BKK-Studie: Jeder vierte ist Allergiker
BONN. Jeder vierte Deutsche über 14 Jahre leidet unter Allergien. Das geht aus einer Mitte März in Bonn veröffentlichten Studie des Bundesverbandes der Be- triebskrankenkassen (BKK) hervor. Die mit Abstand häu- figste Allergieform ist dem- nach der Heuschnupfen, un- ter dem knapp sechs Millio- nen Bundesbürger leiden.
Rund 2,3 Millionen leiden an einer Sonnenallergie; 2,2 Mil- lionen reagieren allergisch auf Tierhaare. Auf bestimmte Nahrungsmittel oder Haus- staubmilben reagieren je- weils 1,9 Millionen überemp- findlich.
Das Emnid-Institut hatte im Auftrag des BKK-Bun- desverbandes 6 000 Deutsche über 14 Jahre befragt, darun- ter 1 400 Allergiker. Bei der Hälfte der Betroffenen ver- ursacht die Allergie der Un- tersuchung zufolge Verände- rungen im Leben. Ein Drit- tel der Allergiker gab an, zur Bekämpfung der Symptome im Durchschnitt rund 50 DM im Monat zusätzlich auszu-
geben. afp
Ärztekammer Hessen befürchtet Einbrüche im Reha-Bereich
FRANKFURT/M. Die Landesärztekammer Hessen hat in einer Stellungnah- me im Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen des Gesundheitsstrukturgesetzes vor einer folgenschweren Verwechslung von Rehabili- tation und Kur gewarnt. Die Rehabilitation sei Teil der unmittelbaren medizinischen Behandlung und diene dazu, einen Patienten wieder ins Berufsleben zu integrieren oder ihm den Aufenthalt in einem Pflegeheim zu erspa- ren. Einsparungen im Reha- Bereich seien deshalb nicht indiziert.
Da in vielen hessischen Kliniken gleichermaßen Re-
ha- und Kurbehandlungen angeboten würden, stehe auf- grund der durchaus diskussi- onswürdigen Einsparungen im Kurbereich zugleich der gesamte Bereich der medizini- schen Rehabilitation mit auf dem Spiel. In den kommen- den Monaten müsse mit ei- nem dramatischen Anstieg von Kündigungen, aber auch von Konkursen und Betriebs- schließungen gerechnet wer- den. Davon werde Hessen im Bundesdurchschnitt über die Maßen betroffen sein, da das Land mit 42 Reha- und Kur- betten auf 100 000 Einwohner, gefolgt von Schleswig-Hol- stein (38 Betten auf 100 000 Einwohner), die höchste Bet- tendichte im Bundesgebiet habe. Der Bundesdurch- schnitt liegt bei 22 Betten auf 100 000 Einwohner. HK
Mangelhafter Impfschutz kritisiert
KÖLN. „Die Impfmüdig- keit der Deutschen im Zeital- ter von Globalisierung, offe- nen Grenzen und Fernreisen ist erschreckend“, so Dr. med.
Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärztekammer, an- läßlich des Weltgesundheits- tages, der am 7. April unter dem Motto „Alte und neue Infektionskrankheiten – die unterschätzte Gefahr“ statt- fand. 1996 starben nach An- gaben der Bundesärztekam- mer weltweit rund 55 Millio- nen Menschen an den Folgen von Infektionskrankheiten.
Dabei spielten neben „neuen“
Erkrankungen wie AIDS, Hepatitis B und C oder dem Ebola-Fieber auch altbe- kannte Krankheiten wie Ma- laria, Tuberkulose, Cholera, Kinderlähmung und Diph- therie eine Rolle. In den Staa- ten der ehemaligen Sowjet- union seien zwischen 1990 und 1996 rund 4 000 Men- schen an den Folgen einer Diphtherie-Epidemie gestor- ben. Auch in Deutschland wurden mehrere Diphtherie- fälle registriert.
Wie die Kammer weiter mitteilt, haben in Deutschland jedes fünfte Kind und fast je-
der zweite Erwachsene keinen ausreichenden Impfschutz.
Ein weiterer Grund für die Verbreitung von Infektions- krankheiten sei der übermäßi- ge Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von In- fekten. EB
Drogenrat lehnt Verkauf von Cannabis in Apotheken ab
BONN. Der Nationale Drogenrat hat dem Plan der schleswig-holsteinischen Lan- desregierung, Cannabis im Rahmen eines Modellversu- ches in Apotheken zu verkau- fen, eine klare Absage erteilt.
„Die Experten waren sich ei- nig, daß allein die Ankündi- gung, Cannabis in einem Mo- dellversuch verfügbar machen zu wollen, der Suchtpräventi- on geschadet habe“, stellte das Bundesgesundheitsmini- sterium fest. Die Abgabe von Haschisch in Apotheken wi- derspreche dem Geist und In- halt des Betäubungsmittelge- setzes, wonach unter ande- rem Cannabis „nicht ver- schrieben, verabreicht oder einem anderen zum unmittel- baren Verbrauch überlassen werden“ darf. Ein Verkauf in Apotheken widerspreche auch dem Apothekenrecht, dem Arzneimittelgesetz und dem Lebensmittelrecht. EB
A-1036 (20) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 16, 18. April 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Häufigste Ursachen für Krankmeldungen beim Arbeitgeber sind Atemwegserkran- kungen wie grippale Infekte und Bronchitis sowie Muskel- und Skeletterkrankungen, die durch Bewegungsmangel und einseitige Körperhaltung entstehen können.
Auf diese beiden Krankheitsarten entfallen rund die Hälfte aller Krankmeldungen so- wie die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage. In Westdeutschland fehlt ein Arbeitneh- mer wegen Krankheit durchschnittlich 21 Tage im Jahr, in Ostdeutschland 19 Tage.
Nationale Datenbank für Ethikfragen:
Akute Finanzprobleme
GÖTTINGEN. Die natio- nale Datenbank für Ethikfra- gen „Ethmed“, die seit 1992 an der Akademie für Ethik in der Medizin in Göttingen auf- gebaut worden war, ist akut gefährdet. Den Aufbau der Datenbank hat das Bundes- gesundheitsministerium fi- nanziert. Falls sich keine Trä- ger für die Anschlußfinanzie- rung finden sollten, müsse die
Informations- und Dokumen- tationsstelle ihre Dienstlei- stungen zum 1. Oktober ein- stellen, heißt es in einer Pres- semitteilung. Damit wäre zu- gleich ein europäisches Pro- jekt gefährdet. Seit 1995 hat die Göttinger Akademie auch die Projektleitung für die Vernetzung von Ethik-Da- tenbanken in fünf europäi- schen Ländern. Die „Eth- med“-Datenbank hilft unter anderem bei der Suche nach Ethik-Experten, spezifischen Publikationen und Tagungs-
berichten. pid