100 Radioaktivität %
90
80
70
0 15 30 60 90 120
Zeit nach Inhalation (min)
• vor der Therapie
* nach der Therapie 1
1
Tl T *
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Pulmonale Selbstreinigung
der mukoziliaren Clearance be- einträchtigen und die Vergleich- barkeit der Resultate in Frage stellen. Aus diesem Grunde sollte die nuklearmedizinische Mes- sung der mukoziliaren Klärrate nicht in einer zentralen oder weit peripher gelegenen Lungenzone erfolgen. Vielmehr sollte ein rela- tiv gleichmäßig nuklidbelegtes Lungenareal (zum Beispiel rech- tes Oberfeld) bevorzugt werden (Abbildung 5).
Weitere Erkrankungen
Das Influenza-A-Virus schädigt die Zilienzellen des Bronchialtrakts und bewirkt auf diese Weise eine, allerdings voll reversible, Verlang- samung der mukoziliaren Trans- portprozesse (2). Im Falle der My- koplasmenpneumonie wurden ebenfalls schädigende Einflüsse des Erregers auf das zilienbesetz- te Bronchialepithel nachgewie- sen. Negative Rückwirkungen auf die mukoziliare Transportleistung ergeben sich 10 bis 15 Tage nach Beginn der klinischen Symptoma- tik und erstrecken sich in abge- schwächter Form auf einen Zeit- raum von bis zu einem Jahr nach Krankheitsende (1).
Das sogenannte primäre ziliare Dyskinesiesyndrom (Synonym:
„immotile-cilia syndrome") ist durch ultrastrukturelle Ziliende- fekte im Bereich des pulmonalen
Flimmerhaarsystems und der Spermatozoen charakterisiert. Es resultieren männliche Infertilität und chronisch rezidivierende In- fekte des Respirationstrakts.
Das Siewert-Syndrom und Karta- gener-Syndrom gelten als Unter- gruppen des ziliaren Dyskinesie- syndroms und sind durch klini- sche Erscheinungen wie Situs in- versus, chronische Rhinitis, Sinu- sitis und Otitis sowie durch kornea- le Veränderungen und einen her- abgesetzten Geruchssinn gekenn- zeichnet (6, 9). Szintigraphisch
lassen sich die schweren Störun- gen der mukoziliaren Förderlei- stungen quantifizieren (3, 7, 8).
Abbildung 5: Positive medikamentöse Beeinflussung der mukoziliaren Clea- rance bei Patienten mit chronisch ob- struktiver Bronchialerkrankung. Nach oraler Applikation eines (3 2-Sympathiko- mimetikums resultiert eine Beschleuni- gung der mukoziliaren Transportprozes- se (ab der 30. Minute statistisch signifi- kante Mittelwertsdifferenz, p < 0,05)
Literatur
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Continuous aerosol inhalation scintigraphy in the evaluation of early and advanced airways obstruction Eur. J. Nucl. Med. 9 (1984) 62-67.
Anschrift für die Verfasser:
Privatdozent Dr. med.
Thomas Weiss
Radiologische Abteilung Klinikum Charlottenburg Freie Universität Berlin Spandauer Damm 130 1000 Berlin 19
FÜR SIE GELESEN
A-V-Kurzschlüsse in der Lunge
Arterio-venöse Fisteln der Lunge sind präkapilläre Kurzschlußver- bindungen zwischen Lungenarte- rie und Vene, seltener zwischen Bronchialarterie und Lungenvene.
Die Patienten klagen hierbei über eine herabgesetzte Leistungsfä- higkeit, teilweise mit Zyanose und Hämoptysen. AV-Shunts unter 2 Zentimetern können auch asym- ptomatisch bleiben; Uhrglasnägel und Trommelschlegelfinger fehlen jedoch selten. Bei jedem fünften Patienten entwickeln sich Kompli- kationen, wie Ruptur mit Hämato- thorax oder Embolisationen aus dem Aneurysma mit peripheren Verschlüssen. Die chronische Be- lastung des Herzens gilt ebenso als Indikation zur Therapie. Ver- sucht werden kann eine Exzision der Fistel mit den zu- und abfüh- renden Gefäßen. Wegen eines ausgedehnten Befundes ist aber häufig eine Segmentresektion oder Lobektomie nicht zu umge- hen. Multiple kleine AV-Fisteln können heute mittels Katheterem- bolisation behandelt werden. btg
Böttger, Th., Probst, M.: Diagnostik & Inten- sivmed. 10 (1985) 11, 16-19 — Dr. Thomas Böttger, 6 Frankfurt/Main, Tornowstraße 17
1026 (40) Heft 15 vom 9. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A