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Statin-Wirkungen auf LDL-Cho-lesterin und C-reaktives Protein

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Academic year: 2022

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NE W EN G L A N D JO U R N A L O F

ME D I C I N E

Die bereits vor ihrer Publika- tion diskutierte REVERSAL- Studie ist Anfang des Jahres im «New England Journal of Medicine» erschienen.

Sie zeigt, dass die intensive Statinbehandlung mit 80 mg Atorvastatin pro Tag das Fort- schreiten der Atherosklerose bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit verlangsamt.

Dies ist vermutlich dem pleio- tropen Effekt der Statine zu verdanken, welche nicht nur schädliche Lipoproteine senken, sondern auch den Entzündungsmarker C-reakti- ves Protein (CRP).

Früher hielt man eine Statinbehandlung nur bei hohen Cholesterinwerten für an- gezeigt. Dann korrigierte man die LDL- Cholesterin-Normwerte nach unten und strebte Werte von unter 100 mg/dl an. In- zwischen weiss man, dass eine Statinthe- rapie sogar bei Atherosklerose-Patienten mit normalen Cholesterinspiegeln Nutzen bringt. Statine können nämlich weit mehr, als nur schädliche Lipoproteine zu senken.

Eine grosse Zahl von Studien hat gezeigt, dass die gesund erhaltenden biologischen Wirkungen von Statinen nicht allein mit der Verbesserung der Lipidsituation und dem dadurch bedingten antiatherogenen Effekt auf Gefässe in Herz und Hirn zu er- klären ist, sondern dass sie vermutlich auch Entzündungsvorgänge und Apo- ptose beeinflussen. Doch je nach Statin können diese Wirkungen unterschiedlich sein. Für die Wahl des optimal geeigneten Statins könnte sich daher die Frage stel- len, ob man neben den lipidsenkenden nicht auch noch die entzündungshem- menden Eigenschaften der diversen Sta- tine beachten sollte.

REVERSAL geht der Forschungsfrage nach, ob eine aggresssive Statintherapie des- halb grösseren Nutzen zeigt als die Stan- dardtherapie, weil sie unabhängig von der Lipidsenkung auch noch Entzündungsvor- gänge in den Arterien hemmt, was durch den Marker CRP angezeigt wird. JUPITER, die Nachfolgestudie von REVERSAL, wird Aussagen darüber liefern, ob bei Patien- ten mit niedrigem LDL-Cholesterin und hohem CRP eine wirksame Primärpräven- tion von kardiovaskulären Erkrankungen durch eine Rosuvastatin-Therapie bewirkt wird.

Das triumphierende Akronym REVERSAL steht für «Reversal of Atherosclerosis with Aggressive Lipid Lowering». Ebenfalls neckisch war das Kürzel der Vorgänger-

studie «PROVE IT» (Pravastatin or Atorva- statin and Infection Therapy), die zeigte, dass der klinische Behandlungserfolg bei akuten Koronarsyndromen besser ist, wenn eine starke Lipidsenkung mit hochdosier- ten Statinen (Atorvastatin) erfolgte, was durch den Vergleich mit einer Kontroll- gruppe von Patienten ausgetestet wurde, die eine moderate Lipidsenker-Therapie erhielten.

Auch bei REVERSAL gibt es eine randomi- sierte Kontrollgruppe von 249 Personen, die täglich lediglich die Standardtherapie von 40 mg Pravastatin oral einnahm,

Statin-Wirkungen auf LDL-Cho- lesterin und C-reaktives Protein

REVERSAL: Statine nach ihren lipidsenkenden und entzündungshem- menden Wirkungen auswählen?

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S T U D I E É T U D E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Eine hochdosierte Statintherapie scheint das Fortschreiten der Atherosklerose bei KHK-Patien- ten zu bremsen.

●Dabei spielen wahrscheinlich entzündungshemmende Statin- wirkungen eine Rolle, die durch ein Absinken des CRP zum Aus- druck kommen.

●Die Studienresultate reichen aber noch nicht aus, um eine Routinebestimmung von CRP zu empfehlen und entsprechend den Ergebnissen die Statinthera- pie anzupassen.

●In der Studie wurden Morbidität und Mortalität der Studienpopu- lation nicht evaluiert, weshalb der klinische Nutzen für KHK-Pa- tienten sich aus dieser Studie nicht unmittelbar ableiten lässt.

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während 253 Patienten mit 80 mg Ator- vastatin pro Tag aggressiv behandelt wur- den. Die Atherosklerose-Parameter aller Studienteilnehmer wurden nach einein- halb Jahren miteinander verglichen. Dabei wurden zweierlei Methoden eingesetzt:

einerseits die Bildgebung für die Gefäss- wandbeschaffenheit und andererseits La- bortests für den Lipidstatus. Ausserdem wurde ein einzelner Entzündungsmarker, das CRP, gemessen. Nicht evaluiert wur- den jedoch Morbidität und Mortalität der Studienpopulation – eine klare Schwäche der Studie, auf die die Autoren jedoch selbst hinweisen.

Alle Patienten wiesen eine klinische Indi- kation für eine Koronarografie auf, bei welcher dann eine Stenose von mindes- tens 20 Prozent gefunden wurde. Wurde nach einer Statin-Medikations-Karenz von vier bis zehn Wochen wieder ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel von 125 bis 210 mg/

dL (3,23–5,43 mmol/L) gemessen, konn- ten sie der Studie zugeführt werden. Bei Beginn der Studie und nach 18 Monaten Therapie wurde bei ihnen mittels intravas- kulärem Ultraschall in einem Gefäss die Beschaffenheit der Gefässwand und die Atherom-Ausdehnung gemessen, ausser- dem wurden Gesamtcholesterin, LDL-, HDL-, Nicht-HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Apo-B-100-Lipoprotein und das C-reak- tive Protein bestimmt.

CRP ist nicht nur der zuverlässigste und stabilste Indikator von systemischen Ent- zündungsvorgängen, sondern eine Reihe von Beobachtungen weist auch noch dar- auf hin, dass ein erhöhtes CRP in der Pathogenese der Atherosklerose eine Schlüsselrolle spielt. CRP erleichtert die Aufnahme von oxidiertem Low-density- Lipoprotein durch Makrophagen, es indu- ziert die Expression von Adhäsionsmo- lekülen der Gefässzelle, es stimuliert die

Produktion von Gewebefaktor und hemmt die Produktion von Stickstoffmonoxid. Bei sonst gesunden Kindern, die erhöhte CRP-Spiegel hatten, wurden ungünstige Veränderungen der Arterien wie verdickte Karotiswände und verminderte Vasodila- tation gemessen.

Doppelter Nutzen

Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Hypothese, dass Statine einen doppelten Nutzen haben: sowohl durch die Lipidsen- kung wie auch durch die Hemmung von Entzündungsvorgängen verlangsamen sie das Fortschreiten der Atherosklerose.

Durch das Studiendesign konnte zwi- schen der Auswirkung der Statine auf die Lipoproteine einerseits und auf die Ent- zündungsvorgänge andererseits differen- ziert werden. Das LDL-Cholesterol wurde bei der gesamten Studienpopulation vom Anfangs-Durchschnittswert von 3,88 mmol/L zu Beginn der Studie auf 2,44 mmol/L ge- senkt, wobei Atorvastatin es stärker redu- zierte. Das geometrische Mittel des CRP sank in der gesamten Studienpopulation von 2,9 mg/L auf 2,3 mg/L, wobei es in der Pravastatin-Gruppe unverändert 2,9 mg/L blieb, in der Atorvastatin-Gruppe aber auf 1,8 mg/L sank. Die Korrelation zwischen der Reduktion der LDL-Cholesterin- und CRP-Werte war in den einzelnen Gruppen nicht signifikant, aber in der gesamten Studienpopulation mit einem p von 0,005 noch knapp signifikant. Die univariate Analyse ergab eine Relation zwischen dem Fortschreiten der Atherosklerose und den prozentualen Werten von LDL-Cho- lesterin, Apolipoprotein B-100, Non-High- Densitiy-Cholesterin und CRP. Nachdem für die Lipidreduktion korrigiert worden war, zeigte sich, dass das Absinken der CRP-Werte signifikant mit dem langsame-

ren Fortschreiten der Atherosklerose kor- reliert war – und zwar unabhängig von der Lipidsenkung! Die Patienten, bei denen die Senkung der beiden Parameter LDL- Cholesterin und CRP grösser als der Me- dian war, hatten eine signifikant (p = 0,001) langsamere Progression der Gefässverän- derungen als die Patienten, bei denen die Reduktion beider Biomarker weniger als der Medianwert betrug.

Die Autoren der sorgfältig konzipierten Studie räumen ein, dass ihre Resultate nicht dazu ausreichen, um die Routine- bestimmung von CRP zu empfehlen und entsprechend den Ergebnissen die Statin- therapie anzupassen, doch sie liefern ein weiteres Indiz dafür, dass den Entzün- dungsvorgängen bei der Atherosklerose mehr Beachtung geschenkt werden sollte und dass das präventive Potenzial von Sta- tinen grösser ist, als angenommen wurde.

Zudem haben verschiedene Statine je nach Struktur recht unterschiedliche Wirk- profile. All dies könnte die Diagnose- und Therapieempfehlungen der Atheroskle- rose nachhaltig beeinflussen. ● Annette Thommen

Nissen SE et al: Statin therapy, LDL-choles- terol, C-reactive protein and coronary artery disease. NEJM 2005; 352: 29–38.

Interessenkonflikte: Die Studie wurde von Pfi- zer finanziert. Einige der Autoren haben diverse Forschungs-, Beratungs- und Lehraufträge für unterschiedliche Pharmaunternehmen gegen Entgelt ausgeführt oder besitzen Aktien dieser Unternehmen, einige der Autoren sind Ange- stellte von Pfizer.

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