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Archiv "Die Anastasis liegt vom 6. bis 27. Oktober im Hafen von Rotterdam" (28.09.2001)

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treffen besonders Länder der tropi- schen Zonen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens, während die zugrunde lie- genden Emissionen von Treibhausga- sen hauptsächlich aus den industriali- sierten Ländern des Nordens stammen.

Gerade den unterentwickelten Län- dern fällt es jedoch schwer, teure Infra- strukturen, wie zum Beispiel Dämme gegen Hochwasser, zur Verfügung zu stellen. Andererseits entstehen hohe Gesundheitskosten: Allein die Kosten für die Krankenbehandlung während einer Dengue-Epidemie im Jahr 1994 in Puerto Rico wurden auf mehr als 12 Millionen US-Dollar geschätzt (27).

Die Ungleichheit bei Ursache und Wir- kung des Klimawandels muss für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft erkennbar sein. Auf globaler Ebene kann der Gesundheitszustand einer Bevölkerung ein „Biomarker“ für die Nachhaltigkeit von implementier- ten Maßnahmen sein.

Kyoto-Protokoll umsetzen

Die konsequente Umsetzung des Kyo- to-Protokolls zur Begrenzung der Treibhausgase würde einen ersten Schritt darstellen, die Erwärmung der Erdatmosphäre aufzuhalten. Weitere Regelungen können dazu beitragen, Energie-Effizienz-Techniken bei Kon- sumartikeln und der Industrie zügig an- zuwenden. Der Ersatz fossiler Energie- träger durch regenerative wird eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung des Treibhauseffektes spielen und damit in- direkt die gesundheitlichen Auswirkun- gen mildern. Gerade in Krankenhäu- sern und ambulanten Einrichtungen, die einen hohen Energieverbrauch ha- ben, bestehen große Einsparpotenziale an CO2-Emissionen (28).

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2001; 98: A 2488–2492 [Heft 39]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über das Internet (www.aerzteblatt.de) abgerufen werden kann.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Joachim Groß

Facharzt für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Kaiserstraße 27

97070 Würzburg

E-Mail: gross.joachim@web.de

T H E M E N D E R Z E I T

A

A2492 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001

D

ie Anastasis ist das derzeit größte Klinikschiff aus der Flotte der Mercy Ships, einer Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Ärmsten dieser Welt zu erreichen. Von November bis Mai lag das Schiff im Ha- fen von Cotonou in Benin (Westafrika).

Das Land ist eines der ärmsten Afrikas.

Dreihundert Mitarbeiter aus vierzig Nationen arbeiten auf der Anastasis.

Rund einhundert gehören zum medizi- nischen Team, darunter 15 Ärzte und Zahnärzte. Die restlichen Mitarbeiter betreuen Hilfsprojekte an Land oder erhalten die Infrastruktur des Schiffes aufrecht: Das berufliche Spektrum reicht vom Kapitän über Ingenieure, Handwerker, Pressereferenten, Lehrer, Programmleiter bis zur Küchenhilfe.

Da auch Familien der Mitarbeiter an Bord sind, gibt es einen Kindergarten, eine Schule, Spielplätze und einen klei- nen Swimmingpool. Die Kurzzeit-Hel- fer – etwa einhundert – bleiben jeweils zwischen zwei Wochen und einigen Mo- naten auf dem Schiff. Der leitende Arzt der Anastasis, Dr. Gary Parker, ein

amerikanischer plastischer Chirurg, lebt seit 14 Jahren für dieses Projekt.

Dabei verdient er pro Jahr einen Dollar – weniger erlauben die internationalen Bestimmungen für Schiffspersonal nicht.

Alle Mitarbeiter finanzieren ihren Auf- enthalt selbst. Die meisten haben einen Freundeskreis, mit dessen Hilfe sie zum Beispiel die Ausgaben für Kost und Lo- gis von wöchentlich 100 Dollar bestrei- ten. Dahinter steht der Wunsch, nur sol- che Mitarbeiter zu beschäftigen, die sich aus christlicher Nächstenliebe en- gagieren. Außerdem sollen die Spen- dengelder direkt den Kranken zugute kommen.

Das Krankenhaus an Bord besteht aus drei Operationssälen mit Versor- gungsräumen und einem Aufwach- raum, einer Station mit 40 Betten, einer Intensivstation mit zwei Beatmungs- plätzen, Untersuchungsräumen, einer Ambulanz für das Personal, chemischen und mikrobiologischen Labors und ei- ner Röntgenabteilung.

Ich arbeitete zwei Wochen lang als Anästhesist an Bord der Anastasis. Die Ausstattung der engen Schiffs-OPs ist zwar nicht neu, es ist jedoch alles vor- handen, was man für fachgerechte Nar- kosen benötigt. Da die Medikamente aus vielen verschiedenen Ländern stammen, zum Teil ungewohnte Mar- kennamen tragen und andere Wirk- stoffkonzentrationen aufweisen als in Deutschland, muss man als Anästhesist genau hinschauen. Überdies ist sparsa- mes Haushalten gefordert.

Meine erste Narkose führte ich bei einem Säugling mit Lippenspalte durch.

Für diese Kinder bedeutet der zwei- stündige Korrektureingriff den Unter- schied zwischen einem Dasein zu Hause

Mercy Ships

Schwimmende Klinik für die Armen

Ärzte und Pflegekräfte an Bord der Anastasis kümmern sich um die medizinische Versorgung von Patienten aus Entwick- lungsländern – ohne Lohn, aus christlicher Überzeugung.

Die Anastasis liegt vom 6. bis 27. Oktober im Hafen von Rotterdam. Informationen über Be- sichtigungen unter Telefon: 04 21/6 19 49 95.

Allgemeine Informationen im Internet unter www. mercyships.org, E-Mail: taut@anaesthe- sist.net, Spendenkonto: Mercy Ships, Raiffei- senbank Hurlach, Konto: 915 440, BLZ:

701 694 13.

Die Organisation der Mercy Ships ist aus der Bewegung „Jugend mit einer Mission“ hervorge- gangen, einem freien Jugendmissionswerk, das 1960 in den USA gegründet wurde und seither international und interkonfessionell arbeitet.

Das Missionswerk gehört dem charismatischen Zweig des Christentums an. Informationen:

Evangelische Zentralstelle für Weltanschau-

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– versteckt aus Scham vor den Nach- barn – und der Möglichkeit, ein norma- les Leben zu führen. Ebenso bedeutend ist es, wenn Patienten nach einer Ope- ration des grauen Stars wieder sehen können. Das örtliche Krankenhaus führt solche Eingriffe extrem selten durch, wobei die meisten Patienten oh- nehin kein Geld für eine medizinische Behandlung haben.

Der OP-Plan an Bord ist vielfältig: Je nach Qualifikation des anwesenden Chirurgen werden Verbrennungschirur- gie, HNO-Operationen oder besondere plastische Eingriffe durchgeführt. Aller- dings müssen auch immer wieder Hilfe suchende Patienten abgewiesen werden, weil die Kapazitäten erschöpft sind.

Die meiste „Gesundheitsarbeit“ wird an Land verrichtet. Auch ich hatte die

Gelegenheit, an einem dienstfreien Tag im Geländewagen mit hinauszufahren;

zunächst auf Asphaltstraßen an den Rand der Stadt und dann auf den roten Sandpisten in die Savanne. In der Nähe eines kleinen Dorfes, das aus ungefähr zehn Lehmhütten bestand, schlugen wir eine Tagesambulanz auf. Unter einem Mango-Baum kümmerten sich mehrere Teams aus Krankenschwester oder Arzt mit jeweils einem Dolmetscher um die Kranken. Von weit her gekommen, warteten meist Mütter mit kleinen Kin- dern geduldig in der langen Schlange, bis sie von einem Mitarbeiter aufge- nommen und in die „Sprechstunde“

eingeteilt wurden.

In den seltensten Fällen werden die Patienten zur Operation in die Schiffs- klinik einbestellt – die OP-Pläne sind ohnehin längst ausgebucht – oder zur Zahnklinik geschickt. Die meisten

Krankheiten gehen auf Infektionen und Mangelerscheinungen zurück. Das Be- handlungsspektrum reicht von Fieber (meist Malaria), Durchfall (oft Wurm- erkrankungen), Masern, Windpocken (oft aufgekratzt und infiziert), Kwashi- orkor (Eiweißmangel) bei Kindern über Rückenschmerzen bei Erwachse- nen oder Sichelzellkrankheit bis hin zum eingehenden Gespräch wegen un- erfüllten Kinderwunsches. An einem Tag können so mehr als einhundert Kranke versorgt werden.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind oft begrenzt. Zwar behandelt man Wunden, verabreicht Antibiotika, Chlo- roquin und Schmerzmittel gegen akute Beschwerden oder Multivitamin-Ta- bletten zur Prophylaxe. Wichtiger ist je- doch die Gesundheitserziehung durch

einheimische Mitarbeiter. Sie informie- ren anschaulich über Hygiene, Malaria und Moskitonetze, über saubere Wund- versorgung oder die richtige Ernährung der Kinder. Ein solches Vorgehen ist sinnvoller, als etwa Tabletten gegen Würmer auszugeben. Bei unveränder- tem Verhalten sind die Würmer in we- nigen Wochen in die Bäuche der Kinder zurückgekehrt.

Als Übersetzer fungierten dafür ge- schulte Einheimische. Sie führen in der Regel die Gesundheitsaufklärung nach Abreise der Anastasis weiter. Teilweise haben in diesem Jahr dieselben einhei- mischen Helfer mitgearbeitet wie beim letzten Einsatz in Benin vor drei Jah- ren, und hier und da haben sich die Ver- hältnisse gebessert.

Verstärkt wird die Gesundheitserzie- hung durch Besuche in Schulen und Dörfern, wo die Mitarbeiter auf aktuel-

le Gesundheitsprobleme eingehen. Mit Schautafeln und kleinen Vorführungen wird zum Beispiel dargestellt, wie Ma- laria übertragen wird: Jemand spielt die Stechmücke, die die Krankheit von einem Kranken auf einen Gesunden überträgt. Der durchs Moskitonetz ge- schützte Dritte wird nicht infiziert. In einigen Dörfern wird man nach einer solchen Vorführung Netze für die Kin- der kaufen, in anderen nicht.

Die Aufklärung über Krankheiten und Infektionswege ist besonders wich- tig, weil viele Afrikaner glauben, dass böse Geister für Erkrankungen verant- wortlich sind. Vor diesem Hintergrund zielt die Arbeit der Anastasis nicht nur auf Hilfe für den Leib, sondern auch für die Seele. Der Glaube an Jesus Christus wird den bedrückenden Geistern als befreiende Botschaft entgegengesetzt.

Das war schon Albert Schweitzer wich- tig. Die Zusammenarbeit mit einheimi- schen Kirchengemeinden ist dabei selbstverständlich.

Ein weiterer Schwerpunkt der Mercy Ships ist die Verbesserung der ländli- chen Infrastruktur. Dazu gehören der Bau von Brunnen und Latrinen, der Neubau einer Entbindungsklinik, die Unterstützung der einheimischen Kran- kenhäuser mit Sachspenden sowie Aus- und Fortbildung, landwirtschaftliche Projekte und der Einsatz für soziale Einrichtungen. Letztere sind beliebte Ziele für den Samstagvormittag: Wer will, kann Heime für Alte, Behinderte, Jugendliche oder Kinder, oder auch Gefängnisse besuchen.

Oft fragt man sich, ob diese Art der Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Kurzfristig sind keine Um- brüche zu erwarten. Dennoch heißt es an Bord der Anastasis: „Ein Leben nach dem anderen, ein Lächeln nach dem anderen.“ Dabei erinnert man sich sofort an die Kinder mit den Lippen- spalten und all die anderen, denen ge- holfen wurde: Tausend Operationen und dreitausend Zahnbehandlungen wurden durchgeführt, viele Tausend Patienten in den Dorfambulanzen ver- sorgt, anderen wurde durch Infrastruk- turmaßnahmen indirekt geholfen. War- um soll es nicht wichtig sein, in sieben Monaten im Leben von zehntausend Menschen in Benin etwas zum Besseren bewirkt zu haben? Dr. med. Friedemann Taut T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001 AA2493

Die Organisation Mercy Ships hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ärmsten dieser Welt zu erreichen.

Foto: Mercy Ships

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