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Pressenotiz. Finanzvermögen und Verschuldung privater Haushalte in Deutschland. Sendesperrfrist 19. Juni 2006, 10:30 Uhr MEZ

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Pressenotiz

Sendesperrfrist 19. Juni 2006, 10:30 Uhr MEZ

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Deutsche Bundesbank • Kommunikation • Wilhelm-Epstein-Straße 14 • 60431 Frankfurt am Main

www.bundesbank.de • E-Mail: presse-information@bundesbank.de • Tel.: 069 9566-3511, -3512 • Fax: 069 9566-3077 Bei publizistischer Verwertung wird um die Angabe der Quelle gebeten.

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Finanzvermögen und Verschuldung privater Haushalte in Deutschland

Die Deutsche Bundesbank hat heute erstmals in einer Pressekonferenz ihre Berechnung der Finanzvermögen und der Verschuldung der privaten Haushal- te in Deutschland vorgestellt. Danach ist im Jahr 2005 das Finanzvermögen der deutschen Haushalte weiter beträchtlich gewachsen, und zwar um 180 Mrd. € auf 4,26 Billionen €.

Bislang wurden die gesamten Ergebnisse der so genannten Gesamtwirt- schaftlichen Finanzierungsrechnung allein im Monatsbericht der Bundesbank in kompakter Form erläutert. Auch die neuen Ergebnisse für 2005 – ein-

schließlich der Finanzpositionen von Unternehmen und Staat – werden wieder im Juni-Monatsbericht veröffentlicht, der am 26.6. erscheint.

Bei der Präsentation des Zahlenwerks sagte Bundesbankpräsident Prof. Axel Weber: „Die deutschen privaten Haushalte haben im vergangenen Jahr vor al- lem mehr gespart und zudem von Wertsteigerungen ihrer Vermögen profitiert.“

Demgegenüber weise der Staat permanent hohe Defizite auf. Zudem habe er gleichzeitig Vermögen abgebaut und Substanz verzehrt. Trotz einer relativ hohen Neuverschuldung seien die Abschreibungen erneut höher als die Brut- toinvestitionen gewesen, kritisierte Weber.

Die Zunahme der Sparquote auf 10,7 % des verfügbaren Einkommens der pri- vaten Haushalte führte Weber in erster Linie auf eine verstärkte private Alters- vorsorge zurück. Der Bundesbankpräsident warnte in diesem Zusammen- hang: „Beim individuellen langfristigen Vermögensaufbau darf der Einfluss der Preisentwicklung nicht unterschätzt werden. Je nach Höhe der Inflationsrate ergeben sich über einen längeren Zeitraum erhebliche Wertverluste des er-

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sparten Vermögens.“ Bei einer von manchen Ökonomen für relativ harmlos eingeschätzten Inflationsrate von 3 % betrage der Wertverlust nach 20 Jahren bereits 45 %, also knapp die Hälfte. „Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir im Rat der Europäischen Zentralbank stets vorausschauend und ent- schlossen handeln, um Preisstabilität zu gewährleisten“, betonte Weber. Er fügte hinzu: „Für den langfristigen Vermögensaufbau benötigen die Bürger außerdem grundlegendes finanzielles Wissen.“ Hierzu leiste die Bundesbank durch Verteilung von Broschüren für Schulen, Seminare und Vorträge seit vie- len Jahren einen wichtigen Beitrag.

Im längerfristigen Vergleich der Geldvermögensstruktur lassen sich deutliche Verschiebungen im Portfolio erkennen. Die privaten Haushalte haben mehr In- teresse an Wertpapieranlagen gefunden. Dies zeigt sich vor allem im verstärk- ten Erwerb von Investmentzertifikaten. Ihr Anteil an den Finanzaktiva hatte zu Beginn der neunziger Jahre 4 % betragen; Ende 2005 lag er bereits bei 12 %.

Der unmittelbare Aktienbesitz erhöhte sich in dieser Zeitspanne nur geringfü- gig auf 7 %. Das „Versicherungssparen“, das mit einem Fünftel des Geldver- mögens auch schon Anfang der neunziger Jahre recht verbreitet war, ist auf ein Viertel gestiegen. Der verstärkte Zufluss an Sparmitteln bei Fonds- und Versicherungsgesellschaften von 1991 bis 2005 ging insbesondere zu Lasten der Bankeinlagen. Ihr Anteil am Geldvermögen der privaten Haushalte ist von 46 % im Jahr 1991 auf 35 % abgeschmolzen.

Insgesamt verbesserte sich die Finanzposition der privaten Haushalte durch die erwähnten Vermögenszuwächse bei nur moderater Aufnahme neuer Kre- dite. Die Verschuldung betrug 2005 wie im Jahr zuvor 1,57 Billionen €. Ende 2005 kamen die deutschen Haushalte damit auf ein Nettogeldvermögen von 2,69 Billionen €. Das sind pro Haushalt im Durchschnitt knapp 70.000 €, in et- wa doppelt so viel wie Anfang der neunziger Jahre.

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Hintergrundinformation zur Finanzierungsrechnung

Die Deutsche Bundesbank begann bereits Mitte der 1950er Jahre als eine der ersten Notenbanken weltweit mit der Erstellung und Veröffentlichung der Ge- samtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung (FR). Die FR bildet in aggregier- ter Form den vollständigen Finanzierungskreislauf einer Volkswirtschaft ab.

Sie zeigt auf, welcher Sektor, d.h. die privaten Haushalte, die Unternehmen oder der Staat, in welchem Umfang und in welcher Form finanzielle Mittel be- reitstellt oder beansprucht. Aus der FR lässt sich auch erkennen, inwiefern die Finanzintermediäre (d.h. Banken, Versicherungen und Investmentfonds) bzw.

die Kapitalmärkte sowie das Ausland in den Finanzierungskreislauf einge- schaltet sind. Neben den finanziellen Transaktionen gibt die FR auch Auskunft über die Bestände an Geldvermögen und die Höhe der Verschuldung von pri- vaten Haushalten, Unternehmen und Staat. Sie trägt dazu bei, sektorale und gesamtwirtschaftliche Vermögensbilanzen zu erstellen.

Die Bundesbank nutzt die Ergebnisse der FR, die regelmäßig in den Monats- berichten kommentiert werden, für Untersuchungen über Verschiebungen in den Finanzstrukturen. Hier interessiert u.a. der Zusammenhang zwischen der Kreditvergabe der heimischen Banken einerseits und den übrigen Finanzie- rungsquellen (Kapitalmärkte, Investmentfonds, Versicherungen und ausländi- sche Kreditgeber) andererseits. Eine solche Betrachtung zeigt die gegenseiti- ge Verflechtung der Kredit- und Kapitalmärkte. Vor allem aber erlaubt sie, das Anlage- und Finanzierungsverhalten von Unternehmen und Privathaushalten zu analysieren. Dies liefert zum Beispiel wichtige Hinweise dafür, welche Wir- kungen die Impulse der Geldpolitik auf bestimmte wirtschaftliche Größen wie Konsum, Produktion, Beschäftigung etc. ausüben (geldpolitischer Transmissi- onsprozess). Darüber hinaus dienen die Ergebnisse der FR zur Entwicklung von Indikatoren für die Stabilität des Finanzsystems.

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Die FR ist letztlich Teil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR), ein die gesamte Volkswirtschaft umfassendes statistisches Rechenwerk. Mit- tels der VGR können sowohl die Güterströme einer Volkswirtschaft als auch die in einem bestimmten Zeitabschnitt entstandenen Einkommen erfasst wer- den. Die FR ergänzt dieses Bild um die Finanztransaktionen in einer Volks- wirtschaft.

Für die Bundesbank war es von Anfang an ein wichtiges Anliegen, in ihren Veröffentlichungen die Daten der FR und der realwirtschaftlichen VGR- Angaben des Statistischen Bundesamtes eng miteinander zu verzahnen.

Kürzlich hat auch die EZB erstmals solche so genannten integrierten Sektor- konten für den Euroraum für die Jahre 1999 bis 2004 veröffentlicht. Bislang konzentrierte sich die Darstellung der Bundesbank auf Jahresdaten. Ab Mitte 2006 werden in vergleichbarem Umfang auch Quartalsergebnisse zur FR ver- fügbar sein. Diese werden der EZB übermittelt, die zusammen mit den Beiträ- gen der anderen EWU-Mitgliedsländer die FR für das Eurowährungsgebiet er- stellt und veröffentlicht. Den Planungen nach wird die EZB in Zusammenarbeit mit Eurostat ab Frühjahr 2007 vierteljährliche, integrierte Sektorkonten für den Euroraum vorlegen.

Die FR ist wie die VGR keine Primärstatistik, die auf eigenen statistischen Er- hebungen beruht. Sie ist vielmehr ein Analyserahmen, in den vielfältige statis- tische Quellen Eingang finden, die in erster Linie anderen Zwecken dienen.

Die wichtigsten Quellen dieser Art sind verschiedene Statistiken der Bundes- bank, wie zum Beispiel die Banken- und die Zahlungsbilanzstatistik. Externe Daten liefert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, insbesonde- re zu den Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Statistiken zum Fi- nanzvermögen und zu den Verbindlichkeiten des Staatssektors sowie die

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VGR-Angaben über die Investitionstätigkeit und das Sparen der einzelnen Sektoren stammen vom Statistischen Bundesamt.

Weitere methodische Erläuterungen sind in der Statistischen Sonderveröffent- lichung Nr. 4 zu finden. Die nächste Ausgabe einschließlich der vollständigen Daten der FR von 1991 bis 2005 erscheint voraussichtlich Ende Juli 2006.

Referenzen

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