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Archiv "Jüngere Ärzte: Gestörte Lebensplanung" (29.01.1993)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

I

ch muß auch noch nach Weihnachten eine Arbeit ha- ben, sonst bekomme ich Ent- zugserscheinungen." So tönte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer Ende November vor einer Ärztetagung in Köln — ganz siegessicher, daß das von ihm und seinem SPD-Mitstreiter Rudolf Dreßler zusammenge- würfelte „Gesundheits-Struktur- gesetz" am 1. Januar 1993 als zweite Stufe der „Gesundheits- reform" in Kraft treten würde.

Nun gab Seehofer voller Taten- drang den Startschuß zur dritten Reformstufe, die bereits Mitte letzten Jahres in den „Nürnber- ger Eckpunkten der Koalition zur Sicherung und Strukturver- besserung in der gesetzlichen Krankenversicherung" avisiert worden war.

Der neuberufene (achtköp- fige) Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen soll dazu die Vor- denkerarbeit leisten. Konkret:

Ohne politische Vorgaben und ohne fertige Schubladenentwür- fe des Gesundheitsministeriums soll der Rat der Gesundheits- weisen einen neuen Zuschnitt für die gesetzliche „Krankenver- sicherung 2000" entwerfen unter dem Motto „Solidarität und Ei- genverantwortung bei sich än-

Gesundheitsreform

we«Nommizi■

Dritte Stufe

dernden gesundheits- und sozi- alpolitischen Rahmenbedingun- gen". Das Gutachten soll bis En- de 1994 fertiggestellt werden; ei- nen Zwischenbericht erwartet der Minister Ende dieses Jahres.

Seehofer hat Anspruchsvol- les vor: Es soll ohne Hast und Tabus mit wissenschaftlichem Tiefgang beraten werden, damit die Neuordnung der Kranken- versicherung auch nach dem Jahr 2000 noch Bestand hat.

Zimmermann Seehofer will die Krankenversicherung und deren Leistungskatalog mit geänderten Prioritäten neu bauen. Die sich-

„langfristig auswirkenden Fakto- ren, wie die demographische Entwicklung, veränderte Krank- heitsbilder und medizinischer und medizinisch-technischer Fortschritt” sollen bei der Aus- gestaltung stärker berücksichtigt werden. Seehofer will auch die Finanzierungsseite und den Ge- nerationenvertrag innerhalb der GKV überprüfen lassen. Ob das Lohn- und Arbeitseinkommen

ausschließlich Grundlage der Beitragsbemessung in der Kran- kenversicherung sein solle, müs- se ebenso eruiert werden. Ande- rerseits solle dadurch einer Um- basierung der lohnbezogenen Sozialabgaben in Richtung einer

„Maschinensteuer" kein Vor- schub geleistet werden. Die Ko- stendämpfung müsse aber im Blickfeld bleiben.

Nur gut, daß der neueRats- vorsitzende Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke klarlegte: Kostenge- sichtspunkte seien wichtig, aber der Grundsatz der Beitragssatz- stabilität könne auch kein poli- tisches Dogma bleiben. Die Re- form solle zu mehr Mündigkeit der Versicherten beitragen. Das Gutachten werde mehrere Op- tionen und Alternativen entwik- keln und deren politische Reali- sierbarkeit ventilieren.

Bleibt zu wünschen, daß der wissenschaftliche Sachverstand tatsächlich gefragt und in die Po- litik einbezogen wird. Sonst wä- ren der Aufwand und das Geld zu schade; das Gutachten näh- me das Schicksal der „Rothen- felser Denkschrift" und der So- zialenquete von Ende der fünfzi- ger bis Mitte der sechziger Jah- re, die kaum ein Jota zur Re- formpolitik haben beitragen können. HC

D

ieses Jahr wird es einen Boom der Niederlassun- gen zur Kassenpraxis ge- ben. Noch sind die Zulassungs- anträge, die bis zum 31. Januar gestellt sein mußten, zwar bun- desweit noch nicht statistisch er- faßt. Hochrechnungen signali- sieren aber, daß sich aufgrund des Gesundheits-Strukturgeset- zes tausende jüngerer Arzte noch vor Toresschluß als Kas- senärzte niederlassen werden.

Schätzungen lauten auf fünf- bis sechstausend.

Für viele der Ärzte gleicht die Niederlassung einer über- stürzten Flucht in die Praxis. Die Lebensplanung hatte für sie an- ders ausgesehen, einige Jahre im Krankenhaus waren noch einge- plant. Nicht die ganz Jungen, die

Jüngere Ärzte

ifflummiumm

Gestörte

Lebensplanung

Frischapprobierten stellen indes die Mehrzahl der neuen Kassen- ärzte, eher sind es die, die schon zusätzliche Qualifikationen und etliche Berufserfahrung gewon- nen haben.

Die Krankenhäuser werden durch den Aderlaß geschwächt.

Sie verlieren gerade die Ärzte, die wesentlich die tagtägliche Arbeit auf der Station, im OP, in.

der Ambulanz, im Institut tra- gen.

Mit den Neuniederlassun- gen ändert sich die Altersstruk- tur in der Kassenpraxis. Schon in den letzten Jahren ist der frühe- re „Altersberg" abgebaut wor- den, schon heute stellen die jün- geren Kassenärzte und die Kas- senärzte in mittleren Jahren das Gros in der ambulanten Praxis.

Verjüngung und zugleich Zulas- sungssperre bedeuten, daß die Kassenpraxis demnächst für eine Generation „zu" sein wird.

Man hat dieses Phänomen an den Hochschulen und an den Schulen in den beiden letzten Jahrzehnten studieren können

— eine große Pleite der staatli- chen Bildungsplanung. Nun droht eine ähnliche, staatlich verordnete Pleite der Gesund- heitspolitik. NJ

Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993 (1) A1-145

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