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Welche Frauen neigen zu jahre- lang anhaltenden Hitzewallungen?

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Academic year: 2022

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In einer amerikanischen Studie wurden die Zusammenhänge der Persistenz von Hitzewallungen mit epidemiologischen und klinischen Faktoren bei älteren postmeno- pausalen Frauen untersucht.

A R C H I V E S O F I N T E R N A L M E D I C I N E

Während der Wechseljahre treten bei bis zu 80 Prozent aller Frauen innerhalb des ersten Jahres nach Ausbleiben der Regel- blutung Hitzewallungen auf. Eine Hor- monersatztherapie kann die Beschwer- den lindern. Randomisierte kontrollierte Studien weisen jedoch auf negative Langzeitauswirkungen einer systemi- schen Östrogentherapie bei postmeno- pausalen Frauen hin. Daher versucht man jetzt, modifizierbare Prä diktoren für Hitzewallungen zu identifizieren und alternative Therapien zu entwickeln. Bei den meisten Frauen verschwinden die Hitzewallungen innerhalb weniger Jahre nach der Menopause, bei manchen tre- ten sie jedoch weiterhin über viele Jahre auf. Warum dies so ist, weiss man bisher nicht.

Methodik

Zur Untersuchung dieser Zusammen- hänge analysierten amerikanische Wis- senschaftler die Daten von Teilnehme- rinnen der MORE-Studie (Multiple Out- comes of Raloxifene Evaluation), die sich fast alle bereits mindestens fünf Jahre in der Postmenopause befanden.

Die Datenauswertung wurde mit dem Ziel durchgeführt, Informationen über die zeitabhängige Entwicklung von Hit- zewallungen bei älteren postmenopau- salen Frauen zu erhalten und Faktoren zu identifizieren, die im Zusammenhang mit einer verlängerten Persistenz stehen.

Dazu wurden die Prävalenz, die Schwere und zeitlichen Veränderungen von Hitze - wallungen bei 3167 älteren postmeno- pausalen Osteoporosepatientinnen aus 65 Zentren der MORE-Studie in Gross- britannien über einen Zeitraum von drei Jahren anhand eines Fragebogens er- fasst. 2188 der Teilnehmerinnen waren im Rahmen von MORE einer Behand- lung mit Raloxifen (Evista®) zugeordnet, 1049 gehörten der Plazebogruppe an.

Zwei weitere häufige Symptome der Postmenopause, Scheidentrockenheit und Schlafstörungen, wurden ebenfalls mit- hilfe von Fragebögen evaluiert.

Zur Identifizierung demografischer und klinischer Charakteristika in Verbindung mit den Wechseljahrsymptomen wurden zum Ausgangszeitpunkt und nach drei Jahren Follow-up logistische Regressio- nen durchgeführt.

Zunächst wurden Charakteristika unter- sucht, die bereits in älteren epidemiolo- gischen Studien zur Evaluierung von Hitzewallungen herangezogen worden waren. Dazu gehörten die Zeitspanne seit der Menopause, die Rasse, der Bildungs- stand, der Raucherstatus, der Alko hol - konsum, der Body-Mass-Index, Hyster- ektomien und/oder Oophorektomien, Depressionen und körperliche Aktivitä- ten sowie die Serumspiegel von Östra- diol und follikelstimulierendem Hormon (FSH).

Zusätzlich erforschten die Autoren Zu- sammenhänge mit der Einnahme von

Medikamenten, die neurohormonale oder vaskuläre Mechanismen beeinflus- sen und somit zu Hitzewallungen bei - tragen können. Untersuchte Substanzen waren Serotonin-Wiederaufnahmehem- mer, trizyklische Antidepressiva, Beta - blocker, Kalziumkanalblocker, Nitrate, Alphablocker, Aspirin, Statine und nicht- steroidale Antirheumatika. Assoziatio- nen von Hitzewallungen mit kardiovas- kulären Variablen wie koronare Herz - erkrankungen, Serumcholesterin und Nüchternglukose wurden ebenfalls ge- prüft.

Resultate

Demografische und klinische Charak- teristika

Die Studienteilnehmerinnen waren durchschnittlich 67 Jahre alt und befan- den sich median 19 Jahre in der Post - menopause. 94,8 Prozent waren weiss und 95,9 Prozent der Frauen waren seit mindestens fünf Jahren postmenopau- sal. Bei 11,3 Prozent wurde zuvor eine bilaterale Oophorektomie vorgenommen und 43,5 Prozent hatten vor Studienbe- ginn eine orale oder transdermale Östro- gentherapie erhalten.

Zu Beginn der Studie litten 375 (11,8%) der Frauen seit mindestens sechs Mona- ten unter klinisch signifikanten Hitze- wallungen. Die Prävalenz der Hitzewal- lungen korrelierte invers zu den Jahren,

ARS MEDICI 19 2008

873

S T U D I E R E F E R I E R T

Welche Frauen neigen zu jahre- lang anhaltenden Hitzewallungen?

Weitere Beobachtungen aus der MORE-Studie

Merksätze

Bei einigen postmenopausalen Frauen treten Hitzewallungen länger als fünf Jahre auf.

In der Studie korrelierten Hitzewallungen invers mit der Dauer der Postmenopause, den Schul- und Ausbildungsjahren und dem Serum-HDL-Cholesterin.

Mit Body-Mass-Index und Serum-FSH korrelierten die Hitzewallungen direkt.

Keine signifikanten Zusammenhänge

bestanden mit Rauchen, körperlicher

Aktivität, dem Alkoholkonsum und dem

Östradiolspiegel im Serum.

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die seit der Menopause vergangen waren. Die Zunahme der Prävalenz an vaginaler Trockenheit war dagegen weniger stringent mit der Dauer der Postmenopause assoziiert. Zwischen der Prävalenz von Schlafstörungen und der Dauer der Postmenopause wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt.

In der multivariaten Analyse waren ein niedriger Bildungsstatus, eine erst kurz zurückliegende Menopause, eine vorhe- rige systemische Östrogentherapie und Hysterektomien mit dem Auftreten von Hitzewallungen verbunden. Auch ein höherer Body-Mass-Index, höhere Blut- konzentrationen an follikelstimulieren- dem Hormon (FSH) und niedrige Serum- spiegel an HDL-Cholesterin begünstig- ten Hitzewallungen. Vaginaltrockenheit und Schlafstörungen waren ebenfalls mit Hitzewallungen assoziiert (Tabelle).

Zwischen Hitzewallungen und Raucher- status oder Alkoholkonsum sowie Oophorektomien, Depressionen oder der körperlichen Aktivität wurde in der mul- tivariaten Analyse dagegen kein Zu sam - menhang festgestellt. Auch die Einnahme von Medikamenten (ausser Östrogenen), die LDL-Cholesterinwerte im Serum oder die Nüchternblutglukose und die Blut- konzentrationen an thyroidstimulieren- dem Hormon (TSH) standen nicht in einer signifikanten Verbindung dazu.

Die Östradiolkonzentrationen im Serum korrelierten ebenfalls nicht signifikant mit Hitzewallungen.

Zeitliche Veränderungen

Am Ende der Studie konnten die Daten von 278 der 375 Frauen ausgewertet werden. 157 von ihnen (56%) litten nach den drei Beobachtungsjahren wei- terhin an Hitzewallungen, mit einem vergleichbaren Anteil in der Raloxifen- und in der Plazebogruppe.

Innerhalb des dreijährigen Untersuchungs - zeitraums hörten die Hitzewallungen mit höherer Wahrscheinlichkeit bei Frauen mit länger zurückliegender Menopause auf. Von den Frauen, die zu Beginn der Studie zwei bis fünf Jahre in der Meno - pause waren, litten bei Studienende 66 Prozent weiterhin unter Hitzewallun-

gen. Bei denen, die sich zum Ausgangs- zeitpunkt bereits etwa 20 Jahre in der Postmenopause befanden, waren es da- gegen nur 49 Prozent.

Diskussion

In dieser Studie korrelierte das Ausmass der Hitzewallungen invers mit den Schul- und Ausbildungsjahren. Dieses Phäno- men wurde auch in anderen Studien mit peri- und postmenopausalen Frauen be- obachtet. Die Erklärung, dass gebildete Frauen gesünder leben und daher weni- ger unter Hitzewallungen leiden könn- ten, wird durch den nicht erkennbaren Zusammenhang mit dem Alkoholkon- sum, dem Raucherstatus oder der kör- perlichen Aktivität widerlegt. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass bei Frauen mit niedrigem sozio ökono - mischem Status möglicherweise eine höhere neurosympathische Aktivierung mit erhöhter neurohormonaler Stress - reaktivität vorliegt, die Hitzewallungen begünstigen könnte.

Die Autoren erachten es als bemerkens- wert, dass in ihrer Untersuchung eher die FSH- als die Östradiolwerte mit Hit- zewallungen verbunden waren. In einer älteren Studie fand man ebenfalls einen Zusammenhang zwischen vasomotori-

schen Symptomen und FSH-Serumkon- zentrationen. Dies deutet darauf hin, dass nicht östrogenabhängige Rück- kopplungssysteme in der Regulierung der Hitzewallungen eine wichtige Rolle spielen könnten, auch bei Frauen, deren Menopause bereits lange zurückliegt.

Frauen mit ausgeprägten Hitzewallun- gen litten in der vorliegenden Studie auch häufiger unter weiteren postmeno- pausalen Symptomen wie Scheidentro- ckenheit, unabhängig von FSH-Werten, Östradiolwerten oder anderen Charakte- ristika. Möglicherweise liegt diesen ver- schiedenen klinischen Manifestationen ein gemeinsamer Mechanismus zu- grunde, der nicht mit einem Östrogen - defizit zusammenhängt. Ähnliches gilt für Schlafstörungen, die ebenfalls mit Hitzewallungen assoziiert waren. Man vermutet, dass beide Beschwerden ein komorbides Symptom mit gemeinsamen, zugrunde liegenden Triggern darstellen.

In der Studie konnten die Daten einer grossen Zahl älterer postmenopausaler Frauen mit einem breiten Spektrum an klinischen und demografischen Charak- teristika ausgewertet werden. Die Auto- ren betrachten es jedoch als eine Limita- tion ihrer Untersuchung, dass alle Teil- nehmerinnen an Osteoporose litten. Die Hormonprofile oder das Ansprechen auf Hormonwirkungen könnten somit bei Frauen mit erhaltener Knochendichte anders verlaufen. Zudem wurden Frauen, deren Wechseljahrbeschwerden so schwer waren, dass sie mit Hormonen behan- delt werden mussten, nicht in die Studie aufgenommen. Wie viele Personen des- halb ausgeschlossen wurden, ist nicht bekannt. Die Prävalenz der Hitzewal - lungen bei älteren postmenopausalen Frauen könnte daher in der Realität hö - her liegen als im Rahmen der Studie. Huang Alison J, Grady Deborah: Persistent Hot flushes in Older Postmenopausal Women. Arch Intern Med, 2008; 168: 840—846.

Interessenlage: Die MORE-Studie wurde von Eli Lilly finanziert.

Auf diese Datenanalyse der Autoren hatte der Sponsor jedoch keinen Einfluss. Finanzielle Verflechtungen liegen ebenfalls nicht vor.

Petra Stölting

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ARS MEDICI 19 2008

S T U D I E R E F E R I E R T

Demografische und klinische Faktoren

geringer Bildungsstatus

kurzer Zeitraum seit der Menopause

Hysterektomien

vorherige systemische Östrogentherapie

Physische und biologische Messgrössen

höherer Body-Mass-Index

höheres Serum-FSH

niedriges Serum-HDL-Cholesterin

Komorbide postmenopausale Symptome

Scheidentrockenheit

Schlafstörungen

Tabelle:

Mit klinisch signifi -

kanten Hitzewallungen

assoziierte Charakteristika

bei Studienbeginn

Referenzen

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