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Zeitenwende im Jahre 2020

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Academic year: 2022

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(1)

Zeitenwende im Jahre 2020

was Corona mit uns macht

Antje Kelle

(2)

… ein Versuch

gegen die Sprachlosigkeit

für Grisco

(3)

Thema: Seite:

Rückblick 9

Gewohnheiten 10

Weitung 11

Tatsachen 12

Parasiten 13

Ursachen 14

Handlungsbedarf 15

Maßnahmen 16

Einsicht 17

Auswirkungen 18

Urbanität 19

Atmosphäre 20

Teilerfolg 21

Strategiewechsel 22

Quarantäne 23

Zäsur 24

Klärung 25

Feststellung 26

Empfindung 27

Aufmerken 28

Ambivalenz 29

(4)

Nöte 30

Anteilnahme 31

Krank? 32

Kurzarbeit 33

Existenzsorgen 34

Wirtschaft 35

Familienangelegenheiten 36

Irritationen 37

Dilemma 38

Gerätemangel 39

Güterabwägung 40

Folgenabschätzung 41

Lockerungen 42

Großveranstaltung 43

Kontroversen 44

Wissenschaft 45

Debatten 46

Positionen 47

Grenzen 48

Perspektivenwechsel 49

Menschen 50

Menschlichkeit 51

Systemrelevanz 52

Ausblendungen 53

Kinder 54

(5)

Veränderungen 55

Jugend 56

Hausaufgaben 57

Homeoffice 58

Entfremdung 59

Versteifungen 60

Urlaubspläne 61

Leerstellen 62

Spielplatz 63

Museum 64

Bühne 65

Konzertsaal 66

Kapelle 67

Bibliothek 68

Stadion 69

Kneipe 70

Restaurant 71

Strand 72

Befindlichkeiten 73

Wertschätzung 74

Ungeduld 75

Unmut 76

Kritik 77

Unruhe 78

Momente 79

Verschnaufpause 80

(6)

Brüche 81

Gelegenheiten 82

Reflexionen 83

Hände 84

Masken 85

Abstand 86

Zahlen 87

Verlust 88

Kreativität 89

Trost 90

Fragen 91 Frühling 92 Plötzlich 93 Besinnung 94

Chance? 95 Wiederaubau 96 Ziele 97

Lebensmodell 98 Vorblick 99 Alternativen 100

Hoffnung 101

Vision 102

Traum 103

(7)

Rückblick

(8)

Gewohnheiten

Alles war selbstverständlich:

wünschbar planbar erreichbar.

Alles schien möglich.

Und Wuhan war weit.

(9)

Weitung

Vor einiger Zeit

nur eine Nachricht am Abend.

Das ist ja schlimm dort in China.

Am nächsten Tag

schon eine Ahnung der Folgen.

Ob sie sich ausbreiten können?

In der nächsten Woche dann eine wachsende Sorge.

Ist wohl Europa gefährdet?

Im nächsten Monat nun die globale Gewissheit.

Alle sind weltweit betroffen.

Im nächsten Jahr

wohl noch die zitternde Frage:

Wann ist es endlich vorüber?

(10)

Tatsachen

(11)

Parasiten

Hinterhältig reist ihr um die Welt.

Gnadenlos sucht ihr eure Opfer.

Unsichtbar nistet ihr euch ein und wütet ohne Maß.

Erbärmliche Schmarotzer, eines Tages

werden wir euch besiegen!

(12)

Ursachen

Nicht aus dem Himmel und nicht aus den Tiefen der Erde,

nein,

vermutlich von Menschenhand gemacht,

ahnungslos und unbedacht und folgenschwerst.

(13)

Handlungsbedarf

Notstand ist.

Und Angst.

Und ein starker Staat mit konkreten Hilfen, mit wirksamen Regeln,

mit klarer Begründung und Augenmaß.

(14)

Maßnahmen

Das Land hält den Atem an.

Politiker suchen Rat.

Sie wägen ab und entscheiden,

dass nur noch Gesundheit zählt und alles, was notwendig ist.

Empfehlung, Verbot, Verzicht.

Beschränkung wird Bürgerpflicht.

(15)

Einsicht

Wir machen mit, entschlossen und diszipliniert.

Wir halten stand, notgedrungen, doch achtsam.

Wir steh`n zusammen, solidarisch

und verantwortungsvoll.

(16)

Auswirkungen

Abgeschaltet abgesperrt

abgesagt Die Städte welken.

(17)

Urbanität

Geisterstunde am helllichten Tag.

Gespenstische Stille.

Surreale Lethargie.

Nur ein Schmetterling

flattert über dem Löwenzahn am Straßenrand.

Er weiß nichts vom Weltendrama.

(18)

Atmosphäre

Der Schock sitzt tief.

Lähmung breitet sich aus und Schwermut.

Die Zuversicht liegt brach, und Lebensträume verkümmern.

Allerdings hört man auch von gemütlicher Entschleunigung.

(19)

Teilerfolg

Schaum,

einfacher Seifenschaum, kann tödliche Viren vernichten.

Was für eine Macht!

Aber die anderen

verbreiten sich ungebremst weiter.

Was für eine Ohnmacht!

(20)

Strategiewechsel

Vom Bund auf die Länder:

statt Einheit jetzt Vielfalt:

föderale Akzente auf verbindlicher Basis:

kein Flickenteppich, sondern atmendes Recht

trotz aller Unzulänglichkeiten.

(21)

Quarantäne

(22)

Zäsur

Alles jäh beendet, abgebrochen.

Ausgegrenzt

hinter verschlossener Tür.

Aber manchmal legt ein Nachbar Brot und Blumen auf meine Fensterbank.

(23)

Klärung

Wir müssen reden:

ich und ich.

Wir sind jetzt mit uns allein.

Haben wir uns noch etwas zu sagen?

Sind wir bei uns zu Hause?

Sind wir uns selbst genug?

(24)

Feststellung

Die Welt ist nicht mehr verfügbar.

Zuhanden ist nur, was du hast:

die Dinge drinnen.

Das muss vorerst genügen.

(25)

Empfindung

Die Welt ist noch da.

Aber anders.

Ganz anders.

Alles ist anders.

Wir auch.

(26)

Aufmerken

So viel angefangen.

So viel ungeordnet.

So viel weggeschoben.

Wertlos oder wichtig

?

(27)

Ambivalenz

Gefangen

und zugleich auch frei.

Eingesperrt und zugleich geschützt.

Abgeschirmt und zugleich vernetzt.

Und doch keine Balance.

(28)

Nöte

(29)

Anteilnahme

Italien trägt Trauer.

Bergamo weint.

Die Totengräber lassen müde ihren Spaten sinken.

Da!

Horch!

Aus der Ferne wehen leise Töne herüber

und geben dem Schmerz eine Sprache:

„va, pensiero …“

(30)

Krank?

Bin ich`s?

Bist du`s?

Es kann ja jeder sein.

Vielleicht

ist unser Körper schon durchgiftet.

Vielleicht

sind unsere Tage längst gezählt.

Vielleicht aber werden wir verschont.

Das wäre schön.

(31)

Kurzarbeit

Von heute auf morgen.

Unverschuldet.

Keine Rücklagen.

Also sparen.

Wie lange?

Und danach?

Da freue ich mich auch nicht über die beiden freien Tage.

Aber wenigstens nicht arbeitslos.

(32)

Existenzsorgen

Nicht nur Verwerfungen, sondern nahe am Abgrund.

Nicht nur Schulden, sondern vielleicht Insolvenz.

Nicht nur Einbuße, sondern fast schon Ruin.

(33)

Wirtschaft

Solange der Rettungsschirm hält,

bringt der plötzliche Sturzregen nur nasse Füße.

Wenn aber

das Unwetter nicht aufzuhalten ist, wird der Boden überspült

und das Wasser reißt alles mit sich.

(34)

Familienangelegenheiten

Selten eine Idylle manchmal eine Gelegenheit

oft ein großes Problem auf kleinem Raum

und meistens ein heftiges Ringen von Wollen und Dürfen

und Müssen.

(35)

Irritationen

Die Schwestern bei uns sahen sonst ganz anders

aus. Warum verkleiden sie sich jetzt? Ich kann sie ja kaum noch unterscheiden.

Bisher haben wir oft im Tagesraum gemeinsam

gesessen. Warum holt mich keiner?

Und wo ist meine Tochter?

Warum

kommt sie denn nicht mehr? Ich warte vergebens.

(36)

Dilemma

(37)

Gerätemangel

Wer

kann es bekommen,

das letzte freie Beatmungsgerät?

Zwei Patienten benötigen es.

Einer wird sterben.

Einer vielleicht überleben.

Jeder ein Schicksal.

(38)

Güterabwägung

JA, ES GEHT HIER UM LEBEN UND TOD.

Niemand wird dem widersprechen.

DER STAAT HAT DAS LEBEN ZU SCHÜTZEN.

Dazu ist er rechtlich verpflichtet.

DASS ZUM LEBEN GESUNDHEIT GEHÖRT, dies wird wohl jeder so sehen.

Jedoch:

Gelingendes Leben ist mehr als physisch am Leben zu sein.

AUCH FREIHEIT IST FUNDAMENTAL, im Grundgesetz deutlich verbürgt,

und unser höchstes Menschenrecht:

DIE WÜRDE IST UNANTASTBAR.

Nur:

Im Ausnahmezustand wie jetzt kann nicht alles gleichzeitig sein.

Was immer der Staat auch beschließt:

Es gibt oft nicht „richtig“ und „falsch“, sondern nur noch Aporie.

(39)

Folgenabschätzung

Welche Wirkung?

Welche Nebenwirkung?

Für die Menschen?

Für die Wirtschaft?

Für den Staat?

Niemand kennt, was nie gewesen ist.

Da bleibt uns nur, zu beobachten,

zu prüfen, zu bessern

und alle Unwägbarkeiten wachsam auszuhalten.

(40)

Lockerungen

Zu früh ist riskant.

Jede neue Infektion wäre eine Katastrophe.

Zu spät ist riskant.

Jeder weitere Stillstand wäre eine Katastrophe.

(41)

Großveranstaltungen

Und jetzt das in diesen Tagen:

Beeindruckende Demonstrationen für hohe Ideale

mit heißem Herzen aber

ohne kühlen Kopf und dicht gedrängt.

Und unsere Ordnungshüter müssen sie gewähren lassen.

(42)

Kontroversen

(43)

Wissenschaft

Eigentlich ist es ja gut,

dass zur Wahrheit der Zweifel gehört, dass sie Widerspruch braucht und Diskurs,

dass die Antwort zur Frage mutiert, die Daten benötigt und Zeit,

viel Zeit.

Denn Forschung ist immer Prozess, ein langer Prozess,

auch jetzt in der Virologie.

Leider.

(44)

Debatten

Meinungsvielfalt allüberall:

Erfindung Vermutung Behauptung.

Jeder weiß Bescheid

und tut seine Ansicht lautstark kund.

Das muss eine Demokratie aushalten.

(45)

Positionen

Die Pandemie Die Abwehr bedroht und der Pandemie bedroht

schadet uns und schadet uns

elementar. elementar.

Es ist unvermeidbar, Der Staat kann es sich dass der Staat hohe nicht leisten, hohe

Summen zur Summen zur

Verfügung stellt. Er Verfügung zu stellen, wird die Schulden da er die Schulden später ausgleichen später nicht ausgleichen können. kann.

Es ist ein Gebot der Es ist ein Gebot der Stunde, jedem zu Stunde, nur denen helfen, der ohne zu helfen, die Hilfe nicht überleben bestimmte Bedingungen kann. erfüllen.

(46)

Grenzen

Schlagbäume und Kontrollen.

Wir hatten schon fast vergessen, dass es sie gibt

in Europa.

Jahrzehntelang grenzenlos.

Schengen.

Europäischer Alltag.

Gelebtes Miteinander.

Die Gefahr ist noch nicht gebannt.

Doch was gilt als triftiger Grund?

Und wann ist der richtige Zeitpunkt zur Öffnung?

(47)

Perspektivenwechsel

(48)

Menschen

Erst einmal Feinde und heimliche Gegner

verdächtig gefährlich verseucht

Abwehr statt Austausch und keine ansteckende Liebe.

(49)

Menschlichkeit

Doch!

Sie sind da, die sich zuwenden!

Die alles geben, um Leiden zu mildern und Würde und Leben zu retten!

Die sich nicht schonen und Fürsorge schenken,

wo Einsamkeit ist!

(50)

Systemrelevanz

Und all die anderen, die unermüdlich

ihre Arbeit tun für uns.

Die pflanzen und ernten, erzeugen und werken, beschaffen, verkaufen und lehren und hüten und flicken und schrauben

und liefern und fahren und säubern und pflegen

und prüfen und zahlen und regeln und wachen

und helfen und wagen.

Auch ihnen sei Dank!

Aber

es sind noch viele andere,

die lange schließen und schweigen müssen, obwohl wir ihrer essentiell bedürfen.

(51)

Ausblendungen

Im Polarkreis schmilzt das Eis

immer noch.

Im Jemen darben die Menschen

immer noch.

In den Lagern harren die Flüchtlinge

immer noch aus.

In Ostafrika

fressen die Heuschrecken immer noch alles kahl.

Aber wir schauen kaum noch hin.

(52)

Kinder

Die neuen Spielregeln werden sie nicht verstehen.

Aber sie werden fühlen, dass etwas anders geworden ist:

irgendetwas.

Und am Abend werden sie ihren Teddybär ganz, ganz fest knuddeln.

(53)

Veränderungen

(54)

Jugend

Lange online beschult Kontakte beschränkt

zu Hause nix los die Eltern gestresst.

Wie denken junge Leute wohl darüber?

Wer fragt sie?

Wer lädt sie öffentlich ein?

Wer bringt ihnen bei,

wie man in der veränderten Welt seinen Weg findet,

an die Zukunft glaubt und Schulden abbaut.

(55)

Hausaufgaben

Wer hätte das gedacht:

Schule

fast ein Sehnsuchtsort.

Dort traf man seine Freunde.

Dort gab es feste Strukturen.

Dort waren die Lehrer für alles Wichtige zuständig.

Jetzt aber wochenlang Eigenverantwortung.

Entdeckendes Lernen.

Selbstbestimmt und digital.

Freiraum und Leistung, wenn man Ansprechpartner hat

und das Umfeld stimmt.

Frust und Hilflosigkeit, wenn man nicht einmal WLAN und einen Drucker hat.

Schade.

(56)

Homeoffice

Zwischen Küchentisch und häuslichem Arbeitszimmer

modern flexibel mobil.

Sehr praktisch.

Doch leider immer erreichbar.

Dienstreisen werden zum Fototermin.

Der Plausch mit Kollegen entfällt.

Ein interessantes Modell und eine gute Ergänzung für die Arbeit der Zukunft.

Wenn da nur nicht immer

Bauklötze und Krümel neben dem Laptop lägen.

(57)

Entfremdung

Lampenfieber könntest du jetzt haben

und das gewisse Kribbeln im Bauch.

Publikum

könnte jetzt anwesend sein, konzentriert und bereit.

Magische Momente könnten euch gleich verbinden,

unmittelbar resonant.

Statt dessen stehst du im Studio

und organisierst das Streaming.

(58)

Versteifungen

Stillstand auch hier.

Von Kopf bis Fuß.

Kein Training.

Kein Wettkampf.

Kein Entlastungsventil.

Nur die Jogger

drehen unbeirrt ihre Runden.

(59)

Urlaubspläne

Erst die Enttäuschung.

Storno, Ausfall, Verschiebung.

Ein kleines Drama.

Dann aber raus!

Koste es, was es wolle, falls man es sich noch leisten kann.

In jedem Fall aber ein anderer Sommer.

Eventuell auch eine schwierige Heimkehr.

Und hoffentlich keine zweite Welle.

(60)

Leerstellen

(61)

Spielplatz

Die Schaukel knarrt leise im Wind.

Der Sand döst vor sich hin, und an der Rutsche flattert lustlos

ein Absperrband.

Kein Rufen und Lachen, kein Springen und Toben

und auch keine Oma,

die schützend am Kletterturm steht.

Das wäre auch hochproblematisch, da sie selbst in dieser Zeit ja zu schützen ist.

(62)

Museum

Für lange Zeit hält der Zauber inne

die Farben schlummern die Formen ruhen sich aus die Rahmen entspannen sich und alle gehören nur sich selbst.

(63)

Bühne

Das Licht ist aus.

Wo sonst Worte Welten erschaffen, wo Phantasie Gestalt annimmt,

hebt sich der Vorhang nicht.

Kein Vergnügen.

Keine Katharsis.

Keine Inspiration.

Nur Bretter.

(64)

Konzertsaal

Die Karten verfallen.

Der Saal verwaist.

Die Töne verstummt.

Doch sie werden unversehrt wiederkehren.

Die ungesungenen Lieder schweben schon in der Luft.

Die ungespielten Melodien durchströmen schon die Reihen.

Die gefesselten Rhythmen vibrieren schon zaghaft im Raum.

Der Tag wird kommen, an dem die Klänge wieder die Seelen streicheln.

(65)

Kapelle

Gott lässt sich nicht aussperren.

Er hält auch keinen Abstand.

Er bleibt da und wartet geduldig, bis sich die Tür wieder öffnet.

(66)

Bibliothek

Ruhe war immer, aber lebendige Ruhe:

knisternde Ruhe, wach und sprungbereit

und voller Energie.

Nun aber lagert sie träge auf den öden Tischen zwischen den toten Regalen.

(67)

Stadion

Dort

zweiundzwanzig Spieler aus zweiundzwanzig Haushalten,

gründlich getestet und hochmotiviert.

Der Ball rollt endlich wieder.

Und die Fans

fiebern mit und feuern sie leidenschaftlich an und jubeln trunken

vom Sofa aus.

(68)

Kneipe

Der Laden zu.

Die Stühle hoch.

Der Bierhahn trocken.

Die Lebensfreude

muss sich jetzt einen anderen Ort suchen.

(69)

Restaurant

Sie sind noch ganz präsent, die lauen Sommerabende, als sei es gestern gewesen:

Auf der Gartenterrasse saßen wir und ließen uns verwöhnen.

Das Windlicht flackerte sacht, und wir genossen den Wein

und das Leben.

(70)

Strand

Himmel, Wasser und Sand, und keiner sieht es.

Tosendes Wogengebrüll, und keiner hört es.

Sonne auf hungriger Haut, und keiner fühlt es.

Salz auf trockenen Lippen, und keiner schmeckt es.

Tang an perlendem Ufer, und keiner riecht es.

Menschenleeres Paradies.

(71)

Befindlichkeiten

(72)

Wertschätzung

Endlich.

Es wurde Zeit wahrzunehmen,

was Menschen für Menschen tun.

Endlich erfahren sie jetzt die Anerkennung, die ihnen gebührt.

Viel zu spät, aber weithin sichtbar und hörbar

von den Balkonen.

(73)

Ungeduld

Auch das gehört dazu.

In einer offenen Gesellschaft darf man unzufrieden sein

und das auch sagen,

wenn das Gemüt leidet, wenn die Kräfte schwinden, wenn die Anspannung steigt

und noch kein Ende in Sicht und kein Planungshorizont und kein kalkulierbarer Fahrplan.

Und dabei wollen einige einfach nur ihr altes Leben zurück.

(74)

Unmut

Der Alltag ist nicht mehr der Alltag.

Alles ist aus dem Lot.

Ringsum Unsicherheit und Entbehrung.

Musste das wirklich so sein?

Reichte nicht weniger aus?

War alles nötig und auch verhältnismäßig?

Allmählich

gleitet das Leben uns aus der Hand.

(75)

Kritik

Zur Freiheit erzogen und nun diese Abhängigkeit.

Zur Mündigkeit gereift und nun diese Gängelung.

Zur Verantwortung befähigt und nun diese Fremdbestimmung.

Dieser Widerspruch ist nicht immer

plausibel.

(76)

Unruhe

Es gibt sie nur noch selten, die kleinen Augenblicke

des Atemholens der Leichtigkeit des Urvertrauens.

Es gibt nicht mehr sehr viele, die in sich ruhen und sich aufgehoben wissen in einem sinnhaften Ganzen.

(77)

Momente

(78)

Verschnaufpause

Die Schadstoffe nehmen ab.

Die Sterne leuchten heller.

Die Natur erholt sich von uns.

Was für ein Pyrrhussieg.

(79)

Brüche

In diesem Jahr

blieb beim Segen urbi et orbi die Welt

ausgeschlossen,

konnte man zur Rushhour die Place de la Concorde

zu Fuß überqueren

und der Hamburger Hafen feierte seinen Geburtstag

ohne Besuch.

(80)

Gelegenheiten

In der U-Bahn braucht jetzt keiner zu stehen.

An der Kasse drängelt niemand.

Und die Parkbank hat jeder für sich allein.

Wie gern würde man darauf verzichten.

(81)

Reflexionen

(82)

Hände

Weißt du noch, wie es war,

jemand die Hand zu reichen?

Stummer Druck.

Brückenschlag.

Was für ein schönes Zeichen!

Zwiegespräch ohne Wort.

Wir werden es wieder lernen.

(83)

Masken

Geschundenes Angesicht:

aufgeputzt als Mummenschanz.

Die Stimme

verkommen zum Mikrophon.

Das Lächeln vergisst zu sein.

Die Augen funktionieren noch.

Und die Seele ruft nach Erlösung.

(84)

Abstand

Zerlegter Raum

gemessene Leere.

Entfernung

ist das neue Maß der Menschlichkeit

und

jeder eine Monade.

(85)

Zahlen

Jeden Tag

dasselbe mediale Ritual:

Statistik auf dem allerletzten Stand:

Infizierte Genesene

Tote.

Da kann man leicht vergessen, dass Zahlen Stellvertreter sind:

diesmal für Menschen.

(86)

Verlust

Kontakt nennt man es jetzt, das leise Berühren.

Unkontrolliert darf es nicht mehr sein.

Auch nicht der kleine Moment:

dem Herzen folgen die Arme ausbreiten

und Nähe spüren.

Früher nannte man es Umarmen.

(87)

Kreativität

Erfindergeist in schwerer Zeit

Impulse statt Erstarrung Ideen statt Resignation Improvisieren statt Geht-nicht.

Das macht Mut.

(88)

Trost

Ungewiss ist,

wie lange wir noch ausgeliefert sind.

Aber gewiss ist,

dass Menschen sich kümmern, wenn Menschen in Not sind,

und

dass eine große gütige Hand uns hält.

Mehr ist manchmal nicht.

Aber das ist.

(89)

Fragen

(90)

Frühling

In diesem Jahr

keimen die Samen später entfalten die Knospen sich zögerlicher

blühen die Veilchen blasser als sonst.

Oder scheint dies nur so?

(91)

Plötzlich

Etwas Ungeheuerliches ist geschehen und hat uns mit voller Wucht

aus der Bahn geworfen.

Unser Triebwerk ist kaputt.

Unsere Gleise verbogen.

Die Weichen beschädigt.

Und etwas ist uns abhanden gekommen:

unsere Unbekümmertheit.

Für immer?

(92)

Besinnung

Wir wähnten uns in Saft und Kraft und hielten es für normal,

dass es uns gutging.

Wir glaubten, dass es in Ordnung sei, sich der Erde zu bedienen.

Wir hatten uns eingerichtet, und Unbehagen kannten wir kaum.

Das alte Leben gibt es nun nicht mehr.

Die Uhren sind angehalten.

Ob wir uns wohl ändern müssen?

(93)

Chance?

Die Bilanz ist ernüchternd:

weniger Sicherheit weniger Wohlstand mehr Ratlosigkeit.

Eine neue Welt wird es nicht geben,

höchstens

ein neues Denken:

weniger Gedankenlosigkeit weniger Selbstoptimierung

mehr Gemeinsinn.

Das wäre schon viel.

(94)

Wiederaufbau

Die Wirtschaft ächzt

und stemmt sich der Rezession entgegen.

Wie halten wir durch?

Wo wirkt das Konjunkturpaket?

Was leisten die Innovationen?

Wer wird es schaffen, wer nicht?

Wann kommt der Aufschwung, damit ein V entsteht

und kein U?

Fragen über Fragen.

(95)

Ziele

Könnte man wohl Fortschritt neu definieren?

Verbesserung – ja,

aber vor allem der Lebensqualität.

Steigerung – ja,

aber vor allem der Nachhaltigkeit.

Effizienz – ja,

aber vor allem des Klimaschutzes.

(96)

Lebensmodell

Unbehaust sind wir lange schon.

Jetzt aber geht es an die Substanz.

Bisher konnten wir manches Problem

wegschmusen wegarbeiten wegkompensieren.

Jetzt aber müssen wir uns neu verorten

und möglicherweise auch neu entwerfen.

Wo stehen wir?

Wer wollen wir sein?

Ist unser Leben und Zusammenleben so,

wie wir es wirklich möchten?

(97)

Vorblick

(98)

Alternativen

Wir werden

mit dem Virus leben müssen und manches unterlassen,

was uns wichtig war.

Vieles aber

können wir heilsam verwandeln.

Und wenn Singen bedenklich ist, dann summen wir eben.

(99)

Hoffnung

Was ich mir wünsche:

Der bleierne Nebel möge sich lichten.

Die Wunden mögen verheilen und das Lächeln zurückkehren.

(100)

Vision

Neustart:

Analysieren, was war.

Gewichten, was ist.

Justieren, was sein soll.

(101)

Traum

Einfach nur so in der Sonne sitzen

weltverloren unbeschwert Hand in Hand.

Was für eine Wonne mag das sein!

Vielleicht sogar ein Hauch von Glück.

(102)

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