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Christoph Mehl

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Academic year: 2022

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Christoph Mehl

Christliches Unternehmertum und Diakonie

Der Direktor der Augsburger Kammgarnspinnerei und Gründer des Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe (Gunzenhausen/Franken), Ernest Mehl (1836-1912).

WS 1992/93, Beiträge zur Diakoniewissenschaft N.F. 4, 187 Seiten, mit 53 Abbildungen und Dokumentenanhang.

(Beim Verfasser gegen Unkostenbeitrag erhältlich: Zentstr. 1, 69124 Heidelberg.)

Über "Christliches Unternehmertum" hat es bisher keine umfassende wissenschaftliche Untersuchung gegeben. Auch die Frage nach der Motivation einzelner Unternehmer im Industrialisierungsprozeß ist in der bisherigen Forschung wenig bearbeitet worden. Die vorliegende Fallstudie des christlichen Unternehmers Ernest Mehl versucht hier einen Beitrag zu leisten. "Christliches Unternehmertum" wird hier als das soziale Engagement eines Fabrikdirektors aus christlicher Motivation verstanden und erhält daraus seine Berechtigung als Thema der Diakoniegeschichte.

Das Thema dieser Diplomarbeit "Christliches Unternehmertum und Diakonie" faßt zwei Lebensleistungen von Ernest Mehl zusammen: Die Schaffung vorbildlicher Sozialleistungen in der Augsburger Kammgarnspinnerei (Kapitel 2) und die Gründung diakonischer Einrichtungen in Gunzenhausen (Kapitel 3).

Seiner Arbeit in zwei sehr unterschiedlichen biographischen Phasen lag jedoch eine gleichlautende christliche Motivation zugrunde: Ernest Mehl wollte in der Augsburger Kammgarnspinnerei wie auf der Hensoltshöhe für das "Reich Gottes" arbeiten.

Kapitel 1 beschreibt, daß diese christliche Motivation auf dem religiösen Hintergrund seiner Kindheits-, Konfirmanden- und Ausbildungszeit entstanden ist. Ein Exkurs zu Franz Härter (1797-1874), dem Gründer des Straßburger Diakonissenhauses von 1842, verdeutlicht den biographischen Hintergrund von Ernest Mehl. Das Lebensziel Ernest Mehls, die Mitarbeit beim Aufbau des Reiches Gottes, brachte ihn in Kontakt zur Gemeinschaftsbewegung und führte 1894 zur Gründung eines Kreises erweckter Laien, der

"Augsburger Sonntagsgemeinschaft", die in der Folgezeit die ersten Evangelisationen in Bayern veranstaltete. Dies machte Ernest Mehl zu einem Wegbereiter der Gemeinschaftsbewegung in Bayern.

In Kapitel 2 wird dargestellt, daß Ernest Mehl als christlicher Unternehmer seine Aufgabe in patriarchaler Fürsorge für seine Arbeiter gesehen hat. Als technischer Direktor der Augsburger Kammgarnspinnerei war er verantwortlich für die Errichtung eines dichten Netzes sozialer Einrichtungen, zu denen etwa ein Waschhaus, eine Bibliothek, ein Speisehaus, ein Mädchenpensionat, ein Fabrikbad und eine großzügig angelegte Arbeiterkolonie gehörten. Die Sozialleistungen der Augsburger Kammgarnspinnerei erhielten durch ihn zugleich einen christlich-pädagogischen Charakter, der besonders durch den von ihm persönlich abgehaltenen sonntäglichen Kindergottesdienst offenkundig wurde. Die patriarchal-pädagogische Absicht, seine Arbeiter zu einem religiösen Leben für das Reich Gottes zu erziehen, vertrat er mit aller Konsequenz in der Fabrik. Das patriarchale Modell hatte für die Arbeiter ambivalente Wirkungen: Einerseits hatte dies deren rechtlose Unmündigkeit und andererseits die soziale Fürsorge des Fabrikvaters zur Folge.

Kapitel 3 dokumentiert die Gründung der Hensoltshöhe durch Ernest Mehl im Jahre 1903. In Gunzenhausen/Franken wurde zunächst ein "Christliches Erholungsheim" eröffnet. Zahlreiche Gemeinschaftskonferenzen und Evangelisationsveranstaltungen förderten die Ausbreitung der Gemeinschaftsbewegung in Bayern. Die daraus entstandenen Spannungen mit der Landeskirche verschärften sich nach der Gründung eines "Gemeinschaftsdiakonissenhauses" im Jahre 1908, das zunächst "Diakonissenhaus für entschiedenes Christentum" heißen sollte. Das in der Nähe der Diakonissenanstalt Hensoltshöhe gelegene Neuendettelsauer Diakonissenhaus fürchtete wie das Augsburger Diakonissenhaus eine unerwünschte Konkurrenz. Die Hensoltshöhe schloß sich der Marburger Gemeinschaftsdiakonie an und Ernest Mehl setzte für die diakonische Krankenpflegearbeit andere Akzente als die "kirchliche" Diakonissenarbeit: Die Arbeit der Diakonissen für das Reich Gottes sollte in erster Linie durch Missionsarbeit geschehen. Ernest Mehl setzte sich in seinen letzten Lebensjahren (mit Apg. 5,29 argumentierend) über die "weltlichen Gesetze" der Landeskirche hinweg, die Laien die Abendmahlsausteilung verboten. Durch die Vermittlung des ehemaligen Leiters der Neuendettelsauer Diakonissenanstalt, Hermann Bezzel (1861-1917), konnte der Bruch mit der Landeskirche verhindert werden.

Der Verfasser wird das Thema "Christliches Unternehmertum in Südwestdeutschland" im Rahmen einer Dissertation vertiefen.

Diplomarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut

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