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96

Bemerkungen zu den aramäischen Inschriften von

SendschirU. ^)

Von Theodor Möldeke.

Nachdem durch immer neue Funde und Entzifferungen die

alten Culturländer am Nil und am Tigris in das helle Licht ur¬

kundlicher Geschichte getreten sind, scheint jetzt die Reihe an Syrien

zu kommen. Aegyptische Entdeckungen haben uns über dessen alte

Geschichte manches neue gelehrt , freilich aher auch viele Räthsel

aufgegeben. Die Entzifferung der „hethitischen" Hieroglyphen ist

in Angriff genommen. Und durch den rühmlichen Eifer des Ber¬

liner Orient-Comitös sind jetzt aus dem Boden Nordsyriens weitere

Monumente zu Tage gefördert, die uns imbekannte Staats- und

Völkerverhältnisse enthüllen, aber wiederum so viel räthselhaftes

enthalten, dass der, welcher sie untersucht, beständig zwischen

Freude und Enttäuschung schwankt. Das beruht grösstentheils auf

der argen Zerstörung, welche die beiden grossen, vor mehr als 2'/^

Jahrtausend umgestürzten, aramäischen Inschriften erlitten haben,

aber ich glaube, dass uns auch dann, wenn sie unversehrt wären,

manches in ihnen dunkel sein würde , sowohl in den Ausdrücken

wie im Sachlichen. Was wir jetzt haben, bedarf durchaus der Auf¬

hellung durch neue Funde. Nur ungefthr ein Dritttheil des Schutt¬

hügels von Sendscbirli ^) ist durchsucht; der noch unberührte Rest

schliesst wahrscheinlich weitere künstlerisch wie inschriftlich hoch¬

wichtige Denkmäler in sich. Und die Hunderte und Tausende von

Tell's, die sich nach Luschan über die nordsyrische Ebene hinziehen,

werden im Lauf der Zeit gewiss noch reiche Ausbeute geben ').

Es ist dringend zu wünschen, dass das Orient-Comitö

zunächst dafür sorge, dass die Ausgrabungen in Sen¬

dscbirli fortgesetzt und vollendet werden!

1) Königliche Museen in Berlin. Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen. Heft XI. Ausgrabungen in SendschirU I. Einleitung und In¬

schriften. Berlin 1893. (84 S. gr.-4''; 1 Karte, 8 Tafeln).

2) _>JjA>-U;.

3) NamentUcb auch für Entzifferung jener Hieroglyphen.

(2)

Nöldeke, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU. 97

So wichtig auch die andern Abschnitte der Publication sind,

so lesenswerth namentlich Luschan's Einleitung und seine archäo¬

logischen Erörterungen , so kann ich mich hier doch nur mit den

altaramäischen Inschriften befassen. Und auch sie werde ich durch¬

aus nicht systematisch behandeln, sondern ich will nur einige Be¬

merkungen über sie geben.

Der Zustand der Inschriften ist allerdings ziemlich traurig.

Die im Relief hervortretende Schrift war ursprünglich so deutlich,

dass, wäre sie unbeschädigt geblieben, wohl kein Zweifel über die

Lesung auch nur eines einzigen Buchstaben statthaft wäre. Dazu

kommt, dass die Wörter durch Puncte sorgföltig getrennt wurden.

Nun aber sind durch Abstossen und Abschleifen manche Buchstaben

einander ähnlich geworden. Oft können wir nicht mehr erkennen,

ob ein oder i oder auch ein 3 gemeint sei; nicht selten kömmt

auch das (eigentlich oben rundere) 3» in Frage. So sind jetzt 53

und "i , n und n , und t manchmal nicht mehr sicher zu unter¬

scheiden, und bei stärkeren Verletzungen wird die Reihe der Mög¬

lichkeiten noch grösser. Der Worttrenner ist oft abgesprungen,

und da er meistens nicht das Spatium eines ganzen Buchstaben

einnimmt, so ist für uns die Abtheilung der Wörter zuweilen un¬

sicher. Dazu kommt als Schlimmstes, dass viele Buchstaben, Wörter

und ganze Stellen vöUig zerstört sind. Von dem Panamu-Stein (P)

fehlt ein grosses Stück mit etwa einem Dritttheil der Inschrift, und

von dem, was übrig, ist ein grosser Theil ganz oder nahezu ver¬

wischt. Unter diesen Umständen ist auch das getreuste Facsimile

nicht vollkommen zuverlässig. Der Forscher muss in zweifelhaften

Fällen auf das Original oder doch wenigstens auf einen guten Ab¬

klatsch zurückgehn. Das Facsimile der Hadad-Inschrift (H) in der

Ausgabe beruht auf einer Zeichnung Euting's, die aber vielfach nach

dem Original abgeändert worden ist. Ich habe mit Euting zu¬

sammen eine Anzahl Stellen auf seinen Abklatschen revidiert , und

wir sind zu dem Ergebniss gelangt, dass das Facsimile gegenüber

der auf Euting's ursprünglicher Zeichnung beruhenden Transscription,

die in dem Werke mitgetheilt wird, nicht immer Recht hat. Dazu

scheint die Abbildung die Zeichen zum Theil etwas deutlicher dar¬

zustellen, als sie in Wirklichkeit erscheinen. Auf alle Fälle dürfte

es gerathen sein, auch Euting's Wiedergabe noch zu veröfTentlichen ;

an Schärfe des Blicks in solchen Dingen nimmt es doch nicht leicht

einer mit ihm auf. Das Facsimile von P macht den Eindruck

allergrösster Sorgfalt, und doch wird es durch Sachau's Umschrift

und Commentar noch hier und da berichtigt ; aus Euting's Abklatsch

habe ich mich überzeugt, dass Sachau mit Recht Z. 11 r|;3n liest,

wo die Abbildung psa bietet, und Z. 3 Nbna, wo da nur bn zu

erkennen ist.

Von H giebt das Heft ausser dem Facsimile nur Euting's

Transscription, während P von Sachau eingehend erläutert wird.

Inzwischen hat D. H. Müller im Feuilleton der Neuen Freien Presse

Bd. XLVII. 7

(3)

98 Nöldeke, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU.

(1893, 16. und 17. Febr.) nicht bloss P, sondern auch H besprochen

und übersetzt. Ich kann mich seiner Auffassung von H meistens

ansehliessen, wenn ich auch nicht immer so sicher urtheilen möchte

und auch bisweilen positiv von ihm abweiche. Der Gesammtinhalt

einiger grösserer Stellen ist leidlich sicher, aber wie diese zusammen¬

hängen, ist mir noch recht unklar. Namentlich möchte ich wissen,

gegen wen der Fluch 22—24 gerichtet ist: »und nicht möge er

(der Gott) an ihm Wohlgefallen haben, und um was er auch bitte,

möge ihm Hadad idcht geben und Zorn möge er ausgiessen ')....

ihm geben zu essen .... imd Schlaf (n3iB) ihm verwehren bei

Nacht". Vorher geht 21 „du sagst: wir wollen gehn ...(.. D'an)

mit Hadad und die Seele f? 1033) des Panamu soU weben (? ? tiisp)

mit . . . ." Wird hier eine Drohung des verstorbenen Vaters bnp

berichtet für den Fall, dass sein Sohn Panamu den Dienst Hadad's

aufgäbe? Mich hat dies "^b: sofort an Deut. 13, 7 erinnert: "iKSb D''"ini< D'inbN mayjT nab: . Aber freilich ist das eine ganz vage

Vermuthung. Gern wüsste ich auch, was inbya in der ersten Zeile

ist. Ich habe es gleich anfangs gefasst als ,in meiner Zeit"

(•"libi-a), bin aber bedenklich geworden, da für diesen Begriff in

unsern Inschriften so oft ,in den Tagen von" steht. Das Vor¬

kommen von oby in der zerstörten Stelle P 3 hilft uns einst¬

weilen nichts.

P wird von Sachau sehr sorgfältig und vorsichtig behandelt.

Er hält sich durchweg an das Sichre und vermeidet gewagte Ver¬

muthungen. Seine Deutungen sind allerdings von Müller zum Theil sehr ansprechend ergänzt worden. Dahin gehört die scharfsinnige Erklärung von rhti 2 als „Schwur" in der Bedeutung „Verschwörung". Ich

glaube nun zwar in den verwischten Theilen der Inschrift noch

mehrere Buchstaben und Wörter zu erkennen, die auf der Trans¬

scription fehlen, allein für das Verständniss kommt dabei wenigstens

zunächst kaum etwas heraus. Ich will aber doch einige aus der

üntersuchung des Facsimiles und des Euting'schen Abklatsches ge¬

wonnene kleine Zusätze und Verbesserungen zu jenen anführen ;

vielleicht weiss ein Andrer mehr damit zu machen als ich. 2 lese

ich noch by naw;, 3 gegen Ende noch bsa. 5 ist ■'ns*' nach

p^NS weder anf dem Facsimile , noch , so viel ich sehe , auf dem

Abklatsch zu lesen. Noch weniger lässt sich 10 -as ■'Db?: hinter

nssna aufrecht erhalten. Am Schluss von 16 steht n; , nicht d"'.

Auf nb cpm 18 folgt ■'ren oder aber •'■a-m, nicht ^Dai:. Bei

der grossen Zerstörung dieser Inschrift ist an ein zusammenhängen¬

des Verständniss nie zu denken, es müssten denn einmal wohl¬

erhaltene Monumente ähnlichen Inhalts aufgefunden werden.

1) Nnn dasselbe wie 'JTin im A. T. nDITib , wie nach dem Abklatsch sicber zu lesen , gehört zu "ni , das im A. T. oft mit TIVT] und einmal rtiit C]N verbunden wird. Es wird eine Haf'el-Form sein, yinb möchte ich auch als Impf, mit b fassen, etwa = y;73^b.

(4)

Nöldeke, Bemerk, m den aramäüohen Inscliriften von SendschirU. 99

Die Sprache dieser Inschriften sieht höchst seltsam aus. Hebrä¬

ische und aramäische Elemente scheinen hier bunt gemischt zu sein,

und man fragt sich emstlich : ist das hebräisch oder aramäisch ?

Und wirlilich entscheidet sich Halövy für jenes, Sachau und Müller

für dieses. Wäre nicht noch eine dritte , kürzere Inschrift (B =

Bauinschrift) , von der Sachau einen Theil in Transscription mit¬

theüt , so wäre ich auch geneigt , hier ein unter aramäischem Ein¬

fluss stehendes Hebräisch anzunehmen , und ich muss gestehn , dass

ich , ehe ich von dieser 3. Inschrift wusste , sogar weitgehende

Schlüsse aus dieser Meinung gezogen habe ; damals glaubte ich

allerdings, in P noch einige specifisch hebräische grammatische

Formen zu erkennen, die sich in Wirklichkeit da nicht finden. Die

Inschrift B entscheidet aber dafür, dass dies alles aramäisch ist.

Sie ist von eben dem Pürsten wie P, hat zum grossen Theil ganz

dieselben Redensarten und dieselben grammatischen Pormen wie

diese, allein durch die Beispiele des Stat. emph, der in H und P

wenigstens nicht sicher belegt ist, giebt sie den Ausschlag für den

aramäischen Character dieser Sprache; denn nichts ist so charac¬

teristisch für das Aramäische wie der angehängte Artikel. Da finden

sich nämlich NpiN, Ninb (»Winter'), «n-'a, NJ£^3 („Sommer") und

im PI. N-»3572. Specifisch aramäisch ist auch die zweimal vor¬

kommende Form pna") (iDbi:).

Wir haben hier also altaramäiscbe Urkunden, obwohl darin den

arabischen Lauten o, O, nicht in gewohnter Weise 1, n. Vi,

sondern, wie im Hebräischen und Assyrischen , t ;e i: entsprechen.

Die Fälle- sind 2)

1. a) Die Demonstrativ- und Relativpronomina -jT, niT, ■'T

und T in tk = --t -f rCß und tn = •'T + •'N'').

b) TnN, -iDT, naT, an-.

2. auji, miüN „Assyrien", noN „Ort", niTN „Schuldopfer" (wie es scheint), ■'?2\a „Knoblauch". Vielleicht auch ■'•ai^ H 27. 28,

wenn es zu löT' L»-. gehört. aiiD H 4 y

3. Nir-iD B = Ja^')-

Von diesen ist das - der (unter 1 a aufgeführten) Demon¬

strativ- und Relativformen auch aus andem . zum Theil bedeutend

jüngeren aramäischen Documenten bekannt; es liegt sogar noch

gewissen Formen der Pehlevi-Schreibung zu Grunde. Das Mandäische

11 S. Kecherches Bibliques fasc. 15, 7.S1 H'.(.aus der „Revue des Etudes juives").

2) Einige unsichere lasse ich weg. a'C steht zugleich für aiUin u.s.w.

3) Die Erklärung von TN habe ich erst von Müller. Bei andern in diesem Aufsatz behandelten Wörtern war ich — und gewiss uoch mancher mit mir — unabhängig auf dieselbe Deutung gekommen wie Müller.

4) Ich künnte nocli melir sagen, aher x/.jjs ini yluioaq. ßißuxev.

7*

1 1

(5)

100 Nöldeke, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU.

zeigt femer auch sonst noch einige Beispiele von T für gemein¬

aramäisches n

Hierzu kommt nun noch als besonderer Fall die bisher nur

aus Np"iN bekannte Vertretung des gewöhnlichen aramäischen y =

Uto durch p in piN , NpiN , Npii: und dem von Müller gefundenen

'pT' „findet Gefallen' {\^ anlautendes jo scheint

aber wieder der hebräische Sibilant zu stehn; wenigstens liegt es

nahe ■'-|3£ "'ffliN H 30 als .feindliche" Männer' zu fassen ( ^J , cfr.

JL'A u. s. w.) 2).

So fremdartig, wie sie uns zuerst vorkommen, sollten uns aber

jene Zischlaute in aramäischen Inschriften gar nicht sein, denn

wenigstens t und ü5 finden sich so auch sonst. Alte aramäische

Denkmäler aus Assyrien haben NiöbiB „drei' CIS II, 2 (c^Jlj);

ibpio „Sekel' eb. 13 f 43 (Jjü); vielleicht nüJN „Frau' eb. 15

und den Namen Ttybm eb. 46 ') {jXc) ; dazu kommt auf

einem sehr alten geschnittenen Stein der Name iTynn eb. 124,

wie auch in der Bibel der König von Zoba heisst 2. Sam. 8, 3 u. s. w.

Aber trotz alledem kann ich nicht mit Sachau annehmen,

dass diese t , ia , S und p dem alten Aramäisch überhaupt an¬

gehört und dass sich i, n, a, y daraus erst später lautlich ent¬

wickelt hätten. Auf alle Fälle muss Sachau meinen , dass jene T,

UJ , i: , p doch je ein wenig anders ausgesprochen wurden als die

ebenso geschriebenen Buchstaben, die in allen semitischeu Sprachen

ganz oder nahezu gegen b) dieselbe Aussprache behielten. Es

ist ja undenkbar , dass , wenn die alten Aramäer gegenüber den

arabischen Lauten ö und j nur den letzteren besessen hätten, ihre

Nachkommen diesen wieder gespalten und genau dem Arabischen

entsprechend bald n, bald t hervorgebracht hätten. Und ebenso ist

es mit den andern Buchstaben, von denen wir hier reden. Femer

wären die von Sachau angenommenen Lautübergänge auch an sich

nicht sehr wahrscheinlich. Dass ein Laut, der wenigstens ungeföhr

unserm weichen s entspricht (t), zu d geworden sei, mag noch an¬

nehmbar sein : allein dass aus ein t geworden sei , ist wenig

1) Mand. Gramm. S. 43 f.

2) Daher ist es bedenlilich, hiermit die mandäische Vertretung von an¬

lautendem y durch pN zusammenzustellen, zumal diese nuch bei ursprünglichem y (= ^) vorkommt und dazu arbiträr ist (Mand. Gramm. S. 72).

3) Wo das Facsimile nicht deutlich genug ist, verlasse ich mich auf die Transscription im CIS. Davon, dass auf dem einen Gewicht NTSba steht, habe ich mich einst selbst auf dem Brit. Mus. überzeugt.

4) Ich sehe durchaus keinen Grund, für altaramäiscbes und hebräisches eine andere Aussprache zu statuieren als die durch die gesammte jüdische wio christliche Ueberlieferung, sowie durch die lebenden aramäischen Dialecte

1 1

(6)

Nöldeke, Bemerk, zu den araTnäischen Inschriften von SendschirU. 101

glaublich. Nun haben wir aber doch allen Grund , anzunehmen,

dass in diesen Pällen das Altarabische in seinen ö , o und vielleicht

auch Js die ursprünglicheren Laute aufweist ; aus diesen konnten

einerseits die gemein-aramäischen i, n, 'c, andrerseits die hebräischen T, O, i: entstehn; bei o und o findet sich ja auch im Neuarabischen

der Uebergang sowohl zu o wie zu ^, (j*. Bei ijo (hebr. S)

= aram. p und = aram. y ist mir allerdings das Lautverhältuiss

ganz unklar , aber die regelmässige Responsion spricht wieder da¬

gegen, dass p hier die Mittelstufe zwischen (ja und y war.

Wir können also doch kaum die Annahme umgehn , dass die

auffallenden Lauterscheinungen , die wir hier besprechen , nicht ur¬

sprünglich, sondem nur mundartlich waren. Während aller Wahr¬

scheinlichkeit nach im Aramäischen schon seit uralter Zeit don 3, cy. Ja

Dentale entsprachen, haben einige Aramäer dafür doch die Zisch¬

laute wie die Hebräer und Assyrer, dazu p für y. Ob hier fremder

Einfluss wirksam war, ob diese Aramäer vielleicht ursprünglich

hebräisch (oder assyrisch?) gesprochen hatten, das sind Fragen, die

wenigstens jetzt kaum noch discutiert werden können. Vermuthungen sind billig.

Sachau meint, die Veränderung des ffl in n sei etwa im

6. Jahrhundert, die des 1 in t ungeföhr zur Zeit Alexander's ein¬

getreten. Nun haben wir aber schon auf einem auch in Ninive

gefundenen, also spätestens dem 7. Jahrhundert angehörigen Stein

niynnyb GIS II, 52'); da steckt also in einem Personennamen

der Gottesname nicht in der hebräischen Form nnffly , sondern in

der echt aramäischen iny = inry (sabäisch j.i^). Es ist aber

doch sehr unwahrscheinlich, dass man bei einer Göttin in dieser

Weise eine erst ganz kürzlich entstandene Lautform verwerthet hätte.

Wir kommen hier also mit dem n wenigstens bis in die Zeit der

Sendscbirli - Inschriflen *). Ferner haben wir n = ö in mynn

CIS II, 77 aus dem 8. oder 7. Jahrhundert und in dem keil¬

schriftlichen Dad'idri, Schräder, KAT^ 194. 201 ff'.; der um die

Mitte des 9. Jahrhunderts regierende König von Damascus heisst

somit rnymiTi, nicht "iTynnn '). Und wenn schon Gen. 45, 17 das

bezeugte des deutschen sch, engl. sh. ffl muss zwar schon ursprUnglich etwas anders geklungen haben, da es im Arabischen anders reflectiert wird, muss dem sch aber doch sehr ähnlich gewesen sein, da es sonst nicht durch dasselbe Zeichen ausgedruckt wäre. Allmählich hat 'ii aber im Aram. wie im Hebr.

ganz den Laut des D angenommen.

1) S. Levy, Phön. Stud. 2 Nr. 12.

2) Die Bedeutung des Namens anlfflf* CIS II, 'iü ist nicht klar genug, dass ich ihn hier zu verwerthen wagte. — Der babylonische Stein eb. 53, auf dem ich immer noch nbpnn lesen möchte, wird etwa aus dem 6. Jahrhundert sein.

3) Der Stein mit i-nrOCffl CIS II, 87 = Levy, Phön. Stud. 2 Nr. l.-J

(7)

102 Nöldehe, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU.

aramäische Lehnwort "(J'D „beladen* mit 113 erscheint , so fiihrt uns das auch in sehr frühe Zeit binauf, denn Lehnwörter zeigen ja grade

meist ältere Lautverbältnisse der Sprache , aus der sie kommen

Daram dürfen wir auch wohl auf das entlehnte qpn Hiob 14, 20.

15, 24 ( . o>o l , arab. >_s.iü) Werth legen.

Dass 'T , n3T noch in späteren Schriftstücken herrscht, die sonst die gewöhnlichen aramäischen Laute zeigen, ist sehr auffallend. Hier

ist wohl eine Dialeotmischung, wie sie ja in Schriftspracheu nicht

selten vorkommt. So steht auch in dem eingeschobenen Vers Jer. 10,

11 zwar -T und n:"iD, aber doch NpiN ^).

Uebrigens bietet die Sprache der Sendschirli-Inschriften doch

grade auch einige jüngere Lauterscheinungen. Ich will kein grosses

Gewicht darauf legen, dass sie, nach der Orthographie zu urtheilen,

die alten Diphthonge ai und au, welche das Edessenische, ja viel¬

fach noch die heutige iVIundart des Tür 'Abdin beibehalten hat, in

einfache Vocale auflöst. Aber zu beachten ist der Abfall des n

beim Nomen in der PI.-Endung aus "ji . (wie oft im Talmudi¬

schen und Mandäischen) : Tibs , i^n u. s. w. '); und beim Imperf.,

falls nicht alle diese Formen Optative sind, in t aus ^^^ (wie meist

im Hebräischen). Ferner die Erweichung des 3 vor i: in NISO , die

sich so in -"SnD der Inschrift von Carpentras CIS II, 141 und

mehrfach im Mandäischen findet*), und die Umstellung -^nib P 16

= ■'b'.l, die wiederum auch im Mandäischen begegnet^).

Dass sich diese der Blüthe des althebräischen Schriftthums

gleichzeitigen Inschriften, auch abgesehen von den Zischlauten, sprach¬

lich, namentlich im Wortschatz , mehr mit dem A. T. berühren als

die viel spätere christlich- und jüdisch-aramäische Litteratur. ist

nicht zu verwundern ; aber die Uebereinstimmung geht allerdings

weit. Vor allem ist da zu beachten "DrN, "^rN „ich" und D.i „auch"

wild etwa dem 5. Jahrlmndert angehören. — Für inNIIlb de Vogüe, Intailles aram. 15, Levy, Siegel u. Gemmen Tab. 1, 9, das bedeuten würde ,,der Herr hat gehalten" (cfr. mimN u. s. w.), scheint nach CIS II, 79 allerdings nriNn?;;

geleseu werden zu müssen.

1) Die regelrechte hebr. Form ^3'1£ Jos. 33, 20 in dor liedeutung von ySLÖ ; dazu vielleicht der Ortsname D"'33y3t .

2) Auch im Syrischen finden wir noch oinigo Wörter aus andern aram.

Dialecten (z. B. mit J statt i,). Die Reihe, welclie . = (_>to statt .X zeigt, O

trage ich allerdings Hedonken liiorhorzuziehen, obwohl neben Niki/ (y"i;')

= {j!OjC kaum anders denn als Dialectform aufgefasst werden kann.

3) Daneben freilich la-iai "pb?:.

4i Mand. Gramm. S. 39 f. Zu don dort aufgeführten kommt noch eine, allerdings entstellte, Forin von ^CD SR 1, 84, 1 = ^Dp (c^Siß)-

5) Mand. Gramm. S. 74.

(8)

Nöldeke, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU. 103

P 5?); ferner ann „tödten" '); Nin „Zorn" (s. o. S. 98 Anm. 1);

IES H 30 (das wenigstens walirscheinlicher ist als Dsa); ^n: auch

im Perf. (wo die Aramäer sonst a-i substituieren); 'fpi H 21; nb«

„Schwur"; axN „Schuldopfer" (?); IT „fremd" H 34. np-" und inp-»

stimmen zu ^Tvp auf der Inschrift von Carpentras , wo auch -o-'N

„Mann" vorkommt wie hier ICN H 34. Dass b« ne auch altaramäisch

ist , konnte man längst wissen. nTip , niin , naffli könnten mög¬

licherweise ni'-p u. s. w. = NnT'p bedeuten , so dass die Endung

ganz unhebräisch wäre; bei dem Schwanken der Orthographie ist

diese Schreibung neben der wie NpiN u. s. w. wenigstens denk¬

bar ^). So nahe es liegt, in laimm P 4 ein i conversivum zu sehn,

so ist das doch gegenüber den zahlreichen Perfectformen mit "i (Dpi

„und stand" u. s. w.) äusserst unwahrscheinlich. In diesen haben wir eine rein aramäische Construetion.

Echt aramäisch ist noch die intransitive Aussprache ■'ill „und

ward reichlich getränkt", wie ich H 9 am Schluss mit Sicherheit lese, so auffallend daneben Nnffli = ,^b>jt/ ist ; sodann ia „Sohn" ; nn „einer" P 4; B (an beiden Stellen im St. estr., der im spätern

Aram. kaum mehr vorkommt) ; ani: „vor" P 23; nsitw P 28, nyita

B; hyi:'): P 10 „Mitte" s); ndid „Thron" B. Auch in-'m:, wie ich das letzte Wort H 12 glaube lesen zu dürfen („vrird mir reichlich"),

ist mehr aramäisch als hebräisch. Aramäisch ist auch die Redens¬

art T'a TnN H 3—4 = „helfen". Mehr Gewicht hat mrr P 2 und

n^in P5, und besonders wichtig wird naD Hll, iDbi: P 17,

wenn Müller hier mit Recht den St abs. von Abstracten auf m

sieht. Das aramäische Wort n?: „Ort" ist wohl assyrischer Herkunft?*)

Sehr merkwürdig ist, dass hier e ganz wie das arab. o steht;

ich hatte also am Ende Unrecht, als ich in dem Gebrauch dieser

Partikel im Nabatäischen eine Entlehnung aus dem Arabischen sah ^).

Die Praefigierung des cohortativen b vor das Impf war uns bis

1) nb''np P 8 ist niclit sicher; wir hätten da die arab. Gestalt der Wurzel mit n, nicht die mit U, das erst durch Einfluss des p oder durch Zusammen¬

fallen mit btip J^Ii's „(Bäume) umhauen" entstanden sein mag.

2) Beachte, dass auf den Ninivitischen Gewichten "^b?: und NDbl: wechseln;

da ist ersteres vielleicht auch tj5l:.

3) Damit ist meine frühere Vermuthnng, dass das Wort von /itaoe komme, widerlegt.

i) Es findet sich auch CIS II, 31.

P|

5) In C]N >2>(' haben wir dann vielleicht die Zusammensetzung eines

andem Wörtchens mit Die aram. Form mit ä wird ursprünglicher sein

als die hebräische mit ä.

1 1 *

(9)

104 Nöldeke, Bemerk, zu den aramäischen Inschriften von SendschirU.

jetzt auch aus dem Aram. so wenig bekannt wie aus dem Hebr.')

In nm73ip"'i H 28 „und mögen ihn stellen' haben wir höchst wahr¬

scheinlich die Zusammenziehung der Verbalform mit der Objects¬

partikel = nni iM-'p-' (hebr. ^ms iJ^ip^) ; derartiges finden wir erst

in der Sprache des jerus. Talmud und im Samaritanischen wieder.^)

Leider sind manche Formen noch ganz unklar. So möchte

ich zwar glauben, dass i in tidn lyoii H 15. 21 („und stütze seine

Glieder[?]') und vielleicht noch einigen andern Wörtern das Suffix

der 3. sg. m. in Verschmelzung mit der Pluralendung (also —

auhi, hebr. t-^ aus aihü) sei, aber das bedarf doch sehr der

Bestätigung. Ob ib Pll; H 31 = Nb „nicht' oder = lü va. iVn

ist , steht dahin ; mir ist letzteres wahrscheinlicher , aber vielleicht

O ^ . ^ ' *

hat es mehr die Bedeutung von ü als die von kav.

Dass die Orthographie stark schwankt, erhellt namentlich daraus,

dass ein König auf dem Monument, auf dem er selbst spricht, ein¬

mal 33113, einmal 3D13 geschrieben wird. Inlautende lange Vocale

werden schon nicht selten durch Vocaibuchstaben ausgedrückt; da-

fjogen fehlt wieder manchmal die Bezeichnung der auslautenden

Vocale, und ob da bei E N (ND13) und i, bei A N und Tl nach festen

Regeln stehn, ist noch unklar. Auch dieser Umstand erschwert

sehr das Verständniss.

Bei Monumenten einer Dynastie mit zum Theil unsemitischen

Namen ^) -n einem Lande, wo sicher auch fremde Völker gelebt

haben *), müssen wir auf unsemitische Ausdrücke gefasst sein. Ein

solcher ist vielleicht n-'N „Angehöriger, Verwandter', das kaum zu

nN „Bruder' zu stellen ist"). Assyrische Wörter, die sich ja auf

den aramäischen Documenten aus Ninive mehrfach finden , würden

auf unsem Inschriften am wenigsten befremden.

Ich benutze diese Gelegenheit, um auch meinerseits darauf hin¬

zuweisen, dass der Name des Königs Tiglathpilesar in P lobcnban

imd in B iD^bsnban geschrieben wird, also ganz wie 2. Kge. 16, 7

1) Allerdings Icönnen daraus die Formen der 3. Pers. Impf, mit b und 3 entstanden sein, die aber keine modale Bedeutung haben.

2) pn'ipn „er sah sie" Jer. Meg. 3,1 (73<1); HPipDN sam. Gen. 19, IC u.s.w.

3) Dor Name kommt nicht bloss als üavnftvTie bei den Karern

vor, sondern , wie ich durch Sil erfahre , auch in wenig abweichenden Formen bei den Lykiern. bip wird doch wohl niemand im Emst für die Semiten in Anspruch nehmen.

4) Heute wohnen da Türken , Kurden und Armenier. Die semitische (arabische) Bevölkerung heginnt erst südlicher.

5) Man müsste eine innere Erweiterung des Stamms annehmen wie bei nin in ninb aus nn und der jungen Bildung „vereinigen", aber bei einem solchen Substantiv ist das wenig wahrscheinlich.

1 1 *

(10)

Nöldeke, Bemerk, zu den aramiiischen Inschriften von SendschirU. 105

lObD nban und fast ganz wie 2. Kge. 15, 29. 16, 10 nösbo nban»).

Man sieht hieraus , dass der von den Assyriologen Tukulti-habal-

i-Sarra umschriebene Name ') in Wirklichkeit mit etwas andem

Lauten ausgesprochen ward

So viel auch in diesen Inschriften noch unsicher bleibt, so

verbreiten sie doch in Verbindung mit der assyrischen Inschrift

und mit der archäologischen Ausbeute ein ungeahntes Licht über

Zustände des hohen Alterthums. Aber wir stehn hier noch gauz

im Anfang der Erkenntniss ; weitere, reichere Aufschlüsse birgt der

Boden. Warmer Dank gebührt dem Orient-Comite für das, was

es uns bietet, aber wir dürfen doch nicht mit der Erklämng zu¬

rückhalten, dass es überaus bedauerlich wäre, wenn

diese Ausgrabungen nicht bald energisch weiter¬

geführt würden.

1) In der Chronik entstellt zu IDjbD nabn 1, 5, 26 und "lONibs njbn 2, 28, 20.

2) Schräder KAT^, 240 f., wo aber für den ersten Theil auch Tuklat als möglich angenommen wird.

3) So entspricht "lObaiN CIS II, 22 dem keilschriftlicben Arhailasirat ; bana:12 eb. 20 dem Manuki Arbaiiu; bp"nTD[N] eb. 23 dem IHardurqali;

Dt325D eb. 62 dem Paninabutemu ; ISan eb. 19 dem Hambusu; Tilin eb. 38

dem Handuate. Solche Differenzen waren wohl kaum auf Eigennamen be¬

schränkt.

Strassburg i. E.

(11)

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Einiges über den Imäm as-Säfl'i.

Von M. J. de Goeje.

Es ist merkwürdig, dass trotz der vielen längeren oder kürzeren

Biographien §äfi'l's doch selbst über die wichtigsten Epochen

seines Lebens grosse ünsicherheit herrscht. Als er (kaum 54 Jahre

alt) gestorben war, konnten seine intimsten Schüler und Freunde

nicht genug erzählen, die anderen nicht genug hören, was alles der

geliebte und bewunderte Meister gethan und gesagt hatte ; es bildete

sich so ein grosses Material von Erzählungen, wobei natürlich Miss¬

verständnisse und üebertreibungen mit unterliefen , ja manchmal

reine Legenden sich ergaben. Aus diesem haben spätere Gelehrten

eine Auswahl gemacht, die für officielle Geschichte gilt, in welche

sich aber nicht wenig Irrthümer eingeschlichen haben. Der ver¬

dienstvolle Gelehrte , zu dessen fünfzigjährigem Professorjubiläum

dieser Aufsatz eigentlich geschrieben wurde, hat in den Be¬

merkungen zu seinem auf diesen Auszügen beruhenden Leben des

Imäm's auf einige dieser Irrthümer hingewiesen. Ich habe ge¬

meint, dass es ihm angenehm sein dürfte , über diese einige, wenn

gleich leider noch ungenügende, Aufklärung zu erhalten. Dass ich

dazu im Stande bin, verdanke ich zwei Sammlungen der ursprüng¬

lichen Erzählungen, welche die Leidener Bibliothek besitzt in Makrizi's

M oiv affa und in Abü No'aim's Hiljat al-aulijä.

Nawäwi und Andere sagen, dass Saf nach Medina zum Imäm

Mälik gekommen sei, als er 13 J. alt war. Ich halte dies aus

folgenden Gründen für unrichtig. In einer Erzählung von Rabi'

(al-Morädi), Mokaffa S. 7, sagt dass er 17 J. in der Bädia

bei den Hodail gelebt habe, mit ihnen ziehend und lagernd,

ihre Sprache lernend und ihre Poesie und Wissenschaft sammelnd.

Ahmed ibn Mohammed, Enkel der Tochter Säfi'i's, sagt, dass er

von seinem Vater und (bez. oder) von seinem Oheim gehört habe,

dass nach seiner eigenen Aussage 20 J. unter den Bedawi's ge¬

lebt hat (Mol>. S. 16, Abü N. f 120 v.). Er lernte so alle die

W^orte des Korans verstehen, mit Ausnahme von zwei, deren eines

L?Lv-0 Kor. 91, 10 war. An diese Angaben schliesst sich eine

lange Erzählung, die ich hier wörtlich übersetze: S. sagt: ich be-

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