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Indikatoren für eine nachhaltige Landwirtschaft

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Academic year: 2022

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Indikatoren für eine nachhaltige Landwirtschaft

Von

Olaf Christen und Zita O'Halloran-Wietholtz

Institut für Acker- und Pflanzenbau Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg

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1. SCHLUßFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN...3

2. EINFÜHRUNG ...9

3. BEDEUTUNG VON INDIKATOREN FÜR DIE UMSETZUNG EINER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG ...11

4. GESAMTANSÄTZE ZUR QUANTIFIZIERUNG EINER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG MITTELS INDIKATOREN ...15

4.1. ANDERE BEREICHE DER VOLKSWIRTSCHAFT...18

4.2. FORSTWIRTSCHAFT...21

4.3. LANDWIRTSCHAFT...23

4.3.1. Grundsätzliche Kriterien ...23

4.3.2. Systematisierung der Indikatorsuche...24

4.3.3. Beispiele für Indikatorsysteme...35

5. BEURTEILUNG DER VERSCHIEDENEN EINZELINDIKATOREN...40

5.1. NATURALERTRÄGE...41

5.2. FRUCHTFOLGE,ANBAUHÄUFIGKEIT EINZELNER KULTUREN IN EINEM LANDNUTZUNGSSYSTEM...43

5.3. GENETISCHE VIELFALT UND SORTENWAHL...46

5.4. DÜNGUNG UND DER DÜNGERBILANZIERUNG...47

5.5. EINSATZ VON PFLANZENSCHUTZMITTELN...51

5.6. ENERGIEAUFWAND UND ENERGIEEFFIZIENZ...55

5.7. KLIMARELEVANZ...57

5.8. BIODIVERSITÄT...59

5.9. BIOINDIKATOREN...64

5.10. BODENFRUCHTBARKEIT UND BODENDEGRADATION...65

5.11. ÖKONOMISCHE LEISTUNGSFÄHIGKEIT...72

5.12. SOZIALE GESICHTSPUNKTE...73

6. FESTLEGUNG VON GRENZWERTEN...75

7. AGGREGIERUNG VON EINZELINDIKATOREN...76

8. MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN DER UMSETZUNG VON INDIKATORSYSTEMEN...78

9. SCHLUßBETRACHTUNG ...81

10. LITERATURVERZEICHNIS ...83

1.

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Schlußfolgerungen und Empfehlungen

Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung umfaßt gleichermaßen ökonomische, öko- logische und soziale Aspekte. Eine solche Entwicklung kann in der Landwirtschaft nur er- reicht werden, wenn auch entsprechende Meßmethoden für die verschiedenen genannten Teilkomponenten zur Verfügung stehen. Nach umfangreichen Diskussionen über die ver- meintlich beste Definition von Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen Kontext gibt es jetzt eine Reihe von Ansätzen nachhaltige Landwirtschaft anhand von Indikatoren meßbar und damit auch umsetzbar zu machen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es bereits eine große Anzahl unterschiedlicher Indikatorsysteme, die, trotz einiger Detailunterschiede, auch be- trächtliche Übereinstimmungen aufweisen. Basierend auf den drei großen Teilbereichen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und soziale Belange - werden Zustands- oder Einfluß- größen der landwirtschaftlichen Produktion beschrieben.

Um Mißverständnisse und Fehlinterpretationen zu vermeiden, sollten die bereits existierenden Indikatorkonzepte nach den folgenden Kriterien systematisiert werden

• Skalenniveau der Betrachtung (Regions-, Betriebs- und/oder Feldebene)

• Zielstellung des Indikatorsystems (Kontrolle, Verwaltung oder Optimierung auf Feld-, Betriebs- oder Regionsebene)

• Modellgrundlagen (Beschreibung der betriebsinternen Stoff- und Energieflüsse mit Interaktionen zwischen anbautechnischen Maßnahmen und/oder Betriebsbereich)

• Regionsbezug (Stammdaten oder Modellierung)

• Transparenz bei Bewertung und Aggregierung

• Aufwand bei der Datenbeschaffung

• Praktische Handhabung (PC-Lösung oder internetgestütztes Verfahren)

Besondere Beachtung verdienen dabei die deutlichen Unterschiede in der Zielrichtung der verschiedenen Ansätze. Grundsätzlich sollte zwischen dem Ziel der einzelbetrieblichen Opti- mierung und dem einer administrativen Kontrolle unterschieden werden. Eng verknüpft ist hiermit auch die Frage, welcher Aufwand für die Erstellung der Datengrundlage anzusetzen ist. Hier können bei wissenschaftlichen Untersuchungen mehrere Jahre (!), bei einfachen An- sätzen, die als Verwaltungsinstrument konzipiert wurden, teilweise nur wenige Stunden nötig sein. Je nachdem welche der genannten Zielrichtungen im Vordergrund steht, ist die konkrete Ausgestaltung der Indikatorsysteme zu differenzieren. Bedauerlicherweise sind sehr viele der vorgeschlagenen Indikatorsysteme bislang kaum oder gar nicht erprobt, und nur wenige

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Ansätze wurden bei einer größeren Zahl von Betrieb oder Regionen auf ihre Praktikabilität überprüft. Es ist daher für die Zukunft von erheblicher Bedeutung, dass die verschiedenen Systeme auch tatsächlich in Vergleichsuntersuchungen angewendet werden, um eine Beurteilung der Vor- und Nachteile im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen zu ermöglichen. Hierbei wird es sicherlich nicht einen einzigen Ansatz geben, der für alle Situationen und Rahmenbedingungen gleichermaßen geeignet ist. Im Gegenteil, jeweils in Abhängigkeit von Zielvorstellung, räumlichem Bezugsrahmen und nicht zuletzt den finanziellen Möglichkeiten bei der Datenbeschaffung werden unterschiedliche Indikatorsysteme besser oder weniger gut geeignet sein. Neben dieser scheinbaren Konkurrenz verschiedener Indikatoransätze gibt es daher auch einen weiten Bereich der Komplementarität. Gerade vor diesem Hintergrund ist hier ein zumindest teilweise koordiniertes Vorgehen sinnvoll, damit die unterschiedlichen Systeme in wichtigen Aspekten ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit aufweisen.

Neben diesen allgemeinen Empfehlungen und Systematisierungskonzepten muß aber auch die Eignung der einzelnen vorgeschlagenen Indikatoren kritisch beleuchtet werden. Wesentliche Fragen sind dabei die Verläßlichkeit der Datengrundlage, die wissenschaftliche Absicherung, Möglichkeiten der Modellierung und eine eventuell vorhandene Grenzwertfähigkeit. Bei den wichtigsten Indikatoren sind folgende Anforderungen zu stellen:

• Die Ertragsleistung der einzelnen Kulturarten ist als zentraler Indikator für die Beur- teilung von Anbausystemen anzusehen. Die Datengrundlage ist auf allen Skalenebe- nen ausreichend. Für eine Interpretation sind allerdings Kenntnisse über das regionsspezifische, idealerweise noch ergänzt um das witterungsspezifische, Ertragspotential notwendig, die entweder über Datenbanken oder Ertragsmodelle erstellt werden müssen. Darüber hinaus ist die sachgerechte Interpretation immer an Informationen über die gesamte Anbautechnik gebunden.

• Die beiden Merkmale Fruchtfolgegestaltung und Anbauhäufigkeit können gleicher- maßen als gut geeignete Indikatoren auf allen Skalenverhältnissen angesehen werden.

Eine komplexe Beschreibung über Modelle ist nicht notwendig. Die Datenbe- schaffung, wissenschaftliche Akzeptanz und Interpretation der Anbauhäufigkeit ist vergleichsweise problemlos möglich. Die beiden Indikatoren können auch Hinweise auf die Biodiversität geben.

• Auch die genetische Vielfalt und Sortenwahl können grundsätzlich als Indikatoren zur Beurteilung der Nachhaltigkeit herangezogen werden. In der Hierarchie ist aller-

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dings die Gestaltung der Fruchtfolge und die Anbauhäufigkeit mit zu berücksichtigen.

Die Datenbeschaffung ist je nach Skalenebene unterschiedlich aufwendig, kann aber mit Schlagkarteiaufzeichnungen oder über Angaben des Landhandels durchgeführt werden.

• Die Nährstoff- oder Düngerbilanzierung ist ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion. Zum einen werden so indi- rekte Aussagen über die Produktionsintensität ermöglicht, zum anderen kann auf diese Weise auch eine Abschätzung der Umweltwirkungen erfolgen. Im Zusammenhang mit der Beurteilung der Standortgüte und der Ertragsleistung lassen sich so Aussagen zur Effizienz und potentiellen Umweltgefährdung machen.

• Die energetische Bewertung von Anbausystemen ist als zentraler Indikator mit gu- ter Vergleichbarkeit und Grenzwertfähigkeit anzusehen. Auf der Basis von Ertrags- leistungen und Kenntnissen der Produktionsverfahren kann die Datengrundlage auf allen Skalenebenen als ausreichend genau charakterisiert werden. Wie bei der Er- tragsleistung sind allerdings für eine Interpretation detaillierte Informationen über das regionsspezifische Ertragspotential notwendig, die entweder über Datenbanken oder Ertragsmodelle erstellt werden müssen.

Alle bislang aufgeführten Merkmale sind unter Berücksichtigung der genannten Ein- schränkungen und unter Beachtung der Interaktionen mit anderen anbautechnischen Parametern (Einsatzniveau des Pflanzenschutzes) grundsätzlich grenzwertfähig.

• Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist ein bedeutender Indikator zur Beurteilung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme. Die Beurteilung wird al- lerdings durch die hohe Komplexität und nachfolgende Schwierigkeiten bei der Bewertung (Aufwandmenge, Ausbringungshäufigkeit) erschwert. Eine Abschätzung der Risiken eines Pflanzenschutzmitteleinsatzes ist zwar ansatzweise vorhanden, je- doch mangelt es derzeit noch an der Quantifizierung der Effekte.

• Veränderungen von Landnutzungssystemen insgesamt sowie einzelne anbau- technische Maßnahme können die Spurengaskonzentration in der Atmosphäre ver- ändern. Indirekt können diese Einflüsse über Veränderungen des Bodenkohlenstoff- gehaltes (Humusgehaltsänderungen) und verschiedene Parameter der energetischen Bewertung erfaßt werden. Eine genauere Abschätzung aufgrund der Emissionen der klimarelevanten Gase Lachgas und Methan ist problematisch, so dass derzeit keine Grenzwertfähigkeit dieser Parameter gegeben ist.

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• Die Biodiversität wird einheitlich als wichtiger Parameter für die Beurteilung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme oder Agrarlandschaften ange- sehen. Als Indikator an sich ist die Biodiversität jedoch problematisch, da sich hinter diesem Begriff eine standort- und regionsspezifisch extrem heterogene Situation verbirgt. Die Datengrundlage muß daher als unzureichend angesehen werden. Als In- dikatoren sind eher indirekte Merkmale wie Anteil von Landschaftsschutzgebieten, ökologisch-landeskulturelle Vorrangflächen oder Fruchtartendiversität geeignet. Für die genannten Indikatoren ist die Datengrundlage auf unterschiedlichen Skalenebenen besser und nach der Berücksichtigung regions- und bewirtschaftungstypischer Be- sonderheiten ließe sich sogar eine eingeschränkte Grenzwertfähigkeit definieren.

Bodeneigenschaften wie Erosion, Gefügezustand, Humusgehalt, Verdichtung und Versalzung sind wesentliche Indikatoren zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Anbausystemen. Die Datengrundlage ist insgesamt als pro- blematisch einzustufen. Eine konkrete Messung auf Betriebs- oder Schlagebene ist aus Kostengründen nur in Einzelfällen möglich, so dass auf Simulationen zurückgegriffen werden muß. Recht gute Prognosemöglichkeiten liegen für die Humusreproduktion (Humusbilanzierung) anhand von Daten aus Dauerversuchen vor. Auch die Erosion ist über Standort- und Klimaparameter in Verbindung mit Anbauhäufigkeit, Fruchtfolge und gezielten Gegenmaßnahmen abschätzbar. Die Bodenstruktur ist ein weiterer wichtiger Indikator für die Nachhaltigkeitsbewertung. Modelle ermöglichen es, in Teilbereichen verschiedene Kenngrößen zu ermitteln, und können so Grundlagen für Bewirtschaftungs- und Politikempfehlungen bilden. Die anderen Teilaspekte aus dem Komplex Boden lassen sich derzeit nur unzureichend durch Simulationen beschreiben.

• Die ökonomische Leistungsfähigkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes kann an- hand des Gewinnes der einzelnen Produktionsverfahren durch Ermittlung von Deckungsbeiträgen sowie der optimalen speziellen Intensität beschrieben werden. Die Datengrundlage auf der Ebene des landwirtschaftlichen Betriebes ist grundsätzlich als gut einzuschätzen. Auf Regions- oder Landesebene ist die Ermittlung von Effizienz- kriterien dagegen problematisch. Grenzwertfähigkeit ist nur im Zusammenhang mit regionalen Standarddaten möglich.

• Für die Bewertung der sozialen Situation der in der Landwirtschaft Tätigen sind eine Reihe von Indikatoren vorgeschlagen worden. Auf der Ebene von Region, Bundesländern oder Ländern können Einkommensverteilung, Wohlfahrtsindex sowie der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten herangezogen werden. Die Daten-

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grundlage ist gut und über Vergleichsansätze können Grenzwerte definiert werden.

Unzureichend gelöst ist dagegen bislang die Frage der sozialen Indikatoren auf Be- triebsebene. Die bisherigen Vorschläge sind wissenschaftlich nicht unumstritten und die Datenerfassung würde einen erheblichen Aufwand erfordern. Grenzwertfähigkeit ist kaum gegeben.

Um Einzelindikatoren sowie Indikatorsysteme weiter zu entwickeln, müssen möglichst viele Prozesse in einem System von Agro-Umwelt-Modellen beschrieben werden. Die Akzeptanz eines solchen Ansatzes steht und fällt mit der wissenschaftlichen Qualität der verwendeten Modelle, so dass hier die Grundlagenforschung intensiviert werden muß. Die Entwicklung von Simulationsmodellen, um das Systemverhalten vorherzusagen und so nachhaltige Land- nutzungssystemen zu identifizieren, wird auch seitens der ökologischen Ökonomie gefordert.

Zentrale Zielstellung einer solchen Entwicklungen muß die Prognose des Systemverhaltens, d.h. sämtlicher relevanter Wechselwirkungen, sein. Indikatorkonzepte ohne ausreichende Berücksichtigung der Interaktionen zwischen den einzelnen anbautechnischen Maßnahmen sind ungeeignet. Dabei darf aber die Praktikabilität der Ansätze nicht vernachlässigt werden.

Darüber hinaus gibt es bei den verschiedenen Einzelindikatoren noch beträchtlichen Forschungsbedarf, der vor einer Modellierung genauer untersucht werden muß.

Ein zweiter wichtiger Bereich mit erheblichem Forschungsbedarf ist schließlich die Aggre- gierung der Teilindikatoren. Hier gibt es in der Wissenschaft noch großen Diskussionsbedarf und abschließende Antworten sind in naher Zukunft nicht zu erwarten. Bei aller grund- sätzlicher Skepsis, ob eine Aggregierung überhaupt angestrebt werden soll, sollte hierbei nicht vergessen werden, dass eine einfache Maßeinheit für die nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft sicherlich die gesellschaftliche und politische Diskussion vereinfachen würde.

Dieser Vorteil muß gegen die offensichtlichen Nachteile des Informationsverlustes abgewo- gen werden. Gerade im Hinblick auf Politikempfehlungen muß die Frage der Aggregierung daher mit großer Sorgfalt und Vorsicht diskutiert werden.

Im Geist der Agenda 21 sollte die Weiterentwicklung der Einzelindikatoren und Indikator- systeme aber nicht nur im wissenschaftlichen Rahmen, sondern ausdrücklich auch unter Ein- beziehung anderer gesellschaftlicher Gruppen erfolgen. Ein Konsens über Inhalt und Vor- gehensweise ist dabei sicherlich nicht in allen Fällen möglich, eine offene Diskussion wäh- rend der Erstellung und Erprobung der Indikatorsysteme fördert aber eine breite Akzeptanz.

Soll eine nachhaltige Landwirtschaft als neues Leitbild eine zentrale Stellung einnehmen, so ist auch ein breiter gesellschaftlicher Dialog notwendig. Nur so hat nachhaltige Entwicklung

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in der Zukunft eine Chance und bedeutet einen echten Fortschritt in der Entwicklung und Beurteilung von Landnutzungssystemen.

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2. Einführung

Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung ist die zentrale Vision für die Zukunft der Menschheit im 21. Jahrhundert. Ausgehend vom Brundtland-Report (WCED 1987) und dem Abkommen von Rio 1992 (Agenda 21) hat das Konzept der nachhaltigen Entwicklung inzwi- schen eine große internationale Bedeutung erhalten. Aus Verantwortung für die sozialen und materiellen Lebensumstände künftiger Generationen sollen danach bei gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen gleichermaßen ökonomische, ökologische und soziale Belange be- rücksichtigt werden. Der Landwirtschaft kommt im Rahmen einer globalen nachhaltigen Entwicklung eine herausragende Bedeutung zu. Die Sicherstellung der Nahrungsversorgung, der Erhalt der biologischen Vielfalt, sowie der Schutz natürlicher Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft ist ohne entsprechende Berücksichtigung der Landwirtschaft undenkbar.

Kein anderer Bereich der Volkswirtschaft ist so eng mit allen drei Teilaspekten der Nach- haltigkeit verbunden (CHRISTEN 1996,1999).

Ein wesentlicher Beweggrund für die Beschäftigung mit der Frage der nachhaltigen Ent- wicklung liegt darin begründet, dass David Ricardos "unsichtbare Hand" des freien Marktes sämtliche Einflüsse auf die Umwelt unberücksichtigt läßt, obwohl natürliche Ökosysteme zweifellos Leistungen erbringen, die für alle Gesellschaften absolut notwendig sind. In eini- gen Teilbereichen läßt sich dies zwar korrigieren, indem freie Güter (Luft- und Wasser- qualität, Kohlenstoffbindung durch Vegetation usw.) mit Preisen belegt werden und so auch auf Märkten handelbar sind. Das Problem der Internalisierung externer Kosten liegt aber ein- deutig in Gütern, deren Veränderungen außerhalb des menschlichen Erfahrungshorizontes liegt. Hier ergeben sich bei streng ökonomischer Betrachtung durch die Vorgehensweise der Abzinsung aktuell extrem geringe Werte, so dass ein ökonomischer Reiz für die Veränderung von heutigen Handlungen nach ökonomischen Kriterien kaum noch zu begründen ist. Selbst bei einer moderaten Abzinsungsrate von nur 5 Prozent schrumpft beispielsweise ein Wert von 100 DM innerhalb eines Zeitrahmens von nur 100 Jahren auf eine aktuelle Größe von knapp 70 Pfennig. Da im Umweltbereich die relevanten Zeitspannen durchaus länger als 100 Jahre sein können, verdeutlicht dies klar die Grenzen eines ausschließlich ökonomischen ori- entierten Ansatzes in der Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung (MARSH 1997, HEAL

1999, 2000, LUDWIG 2000, STARRETT 2000).

Die Diskussion über die verschiedenen Facetten einer nachhaltigen Entwicklung in der Land- wirtschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Ausgangspunkt waren zuerst um- fangreiche Analysen und Situationsbeschreibungen, wobei meist Ressourcenschutz und Bio-

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diversität im Vordergrund standen. Daneben wurde intensiv über die vermeintlich beste De- finition einer nachhaltigen Landwirtschaft kontrovers diskutiert. Hinweise darauf, wie eine nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft tatsächlich in der Praxis auszusehen hat, waren jedoch in den entsprechenden Publikationen kaum zu finden und Empfehlungen für eine konkrete Umsetzung beschränkten sich häufig auf Appelle an das ethisch-moralische Gewissen der beteiligten gesellschaftlichen Gruppen (LOWRANCE et al. 1986, HARWOOD

1990, KIRSCHMANN 1990, SENANAYAKE 1991, BLATZ 1994, HARTEL 1994, REID 1995, ROBERTS 1995,HÄRDTLEIN et al. 1998, STARRETT 2000).

Wenn Nachhaltigkeit mehr sein soll als ein ethisch anspruchsvolles jedoch praxisuntaugliches Konzept, müssen entsprechende Maßzahlen, sogenannte Indikatoren, zur Bewertung der unterschiedlichen Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung gefunden werden (BOSSHARD

2000). Die Auswahl von Indikatoren ist hierbei aus zweierlei Gründen von herausragender Bedeutung. Zum einen müssen entsprechende Maßeinheiten identifiziert werden, um eine nachhaltige Entwicklung im nationalen wie auch im internationalen Rahmen als Grundlage für Abkommen im Wirtschafts- aber auch im Umweltbereich vergleichen zu können. Zum anderen sind Indikatoren eine zwingend notwendige Voraussetzung, um eine nachhaltige Entwicklung auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene zu operationaliseren.

Es gab daher in den letzten Jahren eine Vielzahl von Anläufen, geeignete Parameter für die Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung für verschiedene wirtschaftliche oder soziale Zusammenhänge zu etablieren. Neben Publikationen in der wissenschaftlichen Literatur gibt es auf der Ebene der nationalen und internationalen Organisationen (UN, FAO, Commission of Sustainable Development, Umweltbundesamt usw.) eine Reihe von Vorschlägen für Ein- zelindikatoren oder umfassende Indikatorkonzepte, die Bezug zur Umweltqualität, zur land- wirtschaftlichen Produktion oder zur Landnutzung aufweisen.

Die vorliegende Studie hat daher folgende Zielstellungen:

• Dokumentation des aktuellen Diskussionsstandes zur Bewertung einer nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft

• Kritische Bewertung der vorgeschlagenen Einzelindikatoren im Hinblick auf Rele- vanz, methodische Absicherung, Möglichkeiten der Modellierung und Grenzwert- fähigkeit

• Entwicklung eines Vorschlages zur Systematisierung und Verbesserung der Indikator- konzepte

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3. Bedeutung von Indikatoren für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung

Der Versuch, alle politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entscheidungen auf den unter- schiedlichen Ebenen einer Gesellschaft vor dem Leitbild der Nachhaltigkeit zu hinterfragen, ist zweifelsohne ein hoher Anspruch. Um dieses anspruchsvolle Ziel auch erfüllen zu können, muß nachhaltige Entwicklung an geeigneten Indikatoren (Maßzahlen) festgemacht werden.

Für alle drei Teilbereiche der Nachhaltigkeit existieren bereits heute separate Indikatoren, die teilweise auch eine erhebliche politische Relevanz aufweisen. So ist beispielsweise das Bruttosozialprodukt als Summe aller Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft ein etablierter Indikator, um den wirtschaftlichen Zustand einer Volkswirtschaft beurteilen zu können. Auch für die ökologischen und sozialen Bereiche der Gesellschaft bzw. für das Verhältnis Mensch – Umwelt gibt es eine Reihe von Indikatoren, mit denen Einzelaspekte erfaßt werden können. Hierbei lassen sich Zustands-, oder, bei Vorhandensein von Zeitreihen, auch Trendberechnungen durchführen. Insofern ist die Diskussion über Indikatoren zur Erfassung der Nachhaltigkeit keineswegs eine neue Entwicklung, sondern muß im Gesamtkontext der Quantifizierung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zuständen und Veränderungen gesehen werden.

Die Diskussion über die Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung beschäftigt sich erst seit kurzem verstärkt mit der Nutzung von Indikatorsystemen. Häufig wurde schlicht an das ökologische Gewissen der Menschen appelliert und veränderte Wertvorstellungen als Grundlage einer Verhaltensumkehr gefordert. Die ersten umfassenden Publikationen zur Nachhaltigkeit schlossen überwiegend mit vagen Vorstellungen über die praktische Um- setzung einer nachhaltigen Entwicklung, und nur sehr vereinzelt wurden konkrete Vorstellun- gen diskutiert (siehe z. B. FRANCIS et al. 1990, HATFIELD und KARLEN 1994, LINCKH et al.

1997, EL BASSAM et al. 1998).

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Abb. 1: Anzahl der Veröffentlichungen zum Thema Nachhaltigkeit (Sustainability) und Indi- katoren und Nachhaltigkeit von 1980 bis 1999 anhand der Literaturdatenbank des CAB

Dass die Frage der Indikatoren im Zusammenhang mit der Diskussion um Fragen der Nach- haltigkeit erst in den letzten Jahren eine größere Bedeutung erlangt hat, belegt die Auswer- tung der Schlagwörter in Veröffentlichungen (Abb. 1). Eine der wenigen wissenschaftlichen Arbeiten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, die schon früher auch die Frage nach der konkreten Umsetzung in den Vordergrund stellt, ist die Publikation von REID (1995, S. 165).

Danach soll als Grundlage auf dem Weg zur Nachhaltigkeit eine regulierte Volkswirtschaft nach den übergeordneten Kriterien der Suffizienz, Gleichheit und Sicherheit organisiert wer- den. Konkret fordert REID (1995) folgende Maßnahmen:

• Begrenzung der rein ökonomischen Interessen auf den Märkten

• Sicherstellung, dass Preise die tatsächlichen Kosten der Produktion widerspiegeln und so auch externe Kosten berücksichtigt werden

• Umverteilungspolitik in Bereichen, in denen die frühere Politik zu ungerechten Verteilun- gen der ökonomischen Machtverhältnisse geführt hat

• Unterstützung von kleinen Wirtschaftseinheiten, die schwerpunktmäßig die lokalen Ressourcen nutzen. Eine solche Unterstützung ist notwendig, um die Zentralisierung der ökonomischen Macht zu verhindern.

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Stärker auf die Betriebsebene ausgerichtet fordern PADGITT und PETRZELKA (1994) für die Umsteuerung in Richtung auf eine nachhaltige Landwirtschaft vier wesentliche Grundlagen:

• Problembewußtsein

• Informationen über Alternativen in der Anbautechnik

• Motivation für Veränderungen

• Verfügbarkeit von materiellen und immateriellen Ressourcen, um eine Veränderung zu erreichen.

Die eigentliche Frage nach der Messung und Operationalisierung wird allerdings auch in die- sen Untersuchungen noch nicht gestellt. Bei den hier genannten Punkten wird deutlich, dass es zur Anwendung von Indikatorsystemen eine Reihe von Berührungspunkten gibt, denn Pro- blembewußtsein und auch die Information über Zustände und Veränderungen sind nur mit geeigneten Indikatoren zu erreichen.

Es muß an dieser Stelle auch darauf hingewiesen werden, dass es durchaus ablehnende Stim- men zur Nutzung von Indikatoren und Grenzwerten bei der Bewertung von Nachhaltigkeit gibt. Nach dem Verständnis, dass es sich bei der Nachhaltigkeit eher um einen gesell- schaftlichen Prozess, als um ein Optimierungsproblem nach wissenschaftlich fundierten Kri- terien handelt, wird daher von einigen Kritikern Nachhaltigkeit als wissenschaftliches Kon- zept grundsätzlich in Frage gestellt. In Anlehnung an die Systemwissenschaft ist Nachhaltig- keit als ein naturwissenschaftliches Optimierungsproblem auf der Basis einer Vielzahl vernetzter Ursache-Wirkungs-Beziehungen anzusehen. Diese Beziehungen werden dabei als hochkomplex angesehen, können aber mit entsprechendem Aufwand nach naturwissen- schaftlich fundierten Kriterien optimiert werden. Nach Aussagen von SIEBENHÜNER (2000) sollten dabei besonders auch ethische Überlegungen berücksichtigt werden.

Im Unterschied dazu wird im Rahmen der sozial orientierten Systemwissenschaft der Aspekt der gesellschaftlich-sozialen Gesichtspunkte wesentlich stärker betont, so dass nach naturwis- senschaftlichen Kriterien keine Lösungen erkennbar sind. Bei dieser Sichtweise der Nachhal- tigkeit wird darüber hinaus in Anlehnung an die Dokumente von Rio, auch der partizipatorische Charakter bei der Veränderung von Systemeigenschaften betont (POUDEL et al. 2000). Diese Argumentation ist nicht von der Hand zu weisen, da in der Diskussion um die Grundlagen einer nachhaltigen Entwicklung immer wieder die soziale, politische und auch ethische Dimension betont wurde. Im Kern der Nachhaltigkeit steht zweifelsfrei die Verbin- dung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten aus Verantwortung für

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die Zukunft. Fraglich ist allerdings, ob eine solche Definition zu gänzlich anderen Handlungs- optionen für die Erfassung und Implementierung einer nachhaltigen Entwicklung führt, oder ob - wissend um die soziale und politische Dimension - Indikatorsysteme entwickelt werden müssen, die diesen Aspekten gerecht werden. Sicherlich ist im Hinblick auf die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung von herausragender Bedeutung, dass die unterschiedlichen Motivationen für menschliches Handeln einerseits und auch möglichst viele gesellschaftliche Gruppen andererseits ausreichend berücksichtigt werden. Um die Nachhaltigkeit zu imple- mentieren, sind die weichen Methoden wie Partizipation, Mediation und das soziale Lernen daher wichtige Ansatzpunkte. In diesem Kontext besteht somit kein grundsätzlicher Wider- spruch zwischen den beiden Sichtweisen der Nachhaltigkeit. Im Gegenteil, die naturwissen- schaftlich quantifizierbare Nachhaltigkeit kann in dieser Gedankenführung als Subsystem der Nachhaltigkeit in einem weiteren gesellschaftlichen Verständnis insgesamt angesehen werden (HEINS 1994, WORKING GROUP ON SUSTAINABLE AGRICULTURE 1993, HANSEN 1996, RÖLING

1997, BOSSHARD 2000).

Es sei an dieser Stelle darüber hinaus noch kurz auf die Unterscheidung in harte und weiche Nachhaltigkeit verwiesen. Hierbei wird in Anlehnung an ökonomische Theorien als weiche Nachhaltigkeit die Möglichkeit einer vollständigen Substitution der einzelnen Teilbereiche angenommen, während bei der harten Nachhaltigkeit davon ausgegangen wird, dass keine vollständige Substitution möglich ist (PEARCE 2000). Diese Überlegungen sind im Zusam- menhang mit der Frage der Aggregierung der Einzelinidikatoren durchaus bedeutsam (siehe Kap. 7). Auch für die konkrete praktische Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung ist diese Frage von herausragender Bedeutung, so dass an dieser Stelle auch auf das ent- sprechende Kapitel verwiesen wird (Kap.: 8 "Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung von Indikatorsystemen").

In der gewerblichen Wirtschaft werden inzwischen häufig zertifizierte Umweltmanagement- systeme nach EG-Öko-Audit-Verordnungen oder nach entsprechenden DIN und/oder ISO- Normen zur Beurteilung der Umweltwirkung der Produktion eingesetzt. Vergleichbare An- sätze werden auch in der landwirtschaftlichen Produktion fortgeführt und teilweise einfache Gleichsetzungen der Methoden vorgenommen (DALAL et al. 1999). Die Vorgehensweise ist jedoch im Regelfall im Rahmen einer Ökobilanz (Life cycle assessment, LCA) auf einzelne Produkte beschränkt. Ökonomische, soziale und ökologische Konsequenzen für die gesamte Betriebsorganisation werden dagegen kaum oder gar nicht berücksichtigt. Aufgrund der be- sonderen Komplexität der landwirtschaftlichen Produktion ist eine Übertragung kaum mög- lich. Zum Vergleich unterschiedlicher Produktlinien oder anbautechnischer Alternativver-

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fahren haben Ökobilanzen sicherlich ihre Berechtigung, für eine Gesamtbeurteilung auf Be- triebs- oder Regionsebene ist dieser Ansatz jedoch wenig geeignet (JOLLIET und CRETTAZ

1997, NEITZEL 1997, SALZGEBER und LÖRCHER 1997, ANDERSSON und OHLSSON 1999, BENTRUP et al. 2001).

4. Gesamtansätze zur Quantifizierung einer nachhaltigen Entwicklung mittels Indikatoren

Sämtliche konzeptionelle Überlegungen zur Quantifizierung einer nachhaltigen Entwicklung in der Landnutzung im Allgemeinen sowie der Landwirtschaft im Speziellen müssen vor dem Hintergrund beurteilt werden, dass es sich hierbei nur um einen Teilbereich einer wesentlich komplexeren Gesamtbetrachtung handeln kann. Die Landwirtschaft nimmt dabei für die Be- urteilung der nachhaltigen Entwicklung aufgrund der herausragenden Bedeutung für die Nah- rungsproduktion und der großen Anteile an der Flächennutzung zwar eine besonders wichtige Position ein. Trotzdem darf die Einbindung in andere soziale und volkswirtschaftliche Berei- che nicht unberücksichtigt bleiben. Welche Dimension die Diskussion über eine nachhaltige Entwicklung auch außerhalb der Land- und Forstwirtschaft inzwischen bekommen hat, wird beispielsweise an der Aalborg-Erklärung "Charta der Europäischen Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Dauerhaftigkeit" deutlich, die am 27. Mai 1994 von den Teilnehmern der Europäischen Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in Aalborg, Däne- mark, verabschiedet wurde. Für eine wissenschaftlich fundierte Einordnung der unterschied- lichen konzeptionellen Ansätze zur Messung der Nachhaltigkeit muß diese Einordnung in jedem Fall berücksichtigt werden.

Vor einer detaillierten Darstellung der verschiedenen Einzelindikatoren sowie der komplexen Indikatorkonzepte sind noch drei Vorbemerkungen zur Systematisierung der Vorgehensweise nötig.

Die Beurteilung von Indikatorsystemen kann nur bei eindeutiger Festlegung des Skalen- niveaus und der Systemgrenzen erfolgen. Grundsätzlich können, bezogen auf den landwirt- schaftlichen Sektor, die Ansätze zur Messung der Nachhaltigkeit auf die Schlag- oder gar Teilschlagebene, den Betrieb, die Region bis hin zu unterschiedlichen politischen Ebenen (Kreis, Bundesland, Land), ja sogar bis zur globalen Ebene ausgedehnt werden. Viele widersprüchliche Angaben zur Eignung bestimmter Indikatoren oder zur Bewertung von un- terschiedlichen Betriebssystemen sind in unscharfen Abgrenzungen der Systemebenen be- gründet. Durch eine klare Zuordnung auf unterschiedliche Systemebenen können eventuelle

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Widersprüche zwar nicht vollständig verhindert werden. Mehr Transparenz ermöglicht es jedoch divergierende Aussagen eindeutig zu identifizieren (BERGH und VERBRUGGEN 1999).

Ein zweiter wichtiger Gesichtspunkt bei der Beurteilung von Einzelindikatoren und komple- xen Indikatorsystemen ist die primäre Zielsetzung, die bei der Entwicklung eines Ansatzes verfolgt wurde. Grundsätzlich kann zwischen den Anforderungen der Verwaltung und denen der einzelbetrieblichen Optimierung unterschieden werden.

• Für die landwirtschaftliche Verwaltung stehen Anforderungen an den finanziellen und personellen Aufwand zur Datenerfassung und anschließenden Betriebsbeurteilung als Entscheidungsgrundlage im Vordergrund. Hierfür muß ein Indikatorsystem möglichst einfach und praktikabel einsetzbar sein, die tatsächlichen kausalen Zusammenhänge auf Betriebsebene treten hierbei in den Hintergrund. Die gleichen Aussagen gelten in ähnlicher Weise auch für Indikatorsysteme, mit deren Hilfe auf Regionsebene die Nachhaltigkeit beurteilt werden soll. Bedauerlicherweise werden solche Systeme häu- fig in der landwirtschaftlichen Verwaltung selbst entwickelt und sind nur wenig trans- parent. Auch gibt es kaum wissenschaftliche Publikationen, so dass eine echte Quali- tätsbeurteilung dieser Ansätze nur sehr eingeschränkt möglich ist.

• Im landwirtschaftlichen Betrieb stellt sich die Situation gänzlich anders dar. Zwar sind die o.g. verwaltungstechnisch handhabbaren Parameter ein erster Hinweis auf ökol- ogische Stärken und Schwächen eines Betriebes, für die einzelbetriebliche Optimie- rung sind die Ergebnisse jedoch nicht ausreichend. Sollen Problembereiche eines Be- triebes konkret identifiziert und anschließend verbessert werden, müssen die Kausalzusammenhänge und Wechselwirkungen der Betriebszweige nachvollziehbar abgebildet werden. Es ist daher von herausragender Bedeutung, dass Indikatoren eine solide wissenschaftliche Basis aufweisen, damit es nicht zu Verzerrungen und Fehl- steuerungen in der landwirtschaftlichen Produktion kommt.

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Eng mit der eben dargestellten Unterscheidung verbunden ist als drittes Systematisierungs- kriterium von Indikatoransätzen der zu erwartende finanzielle und zeitliche Aufwand bei der Ermittlung der Indikatoren. Grundsätzlich können hier zwei Extremvarianten unterschieden werden.

Hoher Aufwand Im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen sind eine Reihe von sehr anspruchsvollen und hochkomplexen Indikatorsystemen entstan- den. Die methodische Vorgehensweise ist in der Regel detailliert in Fachzeitschriften veröffentlicht und wird am aktuellen internationalen wissenschaftlichen Standard orientiert. Die Ermittlung der Indikatoren erfordert einen hohen finanziellen Aufwand und ist nur durch hoch- qualifizierte Personen meist über mehrere Jahre intensive For- schungstätigkeit durchführbar. Ziel ist in erster Linie der wissenschaft- liche Erkenntnisgewinn und eventuell die Optimierung von Steue- rungs- oder auch Planungsprozessen auf Feld-, Betriebs- oder Land- schaftsebene

Geringer Aufwand Daneben gibt es viele Indikatorsysteme, die ihren Ursprung vornehm- lich in der landwirtschaftlichen Verwaltung haben. Der Aufwand für die Ermittlung der Indikatoren ist gering, die Anforderungen an die durchführenden Personen sind niedrig. Solche Systeme ermöglichen innerhalb kurzer Zeit anhand von einigen wenigen Betriebsdaten eine erste Beurteilung des Betriebes.

Für alle dargestellten Systematisierungskriterien von Indikatorsystemen (Skalenniveau, abweichende Zielsetzung, Aufwand bei der Erstellung) gilt, dass ein Vergleich der Ansätze nur recht eingeschränkt möglich ist. Die Indikatorsysteme sind insgesamt eher als komplementäre, denn als konkurrierende Ansätze anzusehen. Bedenkenswert ist jedoch, dass auch zwischen unterschiedlichen Bezugsebenen und Zielsetzungen ein Mindestmaß an methodischer Übereinstimmung bestehen sollte, um eventuelle Gegensätze und Fehleinschätzungen zu vermeiden. Idealerweise sollten die Systeme, die mit geringem Aufwand durchgeführt werden können, auch eine solide Basis in wissenschaftlichen Untersuchungen aufweisen und somit nachvollziehbare Ergebnisse liefern, die einer eingehenden Überprüfung standhalten. Aus landwirtschaftlicher Sicht ist hier besonders die Betriebsebene von herausragender Bedeutung, da der Betrieb die wirtschaftende Einheit

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darstellt. Auf der Ebene des Betriebes werden alle wesentlichen Entscheidungen hinsichtlich der Produktionstechnik gefällt, mit der zwangsläufig auch ökonomische wie ökologische Leistungsparameter determiniert werden.

4.1. Andere Bereiche der Volkswirtschaft

Vor dem Hintergrund, dass die Landwirtschaft als Teil der Volkswirtschaft einzuordnen ist, sollen im Folgenden kurz einige umfassende Indikatoransätze zur Beurteilung der Nachhal- tigkeit vorgestellt werden. Zu nennen wäre hier insbesondere das sogenannte grüne Sozial- produkt. Hierbei werden, basierend auf einem Vorschlag der OECD, in jährlichem Rhythmus 33 Umwelt- und Entwicklungsindikatoren veröffentlicht. Große Anstrengungen zur Ent- wicklung einheitlicher Parameter unternimmt auch EUROSTAT (Statistisches Amt der Euro- päischen Gemeinschaft) als offizielle Organisation für die Erhebung und Verwaltung von ökonomischen, aber auch sozialen und ökologisch relevanten Indikatoren auf der Ebene der EU. In Zusammenarbeit mit anderen Organisation wurde inzwischen ein Vorschlag zur Be- rücksichtigung von zehn Indikatoren erarbeitet.

Diese Indikatoren umfassen:

• Bodenqualität,

• Wasserqualität,

• Wasserverbrauch,

• Bodenschutz,

• Biodiversität,

• Habitate für Wildtiere,

• Landschaftsbild,

• Betriebsführung,

• Finanzielle Situation der Betriebe

• Aspekte des ländlichen, sozialen Umfeldes

In der dargestellten Form sind dies allerdings eher Absichtserklärungen für möglicherweise relevante Umwelt- und Sozialaspekte als konkrete Indikatoren, so dass es zu jedem der zehn genannten Bereiche wiederum eine Gruppe von Einzelparametern gibt, die eine umfassende Beurteilung des Umweltzustandes ermöglichen sollen. Für den landwirtschaftlichen Sektor sind eine Reihe von direkten Beziehungen gegeben und teilweise wird die Art der landwirt-

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schaftlichen Produktion sogar explizit in der Bewertung berücksichtigt. So sollen bei der Luftverschmutzung die NOx-Emissionen einbezogen werden. Die Zielgröße Biodiversität berücksichtigt u.a. die Intensität der Landwirtschaft und in der Ressourcennutzung sind Nährstoffbilanzen von Böden als Indikator vorgesehen. Ob und in welchem Umfang die ver- schiedenen Teilindikatoren bzw. die zehn umfassenden Indikatoren weiter aggregiert werden sollen, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht geklärt.

Einige Überlegungen zur Quantifizierung einer umweltgerechten Entwicklung stehen nicht in einem direkten Zusammenhang mit der Diskussion über die Nachhaltigkeit. Aufgrund der inhaltlichen Überschneidungen soll trotzdem an dieser Stelle kurz darauf eingegangen wer- den. So werden in dem vom Umweltbundesamt berechneten DUX (Deutscher Umweltindex) die mittel- und langfristigen Veränderungen von Klima, Luft, Boden, Wasser, Energie und Rohstoffen berücksichtigt. In diesen aggregierten Größen sind dann wiederum mehrere unterschiedliche Einzelparameter zusammengefaßt. Um die verschiedenen Werte vergleichbar zu machen, werden beim DUX die relativen Zielerreichungen jedes Einzelindikators berechnet. Die Einzelwerte der Zielerreichung für die sechs Indikatoren werden abschließend zum DUX addiert und somit gleich gewichtet. Als bewußt gewähltes Gegengewicht zum Aktienindex DAX werden im DUX keine ökonomischen Größen berücksichtigt. Durch diese Einschränkung und den gleichzeitigen Verzicht auf soziale Aspekte ist der DUX nur für Teilbereich der Nachhaltigkeit überhaupt repräsentativ.

Es sei an dieser Stelle noch auf die Bemühungen verwiesen, ein sogenanntes Ökosozialpro- dukt („grünes Bruttosozialprodukt“) zu entwickeln. Basierend auf dem in den USA entwik- kelten „Index of Sustainable Welfare (ISEW)“ sollen dabei alle im Sozialprodukt nicht berücksichtigen Größen integriert werden.

Im einzelnen sind dies:

• Leistungen der Schattenwirtschaft

• Verteilung von Arbeit und Verteilung von Einkommen

• Abnutzung von nicht erneuerbaren Ressourcen

• Kosten der Langzeitschädigung der Umwelt

• Gesundheitsausgaben mit Instandhaltungscharakter

Bei aller Kritik an der Vorgehensweise ermöglicht diese umweltökonomische Gesamtrech- nung zeitabhängige Veränderungen als Grundlage für Trendanalysen zu verwenden, die dann auch als Basis für umweltpolitische Entscheidungen herangezogen werden können.

(20)

Insgesamt ungelöst ist hierbei die ökonomische Bewertung von nicht gehandelten oder han- delbaren Gütern und Dienstleistungen. KIRSPEL (2000) sieht als besonders problematisch die methodischen Schwierigkeiten, die bei der Aggregation und Bewertung der Umweltwirkung vorliegen. Die Erwartungen an eine solche Kalkulation sollten daher nach Ansicht des Autors nicht zu hoch angesetzt werden. Daneben führt seit einigen Jahren das statistische Bundesamt eine sogenannte „Umweltökonomische Gesamtrechung (UGR)“ durch. Hierbei werden durch entsprechende Indikatoren der Ge- und Verbrauch folgender natürlicher Ressourcen erfaßt.

• Produktivität der Naturnutzung

• Energieverbrauch

• Emission von Kohlenstoff

• Materialentnahme / Rohstoffe

• Umweltschutzmaßnahmen

• Umweltbezogene Steuern

Weitere Anstrengungen, die Nachhaltigkeit mit dem Schwerpunkt der ökonomischen Ent- wicklung zu beurteilen, umfassen u.a. Arbeiten der Weltbank, der UN und des Wuppertal- Institutes (SPANGENBERG und BONNIOT 1998, HANLEY et al. 1999). Der Bezug zur Landwirt- schaft ist jedoch nur sehr eingeschränkt oder überhaupt nicht vorhanden, so dass auf eine de- taillierte Darstellung verzichtet wird.

Auf der Grundlage der Untersuchungen der SAM (Sustainable Asset Managment) wird für führende Wirtschaftsunternehmen ein ständig aktualisierter Index der Nachhaltigkeit berech- net. Diese Berechnungen werden in Kooperation mit der Dow Jones Gruppe durchgeführt und sind daher mit den entsprechenden Indizes aus dem Wirtschaftsbereich kompatibel. Derzeit umfaßt der Dow Jones Sustainability Group Index (DJSGI) mehr als 200 Unternehmen, die jeweils die 10 Prozent führenden Unternehmen aus 64 verschiedenen Wirtschaftsbereichen und 33 Ländern repräsentieren. Darüber hinaus gibt es spezielle Indizes, die jeweils be- stimmte Unternehmensgruppen wie Zigarettenhersteller oder Produzenten von Alkoholika ausschließen. Dabei werden die ökonomischen Parameter aller Unternehmen täglich aktuali- siert. Die Daten über alle verfügbaren ökologischen und sozialen Indikatoren unterliegen ei- ner kontinuierlichen Überprüfung. Bemerkenswert ist hierbei, dass nicht nur der status quo der Unternehmen bezüglich verschiedener Nachhaltigkeitskriterien, sondern auch Risikopotentiale in die Untersuchungen mit einbezogen werden.

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Diese wenigen Beispiele sollen nur kurz illustrieren, dass Überlegungen zur Messung der Nachhaltigkeit in vielen Bereichen der Wirtschaft und auf sehr unterschiedlichen Skalenebe- nen inzwischen eine große Bedeutung erlangt haben. Sofern die genannten Ansätze im inter- nationalen Bereich die Landwirtschaft oder Landnutzung betreffen, muß beachtet werden, dass im Regelfall nur die Risiken und Potenziale der Umweltbelastung für natürliche Res- sourcen berücksichtigt werden. Hierbei stehen dann die Folgen wie Erosion, Beeinträchtigung der Wasserqualität, Verlust an Biodiversität usw. im Vordergrund. Dass Landwirtschaft zum weitaus größten Teil für die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen und ausreichend Nahrungsmitteln sowie weiteren Rohstoffen für die außerlandwirtschaftliche Produktion verantwortlich ist, wird genauso übersehen wie eindeutig positive Aspekte der landwirtschaftlichen Produktion wie Energiebindung oder, je nach Anbausystem, Pflege der Kulturlandschaft usw. (CLAYTON und RADCLIFFE 1996). Diese Vorgehensweise entspricht weder dem Diskussionsstand um die Definition einer nachhaltigen Landwirtschaft (CHRISTEN

1996 und 1999, KIRCHMANN und THOVALDSSON 2000), noch ist sie als Grundlage für eine eingehende Auseinandersetzung im Hinblick auf die Wahl geeigneter Indikatoren ausreichend.

4.2. Forstwirtschaft

Die Forstwirtschaft bzw. Forstwissenschaft ist der eigentliche Ursprung des Nachhaltigkeits- gedankens (PETERS 1984, JANSSEN 1990, JOHANN 1993, SCHULER 1993, HUMMEL und SISZYK

1997, CHRISTEN 1996 und 1999). Zu recht bezeichnen LINCKH et al. (1997) die Forstwirt- schaft daher als Wiege des Nachhaltigkeitsgedankens. Ausgehend von einer rein ökonomi- schen Betrachtungsweise wurde der Begriff der Nachhaltigkeit im Verlauf des 18. und 19.

Jahrhunderts in der Forstwirtschaft kontinuierlich um weitere Aspekte der Waldnutzung er- weitert, so dass soziale und ökologische Aspekte eine größere Bedeutung bekamen. Aufgrund der Tatsache, dass zwischen Landnutzung durch Landwirtschaft oder Forstwirtschaft be- trächtliche Parallelen hinsichtlich des multifunktionalen Charakters bestehen, gibt es auch bei den Überlegungen zur Nachhaltigkeit mit den verschiedenen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten erhebliche Übereinstimmungen. So gibt es in der Forstwirtschaft eine Reihe nationaler und internationaler Bemühungen, die Nachhaltigkeit der Produktion durch entsprechende Indikatoren zu überprüfen (RILEY 1995, PUTZ und VIANA 1996, YOUNG et al.

1998, SCHLAEPFER und BÜTLER 1999, PAYN et al. 1999). Bei diesen verschiedenen Ansätzen bestehen allerdings deutliche Unterschiede in der Zielrichtung. Teilweise sind die Untersu-

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chungen nur auf einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit wie die Bodenqualität bezogen (BURGER 1999, KELTING 1999). Andere Konzepte sind breiter angelegt und berücksichtigen auch ökonomische und soziale Aspekte und entsprechen daher eher dem ganzheitlichen An- spruch der nachhaltigen Entwicklung (VARMA 200). Bedeutsam für einen Vergleich mit dem landwirtschaftlichen Bereich sind auch Überlegungen aus der Forstwissenschaft, dass Nach- haltigkeit auf verschiedenen Skalenebenen betrachtet werden kann. So versuchen KO et al.

(1998) die Nachhaltigkeit der Gesamtwirtschaft unter Berücksichtigung der Forstwirtschaft auf Länderebene zu ermitteln. MENDOZA und PRABHU (2000) sowie CHENG et al. (1999) ha- ben als Betrachtungsebene eine Region ausgewählt. PAYN et al. (1999) kombinieren über ent- sprechende geostatistische Verfahren dagegen Untersuchungsergebnisse an einzelnen Bestän- den mit Bodenparametern, um zu detaillierten, kleinräumigen Aussagen über die Nach- haltigkeit zu gelangen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch die Tatsache, dass in der Forstwirtschaft eine nachhaltige Produktionsweise durchaus auch als Verkaufsargument genutzt wird und so seitens der Produzenten Interesse an einer entsprechenden Zertifizierung besteht. LAWES et al. (1999) weisen hierbei darauf hin, dass eine Zertifizierung nur als zweiter Schritt nach der Überprüfung der Nachhaltigkeit anzusehen ist. Voraussetzung ist in jedem Fall die Entwicklung und Anwendung von geeigneten Indikatoren. Ob diese Indikatoren dann tatsächlich nach Effizienzkriterien gegeneinander abgewogen wurden oder ob es sich hier nur um eine Sammlung von Umweltparametern ohne Berücksichtigung der Interaktionen handelt, bleibt unklar (v. ALVENSLEBEN 2000)

Insgesamt verdeutlichen diese kurzen Ausführungen die Gemeinsamkeiten in der Diskussion über Nachhaltigkeit in der Forst- und Landwirtschaft. Fragen der Indikatorauswahl, der Ska- lenebene und auch einer möglichen Zertifizierung werden in gleicher Weise auch für den landwirtschaftlichen Bereich gestellt.

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4.3. Landwirtschaft

4.3.1. Grundsätzliche Kriterien

Die Beurteilung der ausgewählten Indikatoren sollte aus Gründen der Übersichtlichkeit am OECD-Schema von "Driving-force", "State" und "Response" (DSR) orientiert werden. Auf diese Weise ist die Vergleichbarkeit der Systeme gewährleistet und die einzelnen Indikatoren können gegenübergestellt werden. Das DSR-System kann als Standard für die Systematisie- rung der Indikatorsysteme angesehen werden (OECD 1998, CHRISTEN 1999).

• Unter "Pressure"- oder "Driving force"-Indikatoren sind danach alle Produktions- oder Konsumaktivitäten zu nennen, die über die Nutzung natürlicher Ressourcen einen Einfluß auf die Umwelt ausüben können. Als Beispiel zu nennen wären Düngung, Bodenbearbei- tung, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln usw.

• "State"-Indikatoren geben dagegen Auskunft über den Zustand der beeinflußten natürli- chen Ressourcen. Dies umfaßt Größen wie Nitrat im Trinkwasser, Erosion oder Verdich- tung von Böden.

• "Response"-Indikatoren sind die Reaktionen im politischen und/oder gesellschaftlichen Bereich, die sich aus den Veränderungen bei den ersten beiden Kategorien ergeben. Es handelt sich also um Maßnahmen, mit denen direkt oder indirekt versucht wird, Hand- lungsweisen zu beeinflussen, um gewünschte Veränderungen zu erzielen. Dies kann Steu- ern, Verbote aber auch freiwillige Selbstbeschränkungen umfassen.

Für die Beurteilung der Eignung der unterschiedlichen Indikatoren ist insbesondere die Unter- scheidung zwischen "Driving force-" und "State"-Indikatoren von großer Bedeutung. In erster Kategorie sind danach Parameter zusammengefaßt, die Aussagen über eine potenzielle Ge- fährdung beinhalten (Art und Menge der Düngung, Mittelaufwand und Toxizität von Pflan- zenschutzmitteln). Im Unterschied dazu geben "State"-Indikatoren Auskunft über den tat- sächlich vorkommenden Zustand einer Ressource. Wie bereits ausgeführt, werden, basierend auf einem Vorschlag der OECD, in jährlichem Rhythmus 33 Umwelt- und Entwicklungsindi- katoren veröffentlicht.

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Ein Bezug zur Landwirtschaft liegt dabei bei folgenden Indikatoren vor:

• Intensität der mineralischen N- und P-Düngung je Flächeneinheit

• Tierbesatz je Flächeneinheit

• Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Um die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger für die Frage einer nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft in Kenntnis zu setzen, wird auf der Ebene der EU neben den genannten Projekten auf OECD- und EUROSTAT–Ebene die Entwicklung sogenannter „Headline-Indi- katoren“ diskutiert.

Vorgeschlagen wurden hierfür:

• Ausgaben oder Flächenanteil von Agrarumweltprogrammen

• Pestizidrisiko

• Stickstoffbilanz

• Vogelarten auf landwirtschaftlichen Nutzflächen

• Landschaftsvielfalt

Alle genannten Systeme sind noch nicht vollständig ausgearbeitet und auf verschiedenen in- ternationalen Ebenen wird an einer weiteren Entwicklung und Verbesserung der Systeme ge- arbeitet. Für die Europäische Union soll 2003 ein erster Satz von Indikatoren vorliegen.

4.3.2. Systematisierung der Indikatorsuche

Am Anfang der Darstellung der verschiedenen Einzelindikatoren sowie Gesamtindikatoren- konzepte steht die Frage, ob und auf welche Weise die Indikatorauswahl selbst nach formali- sierten Kriterien erfolgen kann. Hierzu gibt es in der wissenschaftlichen Literatur inzwischen einige Beispiele, die jedoch oft nur die konzeptionelle Ebene beschreiben und nicht für die Erstellung von tatsächlich nutzbaren Systemen herangezogen wurden (VERIJKEN 1992, 1997, HEYLAND 1998).

Einen pragmatischeren Ansatz verfolgen HARGER und MEYER (1996) von MÜNCHHAUSEN und NIEBERG (1997), YLI-VIIKARI (1998) sowie GUSTAVSON et al. (1999). Umweltinformationen müssen danach folgenden Anforderungen genügen, um als Indikatoren geeignet zu sein:

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• Indikatoren sollten auf hochwertigen statistischen Daten beruhen. Dies beinhaltet eine große zeitliche und räumliche Differenzierung sowie ein vernünftiges Kosten-Nutzen- Verhältnis bei gleichzeitig hoher Qualität und langer und regelmäßiger Erhebungsdauer

• Indikatoren sollten methodisch abgesichert sein und dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entsprechen. Voraussetzung ist die Validität in Akzeptanz von internationalen Standards. Gleichzeitig sollte die Möglichkeit bestehen, die Indikato- ren in entsprechenden Simulationsmodellen oder Prognosesystemen zu verwenden.

• Eine weitere wichtige Anforderung liegt in der Politikrelevanz und Benutzerfreundlichkeit der gewählten Indikatoren. Nur wenn bestimmte Parameter auch nachvollziehbar und lo- gisch interpretierbar sind, wird ein Indikator erfolgreich eingesetzt werden können.

Gleichzeitig sollten die Indikatoren die Basis für internationale Vergleiche bieten und ex- akte Schwellenwerte aufweisen, um die Bedeutung der ermittelten Werte auch einordnen zu können.

Um die Eignung unterschiedlicher Indikatoren für die Bewertung von Agrar-Ökosystemen zu beurteilen, empfiehlt dagegen BECKER (1997a und 1997b) eine Einordnung in eine zweidi- mensionale Raum-Zeit-Koordination. Danach sind Indikatoren besonders für die Beschrei- bung von Systemzuständen geeignet, wenn sie Aussagen über lange Zeiträume und für große Areale erlauben. Beispiele wären der Zustand der Atmosphäre oder langfristige Veränderun- gen der Landnutzung. Ertragsdaten und Veränderungen von Bodeneigenschaften sind dage- gen eher von kurz- bis mittelfristigem Charakter und weniger sinnvoll. Andere Autoren ver- suchen, geeignete Indikatoren über kritische Belastungswerte auf der Basis von Anpassungen im Agrarökosystem zu definieren und daran anschließend Handlungsempfehlungen für die Produzenten abzuleiten (ALTIERI,1988, HÄRTDLEIN et al., 1997).

DALAL et al. (1999) demonstrieren am Beispiel des australischen Getreideanbaus, dass die Auswahl der Indikatoren ein dynamischer Prozeß ist. Danach sollten möglichst viele Interes- sengruppen aus Landwirtschaft, Industrie, Umweltverbänden und lokalen Arbeitsgemein- schaften an der Entwicklung beteiligt werden, um eine möglichst hohe Akzeptanz der Indi- katoren und der sich daraus ergebenden Handlungsempfehlungen zu gewährleisten. Die Auto- ren schlagen hierzu gemeinsame Workshops mit den genannten Gruppen vor. Für die eigentliche Indikatorfindung empfehlen DALAL et al. (1999) dann eine streng formalisierte Vorgehensweise.

(26)

Danach sollen die möglichen Indikatoren den folgenden Kriterien genügen:

• Reaktionseigenschaften des Indikators auf Veränderungen der Anbautechnik

• Meßbarkeit

• Interpretationsfähigkeit und Vorhandensein von klaren Grenzwerten

• Häufigkeit der Messungen

• Kosten der Datenbeschaffung

• Räumlich und zeitlich differenzierte Erfassungsmöglichkeiten

• Möglichkeiten der Aggregierung der Einzelindikatoren

• Akzeptanz in den beteiligten Interessengruppen

Im Konzept von DALAL et al. (1999) gibt es für jeden der genannten Indikatoren eine Punkt- bewertung, so dass damit ein Vergleich der verschiedenen Indikatoren ermöglicht werden soll. Dabei muss allerdings einschränkend bemerkt werden, dass die Indikatorauswahl bereits den gleichen Schwierigkeiten und Restriktionen unterliegt wie anschließend die Nutzung der Indikatoren zur Beurteilung des Agrar-Umwelt-Systems selbst.

Eine exakt strukturierte Vorgehensweise zur Bestimmung von Indikatoren und die Einord- nung in ein System von differenzierten Werten stellt auch BOSSHARD (2000) vor. In einem sozio-kulturellen Kontext werden in einer hierarchisch strukturierten Vorgehensweise ver- schiedene Indikatoren oder Indikatorgruppen ausgewählt und anschließend an die spezifi- schen natürlichen, kulturellen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen angepaßt.

BOSSHARD (2000) sieht in diesem spezifischen Anpassungsprozeß gleichzeitig den wichtigsten Vor- wie auch Nachteil des Systems. Zum einen ergeben sich auf einer regional- oder projektgebundenen Ebene und nach den jeweils gewählten Kriterien optimale Lösungen.

Dagegen steht allerdings, dass es sich nicht um eine grundsätzlich übertragbare und damit allgemein gültige beste Lösung handelt. Vor dem Hintergrund der Konzeption der Agenda 21 steht diese regionsspezifische Optimierungsstrategie sicherlich in Übereinstimmung mit dem Konzept einer nachhaltigen Entwicklung. Darüber hinaus ist für eine Beurteilung landwirtschaftlicher Anbausysteme auch bedeutsam, dass die Indikatoren einen direkten Bezug zu der landwirtschaftlichen Produktion haben und in vorhersehbarer Weise auf Veränderungen dieses Anbausystems reagieren (CORNFORTH 1999).

Als weitere Möglichkeit die Indikatorfindung zu systematisieren schlagen CLAYTON und RADCLIFFE (1996) als Basis die Nutzung der Systemtheorie vor. Hierbei sollen auch globale, nationale und regionale Bezugsgrößen gewählt werden. Die Autoren nehmen allerdings

(27)

keinen Bezug zur Landwirtschaft, so dass eine Umsetzung nicht überprüft werden kann.

PANNELL und GLENN (2000) versuchen die bislang vorgeschlagenen Einzelindikatoren anhand ihrer jeweiligen ökonomischen Relevanz zu beurteilen. Grundlage sind entscheidungs- theoretische Überlegungen zur Bewertung von Informationen bei Datenunsicherheit.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, läßt sich anhand der Tabelle 1 die Komplexität der vor- liegenden Indikatorsysteme aufzeigen. Einige Indikatoren und Indikatorbereiche sind in na- hezu allen Systemen vorhanden, wohingegen auch in jedem Modell spezielle Ansprüche und regionale Besonderheiten deutlich werden. Anhand der Darstellung wird bereits die Diskre- panz zwischen Wunschvorstellungen und konkreten, praxistauglichen Indikatorsystemen deutlich. So lassen sich einige der genannten Parameter wie Landschaftsbild, natürliche sen- sorische Erlebnisse (Farbe, Geruch, Laute) und Erlebnisse von Ganzheit, Geschichte und Wachstumsrhythmen sicherlich nicht in einem praktikablen Indikatorkonzept nutzen. In der Literatur existieren inzwischen eine Vielzahl von Einzelbeispielen, in denen die unterschiedlichsten Kriterien und Kriterienkataloge zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Anbausystemen oder Betriebsorganisationsformen gegenübergestellt wurden. Neben den konkreten Ergebnissen sind hierbei besonders auch Erfahrungen Praktikabilität, Interpretationsmöglichkeiten und Zeitaufwand der Erhebung von Interesse. Alle vorgeschlagenen Indikatorsysteme beinhalten Aussagen über die Ertragsleistung der angebauten Kulturarten. Darüber hinaus gibt es in der Anzahl, Ausrichtung und Komplexität der Indikatoren beträchtliche Unterschiede bei den verschiedenen Ansätzen. Neben der abweichenden Anzahl von Einzelindikatoren in den verschiedenen Gesamtansätzen unterscheiden sich auch Zahl und Definition der jeweiligen Kategorien, in denen die gewählten Indikatoren jeweils zusammengefaßt werden. Teilweise wurden auch Kategorien aufgestellt, die aufgrund der Übersichtlichkeit in dieser Form nicht in der synoptischen Darstellung aufgenommen werden konnten. Indikatoren können auch je nach Bezugsmaßstab in unterschiedlichen Kategorien eingeordnet werden, so dass hierbei teilweise keine klare Differenzierung möglich ist. Besonders im Hinblick auf eine Aggregierung der verschiedenen Einzelindikatoren kann die Einordnung zu übergeordneten Kategorien jedoch einen beträchtli- chen Einfluß auf den Stellenwert in der Gesamtbewertung ausüben. Zusätzlich wird durch die entsprechende Zuordnung auch die Interaktion mit anderen Einzelindikatoren vorherbe- stimmt. Konkret werden Wechselwirkungen zwischen den Einzelindikatoren jedoch ohnehin kaum berücksichtigt. Die verschiedenen Indikatorsysteme unterscheiden sich darüber hinaus deutlich in ihrer Praktikabilität. Hierbei ist deutlich erkennbar mit welchen Systemensich be-

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reits im gegenwärtigen Zustand praktisch orientiert eine Beurteilung von landwirtschaftlichen Betrieben oder Regionen durchführen läßt (Beispiel REPRO oder KUL/USL) oder welche Systeme bislang eher den Status von Absichtserklärungen mit teilweise recht unscharfen De- finitionen oder Formulierungen erhalten haben (z. B. CLAYTON und RADCLIFFE 1996, STOBBELAAR und van MANSFELD 2000). Die hier vorgestellten Indikatorkonzepte sind zum überwiegenden Teil nur auf reine Ackerbaubetriebe und damit auf viehlose Wirtschaftsweise beschränkt. Aussagen über Haltungsformen und verschiedene Leistungs- sowie Effizienzkri- terien in der tierischen Erzeugung sind dagegen meist nicht enthalten. Ein spezielles Indika- torsystem, das konkret für viehhaltende Betriebe konzipiert wurde, hat HALBERG (1999) vorgeschlagen.

Um die verschiedenen Ansätze zu Systematisieren und damit eine vergleichende Bewertung zu erleichtern, schlägt Hülsbergen (2001) daher folgendes Schema vor (Tab.: 2).

(29)

Tab. 1: Einzelindikatoren in ausgewählten Indikatorsystemen

Autor/en Indikatoren1 Grundsätze, Anbautechnik, Betriebsorganisation Energie YLI-VIIKARI (1999) 32 Landnutzung

Anbautechnik Nährstoffnutzung PSM-Einsatz

Stoffflußanalyse Life cycle assessment Anteil von Recyclingmaterial Energieeffizienz

Nutzung regenerativer Energien ECKERT et al. (1999)

(KUL / USL)

20 N-Saldo

NH3-Emissionen P-Saldo K-Saldo

Gehaltsklassen P, K, Mg Mediane Feldgröße IPS vorhanden PS-Intensität

für Pflanzenbau:

Energieinput Energiesaldo

Energieinput Energiesaldo

(Für den Gesamtbetrieb)

STOBBELAAR und van MANSVELT (2000)

27 Ausreichende Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen

Ökonomische und effiziente Ressourcennutzung nachhaltige, regional angepaßte Anbausysteme

nicht direkt erfaßt

BOUMAN et al. (1999) 13 Landnutzungsvielfalt Kulturartenvielfalt Nährstoffbilanzen für N,P,K Einsatzmenge von PSM

nicht direkt erfaßt

DALAL et al. (1999) Betriebsgröße Betriebsform

Differenz zum Ertragspotential Leguminosenanteil

Wassernutzungseffizienz der Produktion (div.

Effizienzkriterien)

nicht direkt erfaßt

HÜLSBERGEN und DIEPENBROCK (1997)

34 Fruchtfolge Anbaustruktur TM-Ertrag

Schlaggröße und Schlagform Fruchtartendiversität PSM-Einsatz Mineral-N-Einsatz

Nutzung von Informationssystemen Precision Farming

Energiegewinn Energie-Ertrag Energieintensität Energieeinsatz

1 Teilweise handelt es sich hierbei schon um aggregierte Indikatoren, so dass die genaue Anzahl nicht in jedem Fall zu ermitteln ist.

(30)

Tab.2: Systematisierung und Bewertung ausgewählter Indikatormodelle (nach HÜLSBERGEN 2001) Modell Modelltyp System-

ansatz

Systemgrenzen Indikatoren spez. Aus-

richtung

Standort- bezug

Umsetzung

räumlich zeitlich Art Ökologie Ökonomie

OECD Rm I nein P,S,R ja nein + Rahmenkonzept

Lewandowski Rm I (ja) P,S ja nein Emissionen

EMA Bm E,I,Z,A,N nein Betrieb Schlag

Jahr (Tag)

P ja nein Emissionen ++ Software

ESI Bm S,I,Z,A,N (ja) Tag P ja nein abiot.Umwelt ++ Sim.Modell

Girardin Bm I,E,Z,N nein Betrieb Schlag

Jahr (Tag)

P ja nein + Datenbank

KUL / USL Bm I,(B),Z,A,N nein Betrieb Jahr P (S) ja nein abiot.Umwelt + Fragebogen REPRO Bm B,I,(S),Z,A,

N

ja Betrieb Schlag

Jahr (Tag)

P (S) Ja Ja Stoff- und

Energieflüsse

++ Software

Erläuterungen

Quelle: Modell: Indikatoren: Modelltyp:

Lewandowski = LEWANDOWSKI et al. (1999) Rm = Rahmenmodell P = Pressure B = Bilanzierungsmodell Z = Zielwerte

EMA = LEWIS und BARDON (1998) Bm = Basismodell S = State E = Expertensystem A = Datenaggregation

ESI = SANDS und PODMORE (2000) R = Response I = Indikatoransatz N = Normalisierung oder Ranking

Girardin = GIRARDIN et al (1996) S = Simulationsmodell

REPRO = HÜLSBERGEN (2001) KUL / USL = ECKERT et al. (1999)

Referenzen

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