• Keine Ergebnisse gefunden

Neuer Emissionsversuchsstall für Milchvieh zur Quantifizierung von NH3

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Neuer Emissionsversuchsstall für Milchvieh zur Quantifizierung von NH3"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ETH-Schriftenreihe zur Tierernährung, Band 39 (M. Kreuzer, T. Lanzini, A. Liesegang, R. Bruckmaier, H.D. Hess, S.E.Ulbrich) 2016

129

Neuer Emissionsversuchsstall für Milchvieh zur Quantifizierung von NH

3

- und Treibhausgas-Minderungsmassnahmen auf Herdenniveau

J. Poteko1,2, S. Schrade1, M. Zähner1, B. Steiner1, M. Keck1, J. Mohn3, K. Zeyer3, A. Schwarm2, M. Kreuzer2 und M. Schick1

1Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, Tänikon, 8356 Ettenhausen, Schweiz

2ETH Zürich, Institut für Agrarwissenschaften, 8092 Zürich, Schweiz

3Empa, Abteilung Luftfremdstoffe/Umwelttechnik, 8600 Dübendorf, Schweiz Kontakt: Jernej Poteko, jernej.poteko@agroscope.admin.ch

Hintergrund

Die Milchviehhaltung ist für einen Grossteil der Schweizer Ammoniak (NH3)- und Treibhausgas (THG)-Emissionen verantwortlich. Gemäss den Umweltzielen Landwirtschaft (BAFU und BLW, 2008) sind die gesamtschweizerischen NH3-Emissionen um rund 40 % zu reduzieren. Weiter soll entsprechend der „Klimastrategie Landwirtschaft“ die Freisetzung klimarelevanter Gase aus der Schweizer Landwirtschaft bis 2050 um ein Drittel gesenkt werden (BLW, 2011; Wiedemar und Felder, 2011). Zur Erreichung dieser Ziele sind effektive und effiziente Minderungsmassnahmen nötig, die zudem praxistauglich sind.

Konzept Emissionsversuchsstall

Zur (Weiter-) Entwicklung und Quantifizierung der Wirksamkeit von NH3- und THG- Minderungsmassnahmen wurde in Tänikon am Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften der Ag- roscope ein Versuchsstall entwickelt und realisiert. Dieser ermöglicht vergleichende Untersuchun- gen auf Herdenniveau im Praxismassstab. Zwei getrennte, identisch aufgebaute Versuchsbereiche mit Liegeboxen bieten jeweils Platz für 20 Milchkühe (Abbildung 1). Weiterhin steht für die beiden Versuchsgruppen je ein am Rand angeordneter Laufhof zur optionalen Verfügung. Die räumliche Trennung der Versuchsbereiche ermöglicht zeitgleiche Messungen von Emissionen und Begleitpa- rametern einer Minderungsvariante und der Referenzvariante. Zwischen den beiden Versuchsberei- chen sind Melkbereich und Warteraum sowie Büro, Sanitärbereich, technische Installationen und Analytik untergebracht. Mit der modulartigen Bauweise durch Bodenelemente über Güllekanälen können Umbauten für die verschiedenen Versuchsvarianten (Stallkonzept, Fressstände, Laufflä- chenausführung, Entmistungstechnik usw.) gezielt und effizient variiert werden. Beide Versuchsbe- reiche haben eine getrennte Güllelagerung. Zusätzliche Abtrennungen innerhalb der Querkanäle ermöglichen Erhebungen zum Gülleanfall sowie zu -gehalten, differenziert nach Stallbereichen und nach einzelnen Laufgängen.

(2)

Umdenken in der Eiweissversorgung der Nutztiere

130

Der neue Emissionsversuchsstall für Milchvieh ist als freigelüfteter Aussenklimastall ausgeführt.

Die Fassaden sind mit Curtains ausgerüstet und können deshalb flexibel geöffnet werden. Die Aus- richtung des Stalls orthogonal zur Hauptwindrichtung ermöglicht zu grossen Zeitanteilen eine un- gehinderte An- und Durchströmung (Querlüftung) und damit eine geringe Verlagerung von Gasen zwischen den beiden Versuchsbereichen.

Bei der Auswahl des Standorts des neuen Versuchsstalls wurde auch darauf geachtet, dass sich kei- ne wesentlichen Emissionsquellen in der näheren Umgebung befinden. Arrondierte Flächen ermög- lichen zukünftige ergänzende Untersuchungen mit Weidehaltung.

Abbildung 1: Schematischer Grundriss des Emissionsversuchsstalls mit den beiden Versuchsberei- chen (jeweils für eine Referenz- und eine Minderungsvariante); Abkürzung: KF Kraftfutter.

Tracer-Ratio-Methode

Zur vergleichenden Quantifizierung des Reduktionspotenzials der Minderungsmassnahmen kommt eine Tracer-Ratio-Methode mit zwei Tracergasen (SF6 und SF5CF3) zum Einsatz. Diese wurde zur Bestimmung von Emissionen bei Milchviehhaltung mit freier Lüftung und Laufhöfen von Ag- roscope und Empa gemeinsam entwickelt und bereits erfolgreich bei Emissionsmessungen in sechs Laufställen mit Liegeboxen und Laufhof eingesetzt (Schrade et al., 2012). Durch die Verwendung von unterschiedlichen Tracergasen können die Emissionen der zwei Stallbereiche separat bestimmt werden.

(3)

ETH-Schriftenreihe zur Tierernährung, Band 39 (M. Kreuzer, T. Lanzini, A. Liesegang, R. Bruckmaier, H.D. Hess, S.E.Ulbrich) 2016

131 Aktueller Stand und Ausblick

Im Sommer 2015 wurde der Versuchsstall fertiggestellt und in Betrieb genommen. In der ersten NH3-Minderungsvariante erfolgten Untersuchungen zu planbefestigten Laufflächen mit 3 % Quer- gefälle, mittiger Harnsammelrinne und Entmistungsschieber mit Rinnenräumer in drei Jahreszeiten (Sommer, Übergangszeit, Winter). Zusätzlich wurde bei diesen Messungen die Entmistungsfre- quenz variiert. Im Januar 2016 wurde das CH4-Reduktionspotenzial über die Zugabe von extrudier- ten Leinsamen in der Futterration im Versuchsstall auf Herdenniveau untersucht. Ab Sommer 2016 folgen Untersuchungen zum NH3-Minderungspotenzial von erhöhten Fressständen mit Abtrennun- gen. Zukünftig sind Untersuchungen zu weiteren baulich-technischen und organisatorischen Minde- rungsansätzen geplant. Der Emissionsversuchsstall dient neben wissenschaftlich fundierter Emissi- onsforschung im Praxismassstab gleichzeitig als Anschauungsobjekt für praxistaugliche, innovative Lösungen.

Literaturverzeichnis

Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), (2011): Klimastrategie Landwirtschaft - Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel für eine nachhaltige Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft.

43 S. www.blw.admin.ch/themen/00010/00071/00265/index.html?lang=de (Stand: 4. April 2016) Bundesamt für Umwelt (BAFU) & Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), (2008): Umweltziele Landwirtschaft. Hergeleitet aus bestehenden rechtlichen Grundlagen. Umwelt-Wissen Nr. 0820, Bern, 221 S.  http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00097/index.html?lang=de (Stand: 4. April 2016)

Schrade, S., Zeyer, K., Gygax, L., Emmenegger, L., Hartung, E. and Keck, M. (2012): Ammonia emissions and emission factors of naturally ventilated dairy housing with solid floors and an outdoor exercise area in Switzerland. Atmospheric Environment 47: 183-194.

Wiedemar, M. und Felder, D., 2011. Klimastrategie Landwirtschaft. Agrarforschung Schweiz 2(6):

280-283.

(4)

Umdenken in der Eiweissversorgung der Nutztiere

Prof. Dr. Michael Kreuzer

zum 60-igsten Geburtstag gewidmet

Tagungsbericht 11. Mai 2016

Herausgeber:

M. Kreuzer, T. Lanzini, A. Liesegang, R. Bruckmaier, H.D. Hess, S.E. Ulbrich ETH-Schriftenreihe zur Tierernährung

(5)

Band 39

ETH-Schriftenreihe zur Tierernährung ISBN 978-3-906466-39-6

Adresse: ETH Zürich

Institut für Agrarwissenschaften Tierernährung / LFW

Universitätstrasse 2

8092 Zürich

Mai 2016

(6)

Umdenken in der Eiweissversorgung der Nutztiere M. Kreuzer, T. Lanzini, A. Liesegang, R. Bruckmaier, H.D. Hess, S.E. Ulbrich (Hrsg.)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

um- setzbaren Empfehlungen ist festzulegen (z. Kommunikation und Eskalation auf übergeordneter Stufe, Anpassung I Vereinfachung der Vorschriften, etc.). Wenn erkannte und

Beiträge zusichern und auszahlen - in der Rech¬ nung des BLW sind rund 1,4 Mia Franken an Bundesbeiträgen enthalten - für Forschung, Schu¬ len, Verbesserung der Betriebe,

Für Arbeiten aus dem Bereich der Amtlichen Vermessung werden für die Akkordtarife die gleichen Anwendungsfaktoren anerkannt, die auch das Bundesamt für Landestopographie (Eidg.

Massgebend für diese Teuerung sind die Veränderungen der Marktpreise, welche von Angebot und Nachfrage (Baukonjunktur) beeinflusst werden.. Früher wurden die Veränderungen

Angesichts der Dürre und Futterknappheit in weiten Teilen Bayerns fordert der BUND Naturschutz neben direkten Hilfen für Härtefälle eine Neuausrichtung der Agrarförderpolitik auf

POLITISCHE MÖGLICHKEITEN In den beiden nationalen Fallstudien wurden die institutionellen Rahmen- bedingungen der einzelnen Länder im Hinblick auf das Potenzial der Agra-

Mit dem Ziel eine Gesamtsicht über die Beziehungen zwischen Klima und Landwirtschaft zu gewinnen, kommende Herausforderungen und Chancen durch den Klimawandel

Der Klimawandel wird sich auf die deutsche Landwirtschaft aber nicht nur auswirken, indem er die Produktionsbedingungen in Deutschland verändert, sondern auch