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Der Effekt-Effekt

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Academic year: 2022

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50 phIakzente 1/2012

Schmetterling und Lotusblume, so erzählt eine altindische Fabel, gerieten darüber in Streit, wer von ihnen mehr Bewunderung verdiene. «Selbst im dunkelsten Morast er­

hebe ich meine makellose Blüte gleich einem funkelnden Juwel», verkündete die Lotusblume voller Stolz. «Nicht umsonst verehrt mich alle Welt als Symbol höchster Zier und göttlicher Reinheit.» – «Papperlapapp!», erwiderte der Schmetterling und entfaltete die filigrane Farbenpracht seiner Flügel. «Ich bin zweifellos das erhabenste Geschöpf auf Erden. Anmutig und leicht tanze ich durch die Lüfte und vermag doch mit einem einzigen Flügelschlag einen Wirbelsturm zu entfachen.»

Die Zänkerei hätte bis in die Abendstunden fortgedau­

ert, wären die prahlerischen Protagonisten nicht in die­

sem Augenblick von einer endzeitlichen Schlammlawine erfasst und unter der Geschichte begraben worden.

«Hochmut kommt vor dem Fall», wird sich der Stein gedacht haben, als er sich am Berghang löste und mit stetig wachsender Masse talwärts rollte.

Der Knalleffekt hat dem Ruhm der fabulösen Maulhel­

den kaum geschadet. Im Endeffekt zählt die Wirkung der Effekte. Die Nanotechnologie versucht die selbstreinigende Kraft wasserabweisender Oberflächen zu kopieren (Lotus­

effekt) und die Chaosforschung findet im Schmetterlings­

effekt ein Sinnbild dafür, dass geringste Änderungen in einem System ungeheure Auswirkungen haben können.

Geblendet von prägnanten Effekten übersehen wir glatt, dass der bunte Falter bloss ein Insekt und die Lotus­

blume eine krautige Wasserpflanze ist. Wir achten die beiden für Eigenschaften, die sie gar nicht besitzen, und fallen dem Haloeffekt zum Opfer.

Der Effekt­Effekt hat uns fest im Griff. Häufiges Auftre­

ten von Effekten verleitet dazu, sie in positivem Licht zu sehen (Mere­Exposure­Effekt). Wir beginnen, uns ernst­

haft mit dem Phänomen zu befassen (Agenda­Setting­Ef­

fekt) und halten die behauptete Wirkung am Ende gar für Wirklichkeit (Realitätseffekt). Kaum wenden wir uns ei­

nem Ereignis zu, hat das schon Auswirkungen auf den Gegenstand der Betrachtung (Heisenberg­Effekt). Diese Einsicht bringt uns aber nicht weiter, denn wir tendieren dazu, Einflüsse auf andere höher einzuschätzen als auf uns selber (Third­Person­Effekt).

Reine Einbildung, behauptet der Placeboeffekt. Eine Fabel zu zitieren, die es in Wahrheit nicht gibt, ist zwar Effekthascherei – aber der Verfremdungseffekt zeigt volle Wirkung. | Daniel Ammann

Der Effekt-Effekt

Cartoon: Donat Bräm

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