IJohcr einen in l'hönicien gefundenen
geschnittenen Stein.
Von Dr. £. Httdlser.
Den Iiier abg-cliildetcn Stein erhielt Hr. Eli Smilh in dem
Uorfe Sauda im (leliirg-e ein wenig nordöstlich von Turtdsa.
Der Scliriftchurukter ist verschieden von dem der „Gemme von
Heirut," welche Ferd. Urnaiy erklärte '), er stimmt dagegeu
vollkommen iiberein mit dem eines geschnittenen Steines, wel¬
chen Eresnel zu Tripoli in Afrika erwarb =), und ist nicbt so¬
wohl pbönicisch als vielmehr althebräisch , ganz ähnlich der Scbrift
auf den mukkabäiscben Münzen. Wenn schon dies jüdische .4b-
kunft vermuthen lässt, so wird solcbe vollends erhärtet durch
die Insebrift unsres Steines , welche deutlich zwei specifisch he¬
bräische Namen darbietet, die mit irr" == nirr' zusammengesetzt
sind. Ks ist mir unzweifelhaft, dass die Legende diese ist:
irfi3» 73 irr'sn^b
d. i. „dem I\7ihanjahu dem Sohne des 'Obadjahu" (zugehörig). Beide
Namen kommen als Personennamen tbeils in dieser volleren, theils
in der verkürzten Form rfsnJ , MJI?» im A. T. mcbrfucli vor.
1) Köhne's Zeitschr. für .Münz- , Wappen- niiil Siegelicunile , 3. Jahrg.
379., und Journ. Asiat. 1844. Apr. Dieser Stein, ein Chaicedon in Scara- baen-Furm mit Spuren einer Uingfassung, wurde nicht in lieirut, sondern in Ssür (Tyrus) gefunden. Hr. v. WihUitbruch erhielt den Abdruck , diu er nach Berlin schickte, von Hrn. K. Smilh. Der Stein selbst ist im Itesilz des Herrn Moore, britischen Consuls zu lieirut. Naeh einer anilcrvvcitcn Mitthei lung des i>ctzlern hat auch J. M'ilson in seinen Lands of the Bible . Th. 2.
S. 7tiM. eine Zeichnung des Steins veriilfenllioht.
2) S. Saulcy in der Revue arch<'ulogii|uc , 3e annee p. 99; Judas etude demonstrative de la langue l'henicienne el de la langue LIbvque. I'ar. 1847.
Taf. II. Nr. 8.
16*
244 Rödiger , Ueler einen in Phönicien gefundenen gesrhnitteneu Siein.
^fT'jrS war ein Sohn Asaph's nach 1 Chron. 25, 12. (er wird auch
!T3n3 genannt Vs. 2.), ein anderer in^jn; komnil vor Jy. 40, 8.
(derselbe heisst fl^SnJ \'s, 14. und 2 Kön. 25, 23. 25.), ein dritter
Jer. 36, 14., ein vierter 2 Chron. 17, 8. Nocb häufiger ist der
Name 'Obadjahu oder 'Obadjah, s. die Lexica.
Nach alle dem muss icb aber um so zuversichtlicher behaup¬
ten, was ich schon anderswo ausgesprochen habe (Hall. Allg.
Lit. Zeit. 1848. Nov. S. 787.), dass auch Fresnefs Stein jüdisch
ist, uud zweifle icb jetzt nicht, dass auf demselben zu lesen:
aUJ"' ]a irfnayb, d. i. „dem 'Obadjahu. Sohne des Jaschub" ( s.
letzteren Namen z. B. 2 Mos. 26, 24.) und dass der Zug am Ende
der ersten Zeile, den die Zeichnung mit dem voraufgehenden n
verbindet, so dass mau bisher n^137b gelesen, nichts anders als
ein T ist ')•
Was die beiden Thiere auf unsrem Steine, wie es scheint,
erlegte Hirsche, bedeuten sollen, wage ich nicbt zu bestimmen,
da ich mich auf die Deutung solcher Embleme wenig verstehe.
Wohl würde mir iu den Sinu kommen , dass Hirsche bei den Phö-
niciern als Sühnopfer dargebracht wurden (s. Movers, phÖn. Texte
IL S. 53. u. Nucbtr. S. 138.), wenn nur der Stein pbönicisch
wäre. Da er dies aber nicht ist, so bleibt für mich als Laien
in dieser Sache nur die einfache Beziehung auf das edle Waid¬
werk übrig als das muthmaassliche Geschäft des Inhabers dieses
Siegels. Denn dass der Stein als Siegel gedient babe , scheint
keine sebr gewagte Annahme zu sein.
1) Ebenso urtheilt über den hebräischen l'rsprung und die Lesung der Schrift Dr. Mover* in der Encyltlop. von Ersch u. Gruber , Sect. III. Th. 24.
S. 424. D. Red.
Uie Sage vou Sain und das Saiu-nänie.
\ UD
Dr. Friedricli Splesel.
ebeu deu künigen des alten Iran's , vuu welcben uns die
persische Sage erzählt , tritt unter Mmolchehr und dessen Nach¬
folgern ein lleldengeschlecht auf, dessen Mitglieder, Sdm, Zdl
und Rusiciii, den Heinauien der J'ehlevdne führen und die durch
ihre inäclitigen Wafl'enthafen das herrschende Königsgescblecht
ganz verdunkeln. Namentlich sind die beiden jüngeren Glieder
dieses Hauses , Zdl und Kuslem, hervorragend. Ueber den ältesten
derselben, Sdm, der unter Minotcliehr's Regierung ganz unvermit¬
telt auftritt, weiss uns Firdosi's Scbäknäme, die Hauptquelle für
persische Sagengeschicbte , wenig mehr zu berichten ; er hat
eigentlich bloss das Verdienst Zdl's Vater zu sein. Was aber
Firdosi unterlassen bat, das haben spätere Dichter nachholen
wollen, und einer derselben bat uns ein Sum-ndme hinterlassen,
in welcbem er die Tbuten Silm's ausführlich bescbrcibt und aus
dem wir in den folgenden Blättern einen kurzen Auszug liefern
wollen.
Vor Allem drängt sich hier die Frage auf: Hut dieses Werk
eines späteren Dichters aucb wirklieb Werth für die Sagenge¬
schicbte, oder ist es bloss ein .Spiel der Phantasie? Es lassen
sich zwei Möglichkeiten denken, warum F'irdosi im Scbäb-näme
nicht weitlnuliger über Sum spricht: entweder but er keine wei¬
teren Sagen mebr gekannt, — und dann ist es natürlich unwahr¬
sebeinlich , dttss ein späterer Dichter sie nocb in solcher Fülle
vorgefunden haben sollte , dass sie Stoff zu eiuem ganzen Buche
liefern konnten ; oder Firdosi hat die Sämsage nicbt weitläufiger
bebandelt, weil es ibm dem Zwecke seines Buches nicbt ange¬
messen schien , — dann wäre es allerdings möglich , dass aucb
ein späterer Dichter sie noch benutzen konnte. Um nun über deu
Werth des Säm-näme für die Sämsage zur Gewissbeit zu kom¬
men, wird es nöthig sein, die wenigen Züge mitzutbeilen , welche
von der Sämsage theils in der vorislämischen, tbeils iu der isla¬
mischen Zeit ausser dem Scbäh-uäme nocb auffindbar sind. Dass
die Sage vou ^ifiu einen weit grösseren Umfang hatte, als Firdosi
ihr giebt, darüber kann gar kein Zweifel sein. Es ist bekannt.