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Archiv "Arbeitsmedizin: Wie Stress auf Dauer das Herz schädigt" (06.03.2009)

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A448 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 10⏐⏐6. März 2009

M E D I Z I N R E P O R T

D

as Auftreten einer koronaren Herzkrankheit (KHK) wird durch Stress am Arbeitsplatz begüns- tigt, diese Erkenntnis ist nicht neu.

Unklar waren bislang die genauen zugrunde liegenden Mechanismen.

In einer britischen Studie wurden deshalb folgende Fragen untersucht:

Steigt bei höherem Stress am Ar- beitsplatz die Inzidenz der korona- ren Herzkrankheit und der Risiko- faktoren? Ist dieser Zusammenhang bei der arbeitenden Bevölkerung ausgeprägter? Wirkt Stress am Ar- beitsplatz direkt durch eine Aktivie- rung neuroendokriner Mechanismen und/oder indirekt durch risikorei- cheres Verhalten der Betroffenen?

Die Untersuchungen sind Teil der sogenannten Whitehall-II-Studie, in der 10 308 Angestellte in London seit 1985 beobachtet werden. Die Teilneh- mer wurden zu verschiedenen Zeit- punkten klinisch untersucht und/oder mussten einen Fragebogen ausfüllen:

>Phase 2: 1989 bis 1990

>Phase 3: 1991 bis 1993

>Phase 4: 1995

>Phase 5: 1997 bis 1999

>Phase 6: 2001

>Phase 7: 2002 bis 2004 Als KHK wurde ein tödliches Koronarereignis oder ein Herzin-

farkt mit oder ohne Angina pectoris eingestuft. Als weitere Risikofakto- ren wurden Alkoholkonsum, kör- perliche Aktivität, Rauchen und un- gesunde Ernährung registriert. Im Mittel wurde ein Zeitraum von zwölf Jahren erfasst (Eur H Journal 2008; 29: 640–8).

In Phase 7 lebten noch 9 692 Teil- nehmer und 6 484 kamen zur klini- schen Untersuchung. 7 721 Teilneh- mer hatten in Phase 2 angegeben, dass sie in Phase 1 und 2 unter Stress am Arbeitsplatz litten. Sie litten in Phase 7 häufiger unter KHK als die entsprechenden Vergleichsteilneh- mer. Je größer der Stress war, umso höher die KHK-Wahrscheinlichkeit.

Von einer KHK betroffen waren allerdings vorwiegend jüngere Ar- beitnehmer. Die Teilnehmer, die in Phase 2 zwischen 37 und 49 Jahre alt waren, hatten ein deutlich hö- heres KHK-Risiko mit einer klaren

„Dosis-Wirkungs-Beziehung“: je mehr Stress, desto höher das Risiko.

Ältere Teilnehmer, die in der Pha- se 2 zwischen 50 und 60 Jahre alt waren, zeigten nur eine geringe Assoziation zwischen Stress und KHK. Erklärt wird dies unter ande- rem damit, dass sich bei den Senio- ren durch den Ruhestand die Lage

wieder entspannte und damit auch das KHK-Risiko sank. Hinzu kom- men altersbedingte andere Risiko- faktoren für eine KHK, durch die die Bedeutung von Stress am Arbeits- platz als Risikofaktor sinkt.

Höherer Stress am Arbeitsplatz ging mit einer höheren Inzidenz des metabolischen Syndroms einher.

Berechnungen ergaben, dass das metabolische Syndrom einen Anteil von etwa 16 Prozent am erhöhten KHK-Risiko durch Stress am Ar- beitsplatz hat.

Die Gestressten aßen weniger Obst und Gemüse, bewegten sich weniger und waren häufiger über- gewichtig. Außerdem tranken die Gestressten kaum Alkohol. Stress verringerte die Herzfrequenz-Varia- bilität und erhöhte die Cortisolspie- gel am Morgen. Dies deutet auf di- rekte Wirkungen von Stress auf das autonome Nervensystem und neu- roendokrine Funktionen hin.

Fazit: Dauerstress am Arbeits- platz schadet der Gesundheit. Diese Erkenntnis ist zwar nicht völlig neu, in der aktuellen Studie mit einer großen Teilnehmerzahl konnte aber eine eindeutige Beziehung zwischen Stress und KHK gezeigt werden.

Nicht unbedingt erstaunlich, weil schon fast selbstverständlich: neu- roendokrine Mechanismen und Ver- haltensfehler spielen eine Rolle.

Wer frustriert ist, isst mehr; wer gestresst ist, mag sich nicht noch zu- sätzlich viel bewegen. Das wissen wir schon lange, aber dieser Zusam- menhang ist jetzt von der Arbeits- gruppe um Tarani Chandola in Lon- don wissenschaftlich korrekt nach- gewiesen. Erstaunlich allerdings der Befund zum Alkoholkonsum, den man sich nach der Lebenserfahrung anders vorgestellt hat.

Immerhin: Der deutschen Arbeits- agentur ist der Zusammenhang zwi- schen Gesundheitsschädigung und Stress am Arbeitsplatz offenbar schon länger klar. Arbeitnehmer, die aus gesundheitlichen Gründen, zum Bei- spiel wegen Mobbing, kündigen und eine entsprechende ärztliche Be- scheinigung vorweisen können, un- terliegen nicht der sonst üblichen Sperrfrist bei der Bewilligung von

Arbeitslosengeld. I

Dr. rer. nat. Susanne Heinzl

Wie Stress auf Dauer das Herz schädigt

ARBEITSMEDIZIN

Wie Stress auf Dauer das Herz schädigt

Psychische Dauerbelastung begünstigt ungesunden Lebensstil, aktiviert aber auch direkt neuroendokrine Funktionen.

Foto:Photothek

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