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Evaluation Städtische Dimension

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Europäische Strukturfonds Sachsen-Anhalt 2007 – 2013

Schlussevaluierung – Endbericht Fallstudie Lutherstadt Wittenberg April 2015

Evaluation

Städtische Dimension

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Inhalt

Inhalt ... 2 

Tabellen und Abbildungsverzeichnis ... 3 

1.  Einleitung ... 4 

2.1  Beteiligte und Danksagung ... 7 

2.2  Ablauf der Abschlussevaluierung in Lutherstadt Wittenberg ... 8 

2.  Entwicklung des Zielsystems und der Messgrößen ... 10 

2.3  Ausgangslage und generelle Entwicklung in Lutherstadt Wittenberg ... 10 

2.4  Entwicklungsziele für die Entwicklungsetappe 2000-2015 ... 14 

3.  Implementationsanalyse: Erreichung der Entwicklungsziele ... 20 

2.5  Erreichung städtischer Entwicklungsziele bezogen auf die Referenzgebiete und -themen . 21  2.6  Beitrag der EU-Mittel zur Erreichung städtischer Entwicklungsziele ... 29 

4.  Bewertung und Validierung der Zielerreichung und Ergebnisse ... 33 

5.  Koordination und Steuerung der integrierten Standortentwicklung in L. Wittenberg ... 44 

6.  Zusammenfassende Beantwortung der Evaluierungsfragen und Schlussfolgerungen ... 46 

7.  Literatur- und Quellenverzeichnis ... 49 

8.  Anhang ... 50 

2.8  Anhang 1 Bewertungsprofil, Dokumentation aus dem Workshop in Lutherstadt Wittenberg 51  2.9  Anhang 2 Förderstatistik nationaler Mittel ... 58 

2.10 Anhang 3 Wallraf und Partner 2015, Bericht für die Schlussevaluierung ... 59 

2.11 Anhang 4 Präsentation Wallraf, Workshop in der Lutherstadt Wittenberg, 07. Juli 2014 ... 59 

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Tabellen und Abbildungsverzeichnis

Tabelle 1. Zielsystem, Schlüsselindikatoren zur Erfolgsmessung ... 16 

Tabelle 2. Betrachtungszeitraum und Datenbasis ... 20 

Tabelle 3. Öffentliche Finanzbeiträge 2000-2013 (2015) nach Teilzielen und Referenzgebiete bzw. -themen der Lutherstadt Wittenberg in Mio. EUR ... 22 

Tabelle 4. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Sanierungsgebiet Altstadt (Bildungsstandort, historische Altstadt, Touristische Erschließung) ... 24 

Tabelle 5. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Referenzgebiet Agro Chemie Park Piesteritz (Nachhaltige Stärkung, Erweiterung, Produktportfolio, F&E Kapazitäten) ... 25 

Tabelle 6. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Referenzthema Nachhaltige Stabilisierung der mittelständischen Industrie (KMU-Landschaft, Existenzgründungen, Beschäftigung) ... 26 

Tabelle 7. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Referenzthema Profilierung als Leistungszentrum im ländlichen Raum (Gesundheitsversorgung, Bildungslandschaft, zentralörtliche Versorgungsfunktion) ... 27 

Tabelle 8. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Referenzthema Nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur (Wohnquartiere, Gemeinwesenstruktur, technische Infrastruktur und Bauflächenentwicklung) ... 28 

Tabelle 9. Verteilung der Finanzierungsinstrumente je Teilziel 2000 bis 2013 absolut und in % ... 31 

Tabelle 10. Teilziel 1: Bewertung der Zielerreichung unter Berücksichtigung des EU-Beitrags ... 34 

Tabelle 11. Teilziel 2: Bewertung der Zielerreichung unter Berücksichtigung des EU-Beitrags ... 36 

Tabelle 12. Teilziel 3: Bewertung der Zielerreichung unter Berücksichtigung des EU-Beitrags ... 38 

Tabelle 13. Teilziel 4: Bewertung der Zielerreichung unter Berücksichtigung des EU-Beitrags ... 40 

Tabelle 14. Teilziel 5: Bewertung der Zielerreichung unter Berücksichtigung des EU-Beitrags ... 42 

Grafik 1. Methodik der Erfolgsbewertung ... 6 

Grafik 2. Evaluierungsphasen ... 7 

Grafik 3. Lutherstadt Wittenberg: Kernstadt, Ortschaften und Ortsteile ... 12 

Grafik 4. Ausgaben je Referenzgebiet/Referenzthema 2000-2013 in Mio. EUR ... 30 

Grafik 5. Koordinationsgremien in Lutherstadt Wittenberg ... 44 

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

1. Einleitung

In Sachsen-Anhalt wird der Stadtwicklung im Rahmen der EU-Regionalprogramme besondere Aufmerksamkeit geschenkt, indem die „Städtische Dimension“ im Operationellen Programm EFRE Sachsen-Anhalt 2007-2013 als fondsübergreifendes Querschnittsziel verankert wurde.

Alle fünf Prioritäten des OP EFRE (Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftsnahe Infrastruktur, Nachhaltige Stadtentwicklung und Umweltschutz) sowie das ESF und das ELER Programm sollen zur städtischen Dimension wichtige Beiträge leisten, sofern die Maßnahmen einen räumlichen Bezug haben und auf die Städte des Landes fokussiert sind (siehe OP EFRE, Abbildung 5.1, S. 67 und Ausführungen auf S. 85).

Ziel ist die Verbesserung der städtischen Standortbedingungen und einer wissensbasierten Stadtentwicklung. Dabei geht es um die Realisierung von Projekten, mit denen gleichzeitig unterschiedliche Ziele (z.B. Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserung des Humankapitals, Stärkung des FuE-Potenzials, Erhöhung der Attraktivität der Städte) verfolgt werden, wobei unterschiedliche Akteure (z.B. Unternehmer, Wissenschaftseinrichtungen, Kommunen, Landesregierung) in Planung und Umsetzung eingebunden sind (siehe OP EFRE, S. 78 f). Um in diesem Sinne integrierte Ansätze der Stadtentwicklung zu entwickeln und umzusetzen, bedarf es einer koordinierten und strategisch ausgerichteten Stadtpolitik.

Ziel der Förderstrategie der Periode 2007-2013 ist es, einen Teil des Budgets des OP EFRE für entsprechende Handlungsfelder der Städtischen Dimension zu sichern, vor allem für Infrastrukturmaßnahmen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Stadtumbau, Soziales und Wirtschaft, Verkehr sowie Ver- und Entsorgung (siehe OP EFRE Tabelle 5.5, S. 81).

Zur Umsetzung des Querschnittszieles der Förderung der städtischen Dimension wurden in der auslaufenden Programmperiode 2007–2013 und auch in den zurückliegenden Perioden umfangreiche EU-Mittel und nationale Mittel in die Stadtentwicklung im Land Sachsen-Anhalt investiert.

In einer begleitenden Evaluierung für den Zeitraum von 2008 bis 2015, die von der EU- Verwaltungsbehörde Sachsen-Anhalt beauftragt wurde, soll geklärt werden, in welcher Form diese Investitionen zur Entwicklungstätigkeit in ausgewählten Städten in Sachsen-Anhalt beitragen. Zu den fünf ausgewählten Städten zählt auch die Lutherstadt Wittenberg.

Die Evaluierung der Städtischen Dimension in Sachsen-Anhalt ist ein erster Schritt auf dem Weg, eine geeignete Methode zu entwickeln, wie die Effektivität und der Erfolg von (EU-mitfinanzierter) Entwicklungspolitik in Städten gemessen werden kann. Art und Umfang der Bewertung sind einzigartig für die Stadtebene in der 2007-2013 Periode und stellt daher eine Quelle der Wissensgenerierung im Hinblick auf die folgende Programmperiode dar.

Evaluierungsfragen:

 In welcher Form tragen die Strukturfonds (EFRE, ESF) und der ELER zur Stadtentwick- lung in ausgewählten Referenzräumen bei?

 Welche Investitionen wurden durch die EU-Fonds und andere Instrumente getätigt?

 Welche Entwicklungsziele werden verfolgt und in welchem Ausmaß werden die gesetzten Ziele erreicht?

 In welcher Form tragen die EU-Fonds zur Zielerreichung bei?

 In welchem Ausmaß muss die Stadtentwicklungspolitik (Strategien, Prozesse) verbessert werden, um einen effektiven Einsatz von EU-Mitteln zu gewährleisten und sichtbar zu ma- chen?

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Schlussendlich soll auf der Grundlage von klaren Evidenzen gezeigt werden können, welche Ergebnisse durch den gebündelten Einsatz von EU- und nationalen Mitteln im Rahmen von koordinierter Stadtpolitik erreicht werden können.

Methodik der Erfolgsbewertung

Die Methodik der Ziel- und Wirkungskontrolle orientiert sich an den in EU-Fonds üblichen Ansätzen und besteht aus den folgenden Komponenten:

 Entwicklung eines Zielsystems mit messbaren Realzielen auf Ebene der Gesamtstadt und der Referenzräume unter Verwendung spezifischer Zielindikatoren mit Ausgangswerten für 2000/2007 und Zielwerten für 2015, die die angestrebte Veränderung abbilden

 Erfassung von Umsetzungsmaßnahmen/Schlüsselprojekten je Ziel in der Periode 2000- 2013/2014, wobei jedes Schlüsselprojekt einem Ziel und einer Strategie zugeordnet wird

 Analyse der Veränderungstrends der Zielindikatoren zu den Zeitpunkten 2007 und 2013/2014 im Vergleich zum Ausgangswert und Feststellung der Zielkonformität und Zielerreichung

 Analyse des Beitrages der Schlüsselprojekte und der Finanzierungsinstrumente (u.a. EU) zur beobachteten Veränderung je Ziel / Zielindikator

 Zusammenfassende Bewertung und Validierung der Ergebnisse

Das Evaluierungsdesign wurde in enger Kooperation mit städtischen Akteuren entwickelt und gründet sich – neben statistischen Daten und EU-Monitoringauswertungen – überwiegend auf von den städtischen Akteuren bereitgestellten Informationen, die im Zuge von Feldforschung eruiert werden mussten. Die Evaluierungsmethodik wäre – weil stark von örtlichen Detaildaten abhängig – ohne starke Mitwirkung und Zuarbeit der Städte nicht möglich gewesen.

Als Vorbereitung der begleitenden Evaluierung erfolgte eine Auswahl von Referenzräumen in den fünf Modellstädten Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau, Lutherstadt Wittenberg und Lutherstadt Eisleben, d.h. von Teilgebieten, in denen relevante Leitprojekte unter Beteiligung der EU auf Grundlage einer Entwicklungsstrategie umgesetzt werden.

Die Auswahl der Modellstädte und Referenzräume basiert auf den im OP EFRE beispielhaft genannten Leitprojekten im Bereich der Städtischen Dimension (OP EFRE, Box 5.1, S. 79). In allen Leitprojekten wird der Versuch unternommen, die Attraktivität der Städte zu verbessern, die Infrastrukturen an die sich verändernden Bedarfe anzupassen und die wirtschaftliche Basis neu und weiterzuentwickeln. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verknüpfung von Innovation und Wachstum mit den vorhandenen Ansatzpunkten in Wissenschaft und Forschung gelegt.

In Kooperation mit den städtischen Akteuren wurde daraufhin ein evaluierbares Zielsystems entwickelt, dessen Umsetzung qualitativ und quantitativ beobachtet werden kann. Hierbei wurden für jede Stadt Entwicklungsziele in Form von übergeordneten Zielen und Teilzielen, die mit den jeweiligen Stadtentwicklungskonzepten übereinstimmen, zusammengetragen. Eine Auswahl geeigneter Indikatoren für jedes Ziel diente schließlich der Messung der Zielerreichung je Fallstudie.

Der Untersuchungszeitraum umfasst die Jahre 2000 bis 2013, wobei bewusst über die einzelne Programmperiode 2007 bis 2013 hinaus Projekte mit einer Laufzeit bis 2015 einbezogen wurden, da Umsetzungsaktivitäten im Bereich der Städtischen Dimension über längere Zeiträume erfolgen.

Im Zuge der Zwischenbewertung von 2012 und der Schlussevaluierung 2014 wurden EU-kofinanzierte und rein national finanzierte Umsetzungsmaßnahmen zur Zielerreichung der Entwicklungsziele in den Referenzräumen im Zeitraum 2000-2013 je Teilziel und Standort erfasst und ihr Beitrag zur beobachtbaren Veränderung – soweit möglich – bewertet.

Hierbei waren Projekte und Maßnahmen von Interesse, die sowohl mit EU-Beteiligung (EFRE; ESF, z.T. ELER) als auch mit nationalen, regionalen und kommunalen Fördermitteln finanziert wurden und werden.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Da die EU-Programme nur ein Finanzierungsinstrument neben anderen darstellen, wird zur Beurteilung der Effektivität und des Erfolgs von (EU-mitfinanzierter) Entwicklungspolitik in den genannten Städten ein Gesamtbild der Investitionen dargestellt.

Alle Evaluierungsdaten inklusive Zielsystem für die jeweiligen Referenzräume wurden in einem sogenannten „Erfassungsraster“ zusammengefasst.

Grafik 1. Methodik der Erfolgsbewertung

Quelle: Metis

Die Evaluierung der „städtischen Dimension“ wurde in drei Phasen durchgeführt (vgl. Grafik 2).

Phase I beinhaltet die Beschreibung der Ausgangslage in den fünf Modellstädten Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau, Lutherstadt Wittenberg und Lutherstadt Eisleben. Sie wurde im Jahr 2010 abgeschlossen.

Phase II bezieht sich auf die Zwischenevaluierung, die 2012 fertiggestellt wurde. Im Rahmen der Zwischenevaluierung wurden die Veränderungstrends für die jeweiligen Indikatoren auf gesamtstädtischer und teilräumlicher Ebene gemessen und die jeweilige Zielerreichung in fünf Fallstudienberichten präsentiert und eingeschätzt.

Phase III betrifft die Schlussevaluierung, deren Ergebnisse in Kapitel 4 und 6 dieses Berichtes ausführlich dargestellt sind. Sie wurde im Mai 2015 abgeschlossen.

Modell

Implemen- tationsanalyse

Entwicklung eines Zielsystems f ür die Gesamtstadt und Teilräume / Handlungsf elder (messbare Realziele)

Auswahl geeigneter Indikatoren f ür jedes Ziel

Erf assung der Veränderungstrends f ür jeden Indikator auf gesamtstädtischer und teilräumlicher Ebene

Diskussion der Ergebnisse mit den Schlüsselakteuren

Erf assung der Umsetzungsmaßnahmen (EU + national) im Zeitraum 2000- 2013 je Teilziel und Standort

Analyse des Beitrags der Umsetzungsprojekte (EU + national) zur beobachtbaren Veränderung

Zusammenf assung in einem Bewertungsprof il und in einem Fallstudienbericht Zusammen-

f assende Bewertung

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Grafik 2. Evaluierungsphasen

Quelle: Metis

Als Ergebnis der Abschlussevaluierung liegt eine zusammenfassende Bewertung vor, die wiederum in Form von fünf Fallstudienberichten für die Städte Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau, Lutherstadt Wittenberg und Lutherstadt Eisleben erarbeitet wurde. Sie basieren auf den Resultaten einer Workshop-Reihe, die im Sommer und Herbst 2014 in den Städten durchgeführt wurde. Zu den halbtägigen Workshops wurden wichtige Schlüsselakteure auf städtischer Ebene eingeladen und bisher vorliegende Ergebnisse diskutiert und durch die Resultate von Arbeitsgruppensitzungen ergänzt (Dokumentation des Workshops in der Lutherstadt Wittenberg s. Anhang).

Die Zusammenfassung der daraus entstandenen Bewertungsprofile, die eine quantitative, außenste- hende Betrachtung mit einer qualitativen Innensicht verbindet, liegt nun im Rahmen dieses Fallstudi- enberichtes für die Lutherstadt Wittenberg vor.

2.1 Beteiligte und Danksagung

Am 10.11.2010 wurde vom Ministerium für Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt der „1. Workshop zur Erfassung des Beitrages EFRE und ESF – kofinanziertes Vorhaben zur Erreichung städtischer Entwicklungsziele“ mit allen fünf Städten in Magdeburg durchgeführt. Dort wurden den Vertretern der fünf Städte die Zielsetzung und der Umfang der „Evaluierung der Städtischen Dimension“ durch die Europäische Union deutlich gemacht.

Mit dem Schreiben vom 11.11.2010 an die Oberbürgermeister der betroffenen Städte ersuchte die EU-Verwaltungsbehörde, in Person Herr Dr. Heller, um Unterstützung der Evaluierung. Bei der Bewertung der „Städtischen Dimension“ in der vergangenen Periode geht es vordergründig nicht um eine Finanzkontrolle, sondern um Reflexion und Lernen in den Modellstädten.

Um einen gemeinsamen Wissensaufbau zu ermöglichen, war die Mitwirkung der Städte an dem interaktiven Prozess von herausragender Bedeutung. Im Auftrag des Oberbürgermeisters der Lutherstadt Wittenberg haben das Büro Wallraf & Partner (Dr. Wolfram Wallraf und MitarbeiterInnen) und SALEG mbH (Martin Stein) einen Erfassungsraster und einen Erläuterungsbericht zur Evaluierung der städtischen Dimension erarbeitet.

Für den Workshop in Lutherstadt Wittenberg am 07. Juli 2014 erstellte Dr. Wolfram Wallraf eine umfangreiche Präsentation des evaluierbaren Zielsystems, dass die Entwicklungsziele sowie die Erreichung dieser Ziele in der Lutherstadt Wittenberg misst. Im Anschluss wurden die aktualisierten Datenbankbestände zur Verfügung gestellt. Dank der aktuellen Indikatorenwerte sowie der aktiven Beteiligung an der Vorbereitung des Workshops konnte eine quantitative und qualitative Betrachtung der Zielerreichung erfolgen.

An der Aktualisierung der umgesetzten Projekte für die ausgewählten Bezugsräume und die relevanten Themenbereiche in der Lutherstadt (EU-Projekte und andere) war die Stadtverwaltung

Phase I. Beschreibung der Ausgangslage

in den fünf Städten 2010

Phase II. Zwischenevaluierung 2012

Phase III. Schlussevaluierung 2014/

2015

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

maßgeblich beteiligt. Das Büro Wallraf & Partner lieferte wertvolle Hinweise zur Finalisierung des Evaluierungsberichtes im April 2015.

Diese Materialien bilden die wesentliche Informationsbasis für die gegenständliche Evaluierung (eine Dokumentation des Workshops ist im Anhang dargestellt).

Zusätzlich sind die Ergebnisse der Zwischenevaluation der Städtischen Dimension (Metis, September 2012), die in Form von Berichten die Grundlage für die Fallstudien in den fünf ausgewählten Städten bilden, in die vorliegende Abschlussevaluierung eingeflossen.

Anlassbezogen wurden bilaterale Treffen mit StädtevertreterInnen organisiert, in jedem Fall bestand ein reger Austausch und eine breite Kooperationsbereitschaft unter den beteiligten Akteuren während dieser letzten Phase der Evaluierung.

2.2 Ablauf der Abschlussevaluierung in Lutherstadt Wittenberg

Das Resultat der Schlussevaluierung ist die aktualisierte Fassung der vorliegenden Fallstudie zur Lutherstadt Wittenberg in Abstimmung und mit Unterstützung der Stadt sowie die Ergebniszusammenfassung für alle fünf Modellstädte in einem Bericht. Der dafür vorgesehene Zeitraum war März 2014 bis Frühjahr 2015.

Am 11. April 2014 fand eine Auftaktveranstaltung zur Abschlussevaluierung statt, wobei VertreterInnen der Fallstudienstädte, der EU-Verwaltungsbehörde, des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (MLV), der Städte- und Gemeindebünde etc. zur Abstimmung und Koordination der Schlussevaluierung zusammen kamen.

Im Rahmen eines Workshops in Lutherstadt Wittenberg am 07.07.2014 erfolgte eine Rückkopplung und Bewertung der bisherigen Erkenntnisse. Akteure der Stadtentwicklung wurden in Arbeitsgruppen dazu angeregt, die bisherigen Ergebnisse zur Wirkungsweise der EU-Fonds in Lutherstadt Wittenberg im Hinblick auf die oben genannten Evaluierungsfragen einzuordnen und zu bewerten. Es brachten sich Teilnehmer aus verschiedenen Ressorts der Stadtverwaltung aktiv in den Workshop ein.

Zu Beginn begrüßte Oberbürgermeister Eckhard Naumann die Anwesenden und informierte über den Ablauf der folgenden dreieinhalb Stunden. Den Teilnehmern und Teilnehmerinnen wurden im Anschluss die methodischen Hintergründe des Evaluierungsprojektes in den fünf Modellstädten präsentiert. Darauf aufbauend wurden das Zielsystem und die Indikatoren in einen Kontext zum Stadtentwicklungskonzept gesetzt und dabei die Entwicklungsetappen von 2000 bis 2015 anhand einzelner Projekte und Umsetzungsaktivitäten dargelegt. Diese vorbereitenden Inputs vor dem Plenum dienten der Einstimmung auf eine 45-minütige Arbeitsgruppensitzung, in der je eine Gruppe von 3 bis 4 Personen die Erfolgsmessung des fünf Themenfelder und den dazugehörigen Teilzielen vornahm und ausformulierte. Die Ergebnisse wurden im Anschluss in Form von Bewertungsprofilen präsentiert und diskutiert, wobei durch die breite Zusammensetzung der TeilnehmerInnen eine umfangreiche Sichtweise auf die Umsetzung der Teilziele erarbeitet werden konnte. Nach einer Mittagspause wurde ein Vergleich der internen, qualitativen Bewertung mit der externen, quantitativen Einschätzung im Sinne eines Eigenbildes versus Fremdbild vorgenommen und zuletzt die weitere Vorgehensweise abgestimmt.

Gegenstand der weiteren Vorgehensweise war eine Analyse der Ausgaben und der Ausgabenstruktur der EU-Fonds (EFRE, ESF, ELER) für die jeweiligen Städte. Dazu wurde eine regionalisierte Auswertung der Datenbankstände mit Stichtag 31.12.2013 durchgeführt.

Mittels Kontextindikatoren erfolgte eine Erfolgskontrolle in Bezug auf die übergeordneten Entwicklungsziele und mittels Ergebnisindikatoren in Bezug auf die Teilziele für thematische Schwerpunktbereiche.

Basierend auf diesen Ergebnissen erfolgte eine zusammenfassende Einschätzung zur Erreichung der Entwicklungsziele und zum Beitrag der EU-Förderungen. Schlussendlich kann auf der Grundlage von

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klaren Evidenzen gezeigt werden, welche Ergebnisse durch den gebündelten Einsatz von EU- und nationalen Mitteln im Rahmen von koordinierter Stadtpolitik erreicht werden können.

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2. Entwicklung des Zielsystems und der Messgrößen

Als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines evaluierbaren Zielsystems diente das Stadtentwicklungskonzept der Lutherstadt Wittenberg1.

Basierend auf einer Gesamtschau aller relevanten Entwicklungsziele wurde eine umfassende Betrachtung der nachhaltigen Stadtentwicklung vorgenommen. Dabei ist es gelungen mittels drei Referenzthemen und zwei Referenzgebieten die Entwicklungspolitik eines Mittelzentrums im ländlichen Raum weitgehend abzudecken. Neben dem Stadtumbau (schmales Segment) wird damit auch der Beitrag von Sektorpolitiken zur Stadtentwicklung erfasst und in dieser Fallstudie der Pilotversuch einer Gesamtschau durchgeführt.

Das vorliegende Kapitel beschreibt zunächst die generellen Herausforderungen und Handlungsfelder für die Gesamtstadt und die für die Evaluation ausgewählten Entwicklungsziele, die sich in dem Ansatz „Stärken stärken“ widerspiegeln:

1. Profilierung als Stadt der Reformation (Referenzgebiet Altstadt)

2. Ausbau der industriellen Kompetenz Chemie (Referenzgebiet Piesteritz / Agro-Chemiepark) 3. Stabilisierung der mittelständischen Industrie (Gesamtstädtischer Bezugsrahmen)

4. Stärkung des Leistungszentrum im ländlichen Raum (Gesamtstädtischer Bezugsrahmen) 5. Nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur (Gesamtstädtischer Bezugsrahmen)

Abschließend werden die Indikatoren zur Zielerreichung mit ihren Ausgangs- (2000/2007) und Ziel- werten (2015) präsentiert.

2.3 Ausgangslage und generelle Entwicklung in Lutherstadt Wittenberg Kurzcharakteristik

In der Raumordnung (LEP Sachsen-Anhalt 2010) ist die Lutherstadt Wittenberg als Mittelzentrum im ländlichen Raum – außerhalb der Verdichtungsräume um die Oberzentren Magdeburg und Halle – eingeordnet. Die Stadt zählt rund 50.000 EinwohnerInnen.

Markenzeichen für die Lutherstadt Wittenberg und zentraler Ort der Reformation ist die Altstadt mit den als UNESCO-Weltkulturerbe klassifizierten Luthergedenkstätten (Lutherhaus und Melanchthonhaus).

Neben dem Selbstverständnis als Reformationsstadt wirkt die Tradition als im 16. Jahrhundert ge- gründete Universitätsstadt und Bildungszentrum nach. Auch wenn die Stadt selbst heute keine Ein- richtungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mehr beherbergt, konnte sie sich als Bil- dungszentrum profilieren (Stiftung Leucorea, Campus Wittenberg e.V., Evangelische Akademie, Paul Gerhard Diakonie-Akademie, Institut für Hochschulforschung, Wissenschaftszentrum Sachsen- Anhalt).

Die Lutherstadt Wittenberg ist im Landesentwicklungsplan nicht mehr als Ort mit oberzentralen Teil- funktionen dargestellt, die Stadt bleibt aber ein regionales Leistungszentrum, das Einrichtungen der Daseinsvorsoge (Gesundheit, Bildung) für den umliegenden ländlichen Raum anbietet.

Zudem gehört die Stadt gemeinsam mit dem Oberzentrum Dessau-Roßlau und dem Mittelzentrum Bitterfeld-Wolfen zu einem stärker industriell geprägten Wachstumsraum und liegt im Schnittpunkt zweier überregionaler Entwicklungsachsen. Die Lutherstadt Wittenberg ist Vorrangstandort für lan- desbedeutsame Industrie- und Gewerbeflächen.

1 Lutherstadt Wittenberg Stadtentwicklungskonzept 3. Fortschreibung 2008, Wallraf & Partner im Auftrag der Lutherstadt Witte- berg, Fachbereich Stadtentwicklung

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Entwicklungsbrüche

Die Stadt hat nach der Wende 1990 einen tiefgreifenden strukturellen Umbruch erfahren, im Zuge dessen industrielle Großstrukturen vor allem in der Chemieindustrie zusammenbrachen und tausende Arbeitsplätze verloren gingen, was sich in massiven Einwohnerverlusten niedergeschlagen hat.

Seit Anfang der 1990er Jahre hatte die Stadt gravierende Bevölkerungsverluste mit massiven Folgeef- fekten zu verzeichnen. Zwischen 1991 und 2009 schrumpfte die Einwohnerzahl um 21 Prozent (bezo- gen auf das damalige Stadtgebiet). Die Bevölkerungsverluste konnten durch die Eingemeindung von ländlich geprägten Ortschaften Reinsdorf, Pratau und Seegrehna im Jahr 1993, sowie Nudersdorf und Schmilkendorf im Jahr 2005, teilweise wettgemacht werden.

Allerdings sagen Bevölkerungsprognosen weitere Bevölkerungsverluste bis 2025 voraus, je nach Szenario werden Rückgänge zwischen minus 13 % und minus 23 % berechnet, das sind Einwohner- verluste in der Größenordnung von rund 6.000 bis 11.000 Personen.

Die Bevölkerungsveränderungen sind sehr unterschiedlich über die Stadt verteilt. Die größten Verluste waren in der Großwohnsiedlung Trajuhnscher Bach – Lerchenberg zu verzeichnen, die mehr als jeden zweiten Einwohner verlor. Auch die vom modernen Geschosswohnungsbau geprägten Stadtteile Wit- tenberg-West und Piesteritz sowie die eingemeindeten Ortschaften südlich der Elbe waren überdurch- schnittlich stark betroffen. Seit 2007 verlieren die ländlichen Ortschaften (nach anfänglichen Suburba- nisierungsgewinnen) verhältnismäßig mehr Einwohner als die Kernstadt.

Der demografische Wandel stellt eine enorme Herausforderung für die Stadtentwicklung dar. Während die Stadt etwa ein Fünftel ihrer Einwohner verlor, hat sich das Stadtgebiet infolge der Eingemeindun- gen im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt.

Heute gliedert sich die Lutherstadt Wittenberg in eine Kernstadt sowie 12 Ortschaften mit 26 Ortsteilen (s. Grafik 3: Karte).

Das Wachstum in der Fläche durch Eingemeindungen und der zugleich anhaltende Einwohnerverlust stellen eine besondere Herausforderung für eine ausgewogene und gleichzeitig Ressourcen scho- nende Entwicklung von Kernstadt und Ortschaften dar.

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Grafik 3. Lutherstadt Wittenberg: Kernstadt, Ortschaften und Ortsteile

Quelle: Präsentationsunterlagen Dr Wolfram Wallraf vom Workshop am 07. Juli 2014

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Generelle Ausgangslage für die EU-Programmperiode 2007-2013

Hinsichtlich Arbeitsmarkt und Wirtschaftsentwicklung kann die EU-Programmperiode 2007-2013 an einem positiven Entwicklungstrend anknüpfen. Das Arbeitsplatzangebot in der Lutherstadt Wittenberg schrumpfte zwischen 1991 und 2003 um mehr als ein Viertel, hat sich aber seitdem stabilisiert und ist in den letzten Jahren wieder leicht gewachsen. Im Jahr 2009 waren rund 18.700 Beschäftigte am Ar- beitsort ausgewiesen. Die Zahl der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe ist stabil, ebenso in Handel und Gastgewerbe. Baugewerbe und öffentliche Verwaltung schrumpfen. Der Dienstleistungs- sektor, der inzwischen wichtigste Beschäftigungsbereich, wächst.

Die Zahl der Arbeitslosen in der Lutherstadt Wittenberg ist seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts um fast die Hälfte gesunken. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Wittenberg schrumpfte von 21,4 % im Jahr 2004 auf 11,9 % im Jahr 2011. Auch der konjunkturelle Abschwung in den Jahren 2009 und 2010 hat diese positive Entwicklung nicht nachhaltig beeinträchtigt. Die Gründe hierfür lagen zum einen in der wirtschaftlichen Stabilisierung nach den Umbrüchen der frühen 1990er Jahre, zum anderen im demografischen Wandel auf dem Arbeitsmarkt, wo starke Jahrgänge ins Rentenalter wechseln und schwache Jahrgänge ins Erwerbsleben nachrücken.

Die Lutherstadt Wittenberg kann sich auf eine gemischte Wirtschaftsstruktur und auf eine breit aufge- stellte mittelständische Industrie stützen. Im Jahr 2008 hatte die Lutherstadt Wittenberg über 1.800 aktive Betriebe und Industrie- und Gewerbegebiete auf etwa 300 ha Fläche. Der Landesentwicklungs- plan identifiziert das Industrie- und Gewerbegebiet Wittenberg/Piesteritz, einschließlich Industriehafen, als Standort mit vorrangiger Bedeutung für die Landesentwicklung. Dieser alte Chemiestandort hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten von Grund auf erneuert und zu einem leistungsfähigen industriel- len Kern entwickelt. Im dortigen Agro-Chemie Park sind inzwischen mehr als 30 Firmen mit etwa 2.200 Beschäftigten ansässig. Neben Chemieproduzenten handelt es sich um Forschungseinrichtun- gen, Logistikbetriebe und unternehmensbezogene Dienstleister. Kernunternehmen sind die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH. SKW ist der größte deutsche Harnstoff- und Ammoniakproduzent und unterhält vor Ort einen eigenen Forschungs- und Entwicklungsbereich, ergänzt durch das Agro- chemische Institut Piesteritz, das universitäre Grundlagenforschung und produktorientierte Industrie- forschung verbindet..

Hinsichtlich der städtebaulichen Entwicklung kann Lutherstadt Wittenberg auf langjährige Erfahrungen mit konzeptgeleiteten Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen aufbauen. Seit den 1990er Jahren wer- den beträchtliche Mittel in den städtebaulichen Denkmalschutz (seit 1991: 36,4 Mio. EUR) und in die Stadtsanierung (seit 1992: 27 Mio. EUR; lt. Präsentation vom 24.03.2011, siehe Anhang) investiert.

Das Sanierungsgeschehen in der denkmalgeschützten Altstadt ist weit fortgeschritten. So wurden rund drei Viertel der Bausubstanz saniert. Der weitere Investitionsbedarf betrifft zum einen die Projek- te der Lutherdekade und zum anderen das bessere Zusammenspiel der kulturellen und kommerziellen Angebote mit messbaren wirtschaftlichen Effekten.

Was den Rückbau leer stehender Wohnungen betrifft, gehört Lutherstadt Wittenberg zu jener Gruppe von Städten mit eher abnehmender Leerstandsproblematik im Zeitraum 2001 bis 2009 und eher nied- rigem Problemdruck in den Jahren 2001/2002 (Ifs, 2012, S. 32, S. 40).

Aufwertungsmaßnahmen wurden bislang vor allem ohne EU-Beteiligung finanziert (bspw. Stadtumbau Ost Aufwertungsmaßnahmen, Investitionsprogramm des Bundes für Welterbestätten) und Projekte mit EU-Beteiligung (EFRE) in der alten Programmperiode 2000-2006 nur in sehr beschränktem Umfang umgesetzt (im Rahmen der kofinanzierten Landesinitiative URBAN 21). Die EU-Mitbeteiligung bildete erst in der Programmperiode 2007-2013 – auch im Zusammenhang mit der IBA 2010 – einen Umsetzungsschwerpunkt.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

2.4 Entwicklungsziele für die Entwicklungsetappe 2000-2015

Im Rahmen der Evaluierung der Städtischen Dimension wurden von der Lutherstadt Wittenberg basierend auf den laufend fortgeschriebenen Stadtentwicklungskonzepten die übergeordneten Leitziele für die städtische Entwicklung definiert und durch Indikatoren und Planwerte messbar gemacht.

Für die Evaluierung der städtischen Dimension wurde von der Lutherstadt Wittenberg ein umfassen- der Ansatz gewählt, der das gesamte Entwicklungsspektrum und sämtliche übergeordnete Entwick- lungsziele umfasst und nicht auf einzelne Entwicklungsstandorte (wie in den anderen Fallstudien) fokussiert.

Die Festlegung der Ziele durch das von der Stadt beauftragte Büro Wallraf & Partner ging von einer nüchternen Positionsbestimmung aus. Die Lutherstadt Wittenberg ist ein Mittelzentrum. Die Stadt verfügt zwar über einzelne Funktionen von oberzentraler Qualität, speziell im Bereich der Daseinsvor- sorge, weist jedoch keine herausragenden Merkmale eines Oberzentrums auf, wie etwa Wissensclus- ter von nationaler und internationaler Bedeutung (Universität, Großforschungseinrichtungen), privat- wirtschaftliche und öffentliche Steuerungsfunktionen (Konzernzentralen bzw. Landes- und Bundesbe- hörden) oder hochwertige bzw. gebündelte Kultur- und Freizeitangebote (Theater mit Ensemble, diffe- renzierte Formen der Alternativkultur).

Aus diesen Gründen wurden die Ziele für die Lutherstadt Wittenberg weniger am Aufbau von nationa- len bzw. internationalen Kompetenzclustern der wissensbasierten Wirtschaft (wie etwa bei Magdeburg und Halle/Saale) ausgerichtet, sondern an der Umsetzung einer wissensbasierten Stadtentwicklung, welche alle Kapazitäten und Potenziale einer mittleren Stadt nach den Geboten der Nachhaltigkeit integriert (lt. Erläuterungsbericht Wallraf 2011 im Anhang).

Insgesamt wurden aufbauend auf das Stadtentwicklungskonzept fünf Handlungsschwerpunkte defi- niert: zwei davon sind räumlich abgegrenzt, das ist die Entwicklung der denkmalgeschützten Altstadt und des Industriegebietes Piesteritz.

Die anderen drei Schwerpunkte messen den Beitrag von Sektorpolitiken zur Stadtentwicklung und sind durch die Referenzthemen (1) Stabilisierung KMU (2) Leistungszentrum im ländlichen Raum und (3) nachhaltige Stadtstruktur erfasst:

1. Stärkung des Profils als Stadt der Reformation (gemessen an den Internetzugängen pro Jahr als Indikator für die Zunahme der überregionalen Bekanntheit der Lutherstadt Wittenberg als Stadt der Reformation und an der stärkeren Identifikation der Wittenberger mit ihrer Stadt als Stadt der Reformation lt. Ergebnissen der Einwohnerbefragung sowie an der Zahl der Veranstal- tungen, der sanierten Gebäude, der EinwohnerInnen, der BesucherInnen, der Übernachtungen etc., vgl. übergeordnete Entwicklungsziele und Teilzeile für das Sanierungsgebiet Altstadt) 2. Ausbau der herausragenden industriellen Kompetenz Chemie (gemessen an Wachstumsin-

dikatoren wie die Zahl der Beschäftigten in der Chemieindustrie, Umsätze der Unternehmen in der Chemieindustrie, Investitionen der Unternehmen in der Chemieindustrie);

3. Nachhaltige Stabilisierung der breit aufgestellten mittelständischen Industrie als Stützpfei- ler einer gemischten lokalen Wirtschaftsstruktur, die Vitalität und Krisenresistenz verbin- det (gemessen an der Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe und an den Umsätzen im verarbeitenden Gewerbe);

4. Profilierung als Leistungszentrum im ländlichen Raum mit einem breiten Angebot der Da- seinsvorsorge und speziellen Kompetenzfeldern in der Gesundheitsversorgung und Bil- dung (gemessen an der Zahl der Einrichtungen mit zentralörtlicher Bedeutung und an den Be- schäftigten im Gesundheitsbereich)

5. Nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur im Sinne der Anpassung an den demografischen und sozialen Wandel, an die Anforderung der Wissensgesellschaft und an die Gebote ökologischer Nachhaltigkeit und an den Klimawandel (gemessen an der Entwicklung der

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Einwohnerzahl, Investitionen im Programm Soziale Stadt; Aufwertungsmittel im Stadtumbau, Rückbau von Wohnraum (WE-Zahl) und Reduktion der unerschlossenen Potenzialflächen für Wohnen umgerechnet auf Wohneinheiten2).

Für die zwei Referenzräume und drei Handlungsschwerpunkte, die mit den übergeordneten Zeilen korrespondieren, wurde ein detailliertes Zielsystem mit messbaren Indikatoren zur Erfolgskontrolle entwickelt, das in der folgenden Übersicht dargestellt ist.

2 Lt. Erläuterung von Dr. Wallraf wird im Rahmen der kontinuierlichen Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts ein Gewerbe- und Wohnbauflächenmanagement betrieben. Im Wohnbauflächenmanagement wird das Flächenangebot unter Be- rücksichtigung der demografischen und sozialen Entwicklungen gesteuert und somit auf den insgesamt sinkenden Flächen- bedarf bei qualitativ steigender Nachfrage angepasst.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Tabelle 1. Zielsystem, Schlüsselindikatoren zur Erfolgsmessung

Übergeord- nete Teilziele

2 Referenzgebiete, 3 Referenzthemen

Teilziele Schlüsselindikatoren je Teilziel

1. Stärkung des Profils der Stadt der Reformation

Sanierungsgebiet Altstadt

1.1 Entwicklung des Bil- dungsstandorts

Anzahl der Veranstaltungen pro Jahr

1.2 Aufwertung der histori- schen Altstadt

Einwohnerzahl, Anzahl leer stehender Wohnungen, Umsetzungsfortschritt: Revitalisierung von Brachflä- chen, Anzahl sanierter Gebäude, Verkaufsflächen Einzelhandel

1.3 Touristische Erschlie- ßung von Kulturerbe und Kulturlandschaft

Anzahl Besucher, Anzahl Übernachtungen, Anzahl der Serviceleistungen über die Website

2. Ausbau der herausragen- den industriel- len Kompe- tenz Chemie

Agro Chemie Park Piesteritz

2.1 Nachhaltige Stärkung des Chemiestandorts

Zahl der Beschäftigten, Umsätze im Jahr, Investitio- nen im Jahr

2.2 Gezielte Erweiterung des Chemiestandorts

Auslastung des Agro-Chemieparks (ha, %)

2.3 Ausbau und Erweiterung des Produktportfolios

Zahl der Produktgruppen, Zahl der Neuentwicklun- gen (Produktinnovation / Prozessinnovation) 2.4 Stärkung der F&E Kapa-

zitäten

Zahl der Beschäftigten in F&E, Investitionen in F&E im Jahr, Großforschungsprojekte Stickstoff

3. Nachhaltige Stabilisierung der breit aufgestellten mittelständi- schen Indust- rie

Nachhaltige Stabili- sierung der mittel- ständischen Indust- rie

3.1 Stärkung der KMU- Landschaft

Zahl der Gewerbebetriebe, Umsätze im verarbeiten- den Gewerbe, Zahl der Gewerbesteuerpflichtigen, Gewerbesteueraufkommen

3.2 Aktivierung von Exis- tenzgründungen und Ver- besserung der Wettbe- werbsfähigkeit

Zahl der Unternehmensgründungen, Unternehmens- gründungen mit Unterstützung durch EU-Fonds

3.3 Stärkung der Beschäfti- gung am Wirtschaftsstandort

Zahl der SV-pflichtig Beschäftigten (Arbeitsort Lu- therstadt Wittenberg / im verarbeitenden Gewerbe), Sicherung / Schaffung von Arbeitsplätze durch Ein- satz von EU-Fonds, Reduzierung der Arbeitslosigkeit 4. Profilierung

als Leistungs- zentrum im ländlichen Raum

Profilierung als Leistungszentrum im ländlichen Raum

4.1 Ausprägung des Kompe- tenzfelds Gesundheitsver- sorgung

Beschäftigte im Gesundheitsbereich, Bettenanzahl / Mitarbeiterzahl in medizinischen Kompetenzzentren, Medizinische Bildungseinrichtungen

4.2 Entwicklung einer Bil- dungslandschaft mit regio- naler Ausstrahlung

Zahl weiterführender Bildungseinrichtungen / ange- botener Bildungsabschlüsse / integrierter Bildungs- zentren, Abiturquote (%)

4.3 Stärkung der zentralörtli- chen Versorgungsfunktion

Zentralörtliche Einrichtungen, Verkaufsfläche Ein- kaufszentren, Anteil Verkaufsfläche Altstadt 5. Nachhaltige

Entwicklung der Stadt- struktur

Nachhaltige Ent- wicklung der Stadt- struktur

5.1 Qualifizierung der Wohnquartiere

Einwohnerzahl, Wanderungssaldo, Wohnungsbe- stand und -leerstand

5.2 Anpassung der Gemeinwesenstruktur an den demografischen Wandel

Zahl der Kindertagesstätten / Grundschulen / Sekun- därschulen / Gymnasien / Begegnungsstätten (al- tersübergreifend / für Senioren / für Jugendliche) 5.3 Entwicklung einer leis-

tungsfähigen technischen Infrastruktur

Anteil Straßen in gutem und mittleren Zustand (in- nerhalb / außerhalb Vorbehaltsnetz) Anteil verkehrs- beruhigter Straßen / erneuerte Radwege

5.4 Nachhaltige Bauflächen- entwicklung

Reduzierung von Wohnbauflächen / Gewerbeflächen mit Neubaupotential, Reaktivierung von Gewerbe- brachen / Stadtumbauflächen seit 2000

Quelle. Erfassungsraster Lutherstadt Wittenberg, eigene Bearbeitung

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Insgesamt wurde bereits von Beginn an ein weitgehend ausgereiftes Ziel- und Messsystem konzipiert.

Die Indikatoren decken die Teilziele mit einer breiten Palette an Parametern ab. Lücken, die zur Er- stellung des Zwischenberichts zur Evaluierung der Städtischen Dimension3 im Bereich der Bildung, Qualifizierung (Teilbereich der Zieldimension 4) sowie im Bereich der Verknüpfung von städtischer und ländlicher Entwicklung (Teilbereich der Zieldimension 5) bestanden, wurden erfolgreich gefüllt und das Indikatorenset wurde zur Ermöglichung einer Erfolgskontrolle erweitert.

Im Folgenden werden die einzelnen Referenzgebiete und Referenzthemen kurz beschrieben. Eine detaillierte Beschreibung der Ziele und Maßnahmen ist im Anhang enthalten (Erläuterungsbericht Wallraf & Partner 2011).

Die Entwicklung des Referenzgebietes Altstadt steht in engem Zusammenhang mit dem übergeord- neten Ziel der Profilierung der Stadt der Reformation. Als Teilziele für die Altstadtentwicklung wurden bestimmt:

 Entwicklung des Wissenschafts- und Bildungsstandorts mit dem Anspruch als zentraler Ort der Reformationsforschung, als Ort des wissenschaftlichen Austauschs und der Fortbildung sowie als Kommunikationszentrum des interkulturellen gesellschaftlichen Dialogs.

 Aufwertung der historischen Altstadt in Funktion, Struktur und Gestalt. Ertüchtigung des bauli- chen Erbes für seine Funktionen als Träger des kulturellen Welterbes, als attraktives multifunk- tionales Zentrum mit weitreichender Ausstrahlung, als starken Tourismusmagneten sowie als Wohnort von hoher Lebensqualität.

 Touristische Erschließung des kulturellen Erbes und der Kulturlandschaft durch Verknüpfung von Bauhaus, Gartenreich und Reformation, von Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft, Elbtalaue und Naturpark Fläming, von Lutherstadt Wittenberg, Dessau-Roßlau, Bitterfeld-Wolfen und Köthen.

Die Stärkung der industriellen Kompetenz Chemie soll primär im Referenzgebiet Piesteritz vo- rangetrieben werden. Der Agrochemiepark in Piesteritz ist ein führender Standort für die Herstellung von Düngemitteln sowie Industrie- und Bauchemikalien. Er hat sich zu einem leistungsfähigen indust- riellen Kern mit beachtlichem Forschungs- und Innovationspotenzial entwickelt. Im Agro-Chemie Park sind inzwischen mehr als 30 Firmen ansässig. Kernunternehmen und Betreiber sind die SKW Stick- stoffwerke Piesteritz GmbH, eines der wenigen Unternehmen mit starker Forschung und Entwicklung sowie Konzernzentrale in Ostdeutschland.

Die Zukunft des Standortes liegt einerseits im Ausbau der Forschungskapazitäten. Darüber hinaus soll der Chemiestandort durch Erweiterung der Produktpalette, Produkt- und Prozessinnovation und sy- nergetische Vernetzung der Unternehmen vor Ort nachhaltig gestärkt werden. Die noch freien Flä- chenpotenziale (etwa 40,4 ha im Jahr 2008) sollen in Abstimmung zwischen Eigentümer und Stadt gezielt vermarktet werden, um durch neue Investitionen das Profil des Agrochemiepark zu schärfen und weitere Synergien aufzubauen. Teilziele für die Entwicklung des Agrochemiepark sind:

 Der Chemiestandort soll durch Investition, Innovation, Erweiterung und synergetische Vernet- zung der Unternehmen vor Ort nachhaltig gestärkt werden.

 Die noch freien GI-Flächenpotenziale sollen gezielt vermarktet werden, um durch neue Investi- tionen das Profil des AGRO Chemie Parks zu schärfen und weitere Synergien aufzubauen

 Durch Erweiterung der Produktpalette, Produkt- und Prozessinnovation sollen Wettbewerbsfä- higkeit und Marktanteile ausgebaut werden.

 Durch den Ausbau eigenständiger Kapazitäten in Forschung und Entwicklung sollen technolo- gische Spitzenpositionen und hohe Wertschöpfung dauerhaft gesichert werden.

3 Metis 2012 (im Konsortium mit Ramboll Management)

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Ein weiterer Handlungsschwerpunkt ist die nachhaltige Stabilisierung der breit aufgestellten mit- telständischen Industrie. Im Jahr 2008 bestanden rund 80 Industriebetriebe in Lutherstadt Witten- berg. Neben der Chemieindustrie wird der Branchenmix geprägt vom Spezialfahrzeugbau, von der Nahrungsgüterherstellung, der Verpackungsindustrie sowie von Maschinenbau, Oberflächenveredlung und Metallverarbeitung. Die Pflege dieser Branchenvielfalt gehört zu den Prioritäten der Wirtschafts- förderung. Im Handlungsfeld werden folgende Teilziele definiert:

 Stärkung der KMU-Landschaft in ihrer Vielfalt, um dem kleinteilig strukturierten Wirtschafts- standort Lutherstadt Wittenberg dauerhaft mehr Stabilität, Vitalität und Krisenresistenz zu ver- leihen.

 Aktivierung von Existenzgründungen, um den Wirtschaftsstandort Lutherstadt Wittenberg vitaler und innovativer zu machen, kreativen (jungen) Menschen eine Lebensperspektive vor Ort zu geben. Initiierung und Unterstützung von Produkt- und Prozessinnovation, Technologietransfer, Marketing.

 Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen durch Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen und Ausbau der Infrastruktur am Standort Lutherstadt Wittenberg, Förderung von Investitionen, Unterstützung bei der Personalentwicklung, Vergabe von Einstellungshilfen.

Hinsichtlich der Profilierung der Lutherstadt Wittenberg als Leistungszentrum im ländlichen Raum hat die Stadt eine Kompetenz als Anbieter regionaler Infrastrukturleistungen mit zum Teil oberzentra- len Qualitätsmerkmalen aufgebaut. Die Einrichtungen der Daseinsvorsorge im Sozial- und Gesund- heitswesen gehören zu den größten privaten Arbeitgebern der Stadt. Zukunftsfähig sind auch die re- gionalen Verwaltungs-, Bildungs- und Kulturfunktionen, die sich aufgrund der demographischen Ent- wicklungen im Umland noch mehr auf die Lutherstadt Wittenberg konzentrieren werden. Zudem ver- fügt Wittenberg über eine ausgeprägte Einzelhandelszentralität, die über das östliche Sachsen-Anhalt hinaus auch in die angrenzenden ländlichen Räume von Brandenburg und Sachsen hineinreicht. Im Handlungsfeld Profilierung als Leistungszentrum wurden folgende Teilziele formuliert:

 Auf der Grundlage der bestehenden Kapazitäten soll das Kompetenzfeld Gesundheitsversor- gung weiter ausgeprägt werden. Mit einem integrativen Ansatz sollen Medizinische Leistungen, Gesundheitsvorsorge, Pflege und Gemeinwesenarbeit besser miteinander verknüpft werden

 Die vorhandenen Bildungsangebote sollen zu einer lokalen Bildungslandschaft vernetzt werden.

Ziele sind es, dem Fachkräftemangel zu begegnen, soziale Benachteiligungen abzubauen, Ar- beitslose in das Erwerbsleben zu integrieren, Jugendlichen ohne Ausbildung einen Weg in die Arbeitswelt zu bahnen.

 Die zentralörtliche Versorgungsfunktion im Einzelhandel soll schwerpunktmäßig durch eine Aufwertung des Hauptzentrums Altstadt erfolgen.

Ein sehr umfassendes Referenzthema ist die nachhaltige Entwicklung der Stadtstrukturen (inklusi- ve der Dorfentwicklung in den ländlichen Ortschaften). Lutherstadt Wittenberg ist eine schrumpfende Stadt. Der rein quantitative Bedarf an Wohnraum, technischer und sozialer Infrastruktur, Gewerbeflä- chen und Bauland sinkt. Damit verbunden ist eine gravierende Unternutzung der Stadtstruktur. Zu- gleich steigen die qualitativen Anforderungen an Wohnen, Urbanität, Daseinsvorsorge und Gemeinwesenangeboten. Der Anteil älterer Mitbürger wächst. Die sozialen Diskrepanzen werden stärker. Lebensformen differenzieren sich weiter aus. Aufgabe des Stadtumbaus ist es, die Stadtstruk- tur auf den quantitativen und qualitativen Wandel der funktionalen Anforderungen in der schrumpfen- den Stadt einzustellen.

Ein bedeutsames Ziel ist die Sicherung der Teilhabe der Ortschaften an der Stadtentwicklung. Hier wird die Stärkung der lokalen Identitäten in den eingemeindeten Ortschaften angestrebt (historische Ortskerne, öffentliche Räume, Baudenkmäler, prägende Landschaftsmerkmale bzw. Landmarken).

Außerdem wird die Unterstützung alternativer / innovativer Projekte der Daseinsvorsorge, die auf Ei- geninitiative und Selbstorganisation basieren (kleine Kitas, Zwergschulen, Dorfläden) gefördert. In

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

diesem Zusammenhang ist eine stärkere Zusammenführung und Harmonisierung von städtischen und ländlichen Entwicklungskonzepten (ISEK und ILEK) bei klarer Prioritätensetzung und Verhinderung von Fehlallokationen öffentlicher Mittel wünschenswert.

Im Handlungsfeld nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur werden folgende Teilziele definiert:

 Anpassung an verminderten quantitativen Wohnbedarf und ausdifferenziertere Nachfragegrup- pen, energetische und altersgerechte Modernisierung, Projekte für soziale Integration;

 Einrichtung der sozialen Infrastruktur auf die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung, soziale Integration in den Stadtquartieren, qualitativer Ausbau der Kinder- und Bildungseinrichtungen;

 Erneuerung der leitungsgebundenen Versorgungssysteme, qualitativer Ausbau der Verkehrsinf- rastruktur unter Vermeidung extensiver Erweiterung;

 Anpassung des Bauflächenangebots an die Bedarfsentwicklung, Rücknahme unnötiger Flä- chenausweisungen, Verhinderung von Zersiedelung, Vermeidung von extensiver Ausdehnung der Infrastruktur.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

3. Implementationsanalyse: Erreichung der Entwicklungsziele

Die Beurteilung der Zielerreichung basiert einerseits auf der Analyse der relevanten Umsetzungsmaßnahmen bzw. Schlüsselprojekte in den Referenzräumen und -themen sowie einer darauf aufbauenden Investitionsanalyse (Gesamtinvestitionen, davon nationale und EU-Mittel). Ziel ist es, bedeutsame öffentliche Entwicklungsmaßnahmen und die damit verbundenen Gesamtinvestitionen in den Referenzräumen und -themen in der Periode 2000 bis 2015 möglichst vollständig zu erfassen.

Darüber hinaus wird die Veränderung der Zielindikatoren im Zeitraum 2000 bis 2013 in Bezug auf das jeweilige gesetzte Ziel 2015 erfasst. Der Veränderungstrend und die Zielkonformität des Veränderungstrends werden beurteilt und ein Ist-Soll-Vergleich mit dem Zielwert erstellt. Der Veränderungstrend kann direkt oder indirekt durch die Maßnahmenumsetzung beeinflusst sein, wobei plausible Wirkungsbeziehungen gegeben sein sollten.

Die übergeordneten Entwicklungstrends, die auf gesamtstädtischer Ebene beschrieben werden, können als Rahmenbedingungen förderlich oder hemmend für die Maßnahmenumsetzung und die Veränderung der Zielindikatoren in den Referenzgebieten und -themen sein.

Der Betrachtungszeitraum und die Datenbasis für die Implementationsanalyse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 2. Betrachtungszeitraum und Datenbasis

Entwicklungsetappe 2000 – 2015

2000 2007 2011 2013 2015

Ausgangswert Zwischenwerte Zielwert

Beurteilung des Veränderungstrends 2000 – 2013

Beurteilung der Zielerreichung Soll 2015 / Ist 2013

Datenbasis für die Zielindikatoren auf gesamtstädtischer und teilräumlicher oder thematischer Ebene Statistische Daten (z.B. Einwohner, Arbeitslosigkeit)

Strategische Festlegung der Zielwerte (Zielrichtung

oder Zielwert) Eigene Erhebungen der Kommunen auf Grundlage verschiedener Quellen (z.B. Entwicklung

des Wohnungsbestands, Anzahl wissenschaftlicher Einrichtungen; Länge der Infrastruktur)

Datenbasis für die Projektdaten

Erfassung von Schlüsselprojekten durch die Kommunen in den Referenzräumen

(abgeschlossene und laufende Projekte; eine kleine Unschärfe ist durch z. T. noch laufende Projekte bis 2015 gegeben)

Monitoring der EU-Verwaltungsbehörde (EU-kofinanzierte Projektdaten für die Förderperioden 2000-2006, 2007-2013 für die Fonds EFRE, ESF, ELER), die räumliche Zuordnung erfolgt zumeist auf gesamtstädtischer Ebene, nur in Ausnahmefällen für Teilräume

Quelle: Metis

Von besonderer Bedeutung ist die zuverlässige Erhebung der Schlüsselprojekte in den Referenzgebieten und bezogen auf die Referenzthemen sowie die Erfassung der Veränderungstrends der Zielindikatoren, die eine eigene Datenerhebung durch die Kommune erfordern.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Mit der Überprüfung dieser Aspekte für die einzelnen Teilziele in der Lutherstadt Wittenberg können als wesentliches Ergebnis der Evaluierung Aussagen darüber getroffen werden, welche Veränderungen in den Referenzgebieten und -themen insgesamt erreicht werden konnten und was der Beitrag von EU-mitfinanzierten Projekten zu diesen Veränderungen ist.

2.5 Erreichung städtischer Entwicklungsziele bezogen auf die Referenzgebiete und - themen

Die quantitative Erfolgskontrolle im Rahmen der Fallstudie ist als konzeptionelle Unterstützung zu verstehen und weniger als ausschließlicher Beurteilungsmaßstab. Eine Validierung und Erweiterung der Ergebnisse basiert auf den Resultaten des Workshops am 07.07.2014 mit verschiedenen Akteuren der Stadtentwicklung und wird in Kapitel 4 eingehend beleuchtet.

Im Erfassungsraster wurden für die zwei Referenzgebiete und drei Referenzthemen insgesamt 28 abgeschlossene und noch laufende Maßnahmenbereiche der Stadtentwicklung mit Finanzierungsbeteiligung der EU erfasst. Diese Maßnahmenbereiche enthalten eine Vielzahl an Projekten, die vom Büro Wallraf und Partner im Rahmen der Evaluierung zusammengefasst wurden und den Teilzielen zugeordnet wurden (Vgl. Tabelle 3).

Der Zielbezug der Maßnahmen ist klar erkennbar. Geplante Outputs und Ergebnisse sind auf Ebene der Zuwendungsempfänger beschrieben und im Anhang verfügbar.

Für jedes dieser Referenzgebiete und -themen wurden messbare Zielindikatoren definiert, die die jeweilige Entwicklung abbilden sollen und die auch quantifiziert werden konnten.

Vorangestellt wird eine Analyse der getätigten öffentlichen Investitionen nach definierten Teilzielen für die Referenzgebiete und -themen, die auf den Eckdaten der 28 Maßnahmenbereiche beruht.

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Tabelle 3. Öffentliche Finanzbeiträge 2000-2013 (2015) nach Teilzielen und Referenzgebiete bzw. -themen der Lutherstadt Wittenberg in Mio. EUR4

Teilziele 2 Referenzgebiete

3 Referenzthemen Maßnahmenbereiche Gesamt- investition

davon EU 2000-2013

davon EU 2007-2013

1 Stärkung des Profils als Stadt der Reformation

Sanierungsgebiet Altstadt

1. Tourismusinfrastruktur

2. Lutherdekade 78.337.429 33.607.754 32.631.946 2

Ausbau der herausragenden industriellen Kompetenz Chemie

Agro Chemie Park Piesteritz

1. Innovation, Technologietransfer, Marketing

2. Investitionsförderung 3. Flächenvermarktung, Neuansiedlung

124.349.256 15.934.969 3.129.401

3 Nachhaltige Stabilisierung der breit aufgestellten

mittelständischen Industrie als Stützpfeiler einer gemischten lokalen Wirtschaftsstruktur, die Vitalität und

Krisenresistenz verbindet

Nachhaltige Stabilisierung der mittelständischen Industrie

1. Investitionsförderung 2. Beratung

3. Existenzgründung 4. Qualifizierungsmaßnahmen 5. Einstellungshilfen 6. Ausbildungsförderung 7. Innovation

8. Marketing

149.332.471 28.846.013 12.503.085

4 Profilierung als Leistungszentrum im ländlichen Raum mit einem breiten Angebot der Daseinsvorsorge und speziellen

Kompetenzfeldern in der Gesundheitsversorgung und Bildung

Profilierung als Leistungszentrum im ländlichen Raum

1. Qualifizierung

2. regionaler Arbeitsmarkt 3. Berufsbildung

4. Bildungseinrichtungen 5. (Vor-)Schulische Bildung

40.321.755 22.492.157 12.660.768

5

Nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur

Nachhaltige Entwicklung der Stadtstruktur

1. Stadtumbau Abriss 2. Aufwertung / Stadtumbau 3. Soziale Infrastruktur 4. Dorferneuerung 5. Kommunalverwaltung/

Bürgerschaft

6. Verkehrsinfrastruktur 7. Klima- und Lärmschutz 8. Ver- und Entsorgung 9. Kulturlandschaft 10. Land-/ Forstwirtschaft

99.719.296 32.363.444 12.559.199

Gesamtergebnis 28 492.060.207 133.244.337 73.485.299

Quelle: Erfassungsraster, eigene Berechnungen

4 Retrospektiv ist es nicht gelungen, die Finanzen aller Projekte eindeutig zu beziffern

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Referenzgebiet 1: Sanierungsgebiet Altstadt

Die städtebauliche Sanierung der Altstadt gehört seit Beginn der 1990er Jahre zu den Daueraufgaben der Stadtentwicklung, die höchste Priorität genießen.

Im Zeitraum 2000 bis 2013 wurden laut Erfassungsraster rund 78,3 Mio. EUR in die Altstadt investiert, wobei die Mittel hauptsächlich aus öffentlichen Quellen stammen (GA Wirtschaftsnahe Infrastruktur Tourismus, Förderung der Regional- und Fachverbände zur Entwicklung und Vermarktung von touris- tischen Projekten, Kulturtourismus – Zuschüsse für Investitionen an Gemeinden, Geländeerschlie- ßung für den Tourismus sowie öffentliche Einrichtungen des Tourismus, diverse weitere Programme der Altstadtsanierung). Die EFRE-Mittel machen davon rund 33,6 Mio. EUR aus.

Primärer Handlungsschwerpunkt sind Investitionen in die touristische Infrastruktur (Teilziel 1.3/siehe Tabelle im Anhang). In die Teilziele 1.1 Entwicklung des Bildungsstandortes und 1.2 Aufwertung der historischen Altstadt flossen relativ wenige Mittel bzw. kam es hier zu einer indirekten Investitionen über die Maßnahmen im Bereich des Tourismus.

Bei diesen Zahlen ist das Sanierungsgeschehen vor 2000 nicht berücksichtigt.

Die Investitionen waren in der Strukturfondsperiode 2007-2013 erheblich höher als in der vorange- gangenen Periode. Für die Umsetzung der Vorhaben zur Lutherdekade mit dem Höhepunkt 2017 (500 Jahre Reformation) investieren Stadt, Land, Bund und EU derzeit umfangreiche Maßnahmen mit ei- nem Gesamtvolumen von etwa 56,9 Mio. EUR5. Die Investitionen bringen noch einmal einen massi- ven Zustrom öffentlicher Mittel für die Stadtentwicklung, insbesondere für die funktionelle Aufladung, strukturelle Stärkung und Gestaltaufwertung des historischen Stadtkerns.

Relevante Projekte sind im Erläuterungsbericht (Anhang) beschrieben.

Erfolgsmessung mittels Indikatoren

Die Lutherstadt Wittenberg verzeichnet seit 2000 einen Anstieg der Veranstaltungen und Projekte im Bereich der interkulturellen Bildung und Religion. Krisenbedingt wird im Vergleich zum Jahr 2007 ein Rückgang gemessen. Effekte der gezielten Innenstadtaufwertung steigern nicht nur die Einwohnerzahl dieser, sondern zeigen auch einen positiven Einfluss auf die touristische Nutzung der Welterbestätten.

Die Zielindikatoren stehen in einem plausiblen Zusammenhang mit den verfolgten Teilzielen für das Sanierungsgebiet Altstadt.

Teilziel 1.3 Touristische Erschließung von Kulturerbe und Kulturlandschaft im Sanierungsgebiet Alt- stadt, dem ein Großteil der Maßnahmen zuzuordnen ist, zeigt eine gute Entwicklung. Hinsichtlich der Anzahl der Besucher und Übernachtungen wurde – ebenso wie bei der Anzahl und Serviceleistungen, die über die Website abgerufen wurden – eine deutliche Steigerung erreicht.

Dank der Überlappungseffekte mit dem Referenzthema 4 Profilierung als Leistungszentrum im ländli- chen Raum, dem überwiegend Investitionen in Bildung und Weiterbildung zuzuordnen sind, zeichnen auch die Anzahl der Veranstaltungen und Projekte im Bereich der interkulturellen Bildung, Religion, Reformationsgeschichte, Sprachen und Ethik pro Jahr über die Jahre 2000-2015 ein positives Bild, das jedoch im Zeitraum 2007-2013 leicht negativ ist (Vgl. Teilziel 1.1 Entwicklung des Bildungsstand- ortes).

Die Aufwertung der historischen Altstadt (Teilziel 1.2) zeigt eine durchgehend positive Entwicklung, was auf Spillover-Effekte dank der Investitionen in die touristische Infrastruktur zurückgeführt werden darf. Die Einwohnerzahl in der Innenstadt hat sich erhöht, wodurch der Gebäudeleerstand reduziert werden konnte. Zudem sind die Revitalisierung zahlreicher Brachflächen und die Gebäudesanierung fortgeschritten. Die Innenstadt wurde dank der positiven Verkaufsflächenentwicklung des privaten Einzelhandels als städtisches und regionales Leistungszentrum gestärkt.

5 Stand Dezember 2013

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

Tabelle 4. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Sanierungsgebiet Altstadt (Bildungsstandort, historische Altstadt, Touristische Erschließung)

Positiv  Steigerung der Anzahl an Veranstaltungen des Leucoreas (plus 12/Jahr) und der Stiftung Luthergedenkstätten (plus 16/Jahr), Zielerreichung insgesamt 80%

 Zuwachs an EinwohnerInnen in der Innenstadt (Zielerreichung über 100%)

 Verringerung des Gebäudeleerstandes um fast die Hälfte (Zielerreichung 77%)

 574 sanierte Gebäude seit 2000 (Zielerreichung 89%)

 Deutliche Steigerung der Verkaufsflächen (Zielerreichung über 100%)

 Steigerung der Innenstadtbesucher (Zielerreichung 89%)

 Erhöhung der Zahl der Übernachtungen (Zielerreichung 80%)

 Deutliche Steigerung der Serviceleistungen über die Website www.anhalt- dessau-wittenberg.de (Zielerreichung über 100%)

Herausforderung  Heterogene Umsetzungsfortschritte bei der Revitalisierung von Brachflächen (von Planung bis Fertigstellung)

Quelle: Erfassungsraster Lutherstadt Wittenberg, eigene Bearbeitung

Referenzgebiet 2: Agro Chemie Park Piesteritz

Das Investitionsvolumen in den Industriestandort von landesweiter Bedeutung machen laut Erfas- sungsraster rund 124,3 Mio. EUR aus, davon 15,9 Mio. EFRE-Mittel. Der Großteil der Investitionen wurde in der Periode 2000-2006 getätigt, wobei die Wirkungen dieser Maßnahmen auch in der an- schließenden Periode 2007-2013 beobachtbar sind. Für die Zukunft soll das Gebiet wieder in den Fokus von EU und nationalen Förderungen gerückt werden.

Investitionen wurden hauptsächlich in die Nachhaltige Stärkung des Chemiestandortes (2.1), die ge- zielte Erweiterung des Chemiestandortes (2.2) und den Ausbau und die Erweiterung des Produktport- folios (2.3) gesteckt. Die Stärkung der F&E Kapazitäten (2.4) wird indirekt beeinflusst.

Projekte wurden hauptsächlich über die Förderungsinstrumente Gemeinschaftsaufgabe/GA Gewerbli- che Wirtschaft, Produktive Investitionen (Schwerpunkt) sowie Förderung von Forschungsschwerpunk- ten in öffentliche Einrichtungen und Technische Hilfe/EFRE-Konzepte, Studien an kommunale Unter- nehmen, Verbände und sonstige Unternehmensinvestitionen umgesetzt.

Relevante Projekte sind im Erläuterungsbericht (Anhang) beschrieben.

Erfolgsmessung mittels Indikatoren

Die Chemiebranche weist einen stetigen Anstieg der Beschäftigtenzahlen wie auch der Jahresumsätze auf. Dies schlägt sich in der Auslastung des Agro-Chemieparks sowie in der Anzahl der Großforschungsprojekte im Bereich Stickstoff nieder.

Die Zielindikatoren stehen in einem plausiblen Zusammenhang mit den verfolgten Zielen und ergeben ein verhaltenes, aber durchgehend positives Bild.

Das Teilziel 2.1 Nachhaltige Stärkung des Chemiestandorts, gemessen an der Anzahl der Beschäftig- ten und der Umsätze im Jahr zeigt ein durchwachsenes Bild. Die relativ geringe Steigerung der Be- schäftigtenzahlen bleibt trotz Steigerung der Jahresumsätze hinter den Erwartungen zurück, was auf einen Fachkräftemangel hinweist. Damit einhergehend bleibt die gezielte Erweiterung des Chemie- standortes (Teilziel 2.2) eine Herausforderung.

Zur Messung der Stärkung der F&E Kapazitäten (Teilziel 2.4) fehlt der wichtige Indikator der Investiti- onen pro Jahr. Insgesamt 14 neue Großforschungsprojekte im Bereich Stickstoff seit 2005 zeigen

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Städtische Dimension

Fallstudie Lutherstadt Wittenberg – April 2015

jedoch trotz relativ geringem, jedoch steigendem Anstieg der Beschäftigten in der hochspezialisierten Branche auf einen positiven Trend hin.

Das Teilziel 2.3 Ausbau und Erweiterung des Produktportfolios zeigt eine positive Entwicklung.

Tabelle 5. Messbare Effekte 2000 bis 2013 in Bezug auf das Referenzgebiet Agro Chemie Park Piesteritz (Nachhaltige Stärkung, Erweiterung, Produktportfolio, F&E Kapazitäten)

Positiv  Steigerung der Jahresumsätze um 690 Mio. EUR (Zielerreichung 87 %)

 Anstieg der Zahl der Produktgruppen (Zielerreichung 73 %)

 14 neue Großforschungsprojekte zum Thema Stickstoff seit 2005 (93 % Zielerreichung)

Herausforderung  Leicht positiver, fast stagnierender Anstieg der Beschäftigtenzahlen (Zielerreichung 56,92 %)

 Geringe Steigerung der Auslastung des Agro Chemieparks um 20 ha auf 80

% (Zielerreichung 22 %)

 Steigerung der Beschäftigten in F&E hinter den Erwartungen (Zielerreichung 56 %)

Quelle: Erfassungsraster Lutherstadt Wittenberg, eigene Bearbeitung

Referenzthema 1: Nachhaltige Stabilisierung der breit aufgestellten mittelständischen Industrie Seit dem Jahr 2000 wurden laut Erfassungsraster Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 149,3 Mio. EUR gefördert, 17,5 Mio. EUR davon sind EFRE- und 11,3 Mio. EUR ESF-Mittel. Handlungs- schwerpunkte im Hinblick auf das Teilziel 3.1 Stärkung der KMU-Landschaft sind neben der Unter- stützung von Betriebserweiterungen bestehender Betriebe auch Beratungsleistungen, Innovationsför- derungen, Technologietransfer und Marketing. In die weiteren Handlungsfelder fallen Maßnahmen zur Unterstützung von Existenzgründungen (3.2) und Qualifizierungsmaßnahmen, Einstellungshilfen, Ausbildungsförderung zur Stärkung der Beschäftigung am Wirtschaftsstandort (3.3).

Der weitaus größte Teil der Wirtschaftsförderung wird über die Gemeinschaftsaufgabe/GA Gewerbli- che Wirtschaft sowie die Technologie- und Innovationsförderung und Mittelstandsförderung der Lan- desinvestitionsbank realisiert (unterstützt durch den EFRE). Hinzu kommen die zeitlich befristeten und inhaltlich konzentrierte Maßnahmen der Konjunkturpakete von Bund und Land, die ebenso durch den EFRE bezuschusst werden. Finanzielle Unterstützung vom ESF wurde in die Beratungsangebote zur Existenzgründung, Qualifizierungsmaßnahmen, Einstiegshilfen und Ausbildungsförderungen inves- tiert.

Erfolgsmessung mittels Indikatoren

Auch im verarbeitenden Gewerbe kann die Lutherstadt Wittenberg eine Steigerung der Umsätze aufweisen.

Die Zielindikatoren stehen in einem plausiblen Zusammenhang mit den verfolgten Teilzielen und zei- gen eine positive Entwicklung.

Das Teilziel 3.1 Stärkung der KMU-Landschaft wird durch die Zahl der Gewerbebetriebe, die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe und die Zahl der Gewerbesteuerpflichtigen sowie dem Gewerbesteuer- aufkommen, die von 2000-2013 einen positiven Entwicklungstrend aufzeigen, gemessen.

Die Zahl der jährlich neugegründeten Unternehmen nimmt über den Betrachtungszeitraum stetig ab, jedoch sind Unternehmensgründungen mit Unterstützung durch EU-Fonds durch einen positiven Trend hervorzuheben (Teilziel 3.2).

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