Die Information:
Bericht und Meinung BRIEFE AN DIE REDAKTION
KARIKATUREN
Zu der Karikatur von Dr. med.
Werner Schützler „Eines Ta- ges im Mastektomiebereich", Heft 16/1982:
Plump und dumm
Zum wiederholten Male möchte ich Protest einle- gen gegen diese Art von Karikatur... Gewiß kann man auch Fehler durch Ka- rikaturen deutlich machen, und Selbstpersiflage kann gelegentlich nützlich sein.
Dazu gehört aber etwas mehr Fingerspitzengefühl.
Die Satire gegenüber dem eigenen Bereich bewegt sich stets auf schmalem Grat. Hier wird grobe ärztli- che Fahrlässigkeit zugleich als Gewissenlosigkeit dar- gestellt. Dieses Beispiel ist plump und dumm, und ich frage mich, was damit ei- gentlich erreicht werden soll. Es kann der Ärzte- schaft insgesamt nur scha- den. Kann die Redaktion das wirklich verantworten?
Ich möchte Sie erneut bit- ten, einmal die Wirkung auf Außenstehende zu über- denken . .
Prof. Dr. H. Kuhlendahl Moorenstraße 5 4000 Düsseldorf
Geistige Potenz
Mit zunehmender Verärge- rung habe ich . . . die Machwerke des Herrn Dr.
Werner Schützler zur Kenntnis nehmen müssen.
Ich kann mich den negati- ven Äußerungen der Kolle- ginnen und Kollegen . nur anschließen. Es ist mir unverständlich, daß „Das Organ der Ärzteschaft"
derartige Geistesblitze, die bestensfalls albern, schlimmstenfalls ge- schmacklos und für die Be- troffenen verletzend sind, bringt und dafür auch noch ein Honorar zahlt . Da . .. wiederum ein Bei- trag der Reihe erscheint, ist zu befürchten, daß die Ärz-
teschaft weiterhin mit Bild- chen und vermeintlichen Witzchen vom untersten Il-
lustriertenniveau beglückt werden soll. Ärzte, die von Berufs wegen mit den son- derbarsten Dingen zusam- mentreffen, werden die gei- stige Potenz, die in den Ka- rikaturen und Begleittexten ihren Niederschlag findet, entsprechend einzuordnen wissen. Eine Frage ist nur, wie die Elaborate des Dr.
Schützler auf Nichtärzte wirken.
Dr. med. Alfons v. Hoegen Hamerhütte 19
4050 Mönchengladbach 19
Ins Schwarze getroffen!
Kopfschüttelnd las ich die ... Leserbriefe zu der Sati- re des Kollegen Schützler.
. Ich hatte mir seinerzeit, ganz gegen meine Ge- wohnheit, die Zeichnung ausgeschnitten und mir als dauerndes Memento auf den Schreibtisch gelegt.
Und nun diese empörten Kritiken! Aber wer steht denn als Zielscheibe in der Mitte des Bildes? Wir! Wir selbst! Zuerst die Stations- schwester, die mit gefrore- nem Chlorodontlächeln ih- ren Gottlob intakten Don- nerbusen in die Gegend reckt. Daneben der sanfte Heinrich von Stationsarzt, der die „freudige Nach- richt" säuselt. Und schließ- lich der selbstbewußte Chirurg („Den Uterus möchte ich mal sehen, den ich nicht rauskriege!"), der Wilhelm Buschs Dr. Peli- kan alle Ehre macht.
Die Gefühle der tödlich er- schrockenen Patientin sind allen dreien augenschein- lich total schnuppe. Ken- nen wir nicht alle solche Kollegen? Wie ist es nur möglich, daß die wahre Ab- sicht des Zeichners so ver- kannt werden konnte?
(Von der Absicht des Ärzte- blattes ganz zu schwei- gen.) Sollte es sich etwa
um einen eklatanten Fall von Verdrängung handeln, bei dem das durch die nar- zistische Kränkung emp- findlich getroffene Selbst- gefühl zum Gegenschlag übergehen zu müssen meint?
Ins Schwarze getroffen, Herr Schützler!
Dr. med.
Paul Hans Bamberg Olympische Straße 10 1000 Berlin 19
STERBEN
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. Dieter Reuß „Jeder nach seiner Fasson" (Heft 25/1982), der sich auf den Artikel von Dr.
med. Bernd Mäulen „Leben, Tod und Übergang" (Heft 7/
1982) bezog:
Bekenner
Auf Ihren Artikel . . . möch- te ich ihnen im Geiste die Hand drücken und Ihnen sagen, daß Ihre Zuschrift mich sehr beschämt hat.
Ja, es gibt sicher viele, die auch so denken wie Sie und die es unterlassen, zu bekennen.
Dr. med. Dr. phil.
Lothar Herdt Falkenstraße 26 3000 Hannover 91
—BLÜTENLESE
Wasserkraft
„Der Herrscher ist das Boot, das Volk ist das Wasser. Es ist das Wasser, das das Boot trägt, und es ist das Wasser, das das Boot zum Kentern bringen kann."
(Chinesischer Philosoph um 400 v. Chr.)
TROST
Zu der Satire „Moderne Theo- rien", Heft 16/1982:
Ungewollte Wirkung
Das Rezept ist alt, aber be- währt: Man nehme einen vernünftigen Text eines zu denunzierenden Autors, verkürze ihn auf ein paar Kernsätze (die immer noch vernünftig bleiben, so ein Pech!), ergänze hie und da ein Frage- oder Ausrufezei- chen und würze das Ganze mit einer Prise Zynismus (denn Ärzte lieben ja be- kanntlich solcherart Hu- mor); nun braucht man dem Verfasser nur noch jegliche Sachkenntnis ab- zusprechen (der ist ja auch
„nur" Ehrendoktor einer medizinischen Fakultät), und schwupp! — fertig ist eine Satire von höchster Qualität, sozusagen als
„Emser Depesche" gegen die Gesundheitsbildung.
Nur — mma 1982 ist nicht Bismarck 1870, er bringt es nur auf Westentaschenfor- mat, denn „der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, der zu ver- wunden glaubt" (Goethe, Tasso). Immerhin ist es mma auf diese Weise ge- lungen, die Thesen von Herrn Dr. Schlemmer (die im übrigen auch von nam- haften, sonst im ÄRZTE- BLATT gern zitierten Medi- zinern vertreten und wis- senschaftlich begründet werden) einem breiten Le- serkreis auch außerhalb Baden-Württembergs zu- gänglich zu machen; so wird die Satire also viel- leicht noch zu einem „Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Goethe, Faust I). Zum Trost für mma: Keiner ist Meister ge- worden, dem nicht auch mal ein Werk mißlang (rus- sisches Sprichwort).
Dr. med. Axel Bauer Eichenwaldstraße 11 7506 Bad Herrenalb 1
Ausgabe B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 31 vom 6. August 1982 11