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Archiv "Umweltthema im Februar: Forschungsarbeiten zu Verkehrsschadstoffen" (14.02.1997)

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In jedem Jahr wird eine Viel- zahl von staatlich geförderten For- schungsvorhaben an Universitätsin- stitute oder Firmen vergeben, ohne daß die Öffentlichkeit darüber in- formiert ist. Lediglich das Umwelt- bundesamt veröffentlicht diese soge- nannten F&E-(Forschung und Ent- wicklung-)Vorhaben regelmäßig in der Datenbank UFOKAT.

Eine gründliche Recherche würde so manche Doppel- arbeit unnötig machen be- ziehungsweise interessante Hinweise zu den verschiede- nen Umweltforschungsvor- haben geben.

Im Auftrag des Bundes- ministeriums für Umwelt (BMU) hat die Firma Prognos Consult GmbH in Berlin ein „Aktionspro- gramm und einen Maßnah- menplan zur Bekämpfung erhöhter Ozonkonzentrati- on in Deutschland“ erarbei- tet. Das Forschungsvorha- ben lief nach dreijähriger Dauer Ende Januar dieses Jahres aus. Ziel war es, effi- ziente Minderungsmaßnah- men für die Vorläuferschad- stoffe Kohlenwasserstoff und Stickoxid darzustellen.

Dabei sollten die ver- schiedenen „Schadstoffpro- duzenten“ auf regionaler und überregionaler Ebene berücksichtigt werden. Die Ergebnisse könnten große Auswirkungen auf zukünf- tige politische Entscheidun- gen haben, die die sommer- liche Ozonproblematik be- treffen.

Mit dem gleichen The- ma befaßte sich eine zweite Forschungsarbeit, deren Er- gebnisse auch am Ende dieses Monats präsentiert werden müssen. Das Wup-

pertaler Institut für Klima-Umwelt- Energie erhielt vom BMU den Auf- trag, ein „Modellinstrumentarium zur immissionsseitigen Bewertung von Kfz-Emissionen“ zu entwickeln. Da- bei geht es vor allem um die Frage, wie § 40 Abs. 2 des BImSchG umge- setzt werden kann. Mit Hilfe der For- schungsarbeit soll ein Maßnahmen-

katalog erarbeitet werden, der den gesetzlichen Vorgaben in der Praxis gerecht wird: Messungen zur Ver- kehrsbelastung in Städten sollen mit entsprechenden verkehrslenkenden Maßnahmen verknüpft werden. Zu- dem sollen Schadstoffausbreitungs- modelle weiterentwickelt und Maß- nahmen bewertet werden. Es ist kei- neswegs das Ziel, von der aktuellen Belastungssituation durch Verkehrs- immissionen abzulenken, sondern zu- sätzliche Bewertungskriterien sollen die Messung verkehrsbedingter Emis- sionen ermöglichen.

Neben den BTX-Aromaten (Benzol, Toluol und Xylol) beein- flussen auch Ruß oder lungengän- gige Schwebstaubpartikel (< 10 µm) mit Schwermetall- anlagerungen die Gesamtsi- tuation. Die „Schwellenwer- te“, die den Jahresmittelwer- ten gleichzusetzen sind, lie- gen für Benzol bei 15 µg/m³, für Ruß bei 14 µg/m³ und für Stickstoffdioxid bei 160 µg/m³. Um beim Überschrei- ten dieser Werte verkehrsbe- schränkende Maßnahmen zu prüfen, schreiben die verab- schiedeten Änderungen im BImSchG (23. BImSchV) ab 1. Juli 1995 Messungen für Benzol und Ruß vor. Die Werte werden jedoch nur in speziellen Meßreihen er- hoben, von denen zur Zeit erst wenige existieren. Die von der medizinischen Wirkungsbezogenheit eher schwache Verordnung kann erst umgesetzt werden, wenn bundeseinheitlich ent- sprechende Verwaltungsvor- schriften zum § 40 Abs. 2 BImSchG erlassen werden.

Diese lassen allerdings noch auf sich warten.

Vor allem die BTX- Aromate werden häufig als relevante verkehrstypische Schadstoffe erwähnt. In der bisher einzigen „offiziellen“

Studie der Bundesländer („Krebsrisiko durch Luftver- unreinigungen“) aus dem Jahre 1993 wird der Risiko- anteil für die Entstehung von Krebs durch Luftschadstoffe A-366 (34) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Umweltthema im Februar

Forschungsarbeiten zu Verkehrsschadstoffen

Extrem hohe Stickstoffdioxidbelastungen bis 600 µg/m³ wurden in den süddeutschen Städten registriert. Ungünstige Luftaustauschbedingungen führten insbesondere bei den verkehrsbedingten Luftschadstoffkonzentra- tionen wie Stickstoffdioxid und Benzol zu Beeinträchtigungen der Luftqualität in den Innenstädten. Wegen des krebserregenden Potentials ist eine Risiko- begrenzung durch eine Grenzwertsetzung bei Benzol sehr umstritten.

Stickstoffdioxidbelastung Deutschland von Januar 1997

Datenbasis Monatsmaximalwerte in µg/m³

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bei organischen Verbindungen mit 45 Prozent angesetzt. Dabei wird der Anteil für Benzol auf 5,6 Prozent und der Anteil für PAH (aromatische Kohlenwasserstoffe) auf 22,5 Prozent festgelegt. Hinsichtlich des Krebs- risikos haben Rußemissionen mit einem Anteil von 26,3 Prozent einen hohen Stellenwert.

Dies zeigt deutlich, daß der „me- dienwirksame“ Stoff Benzol das ge- ringste Risiko der Luftschadstoffe aufweist. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß Benzol mittlerweile regelmäßig an den Ver- kehrsmeßstationen der Länder ge- messen wird (33 Meßstationen in Deutschland). Die Meßwerte für Ruß und PAH werden nur an wenigen Sta- tionen kontinuierlich erhoben. Auf- grund gerade getroffener Abspra- chen der Länder für Referenz- meßverfahren bei Ruß und PAH wer- den diese Stoffe zwar regelmäßig ge- messen, die Werte werden aber leider nicht veröffentlicht. Es wäre wün- schenswert, daß sich die Immissions- abteilungen der Länder auf eine monatliche Veröffentlichung der Rußwerte einigen könnten, da gerade die Rußemissionen für die Gesund- heitsvorsorge wichtig sind. Dadurch könnte eine deutlich verbesserte Informationsgrundlage gewährleistet werden.

In einem weiteren Forschungs- projekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- cherheit sollte am Beispiel der Stadt München ein Maßnahmenkonzept zur Reduzierung der Schadstoff- emissionen, die durch Kraftfahrzeuge bedingt sind, erarbeitet werden. Das Ende November 1996 abgeschlossene Projekt hatte zur Aufgabe, neben praktischen Emissionsminderungs- vorschlägen auch Umsetzungskon- zepte für die Öffentlichkeitsarbeit zu erstellen. Es wäre von großer Bedeu- tung, die gemessenen Rußwerte zur Verfügung zu stellen.

Prof. Dr. med. Heyo Eckel Prof. Dr. med. Ulrich Hüttemann Dr. rer. nat. Claus Rink

Rückfragen zur Karte: Georisk GmbH, Schloß Türnich, 50169 Kerpen, Tel 0 22 37/6 12 22 Rückfragen zum Text: Dr. Claus Rink, Fax 0 22 38/45 01 40, e-mail 100526.2351@compuserve.

com, e-mail: Rink. UDS.enviroreport-@t-online.de

A-368 (36) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 7, 14. Februar 1997

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

„Die Krankenhäuser brauchen Praktiker, die den Umweltschutz in den Kliniken umsetzen“, sagte Dr.

med. Horst Pomp, Umweltbeauftrag- ter Arzt der Essener Krankenhäuser, bei der Vorstellung des von ihm in- itiierten Projekts „Ökologie im Krankenhaus“ Mitte Januar in Essen.

Mit dem Ziel, kompetente Mitarbei- ter zu gewinnen, die Umweltschutz- konzepte erarbeiten, starteten die AOK Rheinland, das Arbeitsamt Es- sen und die Management Akademie Essen im November 1994 ein Ge- meinschaftsprojekt: Zehn arbeitslose Akademiker haben sich in zwei Jah- ren zum „Ökologiebeauftragten für Krankenhäuser“ fortgebildet. Finan- ziert wurden diese ABM-Stellen vom Arbeitsamt Essen. Die Teilnehmer ar- beiteten an vier Tagen in der Woche in einem Krankenhaus und absolvierten darüber hinaus ein Aufbaustudium an der Management Akademie Essen.

Die AOK stellte die Infrastruktur für das Projekt und übernahm Sach- und Verwaltungskosten.

Feste Arbeitsplätze

Als Erfolg bezeichnete der Re- gionaldirektor der AOK Rheinland, Heinz Diste, daß seit Oktober letzten Jahres sieben der zehn Wissenschaft- ler einen festen Arbeitsplatz haben und nun zehn Essener Krankenhäuser ökologisch betreuen. Die Kranken- kasse unterstützte das Projekt jedoch auch aus einem anderen Grund: „Der Ansatzpunkt ist“, so Diste, „ökono- mischen Nutzen durch ökologisches Handeln zu erzielen.“ Erreichte Ein- sparungen würden den Krankenhäu- sern jedoch nicht von ihrem Budget abgezogen. „Die Gelder bleiben im Krankenhaus und können für ökolo- gische Investitionen genutzt werden.“

Allerdings wären durch die neuen Gesetze, wie das Kreislaufwirtschafts- gesetz, die DIN-ISO-9000-Reihe oder

die EG-Öko-Audit-Verordnung, rund 600 Millionen DM zusätzlich an Ko- sten angefallen.

Einspareffekte können zur Zeit noch nicht exakt berechnet werden.

Die praktischen Erfahrungen der Teil- nehmer zeigen jedoch, daß ökologi- sches Handeln Kosten reduziert. So rechnet die Chemikerin Cordula Schütze, die sich vor allem mit der Ab- fallogistik beschäftigte, vor: „Die Men- ge an infektiösem Material, das in Son- dermüllanlagen entsorgt werden muß, konnte um 85 Prozent von 8,5 auf 1 Tonne pro Jahr verringert werden.“

Die Entsorgung einer Tonne Sonder- müll kostet das Krankenhaus 7 500 DM. Eine der Aufgaben sei es daher gewesen, bei allen Krankenhausmitar- beitern Verständnis für den Umwelt- schutz zu wecken. Zudem würden statt Einwegmaterialien nun verstärkt Mehrwegmaterialien verwendet, zum Beispiel bei der Wäsche im OP oder in der Küche. Mit der Einführung eines Wertstoffsammelsystems konnte dar- über hinaus der Restmüll reduziert werden. Kosten würden auch dadurch gespart, daß anfallende Verpackungen jetzt wiederverwertet würden.

Neben der Abfallogistik küm- mern sich die Ökologiebeauftragten auch um Fragen der Technik, des Ein- kaufs, der Entsorgung und der Ener- gie. Sie verhandeln mit Produzenten, um ein umweltverträgliches Manage- ment zu etablieren und ökologisch einwandfreie Produkte herzustellen.

„Es bestehen mittlerweile zahl- reiche Kooperationen mit der Indu- strie“, betonte Pomp. Auch die Ärzte würden „ökologisch umdenken“. So könne man bei einer Gallenoperation statt Einwegzangen auch Mehrweg- zangen benutzen. Das Essener Pro- jekt finde, so Pomp, große Anerken- nung. „Wir werden täglich gebeten, Tips und Anleitungen zu geben, wie ökologisches Handeln auch in ande- ren Regionen Deutschlands umge- setzt werden kann.“Dr. Sabine Glöser

Projekt „Ökologie im Krankenhaus“

Ökologisches Handeln

spart Kosten

Referenzen

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