einen Hektoliter Weizen (100 l) in Francs
1730 9,5 Francs
1750 14,5 Francs
1770 19,8 Francs
1789 21,0 Francs
Preis für 100 kg Weizen in Paris, 1770–1790
1770 25 Francs
1775 20 Francs
1780 17 Francs
1785 19 Francs
1789 29 Francs
1790 27 Francs
Quelle: http://www.thecaveonline.com/APEH/frrevdocuments.html [Stand: 28.07.2014] (Übersetzung: D. Kingerske)